Heidelberger Geschichtsverein e.V. (HGV)

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Zeittafel zur Heidelberger Geschichte ab 1933

[4. Januar 1933: im Haus des Bankiers Kurt Freiherr von Schröder in Köln sondieren Franz von Papen (Zentrum) und Adolf Hitler (NSDAP) die Möglichkeiten einer Regierungsbildung von konservativen und nationalsozialistischen Kräften. Nachdem die NSDAP nicht als Juniorpartner gewonnen werden kann, stimmt von Papen der Bildung eines Kabinetts unter Hitler zu („Geburtsstunde des Dritten Reiches“)]

11. Januar 1933: Stadtrat und Bürgerausschuß beschließen die Anlage eines Ehrenfriedhofs für die Gefallenen des Weltkriegs auf dem Ameisenbuckel und die Verlegung der Kriegergräber vom Zentralfriedhof am Neckar dorthin (vgl. 22. Mai 1933)

18. Januar 1933: Reichsgründungsfeier (1871) der Universität Heidelberg. Festredner: Wilhelm Salomon-Calvi (1868-1941)

18./20. Januar 1933: Wahlen zum Studentenparlament bzw. zum AStA der Universität Heidelberg (Rote Studentenfront 118 Stimmen (3,5%, 2 Sitze), Republikanischer Hochschulblock (275 Stimmem, 4 Sitze), Görresgruppe (402 Stimmen, 7 Sitze), Nationaler Block (476 Stimmen), NSDStB (1097 Stimmen, 27 Sitze). NSDStB und Nationaler Block erreichen die Zweidrittelmehrheit. Zum Vorsitzenden des Asta wird der 26jährige Medizinstudent und NS-Studentenführer Gustav Adolf Scheel gewählt. Stellvertreter: Erich Hübinger, der Vorsitzende des Stahlhelm-Studentenbundes Langemarck. (vgl. Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt Nr. 27 (2023), herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V., Nr. 27 (2022), S. 98)

[22. Januar 1933: Zusammenkunft Hitlers mit Otto Meißner (1880-1953) und Oskar von Hindenburg in der Dahlemer Villa Ribbentrops]

28. Januar 1933: die Reichsregierung führt ein freiwilliges Werkhalbjahr für Abiturienten ein

28. Januar 1933: RK Kurt von Schleicher erklärt nach einem Gespräch mit Hindenburg den Rücktritt seiner Regierung und empfiehlt dem Reichspräsidenten, Hitler zu seinem Nachfolger zu ernennen

[30. Januar 1933: Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler und Vereidigung auf die Verfassung. Fackelzug der Nazis durch die Wilhelmsstraße in Berlin. - Vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ernennt Reichspräsident Paul von Hindenburg entgegen den Bestimmungen der Reichsverfassung Werner von Blomberg (1878-1946) zum Reichswehrminister (ab 1935 Reichskriegsminister) und befördert ihn zum General der Infanterie.]

31. Januar 1933: Koalitionsregierung Hitler. Franz von Papen wird Vizekanzler, Wilhelm Frick Reichsinnenminister, Göring Reichsminister ohne Geschäftsbereich (außerdem Reichskommissar für das preußische Innenministerium und damit Dienstherr der gesamten preußischen Polizei, sowie Reichskommissar für Luftfahrt), H. H. Lammers Chef der Reichskanzlei. - Die „Volksgemeinschaft“ titelt: „Deutschland hat endlich einen Führer

[1. Februar 1933: der Theologe Dietrich Bonhoeffer hält den Radiovortrag „Wandlungen des Führerbegriffes“. Er fordert darin eine Begrenzung totaler Machtfülle des Kanzleramtes durch rechtsstaatliche Ordnung]

4. Februar 1933: Die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes schränkt die Versammlungs- und Pressefreiheit weitgehend ein und erteilt dem Reichsinnenminister weitreichende Vollmachten. Die vom Reichspräsidenten erlassene und vom Reichskanzler, dem Innenminister und dem Justizminister gegengezeichnete Notverordnung war als „Schubladenverordnung“ bereits vom Kabinett Papen geplant worden. Sie wird am 6. Februar 1933 im Reichsgesetzblatt verkündet und tritt am folgenden Tag in Kraft.

8. Februar 1933: Universitätsrektor Willy Andreas versichert in einem Brief an Prof. Victor Goldschmidt (†8. Mai 1933) anläßlich von dessen 80. Geburtstag, díe Portheim-Stiftung werde "stets ein Ruhmesblatt in der Geschichte unserer Ruperta-Carola bilden" (vgl. 20. April 1933)

[11. Februar 1933: Die Kampffront Schwarz-Weiß-Rot, ein Wahlbündnis aus Deutschnationaler Volkspartei und Stahlhelm, de facto von der DNVP dominiert, wird gegründet und tritt nur zur Reichstagswahl am 5. März des Jahres an, bei der sie 8 % der Stimmen erreicht]

[15. Februar 1933: der preußische kommissarische Kultusminister Bernhard Rust schließt den Vorsitzenden der Sektion für Dichtkunst Heinrich Mann und die Bildhauerin Käthe Kollwitz aus der Preußischen Akademie der Künste aus]


18. Februar 1933: Der „Pfälzer Bote“ wird vom Reichsinnenministerium für 8 Tage verboten

[19. Februar 1933: Das Freie Wort, antinationalsozialistische Protestkundgebung mit etwa 900 Teilnehmern in der Kroll-Oper in Berlin]

[19.-21. Februar 1933: Mathaisemarkt in Schriesheim. Jüdische Viehhändler oder Kaufleute nehmen nicht teil]

20. April 1933: der Universitätsrektor Willy Andreas beurlaubt Prof. Victor Goldschmidt als o. Honorarprofessor bis auf weiteres (vgl. 8. Februar 1933, 5. 4. 1933)

[27. Februar 1933: Brand des Reichstagsgebäudes in Berlin]

[28. Februar 1933: Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat...gegen Verrat am deutschen Volk(„Reichstagsbrandverordnung“)]

1. März 1933: Großkundgebung des Zentrum in der Stadthalle

3. März 1933: Der „Pfälzer Bote“ meldet den gescheiterten Versuch der Heidelberger SA, das Kolpinghaus (Ingrimstraße 2, ab 1937: Merianstraße 1) zu stürmen

4. März 1933: „Die deutsche Geisteswelt für Liste 1. Erklärung von 300 deutschen Universitäts- und Hochschullehrernerscheint im Völkischen Beobachter. Die Erklärung enthält einen Wahlaufruf für die Reichstagswahlen vom 5. März 1933 zugunsten der NSDAP unter dem Reichskanzler Adolf Hitler. (u.a. von Friedrich Endemann unterzeichnet)

4. März 1933: Das Heidelberger Tageblatt meldet die Verhaftung von 20 Funktionären der KPD, darunter der Stadträte Franz Böning und Anton Böhner

[4. März 1933: US-Präsident F. D. Roosevelt tritt sein Amt an]

5. März 1933: Reichtagswahl: Wahlbeteiligung in Heidelberg: 91,1%. NSDAP: 24.781 Stimmen (45,9% gegenüber einem Landesdurchschnitt von 45,4% und einem Reichsdurchschnitt von 43,9%; Mannheim: 35,5 %). Zentrum: 8204 Stimmen. SPD: 7983 Stimmen. KPD: 5969 Stimmen. DNVP: 3812 Stimmen. DDP: 1398 Stimmen. CSV: 1157 Stimmen. DVP: 906 Stimmen. Im Stadtteil Rohrbach erhält die NSDAP 53 % der Stimmen.

Am 5. März 1933, dem Tag der Wahlen, traf ich frühmorgens auf der Brücke ((Heinrich)) Rickerts Assistenten, den Privatdozenten August Faust, ein guter Gelehrter, der zwei Bücher schrieb, die heute noch zu lesen sind, über den Begriff der Möglichkeit. Am Morgen der Wahl sagte er mir: "Ich hoffe doch sehr, daß die demokratischen Parteien nun wirklich gewinnen werden." Am Abend sah ich denselben August Faust auf der Alten Brücke. Er war zum Nationalsozialisten geworden, da die Nationalsozialisten zusammen mit Hugenberg die absolute Mehrheit hatten. Er sagte mir: "Wer bin ich als Individuum, daß ich mich dem Willen meines Volkes entgegensetzen kann?" Er wurde zu einem eifrigen Nationalsozialisten, der sofort eine Professur erhielt. Dieser Umfall war sehr charakteristisch.“ (Raymond Klibansky im Gespräch mit Michael Buselmeier, 15. Mai 1994, aus: [Michael Buselmeier], Erlebte Geschichte erzählt 1994-1997. Michael Buselmeier im Gespräch mit (...). Hg. Von der Stadt Heidelberg. Heidelberg 2000, S. 29)

6. März 1933: auf dem Heidelberger Rathaus wird die Hakenkreuzfahne gehißt   (Protokoll des Heidelberger Stadtrats, 25. Juni 1933 https://ns-ministerien-bw.de/wp-content/uploads/2016/10/Zur-NS-Macht%C3%BCbernahme-in-Heidelberg.pdf)

8. März 1933: das Gewerkschaftshaus in der Rohrbacher Straße 13-15 wird zwei Tage nach einer ergebnislosen Durchsuchung durch die Polizei von SS und SA unter „Bewachung“ gestellt (vgl. 12. März 1933, 2. Mai 1933)

8. März 1933: der frei gewählte, bereits dezimierte Heidelberger Stadtrat tagt zum letzten Mal  

8.  März 1933: das Kinderheim der Internationalen Arbeiterhilfe (Schlierbaach, Gutleuthofhang 40) wird von SA überfallen und zerstört

[8. März 1933: NSDAP-Gauleiter Robert Wagner (1895-1946) wird vom Reichsinnenministerium zum Reichskommissar in Baden ernannt (vgl. 11. März 1933)]

9. März 1933: der Heidelberger Polizeidirektor Heinrich Athenstädt (DDP, 1882-1949) wird beurlaubt, am 25. August 1933 auf eigenen Antrag in den Ruhestand versetzt. Er flieht aus Heidelberg, um der Verhaftung zu entgehen. Nachfolger: Regierungsrat Otto Henninger (1884-1965, NSDAP).

[9. März 1933: RK Hitler läßt die 81 Mandate der KPD im Reichstag annullieren, so daß die NSDAP über eine Mehrheit von 53,5 Prozent verfügt]

[11. März 1933: der Gauleiter Baden der NSDAP Robert Wagner (1895-1946) übernimmt durch Staatsstreich als Reichsstatthalter die badische Regierung. Der Historiker Ludwig Paul Schmitthenner (1884-1963) wird zum Staatskommissar ernannt (vgl. 8. März 1933). Otto Wacker (1899-1940) übernimmt kommissarisch das Amt des Ministers für Kultus und Unterricht und ebenfalls kommissarisch am 18. April 1933 das Amt des Justizministers in Baden. Ab dem 6. Mai 1933 ist er ordentlicher Minister für Kultus und Unterricht einerseits sowie Justiz andererseits. Das Amt des Justizministers übt er bis zum 31. Dezember 1934 aus, danach wird die Landesjustizverwaltung dem Reichsjustizministerium unterstellt]

11. März 1933: Heidelberger SA- und SS-Männer ziehen an verschiedenen öffentlichen und Universitätsgebäuden (darunter auch dem Institut für Sozial- und Staatswissenschaften, InSoSta, Palais Weimar, Hauptstraße 235) zur Feier der Ernennung des badischen Reichskommissars Wagner Hakenkreuzflaggen auf. Alfred Weber, seit 1923 Leiter des Instituts, läßt die Flagge wieder einholen. Am nächsten Tag schützen bewaffnete Posten die Flagge. Alfred Weber schließt aus Protest das InSoSta.

12. März 1933: die SA stürmt das sozialdemokratische Volkshaus in der Rohrbacher Straße 13-15, in dem sich Büros von Freien Gewerkschaften, Reichsbanner und SPD befinden. Die Redaktion der sozialdemokratischen „Volkszeitung“ in der Schröderstraße 39 wird von NS-Verbänden besetzt und deren Redakteure werden inhaftiert. Die  „Volkszeitung“ wird „bis auf weiteres“ verboten (vgl. 8. März 1933, 2. Mai 1933)

[12. März 1933: der "Erlaß des Reichspräsidenten über die vorläufige Regelung der Flaggenhissung" bestimmt, daß "bis zur endgültigen Regelung der Reichsfarben die schwarz-weiß-rote Fahne und die Hakenkreuzflagge gemeinsam zu hissen sind" (verkündet am 17. März 1933). Damit sind die Farben schwarz-rot-gold abgeschafft]

13. März 1933: Verpflichtung der Heidelberger Polizei durch Robert Wagner, Reichskommissar für Baden, auf dem Universitätsplatz


[14. März 1933: Dr. Joseph Goebbels wird Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda]

15. März 1933: der Heidelberger Stadtrat bekennt sich zur neuen Reichsregierung

[16. März 1933: Loyalitätserklärung der Deutschen Akademie der Dichtung gegenüber der Regierung. Gerhart Hauptmann, Oskar Loerke, Georg Kaiser und Alfred Döblin, der jedoch als Jude seinen Austritt erklärt, und viele andere unterschreiben]


[17. März 1933: der Freiburger SPD-Landtagsabgeordnete Christian Daniel Nußbaum erschießt bei einer Hausdurchsuchung zwei Polizeibeamte. Diese Tat dient den Nationalsozialisten als Anlaß für weitere Verhaftungen insbesondere von SPD-Mitgliedern]

18. März 1933: die Wohnungen von Heidelberger Kommunisten werden durchsucht, alle kommunistischen Stadtverordneten werden verhaftet  

20. März 1933: Werbeveranstaltung der HJ auf dem Wredeplatz

[21. März 1933: "Tag von Potsdam". Zusammenkunft der Reichstagsabgeordneten, mit Ausnahme derjenigen von SPD und KPD, und Reichspräsident Paul von Hindenburg in der Potsdamer Garnisonkirche]

[21. März 1933: „Verordnung des Reichspräsidenten zur Abwehr heimtückischer Angriffe gegen die Regierung der nationalen Erhebung“ (vgl. 20. Dezember 1934)]

[23. März 1933: Der Reichstag tritt in der Berliner Kroll-Oper zusammen. Regierungserklärung von RK Hitler. Der SPD-Politiker Otto Wels hält die letzte freie Abgeordnetenrede]

[24. März 1933: der Reichstag verabschiedet mit den Stimmen aller Parteien außer der SPD das „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“. Artikel 1 legt fest: »Reichsgesetze können außer in dem in der Reichsverfassung vorgesehenen Verfahren auch durch die Reichsregierung beschlossen werden.« Artikel 2 bestimmt: »Die von der Reichsregierung beschlossenen Reichsgesetze können von der Reichsverfassung abweichen ...«]

25. März 1933: „Heidelberger Gespräch“ (vertrauliches Gespräch ehemaliger Angehöriger des Marianne-Weber-Kreises (darunter Eugen Täubler) angesichts der neuen politischen Situation)

[25. März 1933: Erlaß des Reichskommissars Robert Wagner für den Bereich der badischen Staatsverwaltung, künftig "alle dienstlichen Beschaffungen … unter Ausschluß von Warenhäusern, Einheitspreisgeschäften, Konsumvereinen und ähnlichen Einrichtungen beim deutschen Einzelhandel vorzunehmen"]

27. März 1933: Besetzung von Arbeitsamt und Ortskrankenkasse Heidelberg durch SS und Stahlhelm

[27. März 1933: Massenkundgebung im Madison Square Garden (New York) gegen die rassistische deutsche Politik. - Die Times (London) veröffentlicht die Entscheidung des "Jewish Board of Deputies", der Vertretung der in Großbritannien ansässigen Juden, er wolle sich nicht in innerdeutsche Angelegenheiten einmischen. Boykottmaßnahmen und Protestversammlungen seien 'spontane Ausbrüche der Empörung' einzelner Personen, aber nicht vom Board organisiert]

[27. März 1933: Japan tritt wegen der Zustimmung zum Lytton-Report aus dem Völkerbund aus]

28. März 1933: Der badische evangelische Prälat Julius Kühlewein läßt in allen Kirchen Badens ein Hirtenwort verlesen, in dem er die Übernahme der gesamten Regierungsgewalt in Baden durch die Nationalsozialisten begrüßt und dem neuen Staat die Mitarbeit der Kirche anbietet: „Evangelische Glaubensgenossen, was wir seit Jahren gehofft und ersehnt haben, ist gekommen. Unser deutsches Volk hat sich in seiner großen Mehrheit zu einer starken nationalen Front zusammen geschlossen und sich einmütig hinter die Männer gestellt, die das Oberhaupt unseres Reiches zur Führung des deutschen Volkes berufen hat. Wir haben auch heute allen Grund, Gott zu danken, daß er unser Volk nicht versinken ließ, sondern es in letzter Stunde vor dem Untergang bewahrte.“   (vgl. November 1945)

[28. März 1933: die deutschen katholischen Bischöfe nehmen ihre Warnungen vor Hitler und ihre Verurteilung der Ideologie der NSDAP zurück]

[30. März 1933: Austritt des SPD-Vorsitzenden Otto Wels aus der Sozialistischen Arbeiter-Internationale, um sich von deren Aufruf zum Kampf gegen den Faschismus zu distanzieren (am 18. 5. 1933 widerrufen)]

31. März 1933: Oberbürgermeister Dr. Carl Neinhaus in einem Schreiben an alle städtischen Ämter: „Unter Übersendung einer Abschrift der Anordnung des Herrn Reichskommissars für das Ministerium des Inneren vom 30. ds. Mts. ersuche ich wegen der Einstellung aller an marxistische Vereinigungen hier bezahlten Beihilfen, Zuschüsse etc. sofort das Nötige zu veranlassen.“ (Darunter fällt auch die Arbeiterwohlfahrt Heidelberg; vgl. 23. Mai 1933)

1. April 1933: Wirtschaftsboykott der Nationalsozialisten gegen Juden. Die Läden jüdischer Geschäftsleute, die Praxen jüdischer Ärzte und die Kanzleien jüdischer Rechtsanwälte werden unter der Regie der SA aktiv boykottiert. - Propagandazug der SA durch Heidelberger Geschäftsstraßen zum Marktplatz. - Veranstaltung der NSDAP in der Stadthalle. Redner: Kreispropagandaleiter Dr. Alfred Reuter, Mannheim ("man werde für jeden christlichen Geschäftsmann, der zugrunde geht, einen Juden aufhängen").

1. April 1933: Hans-Walter Bettmann, Sohn des Dermatologen Siegfried Bettmann, begeht Suizid, nachdem ihm seine Entlassung als Gerichtsassessor aus „rassischen“ Gründen angekündigt worden war


5. April 1933: der badische Reichskommissar des Innern Robert Wagner gibt (zur "Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung") den „badischen Judenerlaß“ heraus (Beurlaubung aller „Angehörigen der jüdischen Rasse“ aus dem öffentlichen Dienst) (vgl. 7. April 1933)

6. April 1933: Jugendkundgebung der HJ in der Stadthalle

7. April 1933: Oberbürgermeister Dr. Carl Neinhaus ordnet an, daß sämtliche in den Beständen der Heidelberger Volksbibliothek befindlichen Bücher und Zeitschriften, „die ausgesprochen bolschewistische, marxistische, pazifistische oder atheistische [sic] Tendenzen aufweisen, ...für den öffentlichen Ausleiheverkehr zu sperren“ seien

7. April 1933: das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums (BBG) bestimmt, Angehörige des öffentlichen Dienstes, „die nach ihrer bisherigen politischen Betätigung nicht die Gewähr dafür bieten, daß sie jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten“, sowie solche „nicht arischer Abstammung“ aus dem Dienst zu entlassen. Als „nicht arisch“ gilt jede Person, die einen Eltern- oder Großelternteil hat, der der jüdischen Religion angehört. Diese Bestimmungen gelten nicht für Kriegsteilnehmer. - 76 Angehörige der Stadtverwaltung und 26 Heidelberger Universitätslehrer werden entlassen - Auch „nicht arischen“ Ärzten und Rechtsanwälten wird die Zulassung entzogen, wenig später wird der „Arierparagraph“ auch gegen Apotheker, Wissenschaftler, Journalisten und Künstler angewendet.

10. April 1933: der „Pfälzer Bote“ wird vom Reichsinnenministerium für 3 Tage verboten

10. April 1933: ein Reichsgesetz benennt den ersten Mai als „Tag der nationalen Arbeit“ (1934 wird der 1. Mai durch eine Gesetzesnovelle zu einem „Nationalen Feiertag des deutschen Volkes“ erklärt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der 1. Mai 1946 durch den Alliierten Kontrollrat bestätigt)


12. April 1933: Satzung der Deutschen Studentenschaft (Einführung des Führerprinzips, Abschaffung des AStA)

13. April 1933: das badische Kultusministerium erläßt ein Immatrikulationsverbot für jüdische Studierende

18. April 1933: den kommunistischen Stadträten und Stadtverordneten wird untersagt, ihr Mandat auszuüben (vgl. 26. April 1933)

19. April 1933: erster Mensurtag im Beisein von Professoren unter Führung des Rektors der Universität Heidelberg

21. April 1933: Premiere von Hanns Johsts „Schlageter“ im Stadttheater Heidelberg

[21. April 1933: das rituelle Schlachten (Schächten) wird im Deutschen Reich verboten]

[21. April 1933: das KZ Kislau bei Mingolsheim wird bis zum 1. April 1939 betrieben]

25. April 1933: das Gesetz gegen die Überfüllung der Schulen und Hochschulen wird erlassen. Die Zahl jüdischer Studierender wird auf einen Anteil von 5% der Gesamtstudentenschaft beschränkt.

26. April 1933: Auflösung und Neubildung von Bürgerausschuß und Stadtrat. Reduzierung der Zahl der Mitglieder. Ausschluß der kommunistischen Mandatsträger (vgl. 18. April 1933). Neue Zusammensetzung der Stadtverordneten aufgrund des Gleichschaltungsgesetzes: keine Frau; 20 NSDAP, 6 SPD, 7 Zentrum, 3 DNVP. Neue Zusammensetzung des Stadtrats: 7 NSDAP, 2 SPD, 2 Zentrum, 1 Kampffront Schwarz Weiß Rot. - „Kommunistische Funktionäre“ werden von Heidelberg ins Konzentrationslager Kislau verbracht. Der Antrag, Adolf Hitler zum Ehrenbürger der Stadt Heidelberg zu ernennen, wird zurückgestellt. (vgl. 23. Mai 1933)

29. April 1933: NSDStB-Studenten unter Führung von NS-Studentenführer Gustav Adolf Scheel besetzen das Haus der jüdischen Verbindung Bavaria (Hauptstraße 244)

[29. April 1933: Hermann Göring gründet den Reichsluftschutzbund und unterstellt ihn dem Reichsluftfahrtministerium (1944 in die NSDAP überführt)]

April 1933: mindestens 45 Mitarbeiter der Stadtverwaltung werden aus politischen Gründen entlassen, 228 Nationalsozialisten werden eingestellt

April 1933: Max Freiherr von Waldberg, seit 1889 Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Heidelberg, verzichtet auf seine Lehrveranstaltungen „um unliebsames Aufsehen zu vermeiden“

[1. Mai 1933: reichsweite, zeitlich unbegrenzte Mitglieder-Aufnahmesperre der NSDAP (ausgenommen „Angehörige der Hitler-Jugend, welche das 18. Lebensjahr vollenden, Angehörige der NSBO und alle jene, welche Dienste in der SA oder SS leisten.“) (revidiert am 20. April/1./10. Mai 1937 bzw. August 1939)]

1. Mai 1933: Kundgebung des ADGB mit ca. 10.000 Teilnehmern auf dem Universitätsplatz. OB Dr. Carl Neinhaus erklärt öffentlich seinen Eintritt in die NSDAP - – Ludwig Knörr und Genossen hissen auf dem Büchsenacker eine rote Fahne, die von SA wieder heruntergeholt wird

2. Mai 1933: die SA stürmt das Gewerkschaftshaus in der Rohrbacher Straße 13-15/Ecke Riedstraße („Arthushof“). 8 Gewerkschafter und der Gastwirt werden verhaftet. (vgl. 12. März 1933). Die Gewerkschaften werden aufgelöst, ihr Vermögen beschlagnahmt.

[6. Mai 1933: Walter Köhler (1897-1989) ist bis zum Ende des NS-Regimes badischer Ministerpräsident, Vorsitzender des badischen Staatsministeriums, Minister für Finanzen und Wirtschaft, Präsident des badischen Staatsrates]

8. Mai 1933: der Kristallograph Victor Goldschmidt stirbt in Salzburg. - Das Kuratorium der v. Portheim-Stiftung gibt dem Mineralogisch-Kristallographischen Institut den Namen Victor-Goldschmidt-Institut für Kristallforschung

4. Mai 1933: der Direktor der Psychiatrischen Klinik Karl Wilmanns wird vom Dienst beurlaubt und in Untersuchungshaft gebracht (Er hätte behauptet, „Hitler habe im ersten Weltkrieg an einer psychogenen Blindheit gelitten und sei deshalb im Lazarett gewesen“)

6. Mai 1933: der Historiker Ludwig Paul Schmitthenner wird zum Staatsrat (ressortloser Minister) in der badischen Landesregierung ernannt (vgl. 11. 3. 1933)

[10. Mai 1933: Beschlagnahme des Parteivermögens der SPD]

[16. Mai 1933: Schaufahrt verhafteter prominenter Sozialdemokraten durch Karlsruhe ins KZ Kislau]

17. Mai 1933: „Feierliche Verbrennung von marxistischen und undeutschen Schriften auf dem Universitätsplatz“ durch Studenten der Universität Heidelberg („Die Zuschauer drängten sich um den abgesperrten Platz in unübersehbaren Mengen, im übrigen vollgeladen mit Schaulust, Freude und pfälzer Ausgelassenheit“, Heidelberger Tageblatt, 18. Mai 1933) (vgl. 17. Juni und 16. Juli 1933)

[17. Mai 1933: „Friedensrede“ Adolf Hitlers. Zustimmung von 65 SPD-Reichstagsabgeordneten zum außenpolitischen Programm der Hitler-Regierung. Die Abgeordneten des Reichtags, darunter auch die der SPD, singen stehend das Horst-Wessel-Lied]

19. Mai 1933: der Historiker Ludwig Paul Schmitthenner (1884-1963) wird zum außerordentlichen Professor für Kriegsgeschichte und Wehrkunde an der Universität Heidelberg berufen (vgl. 1. Oktober 1933)

19. Mai 1933: Bücherverbrennung in Mannheim. - In der New York Times erscheint auf Seite 9 ein Artikel mit der Überschrift Heidelberg Burns ‚Un-German’ Books. Students of University Stage Deferred Celebration in Front of Schurman Hall.http://select.nytimes.com/gst/abstract.html?res=F00F14FC3E5F1A7A93CBA8178ED85F478385F9

22. Mai 1933: Stadtrat und Bürgerausschuß beschließen die Errichtung eines Ehrenfriedhofs für die Gefallenen des Weltkriegs auf dem Ameisenbuckel (Plan: Oberbaurat Friedrich Haller) vgl. 1907, 11. Januar 1933)

23. Mai 1933: Stadtrat und Bürgerausschuß treten in neuer Zusammensetzung zur Eröffnungssitzung zusammen. Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Heidelberg an Adolf Hitler und Philipp Lenard  

23. Mai 1933: die Arbeiterwohlfahrt Heidelberg wird aus dem Vereinsregister gestrichen. Das Pachtgrundstück der Arbeiterwohlfahrt auf dem Bierhelderhof samt aller darauf errichteten Gebäude fällt dem Treuhänder des Landes Baden anheim (vgl. 31. März 1933)

26. Mai 1933: „Schlageter-Feier“. Errichtung eines Schlageter-Ehrenmals im Bismarckgarten

[26. Mai 1933: Rundschreiben des badischen Kultusministeriums an die Universitäten, daß künftig die "Mitwirkung von Dozenten nichtarischer Abstammung" an Doktorprüfungen nicht mehr gestattet sei]

[26. Mai 1933: Das studentische Mensurfechten wird durch die Änderung des § 210a StGB straffrei gestellt (vgl. 1926)]

[27. Mai 1933: Freiburger Rektoratsrede von Martin Heidegger mit dem Titel Die Selbstbehauptung der Deutschen Universität ("Nicht Lehrsätze und Ideen seien die Regeln eures Seins. Der Führer selbst und allein ist die heutige und künftige deutsche Wirklichkeit und ihr Gesetz.")]

31. Mai 1933: erster Bürgermeister Friedrich Wielandt (1871-1946) wird vor Ablauf seiner Dienstzeit zwangsweise zur Ruhe gesetzt (Nachfolger ab Juni 1933: Otto Wetzel, (Ingenieur, 5. 4. 1905-1982, Marktplatz 3, 1929-1931 Kreisleiter der NSDAP Heidelberg, 1930 Mitglied des Stadtrats, bis 1932 als Fraktionsführer der NSDAP))

Mai 1933: der Heidelberger Seniorenconvent verpflichtet die aktiven Mitglieder der Verbindungen, sich binnen drei Tagen einem der sog. nationalen Verbände (SA, SS, Stahlhelm) anzuschließen

2. Juni 1933: OB Carl Neinhaus überträgt Wilhelm Schneider (1895-1978, Mitglied der NSDAP seit 1. 5. 1933) die Leitung des städtischen Personalamts (vgl. 25. März 1945)

[10. Juni 1933: Gründung des Reichskolonialbundes als Dachorganisation diverser Kolonialgesellschaften und Verbände; vgl. 12. Mai 1936, 15. Februar 1943] https://de.wikipedia.org/wiki/Reichskolonialbund

12. Juni 1933: die Gesellschaft der Tiergartenfreunde Heidelberg wird gegründet   (vgl. 17. Juli 1933)

16. Juni 1933: Volkszählung im Deutschen Reich. Heidelberg hat 84.641 Einwohner, davon 53.843 evangelische (62,5%), 27.587 katholische (33%), 281 sonstige Christen, 1102 Israeliten (= 1,30%). 10,11% der Einwohner sind 60 Jahre oder älter, 28,23% sind unter 20 Jahren.

17. Juni 1933: Bücherverbrennung auf dem Jubiläumsplatz (?) in Heidelberg durch die HJ. Hauptredner: Stadtbibliothekar Georg Zink (durch Dauerregen verhindert) (vgl. 17. Mai 1933, 16. Juli 1933) vgl. http://www.antroposmoderno.com/antro-articulo.php?id_articulo=189

[17. Juni 1933: Bücherverbrennung auf dem Schloßplatz in Karlsruhe]

18./19. Juni 1933: Handschuhsheimer Kerwe

[19. Juni 1933: Ausschluß der jüdischen Mitglieder aus dem Parteivorstand der SPD auf einer "Reichskonferenz" in Berlin]

[ 21.-26. Juni 1933: "Köpenicker Blutwoche". Verhaftungs-, Folter- und Mordaktion der SA auf Zivilisten in Berlin-Köpenick. Etwa 500 Gegner des Nationalsozialismus werden von der Köpenicker SA-Standarte 15 gefangengenommen, gedemütigt, gefoltert; ein Teil der Verfolgten wird ermordet oder erliegt den Folgen der Folterungen. Opfer sind Mitglieder von KPD und SPD, des Reichsbanners, des Deutschnationalen Kampfringes (DNVP), Juden, Gewerkschafter und Parteilose]

[22. Juni 1933: Reichsinnenminister Wilhelm Frick untersagt der SPD jede politische Betätigung, annulliert die Abgeordnetenmandate, läßt das Parteivermögen einziehen und zirka 3000 Funktionäre verhaften]

23. Juni 1933: Verbot von SPD und KPD in Baden. Die Stadträte der SPD werden von ihren Ämtern ausgeschlossen   (vgl. 4. März 1933, 18. April 1933)

24. Juni 1933: Uraufführung des Heimatstücks „Dorf in Not“ von Irma von Drygalski vor ca. 1000 Jugendlichen durch den Burgspielverein im Hof der Tiefburg Handschuhsheim (vgl. 10. Juli 1932)

25. Juni 1933: Protokoll des Heidelberger Stadtrats, 25. Juni 1933 https://ns-ministerien-bw.de/wp-content/uploads/2016/10/Zur-NS-Macht%C3%BCbernahme-in-Heidelberg.pdf

25. Juni 1933: Die SPD-Stadträte Adolf Rausch und Heinrich Kilger werden verhaftet und ins KZ Kislau gebracht   (Aus derVolksgemeinschaft“, 26. Juni 1933 https://ns-ministerien-bw.de/wp-content/uploads/2016/10/Zur-NS-Macht%C3%BCbernahme-in-Heidelberg.pdf)

[27. Juni 1933: Selbstauflösung der DNVP. Ihre Reichstagsabgeordneten schließen sich der NSDAP-Fraktion an]

28. Juni 1933: „Kundgebung gegen das Versailler Friedensdiktat“ der Universität Heidelberg

[29. Juni 1933: der Führerrat der Evangelischen Jugend Badens beschließt, auf das Tragen von Schulterriemen zu verzichten, nachdem diese verboten worden waren (vgl. 19. Dezember 1933)]

30. Juni 1933: Professor Martin Heidegger hält in der Universität Heidelberg eine Rede über „Die Universität im Neuen Reich“

30. Juni 1933: Verhaftung von 30 Angehörigen der Freien Turnerschaft

[30. Juni 1933: Waffenstudententag in Goslar. Der Allgemeine Deutsche Waffenring (ein Zusammenschluss mehrerer Dachverbände von schlagenden Studentenverbindungen, 1919-1935) verabschiedet ein Bundesgesetz: Alle angeschlossenen Verbände müssen bis Februar 1934 die „Judenfreiheit“ nachweisen]

Juni 1933: die Deutsche Studentenschaft ordnet die Arbeitsdienstpflicht der Studenten und Studentinnen an (vgl. 1935)

Juni 1933-1934: Otto Wetzel (5. 4. 1905-1982; 1929-1931 Kreisleiter der NSDAP Heidelberg) wird erster Bürgermeister (bis November 1935, Nachfolger bis 1945: Max Genthe)


[1. Juli 1933: Vizekanzler Franz von Papen tritt aus der Reichsregierung aus und wird außerordentlicher Gesandter in der deutschen Botschaft in Wien, 1939 Botschafter in Ankara]


3. Juli 1933: der Direktor der Psychiatrischen Klinik Karl Wilmanns wird aufgrund §4 des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ (aus „politischen Gründen“) entlassen. vgl. http://www.psychologie.uni-heidelberg.de/cfg/instber-4a.html

[3. Juli 1933: in Hessen wird das „Gesetz zur Durchführung von Feldbereinigung zum Zwecke der Arbeitsbeschaffung im Zuge der Riedmelioration“ erlassen. In 13 Gemeinden der Provinz Starkenburg wird das Feldbereinigungsverfahren auf einer Fläche von 200.000 ha angeordnet. Im Verlauf dieses Meliorations- und Siedlungsprogramms entstehen die beiden Orte Riedrode und Worms-Rosengarten]

[6. Juli 1933: RK Hitler verkündet das „Ende der nationalsozialistischen Revolution“]

6. Juli 1933: die Zentrumspartei Ziegelhausen löst sich auf

7. Juli 1933: Aufführung von Beethovens 9. Symphonie im Schloßhof im Beisein von Reichsstatthalter Robert Wagner und Reichsleiter Alfred Rosenberg

[7. Juli 1933: Verordnung zur Sicherung der Staatsführung]

8. Juli 1933: der „Pfälzer Bote“ ändert seinen Namen in „Heidelberger Volksblatt. Tageszeitung für das katholische Volk

8.-10. Juli 1933: Doppeljubiläum der Handschuhsheimer katholischen Kirchengemeinde (450jähriges Bestehen der Kirche, 25jähriges Priesterjubiläum des Stadtpfarrers Franz Rudolf, 1920-1954 Pfarrer von St. Vitus) (vgl. Heidelberger Neueste Nachrichten / Heidelberger Anzeiger, [Jg. 24], Nr. 157, Mo., 10.07.1933, S. 3)

[12. Juli 1933: Aberkennung des Reichstagsmandates von Theodor Heuss]

[13. Juli 1933: der „Deutsche Gruß“ wird zur allgemeinen Pflicht erklärt]

[14. Juli 1933: durch das Gesetz gegen die Neubildung von Parteien wird die NSDAP als einzige Partei anerkannt und die Neubildung von Parteien unter Strafe gestellt]

[14. Juli 1933: durch das Gesetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der Staatsangehörigkeit kann die Naturalisation von Personen rückgängig gemacht werden, die nach "völkisch-nationalen Grundsätzen" als "nicht erwünscht" gelten]

15. Juli 1933: "Gesetz zur Einschränkung von Maschinen in der Zigarrenindustrie" erlassen (am 1. Juli 1958 aufgehoben)

16. Juli 1933: Bücherverbrennung auf dem Universitätsplatz (vgl. 17. 5. 1933, 11. November 1937)

17. Juli 1933: die gemeinnützige GmbH „Kurpfälzischer Tiergarten mit Vogelwarte“ wird gegründet. Geschäftsführer bis Ende 1938: Otto Fehringer, Studienrat und Ornithologe. (vgl. 12. Juni 1933)

19. Juli 1933: die „Studentenhilfe Heidelberg e.V.“ (gegründet am 18. Dezember 1922) wird in „Studentenwerk Heidelberg e.V. (Wirtschaftsamt der Studentenschaft der Universität Heidelberg)“ umgewandelt. Die neue Satzung des Vereins wird einer vom Reichsministerium des Innern für alle Studentenwerke zuvor aufgestellten Mustersatzung angeglichen.

