um 1900: auf der Erde leben ca. 1,65 Milliarden Menschen (2020: 7,79 Mrd.)
um 1900: der Heidelberg-Mythos wird erfunden
1900: in Heidelberg gibt es laut Adreßbuch 5 Apotheken, 7 Bierbrauereien, 18 Buchbinder, 6 Elfenbeinschnitzer, 29 Fischer, 2 Gürtler, 30 Buch- und Kunsthandlungen, 7 Fahrrad-Handlungen, 13 Mehl-Handlungen, 3 Kärcher, 2 Kübler, 13 Küfer, 3 Leichenschauer, 6 Lithographen, 32 Lohnkutscher (davon 4 mit dem Namen Seppich), 3 Messerschmiede, 5 Zitherlehrer, 4 Optiker, 7 Pflästerer, 3 Posamentiere, 8 Schäftenmacher, 2 Siebmacher, 4 Tuchscherer und Dekatierer, 14 Wagner und 2 Zinngießer
[1. Januar 1900: das Bürgerliche Gesetzbuch für das Deutsche Reich tritt in Kraft]
1. Januar 1900: Eduard Faust (†1952) erwirbt die Buchhandlung Georg Weiss am Paradeplatz (vgl. 1804, 1859, 1976, 2012)
1. Januar 1900: die städtische Sparkasse zieht in die Theaterstraße 4
13. Januar 1900: der engere Senat der Universität Heidelberg beschließt, Frauen zur Immatrikulation zuzulassen
28. Februar 1900: die Stadt Heidelberg kauft dreiviertel der Aktien der HSB
[28. Februar 1900: den Frauen wird im Großherzogtum Baden als erstem deutschen Land per Erlass der volle Zugang zu Universitätsstudien ermöglicht (vgl. 28. März 1900)]
Frühjahr 1900: Beginn des Baus der St. Laurentiuskapelle (neu) Schlierbach
27. März 1900: Gründung der Sanitätskolonne Handschuhsheim
28. März 1900: erste Zulassung von Frauen zur Immatrikulation an den Universitäten Heidelberg und Freiburg
28. April 1900: Georgine Sexauer immatrikuliert sich als erste Studentin an der Universität Heidelberg
1. Mai 1900: Eröffnung der städtischen Handelsschule (Kettengasse 16, zwei Räume im obersten Stockwerk des Spritzenhauses)
[1. Mai 1900: Eröffnung der Mathildenhöhe in Darmstadt]
9. Mai 1900: Rahel Goitein (Rahel Straus, 1880-1963) immatrikuliert sich als erste Medizinstudentin an der Universität Heidelberg
13. Mai 1900: Grundsteinlegung für die evangelische Kirche in Neuenheim (Architekt Hermann Behagel)
6. Juni 1900: Genehmigung der elektrischen Straßenbahn Heidelberg-Rohrbach-Wiesloch (Eigentümer: Deutsche Eisenbahngesellschaft AG in Frankfurt; am 23. Juli 1901 eröffnet)
17. Juni 1900: Feier des 500. Geburtstages von Johannes Gutenberg
14.-21. Juli 1901: Schützenfest auf dem Gelände des ehemaligen Zementwerks mit Festhalle, Festzug, Ballonauffahrten etc.
23. Juli 1900: Eröffnung der Personenschiffahrt zwischen Heidelberg und Heilbronn der Neckarschiffahrt AG mit Besuch des Heilbronner Stadtrats
[27. Juli 1900: Kaiser Wilhelm II. hält in Bremerhaven bei der Verabschiedung deutscher Soldaten nach China die später so genannte Hunnen-Rede]
30. Juli 1900: die Fa. Landfried verlegt die Verwaltung und den größten Teil der Rauchtabak-Fabrikation von der Hauptstraße 86 bzw von Rauenberg nach Heidelberg („Landfriedhaus“, Bergheimer Straße 139-151)
1. August 1900: Baubeginn der elektrischen Straßenbahnstrecke Heidelberg-Wiesloch
4.-6. August 1900: 25jähriges Stiftungsfest des Heidelberger Ruder-Klub
12. August 1900: die Gaststätte Schweizer Hof (Kirchheimer Straße, seit 1929 Heinrich-Fuchs-Straße 85, erbaut 1899) wird gegenüber der Fuchs`schen Waggonfabrik eröffnet
16. August 1900: die Bergheimer Straße kommt in das Eigentum und die Verwaltung der Stadt Heidelberg
[25. August 1900: Friedrich Nietzsche stirbt nach fast 12 Jahre geistiger Umnachtung in Weimar]
September 1900: Das Rohrbacher Ortswappen wird heraldisch festgelegt („Im geteilten Schild oben in Gold die schwarzen Buchstaben “ror“, unten in Silber ein blauer Wellenbalken“)
7. Oktober 1900: Eisenbahnunglück zwischen Station Schlierbach und Bahnhof Karlstor (140 Opfer, 9 Tote)
Oktober 1900: im Kirchheimer Gewann Heuaue wird ein alamannisch/fränkischer Reihengräberfriedhof (111 Reihengräber mit Beigaben aus der Zeit von 550 bis 650 n. Chr., dazwischen Zeugnisse für prähistorische Brandbestattung, mehrere Hüttengruben, wahrscheinlich römisch) entdeckt und bis 1903 von Karl Pfaff ausgegraben („Gräberfeld Heuaue II“; vgl. 1936)
1. Dezember 1900: die Volkszählung ergibt 40.121 Einwohner, davon 79 geschieden, 1289 Ausländer. Es gehören 24.086 der evangelischen, 14.194 der katholischen, 466 der altkatholischen, 882 der israelitischen Konfession, 493 gehören keiner dieser Gemeinschaften an. Die Zahl der Haushaltungen beträgt 8573 (4,68 Personen pro Haushalt)
[10. Dezember 1900: die erste elektrische Straßenbahn fährt in Mannheim]
1900: Eröffnung des Hotel Roter Hahn (Hauptstraße 44, 1991 Betrieb eingestellt) und des Hotel Metropole (Leopoldstraße)
1900: Das Stück „Alt-Heidelberg“ von Wilhelm Meyer-Förster erscheint im Druck (am 22. November 1901 in Berlin uraufgeführt)
1900: der ghz. Oberbaurat Carl Schäfer wird damit betraut, Pläne für die Wiederherstellung der nordöstlichen Bebauung des Schloßhofes zu erstellen
1900: Einstellung der privaten Stadtposten (vgl. 1886)
1900: die Farb- und Gewürzmühle von Christoph Keller (Rohrbacher Straße 17, zwischen Gaisbergstraße und Nadlerstraße (heute Zähringerstraße)) brennt ab (vgl. 1863, 1903)
1900: das Dorf Wieblingen hat 2527 Einwohner, davon 1826 Evangelische
1900: Gründung des Arbeitergesangsverein Liederkranz Wieblingen (1933 verboten)
1900: Gründung der Heidelberger Rechtschutzstelle für Frauen und Mädchen e.V. (Leitung ab 1901: Camilla Jellinek, 1902 Eintrag ins Vereinsregister)
1900: in Heidelberg gibt es 435 Telefon-Hauptanschlüsse
1900: in Bergheim findet man die Grundmauern des gotischen Kirchleins, unter dem Kirchenschiff tauchten ein römischer Töpferofen und noch weiter unten eine Hüttenstelle aus der jüngeren Steinzeit auf. Römische Grabsteine und merowingische Gräber entdeckt man auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofes.
1900: die Stadtverwaltung und der Schloßverein beschließen, sämtliche Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt fotografisch aufzunehmen und die bedeutendsten zu veröffentlichen (Pfaff 1902, 401)
[1900: Samoa unter deutscher Verwaltung]
[1900: Eröffnung der Eisenbahnstrecke Mörlenbach-Waldmichelbach-Wahlen („Überwaldbahn“, 1983 Personenverkehr eingestellt)]
[1900: der Kyffhäuserbund e. V. geht aus dem Ständigen Ausschuss der vereinten deutschen Kriegerverbände für die Verwaltung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals auf dem Kyffhäuser hervor und wird als Dachverband deutscher Kriegervereine gegründet (am 3. März 1943 aufgelöst, 1952 wiedergegründet)]
um 1900: der Lehrer und Archäologe Karl Pfaff und der Architekt Max Wippermann (1850-1921) finden im Gewann Entensee (Handschuhsheim) eine 1.90 Meter starke, von Nord nach Süd verlaufende Mauer sowie Tonscherben, die der Römerzeit zuzuordnen sind
1900/1901: Gymnasialprofessor Karl Pfaff führt im Auftrag des Schloßvereins auf der Molkenkur Ausgrabungen durch (Nur wenige Reste der mittelalterlichen Burganlage werden gefunden)
1900-1901: die Oberrheinische Bank, Hauptstraße 126-128, wird gebaut (Architekten: Jakob Henkenhaf, Friedrich Ebert)
1900-1903: der Fahrweg Waldhilsbach-Kohlhof wird angelegt
6. Januar 1901: Eröffnung des städtischen Elektrizitätswerks (Bergheim, Gaswerkstraße 2-4; Dampfkraftwerk, Gleichstrom) (vgl. 17. Juli 1899, 1. Juli 1900)
[22. Januar 1901: Queen Victoria von England stirbt]
26. Januar 1901: Gründung der Handwerkskammer Mannheim
28. Februar 1901: Ankauf der Aktienmehrheit (3/4) der Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG durch die Stadt Heidelberg
[2. März 1901: der Kongress der Vereinigten Staaten beschließt das Platt Amendment, welches die Bedingungen für den Rückzug der amerikanischen Truppen aus Kuba und die kubanisch-amerikanischen Beziehungen regeln sollte, nachdem Kuba 1898 im Spanisch-Amerikanischen Krieg von den Vereinigten Staaten besetzt worden war (1934 aufgehoben)]
31. März 1901: erstes Autorennen auf dem Königstuhl, organisiert vom Rheinischen Automobilclub. Heinrich und Fritz Opel gewinnen auf einem Opel System Lutzmann in einer Fahrzeit von 23 Minuten.
1. Mai 1901: Oberbürgermeister Dr. Karl Wilckens teilt dem Handschuhsheimer Gemeinderat die Bedingungen der Eingemeindung mit
14. Mai 1901: Eröffnung der SWEG-Bahnlinie zwischen Staatsbahnhof Wiesloch/Walldorf – Wiesloch Stadt – Meckesheim (eingestellt 14. 5. 1922, 1967, 1975) (Abbau der meterspurigen Pferdebahnlinie zwischen Postamt Wiesloch und Bahnhof Wiesloch-Walldorf; vgl. 2. März 1902)
16. Mai 1901: Grundsteinlegung der Christuskirche (Weststadt, erbaut nach Plänen von Baurat Hermann Behagel)
23. Mai 1901: in der Vangerowstraße (Bergheim) wird ein römisches Grabdenkmal gefunden, gewidmet dem Respectus, das als Deckplatte eines christlichen Grabes auf dem Kirchhof des ehemaligen Dorfes Bergheim diente (heute im Kurpfälzischen Museum)
1.-5. Juni 1901: 37. Tonkünstlerversammlung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins in Heidelberg (5 Konzerte, Schloßbeleuchtung)
7. Juni 1901: der Bürgerausschuß Handschuhsheim stimmt mit 63:1 für die Vereinigung Handschuhsheims mit Heidelberg (Gegenstimme: Heinrich Reinhard I; siehe auch 13. Oktober 1899)
27. Juni 1901: Staatsminister a. D. (Justiz, Kultus, Unterricht) Dr. Wilhelm Nokk (1832-1903) zum Ehrenbürger der Stadt Heidelberg ernannt
1. Juli 1900: Beginn der Stromlieferung (Gleichstrom) durch das städtische Elektrizitätswerk (vgl. 1899, 5. Januar 1901)
14.-21. Juli 1901: 18. Verbandsschießen des badischen Landesschützenvereins etc. (Schützenfest auf dem Gelände des ehemaligen Zementwerks mit Festhalle, Festzug, Ballonauffahrten etc.)
15. Juli 1901 Dr. Wilhelm Blum wird zum Ehrenbürger der Stadt Heidelberg ernannt
23. Juli 1901: Eröffnung der von der Deutschen Eisenbahngesellschaft AG in Frankfurt erbauten elektrischen Straßenbahn Steigerweg/Friedhof-Rohrbach-Wiesloch (Baubeginn am 1. August 1900; Streckenlänge 13 km. Zwischen dem Hauptbahnhof und dem Friedhof werden die Gleise der Pferdebahn mitbenutzt. Daher wird der Betrieb vom Friedhof zur Kaiserstraße erst am 22. August 1901 aufgenommen, vier Tage später die Verlängerung zur Bunsenstraße. Der verbleibende Abschnitt zum Bahnhofsvorplatz folgt am 21. Oktober 1901.Siehe auch 16. Oktober 1901, 1. Juli 1905)
11. August 1901: Zehnjähriges Stiftungsfest des 1891 gegründeten Arbeitergesangsverein Sängerbund Heidelberg in der Harmonie
15. August 1901: Referendär Friedrich Wielandt aus Karlsruhe wird zum zweiten Bürgermeister gewählt (Das Amt war seit 1886 unbesetzt)
22. August 1901: Betriebsaufnahme der elektrischen Straßenbahnstrecke in der Rohrbacher Straße zwischen Friedhof und Kaiserstraße durch die DEG (vgl. 23. Juli 1901)
26. August 1901: Betriebsaufnahme der elektrischen Straßenbahnstrecke in der Rohrbacher Straße zwischen Kaiserstraße und Bunsenstraße durch die DEG (vgl. 21. Oktober 1901, 16. Oktober 1901, 1. Juli 1905)
1. September 1901: die neue Orgel der Fa. W. Sauer in Frankfurt a.d.O. in der Heiliggeistkirche wird übergeben
Herbst 1901: Verlängerung des Neckarstaden von der Bienenstraße zur Neuen Brücke (?)
13. Oktober 1901: zweites Autorennen auf dem Königstuhl (vgl. 31. März 1901)
15. Oktober 1901: Heidelberger Schloßbaukonferenz (siehe auch: 1891, 1894, 1902)
16. Oktober 1901: Prof. Rupert Rohrhurst (Nationalliberale) wird als Abgeordneter von Heidelberg-Stadt in den badischen Landtag gewählt
16. Oktober 1901: Eröffnung der SWEG-Bahnlinie Wiesloch-Stadt bis Waldangelloch (1980 eingestellt) (vgl. 14. Mai 1901)
21. Oktober 1901: Betriebsaufnahme der elektrischen Straßenbahnstrecke in der Rohrbacher Straße zwischen Bunsenstraße und Hauptbahnhof durch die DEG
3. November 1901: Musikdirektor Hänlein von Mannheim führt in einem Konzert die neue Orgel der Heiliggeistkirche vor
[4. November 1901: Gründung des „Wandervogel-Ausschuß für Schülerfahrten e. V.“ (Wandervogel-AfS) im Ratskeller von Steglitz]
22. November 1901: das Theaterstück Alt-Heidelberg von Wilhelm Meyer-Förster wird unter der Regie von Alfred Halm mit Richard Tauber im „Berliner Theater“ (Berlin) uraufgeführt („Einige Schauspieler weigerten sich, die als minderwertig und kitschig empfundene Vorlage auf die Bühne zu bringen. Sie fürchteten, von der Kritik zerrissen zu werden. Allen Unkenrufen zum Trotz war das Premierenpublikum begeistert...“ http://iasl.uni-muenchen.de/rezensio/liste/scialpi.html)
26. November 1901: Gründungsversammlung des Tierschutzverein für Heidelberg und Umgebung e.V. (vgl. 5. 12. 1901)
5. Dezember 1901: Einweihung des bronzenen Reiterdenkmals für Kaiser Wilhelm I. auf dem Ludwigplatz in Anwesenheit der großherzoglichen Familie und des Kommandeurs der 28. Division, Generalleutnant Paul von Hindenburg und Beneckendorff (Kopie eines Reiterstandbildes von Prof. Adolf Donndorf, Stuttgart; am 4. Mai 1918 abgenommen und eingeschmolzen) (vgl. 1. April 1897, Oktober 1907)
13. Dezember 1901: der Bürgerausschuß Heidelberg stimmt mit 89:19 für den Antrag des Stadtrats, Handschuhsheim mit Heidelberg zu vereinigen
15. Dezember 1901: der Tierschutzverein für Heidelberg und Umgebung wird ins Vereinsregister eingetragen (siehe auch 19. April 1898, 26. November 1901)
Dezember 1901: im Heidelberger Tageblatt erscheint eine Resolution von 112 Heidelberger Professoren und Dozenten gegen die Pläne der badischen Regierung, das Heidelberger Schloß, insbesondere den Ottheinrichsbau, wieder aufzubauen
1901: die Alte Brücke wird umgebaut. Während des Umbaus wird der Fußgängerverkehr „durch einen auf der Brücke angebrachten Steg vermittelt..., während der Wagenverkehr über die neue Brücke geleitet“ wird.
1901: Gründung der „Baugenossenschaft für den Bezirk Heidelberg“(?) (vgl. 1913, 1921)
1901: Gründung des Stratigraphisch-Palaeontologischen Instituts der Universität Heidelberg
1901: die Albert-Mays-Straße wird gebaut und benannt
1901: die Kuno-Fischer-Straße wird benannt
1901?: Das ehemalige Schwarznonnenkloster von 1700 in der Grabengasse/Plöck/Sandgasse wird zerstört (Ostportal heute am Restaurant Kurpfälzisches Museum)
1901: die badische Regierung beschließt, den Heidelberger Bahnhof nach Westen zu verlegen
1901: Die Eppelheimer Straße wird verbreitert, ebenso die Mittermaierstraße (Durchbruch zur "Kriegskurve")
1901: der Bürgerausschuß beschließt, daß der nördliche unbebaute Zwickel des Werksgeländes der Kunstwollefabrik Reis in der Römerstraße (Bergheim) an die Stadt abzutreten sei, um dort am Anfang der Alten Eppelheimer Straße einen öffentlichen Platz anzulegen
1901: in Straßburg erscheint Was wird aus dem Heidelberger Schloß werden? von Georg Dehio, Professor der Kunstgeschichte (gegen die „Verschäferung“ des Schlosses)
1901: die Heidelberger Pferdebahn befördert mit 40 Mann Personal und 45 Pferden, 14 geschlossenen und 10 offenen Wagen 1,61 Millionen Personen
1901: an der Ecke Vangerowstraße/Kirchstraße werden römische Grabstelen für die Nachkommen des Bervus, für Vigellius, Iulius Tertius und Callia und für den numerus-Soldaten Respectus als Spolien in einem spätmerowingerzeitlichen Steinplattengrab gefunden (heute im Kurpfälzischen Museum)
[1901: amtliche Regelung der deutschen Orthographie auf der 2. Orthographischen Konferenz in Berlin]
1901/1902: die Waggonfabrik Fuchs wird von der Weststadt nach Rohrbach (Gelände beim Staatsbahnhof Kirchheim) verlegt (vgl. 1862)
1901-1935: Städtisches Vermessungsamt
1. Januar 1902: es gibt 1163 Straßenlaternen in Heidelberg
9. Januar 1902: die jüdische, nationalkonservative Studenten-Verbindung Bavaria Heidelberg im K.C. wird als Nachfolgerin der „Badenia“ von 1890 gegründet (vgl. 8. Juli 1902)
Januar 1902: Gymnasialprofessor Karl Pfaff entdeckt bei der Anlage des Zentralfriedhofs im Gewann Neckarfeld (Neuenheim) zwei Gruben der Rössener Kultur (5000-4400 v. Chr.)
[30. Januar 1902: Allianz zwischen dem Vereinigten Königreich und dem Kaiserreich Japan (1923 aufgelöst)]
Februar 1902: Fridolin Knösel (1876-1968) übernimmt die 1863 von Georg Leonhard Ritzhaupt (†1884) gegründete Konditorei und Café Untere Straße 37/Haspelgasse
2. März 1902: Eröffnung der Pferdebahnlinie zwischen evangelischer Kirche Walldorf und Bahnhof Wiesloch-Walldorf (1907 elektrifiziert und verlängert; vgl. 16. Oktober 1901, 14. Mai 1901, 3. September 1945)
10. März 1902: Besuch des deutschen Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen in Heidelberg
16. März 1902: die ersten elektrischen Motorwagen der Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG fahren auf der Rohrbacher Straße zwischen dem Hauptbahnhof und dem Friedhof. Hier wird die elektrifizierte Strecke der Straßenbahn nach Wiesloch benutzt. Die Bauarbeiten an der restlichen Strecke dauern bis in den Oktober. (vgl. 22. und 26. August und 21. Oktober 1901)
14. April 1902: Einführung der neuen Amtstracht der Ordinarien (Talar, Barett)
17. April 1902: Heidelberger Schloßbaukonferenz (siehe auch: 1891, 1894, 1901)
[26. April 1902: der Reichstag beschließt eine Steuer auf Schaumwein]
27. April 1902: Besuch des Großherzog Friedrich I. von Baden in Rohrbach und Leimen anläßlich seines 50. Regierungsjubiläums
[8. Mai 1902: Vulkanausbruch der Montagne Pelée/Martinique]
11. Mai 1902: Abschiedsgottesdienst in der Johanniskirche Neuenheim. - Die nach dem Apostel Johannes benannte Johanneskirche in Neuenheim wird in Anwesenheit des badischen Großherzos Friedrich und seiner Gattin eingeweiht (Architekt: Hermann Behagel, Pfarrer: Robert Schneider. Festmahl im Gasthaus zur Rose)
[31. Mai 1902: der Burenkrieg endet mit dem Sieg der Briten über die Buren-Republiken]
1. Juni 1902: Verkündung eines Staatsgesetzes, welche die Vereinigung Handschuhsheims mit Heidelberg am 1. Januar 1903 verfügt
12. Juni 1902: Maha Wajirawuah, Kronprinz von Siam, besucht Heidelberg auf der Reise von Baden-Baden nach Wiesbaden zwischen 3.09 und 6.56 Uhr nachmittags.
8. Juli 1902: der Engere Senat der Universität Heidelberg verbietet die 1890 gegründete jüdische, nationalkonservative Studenten-Verbindung K. C. Badenia Heidelberg, da sie den akademischen Frieden gefährde. (Nachfolgerin: "Bavaria") (vgl. 9. Januar 1902)
Juli/August 1902: der russische Komponist Nikolaj Rimskij-Korsakow wohnt in der Handschuhsheimer Landstraße 72 ("Villa Otrava")
1. September 1902: die Gewerbebank mietet von Herrn von Chelius das Haus Hauptstraße 97 (vgl. 1906)
5. Oktober 1902: die Wagenhalle der elektrischen Straßenbahn (mit Werkstätten, Bergheim, westlich des Schlacht- und Viehhofs) wird übergeben (vgl. 1903, 1956, 2009)
6. Oktober 1902: Letzte Fahrt der Pferdebahn
7. Oktober 1902: Eröffnung der elektrischen Straßenbahnlinie Hauptbahnhof-Karlstor durch die Hauptstraße (1976 eingestellt) und Bismarckplatz-Schlachthaus durch die Bergheimer Straße. (nach Begradigung der Bergheimer Straße). Die Strecke Hauptbahnhof-Karlstor wird an Sonn- und Feiertagen mit einer Wagenfolge von 4 Minuten zweigleisig befahren. Inbetriebnahme des neuen Betriebshofes am Schlachthaus. Die Gleislänge beträgt jetzt 8,3 km. (vgl. 16. März 1902)
10. Oktober 1902: Mitglieder des TV Handschuhsheim gründen das Männerquartett 1902 (später: Männerchor im TSV Handschuhsheim)
16. Oktober 1902: Eröffnung der SWEG-Bahnlinie Neckarbischofsheim-Hüffenhardt
26. Oktober 1902: drittes Autorennen auf dem Königstuhl (vgl. 31. März und 13. Oktober 1901)
16. November 1902: in Anwesenheit der großherzoglichen Familie und zahlreicher Prominenter (u.a. Felix Mottl, Engelbert Humperdinck) werden die von Hans Thoma (1839-1924) auf Vermittlung des Kunsthistorikers Henry Thode und dessen Frau Daniela geb. von Bülow gemalten zwei Leinwandbilder an den östlichen Schildwänden der beiden Seitenschiffe der St. Peterskirche enthüllt. Die Feier wird von Philipp Wolfrum mit einer Aufführung des Oster-Oratoriums von J. S. Bach umrahmt. Das nördliche Bild zeigt den ungläubigen Petrus am Meer, der von Christus aus den Fluten gerettet wird („Herr, hilf mir“). Das südliche stellt Christus als Gärtner dar, wie er Maria Magdalena am Ostermorgen erscheint („Noli me tangere“).
10. Dezember 1902: erster katholischer Gottesdienst in Neuenheim (alte Johanniskirche als Notkirche)
13. Dezember 1902: Gründung des Hebbelverein, eine akademische Gesellschaft für Dramatik, durch Richard Benz, Emil Alfred Herrmann, Franz Ludwig Hörth, Ernst Leopold Stahl (Theateraufführungen, Rezitations- und Singabende am Friesenberg; 1908 aufgelöst)
1902: Bau des Schlachthof, Direktionsgebäude (östliches Gebäude) (Architekt: Stadtbaumeister Otto Ehrmann)
1902: Inbetriebnahme der ersten Dampfturbine im 1901 eröffneten städtischen Elektrizitätswerk
1902: die vierte Schlierbacher Mühle (unterhalb des Wolfsbrunnens, früher: Schlierbacher Landstraße 138/140, heute: Jägerpfad/Hermann-Löns-Weg 4) 1872 stillgelegt) von Peter Gieser wird zerstört und die Schuhfabrik Hermann Wilz errichtet (1992 zerstört)
1902: Prinz Wilhelm von Sachsen-Weimar-Eisenach erwirbt das Freudenbergsche Haus in der Hauptstraße 235 („Palais Weimar“, vgl. 1921)
1902: Gründung des Handschuhsheimer Gärtnervereins Viola (1954: Gärtnervereinigung Handschuhsheim)
1902: Handschuhsheim erhält eine Gas-Straßenbeleuchtung
1902: Gründung des Fußballklubs Heidelberg-Neuenheim
1902: Gründung des evangelischen Kirchgesangsverein Neuenheim
1902: Der Otologe Prof. Carl Adolf Passow (1859-1926) initiiert Taubstummenkurse in der Plöck 61. Er folgt einem Ruf an die Charité in Berlin (Nachfolger in Heidelberg: Werner Kümmel; vgl. 1896)
1902: Bezug der Kinderschule der Inneren Mission (Kapellengemeinde, Hinterhaus Kaiserstraße 64)
1902: Friedrich Ebel, Schüler des Architekten Carl Schäfer, findet das „Wetzlarer Skizzenbuch“ mit der Zeichnung eines Giebels vom Ottheinrichbau
1902: der 1686 errichtete obere Dorfbrunnen in Ziegelhausen wird bei Erstellung des Kriegerdenkmals abgebrochen (vgl. 1902, 1926)
1902: der Anteil der Fabrikarbeiter an der Gesamteinwohnerzahl beträgt nach einer offiziellen badischen Untersuchung im Amtsbezirk Heidelberg 10,84 Prozent
um 1902: unterhalb des Wilhelmsplatzes wird eine Löschwasserzisterne angelegt http://www.thw.de/SharedDocs/Meldungen/DE/Einsaetze/national/2003/03/meldung_001/meldung_001.html?nn=923528
1912: im Richard-Weissbach-Verlag Heidelberg erscheint, hg. von Kurt Hiller, Der Kondor. Verse von Ernst Blaß, Max Brod, Arthur Drey, S. Friedländer, Herbert Großberger, Ferdinand Hardekopf, Georg Heym, Kurt Hiller, Arthur Kronfeld, Else Lasker-Schüler, Ludwig Rubiner, René Schickele, Franz Werfel, Paul Zech
[1902: Gründung der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Institut]
[1902: 50jähriges Regierungsjubiläum des Großherzog Friedrich I. von Baden]
1902/1903: in Kirchheim wird ein Wasserturm errichtet (1973 zerstört)
1902/1904: der Lehrer und Archäologe Karl Pfaff führt auf der Schauenburg bei Dossenheim Ausgrabungen durch
1902-1905: Bau der Luisenstraße (Bergheim)
1902-1922: Jakob Wille leitender Bibliotheksdirektor der Universitätsbibliothek Heidelberg (vgl. 1. April 1922)
1902-1971: Ueberle-Fähre zwischen Bergheim und Neuenheim („Überles Überfahrt“) auf Höhe der Keplerstraße, 1902 von Jakob Ueberle gegründet, danach betrieben von seinem Sohn August Ueberle, 1896 -1974) (vgl. 1926, 1945)
1. Januar 1903: Vereinigung der Gemeinde Handschuhsheim (1603 ha Fläche, davon 782 ha Wald; 3822 Einwohner, 665 Rinder, 681 Schweine, 316 Ziegen, 82 Pferde) mit der Stadtgemeinde Heidelberg
15. Januar 1903: Bezug der Universitäts-Ohrenklinik (Bergheim)
[18. Januar 1903: erste öffentliche transatlantische Kommunikation über Funk. Guglielmo Marconi tauscht von der Marconi Wireless Station in Cape Cod, Massachusetts, Grußbotschaften zwischen US-Präsident Theodore Roosevelt und dem König von England Eduard VII. aus]
19. Januar 1903: Einweihung der Bismarck-Säule am Philosophenweg/Kutzelhecke (Architekt: Wilhelm Kreis, Reichsadlerrelief: August Sommer), studentischer Fackelzug vom Karlsplatz über die Neue Brücke, Festrede von Bürgermeister Ernst Walz http://www.bismarcktuerme.de/ebene4/bawue/heidelb.html
6./13./18. Februar 1903: Wahlen zum Bürgerausschuß
[23. Februar 1903: die verfassungsgebende Versammlung Kubas vereinbart einen Leihvertrag mit den USA, worin Kuba das Gebiet von Guantánamo für 99 Jahre abtritt (1934 auf unbestimmte Zeit verlängert)]
3. März 1903: Wahlen zum Stadtrat
16. März 1903: Wiederwahl des Oberbürgermeister Dr. Karl Wilckens durch den Bürgerausschuß
27. April 1903: Einweihung des Westflügels des Neuenheimer Schulhauses (Planung: Stadtbaumeister Otto Ehrmann; später: Mönchhofschule; Ostteil 1905 fertig)
1. Mai 1903: das Kabarett Die 11 Scharfrichter (München) spielt in Heidelberg
[3. Mai 1903: die Kapelle auf dem Letzenberg bei Malsch wird geweiht]
17. Mai 1903: die Villa Hilda in der damaligen Bergstraße 7 (Rohrbach, heute Panoramastraße 95) wird fertiggestellt
Mai 1903: der Gemeinnützige Verein stellt drei öffentliche beleuchtete elektrische Uhren auf (Haus des Metzgers Schwaab Brückenstraße 3, Oktroihäuschen Bergheimer Straße/Römerstraße (verschollen), Perkeo-Drogerie Kaiserstraße/Rohrbacher Straße; in den 1990er Jahren verschwunden)
[11. Juni 1903: der serbische König Alexander Obrenoviċ und seine Frau Draga werden von Verschwörern ermordet]
16./25. Juni 1903: Reichstagswahl. Zum Abgeordneten für Heidelberg wird Oberamtmann Anton Beck, Bruchsal, nationalliberal, gewählt
14. Juni 1903: Grundsteinlegung der St. Raphaels-Kirche in Neuenheim (Architekt: Ludwig Maier)
8. Juli 1903: der Neubau des Säuglingsheims der Luisenheilanstalt wird eingeweiht (siehe auch 11. Juni 1904)
5.-8. August 1903: der Großherzog und die Großherzogin von Baden in Heidelberg
5.-10. August 1903: Centenarfeier der Erneuerung der Universität
5. August 1903: Eröffnung der Stadthalle in Anwesenheit IKH des Großherzogs und der Großherzogin von Baden. Begrüßung der Festgäste in der Stadthalle. Fackelzug der Studenten.
6. August 1903: Zug des akademischen Lehrkörpers und der Festgäste von der Aula in die Peterskirche, Festgottesdienst, Festakt in der Aula, Festmahl, Schloßfest
7. August 1903: Centenarfeier der Erneuerung der Universität. Festakt in der Stadthalle. Der Historiker Prof. Erich Marcks hält eine Festrede zur Hundertjahrfeier der Wiederbegründung der Universität Heidelberg durch Kurfürst Karl Friedrich („Die Universität Heidelberg im 19. Jahrhundert“), Festmusik von Philipp Wolfrum, Festrede, Festkommers.
8. August 1903: Festakt in der Stadthalle, 40 Ehrenpromotionen (darunter Hans Thoma), Fest in Schwetzingen
9. August 1903: Ausflüge, Schloßbeleuchtung, Ball in der Stadthalle
14. August 1903: Genehmigung des Baus der Güterbahn (SEG) Heidelberg-Schriesheim
1. September 1903: der Heidelberger Schlachtvieh-Versicherungs-Verein wird gegründet. Er versichert seine Mitglieder gegen Verluste, die durch Ausübung der amtlichen Fleischbeschau beim Schlachten von Großvieh und durch Transportschäden entstehen.
19.-28. September 1903: Gartenbauausstellung des Vereins selbständiger Handelsgärtner Badens aus dem Bezirk Heidelberg-Mosbach im bisherigen städtischen Saalbau („Museum“; letzte öffentliche Veranstaltung in diesem Gebäude in der Verwendung der Stadt)
17. September 1903: die Museumsgesellschaft eröffnet in der Plöck 50 (bis 1902 wohnte hier Adolf Kußmaul) Lese- und Gesellschaftsräume (1974 zerstört)
23. September 1903: der ghz. Oberbaurat Carl Schäfer führt in Anwesenheit des Finanzministers Dr. Adolf Buchenberger (1848-1904) eine große Anzahl geladener Herren, städtischen und staatlichen Behörden angehörig, durch den Friedrichsbau auf dem Heidelberger Schloß
1. Oktober 1903: die Museumsgesellschaft räumt den städtischen Saalbau („Museum“)
[3. Oktober 1903: Österreich und Russland vereinbaren im Vertrag von Mürzsteg, zusammen für Ruhe auf dem Balkan zu sorgen]
12. Oktober 1903: das Schulhaus zwischen Theaterstraße, Plöck und Sandgasse wird bezogen (Volksschule für Jungen, dann „Liselotteschule“, später „Friedrich-Ebert-Grundschule“; erbaut von Stadtbaumeister Krall; vgl. 12. Oktober 1868, 1968)
19. Oktober 1903: die St. Bonifatiuskirche (Weststadt, Architekt: Ludwig Maier) wird eingeweiht
23. Oktober 1903: Genehmigung des Baus der elektrischen Straßenbahn von Heidelberg-Neuenheim nach Handschuhsheim (Grüner Hof) (Inbetriebnahme: 30. April 1904)
24.-26. Oktober 1903: Heidelberger Musikfest in der Stadthalle unter Leitung von Philipp Wolfrum
30. Oktober/11. November 1903: Landtagswahl. Gewählt wird Oberbürgermeister Dr. Karl Wilckens
31. Oktober 1903: 50stes Theaterjubiläum
4. November 1903: die vom Gemeinnützigen Verein an der Kreuzung des Weges Molkenkur-Rindenhäuschen-Hohler Kästenbaum und des Weges Königstuhl-Wolfsbrunnen aufgestellte Felsenmeerhütte wird mit einer Feier in der Restauration Spitz (Schlierbach) der allgemeinen Benützung übergeben
8. November 1903: die Heidelberger Rudergesellschaft weiht am Hausacker ein Bootshaus ein
16. November 1903: Baubeginn der Straßenbahn-Strecke nach Handschuhsheim („Grüner Hof“)
November 1903: das Exerzierhaus (Neue Kaserne, später: Grenadierkaserne) am Kirchheimer Weg wird der Garnison übergeben
5. Dezember 1903: Ankauf des handschriftlichen Entwurfs von Friedrich Hölderlins Ode „Heidelberg“ durch die Stadt Heidelberg
1903: das barocke Findelhaus in der Neugasse wird zerstört
1903: Herstellung von Graimbergweg (1901-1903), Hausackerweg, Kronprinzenstraße, Bunsenstraße, Luisenstraße, Klosestraße, Gegenbaurstraße, die letztere wird benannt. Die Albert-Ueberle-Straße wird zu Ehren des am 23. Mai 1903 verstorbenen letzten Bürgermeisters von Neuenheim benannt.
1903: an der Ecke Gegenbaurstraße/Helmholtzstraße wird ein römischer Altar mit der Weihinschrift eines Secundus gefunden (heute im Kurpfälzischen Museum)
1903: die Strecke der alten Hochstraße Zollstock-Holdermannseiche-Stickelsplatz wird als fundamentierter Fahrweg vollständig neugebaut
1903: Fa. Henkenhaf und Ebert baut das Gebäude der Reichsbank in der Landfriedstraße 12 in den Formen der Florentiner Renaissance
1903: die Zahl der Heidelberger Vereine steigt von 264 auf 289
1903: im Verlauf des Jahres werden 7 Schloßbeleuchtungen veranstaltet
1903: VII. Versammlung deutscher Historiker in Heidelberg
1903: Lucius Lorenz Riegler (*1853) wird erster Obermeister der Bäckerinnung
1903: Einweihung des Vereinshauses Plöck 18
1903: die (1869 in Rohrbach eröffnete) Zigarrenfabrik Michael und F. Liebhold AG verlegt ihren Firmensitz von der Neugasse in den Neubau Bergheimer Straße 76 (1926: Umzug in den Pfaffengrund, Industriegebiet Eppelheimer Straße)
1903: die Firma Carl Knoblauch mietet die Geschäftsräume der Papierwarenhandlung Megnin in der Sophienstraße 15 (nach 1924 wird der Geschäftsbetrieb von der Hauptstraße 161 verstärkt in die Sophienstraße verlagert)
1903: auf dem Anwesen Wilhelmstraße 1 wird ein Feuerwehrdepot (Spritzenhaus) für das Rohrbacher Viertel und eine Bedürfnisanstalt errichtet
1903: anonyme Schenkung von 100.000 Mark für die Erbauung eines städtischen Museums, welches die städtische Kunst- und Alterthümersammlung (derzeit im Erdgeschoß des Ottheinrichbaus) aufnehmen soll
1903: das Pferdebahndepot (Alte Bergheimer Straße 7) wird verkauft
1903: Wilhelm Maler (†14. 1. 1911) Vorsitzender des Heidelberger Bachvereins
1903: Gründung der Heidelberger Freien Studentenschaft (1913 aufgelöst)
1903/04: Anlage der Karl-Ludwig-Straße
1903-1906: Bau des Veth´schen Hallenschwimmbads in Bergheim (Bauherr: Zimmermeister Alois Veth (1868-1928), Architekt: Franz Sales Kuhn)
1. Januar 1904: die Zwingerhalle geht in städtisches Eigentum über und wird als Turnhalle für die Oberrealschule eingerichtet
1. Januar 1904: der Friedrichsbau des Heidelberger Schlosses wird gegen Eintrittsgeld der Allgemeinheit zugänglich gemacht
3. Januar 1904: Einweihung der Christuskirche (Weststadt, Architekt Hermann Behagel)
[27. Januar 1904: die japanischen Streitkräfte greifen ohne Kriegserklärung die russische Fernostflotte in Port Arthur an (vgl. 2. Januar 1905)]
1. Februar 1904: der k. k. Hofoperndirektor Gustav Mahler aus Wien dirigiert seine Dritte Sinfonie mit dem Städtischen Orchester unter Verstärkung durch das Mannheimer Hoftheaterorchester in der Stadthalle Heidelberg
1. März 1904: Inbetriebnahme der elektrischen Straßenbahn nach Neuenheim (eingleisig, bis Kuno-Fischer-Straße, vgl. 26. [30.] April 1904)
6. März 1904: der englische Bischof Wilkinson zelebriert in der Englischen Kirche die Konfirmation
19. März 1904: der 1896 gegründete Verschönerungsverein Handschuhsheim wird umbenannt in Verein Handschuhsheim
Mit Beginn des Sommersemesters 1904 wird der städtische Saalbau („Museum“) der Universität Heidelberg auf dem Ludwigplatz als Hörsaal- und Institutsgebäude („Neues Akademisches Kollegienhaus“) übergeben (siehe auch 1900, 19.-28. September 1903)
[8. April 1904: Abschluß der Entente Cordiale zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich, wobei eine Einigung in Bezug auf die beiderseitigen Interessen in Ägypten, Neufundland (England zugesprochen) und Marokko (Frankreich zugesprochen) erzielt wird. Folge: weitere Entfremdung Frankreichs mit dem Deutschen Reich; vgl. 1907]
18. April 1904: das Volksschulhaus I (Sandgasse/Plöck), dem das Haus von Johann Heinrich Voß weichen mußte, wird festlich eingeweiht. Oberschulrat Geh. Hofrat Dr. Weygoldt schlägt vor, der Schule den Namen „Voßschule“ zu geben.
26. April 1904: am Geburtshause des Anatomen Friedrich Arnold wird eine Tafel mit der Inschrift angebracht: „In diesem Hause wurde am 9. Januar 1803 der berühmte Anatom und Physiologe Friedrich Arnold, Professor an den Universitäten Zürich, Freiburg, Tübingen und Heidelberg, geboren. Aus Anlaß seines 100. Geburtstages. Die dankbare Vaterstadt“
30. April 1904: Inbetriebnahme der elektrischen Straßenbahn von Heidelberg-Neuenheim (Kußmaulstraße) durch die Handschuhsheimer Landstraße nach Handschuhsheim („Grüner Hof“, Handschuhsheimer Landstraße 82; siehe auch 1912, 1. März 1904)
[30. April-1. Dezember 1904: Weltausstellung in St. Louis/Missouri]
8. Mai 1904: Grundsteinlegung des Schützenhauses oberhalb des Schloßgartens (Elisabethenweg)
16. Mai 1904: Gründung eines Vereins zur Bekämpfung der Tuberkulose
11. Juni 1904: der Neubau des Säuglingsheims der Luisenheilanstalt wird in Anwesenheit der Großherzogin „in den Betrieb eingeführt“ (siehe auch 8. Juli 1903)
25. Juli 1904: erster Bürgermeister Prof. Dr. Ernst Walz zum 3. Male wiedergewählt
Juli 1904: eine 230 Meter lange dreibogige Eisenbahnbrücke der Regelspurlinie Heidelberg-Schriesheim (Güterbahn der SEG für den Schotterverkehr von den Steinbrüchen in Dossenheim und Schriesheim nach dem Güterbahnhof Heidelberg) über den Neckar zwischen Wieblingen und Handschuhsheim wird von der Fa. August Klönne Brückenbau in Dortmund gebaut (16. Juli 1906, nach Verzögerung durch einen Unfall, eröffnet; siehe 14. August 1903, 1924)
8. August 1904: Eröffnung des Vorseminars für männliche Lehrer (Lehrerseminar) („Villa Frieda“, Bergstraße 70, Neuenheim; Leiter: Oberlehrer Soiné) (vgl. 29. Juni 1905, 3. Juli 1909)
[11. August 1904: Schlacht am Waterberg/Namibia. Deutsche Truppen unter General Lothar von Trotha schlagen aufständische Hereros. Überlebende werden in die Wüste getrieben und verdursten zu Tausenden]
1. Oktober 1904: eine ungenannt bleibende Person übergibt Oberbürgermeister Dr. Karl Wilckens zum Gedenken „an einen teuren Verstorbenen“ zwecks Errichtung einer städtischen Volkslesehalle und Volksbibliothek Wertpapiere. Der Oberbürgermeister läßt diese-Bonds der Chicago Milwaukee Northshore Eisenbahngesellschaft, chinesische Staatsanleihen und Gotthard-Aktien über die Oberrheinische Bank in Mannheim verkaufen. Der Verkaufserlös beträgt mehr als 30.000 Goldmark (heute ca. 108.000 €; siehe 21. April 1906).
17.-20. November 1904: Bazar zugunsten der Luisenheilanstalt ergibt im Reinertrag die Summe von 44.639 Mark
20. November 1904: Weihe der Glocken der St. Raphaelskirche (Neuenheim) in Schwetzingen
18. Dezember 1904: der Reichstagsabgeordneter Eduard Bernstein spricht bei den Gewerkschafts-Kartellen über „Die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Arbeiterbewegung“
1904: im Verlauf des Jahres werden 8 Schloßbeleuchtungen veranstaltet
1904: die östlich der Kriegskurve ziehende Straße, bis dahin zur Speyerer Straße gerechnet, erhält den Namen Belfortstraße. Die Kleine Speyerer Straße (zwischen Belfortstraße und Ringstraße) wird Kaiserstraße genannt, der westlich davon gelegene Güterweg wird Wörthstraße genannt.
1904: Gründung der Theosophischen Gesellschaft Heidelberg (ab 1913: Anthroposophische Gesellschaft)
1904: die Feinkosthandlung Schreiber übernimmt das Parterre Hauptstraße 136 (Buchhandlung Carlebach)
1904: Das Neuenheimer Rathaus (Schulzengasse 10) wird abgerissen. - Im Hof des alten Neuenheimer Schulhauses wird ein Spritzenhaus für die Neuenheimer Feuerwehr-Kompagnie errichtet
1904: der Direktion der chirurgischen Klinik wird eine Viertelmillion Mark zur Verfügung gestellt zur Errichtung eines Instituts für Krebsforschung in Heidelberg (vgl. 1906)
1904: der Theologe Adolf Deißmann und der klassische Philologe Albrecht Dieterich gründen den interdisziplinären Eranos-Kreis zur Erörterung vor allem religionswissenschaftlicher Fragestellungen. Zu den Gründungsmitgliedern gehören auch Max Weber, Ernst Troeltsch, Georg Jellinek, Eberhard Gothein, Erich Marcks und der Ökonom Karl Rathgen. Der Eranos-Kreis tagt von 1904 bis 1909 regelmäßig. Nach seiner Auflösung wechselt der Ort der Zusammenkünfte und Diskussionen in das heutige Max-Weber-Haus, in dem von 1910 an Max Weber und Ernst Troeltsch wohnen.
1904: der Frauenverein bildet einen Ausschuß der Vorbereitungen auf den Kriegsfall. Er soll „gemeinschaftlich mit dem Männer-Hilfsverein das örtliche Lazarettwesen“ aufbauen
1904: das Elisabethenheim als Wohnung für arme Frauen entsteht (Plöck 18)
1904: Bau des Fabrikgebäudes der 1871 gegründeten Kunstwollefabrik in der Römerstraße (1911 stillgelegt, um 1976 zerstört)
1904: Fund eines Höckergrabes "An der Neckarspitze" (Wieblinger Weg 24; 6.00-4.500 v. Chr. Skelett, Schmuck)
1904: Skelettfund "der Bucklige von Bergheim" (männliches Skelett mit tuberkulöser Wirbelsäulenveränderung; Wieblinger Weg, heute Johannes-Gutenberg-Schule; Michelsberger Kultur, 4.400-3.500 v. Chr.)
