Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV

www.haidelberg.de

Kameral Hohe Schule

Angeregt von den Ideen der Aufklärung, gründete der Lauterer Apotheker Johannes Riem zur Förderung der Imkerei in der Westpfalz mit einigen patriotisch gesinnten Männern 1768 die Bienengesellschaft. Um ihren wissenschaftlichen Charakter zu betonen, nannte sie sich 1770 in Physikalisch-Ökonomische und Bienengesellschaft um. Ihr Sekretär war Georg Adolph Succow (1751-1813). Damals zählte sie 63 Mitglieder. Ordentliche Mitglieder waren Friedrich Casimir Medicus (Direktor), Johannes Riem (Direktor des Bienenwesens), Pfarrer Johann David Krämer (Sekretarius), Stiftsschaffner Friedrich Christian Gervinus, Forstmeister Konrad Rettig, Stadtschultheiß Joseph Karmer, Rektor der Lateinschule Casimir Henop, Kollektor Georg Born (Empfänger der Gesellschaft), und Stadtrentmeister Ludwig Fliesen. Unter den ordentlichen auswärtigen Mitglieder waren der Mannheimer Hofkaplan Jakob Hemmer und Stephan Gugenmus, Pächter des Handschuhsheimer Schlößchens und seiner Güter. Ehrenmitglieder waren u. a. Pfalzgraf Carl August, später Herzog von Zweibrücken, und sein Bruder, Herzog Maximilian Joseph von Zweibrücken. In Siegelbach, heute ein Stadtteil von Kaiserslautern, wurde ein landwirtschaftliches Mustergut eingerichtet. 1769-1785 erschienen die „Bemerkungen der kuhrpfälzischen physikalisch-ökonomischen Gesellschaft“.

Kurfürst Carl Theodor bestätigte die Gesellschaft am 30. August 1770. Damit konnte sie sich „Kurpfälzische physikalisch-Ökonomische Gesellschaft“ nennen.

Am 5. April 1774 wurde die Kameralschule zu Lautern gegründet und am 14. Oktober 1774 eröffnet. Die Gründung der Schule erfolgte im „Manufakturhaus“ (Stift des Administrationsrates Christian Gervinus) zu Lautern, wo auch die Bienengesellschaft ihre Versammlungen abhielt. Später bezog sie das „Hohlesche Haus“ am Rittersberg (im zweiten Weltkrieg zerstört). 1779 wurde der Schule  das „Pfundsteinsche Haus“ und die „Salpeteranlage“ am Rittersberg übertragen. Unterrichtsfächer waren zunächst Mathematik, Naturlehre und Naturgeschichte.

Zu Leitern wurden der Mannheimer Arzt und Botaniker Friedrich Casimir Medicus und Christian Anton Freiherr von Hautzenberg ernannt. Am 25. August 1777 wandelte Kurfürst Karl Theodor durch Stiftungsbrief die private Kameralschule in eine staatliche Lehranstalt für Kameralwissenschaften um. Am 6. Juli 1779 erhielt sie die Bezeichnung „Kameral Hohe Schule“. Der Besuch wurde nicht nur für die Anwärter der fürstlichen Verwaltung in der Kurpfalz, sondern auch in Hessen-Darmstadt und Hessen-Kassel verpflichtend.

Die Schule war eine der ersten überhaupt, wo praxisnah Wirtschaftswissenschaft gelehrt wurde. Kameralistik wurde bis dahin nur an den Universitäten in Halle und Frankfurt/Oder gelehrt. Studienfächer waren Landwirtschaft, Kunstwissenschaft (=Technologie und Produktionswissenschaft), Handlungswissenschaft und Vieharzneikunde. Im ersten Semester besuchten die Schule sechs Studenten, 1786 hatte sie 130 Studenten. Professoren waren seit 1774 Georg Adolph Succow, seit 1775 Ludwig Benjamin Martin Schmid, seit1777 Friedrich Peter Wundt, seit 1778 Johann Heinrich Jung-Stilling, seit 1787 Christoph Wilhelm Jacob Gatterer.

1784 wurde die Kameral Hohe Schule als Staatswirthschafts Hohe Schule mit der Physikalisch-Oekonomischen Gesellschaft nach Heidelberg verlegt. Die Schule wurde in die Universität Heidelberg integriert. Am 9. August 1784 stellte der Kurfürst ihr das Freudenbergische Haus (heute: Hauptstraße 235) mit Garten zur Verfügung, das sie im Oktober 1784 bezog. Der Garten wurde als ökonomischer Garten zum Unterricht genutzt. Sie blieb unter dem Namen „Staatswirtschaftliche Hohe Schule“ zunächst selbständige Einheit unter der Leitung des bisherigen Direktors Medicus.

Durch das 13. Organisationsedikt vom 13. Mai 1803 des Kurfürst Karl Friedrich von Baden wurde die Schule zu einer staatlich finanzierten Anstalt. Die Staatswirthschafts Hohe Schule wurde aufgehoben und zur staatswirtschaftlichen Sektion der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg. Sie verbleibt dort bis 1969. Die Bücherbestände der Universität erfuhren mit der Einverleibung der umfangreichen Bibliothek der Schule (5000 Bände) einen bedeutenden Zuwachs. Am 27. Juni 1803 besuchte Kurfürst Karl Friedrich von Baden die Schule. Von 1804 bis 1818 waren im Freudenbergischen Haus naturwissenschaftliche Einrichtungen untergebracht, die der Philosophischen Fakultät angehören: mathematische Modellensammlung, botanische Sammlung, physikalisches Mineralienkabinett, chemisches Laboratorium. 1822 wurde die staatswissenschaftliche Sektion der Universität aufgelöst und mit der philosophischen Fakultät vereinigt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hohe_Kameral-Schule_zu_Lautern

Literatur zur Kameral-Hohen-Schule nach 1800

Literatur zur Kameral-Hohen-Schule vor 1800

Personen

Karl von Drais

Christoph Wilhelm Jacob Gatterer

Friedrich Ludwig Hoffmeister

Johann Heinrich Jung-Stilling

Friedrich Casimir Medicus

Johann Metzger

Sigismund Karl Johann Freiherr von Reitzenstein

Ludwig Benjamin Martin Schmid

Georg Adolph Succow

Friedrich Peter Wundt