[20. Juli 1933: Konkordat des Deutschen Reiches mit der Kurie - Gesetz zur Ergänzung des Berufsbeamtengesetzes]

[23. Juli 1933: vom Staat anberaumte Wahlen in der Evangelischen Kirche. Die „Deutschen Christen“ setzen sich mit ca. 70 % der Stimmen gegen die „Jungreformatorische Bewegung“ durch]

[25. Juli 1933: für die mit der „Machtergreifung“ zusammenhängenden Straftaten ergeht vom Reichsjustizminister Franz Gürtner ein „Gnadenerweis“]

31. Juli 1933: 8931 Erwerbslose in Heidelberg (Höhepunkt)  

Juli 1933: die Führung der NSDAP untersagt den Boykott gegen die Warenhäuser, einschließlich gegen Geschäfte mit Besitzern jüdischen Glaubens (aus Befürchtung vor Arbeitsplatzverlusten). - Hermann Göring enthebt die Führung des Ende 1932, Anfang 1933 gegründeten "Nationalsozialistischen Kampfbunds für den gewerblichen Mittelstand". Er wird im August 1933 in die Nationalsozialistische Handwerks-, Handels- und Gewerbeorganisationen (NS-HAGO) überführt. Diese werden 1935 in die Deutsche Arbeitsfront (DAF) eingegliedert.

Sommer 1933: das städtische Forstamt Heidelberg errichtet am Strangwasen (Handschuhsheimer Mühltal) eine Holzblockhütte

Sommer 1933: der sog. Hexenturm wird als Kriegerehrenmal für die im 1. Weltkrieg gefallenen Studenten und Dozenten der Universität Heidelberg eingerichtet (vgl. November 1932, 9. November 1933)

6. August 1933: Beginn der Bauarbeiten zum Tiergarten auf dem Gelände des Zentralfriedhofs am Neckar (Architekt: Max Strang, vgl. 20. November 1934)

21. August 1933: Badische Hochschulverfassung. Die badischen Universitäten übernehmen das Führerprinzip. Ihre akademische Selbstverwaltung ist damit aufgehoben. Neubesetzung der Rektoren und Dekane durch die nationalsozialistische Regierung. Der personellen Säuberung folgt die organisatorische Gleichschaltung.

[6. September 1933: Einführung des Arierparagraphen in der evangelischen Kirche auf der altpreußischen Generalsynode in Berlin]

9. September 1933: Grundsteinlegung zur Albertus-Magnus-Kirche (St. Albert, Bergheim, Weihe am 26. Mai 1935)

12. September 1933: 250. Gedenktag der Befreiung Wiens von den Türken. Gedenkfeiern.

[22. September 1933: Der Tannenberg-Bund – Arbeitsgemeinschaft völkischer Frontkrieger- und Jugendverbände, ein völkischer Verein, der sich vorwiegend aus Frontkämpfern des Ersten Weltkriegs bildete und am 5. oder 7. September 1925 unter entscheidender Mitwirkung des späteren Reichsarbeitsführers Konstantin Hierl (1875-1955 Heidelberg) gegründet wurde, wird durch die Nationalsozialisten verboten]

[24. September 1933: Fritz Engler-Füßlin (1891-1966) wird Landesbauernführer der Landesbauernschaft Baden und Gauamtsleiter für Agrarpolitik]

[September 1933: das Reichsnährstandgesetz tritt in Kraft]

16. September 1933: Trauung von Carl Cerff, Reichsfunkleiter im Stab der Reichsjugendführung, mit Inge Helber, Obergauführerin des BDM in Baden, im Beisein von Reichsstatthalter Robert Wagner in der Christuskirche (Weststadt) durch Oberkirchenrat Fritz Voges (Karlsruhe)  

17. September 1933: erstmals durchgehender Straßenbahn-Verkehr auf der neuen Uferstraße (Wieblingen-Bismarckplatz-Karlstor-Neckargemünd).

22. September 1933: die Schlierbacher Landstraße zwischen Karlstor und „weißem Übergang“ wird dem Verkehr übergeben. Bau eines Fußgängerstegs als Verbindung zum Valerieweg. Begradigung der Schlierbacher Landstraße am Jägerhaus (vgl. 20. November 1933)

[22. September 1933: Gründung der Reichskulturkammer]

26. September 1933: Wohnsiedlungsgesetz. Damit wird das Gebiet zwischen Neckar, Grenze zu Dossenheim, alter Gemarkungsgrenze zwischen Handschuhsheim und Neuenheim, und einer Linie, die in Verlängerung der Quinckestraße bis zur Güterbahnlinie und an dieser entlang bis Dossenheim zieht, von jeder städtischen Bebauung ausgeschlossen, ebenso die Hänge Wilde Roth, Steinberg, Zapfenberg. Von diesem „Landvorbehalt“ ausgenommen sind nur „Ansiedlungen von Angehörigen der Handschuhsheimer Bauernschaft, die sich auf ihrem Besitz anzubauen wünschen (Glaskulturen)“  

[September 1933: die evangelische Nationalsynode in Wittenberg wählt Ludwig Müller (Deutsche Christen) zum Reichsbischof]

[September 1933: „Parteitag des Sieges“ der NSDAP]

[29. September 1933: das Reichserbhofgesetz tritt in Kraft] http://www.verfassungen.de/de/de33-45/reichserbhof33.htm

30. September 1933: Feierstunde auf dem Universitätsplatz zwecks Eingliederung der Jugendorganisation des Stahlhelm ("Scharnhorst") in die HJ  

[September 1933: US-Außenminister Cordell Hull stimmt auf der 7. Panamerikanischen Konferenz in Montevideo dem Grundsatz zu, daß kein Staat das Recht habe, in die inneren und äußeren Angelegenheiten eines anderen Staates einzugreifen]

1. Oktober 1933-Februar 1937: der Jurist Wilhelm Groh (*1890) ist Rektor der Universität Heidelberg

1. Oktober 1933: Gründung der Kriegsgeschichtlich-wehrkundlichen Abteilung des Historischen Seminars. Leitung: Prof. Paul Schmitthenner (1884-1963).

1. Oktober 1933: Dr. Annemarie Fraenkel, Leiterin des Evangelischen Gemeindedienstes, wird für kurze Zeit in „Schutzhaft“ genommen und von der Evangelischen Landeskirche aus rassischen Gründen entlassen

[1. Oktober 1933: Reichserntedankfest]

[4. Oktober 1933: das Schriftleitergesetz, in dem Berufszugang und Aufgaben des Schriftleiters (Redakteurs) festgeschrieben werden, wird verabschiedet (in Kraft getreten am 1. Januar 1934). Mit Inkrafttreten des Gesetzes verlieren etwa 1300 Journalisten ihre Arbeit]

7. Oktober 1933: Besichtigung der Ausgrabungen am Heiligenberg durch die Mitglieder des NS-Lehrerbunds unter Leitung von Regierungsrat Dipl.-Ing. Carl Koch (1885-1957) ("Erscheinen Pflicht")

12. Oktober 1933: erster offizieller Besuch des Reichsstatthalter Robert Wagner in Heidelberg (schulfreier Tag)

[13. Oktober 1933: Verkündigung des Gesetz zur Gewährleistung des Rechtsfriedens (Androhung der Todesstrafe für Morde an Staatsbeamten, Soldaten, Beteiligten an Gerichtsprozessen etc. sowie für Herstellung oder Einfuhr hochverräterischer Schriften)]

14.-25. Oktober 1933: Brauner Markt in der Stadthalle

15.-22. Oktober 1933: Reichs-Handwerkswoche (Heidelberger Handwerker-Woche)

[19. Oktober 1933: Deutschland tritt aus dem Völkerbund aus]

3. November 1933: Richtfest des Südflügels der Neuen Universität (Redner: Rektor Groh, 1934 fertiggestellt)

9. November 1933: Trauerkundgebung („Heldenehrung“) der Heidelberger Studenten für die Gefallenen der nationalsozialistischen Bewegung am Ehrenmal im Hexenturm. Rede des Kanzlers der Universität, Prof. Johannes Stein, in SS-Uniform

9. November 1933: Eingliederung der städtischen Handelshochschule Mannheim in die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg (damit auch Eingliederung des Psychologischen Instituts sowie des ab 1934 so benannten Dolmetscher-Instituts). 1934 Ausgliederung in die neugegründete „Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät“ in die der Universität Heidelberg (vgl. 1935)

10. November 1933: Wahlkundgebung von Oberbürgermeister Carl Neinhaus in der Stadthalle vor den Mitarbeitern der Stadtverwaltung. Er fordert sie zu einem positiven Votum bei der Reichstagswahl und der Volksabstimmung über den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund auf.

11. November 1933: Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat zur Feier der „nationalsozialistischen Revolution“ des Jahres auf einer Festveranstaltung in der Alberthalle in Leipzig als Gelöbnis deutscher Gelehrter. Titel: „Mit Adolf Hitler für des deutschen Volkes Ehre, Freiheit und Recht!“ http://www.archive.org/stream/bekenntnisderpro00natiuoft#page/129/mode/1up

[12. November 1933: Volksabstimmung über Deutschlands Austritt aus dem Völkerbund]

14. November? 1933: erster Spatenstich zum Bau der neuen Chirurgischen Universitätsklinik (Neuenheimer Feld, fertig 1939)

14. November 1933: Ersatz des Madonnen-Standbildes auf dem Kornmarkt durch Kopie

19. November 1933: Deutscher Luthertag (450. Geburtstag). Lutherfeier der evangelischen Gemeinden Heidelbergs im großen Saal der Stadthalle (musikalische Leitung: Prof. Dr. Poppen)

20. November 1933-1934: Verlegung des Abschnitts zwischen Karlstor und Neckargemünd der Reichsbahnstrecke Heidelberg-Würzburg auf eine bergseitige Trasse. Die Bahnübergänge Karlstor und „Weißer Übergang“ werden beseitigt, das „Zigeunerhäuschen“ und die Färberei Grün (Schlierbacher Landstraße 3-7) am Hausacker werden zerstört. Am Hausacker wird eine Brücke errichtet. Dies ermöglicht den übergangsfreien Betrieb der Straßenbahn-Neckartalbahn (Linie 5). Sie wird nach Wieblingen verlängert. (vgl. 17. September 1933, 28. Juni 1938)

22. November 1933: Stiftungsfeier der Universität Heidelberg

[24. November 1933: das deutsche Tierschutzgesetz wird erlassen]

[24. November 1933: "Gesetz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher" (legalisiert Zwangseinweisung in Pflegeanstalten und Kastration)]

25. November 1933: Otto Schafheutle (*1905) übernimmt das Café Krall (Hauptstraße 94, 1834 von Martin Krall gegründet) und eröffnet es als Theatercafé

[25. November 1933: Rede von Professor Martin Heidegger bei der feierlichen Immatrikulation in Freiburg ("Der deutsche Student als Arbeiter")]

27. November 1933: Baubeginn der Handschuhsheimer Nutzwasserversorgung für die Bewässerung des Feldes. Beginn der Erdarbeiten beim Pumpwerk Siebenmühlental durch den FAD. (vgl. 1928)

November 1933: Umzug der Heidelberger Volksbibliothek von der Hauptstraße 197 in die Plöck 2a (bis 1932 Verwaltungsgebäude des katholischen Waisenhauses; vgl. 1865)

1. Dezember 1933: als erster Ordinarius der Universität Heidelberg wird aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 der Professor für Romanische Literaturwissenschaft Leonardo Olschki zwangsweise in den Ruhestand versetzt

[1. Dezember 1933: ein Gesetz bestätigt die NSDAP als einzige Trägerin der politischen Willensbildung des deutschen Volkes]

2. Dezember 1933: das Haus Theaterstraße 10 soll in Zukunft als Haus der Jugend Verwendung finden. – Der Marktplatz in Neuenheim wird gepflastert.

2. Dezember 1933: Reichspräsident v. Hindenburg empfängt in Berlin OB Dr. Neinhaus, der zum bevollmächtigten Vertreter Badens beim Reichsrat ernannt worden war

3. Dezember 1933: Tag des deutschen Pferdes in Heidelberg

[5. Dezember 1933: die Deutsche Nachrichtenbüro GmbH DNB), die offizielle, zentrale Presseagentur des Deutschen Reichs zur Zeit des Nationalsozialismus, entsteht aus dem Zusammenschluß des Wolffschen Telegraphen Bureaus (WTB) und der 1913 gegründeten Telegraphen-Union (offiziell wird es am 11. Januar 1934 in Berlin gegründet)]

[14. Dezember 1933: Stefan George (*12. 7. 1868 Büdesheim) stirbt in Minusio bei Locarno]

[19. Dezember 1933: Abkommen über die Eingliederung der evangelischen Jugend in die Hitlerjugend]

22. Dezember 1933: Eröffnung der Heidelberger Volksbibliothek in der Plöck 2a (Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Freitag 10-13 Uhr, 17-20 Uhr). Die Städtische Lesehalle und Volksbücherei weist 42.338 ausgeliehene Bände auf (1932: 60.321; „Rückgang infolge Ausleihsperrung von zerlesenem Schrifttum“) (Leiter 1906-1941: Georg Zink)

Dezember 1933: die Stadt Heidelberg schreibt einen Ideenwettbewerb aus „zur Erlangung von Vorschlägen und Entwürfen über die Errichtung eines Kurhauses in Verbindung mit einer Trink- und Wandelhalle auf dem Gelände des Stadtgartens und Neptungartens in Heidelberg“. „Die Gaisbergstraße fällt als Fahrstraße fort, sie bleibt nur ein Durchgang für Fußgänger“. (Heidelberger Neueste Nachrichten 288, 9. 12. 1933, S. 5)

1933: in Ziegelhausen werden folgende Straßen/Plätze neu oder umbenannt: Karl-Pflaumer-Straße (bisher: Kleingemünder Weg), Adolf-Hitler-Platz (Kreuzung vor der katholischen Kirche), Horst-Wessel-Platz (1946-1975 „Friedrich-Ebert-Platz“), Robert-Wagner-Straße - Ziegelhausen hat 4789 Einwohner

1933: Karl Odenwälder, seit 1931 Leiter der Ortsgruppe Ziegelhausen der NSDAP, wird Bürgermeister von Ziegelhausen

1933: Fusion von Turnverein und Sportverein Handschuhsheim zum TSV 1886 (vgl. 3. März 1946)

1933: im Verlag Heinrich Fahrer, Heidelberg-Handschuhsheim, erscheint Handschuhsheim und seine Geschichte von Herbert Derwein

1933: Herrmann Hollenbach gründet in der Plöck (?) ein Schuhgeschäft (seit 1984 im Besitz von Karl Menzel, seit 2003 in der Hauptstraße)

1933: Verlegung des Schuhhaus Pfersdorf in die Sophienstraße 11a (vgl. 1898, 1908)

1933: die ehemalige Waschküche am Ende des Ostflügels der Kirchheimer Mühle wird zu einem zweigeschossigen Wohnhaus umgebaut (vgl. 1854, 1898)


1933: Karl Dieterich gründet am Wredeplatz eine Werkstatt für Optik und Feinmechanik (heute „Optik-Dieterich“)

1933: der 1. Heidelberger Harmonika-Club wird gegründet (ab 1951: Heidelberger Harmonika-Freunde)

1933: die Villa Menge (Zeppelinstraße 33) wird als „Haus Salem“ Altersheim (vgl. 1948)

1933: Benennung der Gartenanlagen am Philosophenweg: Eichendorff-Anlage und Hölderlin-Anlage

1933: die jüdischen Kaufleute Hermann Tietz und Leonhard Tietz werden von den Nationalsozialisten enteignet. Aus der Leonhard Tietz AG wird die Westdeutsche Kaufhof AG. (siehe 1934)

[1933: die Arabian-American Oil Company (ARAMCO) wird gegründet]

1933/34: Die St. Vituskirche in Handschuhsheim wird nach Norden erweitert, das Kirchenschiff auf Nord-Süd-Achse umorientiert (Architekt: Franz Sales Kuhn; vgl. 4. Oktober 1936)

1933-1945: Johannes Bähr (1880-1958) evangelischer Pfarrer in Wieblingen

[1933-1945: Erwin Merkel (1904-1992) Bürgermeister von Dossenheim]

[1. Januar 1934: das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses tritt in Kraft (erlassen am 14. Juli 1933)]

1. Januar 1934: Wilhelm Schneider (1895-1978, Mitglied der NSDAP seit 1. 5. 1933) wird Fachschaftsleiter für die Gemeindebeamten im Reichsbund der Deutschen Beamten (vgl. 2. Juni 1933, 25. März 1945)

[26. Januar 1934: deutsch-polnischer Nichtangriffs-Vertrag (am 28. April 1939 gekündigt)]

[30. Januar 1934: das dritte Gleichschaltungsgesetz beseitigt die Eigenstaatlichkeit der Länder]

5. Februar 1934: Verordnung über die deutsche Staatsangehörigkeit auf Grund des Gesetzes über den Neuaufbau des Reichs. Erstmals wird im Deutschen Reich eine deutsche Staatsangehörigkeit eingeführt.

16. Februar 1934: Prof. Johannes Stein wird Nachfolger von Richard Siebeck auf dem Lehrstuhl für Innere Medizin der Universität Heidelberg (1941: Straßburg)

März 1934: Saar-Kundgebung in der Stadthalle („Der Männerchor im TSV Handschuhsheim bringt das „Deutsche Lied“ erhebend zum Vortrag“)

8. März 1934: Otto und Ilse Gronki eröffnen in der Ladenburgerstraße 10 ein Feinkostgeschäft

11. März (?) 1934: Eröffnung des Kurpfälzischen Tiergartens auf dem Gelände des Zentralfriedhofs am Neckar (Baubeginn: 6. August 1933, vgl. 28. Oktober 1934, 22. März 1945) (940 Tiere, Ende 1942: 400)

23. März 1934: Einweihung des Fernmelde-Dienstgebäudes in der Sophienstraße (vgl. 24. 9. 1932)

Sommersemester 1934: jeder Student hat einen Ariernachweis vorzulegen, der von der "örtlichen Studentenschaft" überprüft wird

[18. April 1934: die erste Fernsehübertragung in Deutschland wird der Öffentlichkeit in der Berliner Krolloper vorgestellt]

[23. April 1934: das „Heidelberger Volksblatt“ gibt seinen Untertitel „Tageszeitung für das katholische Volk“ auf  

1. Mai 1934: Heidelberger Kommunisten hissen auf dem Heiligenberg die rote Fahne  

[11. Mai 1934: Joseph Goebbels eröffnet mit einer Rede im Berliner Sportpalast den „Feldzug gegen Miesmacher und Kritikaster, gegen Gerüchtemacher und Nichtskönner, gegen Saboteure und Hetzer“. Die Kampagne wird reichsweit bis Ende Juni 1934 fortgeführt]

[17. Mai 1934: Anordnung des badischen Innenministeriums zur „Bekämpfung des Zigeunerunwesens“]

[18. Mai 1934 das "Neue Mannheimer Volksblatt" (ehm. Zentrum) wird von Nationalsozialisten besetzt]

[29.-31. Mai 1934: erste Bekenntnissynode in Wuppertal-Barmen. Eine Theologische Erklärung zur gegenwärtigen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche (Barmer Theologische Erklärung) wird verabschiedet. Gründung der Bekennenden Kirche]

30. Mai 1934: Grundsteinlegung der Thingstätte (ab 1935: "Feierstätte Heiligenberg") auf dem Heiligenberg durch Gauleiter Robert Wagner (1895-1946) und Oberbürgermeister Carl Neinhaus. (Entwurf: Architekt Prof. Hermann Reinhard Alker, 1885-1967, Karlsruhe). Neinhaus betont in seiner Festrede die mythische Bedeutung des „heiligen Berges“ und sieht in bildlicher Sprache aus dem „roten, blutfarbenen Sandstein [...] die volksnahe Stätte neuen Schauens und Hörens wachsen“. Dem Bau der Thingstätte durch den "Reichsarbeitsdienst" und "Notstandsarbeiter" fällt ein Teil des keltischen Ringwalls zum Opfer. Etwaige archäologische Funde gehen verloren.

31. Mai 1934: Rudolf Sillib beendet den Dienst als Direktor der Universitätsbibliothek Heidelberg (Nachfolger ab 1. August 1935: Karl Preisendanz)

5. Juni 1934: der Corpsconvent des Corps Guestphalia beschließt die Suspension des Corps (vgl. 20. Oktober 1935)

[17. Juni 1934: Vizekanzler Franz von Papen hält eine Rede vor Studenten in Marburg („Kein Volk kann sich den ewigen Aufstand von unten leisten, wenn es vor der Geschichte bestehen will. Einmal muß die Bewegung zu Ende kommen...“)]

[30. Juni 1934: sog. Röhm-Putsch. 85 Menschen werden ermordet, darunter der ehemalige RK Kurt von Schleicher mit seiner Ehefrau und Generalmajor Ferdinand von Bredow. Damit wird die Reichswehr als der einzige Waffenträger der Nation etabliert]

[3. Juli 1934: "Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens"]

15. Juli 1934: Eröffnung der Reichsfestspiele Heidelberg im Innenhof des Schlosses. Der Darsteller Heinrich George logiert im Berghotel Königstuhl.  

20. Juli 1934: Das siamesische Königspaar verzehrt im Berghotel Königstuhl ein geschnetzeltes Kalbsstück [vgl. auch 1907]

[25. Juli 1934: nationalsozialistischer Putsch in Österreich. BK Engelbert Dollfuß wird ermordet. Mussolini zieht Truppen an der Grenze zu Österreich zusammen]

[Juli 1934: das KZ Osthofen wird als eines der letzten frühen KZ aufgelöst]

[2. August 1934: Reichspräsident Paul von Beneckendorff und Hindenburg stirbt. RK A. Hitler übernimmt das Amt des Reichspräsidenten und ist damit formell Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Diese werden auf ihn persönlich vereidigt]

1. September 1934: Eröffnung des Heidelberger Hafens (vgl. 1. Juni 1931, 1984)

[20. September 1934: Erlaß des "Feickert-Planes" des Reichsführer der Deutschen Studentenschaft Andreas Feickert (1910-1977), der die Kasernierung aller Studienanfänger (1. und 2. Semester) in sogenannten Kameradschaften vorsieht. Der Kösener SC lehnt den Feickert-Erlaß ab. Als nach einer Intervention des RK Hitler die NSDAP mitteilt, keinen Wert auf Wohnkameradschaften mehr zu legen, wird diese Verfügung gegenstandslos]


[1. Oktober 1934: die Reichsstraßenverkehrsordnung (RstVO) tritt in Kraft. Sie räumt Kraftfahrzeugen erstmals eine Vorrangstellung auf öffentlichen Straßen ein und hebt alle Geschwindigkeitsbeschränkungen auf. ("An Kreuzungen und Einmündungen … haben Kraftfahrzeuge … die Vorfahrt vor anderen Verkehrsteilnehmern."). Kraftfahrzeuge mit Motoren bis 200 cm³ dürfen von jedermann ab 16 Jahren führerscheinfrei gefahren werden. (vgl. 1937)]

7. Oktober 1934: Pfarrer Heinrich Kampp wird als neuer Pfarrer der ev. Johannesgemerinde (Neuenheim) im Gemeindegottesdienst eingeführt (bis 1960) – Die Pfarrei wird geteilt (bis 2000). Für die Ostpfarrei sind Pfarrer Dr. Barner und Dr. Köhnlein zuständig, für die Westpfarrei Pfarrer Kampp.

14. Oktober 1934: Einweihung der umgebauten evangelischen Kirche in Kirchheim (Verlängerung des Langhauses nach Osten nach Abbruch des alten Chorschlusses, vgl. 1750)

21. Oktober 1934: Pfarrer Heinrich Schmith wird als Pfarrer der ev. Johannesgemeinde (Neuenheim) (seit 1914) verabschiedet

22. Oktober 1934: das Fernheizkraftwerk im Elektrizitätswerk (Bergheim) nimmt seinen Betrieb auf (versorgt Kliniken, Arbeitsamt, Hallenbad, Schulen etc, später auch Radium-Solbad, Gesundheitsamt, Marienhaus, ab 1936 nördliches Neckarufer)

28. Oktober 1934 (Sonntag vor Allerseelen): Überführung von 498 Gefallenen des Weltkriegs vom Zentralfriedhof am Neckar nach dem Ehrenfriedhof auf dem Ameisenbuckel (über Mönchhofstraße, Brückenstraße, Friedrichsbrücke, Rohrbacher Straße, Steigerweg. - Aus der Rede des Reichsstatthalter für Baden Robert Wagner zur Einweihungsfeier: „Wir grüßen die Toten des großen Krieges, wir grüßen die Toten des nationalsozialistischen Deutschland. Ihre Leiber gehören der Mutter Erde, ihr Geist gehört unserem jungen national-sozialistischen Deutschland.“)

9. November 1934: Totengedenkfeier anläßlich des Hitler-Ludendorff-Putsches von 1923 auf dem Universitätsplatz (Redner: NSDAP-Kreisleiter Wilhelm Seiler)

24. November 1934: Einweihung des historisierend ausgebauten Königssaales (Schloß, Bandhaus/Frauenzimmerbau)

[November 1934: das badische Ministerium für Kultus und Unterricht weist die ihm unterstellten Hochschulen an, Juden nicht mehr zur Promotionsprüfung zuzulassen]

7. Dezember 1934, rückwirkend zum 1. November: Ernennung von Oberarzt PD Otto Dittmar (1899-1971, Mitglied der NSDAP seit 1933) zum Professor und Direktor der Orthopädischen Anstalt

9. Dezember 1934: der Handwerkerverein Handschuhsheim errichtet am Haus Dossenheimer Landstraße 38 eine Tafel zum Gedenken an Pfarrer Albert Ludwig („In diesem Hause wohnte / in den Jahren 1886-1891 / der Dichter unseres Heimatliedes: / `An des Berges Fuß gelegen´ Pfarrer D. Albert Ludwig / Gewidmet vom Handwerkerverein Handschuhsheim“. Die Rede hält Kreishandwerkermeister Apfel.

[20. Dezember 1934: das "Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz der Parteiuniformen" ("Heimtückegesetz") stellt die missbräuchliche Benutzung von Abzeichen und Parteiuniformen unter Strafe. Es schränkt darüber hinaus das Recht auf freie Meinungsäußerung ein und kriminalisiert alle kritischen Äußerungen, die angeblich das Wohl des Reiches, das Ansehen der Reichsregierung oder der NSDAP schwer schädigten. (vgl. 21. März 1933)]

1934: Ernst und Erich Schäfer übernehmen das 1906 eröffnete Kaufhaus von Hermann Tietz (Hauptstraße 28/30) und machen daraus das „Kaufhaus Schäfer“ (1962: „Kaufhaus Anker“, 1968 „Kaufhof“) (siehe 1933)

1934: Fertigstellung des Südflügels der Neuen Universität (Architekt: Karl Gruber, Richtfest: 3. November 1933)

1934: die Medizinische Universitätsklinik Heidelberg wird in Ludolf-Krehl-Klinik umbenannt

1934: erster Sommertagszug in Ziegelhausen

1934: die 1864 gegründete Holz- und Kohlenhandlung Heinrich Oberfeld zieht vom Rosenbusch in die Theaterstraße 16/Plöck 97 (früheres Kulissenhaus des Stadttheaters; vgl. 1980)

1934: Errichtung der Siedlung am Staatsbahnhof Wieblingen

1934: die 1884 gegründete Firma Heidelberger Aktienbrauerei vorm. Gebr. Kleinlein (Bergheimerstraße 89a) wird in Brauerei Kleinlein AG geändert. Fünf Quellen im Klingenteich-Gebiet (Kammerforst) werden erworben, zusammengefaßt und durch eine 6 km lange Leitung dem Betrieb zugeführt. (vgl. 1952)

1934: in Heidelberg wird eine der von den Nazis in allen Universitätsstädten gegründete Kameradschaft nach Axel Schaffeld (1904-1932, Maschinenbaustudent, NS-Hochschulgruppen- und SA-Sturmführer) benannt. Die Kameradschaften sind eine Konkurrenzorganisation zu den Studentenverbindungen. Als die Corps des Heidelberger Senioren Konvents Mitglieder verlieren und ihre Auflösung durch den NS-Staat befürchten, wird als Entgegenkommen gegenüber dem NS-Studentenbund das Schwabenhaus des Corps Suevia als Residenz für die Kameradschaft Axel Schaffeld angeboten. Die Verhandlungen mt dem NSDStB werden durch das ehemalige Suevia- und dann Kameradschaftsmitglied und NSDStB-Funktionär Hanns-Martin Schleyer geführt. Die Verhandlungen scheitern und die Suevia löst sich am 3. November 1935 auf.

1934 kauft das Studentenwerk das Haus Hauptstraße 246 und benennt es Axel-Schaffeld-Haus. 1939 bezieht die Kameradschaft das Schwabenhaus.


1934: NSDAP Heidelberg

[1934: das Amt Rosenberg („Reichsüberwachungsamt“), eine Dienststelle für Kulturpolitik und Überwachungspolitik des NS-"Chefideologen" Alfred Rosenberg, wird im Zusammenhang mit seiner Ernennung zum Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP in Berlin eingerichtet]

[1934: die männliche Homosexualität wird in der Sowjetunion unter Strafe gestellt]

1. Januar 1935: die städtische Sparkasse (Wredeplatz 2) heißt nun Bezirkssparkasse

6. Januar 1935: Einweihung des Saar-Mahnmals am Rathaus durch Oberbürgermeister Carl Neinhaus (Entwurf: Oberbaurat Friedrich Haller)

[13. Januar 1935: in einer Volksabstimmung sprechen sich 90,7% der Bevölkerung des Saargebiets für den Anschluß an das Deutsche Reich aus] Deutsch ist die Saar

[15. Januar 1935: Die Reichstheaterkammer erläßt eine Anordnung, wonach Laienspielverbänden die Aufführung von Theaterstücken nur in geschlossenen Veranstaltungen gestattet ist. Es darf weder Eintritt genommen noch Reklame gemacht werden.]

16. Januar 1935: die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Heidelberg erhält den Namen Staats- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät (vgl. 9. November 1933, 1945 wieder aufgelöst)

[21. Januar 1935: Gesetz über die Entpflichtung und Versetzung von Hochschullehrern aus Anlaß des Neuaufbaus des deutschen Hochschulwesens]

[30. Januar 1935: Die Deutsche Gemeindeordnung verankert das „Führerprinzip“ in den Gemeinden und macht die Oberbürgermeister von Beschlüssen kommunaler Wahlgremien unabhängig]

Januar 1935: das Sonderdezernat für Neuordnung der Gemarkung stellt den Wirtschaftsplan der Stadt Heidelberg vor

26. Januar 1935: Richtfest der Hochbauten auf der Thingstätte auf dem Heiligenberg (ab 1935: Feierstätte)

Februar 1935: unter Leitung von Prof. Willy Andreas wird für ein Jahr zur Beschäftigung arbeitsloser Akademiker ein "Wissenschaftslager für Weistumsforschung" eingerichtet, eine Arbeitsgemeinschaft, die die gedruckten und ungedruckten Weistümer der Schriesheimer und Kirchheimer Zent sammeln und edieren soll.