1904: Fund des Bronzeschmucks einer Frau aus der mittleren Bronzezeit, 1.500-1.300 v. Chr., im ehem. städtischen Grubenhof „An der Neckarspitze“ (Wieblinger Weg 24)
1904: im Stadtwald (oberer Wildschützenschlag, Eisenlohrweg) wird der Eisenlohrstein gesetzt ``Zum ehrenden Gedächtnis an den langjährigen Vorsitzenden der Waldkommission Stadtrat Prof. Dr. Friedrich Eisenlohr, auf dessen Anregung der Weg erbaut wurde 1904´´ (vgl. Herbert Derwein, Die Flurnamen von Heidelberg, Heidelberg 1940, Nr. 143)
[1904: Wahlrechtsreform in Baden. Einführung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts]
1904-1905: Umbau der Villa Felseck (Neuenheimer Landstraße 38, Bauherr: Ernst v. Ihne; vgl. 29. April 1863)
1904-1913: Heinrich Kaltschmidt Bürgermeister in Rohrbach
[2. Januar 1905: die russischen Streitkräfte übergeben Port Arthur an die Japaner]
[15. Januar-7. April 1905: Konferenz von Algeciras wegen Marokko-Krise]
[9. Januar 1905: Petersburger Blutsonntag]
[17. Januar 1905: Beginn eines großen Bergarbeiterstreiks im Ruhrgebiet]
[20. Februar-10. März 1905: Schlacht bei Mukden, letzte größere Feldschlacht des russisch-japanischen Krieges in der Mandschurei]
23. Februar 1905: Gründung des Grund- und Hausbesitzervereins Heidelberg im „Tannhäuser“
21. März 1905: Eugen Leviné (Petersburg) spricht in Heidelberg über Maxim Gorki (mit Rezitationen aus seinen Werken durch Frl. Else Wagner)
[März 1905: der Militärdienst in Frankreich wird von 3 auf 2 Jahre verkürzt]
30. April 1905: Klara Zetkin spricht bei der Sozialdemokratischen Partei Heidelberg über „Die Forderungen der Arbeiterschaft am 1. Mai“
[31. März 1905: Kaiser Wilhelm II. besucht Tanger, um der deutschen Forderung nach einem Mitspracherecht in Marokko Nachdruck zu verleihen. (erste Marokko-Krise)]
20./21. Mai 1905: 20jähriges Stiftungsfest des Vereins für Gabelsberger`sche Stenographie in Heidelberg
[27./28. Mai 1905: Seeschlacht bei Tsushima ( „Seeschlacht im Japanischen Meer) in der Koreastraße zwischen der japanischen Flotte unter Admiral Tōgō Heihachirō und einem russischen Geschwader unter dem Kommando von Admiral Sinowi Petrowitsch Roschestwenski. Die Seeschlacht endet mit einer vernichtenden Niederlage der russischen Seite und war vorentscheidend für den Ausgang des Russisch-Japanischen Krieges. Sie gilt unter Militärhistorikern als erste moderne Seeschlacht der Weltgeschichte]
[27. Juni 1905: Meuterei auf dem russischen Linienschiff Fürst Potjomkin von Tauris der Schwarzmeerflotte]
29. Juni 1905: Fertigstellung des Ostflügels des Neuenheimer Volksschulhauses. Das Vorseminar (Lehrerseminar) zieht von der Bergstraße 70 dorthin. (vgl. 8. August 1904, 3. Juli 1909)
1. Juli 1905: Kauf der elektrischen Straßenbahnlinie Heidelberg-Wiesloch der Deutschen Eisenbahngesellschaft Frankfurt durch die Stadt Heidelberg für 1,9 Millionen Mark und Verpachtung an die HSB
18. Juli 1905: die Gemeinde der Christuskirche erwirbt von der Firma Henkenhaf & Ebert das Haus Mühlstraße 10 um 49.000 Mark als Pfarrhaus des Bergheimer Bezirks der Christuskirche (bisheriges Pfarrhaus: Gaisbergstraße 31a)
Juli 1905: Ausstellung mit Werken von Arnold Böcklin und Hans Thoma im Heidelberger Kunstverein
[Juli 1905-Juli 1907: Maji-Maji-Aufstand. Erhebung der afrikanischen Bevölkerung im südlichen Deutsch-Ostafrika gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Ausgang: Sieg der Schutztruppe, Wiederherstellung der Kolonialherrschaft (gilt als einer der größten Kolonialkriege in der Geschichte des afrikanischen Kontinents)
August 1905: der Telefon-Nachtverkehr in Heidelberg wird eingeführt
9. August 1905: Erteilung einer Konzession an die Stadt Heidelberg für eine Straßenbahn-Strecke Heidelberg-Eppelheim-Plankstadt-Schwetzingen
[5. September 1905: Vertrag von Portsmouth. Russland gibt Liaoyang und Port Arthur auf, tritt die südliche Hälfte von Sachalin an Japan ab und verläßt die Mandschurei. Korea verbleibt im Einflussbereich von Japan]
[20. September 1905: Rudolf Steiner spricht in Heidelberg über „Soziale Fragen und Theosophie“
[23. September 1905: Vertrag von Karlstad (norw. Karlstadkonvensjonen, schwed. Karlstadkonventionen), Vereinbarung unterzeichnet in der schwedischen Stadt Karlstad über die Auflösung der Union zwischen Schweden und Norwegen (seit 1814). Abdankung des schwedischen Königs vom norwegischen Thron]
[26. September 1905: von Albert Einstein erscheint die grundlegende Arbeit zur Speziellen Relativitätstheorie ("Zur Elektrodynamik bewegter Körper", in: Annalen der Physik 17 (10), S. 891-921)]
2. Oktober 1905 6.30 Uhr: Unfall beim Bau der im Juli 1904 begonnenen Eisenbahnbrücke der Güterbahn der SEG Heidelberg-Schriesheim über den Neckar zwischen Wieblingen und Handschuhsheim (Einsturz des eisernen Überbaus, kein Personenschaden) (Brücke am 16. Juli 1906 eröffnet)
10. Oktober 1905: Vertrag zwischen dem katholischen Stiftungsrat und dem evangelischen Kirchengemeinderat und der Pflege Schönau betreffs der Simultankirche zu Handschuhsheim (vgl. 11. April 1907)
14. Oktober 1905: Eröffnung einer Buslinie von Heidelberg nach Kirchheim
16. Oktober 1905: Konsekration der St. Raphaelskirche (Neuenheim)
[20. Oktober 1905: Eröffnung der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch mit der Überführung der ersten Kranken von Emmendingen]
29. Oktober 1905: Eröffnung der Omnibuslinie Karlstor-Schlierbach der HSB (15. Juli 1906: Einstellung der Buslinie wegen Unrentabilität; vgl. 31. Oktober/ 1. November 1910)
6?. November 1905: nach vierjähriger Bauzeit (Architekt: Joseph Wilhelm Durm, 1837-1919) wird das neue Gebäude der Universitätsbibliothek in der Plöck seiner Bestimmung übergeben
[18. November 1905: das Storting wählt Prinz Carl von Dänemark zum König von Norwegen, der den Namen Håkon VII. annimmt]
29. November 1905: Rudolf Steiner spricht in der Theosophischen Gesellschaft Heidelberg über „Die Wege zur geistigen Entwicklung“
November 1905: Regulierung und Eindolung des Handschuhsheimer Mühlbachs am Rathaus (vgl. 1910, 1967)
[9. Dezember 1905: „Loi Combes“. In Frankreich werden Staat und Kirchen durch Gesetz (loi de séparation des Églises et de l'État) völlig getrennt. Damit kündigt die französische Regierung auch das Konkordat, das 1801 Napoleon I., mit dem Vatikan geschlossen hatte]
13. Dezember 1905: Karl Pfaff legt im Gewann Pfädelsäcker (Handschuhsheim, heutige St.-Vitusgass 1) ein fränkisches Grab frei. Dabei wird das Fragment eines wahrscheinlich sekundär verwendeten römischen Grabsteins mit der Inschrift "MAROVIRUS BRICIONIS F C TREVE..." gefunden (CIL 11736) (vgl. 1921/1922)
1905: in der Hauptstraße 146 („König von Portugal“) entsteht das Central-Theater lebender Photographien (später „Eden-Theater“, dann „Gloria“), das erste ortsfeste Kino Heidelbergs
1905: die Östliche Diagonalstraße in der Weststadt erhält den Namen Schillerstraße
1905: städtische Feier der hundertjährigen Wiederkehr des Todestages von Friedrich Schiller in der Stadthalle. Gedächtnisrede: Ferdinand Rösiger
1905: Gründung des 1. Heidelberger Fußballklubs Viktoria
1905: Erster Spatenstich zum Bau der elektrischen Bergbahn Molkenkur-Königstuhl
1905: VI. Tag der Denkmalpflege in Bamberg. Ende des Heidelberger Schloßstreites: „... daß man sich jetzt begnügen möge mit denjenigen Schutzmaßregeln ..., welche ganz sicher eine Fortdauer des Gebäudes ohne schwere Schädigungen auf eine absehbare Zeit hin, sagen wir auf 50, sagen wir auf 100 Jahre garantieren - und dann wollen wir eine neue Heidelberger Debatte anfangen.“ (Georg Dehio)
1905: im Gasthaus zum Badischen Hof wird der Gesangsverein Kirchheim gegründet (seit 1907: MGV Eintracht 1905 Kirchheim)
1905: die Firma Schnellpressenfabrik A. Hamm AG wird in Schnellpressenfabrik AG Heidelberg geändert (vgl. 1896, 1899, 1916)
1905: das Erzbischöfliche Bauamt ist in der Häusserstraße 13 untergebracht (vgl. 1877, 1914)
1905: Bau des Schulhauses Neuenheim (Ostflügel, später: Mönchhofschule) (Architekt: Stadtbaumeister Otto Ehrmann)
1905: das Korpshaus der Suevia wird in der Leopoldstraße 55 (heute: Klingenteichstraße 4) auf den Mauern des Eisenhardt'schen Bierkellers erbaut
1905: Max Reger wohnt im Hause von Vinzenz Czerny. Mit dessen Tochter Margarete Czerny, einer Pianistin, spielt er in der Stadthalle die Beethoven-Variationen.
1905: M.E.G. Gottlieb gründet in Handschuhsheim die Kosmetik-Fa. Diaderma (1961 Umzug nach Wieblingen)
[1905: Nobelpreis für den Physiker Philipp Lenard (Kiel) für seine Arbeiten über die Natur der Kathodenstrahlen]
1905-1906: die evangelische Kirche in Wieblingen (heute: Mannheimer Straße 254) wird nach Plänen des badischen Kirchenbaumeisters Hermann Behagel durch Architekt Kölmel errichtet (seit 1926: Kreuzkirche)
15. Februar 1906: der Bürgerausschuß beschließt, daß auf der ehemaligen Gemarkung Handschuhsheim östlich der Güterbahnlinie und südlich des Klausenpfads keine gewerblichen Anlagen mit großem Schornstein errichtet werden dürfen (Staatsgenehmigung am 20. 3. 1906)
19. Februar 1906: die Adventgemeinde Heidelberg wird mit 15 Mitgliedern gegründet (erstes Gemeindehaus: Friedrichstraße/Altstadt)
Februar 1906: Max Reger absolviert in Heidelberg bei Philipp Wolfrum mit der Sinfonietta op. 90 sein erfolgreiches Debüt als Dirigent
1. April 1906: Fritz Gabler (1876-1953) kauft das Hotel de l`Europe (Leopoldstraße)
5. April 1906: Dr. Albert Holzberg und Arthur Bovill Catty kaufen den Namen des Heidelberg College für ihre Schule (vgl. 1. Januar 1887)
Frühjahr 1905: Beginn der Arbeiten zur Verbreiterung der Neuen Brücke (Einweihung 25. September 1906)
[18. April 1906: Erdbeben in San Francisco/Kalifornien, etwa 6000 Tote und 250.000 Obdachlose]
22. April 1906: viertes Autorennen auf dem Königstuhl (vgl. 31. März und 13. Oktober 1901, 26. Oktober 1902)
23. April 1906: die städtische Volkslesehalle und Volksbibliothek in der Seminarstraße 1 [Ecke Grabengasse, zerstört] wird eröffnet [ab 1914 Hauptstraße 197, ab 1933 Plöck 2a]. Leiter bis 1941: Georg Zink. Die Bücherei ist an den Wochentagen bis 22 Uhr und sonntags 16-19 Uhr geöffnet. Sie verfügt anfangs etwa 2500 Ausleihbände und 100 Nachschlagewerke. (>Eine „Volksbibliothek“ gab es bereits 1885. Siehe Chronik der Stadt Heidelberg 1885, S. 31; 1893, S. 27) (vgl. Joachim Heimann, Georg Zink und die Heidelberger Volksbibliothek und Volkslesehalle, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 11 (2006/2007), S. 95-132)
24. April 1906: Gründung des Instituts für experimentelle Krebsforschung durch Vinzenz Czerny (Bergheim; vgl. 25. September 1906)
27. Mai 1906: Grundsteinlegung zum Turm auf dem Weißen Stein des OWK Section Heidelberg (Vorstand Professor J. Greber, gef. 19. 8. 1914) (vgl. 30. September)
24. Juni 1906: Eröffnung des Veth´schen Hallenschwimmbads (Bergheimerstraße 45, 1981 geschlossen)
1. Juli 1906: Erwerb des barocken ehemaligen v. Chelius´schen Anwesens Hauptstraße 97 durch die Stadt. Überführung der Städtischen Kunst- und Alterthümersammlung zur Geschichte Heidelbergs und der Kurpfalz aus dem Ottheinrichsbau (1908: Eröffnung)
[6. Juli 1906: Konferenz zur Revision der Genfer Konvention von 1864 vom 11. Juni bis 6. Juli 1906 in Genf (Neufassung der Genfer Konvention zum Schutz der Verwundeten und Kranken der Heere im Feld)]
8./9. Juli 1906: Großes Insel-Fest der Heidelberger Karnevalsgesellschaft „Fröhliche Pfälzer“ auf dem Wiesengelände der Neckarwörthinsel mit drei gedeckten Bierhallen, zwei Weinhallen, Kinematograph, Karussell, Rutschbahn, Hunderennen, Feuerwerk, Konzert etc.
15. Juli 1906: Feier des Hebbelvereins zum hundertjährigen Jubiläum der Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn auf Stift Neuburg
16. Juli 1906: die im Juli 1904 begonnene 230 Meter lange dreibogige Eisenbahnbrücke(„Schwarze Brücke“) der Regelspurlinie Heidelberg-Schriesheim (Güterbahn der SEG) über den Neckar zwischen Wieblingen und Handschuhsheim wird nach Verzögerung durch einen Unfall eröffnet. - Inbetriebnahme der Güterbahnlinie der SEG Heidelberg-Ochsenkopf (Güterbahnhof) – Handschuhsheim – Dossenheim - Schriesheim (Normalspur/Schmalspur, Dreischienenstrecke, ca. 8,4 km, bis 1970. Gesamtbaukosten: 471840 Mark) (vgl. 1924)
30. Juli 1906: die Stadt beschließt, vom Grafen von Helmstatt um 35.160 Mark ein Gelände von 23a 74qm an der Tiefburg zu kaufen, um Straßen anzulegen (vgl. 1850, 1911)
12. August 1906: 1. Verbandstag der Post- und Telegraphen-Unterbeamten Direktion Karlsruhe in Heidelberg
6. September 1906: Anna Blum geb. Helwerth (†3. Juli 1917), Witwe des Heidelberger Ehrenbürgers Dr. Wilhelm Blum, verfügt in ihrem letzten Willen u.a.: „Das Haus Theaterstrasse 10, welches der Stadt zufällt, soll als Blum's Hof hergerichtet werden zu einer Heimstätte für alte, arme, aber gesunde, nur nicht mehr arbeitsfähige, weibliche Personen, die weder in das Landfriedstift können, noch in das Pfründnerhaus wollen, ausgediente zuverlässige Dienstboten, Krankenpflegerinnen, Näherinnen, arme Wittwen, die allein stehen, Haushälterinnen u.s.w.“ (vgl. 15. 5. 1915; 19. 9. 1981 anulliert) Anna Blums Vermächtnis aus dem Jahre 1906 Der Blum´sche Garten im Jahre 2001
13. September 1906: Einweihung der evangelischen Kirche in Wieblingen (vgl. 1907; seit 1926: Kreuzkirche)
[20. September 1906: Goldene Hochzeit von Großherzog Friedrich I. und Großherzogin Luise von Baden]
25. September 1906: 1. Internationale Konferenz für Krebsforschung. Einweihung des Gebäudes des Instituts für experimentelle Krebsforschung und der um 6 Meter verbreiterten Friedrichsbrücke durch Großherzog Friedrich I. und Großherzogin Luise von Baden (vgl. 24. April 1906) https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor-Heuss-Br%C3%BCcke_%28Heidelberg%29#Gr.C3.BCnderzeit:_Friedrichbr.C3.BCcke
30. September 1906: Einweihung des am 27. Mai 1906 begonnenen Turm auf dem Weißen Stein des OWK
15. Oktober 1906: Eröffnung der Kleinkinderanstalt in der Vangerowstraße 11 („Weststadt-Kindergarten“)
16. Oktober 1906: die Kommission für die Geschichte der Stadt Heidelberg beantragt, „der Stadtrat möge nochmals mit dem evangelischen Kirchengemeinderat wegen Verbringung einer beschränkten Anzahl von Grabsteinen, die noch vorzubehalten wären, in das Innere der [St. Peters-]Kirche in Verhandlungen zu treten. Diejenigen Grabmäler, welche etwa nicht in die Kirche verbracht werden können, sollen dann nach Ansicht der Mehrheit der Kommission in das Lapidarium verbracht werden.“ [Protokollbuch der Kommission]
2. November 1906: der Bürgerausschuß trifft eine Vereinbarung mit den Handschuhsheimer Müllern im Siebenmühlental Philipp Hübsch, Jakob Hübsch, Michael Lenz, Jakob Leitz und Friedrich Hübsch: Die Müller verzichten gegen eine Abfindung von 18.000 Mark für sich und ihre Nachkommen zugunsten der Stadt Heidelberg auf die Rechte auf das durch den Bach ihren Mühlen zugeführte Wasser. (vgl. 1909)
13. November 1906: Übergang der Molkenkur in das Eigentum der Stadt Heidelberg
[14. November 1906: RK Bernhard von Bülow erklärt im Reichstag: „Eine Politik, die darauf ausginge, Deutschland einzukreisen, einen Kreis von Mächten um Deutschland zu bilden, um es zu isolieren und lahmzulegen, wäre eine für den europäischen Frieden bedenkliche Politik“]
24. November 1906: Einweihung des neuen Schulhauses (Mittelbau mit Ostflügel) in der Vangerowstraße durch Oberbürgermeister Dr. Karl Wilckens (Planung: Stadtbaumeister Otto Ehrmann; später: Wilckensschule, Westflügel 1909)
26. Dezember 1906: Pfarrer Adolf Schmitthenner hält in Heiliggeist seine letzte Predigt
Dezember 1906: die Eheleute Adam Beisel verkaufen ihre Hälfte des Bierhelder Hofes an die Eheleute Heinrich Preuß aus Dossenheim (vgl. 30. Januar 1908)
1906: Anna Martha Kannegiesser (*1875, 1904 Staatsexamen in Heidelberg) wird als erste Frau von der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg promoviert
1906: Marie Bernays (1883-1939) immatrikuliert sich als eine der ersten Frauen mit den Fächern Nationalökonomie, Philosophie und Theologie an der Universität Heidelberg
1906: das Hauptgebäude des ehemaligen Waisenhaus Atzelhof in Handschuhsheim wird zerstört, um die Mittelstraße (heute: Steubenstraße) nach Süden weiterzuführen
1906: Eröffnung des (privaten) Luft- und Sonnenbads Heidelberg (Neuenheim!) (vgl. 1927)
1906: Gründung des Ersten Heidelberger Schwimm-Clubs Nikar
1906: Eröffnung des ersten Großkaufhauses in Heidelberg durch Hermann Tietz (Hauptstraße 28; vgl. 1933, 1934)
1906: der Volksbildungsverein löst sich auf
1906: auf 418 Einwohner Heidelbergs kommt eine Bäckerei, auf 878 eine Fleischhandlung
1906: Gründung des sozial-caritativen Vereins katholischer Studenten
1906: Anna Maria Gräfin von Graimberg und drei weitere Frauen gründen den Verein zum guten Hirten (später: katholischer Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder; 1968: Sozialdienst katholischer Frauen e.V.; vgl. 20. Oktober 1907, 1911, 1917, 1957)
1906: durch den Rohrbacher Bürgermeister Heinrich Kaltschmitt erfolgt ein Geländeankauf zur Erweiterung des Friedhofs. Außerdem wird nach Heidelberger Muster eine „Leichen- und Friedhofsordnung“ erlassen, in der auch die Abgabe von Kaufgräbern zugelassen ist
1906: das Gebäude des ehemaligen Dominikanerinnenklosters in der Plöck wird zerstört (vgl. 8. Oktober 1907)
1906: Gründung der OG Heidelberg des Deutschen Bundes für Vogelschutz (heute: NABU)
[1906-1909: Mannheim erhält den größten Rangierbahnhof Südwestdeutschlands]
[1906: der Weinheimer Altertumsverein wird gegründet (1938 aufgelöst)]
6. Januar 1907: Gründung der Neuapostolischen Gemeinde (Versammlungsort: Schiffgasse 6, Hinterhaus)
13. Januar 1907: der Deutsche Rottweiler Club wird in Heidelberg gegründet
22. Januar 1907: Pfarrer Adolf Schmitthenner stirbt in Heidelberg
5. Februar 1907: Reichstagswahl. Gewählt wird Regierungsrat Anton Beck, Lahr, nationalliberal http://www.koloniale-spuren-heidelberg.de/rathaus-reichstagswahlen-1907/
[3. März 1907: der Eppelheimer Wasserturm wird übergeben (April 1983 Betrieb eingestellt)]
3. April 1907: das Gewerbegericht unter Vorsitz von Bürgermeister Wielandt führt eine Einigung im Arbeitskampf der Gipser herbei
Frühjahr 1907: Streik der Möbelträger, „während dessen auch die Polizei eingreifen mußte“
11. April 1907: Auflösung des seit 1650 bestehenden Simultaneums von St. Vitus Handschuhsheim (Ablösungsvertrag vom 10. 10. 1905; Genehmigung durch das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg am 15. 3. 1907 und durch den Evangelischen Oberkirchenrat Karlsruhe am 11. 4. 1907). Die alte Dorfkirche wird den Katholiken als alleiniges Eigentum zur freien unbeschränkten Benützung überlassen. (vgl. 10. 10. 1905)
1. Mai 1907: Carl Lichterfeld (†1952) eröffnet in der Bahnhofstraße 45 einen Friseursalon (später Bahnhofstraße 31, seit 1973 Römerstraße 50, seit 1980 Salon Lübeck)
8. Mai 1907: Einweihung der Mönchberghütte an der sog. Handschuhsheimer Bank (die 13. Hütte, die der Gemeinnützige Verein errichtet)
24. Mai 1907: Versammlung des Zentrum in der Stadthalle. Redner: Matthias Erzberger MdR
30./31. Mai 1907: englische Bürgermeister auf einer Studienreise unter Leitung von Lord Lyvedon besuchen Heidelberg
4./5. Juni [nach anderer Überlieferung: 3. Mai] 1907: König Chulalangkorn von Siam mit Söhnen (Rangsit) besuchen Heidelberg. Die Bürger wurden gebeten, ihre Häuser zu beflaggen. Der König wohnt im „Europäischen Hof“: Eine Schloßbeleuchtung mit Beleuchtung der Brücke und Feuerwerk wird veranstaltet, die der König vom Balkon der „Villa Bergfried“ des Heidelberg College aus ansieht. Am 5. Juni bringt ihm das städtische Orchester unter Leitung des städtischen Musikdirektors Paul Radig ein Ständchen (1.: „Indischer Marsch“ von F. Puech-Trave, an 5. und letzter Stelle: „Alt-Heidelberg, du Feine“, Marsch von H. Söffing) [siehe auch 1937]
[15. 6.-18. 10. 1907: 2. Haager Friedenskonferenz (Festlegung der Regeln des Kriegsrechts in 12 Konventionen)]
Juni 1907: Muhammad Iqbal aus Sialkot/Pandjab („geistiger Vater Pakistans“) lernt in Heidelberg deutsch
Juni 1907: Gründung des Vereins für Volkskunde (auf Anregung von Prof. Kahle; siehe auch 1909)
9. und 16. Juni 1907: die Harmoniegesellschaft feiert ihr 75jähriges Bestehen
12. Juni 1907: Berufs- und Betriebszählung
22. Juni 1907: Abends wird auf Veranlassung des „Gemeinnützigen Vereins Rohrbach“ bei der Wilhelmshütte ein Waldfest, als Sonnwendfeier oder Johannisfest, abgehalten. Dabei spielt die Feuerwehrkapelle und es wird ein Feuerwerk abgebrannt. (vgl. 18. Juli 1907)
29. Juni-20. Juli und 1.-11. September 1907(-1913): Grabungen auf dem Heiligenberg (Ringwälle, Michaelskloster) unter Architekt Baurat Max Wippermann (1850-1921) und Student Ernst Schmidt (Prähistoriker, 1890-1914) im Auftrag der Kommission für Geschichte der Stadt Heidelberg
1. Juli? 1907: Eröffnung des Betriebs der elektrischen Bergbahn Molkenkur-Königstuhl. Gleichzeitig mit der Errichtung der zweiten Sektion stellt man die untere Sektion von Wasserballast auf elektrischen Antrieb um.
18. Juli 1907: Vorstandssitzung des „Gemeinnützigen Vereins Rohrbach“. Dabei wird u.a. beschlossen: „Als Entgelt für unentgeltliche Musikvorträge beim Waldfest seitens der Rohrbacher Feuerwehrkapelle wird die Zahlung von 11 Flaschen Bier auf die Vereinskasse übernommen. Die von dem Vorstand ausgelegten Mk. 10.- für Feuerwerk beim Waldfest werden ebenfalls auf die Vereinskasse übernommen.“ (vgl. 22. Juni 1907)
13.-16. August 1907: Internationaler Physiologenkongreß. Charles Richet (Paris) spricht von „la noble et hospitalière ville d´Heidelberg…Il faudra aussi te quitter, charmante ville d´Heidelberg, avec espérance de nous revoir un jour. Qui sait?“
17. August 1907: die Stadt übernimmt aus dem Nachlaß des Heidelberger Industriellen Ernst Carl Louis Posselt (1838-21. Februar 1907) 148 Gemälde meist holländischer Meister als Stiftung seiner Söhne (heute im Kurpfälzischen Museum) (10. September 1907)
26. August 1907: die Stadt erwirbt das 1906 eröffnete Veth´sche Hallenschwimmbad (Bergheim) nach Konkurs des Bauherrn um 521.000 Mark
27. August 1907: Vorstandssitzung des „Gemeinnützigen Vereins Rohrbach“. Unter TOP 3 steht der Punkt „Zu der Frage, wie weit die Eingemeindung mit Heidelberg ist, wird bestimmt, daß der Gemeinderat ersucht werden soll, dießem Punkt näher zu treten, eventuell beim Stadtrat Heidelberg ersuchend vorzugehen; nachdem Herr Bürgermeister Kaltschmidt mit Oberbürgermeister Wilckens Rücksprache genommen.“ (vgl. 7. Januar 1908)
[31. August 1907: Vertrag von Sankt Petersburg. Gründung der Triple Entente, ein Militärbündnis zwischen dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Russland, Weiterentwicklung der Entente cordiale vom 8. April 1904]
10. September 1907: die Posseltsche Gemäldegalerie wird im ehemaligen Chelius´schen Hause (Hauptstraße 97) vorläufig eröffnet
28. September 1907: Großherzog Friedrich I. von Baden (*9. September 1826) stirbt auf der Mainau
1907-1918: Friedrich II. Großherzog von Baden (1857-1928)
3.-6. Oktober 1907: Streik der Ofen- und Hofarbeiter des städtischen Gaswerks
5. Oktober 1907: in Neuenheim wird ein Kindergarten des Fröbelvereins eröffnet (Schröderstraße 59, dann Lutherstraße 18)
5. Oktober 1907: Trauerfeier für Großherzog Friedrich I. in Heidelberg in der Stadthalle
8. Oktober 1907: der östliche Anbau an die Höhere Töchterschule in der Plöck (an der Stelle des ehemaligen Dominikanerinnenklosters) wird bezogen
15. Oktober 1907: Camilla Jellinek gründet in der Sandgasse 10 ein Kellnerinnenheim
[18. Oktober 1907: Zweite Internationale Friedenskonferenz vom 15. Juni bis 18. Oktober 1907 in Den Haag. Abschluss der Haager Konvention IV (9 Artikel) „betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkriegs“ mit Haager Landkriegsordnung (56 Artikel) als Anlage]
20. Oktober 1907: der Verein zum guten Hirten gründet in der Plankengasse 2 das St. Paulusheim. („Das Haus... sollte als Hauptzweck erfüllen, Mädchen mit ihrem Kinde Aufnahme zu gewähren, so daß sie ihre Mutterpflichten verstehen und üben lernten“ „Oft gelang es auch, die Mädchen mit ihren Familien zu versöhnen“; vgl. 1959)
21. Oktober 1907: Daniel Hartmann findet in der Sandgrube Grafenrain bei Mauer/Elsenz den Unterkiefer des Homo heidelbergensis (ältester menschlicher Skelettteil auf deutschem Boden; Privatmann Rösch schenkt den Unterkiefer der Universität Heidelberg; später werden Knochen dieser Menschenart auch in Frankreich, Spanien und England gefunden)
25. Oktober 1907, vorm. 11 Uhr: akademische Trauerfeier der Universität für Großherzog Friedrich I. im großen Saal des neuen Kollegienhauses (vgl. 1900, 1904)
27. Oktober 1907: akademischer Trauergottesdienst der Universität für Großherzog Friedrich I. in der Peterskirche
Oktober 1907: das Reiterdenkmal für Kaiser Wilhelm I. auf dem Ludwigplatz wird mit Granitpfosten und Stangen eingefriedet (im Juli 1908 wieder beseitigt; vgl. 5. Dezember 1901)
2. November 1907: Eröffnung der Akademischen Lesehalle der Universität Heidelberg mit 600 wissenschaftlichen Zeitschriften (Augustinergasse 15, ehemalige Universitätsbibliothek bzw Traitteursches Haus bzw Jesuitengymnasium) (vgl. 6. Oktober 1929)
[16. November 1907: Oklahoma tritt als 46. Bundesstaat der Union bei]
November 1907: Gründung der Vereins Kellnerinnenheim (vgl. 15. Oktober 1907)
26./27. Dezember 1907: das Gasthaus und Pension zum Siebenmühlental (Mühltalstraße 126) wird durch Feuer zerstört
1907: ein Plan der Stadt Heidelberg, bearbeitet vom städtischen Vermessungsamt, erscheint im Maßstab 1:10.000 (Stand vom 1. Januar 1907)
1907: die 1878 eröffnete Irrenklinik der Universität Heidelberg in Bergheim wird in Psychiatrische Klinik umbenannt
1907: der Jurist Georg Jellinek wird zum ersten jüdischen Rektor der Universität Heidelberg gewählt
1907: die Universität Heidelberg sendet eine Glückwunschadresse zur ersten Jahrhundertfeier der University of Maryland
1907: Geh. Hofrat Buhl vermacht der Universität Heidelberg seine Häuser und Gärten in Heidelberg zur Errichtung eines Erholungsheims sowie Geld („Haus Buhl“)
1907: Ludolf Krehl wird Professor für Innere Medizin in Heidelberg (Nachfolger von Wilhelm Erb) und Leiter der Medizinischen Universitätsklinik (-1931)
1907: Anlage von Lenaustraße und Klausenpfad
1907: Das photographische Atelier Ernst Gottmann wird von der Hauptstraße 100 in die Bienenstraße 6 verlegt. Gottmann wird großherzoglicher Hofphotograph (siehe 1898)
1907: Friedrich und Jean Mappes, Söhne von August Mappes, gründen in der Brückenstraße 47 eine Garage mit Reparaturwerkstätte
1907: 1 Liter Milch kostet in Heidelberg 22 Pfennige
1907: 124.214 Besucher des Schlosses kaufen eine Eintrittskarte zu 10 Pfg, um das Große Faß zu sehen
1907: der 1905 gegründete Gesangsverein Kirchheim gibt sich den Namen MGV Eintracht 1905 Kirchheim
1907: Gründung der Großen Carneval-Gesellschaft Perkeo Heidelberg (1949 wiedergegründet)
1907: Gründung des Vereins Heidelberger Studentinnen
1907?: der Bürgerausschuß genehmigt die Anlage eines Zentralfriedhofs im Gewann Neckarfeld (Neuenheim). Für die gärtnerischen Anlagen wird ein öffentliche Preisausschreiben erlassen.
1907: erste Ausgabe des Romans "Das Deutsche Herz" von Pfarrer Adolf Schmitthenner (†22. Januar 1907 zu Heidelberg)
1907: Freiherr La Roche läßt das Langhaus der aus dem 15. Jahrhundert stammenden evangelischen Kirche Wieblingen abreißen. Chor, Turm und Sakristei bleiben („Schloßkapelle“, "Thaddenkapelle"; vgl. Kreuzkirche; vgl. 1906, 1927)
1907: Asphaltierung der Plöck zwischen Theaterstraße und Diakonissenhaus
1907: auf dem Friedhof Kirchheim wird eine Kapelle erbaut (1921 erweitert)
1907: das Blum´sche Freibad unterhalb der Neuen Brücke wird um ein Frauenbad erweitert
1907: Bau des Wasserturms für den Güter-und Rangierbahnhof am Czernyring
Ende Dezember 1907: die städtische Lesehalle in der Stadthalle wird wegen geringer Nutzung geschlossen
[1907?: in Mannheim wird auf Initiative des Bürgertums eine städtische Handelshochschule gegründet]
[1907-1924?: die Wachenburg oberhalb Weinheim unterhalb des Wachenberges auf ca. 350 m ü. NN. wird vom Weinheimer Senioren-Convent in Erinnerung an die im Krieg von 1870/71 gefallenen Studenten im Stil einer mittelalterlichen Ritterburg als Tagungs- und Begegnungsstätte gebaut]
Schuljahr 1907/1908: an den Heidelberger Volksschulen besuchen „den fakultativen französischen Unterricht...zu Anfang 465 Kinder, die Zahl ging auf 385 [von insgesamt 5565] zurück, obwohl die Eltern einen Revers unterschreiben müssen, im Laufe des Schuljahres ihre Kinder nicht dem Unterricht zu entziehen...Man gelangte dazu, in den oberen Kursen leichte Schriftsteller zu lesen.“ (Chronik der Stadt Heidelberg)
1907/1908: Um- und Erweiterungsbau der Melanchthonkirche in Rohrbach nach den Plänen des evangelischen Kirchenbauinspektors Hermann Behagel
[4. Januar 1908: Abd al Asis (1878-1943), Sultan von Marokko seit 1894, wird von den Würdenträgern des Landes wegen seiner europafreundlichen Politik abgesetzt]
7. Januar 1908: in der Vorstandssitzung des „Gemeinnützigen Vereins Rohrbach“ wird der Austritt des Vorstandsmitgliedes Bürgermeister Heinrich Kaltschmidt aus dem Verein bekannt gegeben (vgl. 27. August 1907)
30. Januar 1908: nach längerer "Mißwirtschaft" der Eheleute Preuß wird der Bierhelder Hof zwangsversteigert. Für 105.000 Mark wird er dem Lehrer Philipp August Bücher zugeschlagen, der seine Rechte aus dem Meistgebot für 120.000 Mark an das Ehepaar Georg Michael Weiß aus Schwetzingen überträgt, unter deren Pflege der Hof bald wieder aufblüht (vgl. Dezember 1906)
29. Februar 1908: nach einem Streik der Gipser werden diese ausgesperrt. Zwischen Arbeitswilligen aus Pforzheim und Ausgesperrten kommt es in Schlierbach zu heftigem Konflikt.
2. März 1908 (Rosenmontag): Brand des Heidelberger Rathauses. Teile des Stadtarchivs verbrennen. Dach und Turm der Heiliggeistkirche sind bedroht. (vgl. 8. März 1884) https://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/km/kdm/08/02b.htm
1908: das Poppsche Haus (südlicher Anbau ans Rathaus) wird abgerissen (vgl. 1914)
1908: Restaurierung der Fassade des „Ritter“ („So macht die heutige Fassade durchaus den Eindruck der Echtheit“, Chronik der Stadt Heidelberg)
31. März 1908: Prinz Max von Baden besucht das restaurierte Gasthaus Zum Ritter in Heidelberg
3. April 1908: im Arbeitskampf der Gipser kommt es zur Einigung
10. April 1908: Gründung der Heidelberger Vereinigung von Aquarien- und Terrarien-Freunden
19./20. April 1908 (Ostern): Wettkampf zwischen zwei Heidelberger Fußballklubs (Heidelberg-Neuenheim und Ruderklub) und der Pariser Mannschaft Association sportive française (1000 Zuschauer, Gewinner: Heidelberg-Neuenheim und Ruderklub)
[26./27. April 1908: 1. Psychoanalytischer Kongress in Salzburg]
April 1908: der Handschuhsheimer Schlosser Jakob Rück eröffnet in der Dossenheimer Landstraße eine Schlosserwerkstatt (seit 1988 „Metallbau-Schell“)
11. Mai 1908: Fabrikbesitzer Julian Reis teilt dem Bezirksamt den Entschluß zum Weggang seiner Kunstwollefabrik in der Römerstraße (Bergheim) mit und klagt darüber, “dass unserem Werke, das eine führende Stellung in der Textilindustrie in Europa einnimmt, fast bei jeder Gelegenheit Schwierigkeiten bereitet werden, die einen geregelten Geschäftsbetrieb ungeheuer erschweren. (…) Dies ist auch der Grund, warum wir es vorziehen, unser Werk von Heidelberg wegzulegen, da unter den hier herrschenden industriefeindlichen Verhältnissen ein Fortarbeiten unmöglich ist.”
26. Mai 1908: Eröffnung der Städtischen Kunst- und Alterthümersammlung zur Geschichte Heidelbergs und der Kurpfalz im ehemaligen Chelius´schen Hause (Hauptstraße 97) in Gegenwart IKH des Großherzogs und der Großherzogin Friedrich II [Hilda] (1921: „Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg“)
[15. Mai 1908: Reichsvereinsgesetz. Frauen wird erlaubt, politischen Vereinen oder Parteien beizutreten]
14. Juni 1908: Grundsteinlegung für die evangelische Kirche Handschuhsheim. Die 1910 so benannte Friedenskirche wird 1908- 1910 unter der Leitung des Großherzoglichen Oberbaurats Hermann Behagel im Gräflich Helmstattschen Garten erbaut.
20. Juni 1908: Feier des 50jährigen Jubiläums der Gewerbebank
[30. Juni 1908: ein Steinmeteorit explodiert über dem Fluß Steinige Tunguska/Sibirien]
2. Juli 1908?: Großherzog Friedrich II. von Baden zieht mit seiner Gemahlin feierlich in Heidelberg ein. Empfang im Rathaus
4. Juli 1908: Einweihung des Neubaus am Rohrbacher Schlößchen
9. Juli 1908: Großherzogs-Geburtstag
25. Juli 1908: Besuch des Brooklyner Männergesangsvereins Arion in Heidelberg (vgl. 25. Juli 1892, 26. Juni 1914)
[Juli 1908: 2. Prager Slawenkongreß]
1. August 1908: das Robert-Bunsen-Denkmal des Bildhauers Hermann Volz (Karlsruhe) in der Leopoldstraße wird eingeweiht (vgl. 1961). Das Wetterhäuschen und das Schweizer Milchkurhäuschen (Leopoldstraße in Höhe der Märzgasse), muß zugunsten des Bunsendenkmals weichen.
1. August 1908: Eröffnung des städtischen Sekretariats für Volksbildungswesen (Georg Zink)
[5. August 1908: das Luftschiff LZ 4 des Grafen Ferdinand von Zeppelin, das am Tag zuvor Mannheim passiert hat, wird in Echterdingen durch Brand zerstört]
17. August 1908: der Lehrer und Archäologe Karl Pfaff stirbt (am 20. August 1908 begraben)
August 1908: „Wunder von Echterdingen“ in Friedrichshafen. Eine Sturmbö reißt das Luftschiff LZ 4 (= Luftschiff Zeppelin Nr. 4) nach der Landung aus der Verankerung, sodass es in einen Baum getrieben wird, wo es Feuer fängt und vollständig verbrennt. (Folge: 6 Mio. RM "Zeppelinspende des deutschen Volkes“)
31. August–5. September 1908: III. Internationaler Kongreß für Philosophie in Heidelberg [anwesend u.a. Ludwig Klages, Benedetto Croce, Ernst Troeltsch, Otto Meyerhof, Leonard Nelson, Emile Boutroux, Wilhelm Windelband]
2. September 1908: Feier des 38. Tags von Sedan „an dem diesmal Zapfenstreich und Glockengeläute unterlassen wurde, ist doch immer Ausländern schwer klar zu machen, daß wir den Tag nicht mehr zur Erinnerung an den großen Siegestag, sondern als Tag der Reichsgründung begehen, die an jenem Tage gesichert war.“ (Chronik der Stadt Heidelberg 1907-1910)
Spätsommer 1908: Der auf Handschuhsheimer Gemarkung liegende Teil der Werderstraße wird in Zeppelinstraße umbenannt
[16. September 1908: Österreich und Russland vereinbaren auf Schloss Buchlau in Böhmen, daß Österreich Bosnien und Herzegowina erhalten, Russland im Gegenzug die freie Durchfahrt durch den Bosporus und die Dardanellen gewinnen soll]
[September 1908: der russische Ministerrat beschließt eine Drei-Prozent-Quote für jüdische Studienanwärter]
[5. Oktober 1908 Österreich-Ungarn annektiert Bosnien-Herzegowina]
[15. Oktober 1908: Badisches Ortsstraßengesetz (vgl. 20. Februar 1868, 26. Juni 1890)] http://dlib-pr.mpier.mpg.de/m/kleioc
22. Oktober 1908: Eröffnung der städtischen Schulzahnklinik (Bergheimer Straße 24)
[28. Oktober 1908: die Veröffentlichung eines Gesprächs des britischen Obersten Edward James Stuart Wortley mit dem deutschen Kaiser Wilhelm II. im Daily Telegraph sorgte für Empörung in der britischen und deutschen Öffentlichkeit]
12. Dezember 1908?: Beginn des Rohbaus der evangelischen Bergkirche in Schlierbach (vgl. 9. Mai 1909)
13. Dezember 1908: Brand des Schloßparkhotel (Schloß-Wolfsbrunnenweg 12 bzw. Molkenkurweg 1, 1890 eröffnet)
22. Dezember 1908: in Heidelberg gibt es 134 Arbeitslose, darunter eine Frau
[28. Dezember 1908: Erdbeben in Messina und Kalabrien mit 10 Meter hoher Flutwelle]
30. Dezember 1908: unter Oberbürgermeister Wilckens bildet sich ein Ausschuß, um Messina Hilfe zu bringen. Für die Opfer der Katastrophe werden 6407 Mark aufgebracht.
1908: die Anfang 18. Jahrhundert errichtete St. Johanneskirche in Neuenheim wird bis auf Turm und Altarraum zerstört. Der bis 1856 genutzte Friedhof wird zum Marktplatz umgewandelt.
1908: durch den Ausbau der Mönchhofstraße verschwindet der historische Mönchhof (Neuenheim). Er gleicht „einer öden verfallenen Ruine oder einem Schutthaufen“ (Chronik der Stadt Heidelberg 1907-1910)
1908: Eröffnung der Lehrerinnenbildungsanstalt (Plöck)
1908: Eröffnung der Hautklinik (Bergheim)
1908: die Strickwarenfabrik Amalie Müller wird in Handschuhsheim ansässig
1908: Christian Pfersdorf (1871-1961) eröffnet in der Hauptstraße ein Salamander-Spezialhaus (vgl. 1898, 1933)
1908: Einweihung des Liselotteplatzes mit Gedenkstein am Philosophenweg durch den Gemeinnützigen Verein. Inschrift: "Liselotte-Platz / Zur Erinnerung an / Elisabeth Charlotte / die Pfälzer Liselotte / Pfalzgräfin bei Rhein Herzogin v. Orléans / geb. in Heidelberg 27. Mai 1652 / gest. in St. Cloud 8. Dezember 1722 / Errichtet vom Gemeinnützigen Verein 1908"
1908: Errichtung eines Denksteins durch den Gemeinnützigen Verein an der Molkenkur, der die Inschrift trägt: „Hier stand / das alte Heidelberger Schloß / urkundlich zum ersten Mal erwähnt / im Jahre 1225 / als die „obere Burg“ im Jahre 1303 / Durch Blitzschlag zerstört / am 25. April 1537“
1908: Inbetriebnahme des Trinkwasserbehälters auf der Molkenkur
1908: im Blum´schen Freibad unterhalb der Neuen Brücke baden 82.967 Personen, davon 59.492 männliche
1908: Gründung des Evangelischen Posaunenchor Wieblingen
1908: 50jähriges Stiftungsfest der Liedertafel
1908: Carl Hof übernimmt die Hofapotheke (Hauptstraße/Ecke Sophienstraße)
1908: Hans Breuers Zupfgeigenhansel erscheint in Leipzig
1908: der Wasserturm (40 m hoch; mit Pumpwerk und Wärterhaus) des damaligen Wasserversorgungsverbandes „Neckargruppe“ am Ergelweg in Wieblingen an der Gemarkungsgrenze zu Edingen wird gebaut (zur Wasserversorgung von Wieblingen, Friedrichsfeld und Edingen, bis 1927 auch Grenzhof, ab 1914 auch Neckarhausen; 1970 außer Betrieb)
1908: der Berliner Philosoph Georg Simmel kann einen Ruf an die Universität Heidelberg aufgrund eines antisemitischen Gutachtens des Historikers Dietrich Schäfer, trotz der Fürsprache von Max Weber, nicht annehmen
1908: Erweiterung des Schulhauses in der Schafgasse in Kirchheim (vgl. 1603, 1766, 1816, 1830, 1867, 1886)
1908: das Wetterhäuschen und das Schweizer Milchkurhäuschen (Leopoldstraße in Höhe der Märzgasse), muß zugunsten des Bunsendenkmals weichen
[1908: Gründung des Museumsverein Bensheim (1934 aufgelöst)]
[1908: den Frauen wird das Studium in Preußen allgemein erlaubt]
[1908: der schwedische Physiker und Chemiker Svante August Arrhenius (1859-1927) sagt erstmals – wegen des Ausstoßes von Kohlendioxid durch die Zivilisation – eine globale Erwärmung voraus]
1908-1911: der um 1896 gegründete „Gemeinnützige Verein Rohrbach“ (GVR) läßt insgesamt fünf Wegweiser-Steine im Rohrbacher Wald setzen. In diese Steine werden als Kennzeichnung ihres Stifters die Buchstaben "GVR"eingraviert.
1909: Beginn der Bauarbeiten für den neuen Hauptbahnhof (vgl. 1955)
15. Januar 1909: Eröffnung eines städtischen Wohnungsbüros in der Bienenstraße 12
[9. Februar 1909: Frankreich und Deutschland legen auf einer Konferenz die politische Vorrangstellung Frankreichs unter Anerkennung der Souveränität Marokkos bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Gleichberechtigung aller übrigen Mächte fest]
15./19. Februar/13. Mai 1909: Teilwahl der Stadtverordneten
11. März 1909: Wahl des Stadtrats
28. März 1909: König Georg von Sachsen besucht Stadt, Schloß und Universitätsbibliothek
[März 1909: „Die meisten Konflikte, welche die Welt im Laufe der letzten Jahrzehnte gesehen hat, sind nicht hervorgerufen worden durch fürstliche Ambitionen oder ministerielle Umtriebe, sondern durch leidenschaftliche Erregung der öffentlichen Meinung, die durch Presse und Parlament die Exekutive mit sich fort riß“ (RK Bernhard von Bülow vor dem Reichstag)]
15. April 1909: Abiturienten der Oberrealschule gründen im Gasthaus Krone (Neuenheim) den Hockey Club Heidelberg, Verein ehemaliger Oberrealschüler
20. April 1909: eine Abteilung der Baden-Powell`schen Boy Scouts aus London besucht Heidelberg (Führer: Archibald Kyle) und kocht mit deutschen Kameraden am Hohlen Kästenbaum ab
[22. April 1909: der Industrielle Karl Lanz und der Ingenieur Johann Schütte gründen in Mannheim-Rheinau die Firma Luftschiffbau Schütte-Lanz. Die Abteilung Flugzeugbau wird im Frühjahr 1916 vom Hauptwerk in Rheinau nach Zeesen umgesiedelt. Die Luftschiffbau Schütte-Lanz wird Mitte 1925 aufgelöst (vgl. 28. Februar 1914)]
1. Mai 1909: Gründung einer Sektion Heidelberg des Vogesenklubs
1. Mai 1909: Eröffnung der SEG-Verbindung von Käfertal über Wallstadt nach Heddesheim
[1. Mai 1909?: Staatsbesuch des englischen Königs Edwards VII. in Frankreich]
9. Mai 1909: Grundsteinlegung für die evangelische Bergkirche in Schlierbach (vgl. 12. 12. 1908)
19. Mai 1909: der Lohnkutscher Franz Rammel stellt die erste Automobildroschke vor dem Bahnhof auf
22. Mai 1909: Gründung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Stiftung Heinrich Lanz). Dr. Karl Lanz, Sohn von Heinrich Lanz, stiftet eine Million Mark.
26. Mai 1909: der Bürgerausschuß beschließt, in den Gewannen Oberes und Unteres Neckarfeld Gelände für den geplanten Zentralfriedhof anzukaufen (Architekt: Fritz Haller, Anpflanzungen: Gartenbaudirektor Karl Diebolder). Die Eröffnung wird für 1917 in Aussicht gestellt (vgl. 1934).
5. Juni 1909: Eröffnung des „Walderholungsheims“ für Kinder Unter der Schanz unter Leitung des Kinderarztes Dr. Walther Hoffmann (*1877, wohnt Bunsenstrße 10)
[14. Juni 1909: Entlassung RK Bernhard von Bülows nach dem Scheitern der Reichsfinanzreform (vgl. 28. Oktober 1908) https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BClow-Block#Reichsfinanzreform_und_Ende_des_Blockes]
24. Juni 1909: Beginn der Bohrungen zum Königstuhltunnel auf der Westseite am Steigerweg (Strecke Heidelberg Rangierbahnhof bzw. neuer Hauptbahnhof - Heidelberg-Karlstor, gebaut von Ph. Holzmann AG, Frankfurt, Bauleiter: Oberbauinspektor Maas; ab 1914 in Betrieb, zunächst nur Güterverkehr)
Juni 1909: Eröffnung einer Musik-Akademie unter Leitung des Pianisten Otto Voß
Sommer 1909: das St. Paulusheim in der Plankengasse 2 beherbergt 110 erwachsene Schützlinge, davon 23 evangelische
Sommer 1909: Aufführung des Florian Geyer von Gerhart Hauptmann beim Sommerfest der Heidelberger Pachantey des Wandervogel auf dem Dilsberg (vgl. 1912)
1.-3. Juli 1909: das badische Großherzogspaar besucht die Stadt Heidelberg
3. Juli 1909 (Tag von Königgrätz): Eröffnungssitzung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Stiftung Heinrich Lanz, in der Aula der Universität in Anwesenheit des Großherzogs. - Das großherzogliche Paar besucht auch das Lehrerseminar (Keplerstraße 85; vgl. 29. Juni 1905, 3. Juli 1909, 2. Oktober 1909)
7. Juli 1909: Beginn der Bohrungen zum Königstuhltunnel auf der Ostseite (vgl. 24. Juni 1909)
Juli 1909: Gründung eines Patronatsvereins des Konservatoriums der Musik
Juli 1909: der Verein für Volkskunde gliedert sich als Abteilung Volkskunde in die Badische Heimat ein
31. Juli 1909, 12.35h: Graf Zeppelin passiert auf der Fahrt von Friedrichshafen nach Frankfurt mit dem Reichsluftschiff „Z II“ zum ersten Mal Heidelberg
16. August-1. November 1909: Streik der Schreinergesellen
7.-10. August 1909: [Oberrheinisches] Kreisturnfest des X. deutschen Turnkreises mit 12.000 Turnern in Heidelberg
19. August 1909: Gedenkfeier 100 Jahre Karl Christian Gottfried Nadler
12. September 1909: die streikenden Schreinergesellen werden ausgesperrt
[20. September 1909: im Figaro erscheint das Manifesto futurista des italienischen Dichters F. T. Marietti]
September 1909: Wiederentdeckung des Halleyschen Kometen durch den Heidelberger Astronomen Max Wolf (1863-1932)
2. Oktober 1909: Einweihung des großherzoglichen Lehrerseminars (Keplerstraße)
3./4. Oktober 1909: 29. o. Parteitag der Deutschen Volkspartei in der Harmonie und in der Stadthalle
4. Oktober 1909: Vollendung des Neubaus des Amtsgefängnisses östlich des alten von 1847-1848 („Die Zellen sind zweckmäßig und praktisch eingerichtet“, Chronik der Stadt Heidelberg) (seit 1985 unter Denkmalschutz; vgl. 1982, 2015)
21./30. Oktober 1909: Landtagswahlen. Prof. Rupert Rohrhurst (nationalliberal) als Abgeordneter von Heidelberg-Stadt gewählt
15. November 1909: Baubeginn der Straßenbahnstrecke nach Kirchheim ab Rohrbach Markt
10. November 1909: Gedenkfeier 150 Jahre Friedrich Schiller
29. November 1909: Einweihung der katholischen Kirche St. Peter in Kirchheim. Seither ist Kirchheim Sitz einer katholischen Pfarrei.
1. Dezember 1909: Geistl. Rat Franz Sales Grießbaum (1877-1959) erster katholischer Seelsorger in der Pfarrkuratie St. Peter Kirchheim (bis 1950)
15. Dezember 1909: Beginn der Arbeiten im Siebenmühlental, das Quellwasser zur Versorgung des rechten Neckarufers zu fassen
Dezember 1909: Die Kaiserglocke der St.-Vitus-Kirche Handschuhsheim wird in die Friedenskirche überführt. Glockenweihe der Friedenskirche) (vgl. November 1872, 8. April 1917, 4. Juli 1920, 20. Februar 1942)
Dezember 1909: Gründung der Mannheimer Vorortbahnen und Elektrizitätswerke (später OEG AG)
1909: Richard Weissbach gründet die Akademische Gesellschaft für Dramatik
1909: Gründung der Vereinigung der Honorarprofessoren, a.o. Professoren und Privatdozenten der Universität Heidelberg (Vorstand: Gustav Radbruch, Edgar Jaffé et al.)
1909: Cromartie Sutherland-Leveson-Gower, 22nd Earl of Sutherland, 4th Duke of Sutherland, schenkt der Stadt Heidelberg das Ölgemälde von Jacques Fouquieres, Der Wundergarten (1616/1618, heute Kurpfälzisches Museum)
1909: Einweihung des Westflügels des Schulhauses in der Vangerowstraße (später: Wilckensschule, Architekt: Stadtbaumeister Otto Ehrmann; 1910 in Gebrauch genommen)
1909: die Hintergasse (Neuenheim) wird in Bleichstraße umbenannt
1909: eine neu projektierte Straße zwischen Römerstraße und Kirchheimer Weg wird (nach Johann Peter Hebel) Hebel-Straße genannt
1909: der Valerieweg wird instandgesetzt
1909: die Fassade der St. Annakapelle (Plöck) wird restauriert
1909: Gründung des Vereins weiblicher Bühnenangehöriger. Er verfolgt den Zweck, Künstlerinnen für wenig Geld die ihnen notwendige Theatergarderobe zu verschaffen.
1909: Heidelberg hat 49.527 Einwohner und 10.791 Haushalte
1909: Bildhauer Jean Steinel (München) schenkt der Universität Heidelberg eine von ihm geschaffene Marmorbüste Karl Zangemeisters, die im Treppenhaus der Universitätsbibliothek Aufstellung findet
1909: Errichtung einer Schutzhütte durch den Gemeinnützigen Verein am Hohlen Kästenbaum (Neubau 1935)
1909: Gründung des (evangelischen) Versorgungshauses Handschuhsheim (Burgstraße 12; siehe auch 1914) (Pfarrer Hermann Gilg: „Es hat die Aufgabe, ledigen Mädchen, die erstmals Mutter werden, eine Zufluchtsstätte zu bieten, sie vor tieferem Sinken zu bewahren und sie wieder auf den Weg einer pflichttreuen Lebensführung zurückzuleiten“)
1909: Theodor Autz (†1949) und Julius Herrmann (†1962) gründen eine Schlosserei und mechanische Werkstätte in der Hauptstraße (jetzt Autz & Herrmann KG; vgl. 1917: Erwerb der Zinkornamente-Fabrik Schöneberger)
1909: der „alte Tierschutzverein“ (von 1898) errichtet das erste Tierheim in Heidelberg
1909: die Rottmannstraße wird auf dem verbreiterten Bahndamm der Dampfeisenbahn Heidelberg-Weinheim angelegt (am 7. Juli 1912 dem Verkehr übergeben)
1909: die Stadt Heidelberg ersteigert die Leitzemühle (Mühltalstraße Nr. 91) (vgl. 2. November 1906)
1909-1923: Planung einer Bergbahn der HSB auf den Heiligenberg (Talstation an der Alten Brücke, im Bereich des Schlangenweges hinauf, Querung des Philosophenwegs, Bergstation auf der vorderen Kuppe)
[1909: erstes Kraftfahrgesetz für das deutsche Reich. Ab 1910 gilt für Fahrzeuge bis 5,5 Tonnen innerorts ein Tempolimit von 15 km/h (vgl. 1. März 1923)]
[1909: "Umwelt und Innenwelt der Tiere" von Jakob Johann Baron von Uexküll erscheint in Berlin]
[1909: Guglielmo Marconi (1874-1937) bekommt für seine praktischen Arbeiten im Bereich der Funktelegrafie gemeinsam mit Ferdinand Braun, der die theoretischen Grundlagen dazu erarbeitete, den Nobelpreis für Physik]
1909-1923: Karl Philipp Jolly (1857-1923) Leiter des Bezirksamts Heidelberg
[1909: Gründung des Vereins Badische Heimat in Freiburg]
[1909: Fritz Haber und Carl Bosch entwickeln die großtechnische Ammoniaksynthese]
[1909-Juli 1917: Theobald von Bethmann Hollweg Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident]
15. Januar 1910: Oberbürgermeister Dr. Karl Wilckens feiert die 25. Wiederkehr des Tages, an dem er in den Dienst der Stadt getreten war
[28. Januar 1910: Wasserstand der Seine in Paris: 8,62 m]
29. Januar 1910: Rudolf Steiner spricht in der Theosophischen Gesellschaft Heidelberg über „Erkenntnis und Unsterblichkeit“
14. Februar 1910: Festzug von der alten Schule Schlierbach (Schlierbacher Landstraße 130) zum Rohbau der evangelischen Bergkirche zur Glockenweihe (vgl. 10. Juli 1910)
19. Februar 1910: Eröffnung der elektrischen Straßenbahnlinie Rohrbach/Markt - Kirchheim/Rathaus (Bauzeit 3 Monate, Streckenverlauf: Markt in Rohrbach, Heinrich-Fuchs-Straße, Bürgerbrücke, Bürger-, Hagellach-, Odenwald- und Schwetzinger Straße, Endhaltestelle am Kirchheimer Rathaus; ab 1913: "Linie 6", bis 1948 zum Hauptbahnhof; 1972 stillgelegt) (Die Fuchssche Waggonfabrik bekommt einen Meterspur-Gleisanschluß) (vgl. 15. November 1909)
24. Februar 1910: Baubeschluß für die Straßenbahn-Strecke Karlstor-Schlierbach (Eröffnung: 31. Oktober/1. November 1910)
5. März 1910: Fabrikbesitzer Julian Reis schreibt an Bürgermeister Walz: “Ich beehre mich, Ihnen mitzuteilen, daß nach heute abgeschlossenen Verträgen die Firma Gebrüder Reis G.m.b.H. an die Firma Vogel & Schnurmann G.m.b.H. in Karlsruhe übergeht. ... Die Beamten und Arbeiter werden, soweit sie nicht nach Karlsruhe übernommen werden, zum 30. Juni entlassen.” (betrifft die Kunstwollefabrik in der Römerstraße Bergheim)
9. März 1910: General William Booth spricht in den Räumen der Heilsarmee Heidelberg über „Die Heilsarmee und das Geheimnis ihrer Erfolge“
5. April 1910: die neu gegründete OG Heidelberg des Vereins für Frauenstimmrecht hält ihre erste Versammlung ab
10. April 1910: Gründung des katholischen Volksvereins in Kirchheim
30. April 1910: Genehmigung der elektrischen Straßenbahn Karlstor-Schlierbach (Eröffnung: 31. Oktober/1. November 1910)
11. Mai 1910: die evangelische Kirche Handschuhsheim erhält den Namen Friedenskirche
18. Mai 1910: Kometenfest auf Stift Neuburg
18./19. Mai 1910: größte Annäherung des Halleyschen Kometen an die Erde
26. Mai 1910: erste Fronleichnamsprozession in Kirchheim
Mai 1910: 6. Sängerfest der badischen Arbeitergesangsvereine in Heidelberg (5000 Sänger, sie werden von der Stadtverwaltung nicht willkommen geheißen)
8. Juni 1910: Erlaß einer städtischen Bauordnung. Sie verbietet alle „Bauten, welche das Gesamtbild der Schloßruine, sowie die landschaftliche Schönheit des Neckartals beeinträchtigen“. Für das Gebiet des Heiligenbergs wird ein Sperrbezirk festgelegt (vgl. 1862, 1889, 1893)
9. Juni 1910: Beginn des Baus des elektrischen Personenaufzugs auf den Königstuhlturm (Inbetriebnahme 1. April 1911)
28. Juni 1910: Eduard Bernstein (1850-1932) spricht in der Freien Studentenschaft Heidelberg über „Lassalle und Proudhon“
29. Juni 1910: Einweihung der Friedenskirche (Architekt Hermann Behaghel) in Handschuhsheim in Anwesenheit IKH des Großherzogs Friedrich II. von Baden und der Großherzogin Hilda. Festessen im Saale des „Bach-Lenz“ (pr. Fl. Handschuhsheimer Steinberg Riesling 1.50 Mk., 1 Fl. Mineralwasser 0.35 Mk.) - Im Rahmen des Heidelberg-Besuchs kommt das Großherzogspaar Friedrich II und Hilda auch nach Rohrbach. Besuch der renovierten Melanchthonkirche. Vor dem Genesungsheim hält Bürgermeister Heinrich Kaltschmidt eine Begrüßungsansprache. Frl. Anna Liebhold (Tochter des Zigarrenfabrikanten Liebhold) trägt ein Gedicht „In Treue fest“ vor. Bei der Rückfahrt zum Bahnhof überreichen am „Rohrbacher Kreuz“ 21 „Töchter der Villenkolonie Rohrbach“ dem Paar einen Blumenstrauß.
10. Juli 1910: Einweihung der evangelischen Bergkirche in Schlierbach (Festpredigt: Stadtpfarrer Walter Götz)
11. Juni 1910: Wohltätigkeits-Fest des Frauen-Vereins vom Roten Kreuz für die Kolonien, Abt. Heidelberg, im großen Saal der Stadthalle (Lebende Bilder, Darstellungen von Engeln nach Werken alter Meister mit musikalischer Begleitung ...)
15. Juli 1910: Gründung der Corps-Suevia-Stiftung anläßlich des 100jährigen Stiftungsfestes des Corps. Das Zinsenerträgnis von je 2 Jahren soll als Ehrenpreis für eine Arbeit aus dem Gebiet der Geschichte der Universität Heidelberg oder der badischen Landesgeschichte oder der deutschen Geschichte seit 1813 von seiten eines Studierenden der Universität Heidelberg verwendet werden (siehe auch: 1912, 1917)
16.-19. Juli 1910: Hauptversammlung des Flottenbunds deutscher Frauen in Heidelberg
17. Juli 1910: ein Wolkenbruch verursacht Schäden am Schloßberg
10. September 1910: Gründungsversammlung des Heidelberger Mietervereins
15. September 1910: Beginn des Erscheinens der Heidelberger Neuesten Nachrichten (entstanden aus dem Heidelberger Anzeiger; bis 31. 8. 1944)
[26. September 1910: Änderung des Gemeinde-Wahlgesetzes]
5.-10. Oktober 1910: IX. Generalversammlung des Bundes deutscher Frauenvereine in Heidelberg. Im Auftrag des badischen Innenministers spricht zur Begrüßung Regierungsrat Jolly.
22. Oktober 1910: Eröffnung des Neubaus des Gasthauses „Zum Schiff“ in Neuenheim
29. Oktober 1910: Durchschlag des 2487 m langen Königstuhl-Eisenbahntunnels in Anwesenheit des badischen Eisenbahnministers Freiherrn von Marschall (1912 betriebsbereit)
31. Oktober/ 1. November 1910: Eröffnung der (eingleisigen) elektrischen Straßenbahn durch das Karlstor zum Bahnhof Schlierbach
Dezember 1910: die elektrische Straßenbahnlinie Bahnhof Schwetzingen-Ketsch wird eröffnet (vgl. 1. Mai 1923, 31. März 1938)
1910: Errichtung eines 68 m hohen Schornsteins für das Elektrizitätswerk
1910: Bau eines Elektrizitätswerks beim Kohlhofhotel
1910: Abriß des Prestinarischen Hauses (Schlierbacher Landstraße 3). Das Wegkreuz von 1788 vor dem Haus wird an die Schlierbacher Landstraße/Abzweig Wolfsbrunnensteige versetzt.
1910: Abriß der Brauerei Kraus (Hauptstraße 37)
1910: Der Biochemiker Albrecht Kossel erhält (als erster Heidelberger) den Nobelpreis für Medizin für seine Arbeiten über Proteine und Nukleinsäuren
1910: Cromartie Sutherland-Leveson-Gower, 22nd Earl of Sutherland, 4th Duke of Sutherland, wird Ehrenbürger der Stadt Heidelberg
1910: die Schützenvereinigung 1910/25 Alt Handschuhsheim wird gegründet
1910: die Fußballabteilung des TSV Handschuhsheim wird gegründet
1910: die Vereinigung für Heimatschutz wird gegründet
1910: im Bachlenz Handschuhsheim wird ein Tanzsaal gebaut (vgl. 10. November 1945)
1910: der Handschuhsheimer Mühlbach wird von der Amselgasse bis zur Tiefburg eingedolt (vgl. 1905, 1967). - Die Fischzuchtanstalt von Friedrich Dill im Mühltal wird an die Stadt Heidelberg verkauft. Nach Einebnen der Fischteiche wird das Gelände als Spiel- und Turnplatz genutzt (siehe auch 1888)
1910: Hermann Ranke legt die Grundlage für die Lehrsammlung des Seminars für Ägyptologie der Universität Heidelberg (Gründung des Seminars für Ägyptologie)
1910: der Sprachwissenschaftler Friedrich Christian Leonhard Bartholomae (1855-1925) gründet das Seminar für vergleichende Sprachwissenschaft
1910: Gründung der Fußballgesellschaft Kirchheim (im „Lamm“)
1910: Mittlere Jahrestemperatur in Heidelberg: 10,5°C
1910: der westliche Trakt des Palais von Leoprechting (Hauptstraße 78, 1736 erbaut) wird zerstört
1910: in Heidelberg leben 52 geschiedene Männer und 112 geschiedene Frauen (nach Adreßbuch 1912)
1910: in Heidelberg gibt es folgende Wohnungsnachweise:
Städtisches Verkehrsbüro, Hauptstraße 195
des Grund- und Hausbesitzervereins, Hauptstraße 64/66
des Vereins Alt-Heidelberg, Hauptstraße 200
des Vereins West-Heidelberg, Bergheimer Straße 7
des Vereins Neuenheim, Brückenstraße 28
im Stadtteil Handschuhsheim, Mühltalstraße 43
(Heidelberg
um 1910, Ausschnitt)
1910-1911: Bau des Frauenvereinsheim (Marie-Luisen-Heim, Bienenstraße 2, Architekt: Franz Sales Kuhn)
1910-1913: Graf Raban von Helmstatt läßt die 1674 zerstörte (seit dem 19. Jahrhundert so genannte) Tiefburg in Handschuhsheim (13./14. Jahrhundert) renovieren und teilweise wiederaufbauen (Aufmauerung des Zinnenkranzes; vgl. 30. Juli 1906)
1910-1929: Hermann Gilg (1869-1941) Pfarrer an der Friedenskirche Handschuhsheim
[14. Januar 1911: die Deutsche Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie (DEBEG) wird gegründet]
6. Februar 1911: die Theaterkommission wählt Herrn Meißner aus Halberstadt zum Theaterdirektor
15. Februar 1911: Dr. Hans Kampfmeyer (Karlsruhe) spricht im „Verein für Heimatschutz“ über „Heimatschutz und Gartenstadt“
20. Februar 1911: im Königstuhltunnel ereignet sich durch einbrechendes Gestein der erste tödliche Unfall
21. Februar 1911: der Stadtrat stimmt dem Projekt der Straßenbahngesellschaft wegen Fortführung der Straßenbahn nach Handschuhsheim zu (vgl. 26. [30.] April 1904)
21. Februar 1911: aus Bonape (Karolinen) kommt die Trauerkunde, daß der Leutnant zur See Otto Erhard aus Heidelberg bei Erstürmung des Lagers der Dschokatsch-Insulaner gefallen ist
Februar 1911: Gründung des Arbeitergesangsverein Ziegelhausen in der Gaststätte „Zum Neckartal“ (1933 verboten, 1946 wieder zugelassen)
10. März 1911: Gründung des Vereins zur Förderung des Fremdenverkehrs für Heidelberg und Umgebung e.V. (im Saal des Kaufmännischen Vereins, Hauptstraße 77)
24. März 1911(?): 75jährige Jubelfeier der Oberrealschule
1?. April 1911: Inbetriebnahme des elektrischen Aufzugs zum Königstuhlturm
3. April 1911: hundertjähriges Bestehen der städtischen (Graimbergschen) Sammlungen
25. April 1911: Beginn des Sommersemesters der Universität Heidelberg. 2450 Immatrikulationen, 160 Hörer
26. April 1911: Vorlesung Heinrich Manns in der Akademischen Gesellschaft für Dramatik
26. April 1911: an der von Maria Gräfin von Graimberg im Palais Graimberg (Kornmarkt 5) gegründeten zweiten katholischen sozialen Frauenschule Deutschlands beginnt der Unterricht (später FHS für Sozialarbeit, bis 1971 als Höhere Fachschule für Sozialarbeit in der Trägerschaft des Deutschen Caritasverbands, von 1971 bis zu ihrer Auflösung 1979 als Abteilung Heidelberg in die Katholische Fachhochschule Freiburg integriert)
3. Mai 1911: Gründung einer Trinkerfürsorgestelle Heidelberg
11.-14. Mai 1911: Tagung und 50jähriges Jubiläum des in Heidelberg gegründeten Deutschen Handelstages im ehemaligen Museumsgebäude in Gegenwart des Großherzogs, des Reichskanzlers etc.
[21. Mai 1911: französische Truppen marschieren nach Marokko ein und besetzen Fès und Rabat. Der Schritt wird mit einem Hilferuf des Sultans Mulai Abd al-Hafiz begründet, der durch Aufstände von Berberstämmen in Bedrängnis geraten ist. Frankreich nutzt daraufhin seine selbstgewählte Rolle als Schutzmacht für die in Marokko lebenden Europäer als Vorwand, um mit Truppen bis tief ins Landesinnere vorzudringen. Nach Einmarsch der französischen Truppen dementiert der Sultan, um Hilfe gebeten zu haben. (vgl. 1909)]
2.-11. Juni 1911: Heidelberger Pfingstwoche des Vereins zur Förderung des Fremdenverkehrs
25. Juni 1911: Gründung der Fußballgesellschaft Union 1911 in der Gaststätte „Kriegskurve“ (Weststadt)
[1. Juli 1911: Entsendung des deutschen Kanonenboots Panther nach Agadir, nachdem französische Truppen Fès und Rabat besetzt hatten („Panthersprung“), mündet in die zweite Marokko-Krise. Ziel der deutschen Aktion ist die Abtretung von Kolonialgebieten Frankreichs (Französisch-Kongo) an das Deutsche Reich als Gegenleistung für die Akzeptanz der französischen Herrschaft über Marokko]
4. Juli 1911: Blumenbootkorso des Vereins zur Förderung des Fremdenverkehrs
8. Juli 1911: Gründung der Oberrheinischen Eisenbahn Gesellschaft (OEG) als gemischtwirtschaftliches Unternehmen (Eintrag ins Handelsregister am 29. Juli 1911). Diese übernimmt die Nebenbahn Wieblingen-Schriesheim der SEG (Ausbau nach Weinheim bis 1914; vgl. 1890; Dezember 1909), die Straßenbahn Schwetzingen-Ketsch, sowie zwei Kraftwerke in Ladenburg und Rheinau. Das Aktienkapital hält hauptsächlich die Stadt Mannheim (51 %) und die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft (26 %). Der Rest entfällt auf drei weitere Anteilseigner.
13. Juli 1911: der in Heidelberg aufgestiegene Ballon „Zähringen“ landet unmittelbar vor Paris
15. Juli-15. September 1911: große Hitze und Dürre
16. August 1911: der Bürgerausschuß in Neckargemünd bewilligt die Zahlung von 40.000 Mark als Beitrag zur Weiterführung der elektrischen Straßenbahn nach Neckargemünd an die Stadt Heidelberg (vgl. 1. April 1914)
[19. August 1911: erster Luftfrachtflug in Deutschland zwischen Berlin und Frankfurt/Oder]
26. August 1911: Einweihung des Frauenvereinsheim des Badischen Frauenvereins (Marie-Luisen-Heim, Bienenstraße 2, Architekt: Franz Sales Kuhn)
[August 1911: heißester August seit 50 Jahren - Der italienische Schreiner Vincenzo Perugia stiehlt Leonardo da Vincis Mona Lisa aus dem Louvre]
August 1911: Einweihung des evangelischen Pfarrhauses An der Tiefburg 10 (bezogen am 5. 9. 1911)
1. September 1911: Wasserstand des Neckars bei Heidelberg: 94 cm
14?. September 1911: Gründung des Vereins zum billigen Verkauf von Lebensmitteln (B.V.)
14.-19. September 1911: Heidelberg ist Standquartier des Prinzen Max von Baden während der Manöver
24./25. September 1911: Landesversammlung des Evangelischen Bundes in Heidelberg
[29. September 1911-18. Oktober 1912: Italienisch-Türkischer Krieg („Guerra di Libia“. Das Osmanische Reich verliert die Provinz Libyen)]
1. Oktober 1911: die Handschuhsheimer Post zieht in die Kriegsstraße 8
16. Oktober 1911: Beginn des Wintersemesters der Universität Heidelberg. 2250 Immatrikulationen, 160 Hörer
[18. Oktober 1912: im Frieden von Lausanne-Ouchy tritt das Osmanische Reich Tripolitanien, die Cyrenaika und den Dodekanes an Italien ab]
22.-25. Oktober 1911: 47. Tonkünstlerversammlung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins (Zentenarfeier Franz Liszt) in Anwesenheit IKH des Großherzogs, der Großherzogin und des Prinzenpaars Max von Baden in Heidelberg
24. Oktober 1911: Ausreise der Heidelberger Forschungsexpedition nach Kamerun unter Leitung von Professor Dr. Franz Thorbecke
[4. November 1911: die zweite Marokko-Krise (vgl. 1. Juli 1911) wird mit dem deutsch-französischen Marokko-Kongo-Vertrag beigelegt, indem das Deutsche Reich auf seine Ansprüche in Marokko verzichtet und dafür mit einem Teil der französischen Kolonie Französisch-Äquatorialafrika (Neukamerun) entschädigt wird (vgl. 21. Mai 1911)]
5. November 1911: Zwanzigjähriges Stiftungsfest des Arbeiter-Sängerbunds Heidelberg (200 Mitglieder). Festkonzert und Bankett in der Stadthalle. Festrede: Ludwig Marum (1882-1934), Bundespräsident, Karlsruhe.
16. November 1911, 22.26 Uhr: Erdbeben (6-8 sec). Panik im Stadttheater. Mehrere Schornsteine stürzen ein.
22. November 1911: der Großherzog nimmt am Stiftungsfest der Universität teil
1911: Bau des Verkehrsbüros im Neptungarten (Leopoldstraße 2, Städtisches Verkehrsbüro bis dahin: Hauptstraße 195)
1911: Umwandlung des Ludwigsplatzes, Tieferlegung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals. Die Schuttmassen werden zur Auffüllung des Märzgartens verwendet
1911: Bau der Villa Krehl (Bergstraße 106/108) durch den Architekten Friedrich Ostendorf (vgl. September 1920)
1911: Gründung des AGV Ziegelhausen
1911: Gründung des Fußballklubs Viktoria Wieblingen
1911: 100 Jahre Heidelberger Museums-Gesellschaft
1911: Gründung der jüdischen Studentenverbindung Ivrea
1911: Richard Weissbach gründet den Alpha-Omega-Verlag (Name 1912 zu „Verlag von Richard Weissbach“ geändert)
1911: Inbetriebnahme des Wasserhochbehälters am Schneeberg
1911: das Badische Landeskrüppelheim wird erbaut (Rohrbacher Straße 149; 1913 bezogen; vgl. 1931)
1911: Bau des Bahnhofsgebäudes Kirchheim (seit 1845 Bahnstation)
1911: der 1857 eröffnete und 1876 geschlossene Friedhof in Neuenheim an der Bergstraße, unterhalb des Busentals, gegenüber der Einmündung der Kußmaulstraße wird ganz aufgelassen. Es entsteht eine kleine Grünanlage.
[1911: die Rhein-Haardtbahn GmbH (RHB) wird als Eisenbahnunternehmen mit Sitz im rheinland-pfälzischen Bad Dürkheim gegründet. Sie betreibt die 1913 eröffnete Bahnstrecke Bad Dürkheim–Ludwigshafen-Oggersheim. Die RHB-Züge fahren über ihre Stammstrecke hinaus auch auf das Netz der Straßenbahn Mannheim/Ludwigshafen, wo sie – anders als auf ihrer Stammstrecke, auf der bis heute die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung für Schmalspurbahnen gilt – als Straßenbahn nach der Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung unterwegs sind. (Am 1. März 2005 übernimmt die 2004 gegründete Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) den operativen Betrieb der RHB. Seit dem 1. Oktober 2009 wird auch die Unterhaltung der Infrastruktur auf der RHB-Strecke durch die RNV durchgeführt)]
[1911: Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft]
[1911: der Grafiker Ludwig Süttlerin entwickelt die "Sütterlinschrift". Sie wird 1915 in Preußen eingeführt und 1941 abgeschafft]
1911-1913: Errichtung des Hauptgebäudes des Heinsteinwerk am Wieblinger Weg
1911-1920: Hermann Meister gibt in Heidelberg mit Herbert Grossberger und Robert R. Schmidt die Monatsschrift „Saturn“ heraus
12. Januar 1912: Reichstagswahlen im Deutschen Reich (die Sozialisten mit 34,8% der Stimmen stärkste Gruppe; letzte Wahl bis 19. 1. 1919)
30. Januar 1912: der Bürgerausschuß bewilligt 780.000 Mark zum Umbau/Neubau des Rathauses (Anbau eines südwestlichen Flügels)
16. Februar 1912: Carlo Philipps liest in der Akademischen Gesellschaft für Dramatik aus Gustav Meyrinks „Sonderbaren Geschichten“
Februar /März 1912: erstmals Gemeindewahlen nach dem Verhältniswahlsystem in Heidelberg (Nationalliberale: 27,5%, Sozialdemokraten: 21,9%, Fortschrittliche Volkspartei: 20,6%, Freie Bürgervereinigung: 15,1%, Zentrum: 14,9%)
16./23./27. Februar 1912: Wahl der Stadtverordneten (Bürgerausschuß)
11. März 1912: Wahl des Stadtrats. Erstmals werden Sozialdemokraten (Emil Maier und Carl Rausch) gewählt.
[15. April 1912: Untergang der MS Titanic]
26. April 1912: Dr. Hans Kampfmeyer (Karlsruhe) spricht über „Was können wir tun, um die Wohnungsverhältnisse zu bessern?“. - Dr. Vohsen spricht im Landeswohnungsverein über „Aussichten der Gartenstadtbewegung in Karlsruhe“ - Dr. Frederic Albert Cook spricht über seine Nordpolfahrt
16.-19. Mai 1912: 19. Hauptversammlung der deutschen Bunsengesellschaft für angewandte physikalische Chemie in Anwesenheit SKH des Großherzogs am 17. Mai in Heidelberg
19. Mai 1912: „Mannheimer Flugtag“ der Ortsgruppe Mannheim des Deutschen Luftflotten-Vereins, des Mannheimer Verein für Luftschiffahrt „Zähringen“ und des Mannheimer Flugsportklub e.V., verbunden mit Überlandflug Mannheim-Heidelberg und Heidelberg-Mannheim. (Erster Postflug in Deutschland zwischen Heidelberg (Exerzierplatz am Kirchheimer Weg) und Mannheim. Aus diesem Anlaß wird von den Verkehrsvereinen Mannheim und Heidelberg eine „Offizielle Luft-Post-Karte“ für 20 Pfg. verkauft.
19. Mai 1912: Bei einem Zuverlässigkeitsflug fliegen drei Luftschiffe (LZ 10 „Schwaben“, LZ 11 „Viktoria Luise“ und LZ 12) von Frankfurt über Heidelberg nach Karlsruhe (Führer: Hugo Eckener, Graf Zeppelin; vgl. 31. Juli 1909)
1. Juni 1912: Daniel Hudson Burnham (*4. September 1846 in Henderson, New York), US-amerikanischer Architekt und Stadtplaner, Planer für die Gestaltung von Chicago, stirbt in Heidelberg
30. Juni-7. Juli 1912: Heidelberger Woche mit Blumenbootkorso und Schloßabendfest am 7. Juli
Sommer 1912: Unter dem Boden des Ludwigsplatzes (heute: Universitätsplatz) werden Ruinen (Säulen, Steine, Gewölbeteile) des 1693 zerstörten Augustinerklosters entdeckt
Sommer 1912: Aufführung von Herzog Ernst von Schwaben von Ludwig Uhland beim Sommerfest der Heidelberger Pachantey des Wandervogel auf dem Dilsberg (vgl. 1909)
1. Juli-1. September 1912: Ausstellung Frankenthaler Porzellane im städtischen Sammlungsgebäude
7. Juli 1912: die Rottmannstraße wird dem Verkehr übergeben
[4. Juli 1912: Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Nikolaus II. von Rußland treffen in der Hafenstadt Baltischport (Paldiski, Estland) zu Gesprächen zusammen]
14.-28. Juli 1912: Allgemeine Deutsche Photo-Ausstellung in der Stadthalle unter Schirmherrschaft des Großherzogs Friedrich von Baden
18. Juli-18. September 1912: große Nässe
13. September 1912: der badische Staat genehmigt den Bau einer elektrischen Straßenbahn Heidelberg-Schwetzingen (vgl. 14. Mai 1914)
5.-7. Oktober 1912: 1. Verbandstag für internationale Verständigung (anwesend: Senator Paul Henri Benjamin Balluet d'Estournelles, Baron de Constant de Rebecque, Gründer des Komitees für die Verteidigung nationaler Interessen und internationaler Versöhnung, Friedensnobelpreisträger von 1909)
17. Oktober 1912: Camilla Jellinek hält im Verein Frauenbildung-Frauenstudium einen Vortrag „Vom Schenken, ein sozialpädagogisches Problem“
[18. Oktober 1912-Mai 1913: 1. Balkankrieg. Die verbündeten Balkan-Staaten Serbien, Bulgarien, Griechenland, Montenegro beginnen den Krieg gegen die Türkei. Die Türkei muß Albanien, Thrakien und Makedonien aufgeben]
27. Oktober 1912: Kapitänleutnant Hans Paasche und Frau Ellen Paasche halten in der Stadthalle einen Vortrag „Reisen in Innerafrika“
Oktober 1912: John Breivogel (†1961) gründet in der Ladenburger Straße 17 eine Vulkanisierwerkstätte (1919 geschlossen, vgl. 1927)
1. November 1912: Die Straßenbahn in Handschuhsheim wird von der Handschuhsheimer Landstraße in die Mittelstraße (Steubenstraße) verlegt und umfährt die Tiefburg linksseitig bis zur Biethstraße. Die Strecke Blumenthalstraße-Grüner Hof wird eingestellt, die Gleisanlage entfernt.
3. November 1912: Albert Wohlgemuth, Pleikartsförsterhof, hält vor dem Militärverein den Vortrag „Die braunen und schwarzen Truppen Frankreichs in Nordafrika“
4. November 1912: Baubeschluß für die Straßenbahn-Strecke Schlierbach-Neckargemünd (5,1 km Länge; vgl. 1. 4. 1914)
[5. November 1912: Woodrow Wilson gewinnt die US-Präsidentschaftswahl gegen die zwischen Präsident William Howard Taft und Ex-Präsident Theodore Roosevelt, der für die Progressive Party antrat, gespaltenen Republikaner. Aufgrund des Umstandes, dass es drei ernsthafte Kandidaten gibt, reicht ihm ein Stimmenanteil von 41,8 Prozent, wobei er die Wahlmännerstimmen von 40 der 48 Bundesstaaten erhält]
14.-16. November 1912: Bazar zugunsten der Luisenheilanstalt unter dem Protektorat von Großherzogin Luise von Baden
22. November 1912: Preisverteilung der Corps-Suevia-Stiftung an Franz Schneider (Mannheim) und Richard August Keller (Paris)
[28. November 1912: Ausrufung des unabhängigen Staates Albanien]
4. Dezember 1912: auf Einladung des sozial-caritativen Vereins katholischer Studenten hält Bischof Michael Faulhaber von Speyer in der „Harmonie“ einen öffentlichen Vortrag über die Psalmen
[8. Dezember 1912: „Kriegsrat“ (Besprechung Kaiser Wilhelms II. mit der militärischen Führungsspitze im Berliner Stadtschloss)]
1912: der erste Sommertagszug in Ziegelhausen findet statt, organisiert vom Neckarheller Verein
1912: Paul Braus übernimmt die 1898 gegründet Druckerei von Karl Rößler in der Dreikönigstraße 21? („Brausdruck“: siehe 1898, 1925, 1993)
1912: Marine-Ausstellung in der Turnhalle des HTV im Klingenteich
1912: Marianne Weber richtet in der Villa Fallenstein (Ziegelhäuser Landstraße 17) einen sonntäglichen Jour fixe ein (bis 1954, „Akademische Geselligkeit“, später „Max-Weber-Kreis“)
1912: 66.000 Besucherinnen und Besucher kommen in die städtische Volkslesehalle und Volksbibliothek
1912: die Heidelberger Sektion der Naturfreunde wird gegründet
1912: die 1874 gegründete Heidelberger Volksbank bezieht das Anwesen Hauptstraße 113 („Badischer Hof“)
[1912: der Deutsche Bund zur Bekämpfung der Frauenemanzipation wird gegründet]
um 1912: am ehemaligen Hochgericht beim Galgengrund (Kreuzung Galgenweg/Maulbeerbaumallee) werden beim Ausschachten des Baggerloch eine Anzahl Skelette von Justizopfern gefunden
1912: der Gemäldebesitz der Stadt Heidelberg erhält im Palais Morass (Hauptstraße 97) Unterkunft
[1912: der Chemiker Wilhelm Ostwald veröffentlicht die Schrift "Der energetische Imperativ" ("Vergeude keine Energie, nutze sie!")]
[1912: französisch-britische Marinekonvention. Für den Kriegsfall verpflichtet sich Großbritannien, den Schutz der französischen Kanal- und Atlantikküste zu übernehmen, während Frankreich der Schutz der britischen Interessen im Mittelmeer anvertraut wird]
1912-1913: Bau des Physikalisch-Radiologischen Instituts am Albert-Ueberle-Weg
1912-1914: Bau der Füllfederhalterfabrik KaWeCo in Handschuhsheim nach Plänen des Architekten Julius Zinser
1912-1914: Regierungsrat Dipl.-Ing. Carl Koch (1885-1957) gräbt im Kloster St. Michael auf dem Heiligenberg archäologisch. Die Klosteranlage wird freigelegt und restauriert (siehe auch 1886, 1921, 1929, 1932)
1912-1935: Karl Lohmeyer erster hauptamtlicher Direktor der Städtischen Kunst- und Alterthümersammlung zur Geschichte Heidelbergs und der Kurpfalz (im ehemaligen Chelius´schen Hause, Hauptstraße 97, eröffnet am 26. Mai 1908; ab 1921: „Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg“) (Nachfolger von Rudolf Sillib)
1. Januar 1913: Einführung der Liniennumerierung der HSB:
Linie 1 Schlachthaus-Handschuhsheim
Linie 2 Hauptbahnhof-Karlstor
Linie 3 Hauptbahnhof-Friedhof
Linie 4 Karlstor-Schlierbach
Linie 5 Karlstor-Neckargemünd [ab 1. April 1914]
Linie 6 Hauptbahnhof-Kirchheim
Linie 7 Hauptbahnhof-Leimen
Linie 8 Hauptbahnhof-Wiesloch
[23. Januar 1913: im Osmanischen Reich übernehmen die Jungtürken durch einen Putsch die Macht. Sie setzen den Großwesir Kıbrıslı Mehmed Kâmil Paşa ab. Mahmud Şevket Paşa wird vom Sultan zum neuen Großwesir, Außen- und Kriegsminister ernannt]
9. Februar 1913: Pfarrer Hermann Gilg gründet im Gasthaus Traube (Handschuhsheimer Landstraße) den evangelischen Männerverein Handschuhsheim
10. Februar 1913: Erteilung der Konzession für die Straßenbahn-Strecke Schlierbach-Neckargemünd
[18. Februar 1913-17. Februar 1920: Raymond Poincaré französischer Staatspräsident]
[4. März 1913: Woodrow Wilson wird als 28. US-Präsident in sein Amt eingeführt]
März 1913: Baubeginn der Neckarbrücke zwischen Schlierbach und Ziegelhausen (vgl. 7. und 21. März 1914)
15. März 1913: der Wieblinger Bürgerausschuss ermächtigt einstimmig den Gemeinderat zu offiziellen Eingemeindungsverhandlungen mit Heidelberg. Als Termin der Eingemeindung wird der 1. Januar 1914 vorgesehen.
[18. März 1913: der griechische König Georg I. wird in Thessaloniki ermordet]
[26. März 1913: bulgarische Truppen erobern nach viermonatiger Belagerung Adrianopel (am 21. Juli 1913 von den Türken zurückerobert)]
Frühjahr 1913: Alexander von Bernus macht die Kunstsammlungen des Stift Neuburg der Öffentlichkeit zugänglich (vgl. 1926)
[9. April 1913: 180 französische Abgeordnete treffen sich in Bern mit 34 deutschen Reichstagsabgeordneten zu einer Friedenskonferenz]
13. April 1913: Feier aus Anlass der Neugestaltung der Synagoge (sie wurde nach Osten hin bis zum Haus Lauerstraße 4 erweitert und renoviert; Architekt: Siegfried Seidemann, 1879-1956)
15. Mai 1913: Baubeginn der Straßenbahn-Strecke Schlierbach-Neckargemünd
[24. Mai 1913: Hochzeit der Prinzessin Viktoria Luise von Preußen, Tochter der Kaiserin Auguste Viktoria und Kaiser Wilhelms II., mit dem Welfenprinz Ernst August Herzog von Braunschweig-Lüneburg in Berlin. Zur Hochzeitsfeier kommen u.a. der russische Kaiser Nikolaus II., der britische König Georg V. und Großherzogin Luise von Baden. Im November 1913 Einsetzung Ernst Augusts zum regierenden Herzog von Braunschweig]
25. Mai 1913: Einweihung des Physikalisch-Radiologischen Instituts am Albert-Ueberle-Weg (Architekt: Friedrich Ostendorf)
30. Mai 1913: Bau des städtischen Gaswerks (Diebsweg/Brunnengewann) beschlossen (vgl. 31. Oktober 1915)
[30. Mai 1913: der Friedensvertrag von London beendet den Ersten Balkankrieg. Albanien wird unabhängig, der Sandschak von Novi Pazar wird zwischen Serbien und Montenegro aufgeteilt, Mazedonien wird zwischen Serbien, Griechenland und Bulgarien aufgeteilt, Serbien erhält das Binnenland mit Skopje, Ohrid, Prilep und Bitola, Griechenland die Küstenregion mit Thessaloniki, Thrakien fällt an Bulgarien]
[11. Juni 1913: Norwegen führt als erster souveräner Staat Europas das Frauenwahlrecht ein]
17. Juni 1913: Festkommers zum 25. Regierungsjubiläum Kaiser Wilhelms II. im Schloßhof
[29. Juni-August 1913: 2. Balkankrieg: Serbien, Griechenland, Montenegro, Rumänien und Türkei gegen Bulgarien]
[30. Juni 1913: der Deutsche Generalleutnant Liman von Sanders wird zum Leiter einer Militärmission ernannt und im Dezember in das Osmanische Reich entsandt, um dort die Armee neu zu organisieren]
Juni 1913: 25jähriges Stiftungsfest des Männerhilfsvereins und der Sanitätskolonnen des Roten Kreuzes mit Übung
31. Juni-5. Juli 1913: historisches Schloßfest zur Erinnerung an die Vermählung von Elisabeth Stuart und Friedrich V. von der Pfalz (mit Festspiel und Blumenbootkorso auf dem Neckar) (vgl. August-September 1988)
Juni 1913: Hermann Poppen organisiert das Bach-Reger-Fest. Max Reger wohnt bei Philipp Wolfrum in der Neuenheimer Landstraße 34.
10. Juli 1913: die Czernybrücke über das „Baggerloch“ wird dem Verkehr übergeben
20. Juli 1913: geh. Medizinalrat Karl Mittermaier wird an seinem 90. Geburtstag zum Ehrenbürger von Heidelberg ernannt
20. Juli 1913, 13.06 Uhr: schwaches Erdbeben (10 sec)
1. August 1913: Hans Christoph Schöll eröffnet am Kornmarkt 7 ein Antiquariat (Familie Schöll wohnt dort 1918-1927)
3. August 1913: Heidelberger Kraftdroschkenunternehmer gründen die Auto-Centrale e. V. Heidelberg (später Auto-Taxi-Funk-Zentrale e. Gen. m.b.H.)
[7. August 1913: Wiedereinführung der dreijährigen Militärdienstzeit in Frankreich]
9. August 1913: Probebohrung nach einer Thermalquelle am Neuenheimer Neckarufer
10. August 1913: der Güterbahnhof der Oberrheinischen Eisenbahn-Gesellschaft AG (OEG) (zwischen Czernybrücke und Straßenbahnbetriebshof), westlich der Czernybrücke verlegt, wird eröffnet. Das Gebäude enthält Büro- und Lagerräume und dient bis Mai 1982 zur Lagerung von Stückgütern sowie deren Umschlag zwischen Güterwagen der Staatsbahn und den schmalspurigen Güterwagen der OEG bzw. auf Lastkraftwagen. (bis Mai 1982)
[10. August 1913: Friede von Bukarest im 2. Balkankrieg. Mazedonien wird zwischen Serbien und Griechenland aufgeteilt. Bulgarien verliert einen Großteil seiner Eroberungen aus dem 1. Balkankrieg und erhält einen kleinen Teil Thraziens]
August 1913: 16. Verbandstag des Tabakarbeiter-Verbands in Heidelberg
17./18. September 1913: in der Nacht erschießt sich Sophie Augustine Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach (*25. Juli 1888), Tochter von Prinz Wilhelm von Sachsen-Weimar-Eisenach (1853-1924) . Sie war mit dem jüdischen Bankier Baron Hans von Bleichröder (1856–1917, ältester Sohn von Gerson Bleichröder), verlobt, nach Ansicht des Hauses Sachsen-Weimar eine Mesalliance.
[20. September 1913: die Delegierten des SPD-Parteitages in Jena wählen das Parteivorstandsmitglied Friedrich Ebert mit 433 von 473 Stimmen zu einem der beiden Parteivorsitzenden. Er tritt damit die Nachfolge von August Bebel an, der am 13. August 1913 in Passugg in der Schweiz während eines Sanatoriumsaufenthaltes an Herzversagen verstorben war]
[29. September 1913: Friede von Konstantinopel im 2. Balkankrieg]
[11./12. Oktober 1913: Tagung der Freideutschen Jugend auf dem Hohen Meißner an der Werra]
19. Oktober 1913: Erinnerungsfeier aus Anlaß der 100. Wiederkehr des Jahrestags der Völkerschlacht bei Leipzig in der Stadthalle, veranstaltet von der Stadt Heidelberg
[Oktober 1913: der Staatssekretär des Reichskolonialamtes Wilhelm Solf unterzeichnet ein Abkommen mit England über eine zukünftige Aufteilung der portugiesischen und belgischen Kolonien in Afrika. Inhaltlich verständigen sich die beiden Vertragsparteien darauf, daß Deutschland in Zukunft Anspruch auf Angola, außer dem Grenzgebiet zu Nordrhodesien, sowie auf São Tomé und Príncipe haben, während England das südliche Mosambik erhalten sollte]
25. September 1913: Oberbürgermeister Karl Wilckens erleidet während einer Ansprache im Porzellansaal der städtischen Kunst- und Alterthümersammlung (im ehemaligen Chelius´schen Hause, Hauptstraße 97) einen Schlaganfall
24. Oktober 1913: Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Anna Blum (vgl. 6. September 1906)
[6. November 1913: Beginn der „Zabern-Affäre“]
13. November 1913: der Neckar erreicht einen Wasserstand von 3,58 Meter
23. November 1913: die Diözesansynode erläßt eine von allen Kanzeln verlesene Kundgebung gegen das übertriebene Festefeiern und das Filmunwesen
3. Dezember 1913: Der Stadtrat verleiht dem scheidenden Oberbürgermeister Karl Wilckens das Ehrenbürgerrecht. - 18 wirtschaftliche Verbände halten eine Protestversammlung gegen die Arbeitslosen-Fürsorge
4. Dezember 1913: Rücktritt des seit 25. September 1913 schwer erkrankten Oberbürgermeister Dr. Karl Wilckens (†6. Januar 1914)
4. Dezember 1913: Roald Amundsen spricht in Heidelberg über die Entdeckung des Südpols
Dezember 1913: Das erste Heft der Heidelberger Geschichtsblätter, Historische Monatsschrift für Heidelberg, Odenwald, Bergstraße und Bauland, hg. von Dr. Waldemar Hoenninger und Dr. Fritz Schulze, erscheint. 1914 folgen noch 7 Ausgaben.
bis 18. Dezember 1913: die zahnmedizinischen Studierenden treten zur Erlangung des zahnmedizinischen Doktortitels in den Streik
[23. Dezember 1913: Verabschiedung des Federal Reserve Act im US-Kongress. Ziel ist, die gesetzliche Grundlage für eine Zentralbank zu schaffen, die weitestgehend amerikanisch dominiert werden sollte]
30. Dezember 1913: der Bürgerausschuß der Stadt Heidelberg wählt Bürgermeister Dr. Ernst Walz I. zum Oberbürgermeister (1914-1928)
1913: die Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG betreibt 8 Straßenbahnlinien
1913: Bau der Villa Menge im Gewann „Alter Weg“ (heute Krankenhaus Salem; vgl. 1932)
1913: Bau der Universitätsfechthalle (Schiffgasse 10, Hofgelände) nach Plänen von Otto Ehrmann erbaut (vgl. 1914 Lazarett, 1936, 1981)
1913: in Tübingen erscheint Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg von Adolf Oechelhäuser
1913: Wilhelm August Ludwig Fraenger erhält für die Preisschrift „Kunsttheorie des 17. Jahrhunderts und ihr Vertreter Arnold Houbraken“ die Goldene Medaille der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg
1913: das evangelische Kirchenbauamt (Zähringerstraße 18, Architekt: Hermann Behaghel) wird eröffnet
1913: das Ergebnis des Wehrbeitrags zeigt, daß Heidelberg die kapitalkräftigste Stadt des Großherzogtums Baden ist (Heidelberger Tageblatt, 11. 5. 1914)
1913: Bau des Wasserturms mit Brunnen und Pumpenhaus auf dem Gelände der Fuchs-Waggon-Fabrik (in Funktion bis 1956)
1913: Gründung der Gemeinnützigen Bezirks-Baugenossenschaft Heidelberg eGmbH (vgl. 1919, Ochsenkopf)
1913/1914: das Kaufhaus Rothschild (Hauptstraße) erhält eine Jugendstilfassade
1913/1914: Bau des Vinzentiushauses (Untere Neckarstraße 5) als Schwesternwohnheim, Kindergarten und Damenpensionat (vgl. 1. Mai 1915)
1913-1927: Christian Bitter Bürgermeister in Rohrbach
6. Januar 1914: der ehemalige Oberbürgermeister Dr. Karl Wilckens stirbt
7. Januar 1914: der Stadtrat gibt den neuen Bahnhofsplan bekannt
11. Januar 1914: Hochwasser des Neckar (Höchststand 4,41 Meter)
19. Januar 1914: der Verein West-Heidelberg lehnt die stadträtliche Bahnhofsvorlage ab
29. Januar 1914: der Bürgerausschuß genehmigt den Ortsbauplan („Bahnhofsvorlage“) („Die öffentliche Meinung erwartete, daß man vom neuen Bahnhof eine große Prachtstraße zur Stadt führe, welche die Herrlichkeit Heidelbergs mit seinen Höhen sofort vor die Augen des Ankömmlings rücke“, Chronik der Stadt Heidelberg für das Jahr 1914, S. 25)
10. Februar 1914: Prof. Dr. Fraenkel-Badenweiler hält im Naturhistorisch-Medizinischen Verein Heidelberg einen Vortrag über „Die Heilbestrebungen auf dem Gebiet der Lungentuberkulose“
17. Februar 1914: Karl Kraus (Wien) liest im Lesesaal der Stadthalle Heidelberg aus seinen Werken, veranstaltet von der Akademischen Gesellschaft für Dramatik (I. Die Kinder der Zeit / Der kleine Brockhaus; Die Welt der Woche; Ostende, erster Morgen / Der Traum ein Wiener Leben II. Aus der »Forum-Szene«; Der Deutlichkeit halber; Ein Verlorener; Ein reiner Künstler; Das kommt von den Vorurteilen …; Der liebe Gott; Aphorismus über Altenberg; Schlichte Worte; Ein Satz; Was hams g’sagt; Von den Dummköpfen / Der Neger III. Die Schuldigkeit / Das Ehrenkreuz / Mein Weltuntergang; Mitteilungen aus unterrichteten Kreisen.) (vgl. Hermann Bagusche, in: HNN, 52. Jg., Nr. 38 vom 14. 2. 1914, S. 2) (vgl. Die Fackel, Nr. 395/396/397, März-April 1914, S. 38) (Quelle: AAC - Austrian Academy Corpus, AAC-FACKEL, Online Version: "Die Fackel. Herausgeber: Karl Kraus, Wien 1899-1936", AAC Digital Edition Nr. 1, http://www.aac.ac.at/fackel; Abrufdatum: 28. 8. 2014) https://www.kraus.wienbibliothek.at/person/hermann-bagusche
25. Februar 1914: die „Kammer-Lichtspiele“ bringen erstmals Edisonsche Tonfilme zur Aufführung
28. Februar 1914: erste Fahrt des Luftschiffs „Schütte-Lanz“ über Heidelberg
Februar 1914: der Student Franz Schandelmaier verläßt als letzter Insasse den Heidelberger Studentenkarzer
2. März 1914: der neue Güter- und Rangierbahnhof wird nach 7 Jahren Bauzeit (Güterhalle, Güteramt, Zufahrtsstraße) dem Verkehr übergeben (1998 stillgelegt)
4. März 1914: Dr. Buchegger hält im Jungliberalen Verein einen Vortrag über „Deutscher Imperialismus“
7. März 1914: Hochwasser des Neckar (Höchststand 4,30 Meter)
7. März 1914: Eröffnung der Neckarbrücke zwischen Schlierbach und Ziegelhausen (bei Hochwasser; mit Schienen und Oberleitung für die Straßenbahn; siehe 21./22. März 1914) (Baubeginn März 1913) (am 29. 3. 1945 gesprengt)
15. März 1914: der Nationalökonom Eberhard Gothein wird Prorektor der Universität Heidelberg (bis 1915)
20. März 1914: der bisherige zweite Bürgermeister Friedrich Wielandt wird zum ersten Bürgermeister von Heidelberg gewählt
21./22. März 1914: Einweihung der Neckarbrücke Ziegelhausen-Schlierbach mit Zapfenstreich, Festzug, Festbankett (siehe 7. März 1914, 29. März 1945, 12. Dezember 1954)
22. März 1914: Sommertagszug in Heidelberg - Eine Bürgerversammlung in Kirchheim nimmt zur Eingemeindungsfrage Stellung
27. März 1914: bei einem Gerüsteinsturz der Straßenüberführungsbrücke an der Ringstraße [„Dreibogenbrücke“] werden 8 Arbeiter verletzt, einer getötet
März 1914: die restaurierte Tiefburg in Handschuhsheim wird der Stadt Heidelberg als Mieterin übergeben
Sommersemester 1914: die Universität Heidelberg zählt 2668 Studierende, darunter 266 Frauen
1. April 1914: Eröffnung der eingleisigen Straßenbahnlinie Schlierbach (Bahnhof)-Neckargemünd (Hanfmarkt) (5,1 km Länge)
[13. April 1914: Oberstleutnant Paul Emil von Lettow-Vorbeck (1870-1964) wird zum Kommandeur der kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika ernannt]
16. April 1914: Baubeschluß für den (eingleisigen) Straßenbahn-Streckenabschnitt Heidelberg (Schlachthaus)-Eppelheim (Rathaus) (4 km Länge)
17. April 1914: Gründung des Vereins zur Förderung des badisch-bayerischen Verkehrs durch Erstellung einer festen Rheinbrücke bei Speyer
20. April 1914: Regierungsbaumeister Dr. Ing. Richard Drach (†1925) wird zum 2. Bürgermeister von Heidelberg gewählt (Amtszeit 1. Mai 1914-1925)
14. Mai 1914: Der Bürgerausschuß genehmigt den Bau einer elektrischen Straßenbahn nach Eppelheim, Plankstadt und Schwetzingen sowie die Aufnahme einer Anleihe von 10 Millionen Mark (vgl. 8./9. April 1927)
15. Mai-15. September 1914: Meisterporträts aus Heidelberger Zeit (Ausstellung in der Städtischen Kunst- und Alterthümersammlung)
17. Mai 1914: Eröffnung der Heidelberger Sommerspiele auf Stift Neuburg
20. Mai 1914: Brand der Heidelberger Zinkornamentefabrik von Rudolph und Sohn (Weststadt)
25. Mai 1914: der Wochenmarkt (Obstmarkt) in der restaurierten Tiefburg in Handschuhsheim wird eröffnet
[30. Mai 1914: Parlamentarier aus Deutschland und Frankreich treffen sich in Basel]
Mai-Oktober 1914: der Heidelberger Tiegel wird auf der BUGRA in Leipzig vorgestellt
2.-4. Juni 1914: Deutscher Kongreß für Krüppelfürsorge unter Teilnahme des Großherzogspaars und der Großherzogswitwe Luise
8. Juni 1914: Eröffnung der Straßenbahnstrecke Schlachthaus-Czernystraße (Personenverkehr; vgl. 14. Mai 1914, 1. September 1914)
[17. Juni 1914: der Hohenzollernkanal zwischen Havel und Oder wird von Kaiser Wilhelm II. der Öffentlichkeit zur Nutzung übergeben]
20. Juni 1914: Sonnenwendefest. 34. Geburtstag von Friedrich Gundolf. Nachts Aufführung von Shakespeares „Wie es Euch gefällt“ (Ardennenwald) des Kreises um Edgar Salin auf einer Waldwiese beim Königstuhlgipfel.