[1. März 1935: das Deutsche Reich übernimmt die Regierungsgewalt an der Saar]

[16. März 1935: Gesetz zur Wiederherstellung der nationalen Verteidigungskraft. Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (12 Monate, vgl. 25. August 1936). Voraussetzung für den aktiven Wehrdienst ist die Erfüllung eines sechsmonatigen Arbeitsdienstes (vgl. 26. Juni 1935). Zum Wehrdienst herangezogen werden zunächst die Jahrgänge 1914 und 1915. Die Reichswehr wird in Wehrmacht umbenannt. Aufstellung einer Armee von 12 Armeekorps und 36 Divisionen]

[17. März 1935: der Heldengedenktag steht im Zeichen der deutschen Wiederaufrüstung]

20. März 1935: RK Adolf Hitler in Heidelberg (Hotel Europäischer Hof; H. trägt sich in das Goldene Buch der Stadt ein; anderntags Fahrt entlang der Bergstraße nach Wiesbaden)



[22. März 1935: Persien wird in Iran umbenannt (vgl. 25. August 1941)]

[22. März 1935: in Deutschland wird erstmals ein Fernsehprogramm (aus dem Haus des Rundfunks in der Masurenallee, Berlin-Charlottenburg) ausgestrahlt]

31. März 1935: Sommertagszug in Heidelberg

1. April 1935: Eingemeindung des Grenzhofes zu Heidelberg (seit 1920 „Nebenort“, 96 Einwohner, 445 ha Gemarkungsfläche)

[1. April 1935: die akademische Disziplinargerichtsbarkeit wird im Reich aufgehoben]

1.-15. April 1935: Ferienlager englischer Studenten der Wirtschaftswissenschaft in Heidelberg

[3. April 1935: Richtlinien zur Vereinheitlichung der Hochschulverwaltung. Der Reichserziehungsminister ernennt den Rektor der Universität. Die Richtlinien schaffen reichsweit einheitliche Verhältnisse an den Universitäten. Im Sinne des “Führerprinzips” erfahren die Dekane als “Führer” ihrer Fakultäten und der Rektor als “Führer” der Universität eine deutliche Aufwertung ihrer Stellung gegenüber anderen Funktionsträgern. Sie werden nicht mehr gewählt, sondern vom Reichswissenschaftsminister ernannt. Die Rechte und Befugnisse des akademischen Senats werden ausgehebelt]

6.-22. April 1935: in Heidelberg wird die vom Gauamtsleiter des Amts für Volksgesundheit Dr. Packheiser geschaffene Ausstellung Gesundes Volk gezeigt („Wer erbkrank ist, hat nicht das Recht sein Leid in Kind und Kindeskindern zu verewigen, ihn aber zu versorgen und zu pflegen ist für uns selbstverständliche Pflicht!“)  

[11.-14. April 1935: Konferenz von Stresa (Italien, Frankreich, Großbritannien)]

[17. April 1935: Abstimmung des Völkerbundsrates gegen die deutsche Wiederbewaffnung. Dänemark enthält sich als einziger von 17 Staaten der Stimme]

[25. April 1935: die Reichsschrifttumskammer gibt die Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums heraus]

April 1935: Gründung des Staatlichen Gesundheitsamts Heidelberg

April 1935: Winifred Wagner besucht Heidelberg und trägt sich ins Goldene Buch ein

2. Mai 1935: Vikar Anton Klausmann aus der Heilig Geist-Pfarrei in Mannheim wird katholischer Kurat im Pfaffengrund

6.-12. Mai 1935: Beethoven-Fest in Heidelberg (Gesamtleitung: GMD Kurt Overhoff, 1902-1986)  

19. Mai 1935: Eröffnung der Reichsautobahn Frankfurt-Darmstadt (-Mannheim). Widerstandsaktion des Internationalen Sozialistischen Kampfbunds (Parolen auf Brücken und Fahrbahn) (vgl. 3. 10. 1935)

26. Mai 1935: Weihe der katholischen Kirche St. Albertus (Bergheim, Grundsteinlegung 9. September 1933)

21. Mai 1935: Mitglieder des Corps Saxo-Borussia Heidelberg stören bei der Radio-Übertragung einer außenpolitischen Hitler-Rede vor dem Reichstag in einem Heidelberger Lokal („Seppl“)

26. Mai 1935: Mitglieder des Corps Saxo-Borussia Heidelberg unterhalten sich bei einem Spargelessen in einem Heidelberger Lokal („Hirschgasse“) darüber, wie Hitler Spargel ißt („Heidelberger Spargel-Affäre“)

[26. Mai 1935: Reichsluftschutzgesetz. Jeder kann zur Teilnahme an den Ausbildungsveranstaltungen des Reichsluftschutzbundes verpflichtet werden (vgl. 29. April 1933)]

26. Mai-2. Juni 1935: Reichssportwerbewoche  

31. Mai 1935: wegen des „Heidelberger Spargelessens“ Suspension des Corps Saxo-Borussia durch den SC


[Mai 1935: Einführung des „Arierparagraphs“ in der Reichswehr]


[1. Juni 1935: die „Reichsmarine“ wird in "Kriegsmarine" umbenannt und systematisch aufgebaut]

2. Juni 1935: Unterbadischer Leibgrenadier-Tag  in Heidelberg

[25. Juni 1935: Albert Derichsweiler als Führer des NSDStB erläßt Richtlinien für die weltanschauliche Schulung in den studentischen Korporationen]

[28. Juni 1935: die Reichsregierung beschließt das „Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuchs“, welches das Analogieverbot aufhebt und stattdessen in § 2 StGB folgendes kodifiziert: „Bestraft wird, wer eine Tat begeht, die das Gesetz für strafbar erklärt oder die nach dem Grundgedanken eines Strafgesetzes und nach gesundem Volksempfinden Bestrafung verdient. Findet auf die Tat kein bestimmtes Strafgesetz unmittelbar Anwendung, so wird die Tat nach dem Gesetz bestraft, dessen Grundgedanke auf sie am besten zutrifft“]

Juni 1935: Streik der Notstandsarbeiter beim Bau der ThingstätteAuf der Arbeitsstelle der Thingstätte in Heidelberg kam es in der letzten Woche vor der Fertigstellung zu einer Art Streik in Form passiver Resistenz. Die Notstandsarbeiter außer dem Arbeitsdienst sollten nachts arbeiten ohne Mehrbezahlung. Sie stellten die Forderung auf 30 Prozent Lohnzuschlag, welche abgelehnt wurde. Darauf verweigerten die Arbeiter die Nachtarbeit. Nach drei Nächten wurde ihnen die 30 Prozent bewilligt.“ (Klaus Behnken (Hg.), Deutschlandberichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SOPADE) 2/7-35, Nördlingen 1980, S. 787)

[18. Juni 1935: deutsch-britisches Flottenabkommen]

22. Juni 1935: Einweihung der Thingstätte nach zwölfmonatiger Bauzeit unter dem Namen „Feierstätte Heiligenberg“ mit Sonnwendfeier in Anwesenheit von Reichsminister Dr. Joseph Goebbels ("In diesem monumentalen Bau haben wir unserem Stil und unserer Lebensauffassung einen lebendigen plastischen und monumentalen Ausdruck gegeben. (...) Diese Stätten sind in Wirklichkeit die Landtage unserer Zeit. (...) Es wird einmal der Tag kommen, wo das deutsche Volk zu diesen steinernen Stätten wandelt, um sich auf ihnen in kultischen Spielen zu seinem unvergänglichen neuen Leben zu bekennen.")

25. Juni 1935: etwa 50 französische Frontkämpfer besuchen Heidelberg

[26. Juni 1935: Gesetz über die Arbeitsdienstpflicht für die gesamte deutsche Jugend. Sechsmonatige Dienstpflicht für alle männlichen Deutschen zwischen 18 und 25 Jahren]

27. Juni 1935: ein Erdbeben der Stärke 5,1 erschüttert Süddeutschland

1. Juli-17. August 1935: Ferienkurs für Ausländer an der Universität Heidelberg  

[7. Juli 1935: Baldur von Schirach verbietet den Angehörigen der Hitlerjugend die Mitgliedschaft in einer studentischen Verbindung]

14. Juli 1935: Eröffnung der Reichsfestspiele Heidelberg (-18. August)  

14. Juli 1935: 25jähriges Jubiläum der evangelischen Bergkirche Schlierbach

20., 27. Juli, 3., 10., 17. August 1935: Im Rahmen der Reichsfestspiele wird auf der Thingstätte ("Feierstätte Heiligenberg") das Thingspiel Der Weg ins Reich von Kurt Heynicke unter der Leitung von Lothar Müthel vom Berliner Staatstheater aufgeführt  

3. Juli 1935: wegen des „Heidelberger Spargelessens“ Suspension des Corps Saxo-Borussia durch das Akademische Disziplinargericht der Universität für vier Semester. Der Erstchargierte Henning von Quast wird verhaftet.


[24. Juli 1935: auf Drängen der Deutschen Burschenschaft beschließen alle Verbände der Gemeinschaft Studentischer Verbände mit Ausnahme des Kösener SC, des Wingolf und des Wernigeroder Verbandes, alle „Nichtarier“, d. h. auch die Frontkämpfer auszuschließen]

28. Juli 1935: Eröffnung des Neckarkanals Mannheim-Heilbronn (113 km). Eröffnungsfeier in Heilbronn.

Sommer 1935: Stadtschulrat Wilhelm Seiler, Kreisleiter der NSDAP seit Juni 1934, schließt die jüdischen Kinder vom Unterricht an den Heidelberger Volksschulen aus. In der Pestalozzischule wird eine gesonderte Klasse für jüdische Kinder eingerichtet. Jüdische Kinder aus Schriesheim dürfen dort die Schule nicht mehr besuchen, sie müssen nach Heidelberg fahren.

1. August 1935: Prof. Dr. Karl Preisendanz (1883-1968), bisher Direktor der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe, wird als Leiter der Universitätsbibliothek Heidelberg berufen (vgl. 31. Mai 1934, 1945)

2. August 1935: Reichsminister Dr. Goebbels in Heidelberg besucht die Aufführung des „Ur-Götz“ im Schloßhof

29. August 1935: Großkundgebung auf dem Universitätsplatz „Gegen die Staatsfeinde“

31. August-2. September 1935: Tagung des Deutschen Buchdruckervereins in Heidelberg

August 1935: erstmalige probeweise Anstrahlung der Heiliggeistkirche und des „Ritter“ mit Scheinwerfern

1.-30. September 1935: Ausstellung Handwerk und Volkskunst (Erzeugnisse der Handwerker Nordbadens) in den Räumen des Heidelberger Kunstvereins, Sophienstraße 12

7.-9. September 1935: Reichstagung des Alldeutschen Verbands in Heidelberg

15. September 1935: schwere Sturm- und Regenböen über Heidelberg

15. September 1935: der Reichstag beschließt in Nürnberg anlässlich des 7. Reichsparteitags der NSDAP am Abend einstimmig das Reichsbürgergesetz und das Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre ("Blutschutzgesetz", untersagt Ehen zwischen Deutschen und Juden). Einführung eines Staatsbürgerrechts mit zwei Kategorien von Einwohnern. Nur „Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes“ können „Reichsbürger“ sein, Juden können nur „Staatsbürger“ sein. Unterscheidung zwischen „Halbjuden“ und „Volljuden“. Straftatbestand der "Rassenschande". Die Juden werden fast vollständig vom Berufsleben ausgegrenzt. 21 Heidelberger Universitätslehrer werden entlassen (vgl. 7. April 1933)

15. September - 31. Oktober 1935: Werke von Karl Weysser. Sonderschau im Kurpfälzischen Museum

17. September 1935: die Straßenbahn fährt auf der Schlierbacher Landstraße erstmals zweigleisig (vgl. 3. 10. 1035, 11. Dezember 1936)

23. September 1935: Eröffnung des ersten Autobahn-Abschnitts, ausgehend vom Ort der Grundsteinlegung bei Frankfurt-Sachsenhausen. Der Konvoi, angeführt von Reichsstatthalter Robert Wagner, Gauleiter von Hessen-Nassau Jakob Sprenger und dem Leiter der Bauorganisation, Dr. Fritz Todt, erreicht Heidelberg um 15 Uhr, wo sie von OB Neinhaus begrüßt werden.

26. September 1935: RK Adolf Hitler besichtigt die Bauarbeiten zur Reichsautobahn Mannheim-Heidelberg von der Seckenheimer Autobahnbrücke aus

28.-30. September 1935: Zehnjahresfeier der NSDAP-Ortsgruppe Heidelberg im Beisein von Reichsjugendführer Baldur von Schirach

September 1935: Baubeginn des Schwimmbads auf dem Platz des SC Neuenheim hinter dem Tiergarten

[1. Oktober 1935: Die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenerziehung führt das Arbeitsbuch für alle Erwerbslosen ein]

3. Oktober 1935: Verkehrsfreigabe der Reichsautobahn Darmstadt-Mannheim-Heidelberg (Fahrbahnbreite 7,50 m; vgl. 19. Mai 1935, 23. 9. 1935) http://www.rhein-neckar-industriekultur.de/objekte/autobahntankstellen-mit-stra%C3%9Fenmeisterei-mannheim-seckenheimfriedrichsfeld

[3. Oktober 1935-5. Mai 1936: Italien erobert und annektiert Äthiopien und vereinigt es mit Eritrea und Somaliland zu Italienisch-Ostafrika. Äthiopien wird 1941 wieder frei. Die italienische Kolonialherrschaft fordert 300.000-700.000 Tote]

[12.Oktober 1935: „Hadamovsky-Erlaß“: Verbot der Swing- und Jazzmusik für die deutschen Rundfunksender]

[18. Oktober 1935: das „Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes“ erlaubt die Abtreibung eines Kindes]

20. Oktober 1935: der Verein der Alten Herren des Corps Guestphalia zu Heidelberg beschließt in Berlin die Auflösung des Corps (vgl. 5. Juni 1934)

[Oktober 1935: Beginn der polizeilichen Erfassung der in Städten und Gemeinden wohnhaften Juden]

WS 1935/1936: Studierende müssen einen „Ariernachweis“ für sich, ihre Eltern und Großeltern beibringen

1. November 1935: Neubildung des Stadtrats

2. November 1935: die Burschenschaft Allemania zu Heidelberg stellt ihren aktiven Bundesbetrieb ein und meldet sich beim Rektor der Universität ab (vgl. November 1936)

3. November 1935: das Heidelberger Corps Suevia löst sich auf

5. November 1935: der Convent des Heidelberger Wingolf beschließt die Auflösung der aktiven Verbindung, was auch zum Verkauf des Hauses führt (vgl. 24. Juli 1935)

[14. November 1935: die Erste Verordnung zum Reichbürgergesetz verfügt: „Jüdische Beamte treten mit Ablauf des 31. Dezember 1935 in den Ruhestand“]

21.-23. November 1935: 100jähriges Jubiläum der Oberrealschule  

November 1935: Eröffnung des Instituts für Rohstoff- und Warenkunde der Universität Heidelberg (Marstallstraße 6)

November 1935: das badische Innenministerium ordnet an, Juden die Auslandspässe vorläufig einzuziehen, „soweit Unzuverlässigkeit oder Verdacht des Mißbrauchs anzunehmen ist“

[November 1935: Verbot der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland durch die Gestapo]

7.-8. Dezember 1935: 50-Jahrfeier des Bachvereins  

[12. Dezember1935: Gründung des Vereins "Lebensborn e.V." in Berlin]

13. Dezember 1935: Einweihung des Philipp-Lenard-Instituts (Physikalisches Institut) unter dem neuen Namen in Anwesenheit von Geh. Rat Prof. Dr. Philipp Lenard  

31. Dezember 1935: Das „Heidelberger Volksblattstellt sein Erscheinen ein. Der Verlag des Heidelberger Volksblatts wird an den Verlag der Heidelberger Neuesten Nachrichten abgegeben. (vgl. 8. Juli 1933)

1935: in Berlin erscheint das Buch Heidelberg. Umbau einer Stadt von Ludwig Neundörfer

1935: Bau des Hauses Weizsäcker (Philipp-Wolfrum-Weg 4)

1935: der Andreas-Hofer-Weg (Handschuhsheim) wird benannt

1935: Kurt Ziehank (†2004) übernimmt die Buchhandlung Hütter am Universitätsplatz

1935: die Dortmunder Actien Brauerei übernimmt das Hotel zum Ritter

1935: Der Verwaltungsrat der Von-Portheim-Stiftung wird umbesetzt. Leontine Goldschmidt wird aus der Leitung der Stiftung entfernt.

1935: Graf Bleickard von Helmstatt verkauft sein Herrenhaus östlich der Tiefburg in Handschuhsheim (Dossenheimer Landstraße 4) an den Milchhändler Karl Kuhn (vgl. 1950)

1935: das Kaufhaus Rothschild (Hauptstraße) wird an Aloys Kraus verkauft und erhält den Namen Kraus

1935: die Aktivitas der K.D.St.V. Arminia Heidelberg wird zwangsweise aufgelöst; der Altherrenverband besteht bis 1938 weiter

1935: Juden werden in Schriesheim vom Bezug des Bürgerholzes ausgeschlossen

1935: Schlierbach wird zur evangelischen Pfarrei erhoben (vgl. 1910)

1935: die Schnellpressenfabrik AG Heidelberg stellt den Heidelberger Zylinder Apparat vor (vgl. 1950)

1935: in der Villa Julius (Häusserstraße 10-12, Villa des Kommerzienrats Paul Julius) wird das Büro der NS-Kriegsopferversorgung eröffnet (bisher: Untere Neckarstraße 11)

1935: das Nepomukdenkmal (ursprünglich 1738 bis 1784 auf der (zerstörten, hölzernen) Neckarbrücke errichtet, danach in der Nähe des "Weinbergkapellchens" aufgestellt) wird "aus verkehrstechnischen Gründen" von dem Gartenzaun der Ziegelhäuser Landstraße weg auf die Nepomuk-Terrasse nordöstlich der Brücke versetzt

[1935: die deutschen wissenschaftlichen Akademien und die österreichische Akademie der Wissenschaften schließen sich zu einem großangelegten Forschungsvorhaben und Editionsunternehmen zusammen („Inschriftenausschuß des Verbandes der deutschen Akademien“) mit der Zielsetzung, das inschriftliche Kulturgut aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit zu erfassen, wissenschaftlich zu bearbeiten und nach einheitlichen strengen Richtlinien im Rahmen der Editionsreihe Die Deutschen Inschriften zu publizieren. Leitung: Prof. Friedrich Panzer, Heidelberg]

[1935: der katholische Sportverband DJK wird verboten, der Besitz der Vereine wird enteignet]

[1935-1938: bei Speyer wird eine kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke über den Rhein gebaut, welche die Schiffsbrücke ersetzt (vgl. 13. Januar 1938)]

6. Januar 1936: „Die seit Jahren bestehende Universitäts-Apotheke ist am 1. Januar 1936 in meinen Besitz übergegangen. Ferdinand Pfrang, arischer Apotheker, Heidelberg, Hauptstraße 114, Telefon 5382“ (Heidelberger Neueste Nachrichten, Nr. 4, 6. 1. 1936)

[17. Januar 1936: „Verordnung über den Waffengebrauch der Wehrmacht“]

Januar 1936: Bau eines eisernen Fußgängerstegs als Verbindung über die Bahnlinie von der Schlierbacher Landstraße mit dem Valerieweg

[Februar 1936: Olympische Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen]

2. Februar 1936: Reichsgründungsfeier (65) in Handschuhsheim, ausgerichtet durch die Arbeitsgemeinschaft der Handschuhsheimer Vereine (Predigt: Stadtpfarrer Heinrich Vogelmann)

[4. Februar 1936: Wilhelm Gustloff, Landesgruppenleiter der NSDAP-Auslandsorganisation in der Schweiz, wird von dem Berner Student David Frankfurter in Davos erschossen]

16. Februar 1936: letzter altkatholischer Gottesdienst in der Heiliggeistkirche. In kurzer Zeit muß für die Alt-Katholiken in Heidelberg, die bisher ihre Gottesdienste im Chor der Heiliggeistkirche hielten, Ersatz geschaffen werden, da diese ganz in den Besitz der evangelischen Landeskirche übergeht. Der Schulraum der ehemaligen Klosterkirche des Dominikanerinnenklosters (Plöck), die ehemalige „englische Kirche“, wird in fast unverändertem baulichen Zustand eingerichtet. Das neue Gotteshaus erhält den Namen „Erlöserkirche“ (vgl. 1874)

[27. Februar 1936: sowjetisch-französischer Freundschaftspakt]

7. März 1936: A. Hitler gibt in einer Rede die "Rheinlandbefreiung" bekannt. Einmarsch der Wehrmacht ins entmilitarisierte Rheinland. Die Reichsregierung stellt die Wehrhoheit über das ganze Reich wieder her.

8. März 1936: Einmarsch von Einheiten der Wehrmacht in Heidelberg (Kompanien der Nachrichten-Abteilung 17 aus Schwabach bei Nürnberg und Feldartillerie-Regiment Nr. 7 aus München)

16. März 1936: Eingliederung der badischen Landespolizei in die Reichswehr

21. März 1936: Wahlkundgebung mit Reichsinnenminister Wilhelm Frick in der Stadthalle

23. März 1936: Gründung des „Stadtgarten-Vereins e.V.“ mit dem Ziel, eine Erholungs- und Vergnügungsstätte im Stadtgarten zu errichten (Vorsitzender: Bürgermeister Max Genthe)

28. März 1936: Wahlkundgebung auf dem Ludwigsplatz

29. März 1936: Reichstagswahl. Volksabstimmung zur Ermächtigung der Besetzung des Rheinlands. 99,3% Zustimmung in Heidelberg für die NSDAP.

[Frühjahr 1936: Rudolf Heß verbietet in seiner Funktion als Stellvertreter des Führers allen studierenden Angehörigen der NSDAP die Mitgliedschaft in einer studentischen Verbindung]

1. April 1936: Peterstal wird zur Gemeinde Ziegelhausen eingemeindet

17. April 1936: „Schneebruchkatastrophe“

20. April 1936: Parade der Soldaten der Heidelberger Garnison

April 1936: OB Carl Neinhaus überträgt Wilhelm Schneider (1895-1978, Mitglied der NSDAP seit 1. 5. 1933), Leiter des städtischen Personalamts, im Nebenamt die Geschäftsführung der städtischen Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (vgl. 2. Juni 1933, 25. März 1945)

April 1936: 42 Lehrer der Universität Heidelberg werden zwangsweise in den Ruhestand versetzt (vgl. 14. November 1935)

Frühjahr 1936: Errichtung einer Gartenhalle beim Kurpfälzischen Museum für die Ausstellung Heidelberg, Vermächtnis und Aufgabe

[5. Mai 1936: Italiener erobern Addis Abeba]

[12. Mai 1936: Gründung des "neuen Reichskolonialbunds"; vgl. 10. Juni 1933, 15. Februar 1943] https://de.wikipedia.org/wiki/Reichskolonialbund

22. Mai 1936: erste große Luftschutz-Verdunkelungsübung in Heidelberg (westliche Altstadt)

Mai 1936: das Infanterie-Regiment 110 wird in Heidelberg neu aufgestellt

https://www.feldgrau.com/grossdeutschland-kaserne-110-infanterie-regiment/

15. Mai 1936 (-1940): Oberst Paul Loehning (1889-1971) übernimmt das Kommando über das Infanterie-Regiment 110

Mai 1936-März 1938: Untersuchung und Freilegung des Heidenlochs auf dem Heiligenberg durch Paul H. Stemmermann. Entfernung der Überwölbung über dem Schachtmund (mittelalterliches Tonnengewölbe) und Ausbrechen des 2,10 m hohen Brunnenmantels (römische Vermauerung an der Basis) (vgl. 1987)

[4. Juni 1936: Léon Blum (1872-1950) wird der erste sozialistische Premierminister Frankreichs in der Regierung des Front populaire (bis 29. Juni 1937)]

6.-8. Juni 1936: "110er Tag" in Heidelberg

6. Juni 1936: Weihe der 110er Gedenktafel an der alten Kaserne in der Seminarstraße (vgl. 3. April 1871, 31. Mai 1881, 8. August 1914)



12. Juni 1936: OB Carl Neinhaus spricht erstmals von der „Feierstätte Heiligenberg“ (Ausmerzung des Begriffs „Thingstätte“)

/Meinhold Lurz, Die Heidelberger Thingstätte. Die Thingbewegung im Dritten Reich: Kunst als Mittel politischer Propaganda. Dokumentation zusammengestellt und kommentiert von Meinhold Lurz (Schriftenreihe zur Landschaft, Kultur und Geschichte Heidelbergs, hg. von der Schutzgemeinschaft Heiligenberg), Heidelberg 1975, S. 40


[17. Juni 1936: Einrichtung der Staatlichen Stelle für das Volksbüchereiwesen in Baden, Karlsruhe und Freiburg]

[17. Juni 1936: Heinrich Himmler wird zum „Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei“ ernannt. Er verfügt die Zusammenführung von Politischer Polizei und Kriminalpolizei zu einer Einheit mit großer Nähe zur SS]


18. Juni 1936: Pächter Carl Fass (Cafasö, Schloßpark-Kasino) eröffnet das Stadtgarten-Restaurant ("Stadtgarten-Kasino", Leopoldstraße, mit Tanzsaal, Bühne; Architekt: Franz Sales Kuhn; vgl. 1938)

20. Juni 1936: Sonnwendfeier des Gaues Baden der NSDAP auf der Thingstätte ("Feierstätte Heiligenberg") (Eintritt 30 Pfennig)


24. Juni 1936 (Johannisfest): Festgottesdienst in der Heiliggeistkirche anläßlich der Niederlegung der Trennungsmauer zwischen Chor und Langhaus (Predigt: Hermann Maas). In der Folge wird der Kirchenraum restauriert, wodurch die übertünchte gotische Bemalung teilweise wieder zum Vorschein kommt: die floralen Verzierungen um die Schlußsteine in den Gewölben, der Engelschor um das Himmelfahrtsloch im Gewölbe des zweitletzten Jochs des Mittelschiffs, das Fresko mit Ritterwappen auf der Chorseite des Bogens am Ende des südlichen Seitenschiffs, über dem Fresko die Muttergottes mit dem Kind und der hl. Georg, Patron der Ritter, das Engelsbild oberhalb der linken Säule des Trennbogens zwischen Südschiff und Chor.

24. Juni 1936: Eröffnung des Universitätssportplatzes im Neuenheimer Feld mit den Heidelberger Leichtathletik-Hochschulmeisterschaften und einem Fußballspiel zwischen der Universitäten Frankfurt und Heidelberg

25.-27. Juni 1936: die Dritte Internationale Universitätskonferenz tagt in Heidelberg (Vorsitzender: Prof. Dr. Johannes Hoops)

27. Juni-1. Juli 1936: 550-Jahrfeier der Universität. Die von Friedrich Gundolf 1931 für den Haupteingang der Neuen Universität formulierte Inschrift „Dem lebendigen Geist“ wird durch „Dem deutschen Geist“ ersetzt. Die Universität Heidelberg ehrt den amerikanischen Eugeniker Harry H. Laughlin (1880-1943) mit dem Ehrendoktorat der Medizinischen Fakultät (Dekan: Dr. Carl Schneider).

27. Juni 1936 abends: Auftakt zur 550-Jahrfeier der Universität auf dem Universitätsplatz

28. Juni 1936 (-30. 9. 1936): Eröffnung der Ausstellung Heidelberg, Vermächtnis und Aufgabe im Kurpfälzischen Museum (Entwurf und Leitung: Dr. Ludwig Neundörfer, künstlerische Formgebung: Rudolf Kramer). Rede des Oberbürgermeisters Dr. Carl Neinhaus zur Eröffnung („Nichts anderes will ja Heidelberg, wie in Ehrfurcht vor deutschem Schicksal, wie in letzter Verbundenheit mit allem, was deutschen Namen trägt, die reichen Schätze seines Vermächtnisses und die bewußte Arbeit seiner Gegenwart hineinstellen in den Dienst am deutschen Volk und seinem Führer, dem auch diese Stadt bis zum letzten verschworen ist“). 41.000 Besucher sehen die Ausstellung.

28. Juni 1936: Empfang der Reichsregierung im Königsaal des Heidelberger Schlosses

29. Juni 1936: Festakt zur 550-Jahrfeier der Universität in der Stadthalle

30. Juni 1936: Reichsminister Rust hält eine Rede über "Die neuen Ziele der Wissenschaft"

1.-16. Juli 1936: Lager des Kultur- und Rundfunksamt der Reichsjugendführung der HJ auf dem Ameisenbuckel beim Bierhelderhof (vgl. Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt 9 (2004/2005), S. 47ff.)

10. Juli 1936: Generalinspekteur Dr. Fritz Todt spricht im Hörsaal 13 der Neuen Universität vor Teilnehmern des HJ-Lagers des Kultur- und Rundfunkamtes der Reichsjugendführung (auf dem Ameisenbuckel) über „Die Straßen des Führers“

12. Juli - 30. August 1936: Reichsfestspiele auf dem Schloß  

[17. Juli 1936: militärischer Aufstand in Spanisch-Marokko, der am folgenden Tag auf das Mutterland übergreift. Der spanische Bürgerkrieg endet am 29. März 1939. Insgesamt werden rund 25.000 deutsche Soldaten in Spanien eingesetzt. 315 deutsche Gefallene. 26.116 deutsche Mitglieder der Legion Condor einschl. Kriegsmarine erhalten das Spanienkreuz mit oder ohne Schwerter]

[20. Juli 1936: der Vertrag von Montreux (Convention sur le régime des Détroits; Convention Regarding the Regime of the Straits) gibt der Türkei die volle Souveränität über die Dardanellen, das Marmarameer und den Bosporus zurück. Der Vertrag von Montreux tritt an die Stelle des Abkommens von Lausanne (1923). Er ist noch heute in Kraft und regelt den freien Schiffsverkehr durch diese Gewässer]

21. Juli 1936: Verdunkelungsübung in Handschuhsheim

[1.-16. August 1936: Olympische Spiele in Berlin]

19. August-1. September 1936: der frühere amerikanische Botschafter Jacob Gould Schurman besucht mit seiner Familie Heidelberg (Europäischer Hof, vgl. 5. Mai 1928)

[25. August 1936: Verlängerung der Wehrdienstpflicht im Deutschen Reich von 1 auf 2 Jahre]

11. September 1936: der amerikanische Zeitungsbesitzer William Randolf Hearst (73) in Heidelberg

11.-14. September 1936: der frühere britische PM Lloyd George (1863-1945) in Heidelberg (Schloßhotel)

27. September 1936: Eröffnung der Reichsautobahn Heidelberg-Bruchsal durch Reichsstatthalter Robert Wagner (Festakt in Bruchsal)

[27. September 1936: der Schweizer Franken wird um ca. 30 % abgewertet, um ihn den veränderten internationalen Verhältnissen anzupassen]

30. September 1936: Letzte Paketzustellung per Pferdepostkutsche in Heidelberg. Von nun an besorgen 6 Kraftwagen den Zustelldienst, davon 4 mit Elektroantrieb.

30. September 1936: „Heute genügt sie [die Stadthalle] eigentlich schon längst nicht mehr den Anforderungen, und es ist wohl auch nur noch eine Frage der Zeit, daß eine Erweiterung erfolgt, wozu es erfreulicherweise dank des freien Platzes im Osten wie im Westen nicht an Raum fehlt.“ (Heidelberger Neueste Nachrichten, 229, 30. 9. 1936, S. 3)

3. Oktober 1936: Großer Zapfenstreich auf dem Universitätsplatz

4. Oktober 1936: Weihe der erweiterten St. Vituskirche (Handschuhsheim) durch Weihbischof Wilhelm Burger

15. Oktober 1936: Pfarrer Alfons Beil (1896-1997) wird erster Kurat an der St. Albert-Kirche in Heidelberg

[18. Oktober 1936: Hermann Göring wird zum Bevollmächtigten für den Vierjahresplan ernannt]

24. Oktober 1936: Aufdeckung der (seit 1886 nicht mehr betretenen) Gruft im Ostchor der Heiliggeistkirche, in der die Gebeine der Kurfürsten ruhen, die seit 1410 hier begraben wurden (78 Tote) (vgl. 30. September 1885)

[25. Oktober 1936: Gründung der "Achse Berlin-Rom"]

27. Oktober 1936: Oberbürgermeister Neinhaus ruft in der öffentlichen Ratssitzung zur Gründung einer Vereinigung der Freunde der Heimatkunde in Heidelberg auf („Es soll eine Vereinigung werden, die durch alle Schichten der Bevölkerung geht. Daß sie immer nur im nationalsozialistischen Sinne arbeitet, ist eine Selbstverständlichkeit, die ich kaum zu erwähnen brauche.“) mehr

27. Oktober 1936: Rekruten-Vereidigung auf dem Universitätsplatz

Oktober 1936: das Heidelberger Konservatorium zieht von der Unteren Neckarstraße 17 in die Leopoldstraße 50 (früheres Stauffia-Haus)

5. November 1936: Edith Trembour eröffnet im Fremdenheim „Silvana“, Leopoldstraße 26 (Haus Fehser), eine „nach neuester Ernährungslehre geleitete Diätküche“ („Biologische Werteküche“)

[25. November 1936: Deutschland und Japan schließen den Antikominternpakt ab (vgl. November 1937)]

November 1936: nach Auflösung der Burschenschaft Allemania am 2. November 1935 wird die studentische Kameradschaft Karl Heinrich Waldow gegründet und in den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund eingegliedert

November 1936: das Kurpfälzische Museum wird bis März 1937 geschlossen

November 1936: Auflösung der Freiwilligen Feuerwehr Heidelberg. Die Oberleitung wird der Polizeiverwaltung unterstellt. Neubildung als Feuerlöschpolizei Heidelberg e. V.

[1. Dezember 1936: das Gesetz über die Hitler-Jugend wird erlassen („Von der Jugend hängt die Zukunft des deutschen Volkes ab. Die gesamte deutsche Jugend muß deshalb auf ihre künftigen Pflichten vorbereitet werden. Die Reichsregierung hat daher das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird. § 1 Die gesamte deutsche Jugend innerhalb des Reichsgebietes ist in der Hitlerjugend zusammengefaßt. § 2 Die gesamte deutsche Jugend ist außer in Elternhaus und Schule in der Hitlerjugend körperlich, geistig und sittlich im Geiste des Nationalsozialismus zum Dienst am Volk und zur Volksgemeinschaft zu erziehen.“ Damit wurde die HJ für alle deutschen Jugendlichen ab dem 10. Lebensjahr zur einzigen Erziehungsinstitution neben Familie und Schule. Alle deutschen Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren sind zur Mitgliedschaft in der HJ verpflichtet]

[1. Dezember 1936: der sowjetische Parteisekretär Sergej Kirow wird in Leningrad ermordet]

[7. Dezember 1936: in Deutschland wird das Fett rationiert]

11. Dezember 1936: Beginn des zweigleisigen Betriebes auf der Neckartal-Straßenbahn zwischen Karlstor und Schlierbach Bahnhof (vgl. 17. September 1935)

1936: Suspension der 1878 gegründeten studentischen Gesellschaft Karlsruhensia (ab 1937: „Kameradschaft Richard Flisges“)

1936: Ausarbeitung eines Generalbebauungsplans für die Universität Heidelberg

1936: Anlage des Universitätssportplatzes zwischen Chirurgischer Klinik und Tiergartenstraße

1936: Anlage der Görresstraße (Südstadt). Die kleine Kisselgasse wird in die Görresstraße einbezogen.