20. Juni 1914: Feier von Bismarcks Geburtstag. Feuer auf der Bismarcksäule.
26. Juni 1914: Besuch des Chikagoer Männerchors Arion in Heidelberg (siehe auch 1892, 1908)
[28. Juni 1914 (Veitstag): in Sarajewo werden der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie ermordet]
Juni 1914: der südliche Anbau des Heidelberger Rathauses wird bezogen (vgl. 2. März 1908)
[bis 29. Juni 1914: Besuch eines englischen Geschwaders zur Kieler Woche]
[3. Juli 1914: Trauerfeierlichkeiten für Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie in der Wiener Hofburg]
[4. Juli 1914: Beisetzung von Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie in Schloß Artstetten]
[5. Juli 1914: Kaiser Wilhelm II. begibt sich in Kiel an Bord der „Hohenzollern“ und unternimmt eine Nordlandreise]
[5. Juli 1914: sogenannter Kronrat in Potsdam. Teilnehmer: Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg, Kriegsminister Erich von Falkenhayn, der stellvertretende Außenminister Arthur Zimmermann (abwesend: Generalstabschef Helmuth von Moltke)]
[5./6. Juli 1914: „Mission Hoyos“ und der deutsche „Blankoscheck“]
[7. Juli 1914: Kaiser Franz Joseph I. reist nach Ischl]
13. Juli 1914: Baubeginn der Straßenbahnlinie Schlachthaus-Eppelheim (vgl. 16. April 1914, 1. September 1914; nach Kriegsausbruch eingestellt, im November 1914 wieder aufgenommen, am 3./4. April 1919 eröffnet)
15. Juli 1914: Eröffnung der simultanen Kinderschule in Handschuhsheim (siehe auch 1864, 1914)
18. Juli 1914: Ruderregatta des Heidelberg College auf dem Neckar
19. Juli 1914: 33. Badischer Pioniertag in Heidelberg
[20.-23. Juli 1914: Gipfeltreffen zwischen der französischen und russischen politischen Führung unter Staatspräsident Raymond Poincaré in St. Petersburg]
[22.–26. Juli 1914: 25. Eucharistischer Weltkongreß in Lourdes]
23.-27. Juli 1914: 12. Tagung der Führer und Ärzte der deutschen freiwilligen Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz (Festbankett am 26. 7. 1914)
[23. Juli 1914: der österreichich-ungarische Gesandte in Serbien übergibt das Ultimatum seiner Regierung in Belgrad. Es enthält 10 Forderungen, u. a., Verantwortliche für das Attentat vom 28. Juni schnell festzunehmen, anti-österreichische Vereine aufzulösen, alle anti-österreichischen Publikationen zu verhindern und die der anti-österreichischen Propaganda schuldigen Beamten zu entlassen. Punkt 5 und 6 fordern, „5. einzuwilligen, daß in Serbien Organe der k. u. k. Regierung bei der Unterdrückung der gegen die territoriale Integrität der Monarchie gerichteten subversiven Bewegung mitwirken; 6. eine gerichtliche Untersuchung gegen jene Teilnehmer des Komplottes vom 28. Juni einzuleiten, die sich auf serbischem Territorium befinden; von der k. u. k. Regierung hiezu delegierte Organe werden an den diesbezüglichen Erhebungen teilnehmen.“]
25. Juli 1914: 25. Stiftungsfest des Turnerbunds Heidelberg (Festrede: „Am Vorabend des europäischen Weltkriegs“ von Dr. med. Volkmar Helmrich)
[25. Juli 1914: Serbien überreicht eine Antwort auf das österreichisch-ungarische Ultimatum, in der es verspricht, die meisten Punkte zu erfüllen, aber die Teilnahme von k.u.k-Beamten bei Untersuchungen in Serbien zurückweist. Die Antwort wird von Österreich-Ungarn als "ungenügend" und "vom Geist der Unaufrichtigkeit erfüllt" zurückgewiesen - Russische Einleitung der Teilmobilmachung - Serbische Generalmobilmachung - Österreichische Teilmobilmachung]
[27. Juli 1914: Kaiser Wilhelm II. trifft nach Abbruch seiner Nordlandreise in Berlin ein]
[28. Juli 1914: Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien]
[29. Juli 1914: Beginn der eigentlichen Kriegshandlungen. Beschießung Belgrads durch k.u.k. Schiffe. Die Serben sprengen einzelne Felder der Eisenbahnbrücke über die Save zwischen Belgrad und Semlin, die k.u.k. Haubitzenbatterie auf der Semliner Seite eröffnet das Feuer auf Belgrad - Fünfter britischer Vermittlungsvorschlag (von insgesamt sieben): „Halt in Belgrad“]
29. Juli 1914: „Protest-Versammlung gegen die Kriegshetze“ der SPD Heidelberg im Prinz Max (Marstallstraße 6) gegen die Kriegsgefahr (einziger Tagesordnungspunkt: „Nieder mit dem Krieg!“; Hauptredner: Emil Maier (1876-1932). Verabschiedung einer Resolution „Nieder der Krieg! Hoch der Völkerfriede!“)
[30. Juli 1914: Generalmobilmachung in Russland]
31. Juli 1914: „Dieses Wort wirkte wie ein Schuß. Man sah, wie Viele vor Schreck erbleichten und vor nervöser Angst erzitterten, hörte die Entsetzensschreie und die laute Verzweiflung von Frauen, war Zeuge von Weinkrämpfen, und der Menschheit ganzer Jammer lud jeden zum Zeugen, der noch ruhig genug war, auf dieser bewegten Szene Zuschauer zu sein. Auf der Hauptstraße rannten die Menschen wild durcheinander.“ („Heidelberger Neuesten Nachrichten“, Schilderung der Situation nach einer Falschmeldung des Heidelberger Tageblatts vom 30. Juli 1914)
[31. Juli 1914: Österreichische Generalmobilmachung - Deutschland verkündet den Zustand drohender Kriegsgefahr - Deutsches Ultimatum an Russland, seine Mobilmachung einzustellen - Deutsches Ultimatum an Frankreich, sich neutral zu erklären]
[31. Juli 1914: der sozialistische Politiker Jean Jaurès, führender Vertreter des französischen Reformismus und Kriegsgegner, wird in einem Pariser Café vom Nationalisten Raoul Villain ermordet]
[31. Juli 1914: die deutsche Reichsbank stellt das Einwechseln von Banknoten oder Scheidemünzen gegen Hergabe von Goldmark ein, um den staatlichen Goldbestand zu schonen]
[31. Juli 1914: der bayerische König Ludwig III. verkündet den Kriegszustand in Bayern und unterstellt die Pfalz dem Standrecht]
1. August 1914: deutsche Generalmobilmachung und Kriegserklärung an Rußland. Um 17 Uhr verkündet Oberbürgermeister Dr. Ernst Walz vom Balkon des Rathauses herab der Bevölkerung die Mobilmachung. Das Heidelberger Tageblatt titelt: „Mit Gott für Kaiser und Reich!“ („Über allem lag ein großer Ernst, eine Ruhe, die fast unheimlich wirkte. … Es gab viele traurige und verweinte Augen, von Müttern, jungen Frauen, Bräuten, Brüdern und Schwestern viele Klagen um erfolgte oder bevorstehende Trennung, viel Angst vor dem Entsetzlichen, das kommen kann.“ - Pfälzer Bote, 1. 8. 1914)
1. August 1914: Einweihung des Versorgungshauses Handschuhsheim (1936 nach Pfarrer Gilgs Tochter „Eleonorenhaus“ genannt, Siebenmühlental, urspr. Burgstraße 12, begründet 1909, 2013 zerstört)
1. August 1914: der Senat der Universität Heidelberg ruft zu einer Versammlung von Einwohnerschaft und Studenten am 2. August auf, um „ein einmütiges Gelöbnis unserer Treue gegen das Vaterland“ abzulegen
[1. August 1914: Verordnung betreffend die vorübergehende Einführung der Paßpflicht. Bei Einreise in das Deutsche Reich ist das Mitführen eines Passes oder anderer Dokumente verpflichtend, die eine zweifelsfreie Identifizierung als deutschen Bürger ermöglichen. (vgl. 16. Dezember 1914) ]
[1. August 1914: Gründung des „Weltbunds für internationale Freundschaftsarbeit der Kirchen“ in Konstanz]
2. August 1914: Große Vaterländische Kundgebung in der Stadthalle (Aufgerufen hatte dazu am Tag vorher der Senat der Universität. Redner: Oberbürgermeister und Honorarprofessor Ernst Walz, der Nationalökonom und Prorektor Eberhard Gothein, der Historiker Hermann Oncken, der Theologe Ernst Troeltsch („Nach Erklärung der Mobilmachung“)) (vgl. 21. November 1914)
2. August 1914: der Premierlieutenant der Reserve Max Weber meldet sich freiwillig beim Garnisonskommando Heidelberg. Er wird als zu alt und körperlich untauglich für den unmittelbaren Kriegseinsatz eingestuft und darum als militärisches Mitglied an die Reserve-Lazarettkommission Heidelberg abgeordnet. Von nun an obliegt ihm der Aufbau mehrerer Reservelazarette (Dienstsitz: Landhausstraße 31; vgl. 30. September 1915)
2. August 1914-1. Juni 1920: der Jurist Eugen von Jagemann ist Leiter des Bezirksausschusses vom Roten Kreuz in Heidelberg
[2. August 1914: Deutsches Ultimatum an Belgien, Deutschland Durchmarschrechte zu gewähren - Kriegserklärung Deutschlands an Luxemburg – geheimes Defensivbündnis Deutschlands mit der Türkei]
[3. August 1914: Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich – Die Türkei erklärt ihre bewaffnete Neutralität]
[3. August 1914: der Doppelschraubendampfer Cristobal passiert als erstes Wasserfahrzeug den Panamakanal in voller Länge. Wegen des Ausbruchs des Weltkriegs werden die Eröffnungsfeierlichkeiten abgesagt (vgl. 12. Juli 1920)]
[3./4. August 1914: deutscher Einmarsch in Belgien]
[4. August 1914: Kriegserklärung Belgiens an das Deutsche Reich - Kriegserklärung Deutschlands an Belgien - Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich – RK Theobald von Bethmann Hollweg erklärt im Reichstag den Einmarsch in Belgien als militärische Notwendigkeit, aber vom Standpunkt des Völkerrechts als Unrecht und kündigt Wiedergutmachung an. Der Reichstag schließt den „Burgfrieden“ und stimmt (mit 2 Enthaltungen) für die Gewährung von Kriegskrediten – Höchstpreisgesetz - Ein Notgesetz läßt für Arbeiterinnen über 18 und Arbeiter über 16 Jahren verlängerte Arbeitszeiten (Nachtarbeit) zu (bis September 1918)]
[4. August 1914: Friedrich Ebert (SPD) kehrt von der Schweiz nach Berlin zurück]
[6. August 1914: Kriegserklärung von Österreich-Ungarn an Rußland - Kriegserklärung Serbiens an das Deutsche Reich]
[6. August 1914: ein deutscher Zeppelin wirft über Lüttich die ersten Bomben ab]
[7. August 1914: Kriegserklärung von Montenegro an Österreich-Ungarn]
7. August 1914, 9 Uhr morgens: Feldgottesdienst des Gren. Reg. 110 auf dem Exerzierplatz bei der Kaserne westlich des Kirchheimer Wegs (Garnisonspfarrer Achtnich, Dekan Bauer)
[7. August 1914: Einmarsch französischer Truppen in das Tal von Saint-Amarin/Haut Rhin und in Thann]
8. August 1914: französische Truppen nehmen Mühlhausen/Elsaß ein - Abfahrt des II. Bataill. 2. Bad. Gren. Reg. 110 nach dem Kriegsschauplatz im Elsaß (Regimentskommandeur: Oberst Otto A. Freiherr von Diepenbroick-Grüter; vgl. 31. Mai 1881, 3. April 1871)
[8. August 1914: Kriegserklärung Großbritanniens an Österreich-Ungarn]
[8. August 1914: Kaiser Wilhelm II. in seiner Eigenschaft als preußischer König erneuert die Stiftung des Eisernen Kreuzes (vgl. 10. März 1813)]
[9. August 1914: das II. Bataill. 2. Bad. Gren. Reg. 110 überschreitet bei Breisach den Rhein))
[9. August 1914: französische Truppen evakuieren Mühlhausen/Elsaß]
[9. August 1914: Kriegserklärung von Montenegro an Deutschland]
10. August 1914-1. März 1919: der Frauenverein Neuenheim unterhält in der Bergstraße 40 eine Kriegsküche
[10. August 1914: deutsche Truppen vertreiben französische Truppen aus Mühlhausen/Elsaß – Die beiden deutschen Kreuzer „Goeben“ und „Breslau“ erreichen die Dardanellen und werden der osmanischen Marine übergeben]
[13. August 1914: Kriegserklärung Frankreichs an Österreich-Ungarn]
[14. August 1914: als erste deutsche Stadt fällt Marggrabowa/Ostpreußen in russische Hand]
[15. August 1914: der Panamakanal wird eröffnet]
[15. August 1914: Ultimatum Japans an das Deutsche Reich, Schiffe und Truppen aus Ostasien zurückzuziehen und das Pachtgebiet Jiaozhou (Provinz Shandong/Stadt Tsingtau) an China zurückzugeben]
[16.-19. August 1914: Schlacht von Cer am bosnischen Grenzfluß Drina. Der Sieg der Serben über die zahlenmäßig überlegenen österreichisch-ungarischen Gegner ist der erste Sieg der Alliierten über die Mittelmächte im Ersten Weltkrieg]
[17. August 1914: französische Truppen nehmen abermals Mühlhausen/Elsaß ein]
[17. August 1914: französische Truppen nehmen Münster/Elsaß ein]
[19./20. August 1914: Angriff russischer Truppen auf deutsches Reichsgebiet in Ostpreußen - Schlacht von Gumbinnen]
20. August 1914: die neuen Räume der städtischen Volkslesehalle und Volksbibliothek im Zindelschen Haus (Hauptstraße 197, an seiner Stelle seit 1961 Erweiterungsbau zum Rathaus) werden als Stadt- und Volksbücherei eröffnet (vorher: Seminarstraße 1; vgl. 1904, 1906, 1933) Die städtische Volksbibliothek hat 11.347 Bände.
[20. August 1914: deutsche Truppen nehmen Brüssel ein]
[20. August-10. Oktober 1914: Belagerung von Stadt und Festung Antwerpen durch deutsche Truppen, verstärkt durch schwerste Artillerie der k.u.k. Armee]
[20.-22. August 1914: Schlacht in Lothringen]
[21. August 1914: Sonnenfinsternis in Europa mit Maximum über Litauen]
22. August 1914-29. Dezember 1919: die Stadthalle dient als Lazarett
[22. August 1914: französische Truppen nehmen Colmar ein – General Paul von Hindenburg wird zum Oberbefehlshaber der in Ostpreußen eingesetzten 8. Armee ernannt]
[23. August 1914: Kriegserklärung Japans an das Deutsche Reich (vgl. 7. November 1914])
[23. August 1914: sächsische Truppen töten 674 Einwohner der Stadt Dinant/Belgien, da sie glauben, es mit Freischärlern zu tun zu haben. Zugleich werden rund 1100 bis 1300 der 1800 Häuser der Stadt zerstört]
[25. August 1914: französische Truppen evakuieren Mühlhausen/Elsaß endgültig]
[25. bis 30. August 1914: deutsche Truppen zerstören die besetzte Stadt Löwen/Belgien zum großen Teil]
[26. August 1914: nach der Schlacht von Le Cateau (Département Nord) ziehen sich die Truppen der Triple Entente vor den Deutschen zurück]
[26. August 1914: Schaffung des kaiserlich deutschen Generalgouvernements Belgien zur Verwaltung der okkupierten belgischen Gebiete (bis Herbst 1918)]
[26. bis 31. August 1914: Schlacht bei Tannenberg-Grunwald]
[27. August 1914: die deutsche Kolonie Togo kapituliert vor den Truppen Großbritanniens und Frankreichs]
[28. August-9. September 1914: Schlacht beim Col de la Chipotte/Vogesen]
[28. August-8. September 1914: Belagerung der Festung Maubeuge durch die deutsche Armee]
29. August 1914: Zusammenkunft Heidelberger Universitätslehrer in der Gaststätte „Schwarzes Schiff“
[29. August 1914: die deutsche Kolonie Samoa wird von neuseeländischen Truppen kampflos besetzt]
[31. August 1914: Sieg der deutschen über die russischen Truppen in der Schlacht bei Tannenberg-Grunwald. Die russische Narew-Armee wird geschlagen, das westliche Masuren von russischer Besatzung befreit]
[August 1914: das „Reichsfinanzierungsgesetz“ wird verabschiedet, das den Umtausch von Banknoten und Münzen in Gold unterbindet. Anstelle von Gold werden Darlehenskassenscheine und Schuldverschreibungen des Reiches herausgegeben, wodurch sich die umlaufende Geldmenge stark vermehrt, jedoch keinerlei Gegenwert besitzt]
1. September 1914: Fertigstellung der Straßenbahn-Gleistrasse Güteramtsstraße (heute: Czernyring)-Neuer Güterbahnhof. Weiterführung des Pendelverkehres aus der Czernystraße. Lazaretttransporte zum Güterbahnhof mit der Straßenbahn (am 1. Juni 1915 eingestellt, vgl. 8. Juni 1914, 13. Juli 1914, 20. Januar 1919)
2. September 1914: Feier des 44. Tags von Sedan
[3. September 1914: Benedikt XV. (†1922) zum Papst gewählt]
[3. September 1914: französische Truppen evakuieren Münster/Elsaß – Der Reichtagsabgeordnete Ludwig Frank aus Mannheim fällt bei Nossoncourt/Lothringen]
[3. September-8. Dezember 1914: die französische Regierung verlegt ihren Sitz nach Bordeaux]
[4. September 1914: Pakt von London. Die Regierungen Englands, Frankreichs und Rußlands verpflichten sich, während des Krieges keinen Separatfrieden zu unterzeichnen]
[5.-12. September 1914: Schlacht an der Marne zwischen deutschen und französisch-englischen Truppen]
[7. September 1914: Kapitulation der Festung Maubeuge]
8. September 1914: im Heidelberger Tageblatt erscheint eine Erklärung unter dem Titel „Eine Absage an England“, unterschrieben u.a. von den Heidelberger Gelehrten Moritz Cantor (1820-1920), Vincenz Czerny (1842-1916), Alfred v. Domaszewski (1856-1927), Wilhelm Erb (1840-1921), Max Fürbringer (1846-1920), Leo Koenigsberger (1837-1921), Philipp Lenard (1862-1947). (,,Unter einem nichtigen Vorwande, der am wenigsten vor der eigenen Geschichte standhält und der durch zahlreiche Dokumente in seinem wahren Wesen klargestellt wird, hat England uns den Krieg erklärt. (..) Wir sind uns wohl bewußt, daß hochbedeutende englische Gelehrte, mit denen die deutsche Wissenschaft in fruchtbarer Arbeit jahrelang verbunden war, gegen den frevelhaft begonnenen Krieg gesinnt sind und sich gegen ihn ausgesprochen haben. Gleichwohl verzichten in deutschem Nationalgefühl diejenigen von uns, welchen Auszeichnungen von englischen Universitäten, Akademien und gelehrten Gesellschaften erwiesen worden sind, hierdurch auf diese Ehrungen und die damit verbundenen Rechte.“)
[8.-11. September 1914: Schlacht an den Masurischen Seen. Sieg der deutschen Truppen über die russische Njemen-Armee, ganz Ostpreußen wird von russischer Besatzung befreit.
[11. September 1914: Australien führt auf Neupommern im Bismarck-Archipel eine Invasion durch und bezwingt das deutsche Truppenkontingent]
[11. September 1914: Die Schlacht von Lemberg zwischen den Truppen Russlands und Österreich-Ungarns geht mit einer Niederlage für die Habsburgermonarchie zu Ende, von der sie sich nicht mehr erholt]
15. September 1914: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „Wir glauben, daß in Deutschland doch eine ganz falsche Auffassung und Stimmung ist. Da sieht die Sache wie ein Hurra-Feldzug aus. In Wirklichkeit ist es eine furchtbare Geschichte“
17. September 1914: zehn Autos unter Führung des Prinzen Wilhelm von Sachsen-Weimar machen die erste Liebesgabenfahrt des Roten Kreuzes Heidelberg auf den westlichen Kriegsschauplatz (Metz)
[17. September 1914: Kapitulation der deutschen Kolonialtruppen in Deutsch-Neuguinea]
[19. September 1914: Einnahme von Lüderitzbucht durch Seestreitkräfte der Südafrikanischen Union]
[20. September 1914: die Anhöhe „Les Eparges“ (346 Meter Höhe) über der Woëvre-Ebene (Nordostfrankreich) wird von deutschen Truppen besetzt und verteidigt. Zwischen Mitte Februar und Mitte April 1915 finden hier heftige Kämpfe statt, um den Hügel zu erobern]
[23. September 1914: die Kriegsanleihe erbringt 4,389 Millionen Mark]
[24. September 1914: Beginn der Belagerung von Przemyśl durch die russische Armee. Die von Österreich-Ungarn gehaltene Festung wehrt heftige Angriffe der Russen ab und hält ihrem Ansturm vorerst stand]
25. September 1914: der Jurist Richard Thoma referiert in der Aula des Neuen Kollegienhauses über „Das Völkerrecht und der Seekrieg“
25. September 1914: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „Feiert nur nicht zu viele Siege... es wirkt wirklich eigenartig, wenn man von den Siegesfeiern daheim hört und hier nichts merkt...“
26. September 1914: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Heute war Heidelberg voller Fahnen, und die Glocken läuteten, als ich in die Vorlesung ging“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 163)
[26. September 1914: in Deutsch-Südwestafrika kommt es zwischen der deutschen Schutztruppe und einer britisch-südafrikanischen Armee zur Schlacht bei Sandfontein. Die Deutschen siegen trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit]
[26. September 1914: der Dichter ("Wehrwolf") und Kriegsfreiwillige Hermann Löns (*1866) fällt bei einem Sturmangriff bei Loivre]
26. September 1914: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „...wer wünscht nicht den Frieden, nur die verfluchten Zeitungsschweine nicht, die nie in Gefahr sind“
27. September 1914: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „Ich möchte eine besondere Hölle einrichten für die Zeitungsschreiber und die Leute, die die Menschen vergiften und mit Haß gegeneinander erfüllen“
[29. September 1914: die deutsche 9. Armee beginnt einen auf die Einnahme Warschaus zielenden Angriff, der in die Schlacht an der Weichsel übergeht. Die russische Armee setzt sich darin später durch]
[September 1914: die badischen Bezirksämter rufen alle männlichen, mindestens 16 Jahre alten Jugendlichen auf, sich zur Jugendwehr zu melden]
[4. Oktober 1914: Aufruf von 93 deutschen Wissenschaftlern, Künstlern und Schriftstellern „An die Kulturwelt!“ („Manifest der 93“, „Protest gegen die Lügen und Verleumdungen, mit denen unsere Feinde Deutschlands reine Sache in dem ihm aufgezwungenen schweren Daseinskampfe zu beschmutzen trachten (...) Es ist nicht wahr...“, veranlaßt von Heinrich Löhlein, verfaßt von Ludwig Fulda), in dem die Vorwürfe der Kriegsgegner bestritten werden und zur Solidarisierung mit dem deutschen Volk aufgerufen wird. Unter den Unterzeichnern sind Adolf von Baeyer, Lujo Brentano, Richard Dehmel, Ernst Haeckel, Engelbert Humperdinck, Philipp Lenard (Heidelberg), Hans Thoma, Wilhelm Trübner, Fritz Haber, Max Halbe, Karl Vossler, Wilhelm Windelband (Heidelberg), Wilhelm Wundt, Friedrich von Duhn (Heidelberg), Max Liebermann, Franz von Stuck, Hermann Sudermann, Gerhart Hauptmann, Adolf von Harnack] http://de.wikipedia.org/wiki/Manifest_der_93
9. Oktober 1914: Vortrag im Zyklus der Kriegsvorträge zugunsten des Roten Kreuzes von Prof. Hermann Oncken über Belgien in der Aula des Neuen Kollegienhauses
[10. Oktober 1914: Eroberung von Stadt und Festung Antwerpen durch deutsche Truppen]
[10. Oktober 1914greg.: Karl Eitel Friedrich Zephyrinus Ludwig von Hohenzollern-Sigmaringen (*20. April 1839 in Sigmaringen), ab 1866 als Carol I. Fürst und seit 1881 König von Rumänien, stirbt auf Schloß Peleș in Sinaia]
[11. Oktober 1914: "Tat und Wort im Krieg", Aufsatz von Friedrich Gundolf, erscheint in der Frankfurter Zeitung]
[16. Oktober 1914: Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches (von über 3000 deutschen Hochschullehrern, also fast der gesamten Dozentenschaft der 53 Universitäten und Technischen Hochschulen Deutschlands, unterzeichnet. Sie folgt dem Manifest der 93 und rechtfertigt ähnlich diesem den Weltkrieg als Verteidigungskampf deutscher Kultur. Verfasser: der Philologe Ulrich von Wilamowitz-Moellendorf]
18. Oktober 1914 (Tag der Leipziger „Völkerschlacht“): Beginn der Vaterländischen Volksabende des „Ausschusses zur Veranstaltung vaterländischer Volksabende in Stadt und Land“ unter Leitung des Theologen Hans von Schubert bis 1918 63mal in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen (meistens an Sonntagabenden) und an wechselnden Orten (meistens in Gaststätten, oft in der Turnhalle am Klingenteich) siehe http://www.uni-heidelberg.de/presse/news/2110reichert.html
[18. Oktober 1914: Gründungsrektor Richard Wachsmuth teilt Kaiser Wilhelm II. mit, daß die Universität Frankfurt am Main in aller Stille ihre Arbeit begonnen habe]
[18. 10.-30. 11. 1914: Bixschote („Langemarck“) bei Ypern/Westflandern wird umkämpft. In der Schlacht fallen 80.000 deutsche Soldaten]
[20. Oktober-18. November 1914: Erste Flandernschlacht (Ypernschlacht, First battle of Ypres, première bataille d' Ypres) zwischen deutschen und alliierten Truppen im Raum der belgischen Kanalküste in Westflandern]
25. Oktober 1914: Vaterländischer Volksabend im „Bachlenz“
27. Oktober 1914: Prof. Joseph von Riegelsberger hält im Zyklus der Kriegsvorträge zugunsten des Roten Kreuzes in der Aula des Neuen Kollegienhauses den Vortrag „Japan und Deutschland, ihre kulturellen und politischen Beziehungen und die japanische Gefahr für China, Amerika und Europa“
[27.-31. Oktober 1914: die osmanischen Kriegsschiffe Yawuz und Midilli (ehemals „Goeben“ und „Breslau“), die mit deutscher Besatzung fahren, beschießen Sewastopol, Odessa, Noworossijsk und Feodossija]
[29. Oktober 1914: das Osmanische Reich verbündet sich mit den Mittelmächten]
[30. Oktober 1914: Prinz Ludwig von Battenberg tritt als Erster Seelord der britischen Krone zurück]
[Oktober 1914: Besetzung der deutschen Kolonie Marschallinseln durch Japan]
2. November 1914: auf den Stadtlinien der HSB tritt ein Kriegsfahrplan in Kraft
[2. November 1914: Kriegserklärung Rußlands an das Osmanische Reich - Nach der Versenkung mehrerer britischer Kreuzer erklärt Großbritannien die Nordsee zum Sperrgebiet für die Schiffahrt]
3. November 1914: „Unser Volksheer“, Rede von Ernst Troeltsch in der vaterländischen Versammlung im Nibelungensaale zu Mannheim (Schlußwort: „Wir halten durch bis zum Ende, das uns Rettung und sicheren Frieden bringen wird“)
[3. November 1914: Kriegsminister Erich von Falkenhayn übernimmt die Geschäfte des Chefs des Generalstabs des Feldheeres]
[5. November 1914: Kriegserklärung Großbritanniens an das Osmanische Reich - Die Briten annektieren die bis dahin zum Osmanischen Reich zählende Insel Zypern]
[6. November 1914: Kriegserklärung Frankreichs an das Osmanische Reich – Australische Truppen besetzen die Insel Nauru]
[7. November 1914: Kriegserklärung Serbiens an das Osmanische Reich]
[7. November 1914: japanische Truppen erobern den in der chinesischen Provinz Shandong gelegenen deutschen Stützpunkt Qingdao]
[9. November 1914: Deutschland gibt sein Pachtgebiet Jiaozhou mit Qingdao und seine Kolonien in der Südsee auf]
[11. November 1914: In Polen beginnen deutsche Truppen die Schlacht um Łódź mit einer Offensive gegenüber russischen Einheiten – Das australische Schiff HMAS Sidney bringt im Indischen Ozean das deutsche Schiff SMS Emden auf]
16. November 1914: Gründung des Bund Neues Vaterland, bedeutendste deutsche pazifistische Vereinigung im Ersten Weltkrieg. Sitz in Berlin. Vorsitzende des Bundes sind Kurt von Tepper-Laski und Georg Graf von Arco]
[19. November 1914: Wer etwas zu sagen hat, trete vor und schweige! (Karl Kraus, Wien, Fackel 404)]
21. November 1914: Jahresfeier der Universität. Professor Eberhard Gothein, Prorektor der Universität Heidelberg, hält unter dem Titel „Krieg und Wirtschaft“ eine akademische Rede zur Erinnerung an den zweiten Gründer der Universität Karl Friedrich Großherzog von Baden (vgl. 22. 11. 1919)
November 1914: Umbenennung der Seegartenstraße in Wilhelm-Erb-Straße
[November 1914: der Kaiser ernennt General Paul von Hindenburg und Beneckendorff zum Generalfeldmarschall]
23. November 1914: die restlichen Gemeindemitglieder der englischen Kirche (Plöck) kehren mit ihrem Pfarrer nach England zurück, das Feindesvermögen wird konfisziert
[29. November 1914: Belgrad wird von k.u.k. Truppen erobert]
[2. Dezember 1914: im deutschen Reichstag stimmt als einziger Abgeordneter Karl Liebknecht (SPD) gegen die erste Verlängerung der Kriegskredite]
[8. Dezember 1914: das deutsche Ostasiengeschwader wird im Gefecht bei den Falklandinseln von der Royal Navy vernichtet]
[15. Dezember 1914: Belgrad wird von serbischen Truppen zurückerobert]
[16. Dezember 1914: die Verordnung, betreffend anderweitige Regelung der Passpflicht erfordert u. a. ein Lichtbild des Ausweisinhabers, tritt in Kraft (vgl. 1. August 1914)]
[18. Dezember 1914: Ägypten wird zum britischen Protektorat erklärt]
[18. Dezember 1914: die deutsche Schutztruppe siegt im Kampf um Naulila (Portugiesisch-Westafrika) gegen portugiesische Kolonialtruppen]
Dezember 1914-Februar 1915: Einrichtung einer Verbands- und Erfrischungsstelle des Heidelberger Roten Kreuzes in Tournai (vgl. 12. Februar 1915)
1914: 2.500 Studierende sind an der Universität Heidelberg immatrikuliert, davon 10% Frauen.
1914: Philipp Jakob Landfried (1841-1914) ruft die Jakob-und-Luise-Landfried-Stiftung mit 100.000 Mark Kapital ins Leben
1914: Stefan George publiziert die Gedichtsammlung „Der Stern des Bundes“ http://gutenberg.spiegel.de/george/stern/0htmldir.htm
1914: das Erzbischöfliche Bauamt wird in der Eisenlohrstraße 6 untergebracht (vgl. 1877, 1905)
1914: Bau einer Stahlfachwerkbrücke über die Eisenbahnlinie Heidelberg-Mannheim am Grenzhöferweg (2002 zerstört)
1914: die Rosenapotheke (Dossenheimer Landstraße 8) wird als erste Apotheke in Handschuhsheim eröffnet
1914: die Gemeinde Kirchheim schließt mit Heidelberg einen Vertrag über die Lieferung von Leuchtgas
1914: Harry Robert Graham (*1850) kehrt nach England zurück und überträgt Jakob Pollich das Verwalterhaus ("Gärtnerhaus") des Handschuhsheimer Schlößchens (Mittelstraße 7, heute: Steubenstraße 65)
1914: Baubeginn der Großherzoglichen Taubstummenanstalt (später Gehörlosen-Schule) in der Quinckestraße 69 (1916 eröffnet) (Baufirma: Michael Zimmermann KG, Heidelberg)
[1914: Carl Reiß (1843–1914), der 1881 die "Fasaneninsel" genannte Halbinsel im Rhein bei Neckarau zur Ausbeute von Ton für Ziegeleien erworben hatte, vermacht diese testamentarisch der Stadt Mannheim, wonach sie den Namen "Reißinsel" erhält. In dem Testament wird festgelegt, dass „...die Insel möglichst in dem jetzigen Zustand zu belassen und der öffentlichen, allgemeinen Benützung unentgeltlich zu übergeben“ ist. "Die Insel soll auf ewige Zeiten erhalten bleiben und den Einwohnern meiner Vaterstadt zur Erholung dienen."]
[1. Januar 1915: Moritz Freiherr von Bissing, Generalgouverneur in Belgien, verbietet die Verlesung des Hirtenbriefs des Erzbischofs]
[13. Januar 1915: Erdbeben in den Abruzzen (ca. 30.000 Tote)]
[19. Januar 1915: deutsche Marineluftschiffe bombardieren die Städte Great Yarmouth und King’s Lynn und töten vier Zivilisten. Damit beginnen regelmäßige Luftangriffe auf Großbritannien]
23. Januar 1915: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Man hat allmählich starkes Bedürfnis nach Nachrichten, die den Krieg seinem Ende näher bringen. Wie endlos kann er sich so hinziehen“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 190)
24. Januar 1915: Vaterländisches Konzert im Neuen Kollegienhaus der Universität Heidelberg
[24. Januar 1915: Im Gefecht auf der Doggerbank erleidet die deutsche Marine eine Niederlage gegen die britische Royal Navy. Verlust der SMS Blücher]
[25. Januar 1915: in Deutschland wird die Versorgung mit Brot rationiert. Einführung von Lebensmittelkarten für Brot und Mehl]
27. Januar 1915: das frühere Café Imperial (Kaiser-Café) am Wredeplatz 3 wird als Krieger-Nachmittagsheim eröffnet
[Februar 1915: Karl Theodor Helfferich (1872-1924) wird Staatssekretär im Reichsschatzamt. Er verantwortet die Kriegsfinanzierung des Deutschen Reichs durch Anleihen, die den Staat hoch verschulden und auf eine Refinanzierung durch die Verlierer des Kriegs zugeschnitten ist]
[4. Februar 1915: Eröffnung des deutschen U-Boot-Kriegs gegen die Handelsschiffahrt der Alliierten]
[7.-21. Februar 1915: Winterschlacht in Masuren. Vernichtung der 10. russischen Armee]
12. Februar 1915: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „Gerade in der Darstellung des Hegel von Kuno Fischer sehe ich wieder, daß meiner innersten Überzeugung nach diese Herren, wie z.B. auch Windelband und alle die Heidelberger Ästhetik-Fritzen, die Wurzeln, die wir zur Existenz notwendig brauchen, ohne die wir verdorren, nicht kennen“
12. Februar 1915: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „[Der als Sanitäter kriegsdienstleistende Historiker Friedrich Jürgen Heinrich] Baethgen ist früh angekommen, aber nur auf achttägigen Urlaub, um mir hier zu helfen, da in Tournai nicht das mindeste zu tun ist. Es ist das eine ganz verfehlte Anlage. Die Heidelberger haben sich darauf versteift, etwas zu machen, was ihren Namen trägt, und haben sich offenbar auch zu sehr gesträubt, nach dem Osten zu gehen. Nun ist die ganze [im Dezember 1914 eingerichtete] Verbandsstation beschäftigungslos und schluckt nur Geld. Baethgen sagt, er habe die ganze Zeit hindurch nur einen einzigen Verband angelegt und den an sich selbst, als er sich beim Holzhacken verletzt habe. Sie hätten berechnet, daß jeder Verband etwa auf 300 Mark komme!“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 198)
3. März 1915: Vortrag im Zyklus der Kriegsvorträge zugunsten des Roten Kreuzes des Bonner Kunsthistorikers Paul Clemen über „Der Krieg und die Kunstdenkmäler“ [in Belgien] in der Aula des Neuen Kollegienhauses
4. März 1915: der Bürgerausschuß bewilligt für Erfüllung von Kriegsausgaben der Gemeinde 1 Million Mark [ebenfalls 1 Million am 25. November 1915, 29. September 1916, 1. Juni 1917, 7. März 1918 (2 Millionen) und 10. April 1919]
10. März 1915: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Daß übrigens die Haltung der deutschen Frauen in den niederen Ständen nicht von viel Verständnis für die Lage zeugt, dafür gibt es manche neue Belege. Kurz bevor hier in Heidelberg Ende letzter Woche die Brotmarken für vier Wochen ausgegeben wurden, haben sich die Leute noch Waschkörbe voll Brot gekauft, so daß am Montag die Bäcker ihren Kunden für Marken überhaupt nichts zu liefern vermochten. Das nennt man Brotsparen.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 209)
17. März 1915: der Architekt Friedrich Ostendorf fällt bei Arras
[18. März 1915: der britische Angriff auf die Dardanellen scheitert]
[20. März 1915: die SPD-Abgeordneten Karl Liebknecht und Otto Rühle stimmen im deutschen Reichstag gegen das Kriegsbudget]
[21. März 1915: französischer Luftangriff auf Ludwigshafen]
[22. März 1915: die Belagerung von Przemyśl endet mit der Kapitulation der österreich-ungarischen Truppen gegenüber den russischen Streitkräften]
[24. März 1915: Liman von Sanders übernimmt den Oberbefehl über die zur Verteidigung der Dardanellen neu gebildete 5. Osmanische Armee auf der Halbinsel Gallipoli (Gelibolu Yarımadası)]
[27. März 1915: 100. Geburtstag Bismarcks]
[28. März 1915: der britische Passagierdampfer Falaba wird vor der Küste von Wales von einem deutschen U-Boot versenkt. Dadurch ist das erste US-amerikanische Todesopfer zu beklagen]
28. März 1915: der Stadtrat beschließt den Ankauf des Grahamschen Anwesens („Schlößchen“) in Handschuhsheim für 100.000 Mark (vgl. 5. Mai 1916)
1. April 1915: Gedenkfeier am Bismarckdenkmal anläßlich des 100. Geburtstags des Altreichkanzlers
8.-10. April 1915: Großherzoginwitwe Luise von Baden besucht Heidelberg, besichtigt Lazarette und andere Einrichtungen, auch die Anlagen des Roten Kreuzes am Güterbahnhof und Lazarette im Umland (vgl. 1. September 1914)
[22. April 1915: deutsche Truppen setzen bei Ypern als erstes Land Giftgas (Chlorgas) ein]
[24. April 1915: Beginn der Ermordung und Vertreibung der Armenier in der Türkei (ca. 1,5 Millionen Tote)]
[25. April 1915: Liman von Sanders wehrt in der Schlacht von Gallipoli die Landungsversuche der Entente erfolgreich ab]
[26. April 1915: im geheim gehaltenen Londoner Vertrag geht Italien ein Bündnis mit Großbritannien, Frankreich und Russland ein (vgl. 3. Mai 1915)]
26. April 1915: der verwundete Kriegsfreiwillige Ernst Jünger (1895-1998) kommt von der Westfront ins Lazarett Landhausschule Heidelberg
[28. April 1915: die erste Schlacht von Krithia im Rahmen der Schlacht von Gallipoli bringt den Briten eine Niederlage im Kampf mit den Türken ein]
1. Mai 1915: Eröffnung des Vinzentiushauses (Untere Neckarstraße 5) als katholisches Heim für ledige Mütter (Haupthaus, neobarock; vgl. 1955, 1962)
[1. bis 3. Mai 1915: Schlacht von Gorlice-Tarnów. Überraschender Durchbruch der Deutschen unter General August von Mackensen durch die westgalizische Front der Russen]
[3. Mai 1915: Italien kündigt den Dreibund mit Deutschland und Österreich-Ungarn]
[4. Mai 1915: außerordentlicher badischer Landtag]
5. Mai 1915: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Heute haben die Kinder im Gymnasium von 10 Uhr ab siegesfrei gehabt, und Morgens haben die Glocken etwas geläutet. Das macht, wenn es so spät hinterher kommt, gar keinen Eindruck.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 228)
[7. Mai 1915: der britische Fahrgastdampfer Lusitania wird vor der irischen Küste durch deutsche U-Boote torpediert (ca. 1200 Tote, darunter 139 Amerikaner)]
[9. Mai bis 23. Juli 1915: Lorettoschlacht (benannt nach der Kapelle Notre-Dame-de-Lorette) bei Lens und Arras, von den Franzosen als bataille de l’Artois bezeichnet]
13. Mai 1915 (Himmelfahrt): der vom schlesischen Jägerbatallion ausgehobene Heidelberger Schützengraben zugunsten des Roten Kreuzes am (alten) Güterbahnhof wird der Öffentlichkeit übergeben (Ansprache: Kirchenrat Hans von Schubert)
15. Mai 1915: Ergänzung zu Anna Blums Vermächtnis (vgl. 6. September 1906)
[23. Mai 1915: Italien erklärt Österreich-Ungarn den Krieg]
26. Mai 1915: der Heidelberger Dozent für Philosophie Dr. Emil Lask (*1875 in Wadowice/Galizien) fällt in Turza-Mała/Galizien
[27. Mai 1915: französischer Fliegerangriff auf BASF Ludwigshafen, 12 Tote]
[31. Mai 1915: erster deutscher Angriff auf London durch Zeppelin (vgl. 19. Januar 1915)]
Mai 1915: der einarmige Géza Graf Zichy zu Vásonykeö (1849-1924), ungarischer Pianist und Komponist, besucht die „Einarmigenschule“ in Heidelberg
1. Juni 1915: Einstellung des am 1. September 1914 eröffneten Straßenbahn-Personenverkehrs (Lazaretttransporte) zum neuen Güterbahnhof (vgl. 20. Januar 1919)
[5. Juni 1915: das Frauenwahlrecht wird in Dänemark eingeführt]
6. Juni 1915: Hermann Maas wird feierlich in das Amt als Pfarrer an der Heiliggeistkirche eingeführt (-1943)
[9. Juni 1915: bei Unruhen in Moskau werden Geschäfte deutscher, österreichischer und russisch-jüdischer Kaufleute geplündert/zerstört und mindestens drei Deutsche getötet. Man wirft ihnen vor, mit ihren Landsleuten zu kollaborieren und das Kriegsgeschehen beeinflußt zu haben]
[15. Juni 1915: französischer Fliegerangriff auf Karlsruhe (Bahnhof, Kasernen, Waffenfabrik, Schloß, 30 Tote)]
[19. Juni 1915: die SPD-Politiker Hugo Haase, Eduard Bernstein und Karl Kautsky veröffentlichen in der Leipziger Volkszeitung ein Manifest gegen den Krieg]
19. Juni 1915: Dr. Erwin Rohde, PD der Medizin an der Universität Heidelberg, stirbt in Davos an einem Lungenleiden
[20. Juni 1915: Erklärung deutscher Professoren zu den deutschen Kriegszielen („Seeberg-Adresse“, Name geht auf den Berliner Professor für evangelische Theologie Reinhold Seeberg zurück). Die Erklärung fordert, daß als Kriegsziel für Deutschland nur ein Siegfrieden gelten könne]
21. Juni 1915: Erteilung einer Konzession an die Stadt Heidelberg für eine Straßenbahn-Strecke Heidelberg (Schlachthaus)-Eppelheim (Rathaus) (4 km Länge)
[23. Juni 1915: Italien eröffnet die erste Isonzoschlacht gegen Österreich-Ungarn – Österreichisch-ungarische Truppen nehmen Lemberg]
26. Juni 1915, 10 Uhr: Enthüllung des Kreuzes in Eisen (Silberpappel mit Eichenplatte, 1,90x1,90m) und Übergabe des Eisernen Buches im Garten der Städtischen Sammlungen (Palais Chelius-Moraß). Bei der Eröffnungsfeier nehmen als Ehrengäste die Spitzen der militärischen, staatlichen und städtischen Behörden teil, darunter als Vertreter der Universität Prorektor Johannes Bauer. Es sprechen Oberbürgermeister Ernst Walz sowie Dr. iur. Eugen von Jagemann, Vorsitzender des Bezirksausschusses vom Roten Kreuz. Die Weiherede spricht Prof. Max Freiherr von Waldberg. Das Kreuz, das gegen ein Entgelt benagelt werden kann, wird vom 29. Oktober 1915 bis zum 25. Mai 1916 in der Brunnenhalle des Schloßhofes aufgestellt, dann ins städtische Verkehrsbüro (Leopoldstraße 2) versetzt. Am 5. Juli 1917 wird die Aktion eingestellt, das Kreuz erhält einen Ehrenplatz im Rathaus. Bis dahin tragen sich etwa 15.000 Personen in das Eiserne Buch ein. Ungefähr 20.000 Nägel werden in das Eiserne Kreuz genagelt und dem örtlichen Roten Kreuz 28.498,40 Mark an Spenden übergeben. (vgl. 21. Mai 1917) siehe http://www.uni-heidelberg.de/presse/news/2110reichert.html
3. Juli 1915: Großherzoginwitwe Luise von Baden besucht Heidelberg, besichtigt Lazarette
9. Juli 1915: „Vaterländischer Volksabend“ (Redner: Oberstabsarzt Dr. Anton Ernst (über die Fürsorge für die Verwundeten in Heidelberg)
[9. Juli 1915: Kapitulation der Schutztruppe der Kolonie Deutsch-Südwestafrika vor den Südafrikanern]
[9. Juli 1915: die Delbrück-Dernburg-Petition an Reichskanzler Bethmann Hollweg in Reaktion auf die Seeberg-Adresse tritt für einen Verständigungsfrieden ein (von 140 Hochschullehrern und Intellektuellen unterzeichnet, darunter Max Weber, Alfred Weber, Adolf von Harnack, Ernst Troeltsch)]
11. Juli 1915: Konzert zum Besten des Roten Kreuzes in der St. Peterskirche (Bachverein, Akad. Gesangverein, verstärktes Heidelberger städtisches Orchester, Leitung: Generalmusikdirektor Dr. Philipp Wolfrum)
[20. Juli-15. Oktober 1915: besonders verheerende Kampfhandlungen auf dem Schlachtfeld von Linge/Elsaß (17.000 Tote), gefolgt von einem Stellungskrieg bis zum 11. November 1918]
25. Juli 1915: der Historiker Prof. Dr. Karl Hampe trägt sich im Eisernen Buch im Garten des Museums ein („Durchhalten im Geiste des August 1914“) (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 258)
[5. August 1915: deutsche Truppen besetzen Warschau]
[15. August 1915: deutsche Truppen erobern Fort Loncin bei Lüttich]
[18. August 1915: deutsche Truppen erobern die Festung Kowno]
[19. August 1915: Rede des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg („Englands Schuld am Weltkrieg“)]
[20. August 1915: Kriegserklärung Italiens an das Osmanisches Reich]
[August 1915: der bayerische Medailleur Kurt Goetz prägt eine satirisch gemeinte Medaille auf den Untergang des britischen Fahrgastdampfers Lusitania am 7. Mai 1915]
[5.-8. September 1915: Zimmerwalder Konferenz, geheime internationale sozialistische Konferenz im Berner Dorf Zimmerwald. Die Unterzeichnenden des von Leo Trotzki verfassten „Zimmerwalder Manifests“ erklären den Weltkrieg zum „Krieg der Kapitalisten“ und fordern die sozialistischen Kräfte zur Einigkeit im Kampf für den Frieden auf. In verschiedenen Grundsatzfragen kommt es zu keiner Einigung. Die revolutionären Ansichten Lenins und seiner Anhänger werden von der Mehrheit abgelehnt.]
[6. September 1915: Deutschland, Österreich-Ungarn und Bulgarien verbünden sich. Bulgarien tritt an der Seite der Mittelmächte in den Krieg ein]
[11. September 1915: deutsche Zeppeline bombardieren London (vgl. 31. Mai 1915, 19. Januar 1915)]
12. September 1915: Eröffnung der elektrifizierten zweigleisigen Bahnstrecke der OEG Mannheim-Weinheim
[14. September 1915: das Osmanische Reich tritt dem Pakt der Mittelmächte bei]
[18. September 1915: die deutsche Armee nimmt die von den russischen Truppen kurz zuvor geräumte litauische Stadt Wilna ein]
19. September 1915: 1. Badischer Opfertag zum Besten der Truppen im Feld in Heidelberg (Badischer Landesverein vom Roten Kreuz). Nachmittags 3 Uhr großes patriotisches Militärkonzert auf dem Schloß, ausgeführt von der Kapelle des Ersatz-Bat. Landwehr-Inf.-Regt. 109 unter Mitwirkung der Liedertafel Heidelberg. Ergebnis: 94.000 Mark
19. September 1915: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Zu gunsten des Roten Kreuzes ein badischer Opfertag mit viel Geldsammlungen, öffentlichen Versammlungen und Ansprachen, Musik etc. Leider hat sich das Rote Kreuz hier durch großspuriges und kostspieliges Verhalten der Leitung in der breiten Bevölkerung recht unbeliebt gemacht. Aber das Geld muß für die Soldaten doch herbei!“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 278)
30. September 1915: Auflösung der Reserve-Lazarettkommission. Max Weber scheidet aus dem Militärdienst aus
2. Oktober 1915: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Es sind wieder gespannte und sorgenvolle Tage, da man das Gefühl hat, daß jetzt der Höhepunkt im Weltkriege erreicht ist und die eigentliche Entscheidung fallen wird.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 283)
[8. Oktober 1915: Belgrad wird von deutschen und k. und k. Truppen eingenommen]
[12. Oktober 1915: die britische Krankenschwester Edith Louisa Cavell wird in Brüssel von den Deutschen wegen Fluchthilfe für alliierte Soldaten hingerichtet]
[20. Oktober 1915: Kriegserklärung Rußlands an Bulgarien]
31. Oktober 1915: Inbetriebnahme des städtischen Kohle-Gaswerks (Diebsweg, später: Industriestraße, im Brunnengewann, Baukosten 1,5 Millionen Mark, siehe auch 1852, 30. Mai 1913)
6. November 1915: Ludolf Krehl schreibt aus dem Felde an seine Frau: „M. E. sollten die Leute nun aufhören, sich gegenseitig totzuschlagen und um alle Existenzbedingungen zu ringen. Ich bin auf das äußerste gegen `Niederringung des Gegners´. Einen Frieden mit ihm machen, bei dem er noch existieren kann, das würde mir viel richtiger erscheinen.“
12. November 1915: Errichtung der Ortsgruppe Heidelberg des badisch-pfälzischen Landesverbandes der (am 11. 2. 1914 in Berlin gegründeten) Deutsch-Türkischen Vereinigung (vgl. 24. April 1915)
21./22. November 1915: Jahresfeier der Universität. Professor Johannes Bauer spricht über die Vorgeschichte der Union in Baden.
25. November 1915: Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Heidelberg an den Fabrikanten Geh. Kommerzienrat Wilhelm Landfried (1844-1922), bis 1904 Teilhaber der Firma P. J. Landfried
25. November 1915: der Bürgerausschuß bewilligt für Erfüllung von Kriegsausgaben der Gemeinde 1 Million Mark
[25. November 1915: Albert Einstein hält vor der Preußischen Akademie der Wissenschaften den Vortrag "Die Feldgleichungen der Gravitation" und komplettiert damit seine Allgemeine Relativitätstheorie. Mit dieser Theorie sind Physiker nun in der Lage, alle bisher bekannten Phänomene der Gravitation zu beschreiben – und neue vorherzusagen]
27. November 1915: auf dem Ludwigsplatz werden unter Teilnahme zahlreicher Vereine und Schulen, städtischer und militärischer Behörden sechs in Belgien erbeutete Kanonen, gegen die Universität gerichtet, aufgestellt. Dazu stellt das Rote Kreuz einen Opferstock in Form der „dicken Berta“ (42 cm-Geschütz) auf. (Am 23. März 1916 bittet der Engere Senat der Universität die städtischen Behörden, wegen der Lärmbelästigung durch spielende Kinder die größeren Geschütze an einem anderem Ort aufzustellen)
November? 1915: Eröffnung des Botanischen Gartens auf dem rechten Neckarufer im Neuenheimer Feld (Gewanne Neuenheimer Röscher/Neusatz). Der (7.) Garten wurde von Prof. Dr. Georg Klebs, Direktor des botanischen Instituts, und Obergärtner Erich Behnick seit 1914 errichtet (Architekt: Ludwig Schmieder; vgl. 1876-80, 1834) („1915 wurde die jetzige Anlage weit draußen zwischen den Feldern in der verlängerten Mönchhofstraße eröffnet, wo er nach menschlichem Ermessen auf lange Zeit Niemand stört“ (Ludwig Jost, Führer durch den Botanischen Garten in Heidelberg. Heidelberg 21931, S. 3)
12. Dezember 1915: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „Es ist je tief beschämend für die Menschen, daß die Sozialisten [im Reichstag] die Worte finden, die dem Christentum am nächsten stehen. (...) Die innere Besserung der Menschen wird dieser Krieg zum großen Teil nicht erreichen (...) Ich glaube immer: der größte Feind des Christentums ist die gewöhnliche, behagliche bürgerliche Auffassung.“
[17. Dezember 1915: die von den Italienern begonnene vierte Isonzoschlacht wird vom österreich-ungarischen Generalstab für beendet erklärt]
12. Dezember 1915: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „Die ganze moderne Kultur ist durchaus etwas, was neben der Sittlichkeit einhergeht, was mit ihr garnichts zu tun hat. Das sieht man eben erschreckend aus dem Kriege. (...) Ich finde nur das, was die Leute an unserer Regierung schlapp nennen, / viel vornehmer als das Faustrecht. (...) Wenn du das Volk abstimmen lassen könntest, so würdest du viel mehr Stimmen für innere Ruhe bekommen. Ich sehe immer mehr, wie schwer die Schuld der besitzenden Klassen ist.“
[19./20. Dezember 1915: Niederlage der Alliierten gegen die Türken auf der Halbinsel Gallipolli (Gelibolu Yarımadası) auf der europäischen Seite der Dardanellen (Çanakkale Boğazı)]
[21. Dezember 1915: 19 SPD-Abgeordnete stimmen im deutschen Reichstag gegen die Kriegskredite, darunter Karl Liebknecht und der SPD-Vorsitzende Hugo Haase]
26. Dezember 1915: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „Ich habe jetzt nur den Wunsch, daß der furchtbare Mord aufhört“
[30. Dezember 1915: Torpedierung des britischen Postdampfers Persia bei Kreta. Die Mehrzahl der Passagiere und der Besatzung kommen ums Leben, darunter der amerikanische Konsul in Aden]
1915: 45.456 Personen kommen zum Großen Faß im Heidelberger Schloß. Das Innere der Schloßruine besuchen 19.128 Personen, den Friedrichsbau 20.268 Personen. Erlös durch Eintrittsgelder: 24.526 Mark (1913: 77.404 Mark, 1914: 50.697 Mark). - In hiesigen Hotels und Pensionen übernachten 51.963 Fremde. - 1341 Kinder werden in Heidelberg geboren, davon 658 Knaben, 656 Mädchen, davon 849 ehelich, 447 unehelich.
1915: Jakob Hübsch, der letzte Müller im Handschuhsheimer Mühltal, stellt den Mühlenbetrieb ein (Mühltalstraße 124)
1915: räumliche Trennung der Kunsthistorischen Abteilung vom Archäologischen Institut der Universität Heidelberg
1915: Friedrich Eduard Schneegans (1867-1942), Professor der Romanistik an der Universität Heidelberg seit 1900, gibt seine Professur auf und emigriert in die Schweiz, was als Eklat gewertet wird
1915: die OEG-Strecke Käfertal–Viernheim–Weinheim wird elektrifiziert und zweigleisig ausgebaut. Gleichzeitig wird die Linienführung in Mannheim vom nördlich des Neckar gelegenen OEG-Bahnhof („Weinheimer Bahnhof“) auf den Gleisen der städtischen Straßenbahn über den Paradeplatz, Planken und Wasserturm bis zum Mannheimer Hauptbahnhof-Vorplatz verlängert.
[9. Januar 1916: die letzten britischen Truppen räumen die türkische Halbinsel Gallipoli]
10. Januar 1916: Eröffnung der Großherzoglichen Taubstummenanstalt in der Quinckestraße 69 (vgl. 1914)
[13. Januar 1916: der Abgeordnete Karl Liebknecht tritt aus der SPD-Reichtagsfraktion aus]
[14. Januar 1916: bei einem Sturm brechen an der Zuidersee die Deiche. Große Gebiete werden überschwemmt]
23. Januar 1916: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „Es ist eine furchtbare Ironie, daß die Presse das Volk knebelt, wie es eine Regierung oder Kirche nie getan hat. Es ist wirklich wahr, daß man Anarchist werden könnte. (...) Gott muß in uns herrschen und nicht ein Idol von Vaterland (....)“
[24. Januar 1916: deutsch-afghanischer Freundschafts- und Handelsvertrag]
[25. Januar 1916: Montenegro kapituliert]
[29. Januar 1916: das deutsche Militärluftschiff LZ 79 wirft über Paris (Montmartre) Bomben ab. ca. 20 Tote]
[Januar 1916: Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Vereinigten Königreich]
4. Februar 1916: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „Das kann man im Ernst nicht glauben,daß Amerikaner auf einem bewaffneten, mit Munition gefüllten Schiff unter englischer Flagge nach Verwarnung sollten fahren dürfen ohne Gefahr zu laufen. Das heiße ich eben Gott versuchen. Ich weiß auch nicht, wie sich unsere Regierung herausziehen will. Denn selbst ich finde: da kann man nicht nachgeben, denn das hieße unsere Notwehr verurteilen.“
[5. Februar 1916: in Zürich eröffnet das „Cabaret Voltaire“]
9. Februar 1916: der Mineraloge Prof. Dr. Ernst A. Wülfing hält in Heidelberg einen Vortrag „Bei Badischen Truppen an der Westfront mit einem Liebesgaben-Transport“ im Zyklus der Kriegsvorträge zum besten des Roten Kreuzes in der Aula des Neuen Kollegienhauses
9. Februar 1916: Prof. Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Da, wo keine Studentinnen als Ersatz einspringen, namentlich bei den Juristen, ist der Besuch doch sehr schwach. [Der Rechtshistoriker Prof.] Richard Schröder ist kürzlich in den Hörsaal getreten, um nur einen Studenten mit einem Hunde zu finden. Als der Student den anhänglichen Hund herausschicken wollte, hat Schröder gebeten, ihn doch dazulassen: er läse lieber vor Zweien als vor Einem.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 355)
[16. Februar 1916: russische Truppen erobern Erzurum]
[18. Februar 1916?: die letzten deutschen Einheiten kapitulieren in Kamerun]
[21. Februar–18. Dezember 1916: In der Schlacht um Verdun werden über 700.000 deutsche und französische Soldaten getötet oder verwundet. Am Ende der Schlacht stellt sich der Frontverlauf nahezu unverändert dar]
24. Februar 1916: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „Das alles ist unsagbar schaurig. / Man möchte es wirklich vermeiden, darüber nachzudenken. Das Verbrechen des Krieges wird immer schauriger, wenn man an die Einzelheiten denkt. Wann werden die Menschen Mut, Verstand und Sittlichkeit finden, um aufzuhören?“
[4. März 1916: Heimkehr des Hilfskreuzers SMS Möve]
4. März 1916: Dr. Wolfgang Wilhelm Vogt, ao. Prof. für Mathematik an der Universität Heidelberg, fällt bei Douaumont
5. März 1916: Prof. Karl Hampe spricht beim Vaterländischen Volksabend im Artushof (Rohrbacher Straße 13-15) über „Eindrücke aus dem heutigen Belgien“
[7. März 1916: Gründung der Bayerischen Motoren Werke (BMW)]
[9. März 1916: Kriegserklärung Deutschlands an Portugal]
14. März 1916: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „(...) die unverantwortlichen Politiker sollen uns doch mit ihren großdeutschen Gedanken in Ruhe lassen. Wir werden / alle ganz bescheiden werden müssen und von vornherein neu anfangen zu arbeiten. (...) Die deutschen `Interessen´ sind nicht `Interessen der Deutschen´ sondern die `Interessen´ einzelner reicher Leute. (...)“
15. März 1916: der Orientalist Carl Bezold tritt sein Amt als Prorektor der Universität Heidelberg an
19. März 1916: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „(...) wir sollen soviel Charakter haben und nicht das uferlose Gründen von Lazaretten in Heidelberg unterstützen. Es ist bei so vielen Sachen so: anfangs wollte jeder mitmachen, weil er glaubte, daß der Krieg nur kurz dauere. Das ist ja gewiß auch richtig, daß es für viele Frauen schwer ist, die Verpflichtungen, die sie damals eingingen, so lange durchzuführen. Aber es ist auch bei so vielen Eitelkeit dabei. Und nun kommen sie zu Dir. Das Rote Kreuz bedarf nach dem Kriege ganz dringend der Reformation. Vor allem muß es von den adligen Delegierten befreit werden. Hier sind z.B. sechs. Sie haben die besten Zimmer; einer ist nötig, und der Fürst Stolberg ist auch sehr nett. Aber die anderen gehen spazieren. Als die Kämpfe draußen waren, fuhren sie ein Stück hinaus, natürlich nur so weit, als die Geschütze nicht reichten, um zuzusehen. (...) Während die armen Menschen um ihr Leben ringen, sehen diese Herren das alles als ein Schauspiel an. (...)“
[20. März 1916: Albert Einstein veröffentlicht in den „Annalen der Physik“ den Aufsatz: "Die Grundlage der allgemeinen Relativitätstheorie"]
[24. März 1916: der SPD-Vorsitzende Hugo Haase spricht im Reichstag gegen den Krieg und die Annahme des Notetats, den die SPD-Fraktion mehrheitlich annehmen will. Er wird mit seinen Anhängern aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen und zum Rücktritt als Parteivorsitzender gezwungen. 18 Abgeordnete verlassen die Fraktion und bilden die „Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft“ unter Haase und Georg Ledebour als Vorsitzenden]
[24. März 1916: der französische Passagierdampfer Sussex wird im Ärmelkanal von einem deutschen U-Boot torpediert. 80 Menschen werden getötet, unter den Verletzten sind 4 US-Staatsangehörige]
[März 1916: der Kaiser entläßt den Marineminister Großadmiral Alfred von Tirpitz]
5. April 1916: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „(...) Ich glaube überhaupt, daß ein Teil der Leute zu Haus vollkommen den Maßstab verloren hat. Daß bei einem solchen Kampf Hunderte sterben und Tausende verwundet werden, bedenkt so jemand nicht. Aber `in Berlin wird man allmählich etwas ungeduldig. Denn es ist schwer – Butter zu bekommen. Ich unterschätze ja die Schwierigkeiten zu Hause nicht. (...) Aber schließlich, hier sterben die Leute und und in Berlin ist es nur teuer... Das ist das Volk, für das unsere Besten sterben sollen. Das ist ´das Vaterland`...“
[18. April 1916: russische Truppen erobern Trabzon, Endpunkt ihres Vormarsches in Anatolien]
[24. April - 30. April 1916: Osteraufstand irischer Republikaner in Dublin]
[24.-30. April 1916: in Kiental, einem Bergdorf im Berner Oberland, findet eine internationale Konferenz statt, an der sich kriegskritische Vertreter der sozialistischen Parteien zusammenfinden]
[29. April 1916: Kapitulation des in Kut al`-Amara (Irak) eingeschlossenen britischen Expeditionsheeres unter General Townshend gegenüber den Türken unter Goltz Pascha nach fast fünfmonatiger Belagerung]
[1. Mai-1. Oktober 1916: die Sommerzeit wird im Deutschen Reich eingeführt, um die Beleuchtungskosten zu verringern]
[1. Mai 1916: der Abgeordnete Karl Liebknecht wird nach einer Friedenskundgebung auf dem Potsdamer Platz in Berlin verhaftet. Nach einem Hochverratsprozeß wird er zu einer Zuchthausstrafe von zwei Jahren und 6 Monaten verurteilt (am 23. Oktober 1918 entlassen)]
[4. Mai 1916: einstweilige Einstellung des unbeschränkten U-Boot-Krieges aufgrund der Protestnote des US-Präsidenten Wilson wegen der Torpedierung des französischen Passagierdampfers Sussex am 24. März 1916]
5. Mai 1916: die Stadtgemeinde Heidelberg erwirbt das Grahamsche Anwesen („Schlößchen“) in Handschuhsheim mit Park (vgl. 28. März 1915)
5. Mai 1916: Vortrag im Zyklus der Kriegsvorträge zugunsten des Roten Kreuzes von Prof. Georg Simmel über „Goethes Liebe“ in der Aula des Neuen Kollegienhauses
[11. Mai 1916: Max Reger stirbt in Leipzig]
[13.-15. Mai 1916: Lebensmittel-Unruhen in Leipzig]
[16. Mai 1916: Sykes-Picot-Abkommen, geheime Übereinkunft zwischen den Regierungen Großbritanniens und Frankreichs, um die Einflußsphären im Nahen Osten nach dem Krieg festzulegen (Aufteilung der osmanischen Provinzen)]
[22. Mai 1916: der Kunsthistoriker Fritz Burger (*1877, ao. Prof. an der Universität München) fällt bei Fort de Vaux (Verdun)]
[22. Mai 1916-23. Oktober 1917: Karl Theodor Helfferich wird Staatssekretär des Reichsamtes des Innern und Vizekanzler (bis 9. November 1917)]
27. Mai–27. Juni 1916: Kriegsbeuteausstellung im Bandhaus des Schlosses
[31. Mai-1. Juni 1916: Seeschlacht am Skagerrak]
[1. Juni 1916 (Christi Himmelfahrt): deutscher Luftangriff auf Bar-le-Duc (80 Tote)]
[4. Juni–20. September 1916: russische Brussilow-Offensive]
[5. Juni 1916: Faisal, der Sohn des Großscherifen von Mekka, erklärt die Unabhängigkeit der Araber und beginnt, unterstützt von T. E. Lawrence, Guerillaaktionen gegen das Osmanische Reich]
15. Juni 1916: Eröffnung der Heidelberger Kriegsküchen
[15. Juni 1916: die militärische Funkstation Königswusterhausen geht in Betrieb]
[19. Juni 1916: Unruhen und Plünderungen in Worms wegen überhöhter Obstpreise]
[22. Juni 1916 (Fronleichnam): französischer Luftangriff auf Karlsruhe/Zirkus Hagenbeck (120 Tote), Müllheim/Baden und Trier]
[24. Juni–18. November 1916: ca. 1,2 Millionen britische, deutsche und französische Soldaten werden in der Schlacht an der Somme getötet oder verwundet. Die Schlacht bringt den Alliierten einen geringen Geländegewinn]
28. Juni 1916: Prof. Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Bis zu welchem Gipfel die Einbildung der Rote-Kreuzvorstände steigen kann, zeigt eine eingesandte Berichtigung von von Braunbehrens an die `Frankfurter Zeitung´ unter Hinweis auf das Preßgesetz. Sie hatte das Verbrechen begangen zu schreiben, türkische und bulgarische Offiziere aus einem Erholungsheim in Wiesbaden seien in der hiesigen Kriegsausstellung vom Stadtrat geführt. Das sei natürlich unrichtig, geführt und schon am Bahnhof empfangen habe kein andrer als er selbst. Staatsanwltschaftsrat von Braunbehrens, Zweiter Vorsitzender des Roten Kreuzes, Vorsitzender der Heidelberger deutsch-türkischen Vereinigung und der im Werden begriffenen deutsch-bulgarischen Vereinigung. Die `Frankfurter´ druckt das ab unter dem Titel: `Die Hauptsache´. Wie kann manm sich so lächerlich machen!“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 409)
[1. Juli 1916: am ersten Tag der Somme-Schlacht fallen fast 20.000 britische Soldaten im deutschen Maschinengewehrfeuer]
[3. Juli 1916: Abschluß eines politischen Abkommens zwischen Rußland und Japan über den Fernen Osten]
[6. Juli 1916: Gründung des Deutschen Nationalausschusses für einen ehrenvollen Frieden]
[9. Juli 1916: Araber erobern mit britischer Unterstützung Mekka]
[27. Juli 1916: die Frankfurter Zeitung veröffentlicht „Der Wille zum Sieg“, Aufruf Berliner Universitätsprofessoren „An unser Volk“ für einen Expansionsfrieden]
30. Juli 1916: „Vaterländischer Volksabend“ (Redner: Oberstabsarzt Dr. Anton Ernst. Er spricht über die Organisation des Sanitätswesens und die Fürsorge für die Verwundeten, Kranken und Invaliden)
[30. Juli 1916: deutsche Saboteure bringen auf der Black Tom Halbinsel in Jersey City, New Jersey, Wagenladungen von Dynamit und anderen Explosivmitteln, die für den Kriegseinsatz von Großbritannien und Frankreich bestimmt waren, zur Explosion. 7 Personen werden getötet]
31. Juli-1. August 1916: 40. Versammlung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft in Heidelberg
[1. August 1916: Kundgebungen des Deutschen Nationalausschusses für einen ehrenvollen Frieden in 40 Städten „An der Schwelle des dritten Kriegsjahrs“]
11. August 1916: Prof. Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Ich begreife nicht, wie Militärs und andre noch immer glauben. vor Weihnachten könne der Krieg zu Ende gehen. Der Mut der Feinde ist letzthin doch stark erfrischt. Der Friede könnte für uns jetzt so wenig erfreulich sein, daß man ihn gar nicht wünschen kann: denn die letzten Eindrücke wirken frischer als alle unseren früheren Siege und Eroberungen“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 426)
[23. August 1916: der Historiker Dietrich Schäfer veröffentlicht einen von 25 Professoren unterzeichneten Aufruf „An das deutsche Volk“, in dem weiträumige Eroberungen gefordert werden]
[27. August 1916: Rumänien erklärt Österreich-Ungarn den Krieg - Kriegserklärung Deutschlands an Rumänien]
[28. August 1916: Kriegserklärung Italiens an das Deutsche Reich]
[29. August 1916: Die (2.) Obersten Heeresleitung wird abgesetzt. GFM Paul von Hindenburg (Chef des Generalstabs) und GQM Erich Ludendorff werden Oberkommandierende der (3.) Obersten Heeresleitung. Prinz Leopold von Bayern wird zum Oberbefehlshaber Ost ernannt]
2. September 1916: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „Wie kann man nur sagen, wir seien schlechte Vaterlandsfreunde, weil wir den Frieden wollen? Welcher auch nur anständige Mensch will denn den Frieden nicht? Ich bin doch überzeugt, daß es eine ganz kleine Gruppe ist, die ihn nicht will.“
[7. September 1916: der deutsche Kronprinz empfängt mit einer aus Detachements aller Sturm-Kompanien sowie der Musikkapelle bestehenden Ehrenkompanie des Sturmbataillons auf dem Bahnhof von Montmédy/Lothringen den erstmals französischen Boden betretenden Feldmarschall v. Hindenburg und General Ludendorff]
[9. September 1916: Großherzog Friedrich von Baden stiftet das Kriegsverdienstkreuz]
12. September 1916: Eröffnung der Gold-Ankaufstelle in der Rheinischen Creditbank am Ludwigsplatz (Hauptstraße 126/128)
24. September 1916: 2. Kriegsopfertag. Ergebnis 76.000 Mark
29. September 1916: der Bürgerausschuß bewilligt für Erfüllung von Kriegsausgaben der Gemeinde 1 Million Mark
September 1916: die Stadtverwaltung kauft zur Milchversorgung der Bevölkerung Milchkühe aus der Wesermarsch und führt sie auf den Kohlhof bzw Speyerershof über. Sie pachtet das Gut Neidelsbach bei Eubigheim (Bezirk Boxberg, 296 ha) auf 12 Jahre.
1. Oktober 1916: das Vereinslazarett Stadthalle wird Reservelazarett-Abteilung. Die orthopädischen Abteilungen „Harmonie“ und „Sandgasse“ siedeln hieher über
[1. Oktober 1916: eine Verordnung fordert die „Beschlagnahme, Bestandserhebung und Enteignung von Bierglasdeckeln und Bierkrugdeckeln aus Zinn“]
3. Oktober 1916: der Chirurg Vinzenz Czerny stirbt in Heidelberg an Leukämie
10. Oktober 1916: Heidelberger Neueste Nachrichten
[11. Oktober 1916: Erlaß des preußischen Kriegsministeriums zur Zählung der Juden im deutschen Heer]
[Oktober 1916: die Transsibirische Eisenbahn wird fertiggestellt]
[Oktober 1916: die autobiografisch orientierte Erzählung Der Wanderer zwischen beiden Welten von Walter Flex erscheint]
[5. November 1916: Im Säulensaal des Warschauer Königsschlosses gibt Generaloberst Hans von Beseler, Chef des deutsch verwalteten Generalgouvernements Polen, den Beschluss der Kaiser Deutschlands und Österreich-Ungarns zur Einrichtung eines Königreichs Polen bekannt – ohne einen König und ohne genauere Bestimmung der Grenzen (bis 11. November 1918)]
[11. November 1916: Gründung des tschechoslowakischen Nationalausschusses]
19. November 1916: Marine-Opfertag in Heidelberg
[21. November 1916: Kaiser Franz Joseph I. stirbt in Wien. Nachfolger: sein Großneffe Karl I.]
21./22. November 1916: Jahresfeier der Universität. Professor Carl Bezold spricht über die Entwicklung der semitischen Philologie im Deutschen Reich
[25. November 1916: die griechische „Bewegung der Nationalen Verteidigung“ erklärt den Mittelmächten den Krieg (vgl. 29. Juni 1917)]
[25. November 1916: Albert Einstein legt der preußischen Akademie der Wissenschaften den letzten Teil einer Artikelserie vor, mit der er seine Spezielle Relativitätstheorie zu einer umfassenden Lehre der Schwerkraft ausbaut (vgl. 20. März 1916)]
[3. Dezember 1916: Joseph Jacques Césaire Joffre (1852-1931), bis zum 15. Dezember 1916 Oberbefehlshaber der französischen Armee, wird als Befehlshaber von Robert Nivelle abgelöst (der die erfolgreiche Gegenoffensive bei Verdun geführt hatte) und zum Marschall von Frankreich ernannt]
[6. Dezember 1916: das Gesetz über den Vaterländischen Hilfsdienst tritt in Kraft. Alle Männer zwischen dem 17. und dem 60. Lebensjahr, welche nicht zur Armee eingezogen worden sind oder nicht in einem agrarischen oder forstwirtschaftlichen Betrieb arbeiten, werden verpflichtet, in der Rüstungsindustrie oder in einem kriegswichtigen Betrieb zu arbeiten (Aufhebung der freien Wahl des Arbeitsplatzes). § 11 schreibt ständige Arbeiterausschüsse in allen Betrieben mit mindestens 50 Arbeitern vor.]
6. Dezember 1916: Prof. Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Soeben Abends wird die Nachricht verkündet, daß Bukarest genommen ist. Es ist ein weltgeschichtlicher Moment. Man empfindet die Freude, die ganz Deutschland durchzuckt! Welch ein Eindruck für die Welt. Man fühlt sich wieder einmal auf dem Gipfel und wird hoffentlich nicht nochmals zurückgedrängt!“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 472)
[7. Dezember 1916: deutsche Truppen erobern Bukarest]
[5. Dezember 1916: der britische PM (seit 1908) Asquith tritt zurück. Nachfolger: Lloyd George]
[12. Dezember 1916: Rede von RK Bethmann-Hollweg im Reichstag. Friedensangebot der Mittelmächte an die Entente http://de.wikipedia.org/wiki/Friedensangebot_der_Mittelm%C3%A4chte]
[18. Dezember 1916: Friedensnote Präsident Wilsons mit der Aufforderung an alle kriegführenden Staaten, ihre Kriegsziele bekanntzugeben]
29. Dezember 1916: Der Heidelberger Kristallograph Prof. Dr. Victor Goldschmidt stiftet in einem Schreiben an die Universität Heidelberg dieser 100.000 Mark für eine Professur oder ein Institut der Naturwissenschaften oder der Sprachvergleichung, für die Universitätsbibliothek u.a. (Josefine-und-Eduard-von-Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst) (siehe 24. Mai 1919)
[30. Dezember 1916: die Entente weist das Friedensangebot der Mittelmächte ab]
1916: in Heidelberg gibt es laut Adreßbuch 133 Kolonial- und Spezereiwarenhandlungen, 33 Feinkosthandlungen, 46 Flaschenbierhandlungen, 15 Bier-Niederlagen und 4 Bierbrauereien, 8 Zigarettenfabriken und -Großlager, 16 Zigarrenfabriken, 35 Zigarrengeschäfte, 5 Zigarren-Großhandlungen, 20 Fischer, 13 Buchhandlungen, 21 Buchdruckereien, 11 Schreibstuben, 16 niedergelassene Zahnärzte sowie 37 Droschkenbesitzer
1916: Preise des städtischen Hallenschwimmbads
1916: der neue jüdische Friedhof wird erweitert (vgl. 1922)
1916: das 1880 vor dem Klingentor errichtete Denkmal für Carl Metz wird eingeschmolzen (1920 neu errichtet)
1916: der Südwestdeutsche Kanalverein für Rhein, Neckar und Donau wird gegründet
1916: in Heidelberg leben 23 Sinti-Familien
1916: in der östlichen Güteramtsstraße 43 (später: Güteramtsstraße 1) eröffnet Georg Klenk die Wirtschaft zur Friedensglocke (2018 zerstört)
[1916: Gründung des Badischen Heimatdankes (Fürsorge für Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene)]
[1916: Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gründen den Spartakusbund]
[1. Januar 1917: Grigori Jefimowitsch Rasputin wird tot aus der Newa geborgen]
[2. Januar 1917: Kreuznach (Nahe) wird zum Sitz des Großen Hauptquartiers von Kaiser Wilhelm II.]
3. Januar 1917: der Rechtshistoriker Prof. Richard Schröder (*1838), Leiter des Deutschen Rechtswörterbuchs, stirbt in Heidelberg
[5. Januar 1917: Gastwirtschaften und Privathaushalte haben sämtliche zinnernen Bierkrüge oder zinnernen Deckelmonturen abzuliefern. Vor allem im süddeutschen Raum erfolgt sukzessive auch die Beschlagnahme von kupfernen Sudpfannen in den Brauereien.]
[10. Januar 1917: Eröffnung des Deutschen Auslands-Instituts in Stuttgart]
[11. Januar 1917: Abbruch der diplomatischen Beziehungen der USA zu Deutschland]
[13. Januar 1917: die Oberste Heeresleitung richtet das Bild- und Filmamt (Bufa) ein (Vorstufe zur Gründung der Ufa)]
[21. Januar 1917: ein Erdbeben unbekannter Stärke auf Bali fordert ca. 15.000 Tote]
[22. Januar 1917: US-Präsident Woodrow Wilson appelliert im Senat an die Kriegführenden, einen Frieden ohne Sieg zu schließen]
[31. Januar 1917: deutsche Note an die USA, die die Wiederaufnahme des unbeschränkten U-Boot-Kriegs verkündet]
[1. Februar 1917: das Deutsche Reich nimmt den unbeschränkten U-Boot-Krieg gegen England wieder auf]
[25. Februar 1917: der von Amerika kommende britische Ozeandampfer RMS Laconia wird an der südirischen Küste ohne Vorwarnung von einem deutschen U-Boot versenkt. Der Tod von zwei US-Amerikanerinnen sorgt für politische Spannungen]
27. Februar 1917: 100jährige Gründungsfeier der Heidelberger Burschenschaft
[1. März 1917: amtliche Bekanntmachung mit Einzelheiten zu Beschlagnahmung, Bestandserhebung und Enteignung sowie zur freiwilligen Ablieferung von Glocken aus Bronze. Auf Ersuchen des königlichen Kriegsministeriums und unter Strafandrohung werden alle Besitzer von Bronzeglocken enteignet – davon ausgenommen sind Glocken für Signalzwecke des Eisenbahn-, Straßenbahn- und Schifffahrts-Verkehrs sowie der Feuerwehren.]
[1. März 1917: US-Außenminister Robert Lansing gibt der Presse Details der im Januar abgefangenen Zimmermann-Depesche vom 16. Januar 1917 bekannt (Anweisungen an den deutschen Botschafter bzgl. eines Bündnisangebots an Mexiko im Falle eines Kriegseintritts der USA). Das Repräsentantenhaus beschließt die Bewaffnung der Handelsschiffe]
[5. März 1917 der Meteorit von Treysa wird bei Rommershausen gefunden]
[8. März 1917 (23. Februar jul): Demonstrationen zum Internationalen Frauentag. Arbeiter in Petrograd treten in den Generalstreik, Beginn der russischen Februar-Revolution]
[11. März 1917: britische Truppen nehmen Bagdad ein]
[11. März 1917: Kaiser Nikolaus II. von Rußland erteilt den Schießbefehl gegen die Aufständischen]
[12. März 1917: die russische Regierung tritt zurück. das Provisorische Exekutivkomitee des Petrograder Sowjets der Arbeiterdeputierten und das Provisorische Komitee der Reichsduma übernehmen die politische Führung]
13. März 1917: Erwerb des Bierhelderhofes durch die Stadt Heidelberg (27 ha, davon 16 ha auf Rohrbacher Gemarkung; vgl. 1737, 1770)
[15. März 1917: Kaiser Nikolaus II. von Rußland dankt ab. Ende der Romanow-Dynastie]
[16. März 1917: Bildung der provisorischen russischen Regierung unter Fürst Lwow]
17. März 1917: Großherzog Friedrich II. von Baden verabschiedet auf dem Karlsplatz das 4. Landsturm-Inf.-Ersatz-Bataillon Heidelberg XIV.27
[20. März 1917?: Gründung des Hauptausschusses für Kriegerheimstätten]
[22. März 1917: der Ansiedlungsrayon für Juden in Rußland wird abgeschafft]
[März 1917: der deutsche Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg deutet in Geheimgesprächen die Bereitschaft an, auf Elsaß-Lothringen zu verzichten. - Kaiser Karl von Österreich schreibt in einem Brief vom 24. März 1917 („Sixtusbrief“), daß er „unter Anwendung meines ganz persönlichen Einflusses bei meinen Verbündeten die gerechten Rückforderungsansprüche Frankreichs mit Bezug auf Elsaß-Lothringen unterstützen werde“. Er sehe „keine einschneidende Divergenz in unseren Absichten und Bestrebungen“, die sein Reich von Frankreich trenne. Er verspricht, „daß ich mit allen Mitteln und allem mir zu Gebote stehenden Einfluss bei meinen Verbündeten bestrebt sein werde, die gerechten französischen Ansprüche in bezug auf Elsaß-Lothringen zu unterstützen“ („justes revindications françaises relatives à l'Alsace Lorraine“). Belgien müsse in „seiner Ganzheit wiederhergestellt werden“, seinen afrikanischen Besitz behalten und Kompensationen für seine Verluste erhalten. Serbiens Souveränität sei wiederherzustellen, mit einem „passenden und natürlichen Zugang zum Adriatischen Meere“ und könne ökonomische Zugeständnisse erhalten. Dafür müsse es politische Agitation gegen die Monarchie unterbinden und die Kräfte, welche die Monarchie zerstören wollten, unterdrücken.]
[27. März 1917: deutsche Soldaten sprengen trotz zahlreicher Proteste von Historikern auf beiden Seiten den Donjon der Burg Coucy (Picardie), einer der bedeutendsten mittelalterlichen Feudalburgen in Europa]
[6. April 1917: Kriegserklärung der USA an das Deutsche Reich]
[6. - 8. April 1917: Gründung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) in Gotha]
[7. April 1917: Kaiser Wilhelm II. stellt in seiner Osterbotschaft im preußischen Abgeordnetenhaus eine Wahlrechtsreform nach Ende des Kriegs in Aussicht. Das preußische Dreiklassenwahlrecht soll durch die Einführung direkter und geheimer Wahlen ersetzt werden. Das Frauenwahlrecht wird nicht erwähnt]
8. April 1917: Beschlagnahme der 3 Bronzeglocken von 1910 aus der Friedenskirche Handschuhsheim (vgl. Dezember 1909, 4. Juli 1920)
[9. April 1917: Beginn der Schlacht von Arras]
[16. April 1917: Beginn der 2. Schlacht an der Aisne ("Nivelle-Offensive")]
16. April-17. September 1917: Einführung der Sommerzeit im Deutschen Reich
[16. April 1917: Wladimir Iljitsch Lenin kehrt mit deutscher Hilfe aus dem Exil in der Schweiz nach Russland zurück]
[13. April 1917: das Committee on Public Information wird unter US-Präsident Woodrow Wilson gegründet]
[27. April 1917: Grundsteinlegung zum Haus der Freundschaft (Dostluk Yurdu) in Konstantinopel in Anwesenheit des Stifters des Hauses, Fabrikant Robert Bosch]
[April 1917: Joseph Schumpeter (1883-1950) appelliert an die Regierung in Wien zum Abschluß eines Separatfriedens mit den Alliierten]
[April/Mai 1917: Kriegszielkonferenz im Großen Hauptquartier im Kurhaus Kreuznach/Nahe]
[Mai 1917: Tagung auf Burg Lauenstein (Thüringen) auf Einladung des Verlegers Eugen Diederichs (Jena, 1867-1930)]
4. Mai 1917: der a.o. Prof. der Psychiatrie Dr. Otto Ranke (Heidelberg, *1880 in Lübeck) fällt als Bataillonsarzt an der Westfront
21. Mai 1917: Großherzog Friedrich II. von Baden trägt sich ins Buch beim Heidelberger Kreuz im Eisen ein
[23. Mai 1917: der Bund der Kriegsteilnehmer und Kriegsbeschädigten wird in Berlin gegründet (1918 Umbenennung in Reichsbund der Kriegsbeschädigten und Kriegsteilnehmer)]
[27. Mai 1917: unter rund 30.000 französischen Soldaten bei Missy-aux-Bois (Nordostfrankreich) kommt es zur Meuterei]
[30. Mai 1917: das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrats tritt seit März 1914 erstmals wieder zusammen]
1. Juni 1917: der Heidelberger Bürgerausschuß bewilligt für Erfüllung von Kriegsausgaben der Gemeinde 1 Million Mark
[1. Juli 1917: Beginn der Kerenski-Offensive gegen die Mittelmächte (am 14. Juli abgebrochen) (vgl. 21. Juli 1917)]
[5. Juni 1917: Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in den Vereinigten Staaten]
11. Juni 1917: der Heidelberger Stadtrat beschließt die Ausgabe von städtischen Notgeldscheinen zu 10 und 50 Pfg.
[16. Juni 1917: der Allrussische Kongreß der Arbeiter- und Soldatendeputierten tritt in Petrograd zusammen]
26. Juni 1917: Ausflug nach Heidelberg einer Gruppe verwundeter Soldaten des Reservelazaretts in den Räumen des königlich bayrischen Gymnasiums in Speyer. Das Foto aus dem Bestand des Historischen Museums der Pfalz (Speyer) zeigt die Soldaten zusammen mit ihren Familien und Schwestern im Innenhof des Heidelberger Schlosses. https://nat.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=80396 https://rlp.museum-digital.de/object/7841
[26. Juni 1917: die erste US-Division landet in der Bretagne]
[28. Juni 1917: in Düsseldorf kommt es zu Protestkundgebungen und Plünderungen wegen Lebensmittelknappheit]
[29. Juni 1917: das Königreich Griechenland erklärt den Mittelmächten den Krieg (vgl. 25. November 1916)]
1. Juli 1917: die ev. Johannesgemeinde (Neuenheim) verabschiedet sich von zwei ihrer Bronze-Glocken. Sie sollten „auf dem Altar des Vaterlandes niedergelegt werden“. (vgl. 1920)
[2. Juli 1917: Schlacht bei Zborów/Galizien. Die aus Kriegsgefangenen gebildete Tschechoslowakische Schützenbrigade erringt gegen eigene Landsleute der k. u. k. Armee trotz militärischer Unterlegenheit einen Überraschungssieg]
3. Juli 1917: die Heidelberger Ehrenbürgerin Anna Blum geb. Helwerth stirbt in Heidelberg. „Die Stadtgemeinde erhielt das in der Theaterstraße gelegene mit Nr. 10 bezeichnete Gebäude nebst Garten zur Errichtung eines Versorgungshauses für ältere weibliche Personen.“
5. Juli 1917: Die Benagelungsaktion des Kreuzes in Eisen im Garten der Städtischen Sammlungen wird eingestellt. Bis dahin haben sich etwa 15.000 Personen in das Eiserne Buch eingetragen. Ungefähr 20.000 Nägel wurden in das Eiserne Kreuz genagelt und dem örtlichen Roten Kreuz 28.498,40 Mark an Spenden übergeben.
[6. Juli 1917: Araber erobern mit britischer Unterstützung Akaba]
7. Juli 1917: Dr. Maria Heinsius geb. Stoeber wird als erste Frau an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg (s.c.l.) promoviert
7. Juli 1917: nächtlicher Luftangriff auf Mannheim. Luftalarm in Heidelberg.
[13. Juli 1917: Kaiser Wilhelm II. entlässt auf Druck der Obersten Heeresleitung Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg. Nachfolger: Georg Michaelis]
[17. Juli 1917; König Georg V. von England ändert den anglisierten deutschen Namen Saxe-Coburg and Gotha, den das Haus in Großbritannien seit 1840 trägt, in den jetzigen Hausnamen Windsor]
[19. Juli 1917: Friedensresolution des Reichstags, gegen den Siegfrieden, für einen Frieden der Verständigung]
[20. Juli 1917: Deklaration von Korfu zur Bildung eines südslawischen Staates]
[21. Juli 1917: Alexander Kerenski wird Chef der Provisorischen Regierung Rußlands]
[22. Juli 1917: Kriegserklärung Siams an Deutschland]
29. Juli 1917: Pfarrer Hermann Maas hält im Garten der „Harmonie“ einen Vortrag über „Vom Geist des deutschen Volkes“ (abgebrochen, vgl. 23. 9. 1917)
30. Juli 1917: der Bürgerausschuß beschließt die Erbauung von Kriegerheimstätten in der Aue (Schlierbach). 150.000 Mark werden zum Bau für Wohnungen für Kriegsbeschädigte bewilligt.
[30. Juli 1917: Erdbeben der Stärke 6,5 in China, ca. 1.800 Tote]
[30. Juli 1917: der amerikanische Senat beschließt den 18. Verfassungszusatz. Dem zufolge sind „die Herstellung, der Verkauf oder der Transport von berauschenden alkoholischen Getränken innerhalb der Vereinigten Staaten verboten, desgleichen der Import oder die Ausfuhr derselben“. (vgl. 16. Januar 1920)]
[31. Juli 1917: Beginn der dritten Flandernschlacht ("Third Battle of Ypres" oder "Battle of Passchendaele") mit einem Vorstoß alliierter Truppen auf das Dorf Pilckem (zwischen Ypern und Langemarck). Sie dauert bis zum 6. November 1917. Insgesamt kommt es auf beiden Seiten zu insgesamt - je nach Zählung - 470.000 bis 520.000 Verlusten (Tote, Schwerverletzte, Vermißte)]
6. August 1917: Karl Hampe schreibt im Heidelberger Tageblatt: „Woran fehlt es in Heidelberg, wenn bei Siegesnachrichten die Fahnen sich nur vereinzelt und schüchtern herauswagen, erst am nächsten Tage etwas zahlreicher werden und nun durch zähes Ausharren nachholen, was sie an Pünktlichkeit versäumt haben... Mangelt es der Heidelberger Bürgerschaft wirklich an freudigem Stolz auf die Heldentaten ihrer Söhne im Felde? (...)“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 580)
[6. August 1917 bis Juli 1918: Richard von Kühlmann (1873-1948) Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Verhandlungsführer der deutschen Delegation bei den Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk]
9. August 1917: Aufruf zur Stiftung einer orthopädischen Anstalt für Kriegs- und Unfallbeschädigte an der Universität Heidelberg
[14. August 1917: China erklärt den Mittelmächten den Krieg]
18. August 1917: Anordnung der großherzoglich badischen Bezirksbaudirektion Heidelberg zur „Beschlagnahme und Ablieferung von Kupfer, Legierungen, Messing etc. betr.“
[25. August 1917: Uraufführung der Operette Schwarzwaldmädel von Leon Jessel in Berlin]
1. September 1917: Die evangelische Theologin Elsbeth Oberbeck (*1871 Breslau, †25. Oktober 1944 Heidelberg) tritt den Dienst in der evangelischen Kirchengemeinde Heidelberg an („zum Hilfsdienst in der Kirche“). Aufgabenbereiche: Religionsunterricht an Volksschule und Höherer Mädchenschule, Seelsorge an Frauenklinik, Hautklinik etc., Seelsorge im Gefängnis (weibliche Gefangene), weibliche Jugendpflege, Bibelstunden, Landesbibelgesellschaft, Vertreterin der evangelischen Pressestelle, etc. Sie legt sich selbst den Titel „Pfarrgehilfin“ zu, der sich später in der Badischen Landeskirche und darüber hinaus durchsetzt. Sie stellt nie den Antrag, als Pfarrerin in die Badische Landeskirche übernommen zu werden. (1936 in Ruhestand).