1936: Umgestaltung des Lindenplatzes (Handschuhsheim)

1936: Bau des Hauses Engelking (Kapellenweg 22)

1936: die Universitätsfechthalle (Sandgasse) wird vom Kurpfälzischen Museum erworben

1936: an der Westwand des südlichen Chorseitenschiffes der Heiliggeistkirche wird ein um 1520/1530 datiertes Wappenfresko der kraichgauer, odenwälder und des rheinischen Ritteradels freigelegt

1936: beim Bau der Autobahn wird in Kirchheim an der Autobahnbrücke nach Schwetzingen ein alemannischer Reihengräberfriedhof aus der Zeit zwischen 480 bis 520 n. Chr. entdeckt und von Paul H. Stemmermann ausgegraben (vgl. Oktober 1900)

1936: in Leimen, Geheimrat-Schott-Straße 16, 23 (ehemaliger Heidelberger Weg) wird ein Löwenkopf und Pyramidenstumpf von einem römischen Grabmonument aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. gefunden (heute im Kurpfälzischen Museum)

1936: Aloys Wannemacher (1905-1969), Verwaltungsrat der Stadt Heidelberg, wird bis zur endgültigen Besetzung des Direktors des Kurpfälzischen Museums als Kustos des Kurpfälzischen Museums eingesetzt

1936: Fritz Pinkuss (1905-1993), seit 1930 Bezirksrabbiner in Heidelberg, emigriert nach Brasilien

WS 1936/37: Aktive des VDSt Heidelberg gründen die Kameradschaft „Westmark“ (vgl. 31. Januar 1931)

[1936: Abschaffung des Pfunds als Gewichtseinheit im Deutschen Reich]

16. Januar 1937: Aufruf zur Gründung einer Vereinigung der Freunde der Heimatkunde in Heidelberg, unterzeichnet von Universitätsprofessor Dr. Eugen Fehrle, Ratsherr der Stadt Heidelberg, Leiter der Lehrstätte für Deutsche Volkskunde in Heidelberg, Heinrich Landfried, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Mannheim, Karl Lindinger, Ratsherr der Stadt Heidelberg, Kreisobmann der DAF, Dr. Carl Neinhaus, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg, Universitätsprofessor Dr. Ludwig Paul Schmitthenner, Ratsherr der Stadt Heidelberg, Badischer Staatsminister, Wilhelm Seiler, Kreisleiter des Kreises Heidelberg der NSDAP, Stadtoberschulrat. „Für die gewaltigen Aufgaben, vor denen das deutsche Volk steht, gilt es alle Kräfte einzusetzen (...) Das Kurpfälzische Museum wird ein Haus der Gesellschaft (...) Das Haus der Gesellschaft soll Leben erfüllen. Hausmusiken, Abende im Garten, Vorträge werden dem Heidelberger immer neuen Anlaß zum Kommen bieten und auch dem Fremden, der am geistigen Leben der Stadt Anteil nehmen möchte, offen stehen. Es ist weiter daran gedacht, die verschiedenen Veröffentlichungen zur Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung zusammenzufassen und von Seiten der Gesellschaft ein Heidelberger Jahrbuch herauszugeben (...) Anmeldungen sind zu richten an die Heidelberger Gesellschaft zur Pflege der Heimatkunde, Kurpfälzisches Museum.(Anzeige in den Heidelberger Neueste Nachrichten Nr. 13, 16. 1. 1937, S. 16) (vgl. 27. Oktober 1936, 11. April 1937)

16./17. Januar 1937: Tag der deutschen Polizei

[21. Januar 1937: Deutsches Beamtengesetz. Auch die „nichtarisch versippten Beamten“ verlieren ihr Amt. 5 Heidelberger Universitätslehrer werden in den Ruhestand versetzt, weitere 4 entlassen; vgl. 15. September 1935]

26. Januar 1937: „Eine normale Entwicklung angenommen, wird im Jahr 1942 der neue Hauptbahnhof fertig sein“ (Heidelberger Neueste Nachrichten, 21, 26. 1. 1937, S. 3)

30. Januar 1937: Reichsgründungsfeier der Universität

31. Januar 1937: Reichsgründungsfeier in Handschuhsheim (Festgottesdienst in der Friedenskirche, Festakt im Bachlenz)

Januar 1937: die noch rund 30 Personen umfassende jüdische Gemeinde in Rohrbach wird mit Genehmigung des Staatsministeriums mit der Heidelberger Gemeinde vereinigt

Januar 1937: die Grabungen in der Heiliggeistkirche werden beendet

21. Februar 1937: Heldengedenktag. Militärische Feier auf dem Ehrenfriedhof

23. Februar 1937: Hochwasser des Neckar (Höchststand 4,62 m)

[14. März 1937: „Mit brennender Sorge“. Papst Pius XI. protestiert mit der einzigen deutschsprachigen Enzyklika in der Kirchengeschichte gegen das NS-Regime]

21. März 1937: Hochwasser des Neckar (Höchststand 4,35 m)

[21. März 1937 (Palmsonntag): die päpstliche Enzyklika „Mit brennender Sorge“ wird von allen katholischen Kanzeln verlesen. Der Staat reagiert mit einer Verleumdungskampagne gegen Priester, Mönche und Nonnen]

1. April 1937: der Uhrmacher Bleck zieht von der Märzgasse 1 in die Hauptstraße 56 (vgl. 1919, August 1987)

1. April 1937: das Gemeinde-Konglomerat Ochsenbach-Maisbach-Lingenthal wird aufgelöst (Ochsenbach kommt nach Gauangelloch, Maisbach nach Nußloch, Lingenthal nach Leimen)

1. April 1937-30. September 1938: Prof. Dr. h. c. Ernst Krieck (Professor für Philosophie und Pädagogik, Leiter des NS Dozentenbundes Gau Baden) Rektor der Universität Heidelberg

11. April 1937: Gründung der Heidelberger Gesellschaft zur Pflege der Heimatkunde im Kurpfälzischen Museum

15. April 1937: Erzbischof Dr. Conrad Gröber errichtet die selbstständige Pfarrkuratie Sancta Maria (Pfaffengrund) (vgl. 1924)

[15. April 1937: Anordnung des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung: Die Promotion für Juden wird (mit Ausnahmen) verboten]

[20. April 1937: Revidierung der Mitgliederaufnahmesperre der NSDAP vom 1. Mai 1933. Infolge dessen wird es denjenigen Bürgern ermöglicht, der NSDAP beizutreten, die sich seit der Machtübernahme in den Gliederungen und angeschlossenen Verbänden der Partei als Nationalsozialisten bewährt haben. (1939: ca. 5,3 Millionen Parteimitglieder)]

[26. April 1937: die Legion Condor bombardiert die baskische Stadt Guernica]

[30. April 1937: Verhaftung von über 1000 Mönchen wegen angeblicher homosexueller Verfehlungen]

[1. Mai 1937: Cash and carry-Act. Der amerikanische Kongress genehmigt den Verkauf von Kriegsmaterial. Bedingung: sofortige Bezahlung und Transport der Ladung durch nichtamerikanische Schiffe. Das Gesetz ist zunächst auf zwei Jahre bis zum 1. Mai 1939 befristet, wird dann am 5. September 1939 verlängert und auch auf Waffen und Munition ausgeweitet]

[7. Mai 1937: das mit Wasserstoff betriebene Luftschiff Hindenburg explodiert bei der Landung in Lakehurst/New Jersey, 36 Tote]

14. Mai 1937: Verbot des Heidelberger Tageblatt (letzte Ausgabe)

15. Mai 1937: Eröffnung des Seegartens als „Kurgarten“

22. Mai 1937: Eugen Ulmer, seit 1930 Ordinarius für deutsches und ausländisches Privat- und Handelsrecht an der Universität Heidelberg, hält in der alten Aula der Universität die Gedächtnisrede auf Friedrich Endemann (24. Mai 1857-31. Oktober 1936, Prof. Dr. iur., Dr. med. h. c., Geheimrat, Ehrenmitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften)

[25. Mai 1937 bis 25. November 1937: Weltausstellung in Paris (unter erstmaliger Beteiligung der Sowjetunion)]

26. Mai 1937: Prof. Dr. Ludolf von Krehl stirbt in Heidelberg

31. Mai 1937: der Kunstbesitz des Heidelberger Kunstverein wird der Stadt Heidelberg übertragen

[28. Mai 1937: Reichsminister Dr. Goebbels prangert in einer von allen Sendern übertragenen Rede in der Berliner Deutschlandhalle die „himmelschreienden Skandale dieser Moralprediger“ (i.e. des katholischen Klerus) an und preist Hitler als „berufenen Beschützer der deutschen Jugend“]

7. Juni 1937: die Oberrealschule wird Philipp-Lenard-Schule benannt (ab 1938 "Oberschule für Jungen", vgl. 4. September 1937, 1945)

7. Juni 1937: die Straßenpolizeiordnung für die Stadt Heidelberg tritt in Kraft

17. Juni 1937: Richtfest der Kaserne am Galgenweg (zwischen Weststadt und Rohrbach, Bauleiter: Dr. Ing. Dietrich Lang, nach dem Anschluß Österreichs 1938 Großdeutschlandkaserne benannt (ab 1945: Campbell Barracks). Sie wird Sitz des im Mai 1936 aufgestellten Infanterie-Regiment 110, 1. Batallion. Das 2. Batallion war in der Loretto-Kaserne (ab 1945: Hammond Barracks) in Seckenheim untergebracht, das 3. Batallion in der Grenadier-Kaseme in Heidelberg (ab 1945: Patton Barracks). (vgl. Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 4/2015, S. 209-214) http://www.denkmalpflege-bw.de/fileadmin/media/publikationen_und_service/nachrichtenblaetter/2015-4.pdf https://www.feldgrau.com/grossdeutschland-kaserne-110-infanterie-regiment/

26. Juni-13. September 1937: der Schnellzug D 171 verkehrt von London Victoria Station (Abfahrt 23 Uhr) über Ostende-Brüssel-Köln-Heidelberg (Ankunft 15.44 Uhr) nach Konstanz. (16 ¾ Stunden Fahrzeit London-Heidelberg) und zurück

Juni 1937: Richtfest der „Erbhofsiedlung“ Neurott (Kirchheim; vgl. 27. Juni 1938)

[7. Juli 1937: Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke. Beginn des Zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs]

10.-12. Juli 1937: Heimattage Handschuhsheim (Eröffnung 10. Juli im alten Rathaus, Festzug am 11. Juli)

[19. Juli 1937: RK Hitler eröffnet die Ausstellung „Entartete Kunst“ in München]

20. Juli 1937: Eröffnung der Heidelberger Reichsfestspiele (-22. August) http://elisabethscherer.de/heidelberg.htm

1.-22. August 1937: im Rahmen der Reichsfestspiele wird gegeben: Kleist, Amphytrion; Shakespeare, Romeo und Julia; Paul Ernst, Pantalon und seine Söhne; Goethe, Ur-Götz

[5. August 1937: der sowjetische NKWD beschließt den "Großen Terror" gegen "antisowjetische Elemente"]

17. August 1937: Wilhelm Seiler (1891-1974) hauptamtlicher Kreisleiter der NSDAP

4. September 1937: das Heidelberger Gymnasium wird nach Kurfürst Friedrich II. (1482-1556) "Kurfürst-Friedrich-Gymnasium" benannt (vgl. 7. Juni 1937)

1937: die Mädchenrealschule (Plöck 40/42) wird Hölderlinschule benannt (vgl. 1925; 1953: Hölderlin-Gymnasium)

[5. Oktober 1937: US-Präsident F. D. Roosevelt hält in Chicago die so genannte „Quarantäne-Rede“. Aggressorstaaten müßten aus der Völkergemeinschaft ausgeschlossen und unter Quarantäne gestellt werden]

7. Oktober 1937: Einzug des I. Batl. Inf. Reg. 110 in die neue Kaserne am Galgenweg („Großdeutschlandkaserne“) nach einem Marsch durch die Stadt (vgl 1. 10. 1940)

9. Oktober 1937: Einweihung des Tuberkulose-Krankenhaus Rohrbach

[10. Oktober 1937: das Schwetzinger Schloßtheater wird wieder eröffnet]

12. Oktober 1937: Einweihung der 1925 eröffneten Reichsfachschule für das Hotel- und Gaststättengewerbe (Mönchhofstraße 28) (erster Schulleiter: Dr. Hellmut Büchler; im April 1944 ausgebrannt)

Oktober 1937: Säuberung des Bestands der Städtischen Volksbücherei im Sinne der Nationalsozialisten

http://www.politische-bildung-brandenburg.de/publikationen/pdf/brennende_buecher.pdf.

[2. November 1937: Luftangriff auf Lérida durch die Aviazione Legionaria. Dabei sterben 221 Zivilisten]

[5. November 1937: RK Hitler offenbart in der Reichskanzlei vor Reichskriegsminister von Blomberg, Fritsch, Raeder, Adjutant Oberst Hoßbach, Göring und Außenminister Konstantin von Neurath seine Kriegspläne (Angriff auf Österreich und die Tschechoslowakei; „Hoßbach-Protokoll“)]

11. November 1937: der Ludwigsplatz wird auf Antrag des Reichsstudentenführers in Langemarckplatz umbenannt. Langemarck-Feier der Studentenschaft.

12. November 1937: Am Nordosthang des Weißen Steins (Gewann Dollenschlag) zerschellt eine aus Berlin kommende Heinkel-Maschine der Lufthansa im Anflug auf Mannheim. Zehn Personen kommen dabei ums Leben, zwei Personen überleben schwer verletzt. Unter den Opfern ist auch der jüdische Kaufmann Max Kornbaum aus Karlsruhe.


14. November 1937: 70. Jahresfest des CVJM Heidelberg  

November 1937: Ausgrabung eines Stücks des Hortus palatinus auf dem Heidelberger Schloß

[November 1937: Italien tritt dem Antikominternpakt bei (vgl. 25. November 1936, 11. Dezember 1937)]

[9. Dezember 1937: Gesetz über das Deutsche Rote Kreuz]

[10. Dezember 1937: die Apologetische Centrale, 1921 vom Centralausschuß für die Innere Mission der deutschen Evangelischen Kirche in Berlin gegründet, welche die Aktivitäten religiöser Bewegungen beobachten und die evangelisch-kirchliche Öffentlichkeit informieren sollte, wird von der Gestapo geschlossen und ihre weitere Tätigkeit verboten]

[11. Dezember 1937: Italien tritt aus dem Völkerbund aus]

[13. Dezember 1937-Januar 1938: Massaker von Nanjing nach der Besetzung der Stadt durch japanische Truppen im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg (mindestens 200.000 Tote)]

1937: Zusammenschluß aller Heidelberger evangelischen Kirchengemeinden zu einem Kirchensteuerzweckverband

1937: Bau der Nachrichtenkaserne (Karlsruher Straße 144, südlich von Rohrbach)

1937: Gottfried Kramer Kreisgeschäftsführer der NSDAP

1937: die 1914 erbaute Grenzhöferweg-Brücke über die Eisenbahnlinie Heidelberg-Mannheim wird wegen Vermehrung der Gleise von 3 auf 6 verlängert

1937: in Heidelberg halten sich 23.370 Besucher aus Großbritannien und Irland auf

1937: in der „Harmonie“ (Inhaber Georg Gauler, Theaterstraße 1, 1000 Sitzplätze) kostet ein Mittagessen ab 90 Pfennige

1937: Eröffnung des evangelischen Pfarrhauses Handschuhsheim-Süd

1937: in Heidelberg gibt es ca. 500 elektrische Straßenlampen, ca. 18 km Straßenstrecke ist elektrisch beleuchtet

1937: Errichtung eines Stadthauptamtes unter Leitung von Gaustudentenführer Baden-Oberrhein Dr. Richard Scherberger (1910-1979, 1940 Kurator der Universität Straßburg)

1937: die Bezirkssparkasse ersteigert das Kohlhof-Hotel

1937: die von den Kaufleuten Franz Rohr und Georg Christen 1924 gegründete Schreibwarenfabrik Everest (Blumenstraße 5) zieht unter dem Namen Christen & Co. in die Mittermaierstraße 9 (bis 1954)

1937: die Gottesdienste der Bergheimer Protestanten finden im Lutherhaus (Kirchstraße) statt

1937: das ehemalige Grand Hotel zur Stadt Heidelberg, später Heidelberger Hof (Rohrbacherstraße 11, 1877 eröffnet) wird Sitz des Wehrbezirkskommandos (1945-1957 von der Besatzungsmacht beschlagnahmt) ("Alte Polizeidirektion")

[1937: Carl Goerdeler tritt als Leipziger Oberbürgermeister zurück]

[1937: das Deutsche Apotheken-Museum wird in Form einer Stiftung gegründet (1938 in München eröffnet)]

[1937: Auflösung aller deutschen Rotary-Clubs]

[1937: die Reichsstraßenverkehrsordnung von 1934 wird revidiert („Fußgänger müssen die Gehwege benutzen. … Fahrbahnen … sind auf dem kürzesten Weg quer zur Fahrtrichtung mit der nötigen Vorsicht und ohne Aufenthalt zu überschreiten.“). Kinderspiele auf der Fahrbahn werden ausdrücklich verboten. Die Straßenverkehrsordnung (StVO) von 1937 bleibt – mit wichtigen Änderungen 1956 und 1960 – bis 1971 in Kraft.]


[1937: Gründung der Arbeitsgemeinschaft für Sippenforschung und Sippenpflege. Ziel: eine „sippenkundliche Bestandsaufnahme des gesamten deutschen Volkes unter […] geschlossenen Einsatzes für rassenpolitische und sippenpflegerische Aufgaben“]


[6. Januar 1938: Erlaß der Reichsmeldeordnung. Enthält erstmals die Pflicht, sich bei Zuzug anzumelden und bei Umzug abzumelden]

[13. Januar 1938: erstmals fahren Züge über die neue Rheinbrücke bei Speyer]

[27. Januar 1938: Reichskriegsminister Werner von Blomberg scheidet, offiziell aus gesundheitlichen Gründen, aus dem Amt]


[3. Februar 1938: RK Hitler entfernt Generaloberst Fritsch unter dem Vorwurf der Homosexualität aus dem Amt. Fritsch wird angeklagt, jedoch am 18. März 1938 wegen eindeutig erwiesener Unschuld rehabilitiert]


[4. Februar 1938: RK Adolf Hitler übernimmt als Chef des neu geschaffenen Oberkommandos der Wehrmacht den Oberbefehl. Oberbefehlshaber des Heeres wird General von Brauchitsch, Außenminister J. v. Ribbentrop]

[12. Februar 1938: RK Adolf Hitler empfängt in Berchtesgaden den österreichischen BK Kurt Schuschnigg. Dieser unterschreibt ein Abkommen, das auf eine Kapitulation Österreichs hinausläuft]

Februar 1938: am Gebäude der städtischen Volksbücherei (Plöck 2a) wird ein Schild „Juden unerwünscht“ angebracht

[12. März 1938: Einmarsch deutscher Truppen in Österreich]

[3. März 1938: Freigabe der Straßenfahrbahn der neuen Rheinbrücke bei Speyer (am 3. 4. 1938 offiziell übergeben, am 23. 3. 1945 gesprengt; -vgl. 13. Januar 1938)]

31. März 1938: RK Adolf Hitler in Heidelberg  

31. März 1938: die 1910 eröffnete Straßenbahnlinie Bahnhof Schwetzingen-Ketsch wird eingestellt (vgl. 1. Mai 1923)

[3. April 1938: offizielle Einweihung der neuen Rheinbrücke bei Speyer (vgl. 23. März 1945)]


4. April 1938: Der Platz am Rohrbacher Kreuz (seit 1732; seit 1926 „Bürgermeister-Bitter-Platz“) wird auf Initiative von Pfarrer Karl Otto Frey in Eichendorffplatz umbenannt. Eine Eichendorff-Gedenktafel wird enthüllt. Über der Inschrift ist ein Hakenkreuz eingemeißelt. Pg. Pfarrer Karl Otto Frey hält die Festansprache, alle drei Rohrbacher Chöre singen. Nach dem Festakt zieht man gemeinsam in die Turner-Gaststätte.

10. April 1938: Volksabstimmung über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich (offizielles Ergebnis: 99,08 % „Ja“). In den 6 Handschuhsheimer Wahlbezirken stimmen 223 Wahlberechtigte mit „Nein“.

22. April 1938: Einweihung des Erweiterungsbaus der Gewerbeschule in der Bergheimer Straße 76  

April 1938: Umzug der Polizeidirektion vom Bezirksamtsgebäude in das frühere Grand-Hotel Heidelberger Hof (Rohrbacher Straße 11)

[26. April 1938: „Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden“. Jüdische Familien müssen ihren gesamten Besitz und ihr Vermögen, sofern es 5.000 RM übersteigt, deklarieren]

[April 1938: der ungarische Journalist László Bíró erhält das Patent für die Erfindung des Kugelschreibers]

Mai 1938: die Regierung verfügt die Einrichtung von Finanzabteilungen bei den evangelischen Landeskirchen. Alle finanziell relevanten Vorgänge werden von ihr kontrolliert. Heidelberger Pfarrer protestieren gegen diese Entwicklung. Der Heidelberger Bevollmächtigte der „Finanzabteilung“, Otto Soellner, Religionslehrer am Gymnasium, bemüht sich, die Bekenntnisgemeinschaft zu schwächen.

1. Juni 1938: städtische Totengräber und Leichenbegleiter dürfen bei jüdischen Begräbnissen nicht mehr eingesetzt werden

1.-25. Juni 1938: erster Großdeutscher Reichsstudententag in Heidelberg  

3. Juni 1938: Einweihung der neuen Tennisplätze beim Tiergarten (heute Parkhaus)

3. Juni 1938: Juden wird das Gasthörerrecht an der Universitär verboten 

16. Juni 1938: Gedenkfeier hundert Jahre Praktisch-Theologisches Seminar der Universität Heidelberg

[16. Juni 1938: Verhaftungen von mehreren tausend Berliner Juden]

[22. Juni 1938: Gesetz gegen Straßenraub mittels Autofallen]

27. Juni 1938: Weihe der „Erbhofsiedlungen“ Neurott (Kirchheim) und Bruchhausen   durch den badischen Ministerpräsidenten Walter Köhler (1897-1989)

28. Juni 1938: Eröffnung des neuen Karlstorbahnhofs

1. Juli 1938: in Heidelberg sind 3370 Kfz (einschließlich Krafträder, ohne Lkw) gemeldet

[6.-15. Juli 1938: Konferenz in Evian/Schweiz über Auswanderung. Vertreter von 32 Staaten und 24 Hilfsorganisationen beraten über das Problem der rapide ansteigenden Flüchtlingszahlen von Juden aus Deutschland und Österreich. Auf die Einladung des Präsidenten der Vereinigten Staaten (Myron C. Taylor als Verhandlungsleiter) sind folgende Staaten, zumeist durch ihre Delegierten beim Völkerbund, vertreten: Großbritannien (Lord Winterton), Frankreich (Henri Bérenger), die Niederlande, Belgien, die Schweiz (Heinrich Rothmund), Schweden, Norwegen, Dänemark, Irland, Kanada, Australien, Neuseeland sowie nahezu alle mittel- und südamerikanischen Staaten. Polen und Rumänien entsenden Beobachter. Nicht eingeladen sind Deutschland, Italien, Japan, die Sowjetunion, die Tschechoslowakei und Ungarn. Es nehmen weiter viele private Hilfsorganisationen und Pressevertreter teil. Die Regierungen der Teilnehmerstaaten wissen, daß die Juden in Deutschland und Österreich nahezu vollständig entrechtet und daß bereits damals Tausende von ihnen ermordet oder in den Tod getrieben worden waren. Die Konferenz endet weitgehend ergebnislos, da sich außer der Dominikanischen Republik alle Teilnehmerstaaten weigern, mehr jüdische Flüchtlinge aufzunehmen.]

[7. Juli 1938 : 10. Parteitag der NSDAP (Adolf Hitler: „Das Einschleichen mythisch veranlagter okkulter Jenseitsforscher darf daher in der Partei nicht geduldet werden. Sie sind nicht Nationalsozialisten, sondern irgendetwas anderes (...)“]

10. Juli 1938: Waldgottesdienst auf der Marienhütte (Gemeinde der Christuskirche; Mitwirkende: Posaunenchor Heidelberg-Handschuhsheim und Kirchenchor der Christuskirche)


17. Juli 1938: Reichsminister Dr. Joseph Goebbels besucht Heidelberg zur Eröffnung der Reichsfestspiele (vgl. 12. Juli 1939)

18. Juli 1938: Eröffnung der Reichsfestspiele Heidelberg

[22. Juli 1938: Verordnung über Kennkarten. Einführung der Kennkarte im Deutschen Reich als „allgemeiner polizeilicher Inlandsausweis” Einführung des Kennkartenzwangs für Männer ab dem vollendeten 18. Lebensjahr]

[23. Juli 1938: spezielle Kennkartenpflicht für Juden (Bei Juden war das "J" eingedruckt, nicht nur gestempelt)]

[27. Juli 1938: Jüdische Straßennamen. Runderlass des Reichsministers des Innern, Pol O-VuR Verk 46e, Nr. 59/38, Ministerial-Blatt des Reichs- und Preußischen Ministeriums des Innern, Ausgabe A, 03.08.1938]

31. Juli 1938: Grundsteinlegung für die neue katholische Pfarrkirche St. Marien, Pfaffengrund, Schützenstraße 19 (bis 1939 erbaut, am 21. Mai 1939 mit vier Glocken ausgestattet; 2. Juli 1939: Segnung, 1947 geweiht)

[Sommer 1938: Verordnung zur Teildienstverpflichtung „zur Sicherstellung des Kräftebedarfs von besonderer staatspolitischer Bedeutung“. Jeder deutsche Staatsangehörige kann verpflichtet werden, an einem zugewiesenen Ort und Arbeitsplatz zu arbeiten]

17. August 1938: mit Jakob Genthner wird der letzte Handschuhsheimer Veteran des Krieges 1870/71 bestattet

[17. August 1938: die Kriegssonderstrafverordnungen treten in Kraft]

[17. August 1938: die Zweite Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen zielt darauf ab, jüdische Deutsche anhand ihrer Vornamen kenntlich zu machen. Sofern sie nicht ohnehin bereits einen jüdischen Vornamen trugen, der „im deutschen Volk als typisch angesehen“ wird, müssen sie vom Januar 1939 an zusätzlich den Vornamen Israel oder Sara annehmen.]

[18. August 1938: Ludwig Beck, Generalstabschef des Heeres, bittet um seinen Abschied]

[22. August 1938: Erlaß der Ausländerpolizeiverordnung (1945 außer Kraft gesetzt, 1951 wieder in Kraft gesetzt]

[23. August 1938: Runderlass des RMI: Verordnung zur Zuweisung jüdischer Vornamen]

[August 1938: der Rottenburger katholische Bischof Joannes Baptista Sproll wird von den Nationalsozialisten aus seiner Diözese verbannt, weil er sich weigerte, bei der Volksabstimmung zur Angliederung Österreichs an Deutschland teilzunehmen]

[21. September 1938: Prager Zession. Die tschechische Regierung nimmt die Vorschläge der britischen und der französischen Regierung an, die Sudetengebiete an Deutschland abzutreten]

[29./30. September 1938: Münchener Abkommen zwischen Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Italien (Hitler, Chamberlain, Daladier, Mussolini) in München. Die Tschechoslowakei muß an Deutschland die Randgebiete Böhmens, an Polen das Olsagebiet und an Ungarn das sog. Oberungarn abtreten]

30. September 1938: Rücktritt von Prof. Dr. h. c. Ernst Krieck als Rektor der Universität Heidelberg

[30. September 1938: den noch im Deutschen Reich verbliebenen jüdischen Ärzten wird aufgrund der am 25. Juli 1938 beschlossenen "4. Verordnung zum Reichsbürgergesetz" die Approbation entzogen. Fortan sind sie nur noch auf Antrag als Krankenbehandler für jüdische Patienten zugelassen]

15. Oktober 1938: Hans Zucker (1909-1981) amtiert als Rabbinatsverweser für den Rabbinatsbezirk Heidelberg

27./28./29. Oktober 1938: Ausweisung von ca. 17.000 staatenlosen, ehemals polnischen Juden aus dem Reich und Transport an die polnische Grenze bei Zbąszyń (Bentschen), Chojnice (Konitz) in Pommern und Beuthen (Bytom, OS). 37 Personen aus Heidelberg, darunter Bernhard Rubinstein und sein Sohn David (Untere Straße 31), der Möbelhändler Oskar Sipper (Rahmengasse 7), Rebekka und Heinrich Reinhold (Dreikönigstraße 24) werden im Zuge der Aktion festgenommen und nach Polen abgeschoben. (vgl.: Norbert Giovannini, Die Ausweisungen und Deportationen der jüdischen Einwohner Heidelbergs 1937-1945, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. X (2005/2006), S. 105ff. ) https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-judenverfolgung-in-heidelberg-unsere-ganze-friedliche-stimmung-hatte-sich-so-ploetzlich-in-luft-aufge-_arid,396155.html

1. November 1938-März 1945: der badische Staatsminister Prof. Dr. Ludwig Paul Schmitthenner wird zum Rektor der Universität Heidelberg ernannt

[2. November 1938: Der Erste Wiener Schiedsspruch (Wiener Diktat) trennt Gebiete mit ungarischer Bevölkerungsmehrheit in der südlichen Slowakei und in Karpatenukraine von der Tschechoslowakei ab und spricht sie Ungarn zu. Der Schiedsspruch wird von den Außenministern des Deutschen Reiches (Joachim von Ribbentrop) und Italiens (Galeazzo Ciano) beschlossen]

[7. November 1938: Herschel Grynspan (17) schießt in der Pariser deutschen Botschaft auf den Gesandtschaftssekretär Ernst von Rath]

[9. November 1938: Gesandtschaftssekretär Ernst von Rath stirbt in Paris]

9. November 1938, 20.30 Uhr: Versammlung auf dem Universitätsplatz zum Gedenken an den Hitlerputsch 1923

Nacht auf den 10. November 1938: Heidelberger Bürger stecken die Synagoge in der Lauerstraße in Brand. Obersturmbannführer Hans Bender von der SA-Standarte 110 beauftragt gegen 1 Uhr den Leiter des SA-Studentensturms Franz von Chelius, die Synagoge in Brand zu stecken. Dies geschieht zwischen 2 und 3 Uhr, nachdem die Geheime Staatspolizei Kultgegenstände und Papiere aus der Synagoge transportiert hat. Die Feuerwehr, die um 4.45 Uhr erscheint, darf nur das Übergreifen der Flammen auf umliegende Häuser verhindern. Angegriffen wird auch das Bethaus der orthodoxen Gemeinde (Plöck 35). Demoliert und geplündert werden mindestens 17 Geschäfte in der Altstadt, in Bergheim und der Weststadt, die Kanzleien aller jüdischen Anwälte, die Praxis des einzigen verbliebenen jüdischen Arztes in der Bunsenstraße 3 und zwischen 15 und 20 Privatwohnungen. („An diesem Tag zeigten ganze Straßenzüge vor allem in der Altstadt, in Neuenheim und in der Weststadt ein Bild der Verwüstung“)

10. November 1938, morgens: SA-Männer und Angehörige des Heidelberger SA-Studentensturms (Führer: Franz von Chelius) verwüsten die Rohrbacher Synagoge. Mit dem SA-Pioniersturm unter Philipp Maßholder werden die Eingangstür und die Einrichtung zertrümmert, mit Büchern und Akten zum Scheiterhaufen aufgeschichtet und angezündet. Das Gebäude geht in Flammen auf. Die Bäckerei Beer in der Rathausstraße 64 wird verwüstet) – 75 männliche Heidelberger Juden werden in das Konzentrationslager Dachau deportiert (darunter der Tabak-Fabrikant Michael Liebhold, †27. 12. 1938) (vgl.: Norbert Giovannini, Die Ausweisungen und Deportationen der jüdischen Einwohner Heidelbergs 1937-1945, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. X (2005/2006), S. 105ff.)

10. November 1938: der Unterrichtsraum im jüdischen Gemeindehaus und die Synagoge in Schriesheim werden von ca. 100 Hitlerjungen und Erwachsenen geplündert und geschändet, die Thorarollen werden verbrannt

[12. November 1938: Verordnung über eine Sühneleistung der Juden deutscher Staatsangehörigkeit. Juden sollen eine Kontribution von 1 Million RM an das Deutsche Reich zahlen („Judenvermögensabgabe“)]

[12. November 1938: I. Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben. Juden ist vom 1. 1. 1939 ab der Betrieb von "Einzelhandels-, Versandgeschäften oder Bestellkontoren", der Handel auf Märkten und Messen, die Mitgliedschaft in Berufsgenossenschaften sowie der selbständige Betrieb eines Handwerks untersagt]

[20. November 1938: Eine Verordnung des Reichsministers der Justiz, Franz Gürtner, erweitert die Rechte der Sondergerichte. Jegliche Tat kann vor einem Sondergericht verhandelt werden, sofern es der Anklagebehörde „aufgrund der Schwere und Verwerflichkeit der Tat oder die in der Öffentlichkeit hervorgerufene Erregung die sofortige Aburteilung“ geboten erscheint]

21. November 1938: 552-Jahrfeier der Universität Heidelberg. Rede des Rektors Prof. Dr. Ludwig Paul Schmitthenner in der Aula in der Neuen Universität.