[2. September 1917: Gründung der Deutschen Vaterlandspartei (plädiert für einen repressiven Kurs gegenüber der Arbeiterbewegung und für einen deutschen „Siegfrieden“. Vorsitzende: Großadmiral a.D. Alfred von Tirpitz, Wolfgang Kapp. Mitglieder u.a. Wilhelm von Siemens, Carl Duisberg, Ernst von Borsig, Hugo Stinnes, Alfred Hugenberg, Hermann Röchling, Ludwig Thoma, Emil Kraepelin, Houston Stewart Chamberlain, Cosima Wagner) (am 1. 4. 1919 aufgelöst)]
[3. September 1917: deutsche Truppen erobern Riga]
[5. September 1917: die Matrosen Max Reichpietsch und Albin Köbis werden als „Haupträdelsführer“ wegen „vollendeten Aufstandes" auf dem Schießplatz Wahn bei Köln erschossen https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Reichpietsch]
8. September 1917: Hauptversammlung des Deutschen Buchdruckervereins in Heidelberg
9. September 1917: 60jähriges Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Heidelberg
[9.-11. September 1917: Putsch des General Kornilow scheitert]
10. September 1917: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „...als ich heute früh von der Gründung einer `Vaterlandspartei´ hörte, hatte ich einen wahren Ekel. Nein. Wer nicht von Herzen wünscht, daß dieses Töten bald aufhört, so daß unser Vaterland erhalten bleibt, der ist kein Mensch, von Christen überhaupt gar nicht die Rede“ (Ludolf Krehl, Feldpostbriefe von Ludolf Krehl an seine Frau. Vom September 1914 bis September 1918. Bd. 2 [s.l.] [1939], S. 384)
[14. September 1917: MP Alexander Kerenski ruft die Russische Republik aus]
23. September 1917: Pfarrer Hermann Maas hält in der Turnhalle im Klingenteich einen Vortrag über „Vom Geist des deutschen Volkes“ (vgl. 29. Juli 1917)
[23. September 1917: die bolschewistische Führung beschließt den bewaffneten Aufstand]
[2. Oktober 1917: 70. Geburtstag Hindenburgs]
3. Oktober 1917: Rede von Prof. Friedrich Endemann in der Aula der Universität über „Hilfsdienst der Studentinnen“
5.-7. Oktober 1917: Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht in Heidelberg
[13. Oktober 1917: die Jungfrau Maria erscheint in Fátima (Portugal) zum letzten Mal drei Schäferkindern. In Anwesenheit von Zehntausenden von Menschen findet das Sonnenwunder statt]
[15. Oktober 1917: die der Doppelspionage und des Hochverrats für schuldig befundene Tänzerin Mata Hari wird in den Festungsanlagen des Schlosses Vincennes erschossen]
[17. Oktober 1917: durch die Gründungsgesellschafter Staatsbahnen der Länder, Norddeutscher Lloyd und Hamburg-Amerika-Linie wird das Deutsche Reisebüro gegründet (1918 in „Mitteleuropäisches Reisebüro“ umbenannt]
[19. Oktober 1917: letzter deutscher Angriff auf London durch Zeppelin]
[23. Oktober 1917: Karl Theodor Helfferich, Staatssekretär des Reichsamtes des Innern, tritt auf Druck der linken Parlamentsmehrheit zurück (als Vizekanzler am 9. November 1917)]
[24. Oktober 1917: Beginn der Schlacht von Karfreit (Caporetto), in der Österreich-Ungarn gegen Italien bis an die Piave vorrückt]
[26. Oktober 1917: Kriegserklärung Brasiliens an Deutschland]
[31. Oktober 1917: Eroberung von Beerscheba unter Viscount Allenby. Beginn der Eroberung Palästinas durch britische Truppen]
1. November 1917 (Allerheiligen): Feier des Reformationsjubiläums der Universität Heidelberg in der Aula der Universität. Festrede von Prof. Dr. Hans von Schubert („Die weltgeschichtliche Bedeutung der Reformation“) und Verkündigung der Ehrenpromotionen durch den Dekan der theologischen Fakultät Prof. Dr. Johannes Bauer
[1. November 1917: Reichskanzler (seit 13. Juli 1917) Georg Michaelis tritt auf Druck der Obersten Heeresleitung zurück, Nachfolger: Georg Friedrich Karl Graf von Hertling (1843- 1919, Zentrumspartei, RK bis 30. September 1918)]
[2. November 1917: der britische Außenminister Arthur James Earl of Balfour sagt dem Vertreter der zionistischen Bewegung Lord Rothschild Land in Palästina zur Gründung einer zionistischen „nationalen Heimstätte“ zu. Die Rechte bestehender nicht-jüdischer Gemeinschaften sollen gewahrt bleiben (Balfour-Deklaration)]
4. November 1917: Gedenkfeier der lutherischen Reformation mit der Reformationskantate von Johann Krüger (1688) und der szenischen Aufführung des Weihnachtsspiels „Das Gotteskind“ von Emil Alfred Hermann, zu der der Kirchenchor der Christuskirche die Musik stellt
[7. November 1917: Staatsstreich in Petrograd. Die Bolschewiki stürzen die provisorische Regierung und übernehmen die Macht]
[7. November 1917: Frankreich, Großbritannien und Italien bilden auf der Konferenz von Rapallo den Alliierten Obersten Kriegsrat]
[8. November 1917: der allrussische Rätekongreß der Arbeiter-, Soldaten und Bauerndeputierten nimmt das von Wladimir Iljitsch Lenin ausgearbeitete Dekret über den Frieden an. Es wird am gleichen Tage in der Iswestija veröffentlicht. Beginn des Bürgerkriegs]
[8. November 1917: in der Iswestija wird das von Lenin ausgearbeitete Dekret über Grund und Boden veröffentlicht (entschädigungslose Konfiszierung der Ländereien von Gutsherren, Kirchen und Staatsdomänen)]
[10. November 1917: die erste von drei Piaveschlachten beginnt]
[16. November 1917: Georges Clemenceau (76) wird französischer Ministerpräsident (bis 1920)]
[20. November 1917: die Ukraine ruft ihre Unabhängigkeit von Russland aus und kündigt die Bildung der Ukrainischen Volksrepublik an]
20. November 1917: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Etwas Trostloses hat jetzt ein Gang durch die abendliche Stadt. Aus der Universität tritt man in aegyptische Finsternis. Selbst die Hauptstraße ist ganz spärlich beleuchtet. Manche Leute gehen mit Taschenlaternen, die aber bei der schlechten Fabrikation oft nur wenige Tage dauern. Turmuhren schlagen nicht mehr. Die Fenster der Elektrischen sind blau gestrichen wegen Fliegergefahr. In Straßenschmutz zu treten, darf man nicht ängstlich sein. Das Meiste, was man in Läden haben möchte, existiert nicht mehr. (...)“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 620)
[20. November 1917: die britische Armee startet bei Cambrai eine Offensive gegen die Deutschen, bei der sie mehrere hundert Tanks einsetzt]
22. November 1917: Jahresfeier der Universität. Professor Friedrich Endemann spricht über „Vom juristischen Willen zur Gerechtigkeit“
24. November 1917: in Heidelberg bildet sich ein „Kulturpolitscher Bund der Jugend in Deutschland“ (pazifistisch, Vorsitz: Ernst Toller, Friedrichstraße 8)
[25. November 1917: Wahlen zur Konstituierenden Versammlung in Rußland]
[6. Dezember 1917: Finnland erklärt seine Unabhängigkeit]
[7. Dezember 1917: Kriegserklärung der USA an Österreich-Ungarn]
[9. Dezember 1917: britische Truppen nehmen Jerusalem ein. Ende der osmanischen Herrschaft in Palästina]
[19. Dezember 1917: General Mustafa Kemal Pascha (später „Atatürk“) trifft im Großen Hauptquartier in Kreuznach mit Kaiser Wilhelm II., Hindenburg und Ludendorff zu Gesprächen zusammen]
[22. Dezember 1917: Gründung des Normenausschuß der deutschen Industrie]
[24. Dezember 1917: englischer Fliegerangriff auf Mannheim-Lindenhof (2 Tote)]
[Dezember 1917: Lenin erklärt die Anerkennung einer unabhängigen Republik Ukraine]
1917: die Corps-Suevia-Stiftung der Universität Heidelberg schreibt einen Wettbewerb über „Die Romantik in Heidelberg“ aus. Um dem Thema gerecht zu werden, übersiedelt Herbert Levin im selben Jahr aus Gießen nach Heidelberg und gewinnt mit der Arbeit „Die Heidelberger Romantik“ (1922 erschienen) die Ausschreibung.
1917: Wilhelm August Ludwig Fraenger veröffentlicht „Die Bedeutung des Kunstvereins für die Stadt Heidelberg“, in dem er die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit der modernen Kunst unterstreicht, die in Heidelberg außerhalb des Kunstvereins nicht gegeben sei
1917: Dr. Eberhard Freiherr von Künßberg (1881-1941) übernimmt die Leitung des Deutschen Rechtswörterbuchs
1917: der Anniversarienfond der Jesuitenkirche kauft ein Anwesen in der Hauptstraße 248 und stellt es dem Vinzentiusverein Heidelberg-Ost und dem katholischen Fürsorgeverein zur Verfügung. In gemeinsamer Trägerschaft gründen beide das St. Antoniushaus, das 1918 eingeweiht wird und die Schulkinder des St. Paulusheim (vgl. 1907) übernimmt. (Das Antoniushaus wird 1959 wegen Baufälligkeit geschlossen).
1917: die zwei kleineren Glocken der evangelischen Kreuzkirche Wieblingen werden zur Einschmelzung für Kriegszwecke abgeliefert (die 1883 gegossene Lutherglocke bleibt; vgl. 1942)
1917: Theodor Autz (†1949) und Julius Herrmann (†1962) erwerben die Zinkornamente-Fabrik Schöneberger in der Kurfürstenstraße (jetzt Karl-Benz-Straße; vgl. 1909, 1914)
1917: die Universität Heidelberg verleiht dem Berliner Verleger Rudolf Mosse, der 100.000 Mark als Stipendienstiftung zur Verfügung stellt, die juristische Ehrendoktorwürde (vgl. 1918)
1917/18: der Jurist Friedrich Endemann Prorektor der Universität Heidelberg
1. Januar 1918: Gründung des Heidelberger Arbeitsamtes (Räume im Rathaus, Hirschstraße)
[Januar 1918: Verlegung der Obersten Heeresleitung von Kreuznach in das belgische Spa]
4. Januar 1918: der Neckar bei Heidelberg friert zu
[8. Januar 1918: der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson fordert in seinem 14-Punkte-Programm vor dem US-Kongreß u.a. die Räumung und Wiederherstellung Belgiens, die Räumung und Rückgabe der besetzten französischen Gebiete, die Freiheit der Meere, Rüstungsbeschränkung und das Selbstbestimmungsrecht der Völker (Punkt 8: „Das ganze französische Gebiet muß geräumt und die besetzten Teile wiederhergestellt werden. Das Unrecht, das Frankreich im Jahre 1871 in Beziehung auf Elsaß-Lothringen durch Preußen angetan worden ist und das den Weltfrieden während nahezu fünfzig Jahren beunruhigt hat, muß wieder gutgemacht werden, damit der Friede im Interesse Aller wiederhergestellt werden kann.“)]
[12. Januar 1918: Prinz Max von Baden wendet sich in einem Brief an Prinz Alexander von Hohenlohe scharf gegen Parlamentarisierung und gegen die Friedensresolution des Reichstags von 1917 (wird im Oktober 1918 bekannt)]
[14. Januar-2. Februar 1918: politische Streiks in Wien, Berlin, Hamburg, Kiel, Rheinland]
[14. Januar 1918: englischer Fliegerangriff auf Karlsruhe]
[18. Januar 1918: die Konstituierende Versammlung in Rußland tritt zusammen und wird von den Bolschewiki auseinandergejagt]
[22. Januar 1918: Ausrufung der Volksrepublik Ukraine]
[24. Januar 1918: die Sowjetregierung dekretiert den Übergang zum gregorianischen Kalender. Der 1. Februar 1918 wird zum 14. Februar]
[26. Januar 1918: Aufruf an deutsche Hunde-Besitzer, ihre Tiere kostenlos für Kriegszwecke zur Verfügung zu stellen. Enteignung wird angedroht]
[27. Januar 1918: Kaisergeburtstag]
[27. Januar 1918: Ausbruch des finnischen Bürgerkriegs in Helsinki]
[28. Januar 1918: der Spartakusbund ruft zum Streik auf. Arbeiter aus der Rüstungs- und Munitionsindustrie treten in den Streik, andere Branchen folgen. In Berlin wird ein Groß-Berliner Arbeiterrat gewählt, der einen Aktionsausschuß bildet. Dessen Vorsitz übernimmt Richard Müller (Revolutionäre Obleute). Dem Aktionsausschuß gehören außerdem an: Philipp Scheidemann, Friedrich Ebert und Otto Braun (SPD) sowie Wilhelm Dittmann, Georg Ledebour und Hugo Haase (USPD). Der Streik dehnt sich in Berlin, Hamburg, München und anderen Großstädten sowie im Ruhrgebiet aus. Die Streikenden fordern die rasche Beendigung des Krieges und eine demokratische Verfassung]
[29. Januar 1918: das Oberkommando in den Marken verbietet alle Streiks]
[31. Januar 1918: über Berlin und Vororte wird der verschärfte Belagerungszustand verhängt. Demonstrationen und Kundgebungen werden aufgelöst, wobei es Tote und Verletzte gibt. Bestreikte Großbetriebe unterstehen der militärischen Kontrolle. Den Streikenden wird eine Frist bis zum 4. Februar 1918 gesetzt. Bis dahin müssen sie ihre Arbeit wieder aufnehmen, andernfalls drohen ihnen Verhaftung oder Einberufung zum Kriegsdienst]
Januar 1918: Heidelberg hat 52.421 Einwohner
[1. Februar 1918: auf vierzig Schiffen der österreichisch-ungarischen Kriegsflotte beginnt im Hafen von Kotor (Montenegro) ein Matrosenaufstand]
[3. Februar 1918: der Berliner Aktionsausschuß verkündet den Abbruch des Streiks]
3. Februar 1918: Gründung der Orthopädischen Anstalt der Universität Heidelberg (Auftrag des Baus an Prof. Dr. Caesar, Technische Hochschule Karlsruhe, 1922 Eröffnung; vgl. 2007]
4. Februar 1918: Heidelberger Bürger treffen sich im Vereinslokal des Kaufmännischen Vereins (Hauptstraße 77) unter Führung von Arbeitersekretär Christian Stock und planen die Gründung einer Baugenossenschaft mit dem Ziel, einen neuen Stadtteil zu gründen (vgl. 29. Juni 1918)
Februar 1918: 54. Vaterländischer Volksabend (Redner: Otto Frommel)
[5. Februar 1918: Torpedierung und Versenkung des englischen Dampfers Tuscania mit amerikanischen Truppen an Bord]
[6. Februar 1918: Representation of the People Act in Großbritannien. Frauen über 30 und "of property" erhalten das Wahlrecht]
[9. Februar 1918: Sonderfrieden der Mittelmächte ("Vierbund") mit der Ukrainischen Volksrepublik („Brotfrieden“)]
10. Februar 1918: die russische Regierung erklärt den Kriegszustand für beendet. Die Heidelberger Hauptstraße wird mit „Friedensfahnen“ geschmückt.
11. Februar 1918: eine Heidelberger Ortsgruppe des (am 4. Dezember 1917 in Berlin gegründeten) Volksbund für Freiheit und Vaterland (gegen die Deutsche Vaterlandspartei) wird auf Initiative von Prof. Hermann Oncken gegründet (vgl. 2. September 1917)
[13. Februar 1918: Erdbeben der Stärke 7,3 in der Provinz Guangdong/China, etwa 10.000 Tote]
[16. Februar 1918: Unabhängigkeitserklärung von Litauen, mit der der litauische Staatsrat die Unabhängigkeit Litauens sowohl vom Deutschen Reich als auch vom (provisorisch regierten) Russland erklärt]
[24. Februar 1918: Unabhängigkeitserklärung von Estland]
[3. März 1918: Friede von Brest-Litowsk. Deutschland zwingt Rußland zum Verzicht auf Polen, Litauen, Kurland, Estland, Livland]
[5. März 1918: die Truppen der Mittelmächte erzwingen in Rumänien den Vorfrieden von Buftea und beenden damit ihre Kampfhandlungen im Osten]
7. März 1918: der Heidelberger Bürgerausschuß bewilligt für Erfüllung von Kriegsausgaben der Gemeinde zwei Millionen Mark
[7. März 1918: Finnland und das Deutsche Kaiserreich schließen in Berlin einen Sonderfrieden]
[12. März 1918: Lenin erklärt Moskau zur Hauptstadt Russlands. Regierungssitz wird der Kreml]
[18. März 1918: Beginn der vierten Flandernschlacht. Deutsche Truppen überschreiten die Yser]
[21. März 1918: Beginn der deutschen Offensive im Westen („Operation Michael“)]
[23. März 1918 (Karfreitag): Beschuß von Paris aus über 100 km Entfernung mit dem „Langen Max“. 88 Tote - Kaiser Wilhelm II. gibt den Schulkindern für Siegesfeiern schulfrei]
25. März 1918: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Die Fortdauer unserer großen Erfolge im Westen versetzt in einen starken Erregungszustand. Die Entscheidung des Weltkrieges scheint damit wirklich gefallen. Das Vorrücken geschieht unaufhaltsam (...) Es ist über die Maßen herrlich.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 671)
[25. März 1918: unter deutschem Protektorat wird die Weißrussische Volksrepublik ausgerufen (vgl. 1. Januar 1919)]
[5. April 1918: Abbruch der deutschen Offensive im Westen („Operation Michael“)]
[8. April 1918: die Rote Fahne wird Staatsflagge der Russischen Sowjetrepublik]
[11. April 1918: auf der Hauptversammlung der Bunsen-Gesellschaft in Berlin rechtfertigt der Chemiker Fritz Haber den Einsatz von Giftgas]
[12. April 1918: Ausrufung des Herzogtums Baltikum]
15. April-16. September 1918: Sommerzeit im Deutschen Reich
[21. April 1918: der deutsche Jagdflieger Manfred von Richthofen wird durch einen australischen MG-Schützen abgeschossen]
[23. April 1918: deutsche Truppen besetzen die russische Stadt Simferopol (Krim) - Kriegserklärung Guatemalas an das Deutsche Kaiserreich]
[26. April 1918: das Heizen von Wohnungen in Großstädten ist ab 1. Mai ausnahmslos untersagt]
[29. April 1918: Gründung des Ukrainischen Staats]
SS 1918: der Heidelberger Philosophieprofessor Heinrich Rickert (1863-1936) wird von der Lehrtätigkeit beurlaubt, da ihn die Fliegeralarme schlaflos machen
4. Mai 1918: das bronzene Kaiser-Wilhelm-Reiterdenkmal auf dem Ludwigsplatz wird entfernt und zur Einschmelzung an die Kriegsmetall AG abgeliefert (vgl. 5. Dezember 1901)
[7. Mai 1918: Friedensschluß des Deutschen Reiches mit Rumänien (Wiedereintritt in den Krieg im Oktober 1918)]
[8. Mai 1918: Kriegserklärung Nicaraguas an das Deutsche Kaiserreich und Österreich-Ungarn]
[20. Mai 1918: in Berlin-Grunewald wird die Pferderennsport-Saison eröffnet]
[23. Mai 1918: Kriegserklärung Costa Ricas an das Deutsche Kaiserreich]
[26. Mai 1918: Unabhängigkeitserklärung Georgiens. Gründung der Demokratischen Republik Georgien, Hauptstadt: Tiflis, Amtssprache Georgisch, von der menschewistischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei geführt. (Staat bricht im Februar/März 1921 zusammen. Die georgischen Bolschewiki proklamieren die Georgische Sozialistische Sowjetrepublik)]
[28. Mai 1918: Gründung der unabhängigen Republik Aserbaidschan]
[Mai 1918: eine Krankheit von epidemischem Charakter, die sog. Spanische Grippe, breitet sich, von Kansas/USA ausgehend, in der Welt aus. In den Folgemonaten sterben zwischen 25 und 50 Millionen Menschen, manche Historiker schätzen die Opferzahl auf bis zu 100 Millionen. Eine halbe Milliarde Menschen soll sich angesteckt haben (vgl. 15. und 20. Oktober 1918)]
[24. Juni 1918: Richard von Kühlmann, Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, hält eine Rede im Reichstag, in der er vorsichtig an einem ausschließlich militärischen Sieg zweifelt und einen Ausgleich mit Großbritannien auf dem Verhandlungswege andeutet. Die Oberste Heeresleitung erzwingt seinen Rücktritt (9. Juli)]
[27. Juni 1918: das Hospitalschiff HMHS Llandovery Castle wird von einem deutschen U-Boot versenkt. Dabei komen 234 Menschen, hauptsächlich Besatzungsmitglieder und medizinisches Personal, ums Leben. Die Versenkung gilt als eines der schwersten Kriegsverbrechen im Seekrieg des Ersten Weltkriegs, da der U-Boot-Kommandant auch die Rettungsboote versenkt und auf die Überlebenden schießen läßt]
29. Juni 1918: Gründung der Gemeinnützigen Baugenossenschaft für Volks- und Kriegerheimstätten im Gartensaal der „Harmonie“ (am 16. Juli 1918 ins Genossenschaftsregister eingetragen, ab 1927: Gemeinnützige Baugenossenschaft Neu-Heidelberg; vgl. 4. Februar 1918, 1. Juli 1919)
[30. Juni 1918: die Exilgruppen der Tschechen und der Slowaken verständigen sich im Vertrag von Pittsburgh über die Zusammenarbeit beim Aufbau eines zukünftigen gemeinsamen Staats]
[Juni 1918: der osmanische Kriegsminister Enver Pascha läßt eine „Islamische Armee“ im Kaukasus aufstellen, um Aserbaidschan mit der wichtigen Ölmetropole Baku zu erobern (was Reibungen mit dem verbündeten Deutschland verursacht und zu Massakern an Armeniern in Baku führt)]
[2. Juli 1918: Einstellung des Postverkehrs zwischen den USA und dem Deutschen Reich]
[4. Juli 1918: auf den tags zuvor gestorbenen Sultan Mehmed V. folgt dessen Bruder Mehmed VI. Vahdettin (1861-1926) als letzter Herrscher an die Spitze des Osmanischen Reichs. Er unterstützt die oppositionellen Kräfte und setzt Enver Pascha als Vizegeneralissimus ab (vgl. 1922)]
5. Juli 1918: Ankauf des Hofguts Kudach bei Altheim (westlich von Buchen) durch die Stadt Heidelberg von der Familie Knörzer um 259.000 Mark
[5. Juli 1918: die „Spanische Grippe“ erreicht das Deutsche Reich]
[6. Juli 1918: der deutsche Botschafter Graf Wilhelm von Mirbach-Harff wird in Moskau durch linke Sozialrevolutionäre ermordet]
7. Juli 1918: 1300 Menschen kommen zum Vaterländischen Volksabend in Heidelberg und singen gemeinsam die „Wacht am Rhein“ siehe http://www.uni-heidelberg.de/presse/news/2110reichert.html
[9. Juli -3. Oktober 1918: Paul von Hintze Staatssekretär des Auswärtigen Amtes]
10. Juli 1918: Prof. Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Im ganzen sollten doch mehr Mädchen für solche [haus]wirtschaftliche Betätgigung sich ausbilden als studieren“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 710)
[12. Juli 1918: Kriegserklärung Haitis an das Deutsche Kaiserreich]
[15. Juli 1918: die letzte deutsche Großoffensive bei Reims und in der Champagne verpufft nahezu wirkungslos]
[17. Juli 1918: die russische Zarenfamilie wird in Jekaterinburg ermordet]
[18. Juli 1918: Beginn der alliierten Offensive im Westen]
[19. Juli 1918: Richard von Kühlmann, Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, tritt von seinem Amt zurück]
[19. Juli 1918: Kriegserklärung von Honduras an das Deutsche Kaiserreich]
[8.-11. August 1918: den Alliierten gelingt es in der Schlacht bei Montdidier unweit Amiens, mit Panzern und Infanterie die deutsche Frontlinie zu durchbrechen. Mehr als 30.000 deutsche Soldaten begeben sich freiwillig in alliierte Gefangenschaft (8. August=„Schwarzer Tag des deutschen Heeres“-Ludendorff)]
14. August 1918: die 1913 begonnene, im Sommer 1914 unterbrochene Bohrung der Thermalquelle bei der Bergheimer Mühle unter Leitung von Friedrich Kukuck, Direktor der Stadtwerke, angeregt durch Prof. Wilhelm Salomon-Calvi, erreicht bei einer Tiefe von 1022 Metern eine 36 Grad „warme und ausreichend kräftige Quelle“ (vgl. 9. August 1913)
[17./18. August 1918: Gründung der Thule-Gesellschaft in München durch Rudolf von Sebottendorf (10. November 1918: Gründung des "Kampfbund Thule". Mitglieder u.a. Rudolf Heß, Hans Frank, Alfred Rosenberg)]
[22. August 1918: Feier im Ständehaus Karlsruhe zur Erinnerung an den Erlaß der badischen Verfassung vor 100 Jahren (vgl. 25. März 1919) – englischer Fliegerangriff auf Karlsruhe]
23./24. August 1918: 100jähriges Stiftungsfest des Corps Guestphalia zu Heidelberg
[11. September 1918: Rede Kaiser Wilhelms II. vor Arbeitern bei Krupp in Essen]
[12. September 1918: die 1. US-Armee unter General Pershing besiegt die deutschen Truppen bei Verdun]
[14. September 1918: Friedensnote Österreich-Ungarns an alle kriegführenden Staaten]
15. September 1918: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Die Handschuhsheimer Bauern schwimmen in Geld. Als eine Versammlung des `Vaterländischen Abends´ im `Bachlenz´ jetzt in Frage stand, weil dort kein Bier war, wurde [der Theologe H. G. W. von] Schubert versichert, auch bei Wein würde es knüppelvoll werden. Aber von Opferfreudigkeit merkt man wenig.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 739) (vgl. 22. September 1918)
[15. September 1918: Durchbruch der Entente an der Balkanfront – Eröffnung der deutschen Universität Dorpat (Tartu/Livland)]
[18.-19. September 1918: Schlacht bei Megiddo, letzte große Schlacht des Ersten Weltkriegs im Nahen Osten. Führt zum vollständigen Zusammenbruch der osmanischen Front und zur Niederlage der von Otto Liman von Sanders befehligten osmanischen Armee gegen die britischen Truppen unter Viscount Allenby]
22. September 1918: beim 62. Vaterländischen Volksabend im „Bachlenz“ gibt Hauptmann Erich Wiegand vor zahlreichen Besuchern Durchhalteparolen aus, Stadtrat Louis Keller ruft zur Zeichnung der 9. Kriegsanleihe auf siehe http://www.uni-heidelberg.de/presse/news/2110reichert.html (vgl. 15. September 1918)
[23. September-6. November 1918: Aufruf zur Zeichnung der 9. Kriegsanleihe]
[29. September 1918: in der Schlacht am Saint-Quentin-Kanal nehmen britische Soldaten in einem Handstreich die Riquevalbrücke ein. Dies ermöglicht den alliierten Angriff auf die deutsche Siegfriedstellung. - Ludendorff fordert sofortigen Waffenstillstand und Friedensangebot]
[30. September 1918: Zar Ferdinand von Bulgarien dankt ab. Bulgarien, Verbündeter des Deutschen Reichs seit 6. September 1915, schließt in Thessaloniki Waffenstillstand mit den Alliierten. Damit sind die Osmanen von der deutschen Nachschubversorgung abgeschnitten]
[30. September 1918: RK Georg Graf von Hertling tritt zurück]
1. Oktober 1918: ao. Prof. Hans Ritter von Baeyer (1875-1941) wird erster Direktor der am 3. Februar 1918 gegründeten Orthopädischen Anstalt der Universität Heidelberg
3. Oktober 1918: Erwerb des Hauses Hauptstraße 46 durch die Gewerbebank
[3. Oktober 1918: der Kaiser ernennt Prinz Max von Baden zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten. Bildung einer parlamentarischen Regierung. - Abschaffung des preußischen Dreiklassenwahlrechts]
[3. Oktober - 13. Dezember 1918: Wilhelm Solf Staatssekretär des Auswärtigen Amtes]
[3. Oktober 1918: Boris III., Sohn von Ferdinand I., wird Zar von Bulgarien]
[4. Oktober 1918: Enver Pascha wird als osmanischer Kriegsminister entlassen]
[4. Oktober 1918: RK Prinz Max von Baden bittet US-Präsident Wilson um sofortigen Waffenstillstand, gekoppelt mit einem Angebot zu Friedensverhandlungen]
[7. Oktober 1918 Proklamation des unabhängigen polnischen Staates durch den Regentschaftsrat]
12. Oktober 1918: (letzter) „Vaterländischer Volksabend“: Zwei Auftritte aus Paul Heyses historischem Drama „Kolberg“ (Turnhalle am Klingenteich) (vgl. 18. Oktober 1914)
[14. Oktober 1918: die Regierung gesteht dem Reichsland Elsaß-Lothringen die Autonomie und die Gleichbehandlung mit den anderen Ländern zu]
[14. Oktober 1918: die osmanische Regierung unter Großwesir Talaat muß zurücktreten]
15. Oktober 1918: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Die Grippe wütet jetzt sehr stark. Alle städtischen Schulen haben [bis 4. November] geschlossen; allein das Gymnasium macht wieder weiter, da der Direktor wieder seine Extratour tanzen muß“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 758)
[16. Oktober 1918: Kaiser Karl I. verkündet sein „Völkermanifest“]
20. Oktober 1918: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Die städtische Bevölkerung steht gegenwärtig noch mehr unter dem Eindruck der bösartigen Grippe als unter dem der großen Niederlage. Der Dienstboten- und Pflegermangel, die Überfüllung der Kliniken erhöhen die Not.(...) Dabei scheuen sich die meisten Menschen, in solche Grippewohnungen zu gehen, als seien es Pesthöhlen.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 761)
[21. Oktober 1918: die Reichsratsabgeordneten der deutschsprachigen Gebiete Österreichs einschließlich Böhmens und Mährens treten erstmals als „Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich“ zusammen]
[23. Oktober 1918: Karl Liebknecht (seit 1. Mai 1916 in Haft) wird auf Veranlassung der Reichsregierung vorzeitig aus dem Zuchthaus in Luckau entlassen und von ca. 20.000 Menschen auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin empfangen]
[23. Oktober 1918: US-Präsident Wilson fordert in seiner dritten Note eine weitergehende Parlamentarisierung und Demokratisierung des Deutschen Reiches sowie die Entmachtung der traditionellen Führungseliten]
[24. Oktober 1918: der ungarische Reichstag erklärt den Ausgleich von 1867 zum 31. 10. 1918 für erloschen]
[24. Oktober 1918: Beginn der Schlacht von Vittorio Veneto]
[25./26. Oktober 1918: der Reichstag verabschiedet bestimmte Verfassungs- und Gesetzesänderungen („Oktoberreformen“), formelle Einführung des parlamentarischen Regierungssystems]
[26. Oktober 1918: RK Prinz Max von Baden setzt die Entlassung des Ersten Generalquartiermeisters Erich Ludendorff durch. Nachfolger: General Wilhelm Groener. Hindenburg bleibt weiter im Amt]
[28. Oktober 1918: Gehorsamsverweigerungen bei der deutschen Hochseeflotte vor Wilhelmshaven]
[28. Oktober 1918: Der tschechoslowakische Nationalausschuß übernimmt in Prag die Macht. Gründung der Tschechoslowakei als freie, unabhängige Republik]
[28. Oktober 1918: der deutsche Reichstag beschließt die Oktoberverfassung (Parlamentarisierung der Reichsgewalt)]
[29. Oktober 1918: Kaiser Wilhelm II. und seine Frau verlassen Potsdam und begeben sich ins Große Hauptquartier nach Spa]
[29. Oktober 1918: in Zagreb wird der „Staat der Slowenen, Kroaten und Serben“ durch den „Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben“ ausgerufen (dieser Staat existiert nur bis zum 1. Dezember 1918 und umfasst in etwa die Gebiete des heutigen Sloweniens, Kroatiens, Bosnien-Herzegowinas sowie die Vojvodina).
[30. Oktober 1918: Bestellung der ersten Regierung von „Deutschösterreich“ durch die Prov. Nationalversammlung. Deutschösterreich gibt sich eine provisorische Verfassung]
[30. Oktober 1918: Waffenstillstand von Mudros zwischen den Alliierten und dem Osmanischen Reich]
[30. Oktober 1918: die Tschechoslowakei tritt auf Seiten der Alliierten in den Krieg ein]
30. Oktober 1918: Fliegerangriff auf Heidelberg durch zwei von ihrem Ziel Mannheim abgedrängte Bomber (Keine Personenschäden. Bombenschäden in der Umgebung des Stadtgarten. Der Neptungarten ist schwer geschädigt. Die Neptun-Statue ist zerstört (wird neu geschaffen). Bombenschäden im Friedrichsbau (Hauptstraße 47-51, Pharmakologisches Institut), in einem Haus zwischen Häusser- und Kaiserstraße)
31. Oktober 1918: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Die Ereignisse jagen sich. Die Stimmung erinnert an die von 1848, nur daß die furchtbare äußere Lage hinzutritt. Aber es ist ja fast schon so weit, daß allenthalben die Leitenden den Kopf in den Sand stecken, jeder demokratischen Forderung zustimmen und das andersdenkende Bürgertum sich in zaghaftes Schweigen hüllt.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 766)
[31. Oktober 1918: die österreichisch-ungarische Monarchie endet durch den Austritt Ungarns – Waffenstillstand zwischen dem Osmanischen Reich und den Alliierten]
[1. November 1918: Gründung der Westukrainischen Volksrepublik]
2. November 1918: Ausgabe von städtischem Papiernotgeld zu 5, 10 und 20 Mark in Heidelberg
[2. November 1918: Aufhebung der Zensur und der Versammlungsbeschränkung in Deutschland]
[3. November 1918: Waffenstillstand zwischen den österreichisch-ungarischen Streitkräften und den Alliierten]
3./4. November 1918: Enver Pascha geht zusammen mit anderen führenden Jungtürken an Bord eines deutschen U-Boots, das ihn in geheimer Mission nach Odessa bringt (Die Flüchtigen, die zunächst in Deutschland untertauchen, werden 1919 in Istanbul wegen ihrer Verantwortung für den Armeniergenozid in Abwesenheit zum Tode verurteilt)
[4. November 1918: Matrosenaufstand in Kiel]
[5. November 1918: Deutschland bricht die diplomatischen Beziehungen zu Sowjetrußland ab – Bayerische Truppen marschieren in Tirol ein (bis 11. 11. 1918)]
[6. November 1918: Unterredung der Abgeordneten Friedrich Ebert und A. O. W. Südekum (SPD) mit General Wilhelm Groener]
[6. November 1918: das k.u.k. Kriegsministerium in Wien ordnet die Demobilisierung der Armee an]
7. November 1918: Aufruf im Heidelberger Tageblatt von Professoren der Universität Heidelberg, verfaßt von Carl Neumann („Mitbürger, Pfälzer, Deutsche!“) gegen Philister, Hamsterer, Defätisten
7. November 1918: akademische Versammlung im Hörsaal 7 der Universität Heidelberg, einberufen von der OG Heidelberg des Bundes deutsch-nationaler Studenten (Ansprachen: cand. jur. P. Heinemann, Prof. Dr. Hermann Oncken)
7. November 1918: Friedrich Ebert zu RK Prinz Max von Baden: „Wenn der Kaiser nicht abdankt, dann ist die soziale Revolution unvermeidlich. Ich aber will sie nicht, ja, ich hasse sie wie die Sünde“
[7./8. November 1918: König Ludwig III. von Bayern flüchtet aus München (stirbt am 18. Oktober 1921 im ungarischen Exil)]
[8. November 1918: der Schriftsteller Kurt Eisner (Führer der USPD) ruft in München im „Mathäser“ den Freien Volksstaat Bayern aus und erklärt das Königshaus der Wittelsbacher für abgesetzt]
[8. November 1918: Herzog Ernst-August von Braunschweig dankt ab]
[8. November 1918: Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen im Salonwagen des Oberbefehlshabers Marschall Ferdinand Foch, in Rethondes (Wald von Compiegne). Die Oberste Heeresleitung ersucht, einen militärischen Vertreter zum Verhandlungsleiter der deutschen Waffenstillstandskommission zu ernennen. Dies wird von der Reichsregierung abgelehnt. Sie setzt stattdessen den Staatssekretär Matthias Erzberger (Zentrum) als Vorsitzenden ein. Den Regierenden ist es wichtig, mit einem Parlamentarier an der Spitze der Waffenstillstandskommission den Alliierten das "politisch erneuerte" Deutschland zu demonstrieren. Erzberger verhandelt mit dem alliierten Oberbefehlshaber Marschall Foch. Wesentliche Punkte: kompletter deutscher Rückzug aus den besetzten Gebieten im Westen innerhalb von 15 Tagen und Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch die Alliierten, im Osten Annullierung des Friedensschlusses von Brest-Litowsk]
[8. November 1918: Bildung von Soldatenräten in Lahr, Offenburg und Mannheim]
8. November 1918: der Heidelberger Soldat Ernst Cordes (*6. 1. 1875) fällt auf dem Rückzug in der Steiermark (auf dem Bergfriedhof begraben)
[9. November 1918: RK Prinz Max von Baden verkündet ohne formelle Ermächtigung die Abdankung Wilhelms II. als Kaiser und König und übergibt sein Amt als RK an den Abgeordneten Friedrich Ebert (SPD). - Revolution und Generalstreik in Berlin. Ausrufung der deutschen Republik durch Philipp Scheidemann (SPD) vom Reichstagsgebäude aus (gegen den Willen Friedrich Eberts)]
9. November 1918: Zug von auswärtigen Soldaten vom Heidelberger Bahnhof (Rohrbacher Straße) zum Ludwigsplatz (Ansprache des Arbeitersekretärs Christian Stock) und zur Kaserne des dort vorübergehend stationierten Mecklenburgischen Jägerbataillons Nr. 14 in der Seminarstraße 2-4. - Am Abend Konferenz sozialdemokratischer Funktionäre und gewerkschaftlicher Vertrauensleute im Heidelberger Gewerkschaftshaus (Augustinergasse 5b, heute Merianstraße 1) unter Leitung von Christian Stock. Wahl eines 14-köpfigen Arbeiter- und Soldatenrats mit Christian Stock und Emil Maier als Vorsitzenden.
[9. November 1918: Rosa Luxemburg wird aus der Haft entlassen]
[9. November 1918: Großherzog Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt weigert sich abzudanken und wird vom Darmstädter Arbeiter- und Soldatenrat abgesetzt. Hessen-Darmstadt wird zum Volksstaat]
[9./10. November 1918: Kaiser Wilhelm II. flieht von Spa in die Niederlande]
10. November 1918, morgens: Vertreter der Heidelberger zivilen und militärischen Behörden treffen sich mit dem Arbeiter- und Soldatenrat. Alle Behörden fügen sich dem Revolutionsorgan. Per Anschlag wird verkündet: „In Heidelberg hat mit dem heutigen Tage der Arbeiter- und Soldatenrat die öffentliche Gewalt übernommen.“
10. November 1918: Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrates in einer Versammlung von Zivil- und Militärbehörden und Arbeitervertretern im Heidelberger Bürgerausschußsaal (vgl. 9. November 1918)
10. November 1918: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Der elendste Tag meines Lebens! Was ist aus Kaiser und Reich geworden! Nach außen steht uns Verstümmelung, Willenlosigkeit, eine Art Schuldknechtherrschaft bevor; im Innern brutale Klassenherrschaft unter trügerischem Schein der Freiheit, Bürgerkrieg, Hungersnot und Chaos.“
[10. November 1918: Bildung des Rats der Volksbeauftragten in Berlin unter dem Vorsitz von Friedrich Ebert (SPD) und Hugo Haase (USPD)]
[10. November 1918: Bildung einer vorläufigen badischen Volksregierung unter Führung der SPD. Vorsitzender: Anton Geiß]
[10. November 1918: Kriegserklärung Rumäniens an das Deutsche Kaiserreich]
[11. November 1918: Polen wird unabhängig]
[11. November 1918: Generalstreik in der Schweiz]
[11. November 1918: das souveräne Elsaß-Lothringen wird ausgerufen]
[11. November 1918: der oldenburgische Großherzog Friedrich August II. tritt zurück und verzichtet auf Thron und Thronfolge]
[11. November 1918: Kaiser Karl I. von Österreich dankt ab]
[11. November 1918, 5 Uhr französischer Zeit: Staatssekretär Matthias Erzberger unterzeichnnet das Waffenstillstandsabkommen zwischen dem Deutschen Reich und den Alliierten für 36 Tage im Wald von Compiegne (Armistice de Rethondes). U. a. wird festgelegt, daß das gesamte linke Rheinufer (also auch das deutsche Reichsland Elsaß-Lothringen) bis zum 26. November von deutschen Truppen geräumt werden muß. Auf dem rechten Rheinufer wird eine neutrale Zone geschaffen. Sie verläuft zwischen dem Fluß und einer Linie parallel den Brückenköpfen, in einer Breite von 10 km von der holländischen bis zur Schweizer Grenze. Aufrechterhaltung der alliierten Seeblockade gegen das Deutsche Reich. 11 Uhr französischer Zeit (12 Uhr deutscher Zeit): Ende der Kampfhandlungen - Der Landtag des entlassenen Reichslandes unter Eugen Ricklin ruft die unabhängige Republik Elsaß-Lothringen aus]
11. November: die badische provisorische Regierung wird durch eine Versammlung der badischen Arbeiter- und Soldatenräte bestätigt, die sich als Landesausschuss konstituiert. Ministerpräsident: Anton Geiß. - Großherzog Friedrich II. von Baden flieht aus Karlsruhe nach Zwingenberg/Neckar.
[12. November 1918: die deutschsprachigen Abgeordneten des Reichsrates rufen die Republik Deutschösterreich als Bestandteil des Deutschen Reiches aus]
[12. November 1918: Leopold IV. zur Lippe tritt von seinem Amt zurück und verzichtet auf Thron und Thronfolge]
[12. November 1918: der Rat der Volksbeauftragten erläßt einen "Aufruf an das deutsche Volk" und verkündet das aktive und passive Wahlrecht für Frauen, die Abschaffung des Dreiklassen-Wahlrechts in Preußen, den Achtstundentag für Betriebe und Behörden und eine Erwerbslosenunterstützung]
[12. November 1918: Gründung der Bayerischen Volkspartei]
[12. November 1918: der jüdischstämmige Geschäftsmann Kurt Kleefeld wird auf Antrag des Fürsten Christian Kraft zu Hohenlohe-Oehringen, Herzogs zu Ujest, „in Anerkennung der diesem geleisteten langjährigen treuen Dienste“ von Fürst Leopold IV. zur Lippe noch am Tag seiner Abdankung in den lippischen Adelsstand erhoben. Letzte Verleihung eines Adelstitels in Deutschland]
[12. November 1918: das großherzogliche Paar, Großherzog Friedrich II. von Baden und Großherzogin Hilda, empfangen in Zwingenberg/Neckar den Ministerpräsidenten der neuen badischen Regierung, Anton Geiß. Friedrich wünscht ihm „recht viel Glück – zum Wohl unsres schönen Badnerlandes“. Der Großherzog verzichtet zunächst nur auf die Ausübung der Regierungsfunktionen, am 22. November 1918 auch auf den Thron]
[13. November 1918: Konstantinopel wird von französischen und britischen Truppen besetzt]
[13. November 1918: König Friedrich August III. von Sachsen verzichtet auf Thron und Thronfolge]
[13. November 1918: König Ludwig III. von Bayern verzichtet auf den Thron und entbindet seine Beamten, Offiziere und Soldaten von ihrem Treueid]
[13. November 1918: König Karl IV. von Ungarn (Kaiser Karl I. von Österreich, 1887-1922) entsagt der Ausübung von Staatsgeschäften in Ungarn]
[13. November 1918: Russland beginnt eine militärische Aktion zur Rückeroberung des Baltikums]
[14. November 1918: die badische provisorische Regierung proklamiert die Freie Volksrepublik Baden und setzt den Wahltermin für eine verfassunggebende Landesversammlung auf den 5. Januar 1919 fest]
[14. November 1918: Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg dankt ab]
[14. November 1918: Józef Piłsudski wird zum kommissarischen Staatsoberhaupt des unabhängigen Polen ernannt]
[15. November 1918: Fürst Adolf II. von Schaumburg-Lippe dankt ab und verzichtet auf Thron und Thronfolge]
[15. November 1918: Stinnes-Legien-Abkommen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften in Deutschland]
[16. November 1918: die Republik Ungarn wird ausgerufen]
[16. November 1918: Feier des Te Deum in Notre-Dame de Paris]
[17. November 1918: französische Truppen marschieren in Mülhausen, dann in Colmar und Metz ein]
[18. November 1918: Lettland wird unabhängig]
[21. November 1918: französische Truppen marschieren in Straßburg ein]
[21./22. November 1918: polnische Truppen besetzen die Stadt Lemberg. Bei einem Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung vom 22. bis zum 24. November werden 64 Menschen getötet. Viele werden verletzt oder ausgeraubt]
[22. November 1918: Großherzog Friedrich II. von Baden unterschreibt auf Schloss Langenstein bei Eigeltingen/Hegau die Urkunde, mit der er auf den badischen Thron verzichtet. Die „Vorläufige badische Volksregierung“ antwortet: „Das badische Volk anerkennt die Liebe zur badischen Heimat, die der Großherzog auch wieder in den Entschlüssen der letzten Tage betätigt hat.“ Um eine zu hohe Belastung des Landes zu verhüten, begnügt sich Friedrich mit der Überlassung einiger Schlösser, einem Barbetrag von 6 Millionen Mark und der für die Lebensdauer beider Ehegatten bewilligten Nutzung von 3 667 Hektar Wald, die auf jährlich etwa 300 000 Mark veranschlagt war. - Friedrich II. nennt sich nach seiner Abdankung Markgraf von Baden. - Ende des großherzoglichen Kirchenregiments („Summepiskopat“)]
[22. November 1918: Gründung der Deutschnationalen Volkspartei (besteht bis zum Juni 1933)]
[23. November 1918: der bayerische MP Kurt Eisner veröffentlicht geheime Berichte der bayerischen Gesandtschaft in Berlin aus dem Sommer 1914]
[24. November 1918: Mitglieder der Fortschrittlichen Volkspartei und des liberalen Flügels der Nationalliberalen Partei mit dem Publizisten Theodor Wolff und Professoren wie Max Weber, Alfred Weber und Hugo Preuß gründen die 'Deutsche Demokratische Partei' (DDP). Alfred Weber wird erster Vorsitzender (bis Dezember 1918)]
25. November 1918, 9 Uhr abends: Einzug des II. Bataill. 2. Bad. Gren.-Regim. 110 unter Führung von Hauptmann Schede in Heidelberg, begrüßt von Oberbürgermeister Ernst Walz und Arbeitersekretär Christian Stock am Bismarckplatz vom Balkon des Darmstädter Hofs aus
[25. November 1918: Oberstleutnant Paul Emil von Lettow-Vorbeck (1870-1964), Kommandeur der kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, besiegt in der Schlacht von Ngomano (Portugiesisch-Ostafrika) portugiesische Truppen und sichert den Übergang über den Grenzfluss Rovuma. - Kapitulation der deutschen Schutztruppen in Abercorn (heute Mbala) südlich des Tanganjika-Sees (Deutsch-Ostafrika)]
26. November 1914, 9 Uhr vormittags: Einzug des I. Bataill. 2. Bad. Gren.-Regim. 110 unter Führung von Hauptmann Ruland in Heidelberg
27. November 1918: Brand der Heidelberger Schulbankfabrik Dreyfürst & Kunz (Bluntschlistraße 8-12)
[28. November 1918: der ehemalige Kaiser Wilhelm II. bestätigt in Amerongen schriftlich seine Abdankung und verzichtet "für alle Zukunft auf die Rechte an der Krone Preußens und die damit verbundenen Rechte an der deutschen Kaiserkrone"]
[29. November 1918: der württembergische König Wilhelm II. verzichtet als letzter deutscher Fürst auf die Krone]
[30. November 1918: Inkrafttreten der Verordnung über die Wahlen zur verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung (Reichswahlgesetz). Einführung des Frauenwahlrechts.]
November 1918: das Ministerium in Karlsruhe weist auf das Erfordernis hin, die Zahl der Studentinnen an der Universität Heidelberg zu verringern, um Platz für die Heimkehrer zu schaffen
[bis 6. Dezember 1918: Einmarsch französischer Truppen in die Pfalz und in Rheinhessen]
1. Dezember 1918: Vollversammlung der Volksräte des Bezirks Heidelberg
[1. Dezember 1918: Wilhelm Prinz von Preußen, der ehemalige Kronprinz, erklärt schriftlich den doppelten Thronverzicht]
[1. Dezember 1918: das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen wird gegründet (seit 1929 "Jugoslawien") (vgl. 29. Oktober 1918)]
[1. Dezember 1918: Gründung der „Antibolschewistischen Liga“ des „nationalen Sozialisten“ Eduard Stadtler]
4. Dezember 1918: Versammlung der DDP in der Turnhalle im Klingenteich (Redner: Prof. Hans Hausrath, Bürgermeister Richard Drach, Marianne Weber, Hermann Thorade, Vizefeldwebel Schöll, Prof. Dr. Willy Hellpach)
5. Dezember 1918: der Nationalliberale Verein und der Jungliberale Verein beschließen, sich der Badischen Volkspartei als Ortsgruppe anzuschließen
[13. Dezember 1918: Ulrich von Brockdorff-Rantzau Staatssekretär des Auswärtigen Amtes]
[15. Dezember 1918: Gründung der Deutschen Volkspartei (monarchistisch)]
15. Dezember 1918: Feierstunde der katholischen Kirchengemeinde St. Bonifatius zur Begrüßung der zurückgekehrten Soldaten (Redner: Oberstabsarzt Dr. Anton Ernst)
[16.-21. Dezember 1918: Reichsrätekongress in Berlin]
[20. Dezember 1918: der Kunst- und Kulturrat für Baden wird gegründet. Er sendet dem badischen Kultusministerium eine „Denkschrift zur Neuorganisation der Kunstakademie [Karlsruhe]“ mit der Absicht, „den akademischen Lehr- und Lernbetrieb in eine freie Vereinigung von Werkstätten, in denen bedeutende Meister verschiedener Art schaffen, umzuwandeln“. Ziel ist, die Trennung von Kunst und Handwerk zu beseitigen, Einseitigkeit und Spezialistentum sollen vermieden werden]
[21. Dezember 1918: Einnahme von Dorpat (Tartu/Livland) durch Bolschewiki]
[23./24. Dezember 1918: Putsch der Volksmarinedivision in Berlin. Nach verweigerten Soldforderungen besetzen Matrosen der Volksmarine-Division das Berliner Schloß und die Reichskanzlei und setzen den Stadtkommandanten Otto Wels fest]
[27. Dezember 1918: Beginn des Posener Aufstands. Die Polen in der preußischen Provinz Posen kämpfen für eine Eingliederung ihrer Region in die Polnische Republik]
[29. Dezember 1918: der Spartakusbund beschließt in Berlin seine Trennung von der USPD und die Gründung einer eigenen Partei]
[30. Dezember 1918: im Festsaal des Preußischen Abgeordnetenhauses in Berlin beginnt der Gründungsparteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusgruppe)]
[Dezember 1918: der Reserveoffizier Franz Seldte gründet in Magdeburg den paramilitärisch organisierten Wehrverband „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten“ als bewaffneten Arm der Deutschnationalen Volkspartei]
Ende 1918: die Stadt Heidelberg pachtet das 310 Morgen große Gut Dörntal (bei Gut Kudach, bei Altheim, westlich Buchen; vgl. 5. Juli 1918)
1918: Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Heidelberg an den Mitbegründer und langjährigen Vorsitzenden des Gemeinnützigen Vereins Max Klingel
1918: die HSB befördert 8,9 Millionen Fahrgäste (vgl. 1919)
1918: das Antoniushaus (Hauptstraße 248) wird eingeweiht und übernimmt die Schulkinder des St. Paulusheim (vgl. 1917; Antoniushaus 1959 wegen Baufälligkeit geschlossen)
1918: der Rechtshistoriker und Papyrologe Otto Gradenwitz (1860-1935) gründet das rechtshistorische Papyrus-Institut Heidelberg
1918: das Institut für Geschichtliche Rechtswissenschaft (seit 1948 der Universität Heidelberg zugehörig) wird als Stiftung des Berliner Verlegers Dr. h.c. Rudolf Mosse mit einem Stiftungskapital von 400.000 Reichsmark errichtet (im Altjuridicum, ab 1980 am Friedrich-Ebert-Platz 2; vgl. 1917) http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~g97/HPHRGRechtsgeschichteinHD.htm
[1918: in Eppelheim wird Andreas Jäger zum Bürgermeister gewählt (1927 wiedergewählt, 1933 von den Nationalsozialisten abgesetzt)]
1918/1919: der Sprachwissenschaftler Friedrich Christian Leonhard Bartholomae (1855-1925) ist Prorektor der Universität Heidelberg
1918-1920: Matthias Treiber (1859-1930) letzter Bürgermeister von Kirchheim
[1. Januar 1919: Gründung der KPD (vgl. 30. Dezember 1918)]
[1. Januar 1919: Gründung der Weißrussischen Sozialistischen Sowjetrepublik (BSSR) (vgl. 25. März 1918)]
Januar 1919: für demobilisierte Soldaten wird an der Universität Heidelberg ein Kriegsnotsemester eingerichtet
5. Januar 1919: Wahlen zur badischen verfassungsgebenden Versammlung (in Heidelberg: DDP: 38,3%, SPD: 30,8%, Zentrum: 18,5%, DNVP: 10,8%) (107 Abgeordnete, davon 9 Frauen, darunter Marie Hambeck (SPD), Marianne Weber (DDP)) (fungiert bis 1921 als Landtag)]
[10. Januar 1919: Gründung des „Antibolschewistenfonds“ der deutschen Wirtschaft in Berlin (Vermögen: 500 Millionen Mark)]
[12. Januar 1919: die Franzosen besetzen Kehl - Wahl zur verfassungsgebenden Landesversammlung von Württemberg. Erstmals haben Frauen das Wahlrecht]
[12. Januar 1919: Wahlen zur bayerischen Landesversammlung. Stärkste Partei: Bayerische Volkspartei (35% der Stimmen). (SPD: 33%)]
15. Januar 1919: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Antisemitische Agitation der Rechten und philosemitische Inschutznahme ist hier jetzt in Heidelberg an der / Tagesordnung. Mich ekelt Beides an. Die Deutschnationalen und Demokraten sind eben die beiden Parteien, deren Bestand schwankt und die sich gegenseitig Wähler abwendig machen können. Daher wird der Wahlkampf zwischen ihnen schärfer, als gut ist“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 819f.)
15. Januar 1919: "Erklärung" (von Max und Marianne Weber, Ernst Walz, Ernst Kürz) in der Heidelberger Zeitung gegen den Antisemitismus
[15. Januar 1919: Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht werden in Berlin von Angehörigen der Garde-Kavallerie-Schützen-Division ermordet]
17. Januar 1918: Max Weber spricht in der Turnhalle im Klingenteich in einer Wahlversammlung der DDP über „Der freie Volksstaat“
[18. Januar 1919: Eröffnung der Pariser Friedenskonferenz im Schloß von Versailles. Die Beratungen sind geheim und finden ohne Bevollmächtigte der Besiegten und Rußlands statt.]
19. Januar 1919: Wahlen zur verfassungsgebenden deutschen Nationalversammlung. Es werden 37 weibliche Abgeordnete (8,7%) gewählt. Die Wahlen ergeben eine Dreiviertelmehrheit für eine Koalitation aus SPD, Zentrum und DDP. (In Baden erhalten die Sozialdemokraten 36 Sitze, das Zentrum 39, die DDP 25).
20. Januar 1919: Abbau der Straßenbahn-Gleisanlagen im Güterbahnhof
22. Januar 1919: Druckerstreik. In Heidelberg erscheinen keine Zeitungen.
25. Januar 1919: Festvorstellung des Films Der Trompeter von Säckingen, der 1918 im Schloßhof Heidelberg gedreht wurde, in der „Kammer“
25. Januar-16. April 1919: Kriegsnotsemester der Universität Heidelberg
29. Januar 1919: führende badische Demokraten (darunter Martin Dibelius, Richard Drach, Willy Hellpach, Walter Hoffmann, Oskar Hofheinz, Hermann Maas, Ludwig Müller, Wilhelm Veith, Alfred Weber, Max Weber) veröffentlichen einen Aufruf an die Jugend, sich in einer demokratischen Jugendorganisation zusammenzuschließen.
Januar 1919: Heidelberg hat 57.532 Einwohner
3. Februar 1919: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „(...) nachher Mittelstraß, der die ganze Kriegszeit gesund überstanden hat und glänzend aussieht, wie die meisten heil zurückgekehrten Kriegsteilnehmer. (...) Mittelstraß war höchst angenehm berührt von der patriotischen Stimmung in Heidelberg gegenüber anderen Teilen Deutschlands.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 827)
3. Februar 1919: einige Nationalliberale, darunter Max von Baden, Robert Bosch, Paul Rohrbach, Max Weber, Friedrich Meinecke, Ernst Troeltsch, Lujo Brentano und Conrad Haußmann, gründen die „Heidelberger Arbeitsgemeinschaft für Politik des Rechts“ . Sie versucht die Schuldfrage wissenschaftlich zu klären und will die Schuldanteile und Völkerrechtsverletzungen von einem Schiedsgericht untersuchen lassen. Sie verbindet dies mit Kritik an der Deutschlandpolitik der Ententemächte und bekämpft deren angebliche „Kriegsschuldlüge“ noch vor Abschluss des Versailler Vertrags. Eine vierköpfige Delegation der Vereinigung soll die alliierten Kriegsschuldthesen im Auftrag des Auswärtigen Amtes zurückweisen und übergibt dazu in Versailles eine „Denkschrift zur Prüfung der Kriegsschuldfrage“ (auch „Professoren-Denkschrift“ genannt).
[3. Februar 1919: Hugo Preuß, seit 15. November 1918 Staatssekretär im Reichsamt des Innern, legt einen Verfassungsentwurf vor]
[6. Februar 1919: die verfassungsgebende deutsche Nationalversammlung (423 Abgeordnete, davon 37 Frauen, neun Parteien) tritt erstmals im Nationaltheater Weimar zusammen]
11. Februar 1919: die verfassungsgebende deutsche Nationalversammlung wählt mit 277 von 379 Stimmen Friedrich Ebert zum vorläufigen Reichspräsidenten (1922 Amtszeit ohne Volkswahl bis 1925 verlängert)
[16. Februar 1919: Verlängerung des Waffenstillstand mit den Alliierten in Trier]
[19. Februar 1919: Marie Juchacz (SPD) hält im Reichstag die erste Rede einer Parlamentarierin überhaupt ("...dass wir deutschen Frauen dieser Regierung nicht etwa in dem althergebrachten Sinne Dank schuldig sind. […] das war eine Selbstverständlichkeit: Sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist."]
[21. Februar 1919: Lt. Anton Graf von Arco auf Valley ermordet in München den bayerischen MP Kurt Eisner (USPD)]
[21. Februar 1919: General Erich Ludendorff kehrt aus Schweden nach Deutschland zurück]
22. Februar 1919: Spartakus-Aufstand in Mannheim. Ausrufung der Räterepublik für Südwestdeutschland durch USPD und KPD am Rosengarten nach einer Trauerkundgebung für Kurt Eisner. Marsch aufs Schloß.
22./23. Februar 1919: Verhängung des Belagerungszustandes in Baden
23. Februar 1919: Belagerungszustand in Heidelberg „wegen drohenden Einmarschs Mannheimer Spartakisten“ - Totenfeier für die gefallenen Heidelberger Studenten in der Heiliggeistkirche, organisiert von Wilhelm Fraenger. - Gründung des freien Bildungsbunds Die Gemeinschaft, in dem u.a. Wilhelm Fraenger, Hans Fehr, Theodor Haubach, Oskar Kokoschka, Hans Prinzhorn und Carl Zuckmayer mitwirken (besteht bis Sommer 1921)
24. Februar 1919: Aufhebung des Belagerungszustandes in Baden
25. Februar 1919: Auflösung der Räterepublik in Mannheim
[26. Februar 1919: Beisetzung des am 21. Februar 1919 ermordeten bayerischen MP Kurt Eisner in München. 100.000 Menschen folgen dem Sarg, darunter angeblich auch Adolf Hitler]
1. März 1919: Protestversammlung von Lehrkörper und Studentenschaft der Universität Heidelberg gegen die französische Besetzung der Pfalz und des Saargebiets (Redner: Prof. Dr. Hermann Oncken, Wilhelm Windelband, Max Weber)
[3.-8. März 1919: Generalstreik des Groß-Berliner Arbeiterrats]
März 1919: anonyme Hetze gegen den Philosophieprofessor Hans Philipp Ehrenberg (1883-1958) und die protestantischen Pfarrer Herman Maas, Otto Frommel und Otto Schlier
10. März 1919: „Da die durch den Kriegszustand verursachten außerordentlichen Verhältnisse, auch wenn es in den nächsten Monaten zu einem Friedensschluß kommen sollte, noch längere Zeit fortdauern werden, so fällt es nötig, die besondere Kriegskasse noch weiter zu führen und für diesen Zweck noch neue Kredite zu bewilligen“ (Oberbürgermeister Dr. Walz in: Vorlagen an den Bürgerausschuß 1919) (vgl. 10. April 1919)
[10. März 1919: Gründung der Ukrainischen SSR. Hauptstadt bis 1934: Charkiw]
[14. März 1919: Befehl Nr. 1 zur Aufstellung einer vorläufigen Reichswehr]
17. März 1919: die 1857 als Heidelberger Vorschußverein gegründete Gewerbebank Heidelberg benennt sich in Handels- und Gewerbebank um (Geschäftsstelle bis 1929: Palais Morass, Hauptstraße 97)
[17. März 1919: Wahl von Johannes Hoffmann (SPD) zum bayerischen Ministerpräsidenten]
21. März 1919: der bisherige Prorektor der Universität Heidelberg wird wieder als Rektor bezeichnet und jeweils für ein Jahr vom Großen Senat gewählt
[21. März 1919: Ausrufung der Räterepublik in Ungarn]
[25. März 1919: Baden erhält eine republikanische Verfassung]
[3. April 1919: Gesetz über die Aufhebung des Adels, der weltlichen Ritter- und Damenorden und gewisser Titel und Würden (Adelsaufhebungsgesetz). Das Parlament des Staates Deutschösterreich, die Konstituierende Nationalversammlung, beschließt die Aufhebung des Adels. Das Gesetz tritt am 10. April 1919 in Kraft. Am selben Tag tritt das Gesetz betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen in Kraft]
3./4. April 1919: Eröffnung der elektrischen Straßenbahn Schlachthaus-Eppelheim (Rathaus; Linie 10)
5. April 1919: Eingemeindungsvertrag zwischen der Gemeinde Kirchheim und Heidelberg (vgl. 5. September 1919, 1. April 1920)
6. April 1919: Hans-Georg von Beerfelde, Hauptmamm i. G. (1877-1960), spricht auf einer öffentlichen Versammlung der Heidelberger USPD im Neuen Kollegienhaus über „Die Schuld am Kriege“
[7. April 1919: Ausrufung der bayerischen Räterepublik]
10. April 1919: der Bürgerausschuß bewilligt einen weiteren Kriegskredit von 2 Millionen Mark (vgl. 10. März 1919)
[13. April 1919. Zustimmung des Volkes zur badischen Verfassung]
14. April 1919: Der Stadtrat beschließt den Bau von Behelfsbaracken zwischen Mittermaier-, Bluntschli, Vangerow- und Unterer Neckarstraße („Neckarhof“), den Bau von drei Häusern für Kinderreiche in der Bluntschlistraße und eine Siedlungskolonie im Gewann Pfaffengrund. Genehmigung des Erbbauvertrags mit der Gemeinnützigen Baugenossenschaft für Volks- und Kriegerheimstätten durch den Stadtrat. (vgl. 1925 Meierhof)
24. April 1919: Gründung des OV Heidelberg des Volkshausbund
[29. April 1919: Gründung des Völkerbunds in Versailles (vgl. 10. Januar 1920)]
[30. April 1919: Angehörige der bayerischen "Roten Armee" erschießen in München zehn Geiseln, darunter sieben Angehörige der Thule-Gesellschaft]
Ostern 1919?: Maria Gräfin von Graimberg gründet mit Unterstützung von Bischof Michael Faulhaber die katholische Laienorganisation "Societas Religiosa"
[3. Mai 1919: Sieg der Freikorps und der Regierungstruppen über die bayerische Räterepublik in München]
6. Mai 1919: die Gemeinnützige Baugenossenschaft für Volks- und Kriegerheimstätten schließt mit der Stadt Heidelberg einen Erbbauvertrag ab, der als die Geburtsstunde des Stadtteils Pfaffengrund gilt (vgl. 1. Juli 1919, 12. September 1920)
[7. Mai 1919: in Versailles werden der deutschen Friedensdelegation die Friedensbedingungen der Alliierten übergeben]
8. Mai 1919: der Heidelberger Universitätsmusikdirektor Philipp Wolfrum stirbt in Samaden/Graubünden
[8. Mai 1919: achttägige Staatstrauer wegen der Friedensbedingungen im Deutschen Reich angeordnet]
[10. Mai 1919: Eröffnung der Universität Hamburg]
12. Mai 1919 (abends): studentische Kundgebung „gegen den Gewaltfrieden“ auf dem Ludwigsplatz (Redner: der Jurist Friedrich Endemann)
[12. Mai 1919: die Nationalversammlung tagt erstmals in Berlin]
15. Mai 1919: Eröffnung der Sonderausstellung Heidelberger Maler der Romantik in den städtischen Sammlungen (Hauptstraße 97; bis 15. Oktober 1919)
16. Mai 1919: Protestversammlung auf dem Marktplatz wegen der Friedensbedingungen
[19. Mai 1919: Mustafa Kemal beginnt mit der Mobilisierung des Widerstandes gegen die Besatzer der Türkei]
24. Mai 1919: Gründung der Josefine-und-Eduard-von-Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst (Stiftung an den Freistaat Baden) durch Leontine und Prof. Dr. Victor Goldschmidt (vgl. 29. Dezember 1916)
25. Mai 1919: Wahl der Stadtverordneten (SPD: 24,6%, DDP: 23,6%, Zentrum: 19,5%, Vereinigte Bürgerliche Gruppen: 13%, Liberale Volkspartei: 12,9%, USPD: 4,6 %). (Maria Gräfin von Graimberg, 1879-1965, Zentrumspartei, ist (bis 1933) als eine der 12 ersten Frauen Mitglied des Bürgerausschusses ) - Der Heidelberger Arbeiter- und Soldatenrat löst sich auf.
29. Mai 1919 (Christi Himmelfahrt): Demonstration von Insassen des Lazaretts Stadthalle und Plünderung
[29. Mai 1919: totale Sonnenfinsternis, wahrscheinlich die bekannteste Sonnenfinsternis des 20. Jahrhunderts, da während dieser die durch die Allgemeine Relativitätstheorie vorausgesagte gravitative Ablenkung des Lichts überprüft und bestätigt wird. Die Experimente hierzu werden unter der Leitung von Arthur Eddington auf der Vulkaninsel Príncipe vor der westafrikanischen Küste durchgeführt]
31. Mai 1919: eine große Zahl von Kriegsversehrten ziehen vor das Provianthaus, sprengen den Eingang und holen ca. 200.000 Zigaretten heraus
[1. Juni 1919: Proklamierung der „Rheinischen Republik“ und der „Pfälzischen Republik“]
4. Juni 1919: der Regierungspräsident der Pfalz Theodor von Winterstein (1861-1945) gründet die Bayerische Zentralstelle für pfälzische Angelegenheiten („Pfalzzentrale“, Leitung: August Ritter von Eberlein (1877-1949), Sitz in Mannheim, ab 1921 in Heidelberg, am 10. Mai 1924 von der badischen Regierung aufgelöst) http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Bayerische Zentralstelle für pfälzische Angelegenheiten, 1919-1924
5. Juni 1919: Eugen Leviné (*10. Mai 1883 in Sankt Petersburg) wird in München hingerichtet
7.-9. Juni 1919: Pfingsttreffen bei Stefan George in der Villa Lobstein (Percy Gothein, Ernst Glöckner, Woldemar von Uxkull, Erich Boehringer, Ernst Gundolf, Ernst Morwitz, Ludwig Thormaehlen, Berthold Vallentiin, Albrecht von Blumenthal)
12. Juni 1919: Wahl des Heidelberger Stadtrats
[12. Juni 1919: Eröffnung der Universität Köln]
[20. Juni 1919: Rücktritt des Kabinett Scheidemann]
21. Juni 1919: Ernennung des Wirkl. Geh. Rats Dr. Albert Bürklin (Karlsruhe, 1844-1924) zum Ehrenbürger der Stadt Heidelberg
[21. Juni 1919: Matthias Erzberger übernimmt das Reichsfinanzministerium]
[21. Juni 1919: Selbstversenkung der in der Bucht von Scapa Flow/Orkney 74 internierten deutschen Schlachtschiffe. Neun deutsche matrosen werden erschossen. - SPD und Zentrum bilden eine Reichsregierung unter Gustav Bauer (SPD)]
[22. Juni 1919: die Nationalversammlung votiert mit 237 gegen 138 Stimmen für die Annahme des Versailler Vertrags]
[23. Juni 1919: eine aufgebrachte Menge dringt in das Berliner Zeughaus, sammelt die dort ausgestellten, im deutsch-französischen Krieg erbeuteten Fahnen ein und verbrennt sie vor dem Denkmal Friedrichs des Großen]
[27. Juni 1919: Hamburger Sülze-Aufstand. Reichsminister Gustav Noske gibt der Reichswehr Befehl, in Hamburg einzumarschieren. Die Aufständischen werden entwaffnet, vermeintliche Rädelsführer verhaftet, Unbeteiligte sterben.]
[28. Juni 1919: Unterzeichnung des Friedensvertrag von Versailles (für Deutschland: Hermann Müller (SPD) und Johannes Bell (Zentrum). Ende des ersten Weltkriegs. Artikel 227 verlangt die Auslieferung des Kaisers, Artikel 231 macht Deutschland und seine Verbündeten "als Urheber aller Verluste und aller Schäden verantwortlich" und bürdet ihnen sämtliche Kriegskosten auf (vgl. 10. Januar 1920)]
1. Juli 1919: Erster Spatenstich für 103 Wohnungen im Gewann Pfaffengrund (GBGNH). Von 1919 bis 1926 unterliegt die Planung und Ausführung des Pfaffengrunds dem Oberregierungsbaurat Ludwig Schmieder (1884-1939)
[9. Juli 1919: Ratifizierung des Friedensvertrags von Versailles durch die Nationalversammlung]
[12. Juli 1919: Aufhebung der gegen Deutschland verhängten Blockade]
16. Juli 1919: akademische Trauerfeier für die Toten des Kriegs der Universität Heidelberg in der Universitätskirche (Redner: Rektor Prof. Dr. Christian Bartholomae, Prof. Dr. Hermann Oncken, cand. phil. Gustav Mittelstraß) (gefallene Dozenten: Dr. Emil Lask, Prof. für Philosophie, Dr. Otto Ranke, Prof. für Philosophie, Dr. Erwin Rohde, Prof. für Psychiatrie, Dr. Wolfgang Wilhelm Vogt, Prof. für Mathematik)
19./20. Juli 1919: Trauerfeier für Philipp Wolfrum unter Leitung von Hermann Meinhard Poppen
27. Juli 1919: Trauerfeier für die Gefallenen des Kunsthistorischen Instituts (Redner: Prof. Carl Neumann)
[31. Juli 1919: Die Nationalversammlung verabschiedet mit den Stimmen der Sozialdemokratie, der DDP und des Zentrums („Weimarer Koalition“) die Reichsverfassung]
Juli 1919: konstitutionierende Sitzung des Bürgerausschusses (101 Stadtverordnete)
Juli 1919: Aufruf Heidelberger Professoren zu Spenden für eine Goethe-Marianne-von-Willemer-Bank im Schloßgarten zur Erinnerung an das Erscheinen des „West-östlichen Diwan“ (errichtet 1922, Muschelkalkstein, Plan: Franz Kuhn, 1922. In der Rückenlehne Reliefmedaillon eines Wiedehopfes)
[Juli 1919: die Studentenausschüsse der deutschen, österreichischen und sudetendeutschen Hochschulen schließen sich auf dem Ersten Allgemeinen Studententag in Würzburg zur Dachorganisation Deutsche Studentenschaft (DSt) zusammen]
[7. August 1919: der erste Waffenstudententag findet auf dem Haus der Turnerschaft Salia in Jena statt, auf dem Vertreter der Corps, Landsmannschaften und Turnerschaften den Allgemeinen Deutsche Waffenring (ein Zusammenschluss mehrerer Dachverbände von schlagenden Studentenverbindungen, 1919-1935) gründen]
[11. August 1919: Reichspräsident Friedrich Ebert unterzeichnet in Schwarzburg die Reichsverfassung, die damit in Kraft tritt]
[20. August 1919: Reichspräsident Friedrich Ebert wird auf die Verfassung vereidigt]
[21. August 1919: Bildung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses der Nationalversammlung über die Ursachen des militärischen Zusammenbruchs]
[28. August 1919: die King-Crane Commission, die im Auftrag von US-Präsident Woodrow Wilson Teile des ehemaligen Osmanischen Reichs (Palästina, Syrien, Libanon und Anatolien) besuchte, um die Meinung der lokalen Eliten über die politische Zukunft der Region zu erforschen, erstattet ihren Bericht (erst 1922 veröffentlicht) http://en.wikipedia.org/wiki/King%E2%80%93Crane_Commission]
31. August 1919: Besuch von Reichspräsident Friedrich Ebert und Reichsminister Gustav Noske in Heidelberg
1. September 1919: die „Heidelberger Zeitung“ erscheint ab jetzt unter dem Namen Badische Post, Landesorgan der Deutschen Liberalen Volkspartei Badens.
5. September 1919: der Kirchheimer Bürgerausschuß stimmt über die Eingemeindung zu Heidelberg ab. 33 Sozialdemokraten stimmen mit Ja.
[5. September 1919: Gründung der NSDAP in München]
[10. September 1919: Friedensvertrag von Saint-Germain-en-Laye mit der Republik Österreich. Verbot des Anschlusses an das Deutsche Reich]
[13. September 1919: Gründung der Frontkämpferorganisation Stahlhelm]
[13. September 1919: China erklärt den Kriegszustand mit Deutschland für beendet]
22. September 1919: Abschiedsfeier für Max Weber im Heidelberger Hof Grand Hotel, Rohrbacher Straße 11
[30. September 1919: alle noch verbliebenen Einheiten und Dienststellen des alten Heeres werden auf Befehl der Siegermächte aufgelöst]
September 1919: die Heidelberger Rudergesellschaft (RGH) gründet eine Rugby-Abteilung
Oktober 1919: Eröffnung des Cafasö (bisher: Wiener Hof, Hauptstraße 11-13/Fahrtgasse) durch Carl Faß und Söhne (Gebäude 1975 zerstört)
Oktober 1919: 2. (illegaler) Parteitag der KPD in Heidelberg
[1. Oktober 1919: der im Februar 1919 gegründete Deutsche Schutz- und Trutzbund schließt sich mit dem Deutschvölkischen Bund zum Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund zusammen]
6. Oktober 1919: Franz Rosenzweig aus Kassel hält für die "Arbeitsgemeinschaft der jüdischen Jugend" im Saal des kaufmännischen Vereins, Hauptstraße 77, den Vortrag "Die Stellung der jüdischen Religion unter den Weltreligionen"
7. Oktober 1919: Hans Prinzhorn hält in der am 23. Februar 1919 gegründeten „Gemeinschaft“ unter dem Reihentitel „Die Seelenform des primitiven Menschen“ einen Vortrag über das Gilgamesch-Epos
8. Oktober 1919: Heidelberg hat 60.831 Einwohner
10. Oktober 1919; „Wir halten es für wünschenswert, daß die Lädchen an der Heiliggeistkirche nach und nach in den Besitz der Stadt kommen, da nur auf diese Weise eine Gewähr dafür gegeben ist, daß die Bauten in einem Zustand erhalten werden, der das Stadtbild nicht beeinträchtigt.“ (Vorlagen an den Bürgerausschuß 1919)
[1. November 1919: Bildung des Badischen Volksheeres]
3. November 1919: Trauerfeier für die Gefallenen des Altphilologischen Seminars
[18. November 1919: der ehemalige GFM Paul von Hindenburg spricht vor dem Untersuchungsausschuß der Nationalversammlung über die Ursachen des militärischen Zusammenbruchs von einer heimlichen und planmäßigen "Zersetzung von Flotte und Heer". Sich auf einen englischen Offizier berufend, gibt Hindenburg zu Protokoll, die deutsche Armee sei "von hinten erdolcht worden"]
[19. November 1919: der US-Senat lehnt Amerikas Beitritt zum Völkerbund ab]
22. November 1919: Jahresfeier der Universität zur Erinnerung an die zweite Gründung der Universität durch Großherzog Karl Friedrich von Baden (Redner: der letzte Prorektor Prof. Dr. Christian Bartholomae, Rektor Prof. Dr. Hermann Kossel)(vgl. 21. November 1914) – Deutschnationale Kundgebung auf dem Ludwigsplatz (Redner: u.a. A. Ruge) und Zug zum Bismarckdenkmal.
[27. November 1919: Friedensvertrag von Neulliy-sur-Seine mit Bulgarien. Westthrakien wird der Entente unterstellt, Bulgarien verliert den Zugang zur Ägäis an Griechenland]
2. Dezember 1919: Hans Prinzhorn hält in der „Gemeinschaft“ einen Vortrag über „Die erste Kunst“
[8. Dezember 1919: die Westalliierten verkünden als Demarkationslinie zwischen Sowjetrußland und der Republik Polen die auf dem ethnographischen Prinzip basierende Curzon-Linie]
12./13. Dezember 1919: ein Großfeuer zerstört das im Umbau befindliche Hotel Bellevue (Schloß-Wolfsbrunnen-Weg 1, 1886 eröffnet). Die Direktionsvilla (Schloß-Wolfsbrunnenweg 5) bleibt verschont
18./23. Dezember 1919: Eingemeindungs-Vertrag zwischen der Stadt Heidelberg und der Gemeinde Wieblingen (einschl Grenzhof). Im Alten Rathaus bleibt ein Gemeindesekretariat bestehen, wo „sämtliche gemeindegerichtlichen Geschäfte, Beglaubigungen und dergleichen“ im Ort selbst erledigt werden können. Dieses Sekretariat wird 1931 entgegen dem Eingemeindungsvertrag aufgelöst. Bei der Eingemeindung hat Wieblingen 3200 und der Grenzhof 90 Einwohner. Die beiden Gemarkungen umfassen 1411,34 Hektar. Das Allmendgut ist 178,72 Hektar groß, die „freien“ Gemeindegrundstücke 14,24 Hektar. Dem Gemeindevermögen von 1,15 Million Mark stehen Schulden von 350 000 Mark gegenüber. (vgl. 1. Januar 1920)
24./25. Dezember 1919: größtes Hochwasser des Neckar bei Heidelberg seit 1882
1919: Gründung des MGV Thalia Handschuhsheim
1919: Hermann Meinhard Poppen, Assistent des verstorbenen Chorleiters Philipp Wolfrum, übernimmt die Leitung des Bach-Chores (bis 1956, Nachfolger: Erich Hübner)
1919: die 1880 gegründete Verbindung Cheruskia Heidelberg fusioniert mit der Landsmannschaft Zaringia. Der Alt-Herren-Verein kauft die „Alte Diemerei“ am Schloßberg 9 (heute Haus der Zaringia)
1919: der Küfermeister und Gastwirt Heinrich Weigel erwirbt das Anwesen Mühltalstraße Nr. 4 (Gasthaus „Zum Pflug“) und eröffnet darin das Gasthaus „Alt Hendesse“
1919: die 1912 eingerichtete Straßenbahnlinie in Handschuhsheim Tiefburg-Burgstraße-Biethstraße wird eingestellt. Die Wagen der Linie 1 enden an der Tiefburg (Ausweichgleis beim Grahampark) (vgl. 13. Mai 1946, 1. September 1971)
1919: die HSB befördert 16,7 Millionen Fahrgäste (mehr als je zuvor, vgl. 1918)
1919: Georg und Hermann Böhler verlassen die Heidelberger Federhalterfabrik (KAWECO) und gründen in Dossenheim die Fa. Böhler und Cie. (später „Osmia“; vgl. 1883, 1899, 1928)
1919: die Landkreise Mannheim, Heidelberg, Mosbach und die Stadt Heidelberg gründen eine Gesellschaft zum Bau und Betrieb eines Mittelstandssanatoriums (9. August 1927: Inbetriebnahme des Mittelstandssanatoriums Speyerer Hof)
1919: die Buchdruckerei Paul Braus zieht nach Ludwigsplatz 16 (vgl. 1898, 1922)
1919: Stiftung des Sinologischen Instituts durch Victor Goldschmidt
1919: Fritz Gabler kauft das Hotel Viktoria (Leopoldstraße 6-10)
1919: Ludolf von Krehl errichtet mit einem Großteil des Familienvermögens die „Friedrichstiftung“(benannt nach dem letzten regierenden Grosherzog von Baden Friedrich II.) als Studienheim für Schüler ("Friedrichsstift") (vgl. September 1920)
1919: Frieda Klimsch errichtet die Stiftung "Kinderheim Luisenruhe, Schwester Frieda Klimsch Stiftung", die der Universität Heidelberg gewidmet ist.
1919: der Chemiker Fritz Haber (1868–1934) erhält für die Synthese von Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff (Haber-Bosch-Verfahren, Voraussetzung für die Herstellung von Kunstdünger und Munition) den Nobelpreis für Chemie von 1918. Die Siegermächte nehmen daraufhin die Anklage gegen ihn als Kriegsverbrecher zurück.
1919: der Uhrmacher Bleck (Märzgasse 1), Wartungs-Uhrmacher der Sternwarte Königstuhl, wird von der Stadt Heidelberg beauftragt, gemeindeeigene Uhren und Läutwerke zu warten (vgl. 1. April 1937)
[1919: Gründung der Dritten Internationale (Kommunistische Internationale = Komintern) in Moskau (1943 aufgelöst)]
1919-1921: Bau der Siedlung Wieblinger Weg („Ochsenkopf“) entlang des Wieblinger Weges auf Heidelberger Gemarkung durch die Gemeinnützige Bezirks-Baugenossenschaft (Name von dem Gewann Großer Ochsenkopf)
1919-1922: Ausbau der Lehrsammlung an der Psychiatrischen Klinik der Universität Heidelberg zur Sammlung Prinzhorn
1919-1922: in Schlierbach wird in der Aue (Maisenbachweg/Am Gutleuthofhang) von der GGGH eine Siedlung von Doppelhäusern angelegt
1. Januar 1920: Vereinigung der Gemeinde Wieblingen mit Heidelberg (Wieblingen 3200, Grenzhof 90 Einwohner; Gemarkung Wieblingen 966 ha, Grenzhof 444 ha). Der Grenzhof wird „Nebenort“ Heidelbergs. Bürgermeister Jakob Maaß (1858-1935) wird Stadtrat in Heidelberg. Im alten Rathaus besteht bis 1931 ein Gemeindesekretariat. (vgl. 1. April 1935)
1. Januar 1920: die Evangelische Gemeinschaft kauft das Gasthaus „Zur Rose“, Ladenburger Straße 23
[10. Januar 1920: Inkrafttreten des Friedensvertrages von Versailles. Der Völkerbund nimmt seine Arbeit auf. Danzig und das Memelgebiet werden vom Deutschen Reich abgetrennt. Im Saargebiet übernimmt der Völkerbund die Regierung. Im besetzten Rheinland beginnt die Interalliierte Hohe Kommission für die Rheinlande ihre Tätigkeit]
[13. 1. 1920: Massendemonstration gegen das Betriebsrätegesetz vor dem Reichstag, 42 Tote]
[16. Januar 1920: Beginn der Alkohol-Prohibition in den USA (-Dezember 1933) (vgl. 30. Juli 1917)]
[16. Januar 1920: das Rheinhochwasser erreicht mit 9,56 m seinen maximalen Pegel]
[11. Februar 1920: das Reichswirtschaftsministerium verbietet das Trinkgeldnehmen in der Gastronomie]
[15. Februar 1920: das Memelgebiet ("Territoire de Memel") wird an den Völkerbund übergeben]
[24. Februar 1920: der Kunstmaler Adolf Hitler aus Braunau/Oberösterreich, Propagandaleiter der Deutschen Arbeiterpartei, stellt im Münchner Hofbräuhaus vor 2000 Zuhörern das 25-Punkte-Programm der in NSDAP umbenannten Partei vor]
[13. März 1920: Kapp-Lüttwitz-Putsch in Berlin, benannt nach dem deutschnationalen Politiker und Generallandschaftsdirektor Wolfgang Kapp (1858-1922). Die von ihrer bevorstehenden Auflösung bedrohten Freikorps unter Führung des Reichswehrgenerals Walther von Lüttwitz (1859-1942) versuchen die Regierung Bauer zu stürzen. Reichspräsident und Reichsregierung fliehen nach Dresden. Die "Marinebrigade Ehrhardt" marschiert in das ungeschützte Berlin ein und besetzt die Regierungsviertel. Kapp wird zum Reichskanzler ausgerufen. Während sich Heeresleitung und Bürgertum abwartend verhielten, rufen die Gewerkschaften für den folgenden Tag zum Generalstreik auf, der den Putsch zusammenbrechen läß]
15. März 1920: Protestversammlung gegen den Kapp-Lüttwitz-Putsch auf dem Heidelberger Marktplatz
[15. März 1920: Beginn des Ruhraufstandes]
16. März 1920: der bayerische Landtag wählt den evangelischen Monarchisten Gustav Ritter von Kahr zum Nachfolger des Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann. Kahr, Mitglied der Bayerischen Volkspartei, steht einer bürgerlichen Rechtsregierung vor und betreibt eine eigenständige Stellung Bayerns innerhalb des Deutschen Reiches]
[17. März 1920: Wolfgang Kapp muß als Reichskanzler zurücktreten]
[19. März 1920: der US-Kongress lehnt es ab, den Versailler Vertrag zu ratifizieren]
1. April 1920: Vereinigung der Gemeinde Kirchheim mit Heidelberg (ca. 8000 Einwohner; vgl. 5. April 1919, 5. September 1919)
[1. April 1920: Gründung der Deutschen Reichsbahn]
11. April 1920: Gründung des evangelischen Jungmännervereins Handschuhsheim (später Evangelischer Jugendbund; wird im Dezember 1933 in die Hitlerjugend eingegliedert)
[19.-26. April 1920: Die Konferenz von Sanremo dient unter anderem der Vorbereitung des Friedens von Sèvres (August 1920) mit der Türkei. Auf ihr beschließt der Oberste Rat der Alliierten Mächte (Großbritannien, Frankreich, Italien) im Rahmen der Neuaufteilung des besiegten Osmanischen Reichs verschiedene Mandate (Syrien und Libanon, Mesopotamien, Palästina). Frankreich erhält das Mandat über Syrien und den Libanon. Großbritannien erhält das Mandat über Palästina beiderseits des Jordan. Angliederung Jordaniens an das britische Mandatsgebiet Palästina]
[25. April 1920: mit dem Vorstoß der polnischen Truppen auf Kiew beginnt der polnisch-russische Krieg]
[27. April 1920: im Süd-Kaukasus und in Aserbeidschan werden die Sowjetischen Sozialistischen Republiken Georgien, Armenien und Aserbeidschan, der Autonome Bundesstaat Nachdschevan sowie das Autonome Gebiet Karabakh gegründet]
Frühjahr 1920: der Sockel des am 4. Mai 1918 entfernten Kaiser-Wilhelm-Reiterdenkmals auf dem Ludwigsplatz wird beseitigt und durch eine gärtnerische Anlage ersetzt
[1. Mai 1920: Gründung des Freistaats Thüringen aus sieben ehemaligen Herzogs- und Fürstentümern. Hauptstadt: Weimar]
[7. Mai 1920: polnische Truppen erobern Kiew]
16. Mai 1920: Eröffnung der 7. Sonderausstellung Rahl-Feuerbach-Trübner und andere zeitgenössische Meister aus Heidelberger Besitz in den städtischen Sammlungen (Hauptstraße 97; bis 15. September 1920)
[4. Juni 1920: Friedensvertrag von Trianon der Siegermächte mit Ungarn. Ungarn verliert zwei Drittel des Territoriums der vormaligen Stephanskrone sowie das in Personalunion regierte Kroatien]
6. Juni 1920: Reichstagswahlen (SPD: 21,9% der Stimmen, USPD: 17,6%, DVP: 13,9%, Zentrum: 13,6%, DDP: 8,3%)
12. Juni 1920: das 1916 eingeschmolzene Denkmal für Carl Metz wird gegenüber dem Klingentor neu errichtet (vgl. 1977)
14. Juni 1920: Max Weber stirbt in München (Grab in Heidelberg)
[23. Juni 1920: das preußische Gesetz über die Aufhebung der Standesvorrechte des Adels und die Auflösung der Hausvermögen tritt in Kraft]
30. Juni 1920: auf dem äußeren (unteren) Wall am Westhang des Heiligenberg (Hainsbach-Fußweg) wird bei Wegearbeiten ein dem Mercurius cimbrianus geweihter Stein gefunden (Stifter: Tettius Perpetuius Carus, ca. 150 n. Chr.; vgl. Juli 1885) (Heute im Kurpfälzischen Museum)
Juni 1920: erster Bezug von 103 Wohnungen für 442 Menschen im Pfaffengrund (Gebiet zwischen Pfaffengrundstraße, der Oberen und Unteren Rödt und dem Starenweg; vgl. 12. September 1920)
4. Juli 1920: Aufhängung der vier neuen Glocken aus Gußstahl in der Friedenskirche Handschuhsheim (vgl. Dezember 1909, 8. April 1917)
[12. Juli 1920: US-Präsident Woodrow Wilson gibt den Panamakanal offiziell für den Schiffsverkehr frei (vgl. 3. August 1914)]
[10. August 1920: Friedensvertrag von Sèvres zwischen Alliierten und der Türkei (nicht in Kraft getreten). Ende des Osmanischen Reiches. Aufteilung der arabischen Länder unter die europäischen Großmächte. Überwiegend kurdisch besiedelte Gebiete östlich des Euphrat und südlich der Wilson-Linie sollen gemäß Artikel 62 Autonomie erhalten, durch Artikel 64 wird darüber hinaus eine mögliche staatliche Unabhängigkeit in Aussicht gestellt]
[16. August 1920: Niederlage der Roten Armee vor Warschau („Wunder an der Weichsel“). Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen im polnisch-russischen Krieg]
[27. August 1919: das Innenministerium der deutschen Republik erklärt, es werde keine Sedanfeiern (am 2. September) mehr geben, da diese nicht mehr den Zeitverhältnissen entsprächen]
[28. August 1920: das Frauenwahlrecht wird in die Verfassung der USA aufgenommen]
12. September 1920: Einweihung der Siedlung Pfaffengrund (1. Bauabschnitt) durch Oberbürgermeister Dr. Ernst Walz. Der Marktplatz wird südlich der Eppelheimer Straße angelegt. (vgl. 6. Mai 1919, 1. Juli 1919, Juni 1920)
September 1920: das Friedrichsstift (Schülerheim des Melanchthonvereins) siedelt in die Bergstraße 106/108 über (Villa Krehl, vgl. 1911; Rektor 1919-1925: Vikar Friedrich Kayser)
[1. Oktober 1920: Beginn der Reduzierung der Reichswehr auf 100.000 Mann]
[1. Oktober 1920: Groß-Berlin ist mit 3,8 Millionen Einwohnern nach New York und London die bevölkerungsreichste und mit 878 km², nach Los Angeles, die am zweitweitesten ausgedehnte Gemeinde der Welt]
[30. Oktober 1920: die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft wird auf Initiative des Chemikers Fritz Haber und von Friedrich Schmidt-Ott gegründet, der ihr erster Präsident wird. (1929 wird der Name in „Deutsche Gemeinschaft zur Erhaltung und Förderung der Forschung“, kurz (Deutsche) Forschungsgemeinschaft, geändert)]
[11. November 1920: Ende des russischen Bürgerkriegs nach Rückzug der Weißgardisten unter v. Wrangel von der Krim. Wrangel flüchtet nach Konstantinopel. Die weißen Truppen unter der Führung von Grigorij Semjonow und Michail Diterichs halten im Fernen Osten durch. Mit Unterstützung japanischer Truppen versuchen sie vergeblich, einen eigenständigen Fernost-Staat zu bilden. Einnahme von Wladiwostok im Oktober 1922. Flucht von Semjonow in die Mandschurei. Etwa 8 bis 10 Millionen Tote (vgl. 8. November 1917)]
[4. Dezember 1920: Vereinigungsparteitag von KPD und USPD in Berlin]
10. Dezember 1920: Schließung sämtlicher Heidelberger Volks- und Mittelschulen wegen Kohlenmangel
16. Dezember 1920: 100jähriges Stiftungsfest des Corps Saxo-Borussia mit Schloßbeleuchtung
[16. Dezember 1920: Erdbeben der Stärke 8,6 in Kansu/China (bis 200.000 Tote)]
[17. Dezember 1920: der „Münchner Beobachter“ und der Verlag Franz Eher Nachf. GmbH gehen in das Eigentum der NSDAP über. Unter dem Namen „Völkischer Beobachter“ erscheint das Blatt nun als publizistisches Organ der NSDAP bis 30. April 1945. Ab August 1021 steht die Leitung der Redaktion unter Dietrich von Eckart]
1920: Gründung des Sportvereins DJK 1920 Rot-Weiß Heidelberg-Handschuhsheim
1920: Schließung der Industriebetriebe Hamm und Maquet
1920: der Reichstag beschließt den Bau des Neckarkanals. Errichtung der Neckarbaudirektion (vgl. 1. Juli 1921)
1920: Gründung des Pennalen Corps Alamannia Brünn zu Heidelberg (reaktiviert im Herbst 1981)
1920: dem Privatdozenten der Philosophie Dr. Arnold Ruge wird wegen antijüdischer Aktivitäten die Lehrbefugnis entzogen
1920: der Gynäkologe Maximilian Neu (1877-29. 10. 1940) gründet die "Privatklinik Dr. Neu" (Zähringerstraße 15)
1920: der Schriftsteller Richard Benz, der Maler Gustav Wolf, die Dichter Emil Alfred Herrmann und Alfred Mombert gründen die kulturelle Gemeinschaft Die Pforte (vgl. 1921)
1920: das 1879 gegründete Lehrerinnenseminar wird aufgelöst
1920: Heidelberg bezieht Wechselstrom vom Wasserkraftwerk Murgtal (Badenwerk; vgl. 1931)
(Heidelberg um 1920, Ausschnitt)
[1920: Gründung der "Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft" (Vorläufer der DFG)]
1920-1928: Bau der Siedlung „Atzelhof“ in Handschuhsheim (Rottmannstraße/Steubenstraße; vgl. 3. März 1921)
1920-1932: die von-Portheim-Stiftung unterhält in der Augustinergasse 5 (heute Merianstraße 1) ein Slavisches Institut unter Leitung von Nicolai von Bubnoff (vgl. 1931)
1920-1933: Robert Bollschweiler (1883 Ziegelhausen-1933 Heidelberg) Bürgermeister von Ziegelhausen
1920-1954: Franz Rudolf Pfarrer von St. Vitus
14. Januar 1921: In einer öffentlichen Versammlung spricht der aus dem Lehramt entfernte Privatdozent der Philosophie Dr. Arnold Ruge in der Stadthalle über seinen Konflikt mit der Universität, über die Vorfälle im Münchener Hofbräuhaus und (erstmals in Heidelberg) über A. Hitler
17. Januar 1921: Eröffnung des Schwurgerichts Heidelberg
18. Januar 1921: Reichsgründungsfeier in der Stadthalle (Festrede: Prof- Hermann Oncken)
[24. Januar 1921: die deutsche Reparationssumme wird von der Reparationskommission in Paris auf 226 Mrd. Goldmark in 42 Jahren festgelegt. Im April setzt die Reparationskommission den Gesamtbetrag der Reparationen auf 132 Mrd. Goldmark fest, die innerhalb von 66 Jahren beglichen werden muß]
25. Januar 1921: der Bürgerausschuß beschließt, der Baugenossenschaft durch Vorstreckung von rund 15 Millionen Mark gemäß § 10 des Erbbauvertrages den Bau von 198 neuen Wohnungen im Pfaffengrund (4. Bauabschhnitt) zu ermöglichen
8. Februar 1921: Kundgebung der Studentenschaft auf dem Ludwigsplatz gegen den Versailler Vertrag
11. Februar 1921: der „Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund“ unter Führung des Privatdozenten der Philosophie Dr. Arnold Ruge veranstaltet in Heidelberg einen „Deutschvölkischen Pressetag“, bei dem zum ersten Mal in Heidelberg Hakenkreuzfahnen auftauchen
[20. Februar 1921: Wahl zum preußischen Landtag (SPD: 26,3% der Stimmen, DNVP: 17,9%, Zentrum: 17,2%, DVP: 14,23%, KPD: 7,4%, USPD: 6,6%, DDP: 6,2%, Wahlbeteiligung: 77,4%)]
[Februar/März 1921: die am 26. Mai 1918 gegründete Demokratische Republik Georgien bricht zusammen. Die georgischen Bolschewiki proklamieren die Georgische Sozialistische Sowjetrepublik]
3. März 1921: Gründung der Gemeinnützigen Siedelungsgesellschaft Atzelhof mbH (später „Gemeinnützige Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz“ GGGH, seit 1925 ist die Stadt Heidelberg alleinige Gesellschafterin)
[4. März 1921: Warren Gamaliel Harding wird in Washington, D.C. zum US-Präsidenten vereidigt]
[7. März 1921: Besetzung rechtsrheinischer Städte (Düsseldorf, Ruhrort, Duisburg etc.) durch alliierte Truppen (vgl. 11. Januar 1923)]
[18. März 1921: Aufstand der Matrosen in Kronstadt]
[18. März 1921: Vertrag von Riga. Sowjetrussland, die Sowjetukraine und die Republik Polen vereinbaren im Polnisch-Sowjetischen Krieg die Akzeptanz des Waffenstillstands des Vorjahres und den Grenzverlauf zwischen Sowjetrußland und dem wieder entstandenen polnischen Staat. Die polnisch-russische Grenze verläuft nun stellenweise bis zu 250 km östlich der Linie, die 1919 eine Kommission als die Ostgrenze des wieder erstandenen Polens vorgeschlagen hatte („Curzon-Linie“). Auflösung der Ukrainischen Volksrepublik]
[20. März 1921: Volksabstimmung in Oberschlesien über die Frage, ob das Gebiet bei Deutschland verbleiben soll oder dem polnischen Staat angehören soll. Ergebnis: 60% der Abstimmenden votieren für Deutschland, 40% für Polen]
21. März 1921: neue Verfassung der Universität Heidelberg
[23. März 1921: Gründung der Reichswehr]
März 1921: die am 22. Mai 1909 gegründete Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Stiftung Heinrich Lanz) bezieht die Räume des Großherzoglichen Palais (Karlsstraße)
[März 1921: kommunistischer Aufstand in Mitteldeutschland und Hamburg]
[3. Mai 1921: dritter polnischer Aufstand in Oberschlesien]
[6. Mai 1921:der Londoner Zahlungsplan der Entente trifft in Berlin ein, verbunden mit einem auf sechs Tage befristeten Ultimatum der Alliierten, das die sofortige Besetzung des Ruhrgebiets androht, wenn der Plan nicht angenommen wird (vgl. 24. Januar 1921)]
15. Mai-15. Oktober 1921: Georg August Wallis, Landschaftsmaler aus Schottland, ein Entdecker des romantischen Heidelberg 1812-1817 (Ausstellung im Kurpfälzischen Museum)
[20. Mai 1921: China schließt einen separaten Friedensvertrag mit Deutschland]
[21. Mai 1921: das Freikorps Oberland erstürmt im Kampf gegen polnische Aufständische den Annaberg in Oberschlesien]
[31. Mai-1. Juni 1921: Massaker von Tulsa, Oklahoma (Tulsa race massacre, Tulsa race riot, Greenwood Massacre, Black Wall Street Massacre). Bei diesem Ereignis kommen nach späteren Schätzungen des Bundesstaats bis zu 300 Menschen ums Leben und es führt zur weitgehenden Zerstörung des Viertels Greenwood. Der Auslöser für die Rassenunruhen ist der Zeitungsbericht über die vermeintliche Vergewaltigung eines weißen Mädchens durch einen afroamerikanischen jungen Mann. Nachdem sich einige Schwarze Tulsas bewaffnet hatten, um weiße Lynchjustiz zu verhindern, kommt es vor dem Courthouse zu einer Konfrontation, die den Beginn der Rassenunruhen markiert. Zum Teil mit Unterstützung der Stadtverwaltung Tulsas bildet sich ein weißer Lynchmob und setzt das Wohn- und Geschäftsviertel der Afroamerikaner, Greenwood, in Brand. Die später hinzugerufene Nationalgarde beruhigt die Situation, nimmt aber nur farbige Tulsaner in drei provisorischen Internierungslagern gefangen]
4. Juni 1921: Eröffnung der Mensa Academica im kurfürstlichen Zeughaus (Marstall, östlicher Flügel). Einweihung einer Gedenktafel für die gefallenen Universitätsangehörigen („In schwerer Zeit / im Gefolge des großen Krieges wurde durch opferfreudige Arbeit und großherzige Hilfsbereitschaft in dem altehrwürdigen KURPFÄLZISCHEN ZEUGHAUS diese Halle geschaffen und als Akademische Speiseanstalt dem Wohl der Studenten gewidmet“)
Im westlichen Flügel befindet sich von 1921 bis Ende der 1950er Jahre eine voll ausgestattete Turnhalle, im Obergeschoß Fechträume.