[30. November 1938: Emil Hácha (1872-1945), Chef des Obersten Verwaltungsgerichts, wird Präsident der Tschechoslowakei


1. Dezember 1938: im Postbezirk Heidelberg gibt es 19.835 gemeldete Rundfunkteilnehmer

[3. Dezember 1938: Verordnung über den Einsatz jüdischen Vermögens (betr. „Arisierung“. d.h. Zwangsverkauf von Immobilien jüdischer Besitzer)]

[5. Dezember 1938: Entzug der Fahrerlaubnis für Juden]

22. Dezember 1938: Gründung des Instituts für Fränkisch-Pfälzische Landes- und Volksforschung der Universität Heidelberg (Leitung: Wolfgang Panzer, Fritz Ernst; vgl. auch Juli 1939)

[23. Dezember 1938: Einführung des Pflichtjahrs für die deutsche weibliche Jugend unter 25 Jahren]

1938: Der Heidelberger Chemiker Richard Kuhn (1900-1967) erhält für seine Arbeiten über Carotinoide und Vitamine den Nobelpreis für Chemie, den er nicht annehmen kann, da die Regierung ihm verbietet, das Land zu verlassen

1938: die Denkmalbüste für Karl Christian Gottfried Nadler von Prof. Hermann Volz (ursprünglich in der Leopoldstraße) wird mit neuem Sockel und neuer Inschrift auf dem Krahnenplatz aufgestellt

1938: die Schuhfabrik Gustav Hoffmann aus Cleve übernimmt die Anlagen der Fa. E. Tisch in der Dossenheimer Landstraße 100 (1973 nach Walldorf übergesiedelt)

1938: die 1928 in der Dossenheimer Landstraße gegründete Philipp Mutschler Füllhalterfabrik wird in die Biethsstraße 20 verlegt

1938: Carl Josef Lamy gründet die „Artus“-Kaufmann-Gesellschaft (vgl. 1930, 1952)

1938: Franz Spiegelhalder (†1969) kauft das 1908 gegründete Haushaltswarengeschäft von Theodor Ulmer in der Brückenstraße 28 (1963 Umzug ins Eckhaus Ladenburger Straße, Januar 2009 Geschäftsaufgabe)

1938: Vereinigung der 1924 gegründeten Darlehenskasse Heidelberg eGmbH mit der Filiale Heidelberg der Badischen Landwirtschaftsbank (Bauernbank eGmbH) zur Spar- und Kreditbank Heidelberg eGmbH

1938: nachdem der Pächter des Stadtgarten-Restaurants Carl Fass Pachtzins und Getränkesteuer schuldig bleibt, geht das Mobiliar u.a.m. an die Stadt Heidelberg über

1938: Dr. Hermann Fink wird Schulleiter des Evangelischen Landerziehungsheims für Mädchen Schloß Wieblingen (vgl. April 1927, 1928, 1930, 1939, 1941, 1945, 1946)

1938: durch das Gesetz über die Landkreisselbstverwaltung wird aus den Bezirksämtern Heidelberg und Wiesloch der Landkreis Heidelberg gebildet (bis 1972; vgl. 1939)

1938: Kinderschwestern aus dem Diakonissenhaus Nonnenweier (bei Lahr) werden für den Kindergarten der Christuskirche eingestellt

1938: die im Innern des Gebäudes der Neuen Universität aufgestellte Stiftertafel sowie eine Bronzebüste des Stifters Jacob Gould Schurman (1854-1942) wird durch eine Hitler-Büste ersetzt

1938: die vierfarbige Stadtfahne (Schwarz-Rot-Grün-Gold) wird zu Gelb-Schwarz abgeändert

[1938: das Deutsche Apotheken-Museum wird in München eröffnet (im Krieg vollständig zerstört)]

[1938: deutsches Personenstandsgesetz]

[1938: Fair Labor Standards Act. Einführung der Vierzigstundenwoche "for workers engaged in interstate and foreign commerce or producing goods for such commerce" in den USA]

[1938: der Foreign Agents Registration Act (FARA) schreibt vor, daß Personen, die in den USA politisch für ausländische Rechtspersonen tätig sind, diese Tätigkeit dokumentieren und offenlegen müssen]

[1. Januar 1939: im Deutschen Reich wird die Postsparkasse nach österreichischem Muster eingeführt]

[20. Januar 1939: Horace Greeley Hjalmar Schacht (1877-1970), 1923-1930 und seit März 1933 Reichsbankpräsident sowie 1934-1937 Reichswirtschaftsminister, wird von Hitler wegen seiner Kritik an der Rüstungs- und Finanzpolitik des Reiches aus dem Amt des Reichsbankpräsidenten entlassen]

[30. Januar 1939: RK Hitler sagt in einer Rede vor dem Reichstag die „Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“ voraus]

10. Februar 1939: Baubeginn der Straßenbahn-Strecke Bergheimer Straße/Mittermaierstraßen-Hindenburgbrücke-Jahnstraße-Chirurgische Klinik

[26. Februar 1939: letzter Mathaisemarkt in Schriesheim bis 1950]

Februar 1939: die am 9./10. November 1938 verbrannte Heidelberger Synagoge wird auf Kosten der jüdischen Gemeinde abgerissen

1. März 1939: Juden haben alle Edelmetallgegenstände, Uhren, Ringe, Besteck und Juwelen mit Ausnahme von Eheringen innerhalb von vier Wochen beim Städtischen Leihamt abzuliefern

[13. März 1939 : Berlin-Besuch des slowakischen Ministerpräsidenten JozefTiso (1887-1947)]


[14. März 1939: der Landtag in Pressburg ruft die Unabhängigkeit des slowakischen Staates aus]

[14. März 1939: Emil Hácha (1872-1945), Präsident der Tschechoslowakei, zu Besuch in Berlin, wo er von Hitler unter Druck gesetzt wird und schließlich einwilligt, „das Geschick des tschechischen Volks und Staats vertrauensvoll in die Hände des Führers zu legen“]


[14./15. März 1939: Deutschland und Ungarn besetzen die restlichen Gebiete der Tschechoslowakei]

[16. März 1939: Hitler proklamiert vom Hradschin aus die Errichtung des "Reichsprotektorats Böhmen und Mähren"]

19. März 1939: „Tag der Wehrmacht“ (Tag der offenen Tür in den Kasernen) in Heidelberg

[22./23. März 1939: deutsche Truppen besetzen das Memelland]

25. März 1939: öffentliches KdF-Singen auf dem Langemarckplatz

[29. März 1939: das republikanische Spanien ergibt sich Gen. Franco]

[31. März 1939: Polen erhält von England und Frankreich die Zusicherung seiner Unabhängigkeit (vgl. 25. 8. 1939)]

März 1939: der Augenarzt Prof. Dr. Martin Zade, Leopoldstraße 12 (1877-1944) emigriert in die Niederlande (im August 1939 nach Großbritannien)

[1. April 1939: die Reichs-Garagenordnung tritt in Kraft. Sie soll sicherstellen, dass bei jedem Wohnhaus für potentielle Fahrzeughalter Stellplätze zur Verfügung stehen. Pro Wohneinheit wird die Errichtung eines Garagenplatzes gefordert]

1./2. April 1939: Kreistag der NSDAP in Heidelberg

4. April 1939: Graf Akira Watanabe, der Führer der Jugend des japanischen Kaiserreiches, besucht Heidelberg

[4. April 1939: 13 deutsche evangelische Landeskirchen gründen in Eisenach das ‚Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das kirchliche Leben’]

[7. April 1939: Italienische Truppen marschieren in Albanien ein]

9. April 1939: Rugbyspiel Heidelberg-Verdun in Heidelberg

Sommersemester 1939: an der Universität Heidelberg sind 1841 Studierende immatrikuliert (davon 25,4% Frauen)

[17. April 1939: Ernennung Franz von Papens zum deutschen Botschafter in der Türkei]

30. April 1939: das Reichsgesetz über Mietverhältnisse mit Juden entzieht diesen den Mieterschutz. Heidelberger Juden werden in „Judenhäusern“ (z. B. Landfriedstraße 14, Bergheimerstraße 25, Häusserstraße 4, Bluntschlistraße 4, Endemannstraße 11, Bunsenstraße 9, Gaisbergstraße 5) zusammengepfercht. (vgl. 11. Mai 1939)

6./7. Mai 1939: Fahnenweihe auf der Feierstätte Heiligenberg und Kameradschaftsabend in der Stadthalle mit Dr. Robert Ley

[10. Mai 1939: vollständige Aufhebung der Mitgliederaufnahmesperre der NSDAP vom 1. Mai 1933 für das Altreich und den Gau Danzig]

11. Mai 1939: die „Heidelberger Neuesten Nachrichten“ titeln: „Juden möglichst in bestimmten Häusern zusammengefaßt - Durchführungsbestimmungen zum Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ (vgl. 30. April 1939)

13. Mai 1939: Heidelberger Schloßfest des Kolonialbundes

14. Mai 1939: erste reife Kirschen an der Bergstraße

17. Mai 1939: Reichsweite Volkszählung, erstmals mit der Kategorie „Abstammung“. Heidelberg hat 86.522 Einwohner, davon 61,4% evangelisch, 32,6% katholisch, 3,5% „gottgläubig“, Juden insgesamt: 515 (davon 206 männlich), davon Glaubensjuden: 459 (davon 186 männlich), „jüdische Mischlinge 1. Grades“: 92 (davon 38 männlich). Ziegelhausen hat 4.845 Einwohner. Zum ersten Mal muß bei der Volkszählung angegeben werden, ob einer der vier Großeltern Jude ist.

20. Mai 1939: Schloß- und Brückenbeleuchtung mit Feuerwerk

[22. Mai 1939: Italien schließt mit Deutschland den „Stahlpakt“]

26. Mai 1939: Gründung der städtischen Jugendmusikschule (vgl. 1927)

27. Mai 1939: „Die Braut von Messina“ von Friedrich von Schiller wird durch das Stadttheater auf der Feierstätte Heiligenberg aufgeführt

2./3. Juni 1939: Hochschultage der Universität Heidelberg

3. Juni 1939: Eröffnung der Chirurgischen Klinik (Neuenheimer Feld)

3. Juni 1939: „Die Braut von Messina“ von Friedrich von Schiller wird auf der Feierstätte Heiligenberg aufgeführt

4. Juni 1939: Schloßbeleuchtung

[6. Juni 1939: RK Hitler nimmt die Siegesparade der Legion Condor in Berlin (Lustgarten) ab]

7.-12. Juni 1939: Beethoven-Tage der Stadt Heidelberg unter Leitung von Generalmusikdirektor Kurt Overhoff

8. Juni 1939: der Fronleichnamstag ist erstmals nicht schulfrei. Abends großes Unwetter an der Bergstraße

13. Juni 1939: Großkundgebung zur Verkündigung der Erntepflicht für Studierende in der Neuen Aula. Proteste der Studierenden (vgl. 15. Juli 1939)

[13. Juni 1939: RK Hitler untersagt die Verwendung des Begriffes „Drittes Reich“]

14. Juni 1939: Benito Mussolini erhält vom deutschen Botschafter v. Mackensen als Geschenk des Reichsministers Dr. Goebbels einen Prachtband der Faksimileausgabe des Manesse-Manuskripts

21. Juni 1939: Gausonnwendfeier auf der Feierstätte Heiligenberg

21. Juni 1939: Erteilung der Genehmigung zum Bau und Betrieb der Straßenbahn-Strecke zur Chirurgie

1./2. Juli 1939: Regimentstag der 185er

2. Juli 1939: (letzte) Schloß- und Brückenbeleuchtung mit Feuerwerk [bis 4. Juli 1946] (die für den 23. September vorgesehene 4. Schloßbeleuchtung findet nicht mehr statt)

2. Juli 1939: Segnung der neuen katholischen Kirche im Pfaffengrund (vgl. 31. Juli 1938, 8. Juni 1947)

2.-8. Juli 1939: Hochschulwoche in Heidelberg

3. Juli 1939: Eröffnung der Straßenbahnlinie 2a Mittermaierstraße-Chirurgische Klinik (gesamte Streckenlänge der Straßenbahn: 41,9 km)

3. Juli-15. August 1939: Sommer-Kurse für Ausländer der Universität Heidelberg

12. Juli 1939: Eröffnung der (letzten) Reichsfestspiele Heidelberg (bis 20. August) im Beisein von Reichsminister Dr. Joseph Goebbels. Überreichung des Ehrenbürgerbriefs an Goebbels durch OB Carl Neinhaus (vgl. 17. Juli 1938)

15. Juli-30. August 1939: ca. 700 Heidelberger Studierende leisten zwangsweise Erntehilfe in Ostdeutschland

Juli 1939: das Institut für Fränkisch-Pfälzische Landes- und Volksforschung der Universität Heidelberg wird unter dem geänderten Namen Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde eröffnet (Geschäftsführer 1942-1945: Eugen Fehrle; vgl. auch 22. 12. 1938)

22./23. Juli 1939: Heidelberger Studententag

31. Juli 1939: Einweihung des Radiumsole-Frischwasser-Thermalschwimmbads (Schlageterplatz, Vangerowstraße) durch OB Dr. Carl Neinhaus (für geladene Gäste, mit Sportfest) (Das Bad soll nach Neinhaus "im Dienste der kraftvollen und wehrhaften deutschen Menschen stehen, im Dienste an Führer und Volk")

Juli-Oktober 1939: Kostbarkeiten aus Heidelberger Sammlungen und Universitätsinstituten (Ausstellung im Kurpfälzischen Museum)

[18. August 1939: Erlaß zur Erfassung behinderter Kinder. Ermordung von mindestens 5000 Kindern]

[23. August 1939: Nichtangriffspakt Deutschland-Sowjetunion]

[25. August 1939: Beistandspakt zwischen Polen und Großbritannien (vgl. 31. März 1939)]

[26. August 1939: Allgemeine Mobilmachung im Deutschen Reich]

[27. August 1939: Einführung der Rationierung für Lebensmittel (bis 1. 5. 1950)]

[29. August 1939: Chaim Weizmann schreibt an den britischen Premierminister Arthur Neville Chamberlain: „Ich wünsche in nachdrücklichster Form die Erklärung abzugeben, daß wir Juden an der Seite Großbritanniens stehen und für die Demokratie kämpfen werden. Aus diesem Grunde stellen wir uns in den kleinsten und größten Dingen unter die zusammenfassende Leitung der britischen Regierung. Die jüdische Vertretung ist bereit, in sofortige Abkommen einzutreten, um alle menschlich-jüdische Kraft, ihre Technik, ihre Hilfsmittel und alle Fähigkeiten nützlich einzusetzen.“ (veröffentlicht in der Londoner Times vom 5. September 1939)]

[30. August 1939: die sowjetische Nachrichtenagentur TASS gibt den Plan bekannt, den zahlenmäßigen Bestand der Garnisonen an den westlichen Grenzen der UdSSR erheblich zu verstärken]

[August 1939: Inkrafttreten der Kriegssonderstrafrechtsverordnung, die defätistische Äußerungen, Anstiftung zur Fahnenflucht sowie alle Arten von Wehrdienstentzug unter Strafe stellt]

[1. September 1939: Deutscher Angriff auf Polen. - „Verordnung über außerordentlichen Rundfunkmaßnahmen“ (Verbot des Abhörens ausländischer Sender). - Juden dürfen im Sommer ab 21 Uhr, im Winter ab 20 Uhr ihre Behausung nicht mehr verlassen]

[1. September 1939: erneute Stiftung des Eisernen Kreuzes für Soldaten (vgl. 10. März 1813)]

[1. September 1939: (rückdatierte) Ermächtigung Adolf Hitlers zur "Euthanasie"]

[3. September 1939: das Vereinigte Königreich, Australien, Neuseeland und Frankreich erklären dem Deutschen Reich den Krieg]

https://www.westpoint.edu/academics/academic-departments/history/world-war-two-europe (World War II European Theater)

4. September 1939: Die „Heidelberger Neueste Nachrichten“ titeln: „Der Überfall auf Deutschland. England und Frankreich erklären den Kriegszustand“

[4. September 1939: Verordnung über die Durchführung der Reicharbeitsdienstpflicht für die weibliche Jugend (gilt nicht für Mädchen, die in der Berufsausbildung bzw. im Studium stehen; vgl. 26. Juni 1935]

[5. September 1939: „Verordnung gegen Volksschädlinge“. Änderung der Strafprozeßordnung, um Verfahren zu beschleunigen]

[5. September 1939: US-Präsident F. D. Roosevelt erklärt in Washington die Neutralität der USA]

[10. September 1939: Verordnung über den Pass- und Sichtvermerkszwang sowie über den Ausweiszwang. Einführung der Ausweispflicht im Deutschen Reich]

12. September 1939: DAF-Kulturgemeinde Heidelberg

[15. September 1939: in Moskau wird ein Neutralitätspakt mit Japan unterzeichnet, der die Kämpfe im japanisch-sowjetischen Grenzkonflikt beendet]

[17. September 1939: Angriff der Roten Armee auf Polen, Kämpfe und sowjetische Besetzung Ostpolens bis 6. Oktober 1941. Dabei wird die polnische Stadt Lwów aufgrund des Hitler-Stalin-Pakts in die Ukrainische Sowjetrepublik eingegliedert]

[22. September 1939: deutsch-sowjetische Siegesparade in Brest-Litowsk]

26. September 1939: Eröffnung der Spielzeit des städtischen Theaters mit „Maria Stuart“

[27. September 1939: Warschau kapituliert vor den deutschen Truppen]

[27. September 1939: Durch die Schaffung des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) wird die Sicherheitspolizei mit dem Sicherheitsdienst (SD) zusammengelegt und dadurch nahezu vollständig in die SS integriert]


28. September 1939: Gründung des HS-Reisebüros (Heidelberger Stadt-Reisebüro, Leopoldstraße 2)

[28. September 1939: deutsch-sowjetischer Grenz- und Freundschaftsvertrag bestimmt die Demarkationslinie der Einflußsphären im polnischen Staat]

30. September 1939: „Russische Musik“. Hausmusik der Heidelberger Gesellschaft zur Pflege der Heimatkunde

2. Oktober 1939: städtisches Ernährungsamt und Wirtschaftsamt werden in das Haus der Kunst (Sophienstraße 12) verlegt

[5. Oktober 1939: Siegesparade der deutschen Truppen in Warschau]

[6. Oktober 1939: die letzten regulären polnischen Einheiten kapitulieren]

15. Oktober 1939: Die Malerei der Gegenwart (Eröffnung der Ausstellung des Kunstvereins im Kurpfälzischen Museum)

[17. Oktober 1939: das Reichssicherheitshauptamt ordnet an, daß „Zigeuner und Zigeunermischlinge“ ihren Aufenthaltsort nicht mehr verlassen dürfen („Festschreibungserlaß“)]

19. Oktober 1939: Wiedereröffnung der Hotelfachschule Heidelberg

[20. Oktober 1939: Antritts-Enzyklika „Summi Pontificatus“ des Papst Pius XII. (Papst seit 2.März 1939)]

[21. Oktober 1939: RK Hitler und Mussolini schließen ein Abkommen zur Umsiedlung der deutschen Bevölkerung in Südtirol sowie der Zimbern in den Provinzen Trient (Lusern, Fersental), Vicenza (Sieben Gemeinden), Belluno (Sappada), Verona (Dreizehn Gemeinden) und Udine (Sauris, Timau, Kanaltal). Den etwa 250.000 volksdeutschen Südtirolern sowie den Zimbern wird die Option für Deutschland nahegelegt. Wer in Italien verbleiben will, muß die Italianisierung mit Aufgabe von Kultur und Muttersprache in Kauf nehmen (vgl. 21. Dezember 1939)]

[22. Oktober 1939 das Deutsche Reich schließt ein Abkommen mit Rumänien wegen der Rücksiedlung der Bessarabiendeutschen, Dobrudschadeutschen und Bukowinadeutschen]

25. Oktober 1939: Auflösung des Verein gesetzestreuer Juden

[26. Oktober 1939: „Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete“ wird zur Bezeichnung für die vom nationalsozialistischen Deutschland während des Zweiten Weltkriegs okkupierten, aber nicht in das deutsche Staatsgebiet eingegliederten Gebiete des bisherigen Polen]

[Oktober 1939: ca. 6000 Juden u.a. aus Wien werden ins Generalgouvernement Polen deportiert]

2. November 1939: Verlängerung der Straßenbahn-Strecke zur Chirurgie (Neuenheim) um 120 m bis direkt vor das Institut

[8. November 1939: Attentat von Johann Georg Elser (1903-1945) auf Hitler im Bürgerbräukeller München]

[14. November 1939: im Deutschen Reich werden die ersten »Reichskleiderkarten« ausgegeben]

15. November 1939: wegen der Einmündung der Reichsautobahn Heidelberg-Frankfurt wird die Trasse der Straßenbahn nach Wieblingen zwischen Theodor-Körner-Straße und OEG-Güterbahnbrücke in die Vangerowstraße verlegt

[30. November 1939: sowjetischer Angriff auf Finnland ohne Vorwarnung. "Winterkrieg" zwischen der Sowjetunion und Finnland bis zum 12. März 1940 (sowjetisch-finnischer Krieg)]

1939: Franz Mayer Kreisgeschäftsführer der NSDAP Heidelberg

1939: der Mathematikprofessor Artur Rosenthal (†1959), seit 1922 Extraordinarius für angewandte Mathematik an der Universität Heidelberg, emigriert nach vierwöchiger "Schutzhaft" in Dachau (1938) in die Niederlande und 1940 in die USA

1939: die Stadt Heidelberg scheidet aus dem 1938 gebildeten Landkreis Heidelberg aus und wird kreisfreie Stadt, bleibt aber weiterhin Sitz des Landkreises

1939: die Marienstatue auf dem Kornmarkt wird durch eine Kopie des Bildhauers Hans Fries ersetzt (Original von 1718, seit 1940 im Kurpfälzischen Museum) (vgl. 1949, August 1986)

1939: Ziegelhausen hat 4845 Einwohner. In 230 Wäschereien sind ca. 1200 Personen tätig.

1939: in Heidelberg sind 4900 Kfz gemeldet

1939: das 1913 in Frankfurt gegründete Planeteninstitut wird nach Heidelberg verlegt und der Sternwarte angegliedert

1939: die Universitätsbibliothek Heidelberg erhält 1.426 Urkunden, Briefe und Archivalien aus der Sammlung des verstorbenen Weinheimer Kaufmanns Ernst Fischer („Sammlung Fischer“)

1939: die Schreibfedernfabrik Peter Bock (Handschuhsheim) wird gegründet

1939: die Tabakfabrik Flegenheimer (Hardtstraße 9) mit über 230 Beschäftigten schließt als letzte jüdische Fabrik in Heidelberg

1939: das Victor-Goldschmidt-Institut für Kristallkunde der von Portheim-Stiftung wird aufgelöst und als kristallographische Abteilung in das Mineralogisch-Petrographische Institut der Universität eingegliedert.

1939: der sog. „Dolinen“ (Erdfälle) zwischen Schweinsbrunnen und Dachsbuckel werden unter Naturschutz gestellt

1939: Verlegung des Internats des Evangelischen Landerziehungsheims für Mädchen Schloß Wieblingen nach Tutzing (bis April 1941; vgl. April 1927, 1928, 1930, 1938, 1945, 1946)

1939: die Kronprinzenstraße (Weststadt, benannt nach Kronprinz Friedrich II. von Baden, der von 1857 bis 1907 Kronprinz war) wird in Dantestraße umbenannt

Heidelberg um 1939 (Ausschnitt)

1939-1964: Hans Eberle (1905-1991) aus Mannheim wird Pfarrer der evangelischen Auferstehungsgemeinde Pfaffengrund

1939-1945: die Taubstummenanstalt in der Quinckestraße 69 ist Reservelazarett für die Wehrmacht

1939-1945: Georg Mildenberger, (*1888, seit 1930 NSDAP-Mitglied, seit 1931 SS-Mitglied, SS-Sturmbannführer; Oberregierungsrat am badischen Kultusministerium), ist Direktor des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums (Nachfolger des in den Zwangsruhestand versetzten Direktors Dr. Hermann Ostern) (später auch Chef des Heidelberger Volkssturms)

[Januar-Dezember 1940: in Grafeneck bei Reutlingen werden über 10.000 „Geisteskranke“ mit Gas ermordet]

8. Januar 1940: der Lehrbetrieb an der Universität Heidelberg, der bei Kriegsbeginn eingestellt wurde, wird wieder eröffnet. Einteilung das akademischen Jahrs in Trimester (bis SS 1941)

19. Januar 1940: -26°C gemessene Temperatur in Heidelberg

30. Januar 1940: Einstellung der Straßenbahn-Linie 3 wegen Personalmangel (Hauptbahnhof-Friedhof) (vgl. 6. Oktober 1940)

[3. Februar 1940: im Deutschen Reich wird angeordnet, daß auch für Säuglinge Kleiderkarten ausgegeben werden]

[6. Februar 1940: der Führer der elsässischen Autonomistenpartei Dr. Karl Roos wird in Champigneulles bei Nancy wegen angeblicher Spionage erschossen]

[11. Februar 1940: deutsch-sowjetisches Wirtschaftsabkommen]

[12. Februar 1940: 1000 Juden aus Stettin und Umgebung werden aus den Wohnungen geholt und in drei Dörfer bei Lublin abgeschoben]

[1.-3. März 1940: Benjamin Sumner Welles, stellvertretender Außenminister der Vereinigten Staaten (United States Under Secretary of State) in Berlin]

[12. März 1940: finnisch-sowjetischer Friedensvertrag von Moskau nach der Niederlage im Winterkrieg (seit 30. November 1939). Finnland muß einen Teil von Westkarelien (Ladoga-Karelien und die Karelische Landenge), das Salla-Gebiet und den finnischen Teil der Fischerhalbinsel (bei Petsamo) abtreten. Finnland muß die Halbinsel von Hanko für 30 Jahre an die Sowjetunion verpachten. Sie wird von der Baltischen Flotte als Marinestützpunkt genutzt. (vgl. 2. Dezember 1941) 420.000 Finnen müssen ihre Heimat verlassen. 27.000 finnische Soldaten sind gefallen]

23. März 1940: Prof. Hugo Merton (*1880), Zoologe, Assistent am Zoologischen Institut der Universität Heidelberg, stirbt in Edinburgh (Nachruf: J. Ritchie, in: Nature 145, 924–925 (1940). https://doi.org/10.1038/145924a0 https://www.nature.com/articles/145924a0)


30. März 1940: In einem Festakt wird ein von dem Heidelberger Maler Herbert Grass an der Wand des Treppenhauses der Oberrealschule („Philipp-Lenard-Schule“) geschaffenes „Lenard-Fresko“ übergeben.

[1. April 1940-2. November 1942: im Deutschen Reich wird die Sommerzeit eingeführt]

[9. April 1940: Dänemark und Norwegen (Narvik) werden von Deutschland besetzt]

[12. April 1940: die Färöer werden von Großbritannien besetzt]

April 1940: auf Beschluß der Stadtverwaltung wird die von König Ludwig I. von Bayern gestiftete und am 21. August 1860 enthüllte 44 Zentner schwere Bronzefigur des Marschall Carl Philipp Wrede (1767-1838) auf dem Wredeplatz („Heckemarkt“) abtransportiert (Die Heidelberger Zeitung titelt am 17. April 1940: „Wrede zieht wieder in den Krieg!“) (vgl. Joey Rauschenberger, Die Schleifung des Wrededenkmals 1940 als Akt nationalsozialistischer Erinnerungspolitik, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt Nr. 27 (2023), herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V., Nr. 27 (2022), S. 111-126)

Wrede-Denkmal in Heidelberg



26. April 1940: der Chemiker Geheimrat Dr. Carl Bosch stirbt in Heidelberg

[28. April 1940: Briten nehmen die Stadt Narvik ein (bis 8. 6. 1940)]

29./30. April 1940: erster alliierter Fliegerangriff auf Heidelberg mit Zerstörungen

[10. Mai 1940: Beginn des Westfeldzugs (Schlacht um Frankreich, “Battle of France“ -22. Juni 1940). Einmarsch deutscher Truppen in Holland, Belgien. Luxemburg. Durch einen irrtümlichen Bombenangriff der deutschen Luftwaffe auf Freiburg/Breisgau sterben 57 Einwohner der Stadt - Britische Truppen besetzen Island - Premierminister Neville Chamberlain tritt zurück (Nachfolger: Winston Churchill) ]

[14. Mai 1940: deutscher Luftangriff auf Rotterdam (mehr als 900 Tote). Kapitulation der Niederlande und Belgiens]

[16. Mai 1940: Beginn der Deportation der Zigeuner aus dem Gebiet des Deutschen Reiches. In Ludwigshafen werden 61 Personen, darunter viele aus Heidelberg stammende, festgenommen und ins „Generalgouvernement“ deportiert]

[18. Mai 1940: General Weygand (73) wird zum Oberkommandeur der französischen Armee ernannt]

[18. Mai 1940: das Gebiet Eupen-Malmedy wird nach Eroberung Belgiens durch die deutsche Wehrmacht in das Deutsche Reich eingegliedert]

[Mai 1940: der an der Westküste der Vereinigten Staaten stationierten Marine-Einheit wird befohlen, eine vorgeschobene Position in Pearl Harbor (Hawaii) einzunehmen. Der Kommandierende Admiral James O. Richardson widersetzt sich der Langzeitverlegung und protestiert persönlich in Washington, D.C. Er wird von seinem Stellvertreter Admiral Husband E. Kimmel abgelöst]

[26. Mai-4. Juni 1940: die Royal Navy evakuiert 338.226 alliierte Soldaten, darunter 118.000 Franzosen, aus Dünkirchen auf mehr als 1000 Schiffen, wobei das gesamte Material zurückgelassen wird]

[4. Juni 1940: 40.000 Mann alliierter Truppen ergeben sich in Dünkirchen den einrückenden Wehrmachtstruppen]

[5. Juni 1940: deutsche Piloten fliegen die ersten Angriffe gegen Flughäfen und Militäranlagen in Südengland]

[5. Juni 1940: Angehörige des Inf. Rgt. 110 Mannheim-Heidelberg zerstören das französische Dorf Licourt-sur-Somme]

"Pour eux, pour la paix, restons unis, amis soyons le toujours" (Gedenkstein auf dem Ehrenfriedhof)



[10. Juni 1940: Italien erklärt Frankreich und Großbritannien den Krieg]

12. Juni 1940: eine Heinkel 111 des Kampfgeschwaders 53 fliegt in den Schriesheimer Steinbruch. Alle fünf Besatzungsmitglieder kommen ums Leben.


[14. Juni 1940: Einmarsch deutscher Truppen in Paris]

[15. Juni 1940: die Sowjetarmee marschiert in Litauen ein]

[17. Juni 1940: Marschall Pétain gibt in einer Radioansprache die Kapitulation Frankreichs bekannt]

18. Juni 1940: Ehrung des Dichters Max Halbe in Heidelberg (Gedenktafel Mittelbadgasse 12)  

[18. Juni 1940: Appel du 18 juin 1940 du général de Gaulle. General de Gaulle ruft über BBC Frankreich auf, den Kampf fortzusetzen. Der Appell ist die erste Ansprache de Gaulles im Radio in London. Er sagt, man dürfe den Kampf gegen Nazideutschland nicht aufgeben, und warnt vor einer weltweiten Ausweitung des Krieges]

[19./20. Juni 1940: das 45. französische Armeekorps überquert die Schweizer Grenze. 12.000 Franzosen, 16.000 Polen, 7.800 Pferde, 1.600 Motorfahrzeuge und Material befinden sich im Berner Jura]

[20. Juni 1940: Robert Wagner Gauleiter des Gau Baden-Elsaß]

[22. Juni 1940: Unterzeichnung des Waffenstillstands zwischen Deutschland und Frankreich durch General Charles Huntziger]

[23. Juni 1940: RK Adolf Hitler besichtigt Paris]

[28. Juni 1940: sowjetische Truppen besetzen das rumänische Bessarabien und die Nordbukowina (wie im geheimen Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt von August 1939 für Bessarabien festgehalten) und gliedern das Gebiet der Ukrainischen SSR an. Im Juli 1941 erobern rumänische Truppen, die an der Seite des Deutschen Reichs gegen die Sowjetunion kämpfen, mithilfe der deutschen Armee das sowjetisch besetzte Gebiet zurück]


[30. Juni-1. Juli 1940: die britischen Kanalinseln werden von deutschen Truppen kampflos erobert]

[3. Juli 1940: Operation Catapult der Royal Navy gegen den Großteil der im Hafen von Mers-el-Kébir liegenden Flotte des ehemaligen Verbündeten Frankreich. Die Flotte sollte weitgehend ausgeschaltet werden, um eine mögliche Übergabe der Schiffe durch Frankreich an Deutschland zu verhindern. Die Operation startet am frühen Morgen zusammen mit der Operation Grasp, bei der alle in britischen Gewässern befindlichen französischen Schiffe gekapert und beschlagnahmt werden. Bei dem Angriff in Mers-el-Kébir werden rund 1300 französische Seeleute getötet. Sechs britische Flugzeuge werden von französischen Flugabwehrkanonen abgeschossen. Die Franzosen fliegen anschließend einen Vergeltungsangriff auf Gibraltar, bei dem aber nur geringe Schäden verursacht werden. Der Angriff schädigt das Verhältnis zwischen Frankreich und Großbritannien nachhaltig und stärkt den Rückhalt des Vichy-Regimes in der französischen Armee.]

8. Juli 1940: Otto Henninger (NSDAP) kommissarischer Leiter der Polizeidirektion Freiburg (24. April 1942: Polizeipräsident in Freiburg; Vertreter in Heidelberg 1940-1943: Regierungsrat Josef Eiermann)

[10. Juli-31. Oktober 1940: Battle of Britain (Luftschlacht um England). Ende September 1940 werden die deutschen Invasionspläne intern auf unbestimmte Zeit verschoben]

[10. Juli 1940: Pierre Laval läßt die Machtbefugnisse in Frankreich auf Marschall Philippe Pétain (1856-1951) übertragen, der damit faktisch Staatschef mit diktatorischer Macht wird. Mit dem Verfassungsgesetz löst das Vichy-Regime ("État français") die Dritte Französische Republik ab]

[11. Juli 1940: Marschall Philippe Pétain gründet in Vichy den État français]

13. Juli 1940: Empfang von Einheiten der aus dem Feld zurückkehrenden Truppen in Heidelberg (vgl. 1. Oktober 1940)



15. Juli 1940: der verwitwete Amtsgerichtsrat Dr. Paul Jordan aus Mannheim (*1883, Cousin von Paul Hirsch, seit 1939 in Heidelberg, Leopoldstraße 12 wohnend), begeht in der Nähe des Gaisbergturms Selbstmord (vgl. Norbert Giovannini (Hg.), Ingrid Moraw, Reinhard Riese und Claudia Rink, Stille Helfer. Eine Spurensuche in Heidelberg 1933-1945. Heidelberg 2019, S. 39, 275; Horst Göppinger, Juristen jüdischer Abstammung im Dritten Reich. Entrechtung und Verfolgung. Zweite, völlig neu bearbeitete Auflage. München 1990)

[18. Juli 1940: Entzug der Rundfunkgenehmigung für Juden im Deutschen Reich]

29./30. Juli 1940: eine Fliegerbombe beschädigt die Stadthalle an der Südseite (erster Fliegerangriff auf Heidelberg seit dem 30. 10. 1918)

[31. Juli 1940: RK Hitler gibt den Spitzen der Wehrmacht seinen Entschluß bekannt, im kommenden Frühjahr die Sowjetunion anzugreifen]

[2. August 1940: den Gauleitern Robert Wagner (Baden) und Josef Bürckel (Saar-Pfalz) werden die Gebiete Elsaß ("Gau Oberrhein") und Lothringen ("Gau Westmark") als Chefs der Zivilverwaltung unterstellt]

15. August 1940: Gründung der Robert-Bunsen-Schule, Oberschule für Knaben in Heidelberg-Neuenheim als Tochtergründung der Philipp-Lenard-Schule. Schulleiter: OStD Gustav Merklein (1889-1979, Pg. seit 1930) aus Lahr (vgl. 16. 9. 1940, 1945, 1950) (vgl. Reinhard Riese, Eine Schulgründung im Krieg. Das Bunsen-Gymnasium Heidelberg 1940–1945, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt Nr. 27 (2023), herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V., Nr. 27 (2022), S. 137-147)

[20. August 1940: der sowjetische Agent Ramón Mercader ermordet Leo Trotzki in Mexiko]

[24. August 1940: deutsche Flieger bombardieren erstmals London]

29. August 1940: OB Neinhaus verbietet den Juden das Betreten der öffentlichen Anlagen

[30. August 1940: die Außenminister Deutschlands, Italiens, Ungarns und Rumäniens unterzeichnen in Wien einen Schiedsspruch, der Rumänien verpflichtet, das nördliche Siebenbürgen und das Széklerland an Ungarn abzutreten (Zweiter Wiener Schiedsspruch)]

[4. September 1940: König Carol II. von Rumänien (1893-1953) setzt den Generalstabschef Ion Antonescu (1882-1946) als Ministerpräsidenten mit außerordentlichen Vollmachten ein]

[5. September 1940: das Deutsche Reich schließt in Moskau einen Vertrag mit der Sowjetunion wegen der Rücksiedlung der Deutsch-Balten sowie die „Vereinbarung über die Umsiedlung der deutschstämmigen Bevölkerung aus den Gebieten Bessarabiens und der nördlichen Bukowina in das Deutsche Reich“]


[6. September 1940: König Carol II. von Rumänien (1893-1953) dankt zugunsten seines Sohnes Mihai I. (*1921) ab]

16. September 1940: Eröffnungsfeier der Robert-Bunsen-Schule, Oberschule für Knaben, in Neuenheim [in der Aula der ehemaligen Lehrerbildungsanstalt, Keplerstraße 85] (vgl. 15. 8. 1940)

17. September 1940: Beginn des Unterrichts an der Robert-Bunsen-Schule

20. September 1940: Bombenabwürfe englischer Flieger auf ein Haus zwischen Pfaffengrundstraße und Finkenweg (Pfaffengrund, 3 Tote, 12 Wohnungen zerstört)

[25. September 1940: Hitler fordert die Gauleiter Robert Wagner und Josef Bürckel in einer Gauleiter-Besprechung auf, die neuen Gebiete (Elsaß und Lothringen) "judenfrei" zu machen. Geplant ist die Deportation der Juden aus den annektierten Gebieten in ein Lager im Territorium der Vichy-Regierung ("Wagner-Bürckel-Aktion")]

[27. September 1940: Deutschland schließt mit Italien und Japan den Dreimächtepakt, in dem sich die Beteiligten zur militärischer, wirtschaftlicher und politischer Hilfe verpflichten]

[September 1940: Ausschluß der Juden vom Fernsprechverkehr]

1. Oktober 1940: Einzug des Heidelberger Heimat-Infanterie-Regiments 110 nach dem Frankreich-Feldzug  (vgl. 13. Juli 1940. 7. Oktober 1937)

6. Oktober 1940: Wiederinbetriebnahme der am 30. Januar 1940 eingestellten Straßenbahn-Linie 3 (Hauptbahnhof-Friedhof)

7. Oktober 1940: Kaufvertrag zwischen der Stadt Heidelberg und der jüdischen Gemeinde über eine 50 Ar große Erweiterung des jüdischen Friedhofs. Der Kaufpreis von 4894 RM gelangt nicht zur Auszahlung

[7. Oktober 1940: ohne vernehmbaren Widerspruch der Algerien-Europäer wird das Décret Crémieux (das den Juden in der französischen Kolonie Algerien 1870 die französische Staatsbürgerschaft verlieh) vom Vichy-Regime abgeschafft (vgl. 24. September 1870)]


12. Oktober 1940: Eröffnung der Berufsfachschule für Hotel- und Gaststättengehilfinnen im Schloßhotel

[15. Oktober 1940: das badische Innenministerium weist im Rahmen der "Wagner-Bürckel-Aktion" die Gestapo-Leitstelle Karlsruhe an, in Koordination mit den Polizeipräsidien und -direktionen die Aktion (d.h. die Deportation der Juden aus den annektierten Gebieten) unter strikter Geheimhaltung durchzuführen (vgl. 25. September 1940)]


22. Oktober 1940 (letzter Tag des Laubhüttenfestes): 282 Juden aus Heidelberg und ca. 114 aus den Gemeinden des Landkreises Heidelberg werden mit anderen Juden aus Baden und der Pfalz in das Internierungslager Gurs (Pyrénées orientales) verschleppt. In einer der ersten Massendeportationen werden 6504 in Baden, der Pfalz und im Saarland beheimatete jüdische Bürger festgenommen und zu Fuß, mit Lastwagen, Militärfahrzeugen zu den bereitstehenden Zügen verfrachtet. Manche der Betroffenen haben nur eine Viertelstunde Zeit, andere zwei bis drei Stunden, um das Wichtigste aus ihrer Habe zusammenzupacken. Mitzunehmen sind erlaubt 50 kg Gepäck und 100 RM in Bargeld pro Person. Ausgenommen sind nur akut Kranke, ein Teil des Pflegepersonals, nahe Angehörige Schwerkranker sowie die jüdischen Partner in „Mischehen“. Alter oder Gebrechen sind keine Hinderungsgründe. Der Anteil von sehr alten Leuten ist besonders groß. Um 18.15 fährt der Zug im Hauptbahnhof Heidelberg ab. Die Fahrt dauert vier Tage. 55 Heidelberger sterben in Gurs, 31 an anderen Orten Frankreichs, 109 finden in den Vernichtungslagern des Ostens den Tod. 16 Heidelberger und Heidelbergerinnen nehmen sich das Leben, um die Deportation zu vermeiden. 91 der aus Heidelberg Deportierten überleben. 15 der Deportierten kehren nach 1945 nach Heidelberg zurück. Das Schicksal von 13 Personen ist unbekannt. (vgl. Norbert Giovannini, Die Ausweisungen und Deportationen der jüdischen Einwohner Heidelbergs 1937-1945, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. X (2005/2006), S. 105ff.)

Bericht einer Deportierten

Brief Alfred Momberts vom 30. Oktober 1940

[28. Oktober 1940: Italien überfällt Griechenland]

[12./13. November 1940: sowjetischer Außenminister Molotow in Berlin]

[14./15. November 1940: deutscher Luftangriff auf Coventry (554 Tote)]

22. November 1940: Jahresfeier der Universität Heidelberg (Reden von Gerhard Dulckeit und Ludwig Paul Schmitthenner)

[23. November 1940: Rumänien tritt dem Dreimächtepakt bei]

November 1940: das Eigentum der am 22. Oktober 1940 Deportierten wird in Heidelberg öffentlich versteigert

[6. Dezember 1940: der Vatikan verurteilt den „Gnadentod“ (Euthanasie)]

[12. Dezember 1940: über 40 Zwangsarbeiter kommen beim Bau der Autobahnbrücke nahe des Mannheimer Stadtteils Sandhofen zu Tode]

[16./17. Dezember 1940: erster schwerer alliierter Luftangriff auf Mannheim]

[18. Dezember 1940: Hitler unterschreibt den Befehl zum Angriff auf die Sowjetunion (vgl. 3. Februar 1941)]

1940: bei Winter in Heidelberg erscheint Die Flurnamen von Heidelberg. Straßen/Plätze/Feld/Wald. Eine Stadtgeschichte von Herbert Derwein

1940: von Reinhard Hoppe erscheint Dorfbuch der Gemeinde Ziegelhausen mit dem Ortsteil Peterstal

1940: Wilhelm Rühling gründet in Heidelberg den F. H. Kerle Verlag

1940: die 1930 gegründete katholische St. Raphaelschule wird auf Erlaß des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung aufgelöst, die Schulgebäude werden unter anderem von der Firma Brown, Boveri & Cie benutzt, die als kriegswichtiger Betrieb aus Mannheim ausgelagert war (vgl. 25. September 1943, Oktober 1945)

1940: Kurt Maßmann ist Leiter des Kultur- und Nachrichtenamts der Stadt Heidelberg

1940: Friedrich Ernst Meinecke ist Direktor des städtischen Verkehrsamtes in Heidelberg

[3. Januar 1941: „Verbot“ der Frakturschrift in Deutschland, Umstellung aller deutschen Zeitungen auf Antiquaschrift; vgl. 1. September 1941]

[30. Januar 1941: „England-Rede“ des RK Adolf Hitler]

[3. Februar 1941: Hitler billigt den Feldzugsplan gegen die Sowjetunion (bereits in der Direktive vom 18. Dezember 1940 umrissen)]

[11. Februar 1941: erste Einheiten eines deutschen Expeditionskorps gehen in Tripolis an Land]

[Februar 1941: Britische Truppen greifen Somaliland an]

[1. März 1941: Kriegseintritt Bulgariens auf Seiten Deutschlands]

[4. März 1941: Operation Claymore, Kommandounternehmen der britischen Streitkräfte, die die von den Deutschen besetzte Inselgruppe der Lofoten überfallen. Erster vollständiger Sieg britischer Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg]

10. März 1941: Veranstaltung Junge deutsche Musik in Heidelberg

[11. März 1941: das US-Lend-lease-Gesetz tritt in Kraft]

[25. März 1941: das Königreich Jugoslawien tritt dem Dreimächtepakt bei (vgl. 27. September 1940)]

[27. März 1941: Eröffnung des Instituts zur Erforschung der Judenfrage von Alfred Rosenberg in Frankfurt]

[6. April 1941: deutsche Truppen marschieren in Jugoslawien ein]

[13. April 1941: Japan und Sowjetunion schließen einen einen Neutralitätspakt]

[17. März 1941: Jugoslawien kapituliert]

[19. März 1941: Griechenland kapituliert]

[30. März 1941: Rede von RK Adolf Hitler vor den Oberbefehlshabern der Wehrmacht zum Angriff auf die Sowjetunion]

24. April-30. Juli 1941: Sommersemester der Universität Heidelberg (anstelle der Einteilung das akademischen Jahrs in Trimester seit 1940)

April 1941: Rückkehr des Internats des Evangelischen Landerziehungsheims für Mädchen Schloß Wieblingen aus Tutzing ( vgl. April 1927, 1928, 1930, 1938, 1939, 1945, 1946)

2. Mai 1941: der Germanist Dr. Hermann Eckert aus Mannheim wird Leiter der Volksbücherei Heidelberg (Nachfolger von Georg Zink; vgl. 22. Dezember 1933)

4. Mai 1941: Eröffnung der Höheren Handelsschule mit Drogistenfachabteilung (Robert-Bunsen-Schule, Keplerstraße 85, westlicher Teil)

[10. Mai 1941: Rudolf Heß fliegt nach Schottland]

1941: nach dem Flug von Rudolf Heß nach Schottland wird die Christengemeinschaft in Deutschland verboten; einige Priester kommen zeitweilig in Haft. Pfarrerin Johanna Doflein (Heidelberg, †1967) kommt für 3 Wochen ins Gefängnis

[12. Mai 1941: Konrad Zuse stellt die von ihm und Helmut Schreyer gebaute Rechenmaschine Z3 vor (vollautomatischer, in binärer Gleitkommarechnung arbeitender Rechner mit Speicher und einer Zentralrecheneinheit aus Telefonrelais, gilt als erster funktionstüchtiger Computer der Welt. Original am 21. Dezember 1943 bei einem Bombenangriff zerstört)]

[13. Mai 1941: Kriegsgerichtsbarkeitserlaß. Mit dem Erlaß über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet „Barbarossa“ läßt RK Hitler durch den Chef des OKW Wilhelm Keitel anordnen, daß Straftaten von Zivilpersonen, die in den Ostgebieten gegen die deutsche Wehrmacht erfolgten, nicht durch ordentliche Verfahren vor Standgerichten oder Kriegsgerichten geahndet werden dürfen. Vielmehr sollen flüchtende Personen unverzüglich, Tatverdächtige auf Geheiß eines Offiziers erschossen werden. Angehörige der Wehrmacht müssen nicht damit rechnen, sich nach einem Übergriff vor einem Militärgericht verantworten zu müssen.]

25. Mai 1941: die letzte Ausgabe der Zeitung „Die Kirche. Evangelisch-protestantisches Sonntagsblatt für die Christuskirche in Heidelberg“ (Nr. 21, 64. Jahrgang) erscheint

Mai 1941: das Heidelberger Fremdenblatt stellt sein Erscheinen ein (bis April 1950)

Mai 1941: die Druckerei des Evangelischen Verlags (Jacob Comtesse) wird geschlossen

4. Juni 1941: RK Hitler ordnet die Neugestaltung von Heidelberg an. Generalbauinspektor Prof. Albert Speer wird mit der Durchführung beauftragt. Heidelberg als „Reichsausbauort“ westlich von der Altstadt soll ein gebautes Dokument des „Dritten Reiches“ werden: Festspielhaus, Aufmarschstraßen, grenzenlose Stadträume, weitreichende Perspektiven samt Überleitung in die Reichsautobahn.

[4. Juni 1941: der ehemalige Kaiser Wilhelm II. stirbt in Doorn]

9. Juni 1941: Eröffnung des Großmarkts Heidelberg (vgl. 25. Mai 1930)

14. Juni 1941: Ludwig Paul Schmitthenner, Rektor der Universität Heidelberg, verh. mit Emma geb. Grimmel-Landfried, hält eine Rede anlässlich der Überreichung der Urkunde zur Ernennung von Staatssekretär Dr. Friedrich Landfried zum Ehrensenator der Universität Heidelberg

15. Juni 1941: Mozart-Tage in Heidelberg

[17. Juni 1941: RK Hitler ordnet an, daß die Dienstzeit der zum RAD eingezogenen Frauen um 6 Monate verlängert wird („Kriegshilfsdienst“ )]

[18. Juni 1941: deutsch-türkischer Freundschaftsvertrag]

[22. Juni 1941: deutscher Überfall auf die Sowjetunion. Italien, Rumänien, Slowakei erklären der Sowjetunion den Krieg. Albert Speer (1905-1981) wird von Fritz Todt, dem Reichsminister für Bewaffnung und Munition, mit dem Wiederaufbau der Fabriken und des Eisenbahnnetzes in der Ukraine beauftragt]

[25. Juni 1941: Finnland erklärt der Sowjetunion den Krieg]

[27. Juni 1941: Ungarn erklärt der Sowjetunion den Krieg]

[28. Juni 1941: deutsche Truppen erobern Minsk]

[30. Juni 1941: die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) unter der Führung von Stepan Bandera kündigt den Akt der Wiederherstellung des ukrainischen Staates an, der in Lemberg einen unabhängigen ukrainischen Staat erklärt. Nach dem Einmarsch der Nazis in Lemberg am 30. Juni 1941 wird die Führung der neu gebildeten Regierung verhaftet und in Konzentrationslager nach Deutschland gebracht]


[Juni 1941: US-Präsident Franklin F. D. Roosevelt verbietet die Diskriminierung von Nichtweißen in der US-Armee]

[5. Juli 1941: deutsche und rumänische Truppen erobern Czernowitz]

[7. Juli 1941: US-amerikanische Truppen besetzen Island]

[26. Juli 1941: Schlacht bei Stary Bychow (Dniepr)]

[30. Juli 1941: Sikorski-Maiski-Abkommen, internationaler Vertrag zwischen der polnischen Exilregierung in London und der Sowjetunion zum gemeinsamen Kampf gegen das Deutsche Reich, unterzeichnet in London vom polnischen Ministerpräsidenten Władysław Sikorski und dem sowjetischen Botschafter im Vereinigten Königreich Iwan Maiski in Gegenwart des britischen Premierministers Winston Churchill und des britischen Außenministers Anthony Eden]

[Juli 1941: das Reichspropagandaamt bestimmt, daß Traueranzeigen für Kriegstote nur noch von Angehörigen des Gefallenen aufgegeben werden dürfen]

1. August 1941: Eröffnung der verstaatlichten „Schule Schloß Wieblingen - Oberschule für Mädchen - Deutsche Heimschule" (Leiter: Prof. Philipp Leibrecht) (vgl. April 1927, 1945)

1. August 1941: Gründung des Paläographischen Instituts der Universität Heidelberg durch Karl Preisendanz (1883-1968)

[1. August 1941: Galizien wird dem Generalgouvernement angeschlossen]

[3. August 1941: Bischof Galen in Münster verurteilt in einer Predigt die Euthanasie]

11. August 1941: Einstellung der Straßenbahn-Linie 3 wegen Personalmangel (vgl. 6. Oktober 1940, 30. Januar 1940, 1. September 1948)

12. August 1941: Maria Gress aus Freiburg tritt als erste regulär ausgebildete Bibliothekarin ihren Dienst bei der Volksbücherei Heidelberg an (Direktorin bis 1972)

[14. August 1941: US-Präsident F. D. Roosevelt und Premierminister Winston Churchill unterzeichnen auf dem britischen Schlachtschiff „Prince of Wales“ in der Placentia-Bucht vor Neufundland die Atlantik-Charta]

[24. August 1941: Hitler verfügt die Einstellung der Aktion T4 nach Protesten der Kirchen. Die Tötungsaktionen werden fortgesetzt]

[25. August 1941: sowjetische und britische Truppen besetzen den neutralen Iran und zwingen Rezâ Schah Pahlavî am 16. 9. 1941 zur Abdankung zugunsten seines Sohnes. Das Land bleibt bis 1946 besetzt]

28. August 1941: einige Bomben fallen auf Handschuhsheim und richten Sachschäden an (BA R 58 / 3578)

Sommer 1941: eine Widerstandsgruppe um den Schriftsetzer Georg Lechleiter gibt in Mannheim die illegale Zeitung „Der Vorbote“ heraus (vgl. 26. Februar 1942) http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Lechleiter

[1. September 1941: Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden. Alle Juden, die das sechste Lebensjahr vollendet haben, müssen ab 15. September einen „Judenstern“ tragen. Das Tragen von Orden und Ehrenzeichen wird ihnen verboten]

[1. September 1941: Erlaß des Reichserziehungsministeriums, daß die Antiquaschrift als alleinige Schreibschrift gelehrt werden soll, vgl. 3. Januar 1941]

[8. September 1941: Leningrader Blockade. Belagerung Leningrads durch die deutsche Heeresgruppe Nord und spanische Truppen (Blaue Division). Im Norden riegelten finnische Truppen die Stadt ab. Sie dauert bis zum 27. Januar 1944, also etwa 28 Monate]

[18. September 1941: Benutzungsverbot für städtische Verkehrsmittel während der Hauptverkehrszeiten für Juden]

[19. September 1941: Einnahme von Kiew durch die Wehrmacht]

[24. September 1941: General de Gaulle gründet das Comité national français, die Exilregierung des Freien Frankreichs]

[28. September 1941: Adolf Hitler stiftet das Deutsche Kreuz (Kriegsorden) in den Ausführungen Gold und Silber]

[29./30. September 1941: 33.771 Juden werden von SS und Wehrmacht in der Schlucht von Babij Jar bei Kiew ermordet]

[September 1941: der Oberste Sowjet der UdSSR schafft die Republik der Wolgadeutschen ab]

1. Oktober 1941: Gründung des Instituts für Großraumwirtschaft (IfG) an der Staats- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Heidelberg. Leiter: Walter Thoms. Sitz: Augustinergasse 15 (am 19. März 1946 aufgelöst)

[2. Oktober 1941: Beginn des Unternehmens „Taifun“ (Angriff der deutschen Truppen auf Moskau)]

[15. Oktober 1941: die deutsche Armee steht 100 km vor Moskau]

[20. Oktober 1941: die deutsche Armee erobert Stalino (heute: Donezk)]

[23. Oktober 1941: das RSHA verhängt ein totales Ausreiseverbot]

[24. Oktober 1941: Verbot freundschaftlicher Beziehungen von Deutschen zu Juden]

[25. Oktober 1941: die deutsche Armee erobert Charkow (vgl. 23. August 1943)]

[2. November 1941: deutsche Truppen erobern Simferopol]

8. November 1941: Ludwig Paul Schmitthenner, Rektor der Universität Heidelberg, hält eine Rede anläßlich der Ernennung von Prof. Dr. Carl Krauch zum Dr. rer. nat. h. c. der Universität Heidelberg

[26. November 1941: Die „Hull-Note“ wird von den USA an Japan überreicht, de facto der Schlusspunkt der Verhandlungen zwischen beiden Ländern. Die japanische Regierung faßt dies als Ultimatum auf und entschließt sich zum Eintritt in den Krieg]

[27. November 1941: alle jüdischen Reichsdeutschen, die im Ausland leben, werden pauschal ausgebürgert]

[28. November 1941. Besuch des Großmufti von Jerusalem, Amin al-Husaini, bei Adolf Hitler]

[2. Dezember 1941: die sowjetischen Truppen ziehen ohne Kampfhandlungen aus Hanko (Finnland) ab (vgl. 12. Mai 1940) (1944 bis 1956 wird Porkkala bei Kirkkonummi anstelle von Hanko an die Sowjetunion verpachtet)]


[6. Dezember 1941: Beginn der Gegenoffensive der sowjetischen Truppen]

[7. Dezember 1941: Japanischer Überfall auf Pearl Harbour]

[7. Dezember 1941: sog. „Nacht-und-Nebel-Erlass“ Hitlers. Danach werden Zivilisten in den besetzten Gebieten, die von den deutschen Besatzungsbehörden oder deren Kollaborateure einer Straftat gegen das Deutsche Reich beschuldigt werden, entweder sofort zum Tod verurteilt und hingerichtet oder ohne jede Information anderer nach Deutschland verschleppt]

[11. Dezember 1941: Deutschland erklärt den USA den Krieg]

18. Dezember 1941: Oberbürgermeister a.D. Prof. Dr. Ernst Walz stirbt

[19. Dezember 1941: RK Hitler entläßt den Oberbefehlshaber des Heeres GFM von Brauchitsch und übernimmt den Oberbefehl über das Heer (vgl. 4. Februar 1938)]

[22. Dezember 1941: die Kirchenkanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche fordert für alle evangelischen Kirchen, die dies noch nicht durchgeführt haben, die "Ausscheidung" der Juden und damit das Verbot für Juden, evangelisch zu werden oder evangelisch zu bleiben]

[23. Dezember 1941: Ausschluß der Juden vom Bezug deutscher Zeitungen und Zeitschriften]

[25. Dezember 1941: die britische Armee kapituliert vor den Japanern in Hongkong]

1941: die Fa. Hebborn & Co. schreibt an den Oberbürgermeister: „… Es überrascht uns… zu erfahren, daß in der Gemeinde Dossenheim französische Kriegsgefangene als gewerbliche Arbeiter in der Industrie, darunter auch in der Füllhalterindustrie, eingesetzt sind. Dem Benehmen nach sind bei zwei unserer Konkurrenz-Firmen in Dossenheim französische Mechaniker beschäftigt. Unter diesen Umständen bitten wir zu prüfen, ob nicht in der gleichen Weise der Einsatz von Kriegsgefangenen auch in Heidelberg durchgeführt werden kann und wir in einem bestimmten Umfange Kriegsgefangene auch für unseren Betrieb erhalten können.“ (vgl. A. Habersack, Fremdarbeiter, 2013, S. 59)

1941: die 1344 erstmals erwähnte Obermühle („Leitzsche Mühle“) in Schlierbach wird zerstört

1941: Bau des Sportplatzes des TV Handschuhsheim am Hellenbach (Dossenheimer Landstraße 125)

1941: in Heidelberg gibt es 70 Straßenbriefkästen

1941: der Evangelische Kirchenkalender für Heidelberg erscheint (zum letzten Mal bis 1950) im Auftrag der Evangelischen Gemeinden hg. von Professor Otto Soellner, mit einem Bild Adolf Hitlers auf dem Titelblatt


1941: Umbenennung der Josefine-und-Eduard-von-Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst in „Heidelberger Stiftung für Kunst und Wissenschaft“

1941: die Vereinigung westdeutscher Waggonfabriken in Köln verkauft die Fuchssche Waggonfabrik an die Dillinger Hüttenwerke AG (Saarland) (vgl. 1929, 1930)

1941: Verlegung des Betriebs der OEG-Strecke zwischen Handschuhsheim und Dossenheim auf eine eigene Trasse

1941: die 1921 entdeckten mittelalterliche Fresken in der Gutleuthofkapelle (Schlierbach) werden unter dem Restaurator Fritz Winkler (Karlsruhe) freigelegt

1941: die Zigarrenfabrik „M. & F. Liebhold“ (Pfaffengrund, Eppelheimer Straße) wird von der Zigarrenfabrik „Havilla GmbH“ aus Gießen übernommen


1941/1942: Errichtung eines Luftfahrtinstituts (Bergstraße 106/108, Villa Krehl)

1941-1945: in der Villa Bergius (Albert-Ueberle-Str. 3-5) befindet sich das „Institut für Weltpost- und Weltnachrichtenwesen“, Abt. für Elektrooptik (Stiftung der Reichspost; Direktor 26. 1. 1942: Ludwig Wesch)

1941-1948: der Architekt Otto Bartning leitet die Bauhütte bei Heiliggeist

[1. Januar 1942: 26 Staaten, darunter die Sowjetunion, unterzeichnen in Washington den Pakt der Vereinten Nationen (vgl. 25. April 1945)]

4. Januar 1942: Eröffnung des Instituts für Betriebswirtschaftslehre des Fremdenverkehrs der Universität Heidelberg. Leiter: Walter Thoms.

[12. Januar 1942: Einführung der Feldküchengerichte in den Gaststätten des Deutschen Reiches]

[20. Januar 1942: „Wannsee-Konferenz“ in Berlin zur „Endlösung der Judenfrage“]

[21. bis 23. Januar 1942: Massaker von Novi Sad, Kriegsverbrechen der zu den Achsenmächten gehörenden ungarischen Besatzer gegen die Bevölkerung von Novi Sad (Serbien, Hauptstadt der Vojvodina). 1246 einheimische Zivilisten (zumeist Juden oder Serben) werden von ungarischen Einheiten unter General Ferenc Feketehalmy-Czeydner ermordet, die Leichen in die Donau geworfen]

[8. Februar 1942: Dr. Fritz Todt, Reichsminister für Bewaffnung und Munition, kommt bei einem Flugzeugunfall ums Leben. Hitler ernennt Albert Speer zum Nachfolger]

[13. Februar 1942: Carl Heinrich von Stülpnagel Militärbefehlshaber im besetzten Frankreich]

[15. Februar 1942: die britische Armee kapituliert vor den Japanern in Singapur. - Albert Speer wird Reichsminister für Bewaffnung und Kriegsproduktion]

20. Februar 1942: Beschlagnahme der Kaiserglocke von 1872 der Friedenskirche Handschuhsheim

ab 26. Februar 1942: Der Schriftsetzer Georg Lechleiter und weitere 31 Mitglieder einer Widerstandsgruppe werden in Mannheim und Heidelberg verhaftet. Sie haben die illegale Zeitung „Der Vorbote“ herausgegeben und verteilt. Drei Gefangene sterben in der Haft. 19 Beteiligte werden später hingerichtet. http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Lechleiter vgl. Dieter Fehrentz, Hans-Martin Mumm, Das Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Justiz auf dem Bergfriedhof, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, VII (2002), S. 271-291

1. März 1942: Trennung der Kirchheimer Katholiken von der Pfarrei Heidelberg-Rohrbach und Vereinigung zur katholischen Pfarrei St. Peter in Heidelberg-Kirchheim

[1. März 1942: Einziehung der Kupfermünzen im Deutschen Reich]

4. März 1942: der Waldwegwart Andreas Arnold aus Gaiberg wird bei Holzeinschlagsarbeiten im Stadtwald am Auerhahnenkopf-Ringweg von einem herabfallenden Ast schwer verletzt. Arnold war als Aufsichtsperson mit französischen Kriegsgefangenen tätig. Die Franzosen sind im Hotel Schwarzes Schiff in Schlierbach untergebracht. Sie tragen den Verletzten zur Orthopädischen Klinik, wo er seinen Verletzungen erliegt. Das städtische Forstamt stellt später ein Holzkreuz an der Unglücksstelle auf.

5. März 1942: OB Dr. Carl Neinhaus verfügt die Umbenennung der städtischen Volksbücherei in Stadtbücherei (vgl. 1933)

[21. März 1942: Fritz Sauckel wird Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz]

22. März 1942: Sommertagszug in Heidelberg

[24. März 1942: Benutzungseinschränkung für öffentliche Verkehrsmittel für Juden im Reich]

25. März 1942: die Pfarrei St. Peter in Kirchheim wird errichtet

10. April 1942: Freifrau Violetta von Waldberg (*16. 10. 1877), Ehefrau des Professors für Neuere deutsche Literaturgeschichte Max Freiherr von Waldberg (†6. November 1938 in Heidelberg), begeht angesichts der drohenden Deportation mit 65 Jahren Selbstmord

[17. April 1942: Auf deutschen Druck ersetzt Marschall Philippe Pétain Premierminister Darlan durch Pierre Laval. Laval organisiert die Deportation von Juden als auch die verstärkte Gestellung französischer Zwangsarbeiter]


[26. April 1942: letzte Sitzung des Deutschen Reichstags. Der bei dieser Sitzung einstimmig gefaßte Beschluß hebt die letzten Reste der Vorrechte der Beamten auf und macht Hitler endgültig zur letzten Entscheidungsinstanz („Oberster Gerichtsherr aller Deutschen“)]

24. April 1942: Otto Henninger (NSDAP) Polizeipräsident in Freiburg. Nachfolger in Heidelberg ab Januar 1943: Hellmut Kärcher (*1904) kommissarischer Leiter der Polizeidirektion Heidelberg (vgl. 8. Juli 1940)

Frühjahr 1942: der Heidelberger Kunstverein zeigt die Ausstellung „Deutsche Zeichnung“, darunter eine Auswahl aus der Kupferstichsammlung von Aloys Schreiber (1761-1841) im Kurpfälzischen Museum

4. Mai 1942: Pfarrkurat Franz Sales Grießbaum wird von Erzbischof Dr. Konrad Gröber zum Pfarrer der Pfarrei Kirchheim investiert

[9.-11. Mai 1942: Konferenz im Biltmore-Hotel New York. Der außerordentliche Zionistenkongress verabschiedet das Biltmore-Programm. Hauptsächlich geht es dabei um die Forderung nach einer Öffnung Palästinas für die Flüchtlinge aus dem besetzten Europa. In diesem Sinne wird gegen die Vorbehalte von Chaim Weizmann das Ziel eines Jewish Commonwealth formuliert. Die Konferenz findet unter der Leitung des Histadrut-Funktionärs David Ben-Gurion statt und beschließt, daß das von Großbritannien kontrollierte Palästina jüdischer Besitz werden solle. Die Konferenz macht die USA an Stelle von Großbritannien zum angestrebten Hauptpartner der zionistischen Bewegung. Eine der Teilnehmerinnen ist Hannah Arendt, die sich in den folgenden Jahren für ein binationales Staatswesen in Palästina, bestehend aus Juden und Arabern, einsetzt]

14./15. Mai 1942: Prozeß gegen 14 Angehörige der Widerstands-Gruppe um den Schriftsetzer Georg Lechleiter im Justizgebäude des Mannheimer Schlosses (alle Angeklagten werden zum Tode verurteilt)

[26. Mai-11. Juni 1942: Schlacht von Bir Hakeim / Libyen. Im Verlauf des Unternehmens Theseus hält eine Brigade der Forces françaises libres den Vorstoß der deutschen Truppen bei der Wüstenoase Bir Hakeim über zwei Wochen lang auf]

[Mai 1942: die Großdeutschland-Division der Wehrmacht wird als Panzer-Grenadier-Division aktiviert (später als Panzerdivision)]

[4.-7. Juni 1942: Schlacht um Midway, Seeschlacht. Große Verbände der Kaiserlich Japanischen Marine und der US Navy kämpfen bei den Midwayinseln. Die Schlacht endet mit der Versenkung von vier japanischen Flugzeugträgern bei nur einem versenkten US-Träger. Sie gilt als Wendepunkt des Pazifikkriegs, fortan befinden sich die japanischen Streitkräfte in der Defensive]

7. Juni 1942: Prof. Dr. Philipp Lenard wird an seinem 80. Geburtstag Ehrenbürger der Universität Heidelberg

[10. Juni 1942: SS-Einheiten brennen in dem Dorf Lidice (zwischen Prag und Kladno) alle 95 Häuser nieder. Sie erschießen die 199 männlichen Bewohner und verschleppen 184 Frauen und 90 Kinder]

21. Juni 1942: ein 47jähriger russischer Zivilarbeiter, Schlosser bei Fuchs-Waggon, der am 17. Juni 1942 aus dem Kirchheimer Lager geflohen war, wird auf dem Bruchhäuser Hof von einem deutschen Arbeiter entdeckt. Die Polizei bringt ihn in den Arrestraum der Fa. Fuchs-Waggon, wo er um 17 Uhr erhängt aufgefunden wird. (Habersack 2013, S. 280)

[21. Juni 1942: deutsche Truppen unter Rommel erobern Tobruk]

[16./17. Juli 1942: die französische Polizei verhaftet 20.000 überwiegend ausländische Juden in Paris („grand rafle“) und sperrt 12.884 „heimatlose Juden“ im Vélodrome d’Hiver ein. Die Festgenommenen werden den deutschen Besatzungsbehörden übergeben und in die Vernichtungslager deportiert]

[Juli 1942-Oktober 1943: in der "Aktion Reinhardt" werden über zwei Millionen Juden sowie rund 50.000 Roma des "Generalgouvernements" (deutsch besetztes Polen und Ukraine) in den drei Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka ermordet]

[7. August 1942: amerikanische Truppen landen auf Guadalcanal/Salomonen]

[8. August 1942: Das Riegner-Telegramm ist die vermutlich erste Mitteilung an die Alliierten über die beginnende Judenvernichtung in Polen (Aktion Reinhardt) durch einen glaubwürdigen deutschen Informanten. Der Absender ist Gerhart M. Riegner, Büroleiter des Jüdischen Weltkongresses in Genf. Der deutsche Industrielle Eduard Schulte hatte Riegner über die so genannte „Endlösung“ informiert. Das Telegramm findet zunächst keinen Glauben bei den Alliierten]

[9. August 1942: Dr. Edith Stein, am 2. August 1942 im Kloster Echt (Niederlande) verhaftet, wird im KZ Birkenau-Auschwitz ermordet]

[19. August 1942: Operation Jubilee („Dieppe Raid“), Landungsoperation der Westalliierten gegen den Hafen von Dieppe in Nordfrankreich. Beteiligt sind 237 Schiffe und 7500 kanadische, US-amerikanische, britische, polnische und französische Soldaten. Die Operation wird unter hohen alliierten Verlusten von bis zu 70 % der eingesetzten Streitkräfte abgebrochen]

[22. August 1942: Brasilien erklärt Deutschland den Krieg]

22. August 1942: erste Deportation von Juden aus Stuttgart, Karlsruhe und anderen Orten Südwestdeutschlands nach Theresienstadt (Deportierte: 1078, darunter 5 aus Heidelberg, Ankunft: 28. September 1942) https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_swd_420822.html

25. August 1942: Leontine Goldschmidt, Mitgründerin der Josefine-und-Eduard-von-Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst begeht angesichts der drohenden Deportation mit 79 Jahren in ihrer Wohnung (im Haus des Augenarztes Prof. Dr. Martin Zade, Leopoldstraße 12, der im März 1939 nach England emigrierte) Selbstmord. In der Folge gerät der gesamte Haushalt mit dem Nachlaß ihres Mannes Victor Goldschmidt in die Hände der Gestapo und gilt als verschollen. Die Josefine-und-Eduard-von-Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst wird in „Heidelberger Stiftung für Kunst und Wissenschaft“ umbenannt.

[2./3. September 1942: ein Luftangriff auf die Badische Landesbibliothek Karlsruhe vernichtet den größten Teil ihres Altbestandes (367.000 Bände), darunter sämtliche Bestände der Kriegssammlung]

15. September 1942: Hinrichtung von Käthe und Alfred Seitz und 12 anderer Mitglieder der Lechleiter-Gruppe in Stuttgart (vgl.: Dieter Fehrentz, Hans-Martin Mumm, Das Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Justiz auf dem Bergfriedhof, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, VII (2002), S. 271-291)

[September 1942: Britische Truppen besetzen die französische Kolonie Madagaskar (Operation Ironclad). Damit soll verhindert werden, dass die Japaner von Madagaskar aus den Handel im Indischen Ozean stören und ihren U-Boot-Radius erweitern]


1. Oktober 1942: die erste Zweigstelle der Stadtbücherei wird in Rohrbach eröffnet (Heinrich-Fuchs-Straße 10)

17. Oktober 1942: die 1891 enthüllte Bronzestatue Viktor von Scheffels von Prof. Adolf Heer auf der Schloßterrasse wird zusammen mit Heidelberger Glocken zum Einschmelzen abtransportiert

[18. Oktober 1942: sog. Kommandobefehl, persönlicher (geheimer) Befehl Hitlers, der die sofortige Exekution gefangener alliierter Kommandosoldaten, ob uniformiert oder nicht, vorschreibt]

22. Oktober 1942: Prozeß gegen 11 weitere Angehörige der Widerstands-Gruppe um Georg Lechleiter am OLG Stuttgart (5 Angeklagte zum Tode verurteilt)

[2. November 1942: Beginn der Winterzeit (MEZ-1h) im Deutschen Reich (vgl. 1. April 1940)]

[4. November 1942: Sieg der Alliierten bei El Alamein]

[5. November 1942: britische Truppen erobern Madagaskar]

[8. November 1942: Operation Torch. Britisch-amerikanische Invasion Französisch-Nordafrikas]

[10. November 1942: Winston Churchill verkündet in London nach dem Sieg bei El Alamein: "Now this is not the end. It is not even the beginning of the end. But it is, perhaps, the end of the beginning."]

[11. November 1942: italienische und deutsche Truppen marschieren ins unbesetzte Frankreich ein, besetzen Korsika und entwaffnen das französische Waffenstillstandsheer]

[12. November 1942: Aufhebung der Zustellung von Paketen und Päckchen an Juden in Deutschland]

[13.-15. November 1942: Seeschlacht von Guadalcanal/Salomonen]

[27. November 1942: die französische Flotte versenkt sich im Hafen von Toulon]

[30. Oktober 1942: der britische Zerstörer HMS Petard bringt im Mittelmeer das deutsche U-Boot U 559 auf, die Briten erbeuten wichtige geheime Schlüsselunterlagen, mit deren Hilfe sie am 12. Dezember 1942 die deutsche Verschlüsselungsmaschine ENIGMA-M4 knacken]

[16. Dezember 1942: Heinrich Himmler befiehlt die Deportation aller noch im Reichsgebiet lebenden Zigeuner („Ausschwitz-Erlaß“)]

1942?: Pfarrkurat Dr. Alfons Beil, Dr. Getrud Luckner vom „Deutschen Caritasverband“, Hermann Maas, Marie Baum und Studentenseelsorger Rektor Richard Hauser treffen im „Marienhaus“ in Heidelberg zusammen, um zu beraten, was für Verfolgte des Naziregimes getan werden könne

1942: Willy Hellpach wird Direktor des neu eingerichteten Psychologischen Instituts der Universität Heidelberg

1942: von Kurt Maßmann erscheint bei der Heidelberger Verlagsanstalt "Große Liebe zu Heidelberg. Preislied deutscher Dichter auf eine deutsche Stadt"

1. März 1942: der Pfaffengrund wird selbständige Gemeinde innerhalb der ev. Kirchengemeinde Heidelberg (erster Pfarrer bis 1964: Hans Eberle aus Mannheim)


1942: die Glocken der St. Vitus-Kirche Handschuhsheim werden zum Einschmelzen vom Turm geholt (vgl. 20. Februar 1942, 17. Oktober 1942) - Die 1883 gegossene Lutherglocke und die kleine Glocke der evangelischen Kreuzkirche Wieblingen werden zur Einschmelzung für Kriegszwecke abgeliefert (vgl. 1917) - Drei der vier Glocken der Christuskirche werden für Rüstungszwecke abgeliefert (verloren)

1942: der alte jüdische Friedhof im Klingenteich wird von der Stadt Heidelberg übernommen. Der Kaufpreis von 9830 RM wird nicht ausbezahlt (Friedhof 1951 der Pflege der jüdischen Kultusgemeinde übergeben)

1942: das Hotel Darmstädter Hof stellt seinen Betrieb ein

1942: Aufstellung eines Flak-Turms auf der Thingstätte ("Feierstätte Heiligenberg")


[1942: Spanien übernimmt die Mitteleuropäische Zeit]

1942/43: Im Wintersemester sind an der Universität Heidelberg 3859 Studentinnen und Studenten immatrikuliert, 53 ordentliche Professoren sind tätig

1942/43: das bis 1947 letzte Adreßbuch für die Städte Heidelberg, Wiesloch und Umgebung (Gemeinden Ziegelhausen mit dem Ortsteil Peterstal und Leimen) (Jahrgang 1943) erscheint

1. Januar 1943: Prof. Karl Heinrich Bauer übernimmt die Leitung der am 3. Juni 1939 eröffneten Chirurgischen Klinik

[14.-26. Januar 1943: Konferenz von Casablanca. W. Churchill und F. D. Roosevelt einigen sich auf bedingungslose Kapitulation der Achsenmächte als Kriegsziel]

[22-24 Januar 1943: Serie von Razzien in der Altstadt von Marseille auf Befehl der deutschen Besatzung (Opération Sultan). Evakuation von ca. 20.000 Personen, Deportation von 12.000 Personen in ein Sammellager in Fréjus. Etwa 800 Juden werden in Konzentrationslager in den Tod geschickt]

[23. Januar 1943: britische Truppen erobern Tripolis]

[2. Februar 1943: General Paulus kapituliert vor Stalingrad]

[9. Februar 1943: ukrainische Nationalisten begehen bis Kriegsende zahllose Massaker an der polnischen Zivilbevölkerung, zunächst in Pawliwka (63 km südwestlich von Stalino)]

15. Februar 1943: Schüler der Geburtsjahrgänge 1926 und 1927 aus der 6. und 7. Klasse der Heidelberger Gymnasien werden als Luftwaffenhelfer für Flakstellungen um Mannheim und Ludwigshafen eingezogen

[15. Februar 1943: der Reichskolonialbund wird auf Weisung von Martin Bormann aufgelöst und das Vermögen auf die NSDAP übertragen; vgl. 10. Juni 1933, 12. Mai 1936] https://de.wikipedia.org/wiki/Reichskolonialbund

[16. Februar 1943: die Sowjetarmee nimmt die Stadt Charkow (Charkiw) vorübergehend ein. GFM Erich von Manstein gelingt es, die Südflanke zu stabilisieren und die Stadt am 14./15. März 1943 zurückzuerobern. Dies ist der letzte bedeutende Erfolg der Wehrmacht im Krieg gegen die Sowjetunion; der Sieg verzögert den Zusammenbruch der deutschen Ostfront um mehr als ein Jahr (vgl. 23. August 1943)]

[18. Februar 1943: Rede von Reichsminister Dr. Joseph Goebbels über den totalen Kriegseinsatz im Sportpalast/Berlin]

24. Februar 1943: Hinrichtung von Albert Fritz und 4 weiterer Mitglieder der Lechleitergruppe (vgl. Dieter Fehrentz, Hans-Martin Mumm, Das Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Justiz auf dem Bergfriedhof, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, VII (2002), S. 271-291)

[Februar 1943-April 1944: Massaker in Wolhynien und Ostgalizien an der überwiegend polnischen zivilen Bevölkerung der ehemaligen polnischen Ostgebiete durch die Ukrainische Aufständische Armee (UPA). Annähernd 100.000 Polen werden von ukrainischen Nationalisten ermordet. Auch Ukrainer und andere ortsansässige ethnische Gruppen sowie Flüchtlinge sind betroffen]

29. März 1943: die seit 15. Februar 1943 als Luftwaffenhelfer für die Flakstellungen um Mannheim und Ludwigshafen einberufenen Schüler der Geburtsjahrgänge 1926 und 1927 erhalten in ihren Stellungen regelmäßigen Unterricht

2. April 1943: Explosion mit anschließendem Brand, ausgelöst durch Entzündung von Zelluloid, im Keller der Füllfederhalterfabrik H. Hebborn u. Co (Dossenheimer Landstraße 98; 7 Verletzte, 2 Tote: Georg Hetterich, Otto Layer)

[19. April-16. Mai 1943: Aufstand im Warschauer Ghetto]

[28. April 1943: Die 14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische SS-Division Nr. 1) wird mit ukrainischen Freiwilligen und Volksdeutschen aufgestellt. (Stärke der Division im Dezember 1944: 22.000 Mann). Sie wird bis Mai 1945 auf dem Balkan, an der Ostfront und in Polen und der Tschechoslowakei eingesetzt. Die Mannschaften werden vorwiegend vom Melnyk-Flügel der Organisation Ukrainischer Nationalisten gestellt. Die Bandera-Fraktion lehnt die Gründung der Division ab]

SS 1943: am Dolmetscherinstitut der Universität Heidelberg sind 643 Studierende eingeschrieben

3. Mai 1943: Der Pianist Karlrobert Kreiten soll am Abend in der Aula der Heidelberger Universität ein Konzert geben. Am Morgen verhaftet ihn die Gestapo im Hotel Reichspost. Kreiten hatte gegenüber Ellen Ott-Monecke, geb. Neumann (1944 Selbstmord), einer Jugendfreundin seiner Mutter, geäußert, dass der Krieg verloren sei, und Hitler „einen Wahnsinnigen“ genannt. Die Frau denunzierte Kreiten. Am 3. September 1943 wird er wegen Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung vom Volksgerichtshof in Berlin zum Tode verurteilt. Am 7. September 1943 wird er in Berlin-Plötzensee gehängt. (vgl. Helga Schubert, Judasfrauen. Zehn Fallgeschichten weiblicher Denunziation im Dritten Reich, Frankfurt am Main 41990, S. 93-99; Thomas Schipperges, Aula der Neuen Universität, 3. Mai 1943: Kein Klavier-Abend mit Karlrobert Kreiten, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, hg. vom HGV e. V., Nr. 18 (2014), S. 79f.)

[8. Mai 1943:Es muss das Ziel unseres Kampfes bleiben, ein einheitliches Europa zu schaffen. Europa kann aber eine klare Organisation nur durch die Deutschen erfahren.“ (Joseph Goebbels, Tagebuch)

[13. Mai 1943: die deutschen Truppen des Afrika-Feldzuges kapitulieren bei Tunis]

[15. Mai 1943: das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale beschließt die Auflösung der Komintern zum 10. Juni 1943]

[16. Mai 1943: der deutsche Befehlshaber Jürgen Stroop meldet die Niederschlagung des Aufstand im Warschauer Ghetto]

[17. Mai 1943: britischer Bombenabwurf über Oerlikon, Zürich. - Britische Bomber bombardieren fünf Staudämme in Deutschland]

[17. Mai 1943: das Britisch–U.S.-Amerikanische Communication Intelligence Agreement (BRUSA Agreement) wird von den Regierungen des UK und der USA unterzeichnet, um die Zusammenarbeit zwischen U.S. War Department und der British Government Code and Cypher School zu vereinfachen (am 5. März 1946 als UKUSA Agreement formalisiert. 1955 Beitritt der Bundesrepublik als "third party")]

24. Mai 1943: Festakt zum 400. Todestag von Nikolaus Kopernikus (Niklas Koppernigk, 1473-1543) in der Alten Aula der Universität Heidelberg

6. Juni 1943: Veranstaltung von Stadt und Universität zum 100. Todestag von Friedrich Hölderlin (1770-1843) im Großen Saal der Stadthalle (Festredner Prof. Dr. Paul Böckmann)

26./27. Juni 1943: Tagung des Gesamt-Odenwaldklubs in Heidelberg

Juni 1943: 7 französische Eisenbahner werden wegen Widerstandsakten im Elsaß hingerichtet (vgl. 7. Juli 1968) Widerstandsgruppe Georges Wodli

8./9. Juli 1943: Reichsminister Dr. Joseph Goebbels besucht Heidelberg und spricht in der Universität. Feierliche Erneuerung seiner Promotionsurkunde. (vgl. Volksgemeinschaft, 10. Juli 1943)

9. Juli 1943: Kundgebung in der Stadthalle anläßlich einer Sondertagung der Reichs-Studentenführung (Rede von Goebbels: „Der geistige Arbeiter im Schicksalskampf des Reiches")

(Zitat: „Aber ich sehe nicht ein, daß in Heidelberg sieben- bis achthundert junge Mädchen besserer Stände auf Dolmetscher studieren und sich damit den Kriegsbedürfnissen entziehen. Es sind alles qualifizierte Kräfte. Parteigenosse Speer wird diese siebenhundert Kräfte in einem Tage untergebracht haben und dafür siebenhundert uk.-gestellte Soldaten freimachen, — das macht fast ein Regiment. Ein Regiment ist heute schon etwas. Also wird die Dolmetscher-Fakultät in Heidelberg stillgelegt; andere Fakultäten auch, auch die kunsthistorische. Wir werden auch ohne Kunstgeschichte durch den Krieg kommen. Nach dem Krieg bauen wir das wieder auf. Die Kräfte, die tätig sind, sind junge, uk.-gestellte Studenten. Sie werden der Rüstungsproduktion zur Verfügung gestellt, und wenn es nicht anders geht, als Aufsichtsorgane über ausländische Arbeiter. Also müssen die Aufgaben, Wünsche und Pläne, die etwa erst in drei oder vier Jahren realisierbar sind, heute hinter den unmittelbaren Kriegsaufgaben zurückgestellt werden.“)

Text: https://archive.org/stream/HeiberHelmut-JosephGoebbels-Reden-1932-1945/HeiberHelmut-JosephGoebbels-Reden-1932-19451971856S.Text_djvu.txt


[9./10. Juli 1943: amerikanische und britische Truppen landen in Sizilien]

[5.-16. Juli 1943: "Unternehmen Zitadelle". Angriff auf den sowjetischen Frontbogen um die russische Stadt Kursk, letzte deutsche Großoffensive im Krieg gegen die Sowjetunion]

[23. Juli 1943: Palermo wird als erste europäische Stadt (unter US-General Patton) befreit]

[25. Juli 1943: die Alliierten beginnen die "Aktion Gomorrha", eine Reihe von schweren Luftangriffen auf Hamburg]

[14. bis 24.  August 1943: Erste Konferenz von Québec (Codename: Quadrant), ein Zusammentreffen führender Alliierter. Teilnehmer: der britische Premierminister Winston Churchill und der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt mit ihren Generalstabschefs. Gastgeber: der kanadische Premierminister William Lyon Mackenzie King. Zentrale Themen sind die Kapitulation Italiens, die Operation Overlord, der Burmafeldzug und die Besetzung des Südostasienkommandos]

[25. Juli 1943: Sturz Mussolinis. Marschall Pietro Badoglio (1871-1956) italienischer Regierungschef]

[27. Juli 1943: bei einem britisch-amerikanischen Luftangriff auf Hamburg kommen 35.000-45.000 Menschen um]

29. Juli 1943: Explosion durch ausströmendes Butadiengas bei der BASF Ludwigshafen (70 Tote)

[23. August 1943: Charkow/Ukraine wird von der Sowjetarmee befreit (vgl. 25. 10. 1941)]

[28. August 1943: Zar Boris III. von Bulgarien stirbt]

[31. August 1943: die Frankfurter Zeitung erscheint zum letzten Mal (verboten)]

[5./6. September 1943: nachts schwerer Fliegerangriff auf Mannheim, bei dem ca. 6000 Gebäude, darunter das Nationaltheater, zerstört werden. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung wird obdachlos, 414 Tote]

6. September 1943: der Absturz eines Flugzeugs zerstört einige Häuser im „Dorfgraben“ (Friedensstraße) in Handschuhsheim

[8. September 1943: Waffenstillstand zwischen Italien und Alliierten. Übergang Italiens zu den Alliierten (vgl. 13. Oktober 1943)]

[8. September 1943: Stalino (heute: Donezk), seit 20. Oktober 1941 von der deutschen Armee besetzt, wird befreit]

11. September 1943: der Schulleitung der Robert-Bunsen-Schule (Keplerstraße 85) wird mitgeteilt, dass das Gebäude umgehend für eine kriegswichtige Maßnahme zu räumen sei.

25. September 1943: Kündigung der Aufenthaltsrechte der Robert-Bunsen-Schule in der Lehrerbildungsanstalt (Keplerstraße) wegen Übernahme des Gebäudes durch die Fa. Brown, Boveri & Co. Mannheim. Umzug ins KFG. (vgl. 1940, 5./6. September 1943, 11. September 1943)

Herbst 1943: der Schriftsteller und Politiker Dr. Theodor Heuss (1884-1963) übersiedelt von Berlin nach Heidelberg-Handschuhsheim (wohnt im Haus seiner Schwägerin Marianne Lesser-Knapp, Kehrweg 4). Hier schreibt er im Frühjahr 1945 das Vorwort zu seinem Buch „Robert Bosch, Leben und Leistung“ und erlebt die Besetzung durch die Amerikaner

[3. Oktober 1943: die deutschen Besatzer ermorden zweiundachtzig Dorfbewohner, überwiegend Kinder und alte Leute, und zerstören fast alle Häuser von Lyngiádes (Nord-Griechenland)]

[4. Oktober 1943: Rede des Reichsinnenministers Heinrich Himmler vor SS-Gruppenführern in Posen über die Ausrottung der Juden. Himmler verspricht, er werde dem Volk die NS-Ideologie „einimpfen“]

[9. Oktober 1943: Die United Nations Relief and Rehabilitation Administration wird auf Initiative der USA, der Sowjetunion, Großbritanniens und Chinas als Welthilfsorganisation in Atlantic City (New Jersey) gegründet (am 29. November 1943 von 44 Nationen bei einem Treffen im Weißen Haus bestätigt und 1945 von der UNO übernommen)


[13. Oktober 1943: Italien unter Marschall Pietro Badoglio erklärt Deutschland den Krieg]

[19. Oktober-1. November 1943: Moskauer Konferenz der Außenminister der drei führenden alliierten Mächte USA, Großbritannien und UdSSR (Hull, Eden und Molotow). Das Ergebnis, die Moskauer Deklaration, wird am 30. Oktober 1943 in Moskau beschlossen und am 1. November 1943 veröffentlicht. Es geht um die Klärung, zu welchen Bedingungen das Bündnis von USA, Großbritannien und der Sowjetunion in der Endphase des Krieges und in der unmittelbaren Nachkriegszeit trotz der vorhandenen politischen Gegensätze aufrechterhalten werden könnte.]


26. Oktober 1943: der Bauschlosser und Kraftfahrer Heinrich Hermann Fehrentz (*26. Juni 1908) wird wegen „Vorbereitung zum Hochverrat, Wehrkraftzersetung und Abhörens von Feindsendern“ in Heidelberg zum Tode verurteilt (vgl. 22. Dezember 1943)

27. Oktober 1943: Einstellung der Straßenbahn-Linie 1 wegen Personalmangel (vgl. 19. Januar 1944)



[7. November 1943: die Sowjetarmee befreit Kiew]

[28. November-1. Dezember 1943: Konferenz Stalin, Churchill, F. D. Roosevelt in Teheran, sie beschließen die Errichtung einer zweiten Front, Besetzung Deutschlands, Abgrenzung der Einflußsphären]

22. Dezember 1943: Hinrichtung von Heinrich Hermann Fehrentz (*26. Juni 1908, am 26. Oktober 1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat, Wehrkraftzersetung und Abhörens von Feindsendern“ in Heidelberg zum Tode verurteilt ) in Stuttgart

vgl. Dieter Fehrentz, Hans-Martin Mumm, Das Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Justiz auf dem Bergfriedhof, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, VII (2002), S. 271-291

1943: Errichtung einer Krankengymnastikschule der Universität Heidelberg

1943: Auf dem Neulich-Sportplatz und bei der St. Vitusgasse in Handschuhsheim entstehen Behelfsheime für Ausgebombte aus Mannheim (zerstört)

1943: der Landwirtschaftliche Konsum- und Absatzverein eGmbH und der Raiffeisen Spar- und Darlehensverein eGmbH vereinigen sich mit dem Ländlichen Spar- und Vorschußverein zur Raiffeisenbank eGmbH Handschuhsheim; vgl. 1897, 1927, 1943, 28. Juni 1976)

1943: die 1891 in Mannheim gegründete Stotz Kontakt GmbH nimmt ihren Sitz in Heidelberg (Pfaffengrund) und beginnt mit der Montage von Sicherungsautomaten, Dreh- und Kippschaltern sowie Steckdosen

1943: NSDAP Heidelberg

[1943: 54 Länder gründen die UNRRA mit dem Ziel, die Repatriierung von Fremden in ihre Heimat zu ermöglichen]

1943-1945: Zuzug von etwa 7000 Ausgebombten nach Heidelberg

[1. Januar 1944: im Deutschen Reich werden Postleitzahlen eingeführt. Der Gau Baden erhält die Nummer 17a]

11. Januar 1944: die Strahlenklinik Samariterhaus (Voßstraße 3, 1904-06 erbaut, 1943 in Vinzenz-Czerny-Krankenhaus für Strahlenbehandlung umbenannt) wird in Czerny-Klinik umbenannt (vgl. 2008)

[17. Januar-18. Mai 1944: Schlacht um Monte Cassino]

19. Januar 1944: Wiederinbetriebnahme der am 27. Oktober 1943 eingestellten Straßenbahn-Linie 1

[22. Januar 1944: die Alliierten landen in der Nähe von Anzio mit dem Ziel, Rom einzunehmen]

[27. Januar 1944: Beendigung der Leningrader Hungerblockade seit 8. September 1941. Geschätzt verloren etwa 1,1 Millionen zivile Bewohner der Stadt auf Grund der Blockade ihr Leben, etwa 90 % dieser Opfer verhungerten.]

[18./19. Februar 1944: Schlacht bei Tscherkassy]

25. Februar 1944: fünf HJ-Jungen entdecken im Dossenheimer Wald einen italienischen Kriegsgefangenen, der aus einem Lager bei Stargard entflohen war, und nehmen ihn fest. Jeder von ihnen erhält angeblich eine Belohnung. (vgl. A. Habersack, Fremdarbeiter, 2013, S. 277)

Frühjahr 1944: die Bewohnerinnen des Landfriedschen Bürgerstift (Dantestraße 7) werden nach Markdorf (Bodensee) evakuiert, das Gebäude wird als Studentenwohnheim für Kriegsversehrte gebraucht (Rückkehr im Oktober 1945)

5. März 1944: Inkrafttreten eines gekürzten Sonntagsfahrplanes der Heidelberger Straßenbahn

[18. und 22. März 1944: zwei sogenannte Tausend-Bomber-Angriffe auf Frankfurt am Main veränderten das Gesicht der Stadt für immer. Im Feuersturm verbrennen fast alle bedeutenden Kulturdenkmäler und die gesamte mittelalterliche Alt- und Neustadt mit ihren über 1800 Fachwerkhäusern. Auch andere Stadtteile wie Bockenheim, Rödelheim, Ostend und Oberrad werden zu über 70 % zerstört. Insgesamt werden etwa 90.000 der 177.600 Wohnungen im Stadtgebiet sowie fast alle öffentlichen Bauten, Schulen, Kirchen und Krankenhäuser vernichtet]

[19. März 1944: (Sonntag Lätare) deutsche Truppen besetzen Budapest]

[1. April 1944: Bombardierung von Schaffhausen (Schweiz) durch eine US-Bomberflotte (40 Tote, 270 Schwerverletzte)]

[13. April 1944: Simferopol wird befreit]

[13. April 1944: "Der Hunne ist immer entweder an deiner Gurgel oder zu deinen Füßen".
(Winston Churchill vor dem US-Kongress)]

Sommersemester 1944: am Anglistischen Seminar der Universität Heidelberg sind über 250 Studierende immatrikuliert (WS 1944/45: 150)

24./25. April 1944, nachts: Fliegerbombenabwurf über Neuenheim. Brandbomben zerstören ein Klassenzimmer der Mönchhofschule und ein Haus Ecke Quinckestraße/Mönchhofstraße (3 Tote). Die Hotelfachschule (Mönchhofstraße 28) brennt aus.

[3. Juni 1944: General Charles de Gaulle gründet in Algier die Provisorische Regierung der Französischen Republik]

[6. Juni 1944: die Westalliierten landen in der Normandie]

[10. Juni 1944: deutsche Soldaten treiben die 600 Bewohner des Dorfes Oradour (Limousin) zusammen, sperren Frauen und Kinder in die Kirche, erschießen die Männer und brennen das Dorf samt der Kirche mit den eingeschlossenen Menschen nieder]

[22. Juni 1944: Beginn der Operation Bagration (benannt nach General Pjotr Iwanowitsch Bagration, 1765-1812), Deckname einer großen Offensive der Sowjetarmee an der deutsch-sowjetischen Front, mit dem Angriff von vier sowjetischen Fronten gegen die deutsche Heeresgruppe Mitte mit dem anfänglichen Ziel der Rückeroberung von Minsk. Sie weitet sich zu einem umfassenden operativen Erfolg der sowjetischen Truppen aus, die erst Ende August 1944 an der Weichsel, an den Grenzen Ostpreußens und bei Riga vorläufig aufgehalten werden können. Die erfolgreiche sowjetische Offensive führt zum vollständigen Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte und dem Verlust von 28 Divisionen der Wehrmacht. Während der sowjetischen Offensive werden erstmals in größerem Umfang deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager befreit, womit einer breiteren internationalen Öffentlichkeit umfangreiche Informationen über die Existenz des Holocaust zugänglich gemacht werden.]

[1.-22. Juli 1944: Währungs- und Finanzkonferenz der UN (44 Staaten) in Bretton Woods/ New Hampshire. Die Staatengemeinschaft einigt sich auf ein Regime fester Wechselkurse mit dem Dollar als Leitwährung, der wiederum an den Goldpreis gekoppelt ist. Gründung des IWF und der Weltbank.]

3. Juli 1944: zwei geflohene italienische Militärinternierte werden im Dossenheimer Wald von zwei Lokführern gefunden und der Gemeindepolizei überstellt. Die zwei Deutschen erhalten eine Belohnung (vgl. A. Habersack, Fremdarbeiter, 2013, S. 277)

[20. Juli 1944: RK Hitler überlebt ein Attentat von Offizieren]

21. Juli 1944: abendliche Kundgebung für Adolf Hitler auf dem Langemarckplatz (vor der Neuen Universität) als Heidelberger „Treuebekenntnis zu Führer und zur Idee des Nationalsozialismus“

24. Juli 1944: Eröffnung der Zweigstelle Altstadt der Stadtbücherei in der Hauptstraße 111/Ecke Schiffgasse

[27. Juli 1944: die Armeen des Generals Konjew erobern Lemberg zurück, das seit 30. Juni 1941 von der deutschen Wehrmacht besetzt ist]


[1. August-3. Oktober 1944: Warschauer Aufstand. Erhebung der Armia Krajowa gegen die deutsche Besatzung]

[2. August 1944: Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen der Türkei und dem Deutschen Reich]

10. August 1944: öffentliche Veranstaltungen „nicht kriegsmäßigen Charakters“ werden im Deutschen Reich untersagt. In der Folge werden viele Theater geschlossen, darunter das Heidelberger Stadttheater

[10. August 1944: in Paris beginnen Metro, Gendarmerie, Polizisten, Postangestellte zu streiken. Als Reaktion darauf erschießen die Deutschen am 16. August 1944 35 französische Jugendliche. Am 18. August 1944 Generalstreik]

[15. August 1944: die Westalliierten landen in der Provence (zweite Invasion) und kommen das Rhonetal herauf]

[16. August 1944: der Reichsverteidigungskommissar Robert Wagner verfügt, daß alle „so genannten Heimat- und kulturellen Vereine“ ihre Arbeit einzustellen haben]

[19. August 1944: der Erlaß des „Reichsbevollmächtigten für den totalen Kriegseinsatz“ ruft den totalen Kriegseinsatz aus]

[20. August 1944: das KZ Auschwitz-Monowitz wird von den Alliierten bombardiert]

[24. August 1944: Hitler ordnet die Bombardierung von Bukarest an]


[25. August 1944: Rumänien erklärt Deutschland den Krieg]


[25. August 1944: Paris wird befreit]

[26. August 1944: Dankgottesdienst in Notre- Dame de Paris]

28. August 1944: auf dem Gelände der Waggonfabrik Fuchs in Rohrbach werden fünf ukrainische/russische Zwangsarbeiter zwischen 19 und 21 Jahren wegen Diebstahls von Lebensmitteln gehängt (Anatolij Bachatschow, Aleksej Bjelow, Pawel Chrebor, Nikolaj Ewodokimow, Wasilij Skorkin)

31. August 1944: die Heidelberger Neuesten Nachrichten (Tageszeitung seit 1910) stellen ihr Erscheinen ein

[31. August 1944: die Sowjetarmee besetzt Bukarest]


1. September 1944: die Volksgemeinschaft ist die einzige Tageszeitung, die in Heidelberg erscheint

7. September 1944: Per Führerbefehl wird die Vichy-Regierung ins hohenzollerische Sigmaringen verbracht. Von Oktober 1944 bis 21. April 1945 ist Sigmaringen Regierungssitz und provisorische „Hauptstadt des besetzten Frankreich.“

8. September 1944: Elisabeth von Thadden (*1890) wird in Berlin-Plötzensee gehängt Grab im Park der Thadden-Schule

[11. September 1944: Westalliierte Truppen überschreiten die Reichsgrenze bei Roetgen/Kreis Monschau]

[11. September 1944: Darmstadt wird in der sogenannten Brandnacht fast vollständig zerstört]

[12. September 1944: in London verabschieden die Vertreter der USA, Englands und der Sowjetunion eine Vereinbarung über die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen und den Berliner Vier-Mächte-Status („Londoner Protokoll“); am 14. November 1944 Einbeziehung Frankreichs)]

[12. September 1944: Waffenstillstand zwischen Rumänien und der Sowjetunion. Rumänische Soldaten kämpfen fortan auf sowjetischer Seite gegen das Deutsche Reich]

12./13. September 1944: ein nächtlicher Fliegerangriff auf Heidelberg läßt in der Christuskirche (Weststadt) 30 kleinere Scheiben bersten

[13. September 1944: das KZ Auschwitz-Monowitz wird von den Alliierten bombardiert]

[25. September 1944: ein "Führererlaß über die Bildung des Deutschen Volkssturms“ ordnet die Erfassung aller waffenfähigen Männer zwischen 16 und 60 Jahren an, die bislang nicht eingezogen sind]

9. Oktober 1944: Einstellung der Straßenbahn-Linie 1 wegen Personalmangel

[12. Oktober 1944: Rückzug der Wehrmacht aus Athen]

[21. Oktober 1944: Aachen kapituliert]

[29. Oktober 1944 bis 13. Februar 1945: Schlacht um Budapest. Kämpfe in und rund um die belagerte ungarische Stadt Budapest zwischen der sowjetischen Roten Armee und ungarischen und deutschen Truppen]

[31. Oktober 1944: die Amerikaner setzten Franz Oppenhoff als Oberbürgermeister von Aachen ein (vgl. 25. 3. 1945)]

1. November 1944: Beginn des kriegsbedingten Güterverkehrs auf dem gesamten Streckennetz der Heidelberger Straßenbahn

[7. November 1944: der sowjetische Spion Richard Sorge wird in Japan gehängt]

8. November 1944: Über 400 männliche Einwohner ab 16 Jahren des Vogesenstädtchens Raon l’Étape werden verhaftet und zur Zwangsarbeit nach Heidelberg verschleppt. Ihnen war vorgegaukelt worden, sie sollten an Frontbefestigungen in der Umgebung ihrer Stadt arbeiten. Sie kommen am 11. November mit dem Zug in Heidelberg an und werden im Marstall an Betriebe und Handwerker aufgeteilt. Sie haben keinerlei Proviant und Ersatzkleidung dabei, ihre Angehörigen wissen nichts über sie bis zu ihrer Rückkehr im April 1945. mehr zum Thema Zwangsarbeit (vgl.: Frank-Uwe Betz, Notizen zur NS-Zwangsarbeit und zu den Lagern in Heidelberg und Umgebung, Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein 5, 2000, S. 101-115; Conny Högner, Peter Koppenhöfer, Ruprecht Lindhorst, David Lorösch, Lina Schnelle, Moritz Scultetus, Zwangsarbeit in Heidelberg. Die Männer von Raon l’Etape, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, VII (2002), S. 101-126; Harald Gilbert, Zwangsarbeit in Heidelberg 1940-1945. Verschleppt und Vergessen, Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, 1, 1996, S. 205-216)

http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za444/presse/mm05122001.html

[11. November 1944: die geheime Direktive der Alliierten JCS (Joint Chiefs of Staff) 1067 soll die Führungsschicht der NSDAP, und darüber hinaus alle ihre aktiven Mitglieder und die Eliten aus Militär, Beamtenschaft und Industrie aus ihrer beruflichen Stellung entfernen. Eine deutsche Mitwirkung an dieser Säuberung ist nicht vorgesehen]

[12. November 1944-20. Oktober 1949: Die Republik Ostturkestan (eine sozialistische Volksrepublik der Turkvölker) existiert in einem kleinen Teil Xinjiangs. Sie wird von der Sowjetunion unterstützt. Sie beginnt als Aufstand in den drei nördlichen Distrikten Ili, Tarbaghatai und Altay der Provinz Xinjiang in der Republik China und mündet in die Ili-Rebellion. Der restliche Teil von Xinjiang bleibt unter der Kontrolle der Kuomintang. Heute gehören die Gebiete, in denen der Aufstand stattfand, zum Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang der Volksrepublik China]

[20. November 1944: Hitler verläßt endgültig das FHQ Wolfsschanze (Ostpreußen)]

[21. November 1944: Befreiung von Mulhouse durch die französische 1. Panzerdivision]

[23. November 1944: Befreiung Straßburgs durch General Philippe Leclerc de Hauteclocque und die französische 2. Panzerdivision. Im Anatomischen Institut der Universität (Leiter: Dr. August Hirt) werden Leichenteile von ermordeten Juden gefunden]

[2.-10. Dezember 1944: Moskau-Besuch von General de Gaulle. Französisch-sowjetischer Bündnisvertrag (von der Sowjetregierung 1954 annulliert, nachdem Frankreich dem Beitritt Westdeutschlands zur Nato zugestimmt hat)]

4. Dezember 1944: Luftangriff auf Heilbronn. Völlige Zerstörung der historischen Innenstadt (ca. 6500 Tote)

5. Dezember 1944: Luftangriff auf Heidelberg mit mehreren Toten

[7. Dezember 1944: Das Abkommen über die internationale Zivilluftfahrt (Chicagoer Abkommen) wird in Chicago von 52 Staaten unterzeichnet. Damit wird die Grundlage eines internationalen Luftfahrtrechts auf völkerrechtlicher Basis geschaffen und die ICAO gegründet. Das Abkommen beschränkt sich ausdrücklich auf den privaten Luftverkehr. Beitritt Deutschlands 1956]

14. Dezember 1944: auf einer Dienstbesprechung bei der Polizeidirektion Heidelberg wird beschlossen, daß Transporte ausländischer Zwangsarbeiter aus dem linksrheinischen Gebiet von jeweils 1000 bis 1500 Mann im 4-Stunden-Rhythmus in Tagesmärschen auf der Route Mannheim-Heidelberg an Arbeitsorte im Reichsinnern verbracht werden sollen (Stadtarchiv Heidelberg Nr. 212c, Fasz. 8)

[16. Dezember 1944: Beginn der deutschen Ardennen-Offensive („Battle of the Bulge“, bleibt nach 10 Tagen stecken)]

19. Dezember 1944: etwa 2000 ausländische Zwangsarbeiter aus dem Raum Ludwigshafen/Frankenthal werden ins rechtsrheinische Reichsgebiet zwangsevakuiert. 1400 davon, darunter schwangere Frauen und Kinder, gelangen zu Fuß unter dem Geleit bewaffneter Schutzpolizei nach Heidelberg. Nach vierstündiger Rast in Mönchhof- und Gewerbeschule werden sie nach Osten weitergeschleust.

[Dezember 1944: das Postscheckamt Karlsruhe stellt den Postscheckverkehr ein]

1944: in Heidelberg erscheint „Die Flurnamen von Handschuhsheim“ von Fritz Frey

1944: ausländische Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangene sprengen in den Felsen unterhalb der Schloßberg-Kaserne ein System von drei Längsstollen mit kürzeren Querverbindungen, drei Ausgängen zum Schloßberg und einem zur Klingenteichstraße. Nach Augenzeugenberichten wird der Keller von Altstadtbewohnern bei Luftangriffen aufgesucht. Zur Geschichte des Stollens

1944: OB Carl Neinhaus überträgt Wilhelm Schneider (1895-1978, Mitglied der NSDAP seit 1. 5. 1933), Leiter des städtischen Personalamts, Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz, zusätzlich die Leitung des Wohnungsamtes (vgl. 2. Juni 1933, April 1936, 25. März 1945)

1944: in Heidelberg wird das erste deutsche Zyklotron nach dem Konzept des US-Amerikaners Ernest Lawrence durch Wolfgang Gentner in Betrieb genommen

1944: ein Teil des Physikalischen Instituts der Universität Heidelberg wird nach Messelhausen (bei Lauda-Königshofen) verlagert

[1944: das 1938 in München eröffnete Deutsche Apotheken-Museum wird zerstört]

[1944: die Denkschrift "Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung" von Ludwig Erhard erscheint]

[1944: das 1896 gegründete Astronomische Rechen-Institut Berlin wird nach Sachsen verlegt (vgl. 1945)]

1944-Februar 1945: Hans Bodo Gorgaß, Arzt im Euthanasie-Programm, Angehöriger der T4-Organisation, Vergasungsarzt in der Tötungsanstalt Hadamar, Truppenarzt in der Wehrmacht (1909-1993), verantwortlich für den Tod von mindestens 1000 Patienten, ist Leiter eines Reserve-Lazaretts in der Neubergschule in Dossenheim (Er arbeitet in der zweiten Jahreshälfte 1945 sowie 1946 wieder privat-wissenschaftlich an der Universitätsklinik Heidelberg unter dem Falschnamen Dr. Gerber, ist seit dem 31. Januar 1947 in Untersuchungshaft, wird am 21. März 1947 vom Landgericht Frankfurt am Main wegen Mordes in mindestens 1000 Fällen zum Tode verurteilt. Nach Inkrafttreten des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 wird das Urteil in eine lebenslange Zuchthausstrafe umgewandelt. Diese wird am 10. August 1956 in eine 15-jährige Haftzeit vermindert. Schließlich begnadigt der hessische Ministerpräsident und Justizminister Georg August Zinn (SPD) Gorgaß, so daß dieser die Haftanstalt Butzbach im Januar 1958 verlassen kann)

[16. Januar 1945: Luftangriff auf Magdeburg, einer der verheerendsten Luftangriffe auf eine deutsche Stadt im Zweiten Weltkrieg. Das von Verbänden des RAF Bomber Command ausgeführte Flächenbombardement löst einen Feuersturm aus]

[22. Januar 1945: im Deutschen Reich verkehren keine D- und Eil-Züge mehr]

[27. Januar 1945: das KZ Auschwitz wird durch sowjetische Truppen der 60. Armee der 1. Ukrainischen Front befreit]

[30. Januar 1945: das Passagierschiff „Wilhelm Gustloff“, mit schätzungsweise mehr als 10 000 Flüchtlingen, Matrosen und Marinehelferinnen überladen, wird vor der pommerischen Küste von einem sowjetischen U-Boot torpediert und versenkt, ca. 9000 Menschen kommen ums Leben]

[2. Februar 1945: Carl Friedrich Goerdeler wird in Berlin-Plötzensee hingerichtet]

[4.-11. Februar 1945: Konferenz von Jalta/Krim]

[10. Februar 1945: Andrei Andrejewitsch Wlassow (1901-1946) übernimmt in Münsingen auf der Schwäbischen Alb den Oberbefehl über die "Russische Befreiungsarmee"]

[13./14. Februar 1945: verheerender Luftangriff auf Dresden]

[14. Februar 1945: US-Präsident F. D. Roosevelt und König Abdul Aziz Ibn Saud treffen sich an Bord der USS Quincy auf dem großen Bittersee im Suezkanal. Mehrere bilaterale Abkommen werden zwischen Saudi-Arabien und den USA unterzeichnet. Die Quincy-Allianz garantiert zum einen die Versorgung der USA mit Erdöl durch die Familie Al Saud, zum anderen sichert Roosevelt den Al Saud die militärische Unterstützung und damit den Machterhalt der königlichen Familie zu]

14./15. Februar 1945: letzte Deportation aus Heidelberg von jüdischen Ehepartnern aus „Mischehen“ (zusammen mit 142 anderen „Halbjuden“ oder in „Mischehe“ lebenden Juden aus Baden und Württemberg) in das Durchgangslager Theresienstadt. (XIII/6 Mannheim). 31 Menschen aus Heidelberg sollen verschleppt werden, bei 9 von ihnen können Ärzte es verhindern. Darunter ist auch der Privatgelehrte Dr. Paul Hirsch, der nach dem Krieg als Mittelalter-Historiker an der Universität Heidelberg arbeitet. U. a. werden Else und Hans Flor (24. 7. 1926-27. 3. 2023) und Dora Busch geb. Jellinek aus Handschuhsheim sowie Elise Kaufmann-Bühler aus Rohrbach deportiert. Der Transport kommt am 17. 2. 1945 in Theresienstadt an. Die 22 Heidelberger Deportierten überleben. (vgl.: Norbert Giovannini, Die Ausweisungen und Deportationen der jüdischen Einwohner Heidelbergs 1937-1945, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 10 (2005/2006), S. 105ff.; Reinhard Riese, Erich Kaufmann-Bühler (1899-1967). Eine biographische Studie, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Jg. 16 (2012), S. 123-155) http://yadmedia.yadvashem.org/full_pdf/3690805_03016746/0001.pdf

16. Februar 1945: Bombardierung eines Eisenbahnzuges bei der Schuhfabrik Wilz in Schlierbach (Jägerpfad/Hermann-Löns-Weg 4)

[19. Februar-26. März 1945: Schlacht um Iwojima]

[22. Februar 1945: Stein am Rhein (Schweiz) wird irrtümlicherweise von alliierten Bombern bombardiert. Vier Frauen und fünf Kinder werden dabei getötet und 15 Personen schwer verletzt]

[23. Februar 1945: Pforzheim wird von der Royal Air Force bombardiert. Ein Fünftel der Einwohner stirbt]

[23. Februar 1945: die Türkei erklärt Deutschland den Krieg]

[25. Februar 1945: General de Gaulle proklamiert in Paris die Vierte Republik]

25. Februar 1945: Luftangriff auf Heidelberg mit mehreren Toten. Zerstörung der Häuser Gaisbergstraße 7 (Privatklinik des Neurologen Dr. Hoffmann, später BG Chemie) durch Bombenabwurf (4-5 Tote) und Gaisbergstraße 9

26. Februar 1945: der Ordinarius für Hygiene Generalarzt Prof. Ernst Rodenwaldt hält in Heidelberg im Rahmen der Ringvorlesung "Japan und Deutschland" den Vortrag "Das Hindu-Javanische Reich Madjapait"

1. März 1945: bei einem Luftangriff des 41. Bombergeschwader der 8. US-Luftflotte wird die Stadt Bruchsal innerhalb von 42 Minuten weitgehend zerstört. Dem Angriff fallen mehr als 1.000 Menschen zum Opfer. Die Innenstadt wird zu rund 90 % zerstört. Auch zahlreiche historische Bauten, darunter das Schloss, werden zerstört.

2. März 1945: Heidelberg wird aus der target list der alliierten Bomberflotte gestrichen http://www.303rdbg.com/missionreports/327.pdf (vgl. 16./17. März 1945)

[7. März 1945: Alliierte überschreiten den Rhein bei Remagen. Hitler läßt fünf deutsche Offiziere erschießen]

10. März 1945: das Finanzamt Heidelberg mahnt die Vorauszahlung der Einkommensteuer plus Kriegszulage an

11. März 1945: Sonntag Lätare

14./15. März 1945: Luftangriff auf Zweibrücken und Homburg/Saar

15. März 1945: letzter Luftangriff auf Ludwigshafen

15. März 1945: Luftangriff auf Pirmasens

15. März 1945 gegen Abend: Tieffliegerangriff auf einen Zug der OEG in Dossenheim. Darin sitzt u.a. Luise Schulz geb Koch (*26. 8. 1881), Ehefrau des evangelischen Oberkirchenrats a. D. Dr. Ernst Julius Schulz (1876-1949), die am 16. 3. 1945 bei der Operation im Krankenhaus in Schriesheim (Strahlenberger Straße 1) stirbt (am 20. 3.1945 in Handschuhsheim begraben) https://www.rnz.de/nachrichten/region_artikel,-Region-Heidelberg-Dossenheim-im-Zweiten-Weltkrieg-US-Tiefflieger-nahmen-OEG-ins-Visier-_arid,86521.html)

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16. März 1945: der Bachchor gibt sein letztes Konzert im Kriege (Peterskirche, Johannespassion)

16. März 1945: Luftangriff auf Landau (176 Tote)

16./17. März 1945: 6 Tote durch Fliegerbeschuß in Heidelberg (wo?)

[18. März 1945: in Aachen wird der FDGB Aachen gegründet. Den Vorsitz übernimmt Mathias Wilms. Die Bildung von „freien Gewerkschaften“ auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone wird am 10. Juni 1945 durch Befehl Nr. 2 der sowjetischen Militäradministration in Deutschland zugelassen]

18. März 1945: Luftangriff auf Bad Dürkheim (288 Tote)

19. März 1945, ca. 7.45 Uhr: Zerstörung der Häuser Alte Eppelheimer Straße 48 und Mittermaierstraße 27 („Zum Kronprinzen“, Alte Eppelheimer Straße 46) durch alliierten Bombenabwurf (17 Tote). Beim gleichen Angriff kommen in Heidelberg weitere 7 Menschen ums Leben. Zerstört werden auch die Häuser Goethestraße 2, Bahnhofstraße 23 und Sechshäuserweg 1-3 (3 Tote). - Die zerstörte Gaststätte „Zum Kronprinzen“ wird in der Alten Eppelheimer Straße 46 weiterbetrieben. 1981 wird das Eckhaus neu bebaut.

19. März 1945: amerikanische Soldaten besetzen den Landkreis Kusel

19. März 1945: Adolf Hitlers Befehl betreffend Zerstörungsmaßnahmen im Reichsgebiet, später kurz Nerobefehl genannt, ordnet eine „Taktik der verbrannten Erde“ auch im Reichsgebiet an, in dem inzwischen alliierte Truppen vorrückten. Diesen sollte nur unbrauchbare Infrastruktur in die Hände fallen.


20. März 1945: die beiden Rheinbrücken zwischen Mannheim und Ludwigshafen werden von deutschen Truppen gesprengt

20. März 1945: das Pfrimmtalviadukt bei Marnheim wird von deutschen Truppen gesprengt

20. März 1945: amerikanische Truppen besetzen Grünstadt, Zweibrücken und Kaiserslautern

20. März 1945: in einem Steinbruch bei Bruchsal wird der Handwerker Wilhelm Fuchs erschossen, der am Vortag vom Sondergericht Mannheim wegen mehrerer Einbrüche in Luftschutzkeller in Heidelberg zum Tode verurteilt worden war

21. März 1945: in Baden beginnen vorzeitig die Schul-Osterferien

21. März 1945: Schließung der „Schule Schloß Wieblingen - Oberschule für Mädchen - Deutsche Heimschule" (vgl. April 1927, 1941, 1945)

21. März 1945: Gauleiter Robert Wagner droht allen „verbrecherischen Elementen“ mit Standgerichten, wenn sie bei „Annäherung des Feindes weiße Fahnen zeigen würden“

21. März 1945: der Rektor der Universität Heidelberg Ludwig Paul Schmitthenner verläßt Heidelberg, nachdem er zuvor den Anglisten Johannes Hoops (80) "für den Fall der Besetzung Heidelbergs durch amerikanische Truppen mit der Wahrung der Interessen der Universität Heidelbergs" beauftragt hatte.

21. März 1945: amerikanische Truppen besetzen Frankenthal, Kirchheimbolanden und Bad Dürkheim

21. März 1945: die beiden Rheinbrücken zwischen Maximiliansau und Maxau werden durch Artillerietreffer zerstört

21. März 1945: neben dem Tiergarten und neben den großen Klinikbauten im Neuenheimer Feld wird eine schwere deutsche Flakbatterie aufgefahren, welche Jagdbomber bekämpft


22. März 1945: 3 Tote durch Fliegerbeschuß in Heidelberg. Ziel ist die OEG-Neckarbrücke und der Tiergarten. 47 von insgesamt 96 Bomben zerstören fast alle Gehege und die Umzäunung des Tiergartens. Nur wenige Tiere überleben. (die Löwen und andere Raubtiere mußten einem Erlaß der Stadt Heidelberg zufolge schon vorher erschossen werden)

22. März 1945: US-amerikanische Truppen besetzen Landau und Pirmasens.

22./23. März 1945: amerikanische Truppen (3. US-Armee (George S. Patton), des XII. US-Armeekorps (Manton S. Eddy), der 5th Infantry Division (Vereinigte Staaten) unter Stafford LeRoy Irwin mit 6 Bataillonen, 15.000 Soldaten, 2500 Fahrzeugen) überschreiten zwischen Nierstein und Oppenheim den Rhein und erweitern ihren Brückenkopf rasch

23. März 1945: der neue Güterbahnhof (Weststadt), die Wieblinger Mühle und die Fabrik Helmreich (Wieblingen) werden durch Bombenabwurf amerikanischer Flieger getroffen (12 Tote)

23. März 1945: die Volksgemeinschaft titelt: „Kämpfe zwischen Worms und Südpfalz“

23. März 1945: amerikanische Truppen besetzen Ludwigshafen

23. März 1945. die 1938 eingeweihte Rheinbrücke bei Speyer wird durch sich zurückziehende deutsche Einheiten gesprengt

24. März 1945: amerikanische Truppen besetzen Speyer

24. März 1945: zwei junge Soldaten (Alfred Stiendel, *1920 in Peggau/Steiermark; 1953 begraben auf dem Ehrenfriedhof, Block B Grab 728 , Günther Pollacks, *1927 in Plauen/Vogtland; zunächst begraben auf dem Friedhof Handschuhsheim, 1953 auf dem Ehrenfriedhof, Block B Grab 493) werden am nördlichen Ortsausgang von Handschuhsheim standrechtlich erschossen. Die Leichen werden an der Dossenheimer Landstraße (etwa in Höhe der heutigen Fritz-Frey-Straße) (G.P.) bzw. an der Rohrbacher Straße (beim Bergfriedhof-Haupteingang) (A.S.) an Bäumen aufgehängt. Personal- und Gerichtsakten zu den Fällen sind verschollen.

24. März 1945: die Rheinbrücke bei Germersheim wird von deutschen Truppen gesprengt

24./25. März 1945: in der Nacht werden sowjetische Kriegsgefangene, die seit 1942 Güterwaggons be- und entladen mußten, von der Wehrmacht mit unbekanntem Schicksal aus Heidelberg "evakuiert"

25. März 1945 (Palmsonntag): amerikanische Truppen nehmen Darmstadt ein, überschreiten die Wetterau-Main-Tauber-Stellung bei Aschaffenburg und fallen damit in den Rücken der deutschen Neckar-Enz-Stellung. - Deutsche Truppen sprengen die Mannheimer Neckarbrücken (außer Adolf-Hitler-Brücke) - Deutsche Truppen räumen Germersheim als letzte linksrheinische Position - Konfirmation in der Christuskirche durch Pfarrer Wilhelm Ludwig Frantzmann. Während des Gottesdienstes ist Fliegeralarm, man bleibt in der Kirche, geht dann an den Hauswänden entlang nach Hause, danach lädt man Gäste ein

25. März 1945 (Palmsonntag): OB Carl Neinhaus läßt durch Verwaltungsdirektor Wilhelm Schneider (1895-1978) ihn belastende Akten (darunter Dienstakten aus der Registratur des Personal- und Organisationsamtes) aussortieren und im Heizungskeller des Rathauses verbrennen. (Diese Akten fehlen nach 1945 in den Spruchkammerverfahren, um die Vorgänge in der Stadtverwaltung aufzuarbeiten)

[25. März 1945 (Palmsonntag): der am 31. Oktober 1944 von den Amerikanern als Oberbürgermeister von Aachen eingesetzte Franz Oppenhoff wird von Jugendlichen, die dem „Werwolf“ angehören, ermordet]

25./26. März 1945: zwei Divisionen der 7. US-Armee setzen bei Sandhofen südlich der Autobahnbrücke über den Rhein. Besetzung von Luzenberg und Waldhof - Die Eisenbahnbrücke über den Neckar bei Ladenburg wird von deutschem Militär gesprengt

26. März 1945: in den ersten Stunden des Tages überqueren amerikanische Truppen bei Hamm (Rheinhessen) und südlich von Worms den Rhein

26./27. März 1945: Rüstungsminister Albert Speer in Heidelberg

26./27. März 1945: der Dachstuhl über Chor und Mittelschiff der St. Peterskirche brennt nieder. Die Gewölbedecke der sog. Universitätskapelle wird zerstört. Mögliche Ursache: Überhitzung der Heizungsanlage infolge Verbrennens von Akten durch den Kreisleiter der NSDAP.

27. März 1945: deutsche Truppen sprengen die Mannheimer Adolf-Hitler-Brücke (heute: Friedrich-Ebert-Brücke) über den Neckar

27. März 1945: deutsche Truppen sprengen die OEG-Brücke ("Schwarze Brücke" Ochsenkopf-Handschuhsheim) über den Neckar

27. März 1945: Einheiten der 44th Infantry Division unter Major General William F. Dean beziehen Gefechtsstand in Lampertheim

[27. März 1945: Argentinien erklärt Deutschland als letztes Land den Krieg]

28. März 1945: die 10th Armored Division der US-Army setzt bei Worms über den Rhein

28. März 1945: in den Lauerschen Gärten (Mannheim, M 6) werden auf Befehl des SS Hauptsturmführers Otto Hugo Böse drei Angestellte der Firma Samt und Seide (Hermann Adis, Adolf Doland, Erich Paul) wegen des Hissens einer weißen Fahne (auf dem Kaufhaus Vetter in N 7 ?) erschossen (1947 wird Böse wegen Totschlag zu zwei Jahre Gefängnis verurteilt)




























28. März 1945: um 7.30 Uhr rücken amerikanische Panzer im Käfertaler Wald vor. Im Wasserwerk Käfertal macht der Betriebsleiter Heinrich Friedmann die Amerikaner auf die einzige noch intakte Telefonverbindung zur Zentrale der Städtischen Werke in K 5 aufmerksam. Captain Elmar Robinette überträgt die Übergabeverhandlungen dem deutsch sprechenden Militärarzt Franz Steinitz. In K 5 wiederum versucht man, fieberhaft jemanden zu finden, der zur Führung der Übergabeverhandlungen ermächtigt war. Als dies zunächst nicht gelingt, setzt in der Nacht starkes Artilleriefeuer ein. Viele Menschen, darunter Zwangsarbeiter, kommen dabei durch Granatsplitter ums Leben.


28./29. März 1945: Nach dem anhaltenden nächtlichen Bombardement verlassen die letzten deutschen Truppenteile Mannheim und setzen sich in den Odenwald ab. Am Morgen macht sich eine Gruppe von Mannheimer Bürgern auf den Weg zum Büro der Stadtwerke in K 5. Dort teilen sie mit, dass die Stadt frei von deutschen Truppen wäre, und bitten darum, die Amerikaner zu ersuchen, das Bombardement einzustellen. Die Telefonistin Gretje Ahlrichs leitet die Bitte an die amerikanische Befehlsstelle im Käfertaler Wald weiter und hält die Telefonverbindung zwischen deutscher und amerikanischer Seite aufrecht.


Die US Armee unter Leitung von Major Don S. Mathews telefoniert vom Wasserwerk Käfertal aus mit Stadtamtmann Nikolaus Quintus in der Zentrale der Städtischen Werke Mannheim in K 5. Telefonistin Gretje Ahlrichs hält den Verkehr aufrecht. Dies führt am 29. März zur kampflosen Übergabe der Stadt Mannheim.

https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn561384 (Interview mit Dr. Franz Steinitz, 7. August 1994 zur Übergabe von Mannheim und Heidelberg)

https://www.flickr.com/photos/lightenupfrancis/sets/72157624448217063 (The Battle for Mannheim, Germany, 28-30 March 1945. US forces advancing on Mannheim assigned a rifle company of the 324th Infantry Regiment, 44th Infantry Division, and Task Force Koch, 772nd Tank Battalion, to capture the suburb of Kafertal on Wednesday, 28 March 1945. The units took the town despite numerous flak guns in the area (the Luftwaffe's local Flak Kaserne, now the US Army's Sullivan Barracks, was less than a mile away) and panzerfaust-firing civilians. During this operation the units captured the Wasserwerk complex in the Kafertal Wald- it still had a working phone line- and dug in overnight in the surrounding woods of the Viernheimer Heide. - The Americans set up a command post at the Wasserwerk and used this working line to negotiate the surrender of old town Mannheim (south of the Neckar River) from a civilian official who acted against the German commander's will. When the 71st Infantry with A Co., 772nd Tank Battalion, entered the old city on the morning of the 29th, they encountered resistance from the German garrison and spent the day clearing the bombed-out area street-by-street. - Sources: Morning Reports from 44th Infantry Division units and the 772nd Tank Battalion)

https://www.flickr.com/photos/lightenupfrancis/4824531420/sizes/l/ (Infotafel Wasserwerk Käfertal)































29. März 1945: Gefecht zwischen US-Truppen und Wehrmacht bei Dossenheim (11 Wehrmachtsangehörige fallen)

29. März 1945: französische Truppen setzen bei Speyer über den Rhein (vgl. 1. April 1945)

29. März 1945 (Gründonnerstag): die letzte Ausgabe der Volksgemeinschaft berichtet: (Titel: „Kampffeld Mannheim-Bergstraße“, „Jetzt Ruhe und Besonnenheit“, „Heidelberg ist Frontstadt“). „Nördlich Mannheim griff der Feind aus seinen Brückenköpfen weiter nach Osten an, um unsere Eingreifreserven zu fesseln. Aber nur schrittweise konnte er unsere Sperrverbände gegen die Bergstraße und auf die nördlichen Vororte Mannheims zurückdrängen. Von den Höhen am Westrand des Odenwaldes überschütteten unsere Batterien die gegen die Bergschwelle anstürmenden Nordamerikaner mit massiertem Feuer und zwangen sie immer wieder zu Boden.“ (Wegen der Brückensprengung wird die Zeitung nördlich des Neckar nicht ausgetragen(?). Quelle: Eberhard Pikart (Hg.), Theodor Heuss. Aufzeichnungen 1945-1947. Aus dem Nachlaß von Theodor Heuss. Tübingen 1966, S. 40ff.)

29. März 1945: "Am 29. März, dem Gründonnerstag, kam das letzte deutsche Bataillon, arme abgerissene Kerle. Mein Haus wurde Gefechtsstand. (Anm. 82: Das sog. Weiße Haus, Heiligenbergstraße 19, in Handschuhsheim) Glücklicherweise trieben den ganzen Tag tiefe Wolken, so daß die amerikanischen Flieger nichts sehen konnten. Am Morgen des Karfreitag zogen die Amerikaner ein. Noch wurde vom Südufer des Neckar etwas geschossen. In der Nacht schliefen wir im Keller. Zu uns kamen zunächst keine amerikanischen Truppen herauf, [...]." (aus: Fritz Ernst, Im Schatten des Diktators. 1996, S. 62 mit Anm. auf S. 87)


29. März 1945: deutsche Truppen sprengen die Hindenburgbrücke über den Neckar in Heidelberg


Nacht zum 29. März 1945: deutsche Truppen sprengen die Friedrichsbrücke über den Neckar in Heidelberg und die Ziegelhäuser Neckarbrücke (auch der Wehrsteg am Karlstor wird im Bereich der Schleuse gesprengt, bleibt aber für Fußgänger benutzbar) https://www.rnz.de/meine-stadt-1945_artikel,-zzz-rnz-Meine-Stadt-1945-Er-kam-trockenen-Fusses-ueber-den-Neckar-_arid,45959.html

29. März 1945, 22.02 Uhr: Sprengung der Alten Brücke über den Neckar in Heidelberg durch Pionier-Unteroffizier Walter Schlicksupp (1920-2004) aus Mannheim-Neckarau vom Keller des Hauses Steingasse 9 aus. Zwei Pfeiler und drei Bögen werden zerstört. Die nördlich des Neckars gelegenen Stadtteile und Ziegelhausen sind von der städtischen Strom- und Gasversorgung abgeschnitten. Die Fernwärmeversorgung ist bis zum 19. April unterbrochen.























29. März 1945: Betriebsstilllegung der HSB – Betriebsstilllegung der Heidelberger Fernmelde-Vermittlungsstelle - Mannheim wird von Truppen der 7. US-Armee unter General Alexander Patch besetzt. Die Artillerie der 44. Infanteriedivision der 7. US-Armee unter Brigadegeneral William Beiderlinden (1895-1981) rückt auf Heidelberg vor. Er und Major General William F. Dean führen die nächtlichen Verhandlungen mit deutschen Unterhändlern in Mannheim-Käfertal. Die deutsche Delegation (Prof. Dr. Johann Daniel Achelis, Dekan der Medizinischen Fakultät, Oberstarzt Dr. Hubert Niessen, Oberstabsarzt Dr. Paul Dahmann, Oberleutnant Dieter Brüggemann (Verhandlungsführer, 198. Wehrmachtsdivision mit Stab in Ochsenbach), Fahrer Uffz. Fritz Grimm („Zigarren-Grimm“)) ist nicht bevollmächtigt, die Kapitulation der Stadt anzubieten, weshalb die Verhandlungen ohne Ergebnis bleiben. Die Delegation wird bei der Rückkehr (unter eigenem Feuer) von Anni Tham (Brückenkopfstraße 8; verh. König, 1928-2010, 1983 Bürgermedaille der Stadt Heidelberg) über den Neckar gerudert. http://ww2.heidelberg.de/stadtblatt-online/index.php?artikel_id=7198&bf=

29. März 1945: Auflösung des Volkssturm Heidelberg durch SS-Sturmbannführer Georg Mildenberger (Direktor des KFG) (vgl. 1939-1945)

30. März 1945 (Karfreitag): Am Morgen zeigen sich amerikanische Soldaten am Neuenheimer Neckarufer. Um 14 Uhr überquert ein Bataillon den Neckar in südlicher Richtung. Die 63. Infanteriedivision der US-Armee ("Blood and Fire") unter Major General Louis E. Hibbs, von Viernheim kommend, rückt in Heidelberg ein. Am Nachmittag rücken amerikanische Panzer auf dem südlichen Neckarufer, von Mannheim kommend, in die Stadt ein und stoßen in Richtung Rohrbach weiter. (Die Einheit, die Heidelberg einnimmt, zieht wenige Tage später weiter, und wird in Kampfhandlungen bei Neckargemünd und dann in schwere Kämpfe mit der 17. SS-Panzergrenadier-Division bei Weißbach am Kocher verwickelt.)

























Major General Louis E. Hibbs

















Pontonbrücke über den Neckar bei Heidelberg, 1945



Der Krieg ist für Heidelberg beendet (40 Tage vor der Kapitulation der Wehrmacht). Stadtkommandant ist Captain Eldon H. Haskell. Waffen und Munition müssen abgeliefert werden. Ausgangssperre von 19 bis 6 Uhr (vgl. 16. Mai 1945). Kein Gas, Strom, Wasser, Milch. Verbot jeglicher Vereinsaktivität. Die Stadt ist bis auf die Bahnanlagen, den Tiergarten, die Brücken und einige bombardierte Häuser unzerstört. Captain Eldon H. Haskell berichtet von 300 nicht begrabenen Toten, die im Stadtgebiet von den Amerikanern gefunden wurden. - Der Lehrer Heinrich Westermann wird von den Amerikanern zum Ortsbürgermeister von Ziegelhausen eingesetzt. In das Verwaltungsgebäude des Tiergarten werden amerikanische Soldaten einquartiert. - Nach dem Einmarsch wird in Wieblingen das Schlossgelände beschlagnahmt; es wird zunächst mit Amerikanern belegt, dann zeitweise mit Franzosen (und Marokkanern), dann wieder mit Amerikanern. In dieser Zeit wird ein Großteil der Inneneinrichtung zerstört und es geht ein Großteil der Schulakten verloren. Der Schloßpark wird von Panzern und Fahrzeugen hart mitgenommen. In der Schlosskapelle lagern die Amerikaner Öl- und Benzinfässer; entsprechend ruiniert ist das Innere bei ihrem Auszug. (Der Eigentümer Freiherr von LaRoche sah sich gezwungen, 1955 die Kapelle völlig zu renovieren und neue Fenster einzubauen). Die Besatzungstruppen beschlagnahmen zahlreiche Häuser im Ort, z.T. nur für wenige Tage, so u.a. die sog. „drei Villen“ (Neckarhamm 27 bis 31), die Häuser Meng (Adlerstraße 55), Welk (Adlerstraße 6), Maaß (Grenzhöfer Weg 7), Holland (Neckarhamm 47), Schreinerei Wesch und Gärtnerei Hoffmann (beide Friedrichsfelder Straße). So kommt die Familie Funk beim Maler Lochert (Adlerstraße) unter. Als sie nach ca. 10 Tagen zurückkehren können, ist die Wohnung „wie ein Saustall“; die Soldaten waren mit den Stiefeln in den Betten gelegen. Hitlers „Mein Kampf“ hatten sie mitgenommen. Das Haus Lehlbach (Friedrichsfelder Straße 45) ist zwei Wochen lang besetzt; dort war eine amerikanische Musikband untergebracht.

..

Heidelberg hat im zweiten Weltkrieg 2314 Gefallene und Verstorbene aufzuweisen.

"Obwohl der Krieg in Heidelberg noch vergleichsweise unblutig zu Ende ging, waren in den letzten Kriegstagen doch 300 Tote zu beklagen." (Friederike Reutter, Heidelberg 1945-1949. Zur politischen Geschichte einer Stadt in der Nachkriegszeit. Heidelberg 1994, S. 41)





Augenzeugenbericht vom Einmarsch der Amerikaner

Die andere Seite

http://44thdivision.efour4ever.com/beiderlinden.htm (Kurzbio Major General William Arthur Beiderlinden)

http://www.generals.dk/general/Beiderlinden/William_Arthur/USA.html (Kurzbio Major General William Arthur Beiderlinden)

https://en.wikipedia.org/wiki/William_F._Dean (über Major General William F. Dean)

http://44thdivision.efour4ever.com/heidelberg.htm (Website der 44th Infantry Division, Dr. James Saunders)


https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-flugblatt-debatte-die-flugblaetter-sind-reine-fiktion-_arid,534285.html (zur Flugblatt-Legende)