21. Dezember 1921: Gründung der Neckar AG. Erster Vorstand: Otto Konz.
29. Juni 1921: Oberbürgermeister Wilhelm Busse und Bürgermeister Leopold Werner aus Herford werden im Stadtwald am Linsenteich-Auweg ermordet. Leonhard Siefert, ein 23jähriger Schlosser aus Olfen bei Beerfelden, wird vom Heidelberger Schwurgericht nach einem Indizienbeweis wegen Raubmord zum Tode verurteilt und am 29. Juli 1922 im Zuchthaus Bruchsal hingerichtet.
Juli 1921: Walter Benjamin in Heidelberg. "Begegnung" mit Stefan George im Schloßgarten.
1921: im Neckar-Donau-Vertrag vereinbaren das Reich und die Länder Württemberg, Baden und Hessen den Ausbau des Neckars zur Großschiffahrtsstraße. Sie gründen am 21. Dezember 1921 die Neckar AG. In Heidelberg wird ein Neckarbauamt eingerichtet. (vgl. 1920)
1. Juli 1921: der badische Landtag nimmt das Gesetz über die Kanalisierung des Neckar an (vgl. 1920)
[2. Juli 1921: Lenin bittet das Ausland um Hilfe wegen der Hungersnot in Rußland]
8. Juli 1921: Einweihung der Jugendherberge im Handschuhsheimer Schlößchen (Dossenheimer Landstraße 13/19; bis 1956). Fritz Frey (1881-1962) ist bis 1933 Herbergsleiter. (vgl. 1928)
[29. Juli 1921: der Kunstmaler Adolf Hitler aus Braunau/Inn wird Vorsitzender der NSDAP]
Sommer 1921: Niedrigststand des Neckar
1. August 1921: erste große Schloßbeleuchtung nach dem Kriege anläßlich des 50jährigen Stiftungsfestes der Studentenverbindung Leonensia (siehe auch 16. Dezember 1920)
2.-5. August 1921: 29. Jahresversammlung der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft
[14. August 1921: russische Siedler erklären mit Unterstützung der Roten Armee die Unabhängigkeit der „Volksrepublik Tuwa“]
August 1921: in der Stadt- und Volksbücherei wird erstmals eine Benutzungsgebühr eingeführt (1924 wieder abgeschafft)
[25. August 1921: Friedensvertrag zwischen USA und Deutschland]
[26. August 1921: Ermordung des badischen Zentrum-Politikers Matthias Erzberger durch Nationalisten der Organisation Consul auf dem Kniebis bei Bad Griesbach/Schwarzwald]
31. August 1921: bei einer Demonstration werden in der Weststadt sämtliche Straßenschilder mit den Straßennamenbezeichnungen Kaiserstraße, Kronprinzenstraße, Wilhelmstraße und Wilhelmsplatz zertrümmert und entfernt
15. September 1921: Baubeschluß für die Straßenbahn-Linie Schlachthaus-Wieblingen
18. September 1921: Einweihung des Kriegergedenkbrunnens im Handschuhsheimer Siebenmühlental bei der Bachspreng durch den Turnverein Handschuhsheim1886 („Turnerbrunnen“, Architekt: Jakob H. Frauenfeld)
[21. September 1921, 7.32 Uhr: Detonation im Stickstoffwerk-Werk der BASF in Oppau (Rheinbayern). Zwei Explosionen von etwa 4500 Tonnen Ammoniumsulfatnitrat. Schwerstes Industrie-Unglück der deutschen Geschichte, 561 Tote, 1977 Verletzte. Noch in 75 km Entfernung zum Unglücksort beschädigen die Detonationen Gebäude. Im 13 km entfernten Wormser Dom gehen die mittelalterlichen Buntglasfenster zu Bruch. Im 25 km entfernten Heidelberg werden Dächer abgedeckt, eine Straßenbahn springt aus den Schienen. Die Explosion ist noch in Frankfurt zu hören. Oppau wird fast völlig dem Erdboden gleich gemacht. Fast alle in Oppau lebenden Menschen werden obdachlos. Ausgelöst wird die Katastrophe durch gezielt eingesetzte, bis dahin als sicher geltende Auflockerungssprengungen innerhalb des zur Verklumpung neigenden Düngers]
[5. Oktober 1921: die Badische Gemeindeordnung tritt in Kraft]
[20. Oktober 1921: Aufteilung Oberschlesiens durch die Alliierten. Ost-Oberschlesien kommt zu Polen]
22. Oktober 1921: Gedächtnisfeier der Juristischen Fakultät zum 100jährigen Jubiläum der Berufung des Juristen Karl Joseph Anton Mittermaier nach Heidelberg
Oktober 1921-1923: Bau der Gartensiedlung Pfädelsäcker im Westen von Handschuhsheim durch die Gemeinnützige Baugenossenschaft Neu-Heidelberg. Die St. Vitusgasse wird angelegt. Der Prähistoriker Ernst Wahle entdeckt bei Notgrabungen 15 merowingische Gräber. (vgl. 1905)
29. November 1921: ein Beschluß des Bürgerausschusses schafft die Voraussetzung für die industrielle Entwicklung im Gebiet zwischen Eppelheimer Landstraße, Bahnlinie Heidelberg-Wieblingen und Gemarkungsgrenze Eppelheim („Industriegebiet Pfaffengrund“)
[10. Dezember 1921: Albert Einstein erhält den Nobelpreis für Physik]
1921: Regierungsrat Dipl.-Ing. Carl Koch (1885-1957) gräbt im Kloster St. Michael auf dem Heiligenberg archäologisch (vgl. 1912, 1929, 1932)
1921: Prinz Wilhelm von Sachsen-Weimar-Eisenach verkauft das Freudenbergsche Haus in der Hauptstraße 235 („Palais Weimar“) um 350.000 Goldmark an den Geheimen Hofrat Victor Goldschmidt (Professor für Kristallographie und Mineralogie an der Universität Heidelberg), verläßt am 1. Oktober 1921 Heidelberg und siedelt mit seiner Frau nach Baden-Baden über. Dr. Victor Goldschmidt und seine Frau Leontine Goldschmidt geb. von Portheim erwerben das Haus für die 1919 gegründete Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst.
1921: Gründung der Mennonitengemeinde Heidelberg (Gottesdienste bei Fam. Jakob Schmutz, Schillerstraße 14)
1921: Gründung des Vereins gesetzestreuer Juden in Heidelberg durch Schaul Deutsch (Prokurist) und Simon Hochherr (Fabrikant, 1882-1944)
1921: Gründung des Musikwissenschaftlichen Seminars der Universität Heidelberg
1921: das Finanzamt zieht ins Hotel Metropole (Leopoldstraße) (heute: Friedrich-Ebert-Anlage 22)
1921: die 1920 gegründete Gemeinschaft Die Pforte richtet im Palais Weimar eine Druckwerkstatt ein, um Broschüren, Bücher, Plakate etc. nach eigenen inhaltlichen und gestalterischen Grundsätzen herzustellen. Beteiligt sind der Maler Gustav Wolf und der Dichter Alfred Mombert.
1921: die Mittheilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses, hg. vom Heidelberger Schloßverein, erscheinen zum letzten Mal
1921: Hermann Maas gründet das Evangelische Gemeindeblatt für Heiliggeist I
1921: die Judengasse in Rohrbach wird in Blumenstrasse umbenannt (1927 in Weingasse)
1921: der Karlsruher Restaurator Theodor Mader entdeckt in der Gutleuthofkapelle (Schlierbach) mittelalterliche Fresken (1941 freigelegt)
1921: die ersten Familien beziehen ihre Wohnungen in der Siedlung Wieblinger Weg („Ochsenkopf“) http://rhein-neckar-wiki.de/Ochsenkopf
1921: Anschluß des Pfaffengrunds an das elektrische Kabelnetz der Stadt Heidelberg
1921: die am 4. Juni 1919 gegründete Bayerische Zentralstelle für pfälzische Angelegenheiten („Pfalzzentrale“) nimmt ihren Sitz in Heidelberg (Klingenteichstraße 3; am 10. Mai 1924 von der badischen Regierung aufgelöst) http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Bayerische Zentralstelle für pfälzische Angelegenheiten, 1919-1924
1921: Architekt Philipp Hettinger baut für die Stadt die Häuser Bergheimer Straße 70/72
1921: die Stadt Mannheim ruft zusammen mit dem Badenwerk, den Pfalzwerken und den Neckarwerken die Großkraftwerk Mannheim A.G. ins Leben und bestellt Fritz Friedrich Karl Marguerre (1878-1964) zum ersten Vorstand des neuen Unternehmens
[1921: Gründung der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer]
1921-1928: Bau der Siedlung Blaue Heimat (Wieblingen, Hermann-Treiber-Straße/Oberfeldstraße)
2. Januar 1922: Anbringung der Gedenktafeln für die Gefallenen des Weltkriegs in der Friedenskirche (1961 entfernt)
13. Januar 1922: Gründung der Gesellschaft der Freunde der Universität Heidelberg
16.-23. Januar 1922: Schwurgerichtsverhandlung über den Raubmörder Leonhard Siefert, der zum Tode verurteilt wird [im Zuchthaus Bruchsal hingerichtet]
22. Januar 1922, 17 Uhr: Liebknecht-Luxemburg-Gedächtnisfeier der KPD-Ortgruppe Heidelberg in der Turnhalle Klingenteich
3. Februar? 1922: Orthopädische Anstalt der Universität Heidelberg in Schlierbach eröffnet
12. Februar 1922: die Genetikerin Gerta von Ubisch wird als erste Frau in Baden an der Universität Heidelberg habilitiert
13. März 1922: Gründung des Obst- und Gartenbauvereins Handschuhsheim im „Deutschen Kaiser“
1. April 1922-31. Mai 1934: Rudolf Sillib (1869-1946) Direktor der Universitätsbibliothek Heidelberg (Nachfolger von Jakob Wille)
10. April bis 19. Mai 1922: Konferenz von Genua. An ihr nehmen 34 Staaten teil, mit Ausnahme der USA sämtliche Teilnehmer des Ersten Weltkriegs. Die Konferenz hat die Wiederherstellung der durch den Krieg zerrütteten internationalen Finanz- und Wirtschaftssysteme zum Inhalt]
[16. April 1922: Der Vertrag von Rapallo wird im italienischen Rapallo zwischen dem Deutschen Reich und der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik geschlossen. Der überraschende Vertragsschluss findet am Rande der Finanz- und Wirtschaftskonferenz von Genua statt. Unterzeichnet wird der Vertrag von dem deutschen Außenminister Walther Rathenau und seinem sowjetrussischen Amtskollegen Georgi Tschitscherin. Der Vertrag normalisiert die Beziehungen der beiden Staaten (offizielle diplomatische und Handels-Beziehungen), die mit ihm ihre jeweilige internationale Isolation durchbrechen wollen, und soll die Verhandlungsposition des Deutschen Reiches gegenüber den Westmächten stärken]
15. Mai-15. Oktober 1922: Sonderausstellung Bernhard Fries ein Heidelberger und Münchener Maler 1820-1879 im Kurpfälzischen Museum
[24. Juni 1922: Reichsaußenminister Walther Rathenau wird in Berlin ermordet. Die Mark verliert rapide an Wert]
27. Juni 1922: Staatsbegräbnis von Walther Rathenau. Der Tag wird in Baden zum Staatsfeiertag erklärt. Der Physiker Professor Philipp Lenard weigert sich, die allgemeine Arbeitsruhe anläßlich des Staatsbegräbnisses einzuhalten und am Physikalischen Institut der Universität Heidelberg halbmast zu flaggen. Das Institut wird, von dem sozialdemokratischen Studenten Carlo Mierendorff angeführt, durch Arbeiter und Studenten besetzt, Lenard zum Gewerkschaftshaus in der Rohrbacher Straße gebracht. - Der Senat der Universität verurteilt Lenards Verhalten und leitet ein Disziplinarverfahren gegen ihn und Mierendorff ein. Als der badische Kultusminister Willy Hellpach Lenard vom Dienst suspendiert, bittet dieser um seine Entlassung. Physikalische Gesellschaften, einzelne Physiker und Heidelberger Studenten setzen sich für Lenard ein, so daß Hellpach die Suspendierung und Lenard (am 26. Juni 1923) sein Entlassungsgesuch zurücknimmt aus: Hugo Marx, Der Fall Lenard
Anfang Juli 1922: Thomas Mann hält in der Universität Heidelberg eine Rede zum Thema „Goethe und Tolstoi“
22. Juli 1922: Einweihung der (seit 1919 von Ludwig Schmieder gebauten) neuen Medizinischen Klinik und Benennung als Ludolf-Krehl-Klinik. (Bergheim; Baufirma: Michael Zimmermann KG Heidelberg). Ernennung ihres Direktors Geh. Rat Prof. Dr. Ludolf Krehl zum Ehrenbürger der Stadt Heidelberg
29. Juli 1922: der 24jährige Schlosser Leonhard Siefert aus Olfen bei Beerfelden, der nach einem Indizienbeweis vom Heidelberger Schwurgericht zum Tode verurteilt wurde, weil er am 29. Juni 1921 den Oberbürgermeister Wilhelm Busse und den Bürgermeister Leopold Werner aus Herford im Heidelberger Stadtwald ermordet haben soll, wird im Zuchthaus Bruchsal hingerichtet
[22. Juli 1922: Reichs-Arbeitsnachweis-Gesetz]
[11. August 1922: RP Ebert erklärt das Deutschlandlied von Hoffmann von Fallersleben (1841) zur Nationalhymne]
[30. August 1922: Schlacht am Sakarya (in der Nähe der Stadt Polatlı, etwa 70 km von Ankara entfernt). Die Türken bringen unter General Mustafa Kemal den Griechen eine vernichtende Niederlage bei. In der Folge müssen sich alle griechischen Truppen aus Anatolien zurückziehen]
August 1922: die ersten 48 (von 62) Wohnungen der Siedlung Pfädelsäcker (Handschuhsheim) werden bezogen
September 1922: Ausgabe von Stadtnotgeld zu 100 und 500 Mark (Gestaltung: „Gemeinschaft Die Pforte“, Druck: Brausdruck)
24. September 1922: der katholische Stadtpfarrer August Dietrich weiht im Schaffner (Pfaffengrund) eine Barackenkirche aus einem ehemaligen Kriegsgefangenenlager in Mannheim zu Ehren des heiligen Josephs ein. Ein Teil der Kirchenbaracke dient als Kinderschule.
28. August 1922: der letzte Nagel wird in die Holztafel mit dem Rohrbacher Ortswappen (Kriegsnagelung) eingeschlagen
15. September 1922: das Gesellschaftshaus Pfaffengrund (Storchenweg 2) wird fertiggestellt (im Januar 1990 abgerissen)
24. September 1922: Einweihung der katholischen Notkirche St. Joseph Ecke Marktstraße/Schützenstraße (Pfaffengrund) in einer Baracke des Mannheimer Kriegsgefangenenlagers
1. Oktober 1922: Einstellung der SWEG-Bahnlinie Schatthausen-Meckesheim (Abbau der Gleise 1928; vgl. 1901, 1964, 1967, 1975)
[14./15. Oktober 1922: dritter "Deutscher Tag" in Coburg unter Teilnahme von Alldeutschen, Nationalsozialisten und dem Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund]
[24. Oktober 1922: der Reichstag verlängert die Amtszeit von Reichspräsident Friedrich Ebert bis zum 30. Juni 1925]
[31. Oktober 1922: Mussolinis Marsch auf Rom]
19. November 1922: Wahl der Stadtverordneten
November 1922?: Gründung der Caritas Heidelberg
November 1922: stud. phil. Joseph Paul Goebbels aus Rheydt/Niederrhein promoviert an der Universität Heidelberg bei dem Germanisten Professor Max von Waldberg („Wilhelm von Schütz als Dramatiker. Ein Beitrag zu Geschichte des deutschen Dramas der Romantischen Schule“) (vgl. 8./9. Juli 1943)
[November 1922-12. August 1923: Wilhelm Cuno Reichskanzler]
[November 1922: der letzte osmanische Sultan Mehmed VI. Vahdettin (1861-1926) geht nach Abschaffung des Sultanats ins Exil nach San Remo. Das Amt des Kalifen wird nach seiner Flucht noch bis zum 3. März 1924 durch Abdülmecit II. bekleidet]
4. Dezember 1922: Wahl des Stadtrats
18. Dezember 1922: Gründung der Studentenhilfe Heidelberg (Geschäftsführer: Johann Hermann Mitgau, 1895-1980) (vgl. 4. Juni 1921)
[30. Dezember 1922: Gründung der Sowjetunion (bis 26. Dezember 1991)]
1922: der jüdische Friedhof beim Bergfriedhof wird erweitert (vgl. 1916)
1922: Gründung des Verein der Gartenfreunde „Himmelswiese“ Heidelberg-Pfaffengrund e.V
1922: Gründung des Gemeinnützigen Vereins (Heimat- und Verkehrsverein) Dossenheim
1922: Bau der Villa Bosch in Schlierbach
1922: Hans Prinzhorn, Bildnerei der Geisteskranken erscheint
1922: der Biochemiker Otto Meyerhof erhält den Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung energetisch wichtiger Zyklen in biologischen Reaktionsketten
1922: Die Heidelberger Romantik. Preisschrift der Corps-Suevia-Stiftung der Universität Heidelberg von Herbert Levin erscheint in München
1922: die Ortsgruppe Heidelberg der NSDAP nennt sich Verein Aufwärts (vgl. 1921)
1922: Ludwig Jung gründet in der Gaswerkstraße 1-9 die Fa. Reform Füllfederhalterfabrik GmbH (zieht 1926 nach Am Güterbahnhof 7-13)
1922: Errichtung der Goethe-Marianne-von-Willemer-Bank im Schloßgarten (Entwurf: Franz Kuhn)(vgl. Juli 1919)
1922: auf der Neckarinsel zwischen der Schleuse und dem Kraftwerk Schwabenheim wird die Siedlung Windhof errichtet
Dezember 1922: Einweihung der Orthopädischen Klinik mit einer Kapazität von 240 Betten (Karlsruher Architekturprofessor Karl Caesar, Baubeginn 1919)
[1922: Einführung des DIN-Papier-Formats]
[10. Januar 1923: litauische Freischärler marschieren in das Memelgebiet ein, das der litauischen Republik einverleibt wird (vgl. 15. Februar 1920)]
[11. Januar 1923: 60.000 belgische und französische Soldaten marschieren im Ruhrgebiet ein]
[13. Januar 1923: die Reichsregierung propagiert den "passiven Widerstand" gegen die Ruhrbesetzung. Alle Reparationslieferungen werden eigestellt. (vgl. 7. März 1921)]
14. Januar 1923: Trauerkundgebung in der Stadthalle anläßlich der Ruhrbesetzung
18. Januar 1923: Reichsgründungsfeier (Dies academicus)
23. Januar 1923: Inbetriebnahme der neuen Empfangs- und Abfertigungsräume im Hauptbahnhof
[30. Januar 1923: Konvention zum Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei (Teil des Vertrags von Lausanne). Die in Kleinasien ansässigen türkischen Staatsangehörigen griechisch-orthodoxen Glaubens (ca. 1,2 Millionen) werden nach Griechenland ausgewiesen, die in dem Griechenland zufallenden Teil Makedoniens beheimateten griechischen Staatsangehörigen muslimischen Glaubens (ca. 400.000) müssen in die Türkei auswandern (vgl. 10. August 1920, 24. Juli 1923)]
23. Februar 1923: Gründung des Polizeisportvereins Heidelberg
[1. März 1923: eine Neufassung der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen erlaubt innerorts eine Fahrgeschwindigkeit von 30 km/h. Die höhere Verwaltungsbehörde kann das Limit auf 40 km/h erhöhen (vgl. 1910)]
[9. März 1923: durch ein bayerisches Gesetz wird der Wittelsbacher Ausgleichsfonds gegründet, eine Stiftung des öffentlichen Rechts, deren Erträge den Angehörigen des ehemals in Bayern regierenden Hauses Wittelsbach zukommen]
15. April - 15. Oktober 1923: Die Romantiker-Familie Schmitt. Ein Jahrhundert Heidelberger Kunst (Ausstellung im Kurpfälzischen Museum)
1. Mai 1923: die 1910 eröffnete Straßenbahnlinie Bahnhof Schwetzingen-Ketsch wird eingestellt (vgl. 31. März 1938)
25.-28. Juni 1923: 300. Jahresfeier der Erneuerung der Bäckerzunft Heidelberg
1. Juli 1923: Pkw-Fernfahrt Heidelberg-Freudenstadt-Heidelberg des ADAC
[24. Juli 1923: Vertrag von Lausanne. Frieden zwischen der Türkei auf der einen Seite und Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Griechenland, Rumänien, dem Serbisch-Kroatisch-Slowenischen Staat auf der anderen Seite. Die Türkei läßt als Sieger im griechisch-türkischen Krieg von 1922 die Bestimmungen des nicht in Kraft getretenen Vertrags von Sèvres (vom 10. August 1920) revidieren. Die Türkei erhält Ost- und Südostanatolien, Ostthrakien sowie Smyrna. Griechenland erhält Westthrakien. Das kurdisch besiedelte Gebiet wird zwischen Türkei, Iran, Syrien, Irak aufgeteilt (vgl. (vgl. 10. August 1920, 30. Januar 1923, 24. Juli 1923, 20. Juli 1936)]
27. Juli 1923: Einweihung des Kriegerdenkmal 1914/19 der Saxo-Borussia am Eingang der Leopoldstraße (heute Friedrich-Ebert-Anlage) 44, 1923 von Otto Sauter entworfen, 1973/74 restauriert
[13. August 1923: Gustav Stresemann (DVP) bildet ein Kabinett der großen Koalition (DVP, Zentrum, Demokraten, SPD). Die neue Regierung bricht den Ruhrkampf ab. Gustav Stresemann ist bis zu seinem Tod im Oktober 1929 Außenminister]
[1. September 1923: großes Kanto-Erdbeben der Stärke 7,9 bei Tokyo, über 140.000 Tote]
[1./2. September 1923: Bei der größten Sedansfeier der Nachkriegszeit in Nürnberg ruft Erich Ludendorff vor über 100.000 Teilnehmern zur Wiederherstellung des deutschen "Machtgedankens" auf (vgl. 27. August 1919)]
[13. September 1923: General Primo de Rivera errichtet in Spanien eine Militärdiktatur]
15. September 1923: 75jähriges Jubiläum des Bürgerkasinos [1832 gegründet!]
[26. September 1923: Reichsregierung und Reichspräsident beenden den passiven Widerstand im besetzten Ruhrgebiet wegen immenser Kosten - Die bayerische Regierung setzt Gustav Ritter von Kahr als Generalstaatskommissar ein und überträgt ihm die vollziehende Gewalt]
[27. September 1923: der Reichspräsident verhängt den Ausnahmezustand für das Reichsgebiet]
[29. September 1923: Frankreich bekommt das Völkerbund-Mandat über Syrien, welches neben dem modernen Syrien den modernen Libanon und Hatay (Alexandretta) umfaßt (bis 1941)]
September 1923: Gründung der Ortsgruppe Heidelberg der NSDAP in der Brauerei Denner (Bergheimer Straße 8; vgl. 29. 8. 1923)
[13. Oktober 1923: ein Ermächtigungsgesetz schafft anstelle der Papiermark die Rentenmark als Zwischenwährung, um die Währung zu stabilisieren. Die Rentenmark wird durch Hypotheken auf Immobilien der Landwirtschaft, der Industrie und des Gewerbes gesichert. (vgl. 15. November 1923)]
[16. Oktober 1923: Gründung der Deutschen Rentenbank in Berlin]
[21. Oktober 1923: Einmarsch der Reichswehr in die größeren Orte in Sachsen]
[21. Oktober 1923: Ausrufung der Rheinischen Republik]
[22.-24. Oktober 1923: Aufstand der KPD in Hamburg]
[29. Oktober 1923: erste öffentliche Rundfunksendung in Deutschland aus Berlin]
[29. Oktober 1923: Proklamation der türkischen Republik]
[Oktober 1923: französische Truppen besetzen Mannheim]
[2. November 1923: Austritt der sozialdemokratischen Minister aus der Reichsregierung]
[5. November 1923: bewaffnete Separatisten übernehmen in Speyer die Macht. Die Putschisten proklamieren die "Autonome Pfalz"; vgl 11. November 1923]
[8. November 1923: der staatenlose Kunstmaler Adolf Hitler aus Braunau/Inn stürmt mit bewaffneter SA in den Saal des Bürgerbräukellers in München, läßt ein Maschinengewehr aufbauen und ruft die „nationale Revolution“ aus. Er erklärt die Regierungen Bayerns und des Reiches für abgesetzt und sich selbst zum Reichskanzler. Generalstaatskommissar Gustav Ritter von Kahr, Reichswehrkommandeur General Otto von Lossow und Oberst von Hans von Seißer, Chef der Staatspolizei, sagen Hitler und Ludendorff Unterstützung zu. Eine provisorische Regierung wird gebildet. Als Kahr, Lossow und Seißer wieder auf freiem Fuß sind, lassen sie den Aufstand niederschlagen]
[9. November 1923: die Regierung Stresemann erlaubt dem ehemaligen Kronprinz Wilhelm von Preußen die Rückkehr aus dem niederländischen Exil]
[9. November 1923: RP Ebert überträgt mit Zustimmung des Kabinetts die vollziehende Gewalt und den Oberbefehl der Reichswehr dem Chef der Heeresleitung General von Seeckt, "welcher alle zur Sicherung des Reiches erforderlichen Maßnahmen zu treffen hat". - Bei einem Feuerüberfall der bayerischen Landespolizei an der Feldherrnhalle in München auf einen nationalsozialistischen Propagandazug unter Führung Hitlers und Ludendorffs werden 13 Nationalsozialisten und Oberländer sowie vier Polizisten und ein unbeteiligter Passant erschossen. - Hitler flieht nach Uffing bei München und wird am 11. November dort verhaftet. - Verbot der NSDAP und SA durch den bayerischen Generalstaatskommissar von Kahr]
11. November 1923: der Landwirt Franz Josef Heinz aus Orbis bei Grünstadt errichtet in Speyer die "Regierung der Autonomen Pfalz", nachdem sein "Pfälzisches Corps" alle größeren Städte der Pfalz erobert hat. Die legale Regierung der Pfalz („Pfalz-Zentrale“) weicht nach Heidelberg aus („Haupthilfsstelle für die Pfalz“, Klingenteichstraße 3; vgl. 5. November 1923, 9. Januar 1924)
[15. November 1923: Höhepunkt der Inflation. - Reichswährungskommissar Hjalmar Schacht wirkt maßgeblich an der Einführung der Rentenmark mit. Stabilisierung der Währung. (vgl. 13. Oktober 1923)]
26. November 1923: Die Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG legt ihren Betrieb „aus Gründen der Inflation“ bis zum 21. Januar 1924 still und entläßt ihre Mitarbeiter (vgl. 15. November 1923)
[28. November 1923: der Chef der Heeresleitung General von Seeckt, Oberbefehlshaber der Reichswehr, löst NSDAP, Deutschvölkische Freiheitspartei und KPD im ganzen Reich auf]
6. Dezember 1923: Demonstration von Erwerbslosen zum Rathaus. Die Polizei schießt auf dem Marktplatz (2 Verletzte)
Dezember 1923: die Jahreskarte für Benutzer der Stadt- und Volksbücherei kostet 200 Millionen Mark (vgl. 15. November 1923)
[22. Dezember 1923: Hjalmar Schacht wird Reichsbankpräsident]
1923: der Chemiker Friedrich Bergius kauft zwei Jugendstilvillen im Albert-Ueberle-Weg 1-5 und ersetzt sie durch einen Bau im Stil der Neuen Sachlichkeit (siehe 21. Juli 1929)
1923: Die Verwaltung des Heidelberger Schlosses geht vom Domänenamt auf das Bezirksbauamt über. Dessen Leiter Ludwig Schmieder saniert die Terrassenanlagen und Ruinen des Schloßgartens.
1923: Gipser- und Stukkateurmeister Heinrich Linse (†1954) übernimmt das Gipsergeschäft L. Moosbrugger, dessen Geschäftsführer er war
1923: Beginn der elektrischen Straßenbeleuchtung (Hauptstraße)
1923: Gründung des Schachklub Kirchheim (im Café Grimm)
1923: der 1881 gegründete Frauenverein Neuenheim löst sich auf
1923: die Luisenanstalt (Luisenstraße 5) wird vom Staat als Universitäts-Kinderklinik übernommen
1923: vom Germanisch-Romanischen Seminar der Universität Heidelberg wird das Deutsche Seminar, 1924 das Romanische Seminar und das Anglistische Seminar abgetrennt
1923: Fritz Frey (1881-1962) weiht als 1. Vorsitzender des Turnvereins Handschuhsheim den Waldspielplatz im Neulich (Handschuhsheim) ein
[1923: Gründung des Institut für Sozialforschung in Frankfurt durch eine Stiftung von Dr. Hermann Weil]
[1923: das Reichs-Mieterschutzgesetz anerkennt erstmals das Wohnrecht des Mieters als schützenswert]
[1923: Gauparteitag der NSDAP in Viernheim]
[1923: durch Abtrennung der Gebiete östlich des Jordans entsteht das unter britischer Oberhoheit stehende Emirat Transjordanien mit Abdallah ibn Husain als Staatsoberhaupt]
1923/1924: im Pfaffengrund entsteht das Gesellschaftshaus (Storchenweg 2)
1923-1925: Bau der Siedlung Am Brenner (Kirchheim, GBGNH)
1923-1933: Gustav Friedrich Hartlaub Direktor der Städtischen Kunsthalle Mannheim
[1923-1929: der Republikaner Calvin Coolidge 30. Präsident der USA]
1. Januar 1924: Inbetriebnahme der Kläranlage unterhalb Wieblingens
9. Januar 1924: der Landwirt Franz Josef Heinz aus Orbis/Nordpfalz (*1884), der am 11. November 1923 in Speyer die "Regierung der Autonomen Republik Pfalz" proklamiert hatte, wird, wohl mit Wissen und durch Bezahlung der bayerischen Regierung, im „Wittelsbacher Hof“ in Speyer ermordet.
[16. Januar 1924: Gründung der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen mit der Hauptstadt Engels]
[21. Januar 1924: Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, (*1870 in Simbirsk) stirbt in Gorki]
21?. Januar 1924: Wiederaufnahme des Betriebs der Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG (vgl. 26. November 1923)
[Januar 1924: Die Großdeutsche Volksgemeinschaft wird als Ersatzorganisationen für die nach dem Hitlerputsch im November 1923 verbotene NSDAP auf Anweisung Adolf Hitlers von Alfred Rosenberg und Hans Jacob gegründet. Nachdem Hitler die NSDAP am 27. Februar 1925 erneut gründet, löst sich die GVG am 12. März auf; ihre Mitglieder treten fast ausnahmslos der NSDAP bei]
5. Februar 1924: im Heidelberger Verlag Hermann Meister erscheint die Deutsche Hockey Zeitung
[10. Februar 1924: Wahl zum Thüringer Landtag. Ergebnis: „Thüringer Ordnungsbund“ (Thüringer Landbund, DVP, DNVP): 48,02 %, SPD 23,14 %, KPD 18,44 %, Vereinigte Völkische Liste (DVFB): 9,26 %. Landesregierung: Ordnungsbundregierung, Koalition aus DVP und DNVP sowie Landbund. Leitender Staatsminister: Richard Leutheußer (DVP)]
24. Februar 1924: Pfalzkundgebung in der Stadthalle
[26. Februar- 1. April 1924: "Hitler-Prozeß" vor dem Volksgericht München. Die Angeklagten Hitler, Weber, Kriebel und Pöhner werden wegen Hochverrats zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt. Nach der Verbüßung von sechs Monaten Festungshaft stellt das Gericht die Aussetzung der Strafe zur Bewährung in Aussicht]
27. Februar 1924: nach dem mißglückten Hitlerputsch und dem Verbot der NSDAP wird in Heidelberg als Ersatz die „Deutsche Partei“ gegründet (vgl. 9. November 1923, 28. November 1923)
20. März 1924: die Diagonalstraße, die vom Platz an der Christuskirche in südwestlicher Richtung zieht, wird nach dem Juristen Friedrich Endemann (1857-1936) Endemannstraße benannt
1. April 1924: das Bezirksamt Heidelberg wird um die Gemeinden des aufgelösten Bezirksamtes Eberbach erweitert (vgl. 1863, 1938)
1. April 1924: Urteil und Bewährungsbeschluß des Volksgerichts München im "Hitler-Prozeß". Hitler wird zur Verbüßung seiner Festungshaftstrafe wieder nach Landsberg gebracht.
10. April 1924: Einweihung des neuen Heidelberger Rathauses. Verleihung des Ehrenbürgerrechts an den bauleitenden Architekten Franz Sales Kuhn.
13. April 1924: Inbetriebnahme der umgebauten Gleisanlage am Bismarckplatz
24. April 1924: im Heidelberger Stadtwald, wo Bierhelderweg und Saupfercheckweg zusammentreffen, wird von der Deutschen Kolonialgesellschaft der Kolonialstein gesetzt („24. IV. 24/ Zum Gedenken an die 40/ jähr. Kolonialgeschichte/ des Deutschen Reiches“) - siehe: Hans Schmiedel, Ein Kolonialdenkmal in Heidelberg, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. X, S. 197-203 (vgl. 24. April 1884)
http://www.koloniale-spuren-heidelberg.de/kolonialstein-im-stadtwald/
[1. Mai 1924: Pressefest in Mannheim in Anwesenheit von RP Friedrich Ebert]
1. Mai - 1. November 1924: Stilleben (Ausstellung im Kurpfälzischen Museum)
4. Mai 1924: Reichstagswahlen. Die „Deutsche Partei“ erreicht 12 % der Heidelberger Wählerstimmen (vgl. 28. 11. 1923, 27. Februar 1924)
10. Mai 1924: die Bayerische Zentralstelle für pfälzische Angelegenheiten („Pfalzzentrale“, Klingenteichstraße 3) wird von der badischen Regierung infolge eines Protestes der Entente aufgelöst (vgl. 4. Juni 1919) http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Bayerische Zentralstelle für pfälzische Angelegenheiten, 1919-1924
16. Mai 1924: die Stadtbibliothek wird in die Parterreräume des Zindelschen Haus (Hauptstraße 197) verlegt (vgl. 1914)
24. Mai 1924: Ehrung von Adolf Schmitthenner vor dem Pfarrhause in der Hirschstraße 17
23. Mai 1924: Umbenennung des Volkswirtschaftlichen Seminars der Universität Heidelberg in Institut für Sozial- und Staatswissenschaften (InSoSta; 1948: Alfred-Weber-Institut für Sozial- und Staatswissenschaften)
26. Mai 1924: Schlageter-Gedenkfeier in der Stadthalle
15. Juni 1924: Königstuhlrennen
15./16. Juni 1924: der Handschuhsheimer Wirt Friedrich Lenz („Zum Bachlenz“, Mühltalstraße 38) kündigt an: „Das bekannte historische Kirchweihfest in Handschuhsheim findet in diesem Jahre am Sonntag den 15. und Montag den 16. Juni statt. Da der Besuch in meinem Saale wie alljährlich ein überaus grosser ist, sehe ich mich gezwungen, zur Aufrechterhaltung der Ordnung ein Saalgeld von Mk. 1.- pro Tag und Person einschl. Steuer zu erheben... hochachtungsvoll Friedrich Lenz“
17. Juni 1924: im Heidelberger Tageblatt erscheint ein Bericht über "die verzweifelte Lage der Oberrealschule", mit 849 Schülern die zweitgrößte Schule Badens
Juni 1924: die Stadtbibliothek (Hauptstraße 197) wird 9 Stunden in der Woche geöffnet
6. Juli 1924: Bergprüfu des Automobil- und Motorradclub Heidelberg auf dem Königstuhl
23. Juli 1924: die Universität Heidelberg feiert den 100. Geburtstag Kuno Fischers
24. Juli 1924: der Königstuhl ist Etappe einer 175 km langen Automobil-Zuverlässigkeitsfahrt
26. Juli 1924: der Statistiker Emil Julius Gumbel hält eine Rede zum 10. Jahrestags des Kriegsbeginns bei einer Veranstaltung der Deutsch-ausländischen Gesellschaft Heidelberger Studenten in der Haspelgasse 12 (Schlachtfeld als „Feld der Unehre“)
31. Juli 1924: der Statistiker Emil Julius Gumbel wird wegen seiner Rede vom 26. Juli 1924 aufgrund eines Disziplinarverfahrens von der Lehrtätigkeit an Universität Heidelberg suspendiert (6. August 1924: Aufhebung der Suspension durch das Kultusministerium)
[18. August 1924: die französischen Truppen räumen Offenburg]
27. August 1924: Heidelberger Bürger gründen die Darlehenskasse Heidelberg eGmbH, eine Kreditgenossenschaft innerhalb der deutschen Raiffeisen-Organisation (vgl. 1938)
[31. August 1924: das Tannenberg-Denkmal wird eingeweiht]
6. September 1924: Gründung des Heidelberger Reichsbanner in der Harmonie. 1. Vorsitzender: Bürgermeister Dr. Richard Drach, Stellvertreter: AOK-Geschäftsführer Christian Stock (vgl. 4.-6. Juni 1927)
11.-13. September 1924: 33. Deutscher Juristentag in Heidelberg
[24. September 1924: Prozession von Benediktinermönchen mit Erzabt Raphael Walzer auf den Michaelsberg bei Untergrombach (vgl. 1. September 1926)]
28. September 1924: Grundsteinlegung zum evangelischen Gemeindehaus Pfaffengrund
[11. Oktober? 1924: die Reichsmark löst die Rentenmark ab]
22. Oktober 1924: der Bergfried (aus dem 13./14. Jahrhundert) der Starkenburg bei Heppenheim wird gesprengt
16. November 1924: Grundsteinlegung zum Kurhaus des Radium-Solbad auf dem Vangerowplatz (Architekt: Franz Sales Kuhn, 1928 eröffnet)
[25. November 1924: die Mongolische Volksrepublik entsteht als Satellitenstaat der Sowjetunion]
Dezember 1924: 16 Heidelberger Hochschullehrer unterzeichnen einen Wahlaufruf für die Deutsche Demokratische Partei (DDP)
[2. Dezember 1924: die Operette The Student Prince von Sigmund Romberg (Musik) und Dorothy Agnes Donnelly (Text) nach dem Schauspiel Alt-Heidelberg von Wilhelm Meyer-Förster wird am amerikanischen Jolson-Theater (New York, Broadway) uraufgeführt. http://de.wikipedia.org/wiki/The_Student_Prince]
[7. Dezember 1924: Reichstagswahlen]
13. Dezember 1924: die Feuerlöschstation der Siedlung Pfaffengrund wird eingeweiht
14. Dezember 1924, 11 Uhr: Einweihungsfeier der Gedenktafel für Philipp Wolfrum in der St. Peterskirche
[19. Dezember 1924: das bayerische Oberste Landesgericht verfügt die vorzeitige Entlassung Hitlers]
1924: die OEG-Eisenbahnbrücke über den Neckar zwischen Wieblingen und Neuenheim (erbaut 1904-1906) erhält anläßlich der Neckarkanalisation einen vierten Bogen. Die ganze Konstruktion wird dabei um 2,40 m angehoben. Gleichzeitig wird die Landstraße Nr. 3 auf der Wieblinger Seite unterführt.
1924: das Heidelberger Fremdenblatt erscheint wieder (-1941, 1950-1970)
1924: Frieda Fromm-Reichmannn eröffnet ein privates Sanatorium für Psychotherapie in Heidelberg (Mönchhofstraße 15)
1924: das Kruzifix vom ehemaligen Mannheimer Tor wird auf dem Bergfriedhof aufgestellt
1924: 4. Deutscher Soziologentag in Heidelberg
1924?: Schlierbach erhält ein selbstständiges evangelisches Pfarrvikariat
1924: der Architekt Paul Bonatz erhält den Auftrag, die Staustufe Heidelberg zu planen
1924: in Winterthur wird eine Initiative für Heidelberg im Rahmen der „Schweizer Hilfsaktion für deutsche Not“ ergriffen (vgl. Winterthurer Tagblatt, 23. 1. 1924)
1924: die Kaufleute Franz Rohr und Georg Christen (Kaweco) gründen die Schreibwarenfabrik Everest (Blumenstraße 5; vgl. 1937)
1924: die 1898 in Mannheim gegründete chemische Fabrik Teroson siedelt nach Heidelberg-Pfaffengrund über (1926 Eintragung von TEROSON als Warenzeichen 1926, 1965 Verkauf an die amerikanische W.R. Grace-Gruppe. 1991 veräußert W.R. Grace die TEROSON Firmengruppe an die Henkel KGaA)
1924: der 1853 gebaute Speyerer Hof (Bauernhof und Gastwirtschaft) wird abgerissen, ein Mittelstandssanatorium wird gebaut (vgl. 9. August 1927)
1924: Emanuel Rothschild, Besitzer des Kaufhaus Rothschild (Hauptstraße), stirbt. Seine Frau Ida Rothschild und ihr Sohn Ludwig übernehmen das Geschäft.
1924: Eppelheim wird von der katholischen Pfarrei Wieblingen abgetrennt und zur Pfarrkuratie erhoben. Die Katholiken der Siedlung Pfaffengrund werden der Kuratie Eppelheim angeschlossen (vgl. 1. Juli 1925, 1935)
1924: in Heidelberg sterben 128 Menschen an Tuberkulose
1924: Gründung des Israelitischen Frauenbunds (vgl. 1825)
1924: Erschließung des Neubaugebiets Hahnberg (Ziegelhausen). Das Wohngebiet wird systematisch durch Fußwege erschlossen.
[1924: Einführung des Familienbuchs im Deutschen Reich]
[1924: Immigration Act (National Origins Act, Asian Exclusion Act oder Johnson-Reed Act), ein Bundesgesetz der USA, das die Anzahl der Immigranten, die aus jedem Land in die USA jährlich einwandern dürfen, auf 2 % der bereits aus diesem Land stammenden Bevölkerung begrenzt]
[1924: Abschaffung des Kalifats in der Türkei. Die Mitglieder der Familie Osman müssen das Land verlassen]
1924/1925: Umbau des städtischen Theaters unter Stadtbaurat Fritz Haller im Sinne des historischen Originals von 1853 (vgl. 1880, 6. Juni 1925)
1. Januar 1925: der Akademische Austauschdienst e.V. wird in Heidelberg gegründet. Die Initiative dazu kommt von dem Studenten Carl Joachim Friedrich, dem es gelingt, vom New Yorker Institute of International Education Stipendien für 13 deutsche Studenten der Sozial- und Staatswissenschaften einzuwerben. Schwerpunkt ist zunächst der deutsch-amerikanische Studentenaustausch in diesen Fächern. Im Oktober desselben Jahres übersiedelt die Organisation nach Berlin und hat nun die Aufgabe, den Studenten- und Akademikeraustausch für alle Fächer zu organisieren (seit 1931: DAAD).
1. Januar 1925: der Weiler Schwabenheim wird zu Dossenheim eingemeindet
19. Januar 1925: Veranstaltung der Deutschen Friedensgesellschaft in Heidelberg mit dem Publizisten und Politker Hellmut von Gerlach (1866–1935) und dem französischen Pazifisten Henri Demont (1877–1959)
[26./27. Februar 1925: Neugründung der NSDAP. Der "Völkische Beobachter" erscheint wieder. Die im Januar 1924 als Ersatzorganisation gegründete "Großdeutsche Volksgemeinschaft" löst sich am 12. März 1925 auf; ihre Mitglieder treten fast ausnahmslos der NSDAP bei]
27. Februar 1925: Nach der Wiederzulassung der NSDAP geht die „Deutsche Partei“ zusammen mit dem „Schlageterbund“ in der wiedererstandenen Heidelberger NSDAP auf, welche nun von Adolf Schroer geführt wird. (vgl. September 1925)
28. Februar 1925: Reichspräsident Friedrich Ebert stirbt in Berlin
[1. März 1925: erste Feier des Volkstrauertags auf Einladung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge]
5. März 1925: Feierliche Beisetzung des Reichspräsidenten Friedrich Ebert auf dem Bergfriedhof (Ansprachen: Pfarrer Hermann Maas, Staatspräsident Willy Hellpach, Oberbürgermeister Ernst Walz, SPD-Vorsitzender Hermann Müller, Landtagspräsident Eugen Baumgartner, Vorsitzender des ADGB Theodor Leipart). Organisator und Leiter der Beisetzungsfeierlichkeiten: Polizeidirektor Heinrich Athenstädt (1882-1949).
[25. März 1925: Robert Wagner Gauleiter der NSDAP in Baden]
29. März 1925: Reichspräsidentenwahl, (erste verfassungsgemäße Volkswahl), erster Wahlgang: Otto Braun (SPD): 29,04%; Dr. Willy Hellpach (DDP): 5,84%; Dr. Karl Jarres (DNVP & DVP): 38,77%; Dr. Wilhelm Marx (Zentrum): 14,47%, Ernst Thälmann (KPD): 6,97%
26. April 1925: Reichspräsidentenwahl, zweiter Wahlgang: Paul von Beneckendorff und Hindenburg (77, Kandidat der DNVP): 48,29%; Dr. Wilhelm Marx (Zentrum): 45,31%; Ernst Thälmann (KPD): 6,36%
30. April 1925: Eröffnung der Höheren Hotelfachschule in Heidelberg als öffentliche Schule des Landes Baden (gegründet von Fritz Gabler; vgl. 1937)
[1. Mai 1925: rheinische Jahrtausendfeier]
29. Mai 1925: Besuch des Gesangsvereins Badische Harmonie, New York, in Heidelberg
1. Juni-1. Oktober 1925: Carl Fohr 1795-1818 und die Maler um ihn (Ausstellung im Kurpfälzischen Museum)
6. Juni 1925: Eröffnung des umgebauten Heidelberger Theaters mit der Festvorstellung des Dramas „Louis Ferdinand Prinz von Preußen“ von Fritz von Unruh
12. Juni 1925: Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Heidelberg an Wilhelm Meyer-Förster
15. Juni 1925: Inbetriebnahme der Staustufe Wieblingen-Schwabenheimer Hof und erstmalige Stauung des Neckar. Die Kettenschleppschiffahrt auf dem Neckar zwischen Feudenheim und Heidelberg wird eingestellt
28. Juni 1925: Gründung des Evangelischen Posaunenchors Handschuhsheim
1. Juli 1925: die Kuratie Eppelheim-Pfaffengrund, die zum Pfarrverband Wieblingen gehört, wird gegründet. Kurat ist Ignaz Scheuermann (vgl. 1924).
5. Juli 1925: Einweihung des evangelischen Gemeindehauses im Pfaffengrund
11. Juli 1925: Ernennung des Geh. Kommerzienrats Dr.-Ing. Friedrich Schott anläßlich des 50jährigen Bestehens der Portland-Cementwerke Mannheim-Heidelberg-Stuttgart zum Ehrenbürger der Stadt Heidelberg
19. Juli 1925: 50jähriges Jubiläum des Heidelberger Ruderklubs und Jubiläumsregatta auf dem aufgestauten Neckar
10. August 1925: Erteilung der Baugenehmigung für die Straßenbahn-Linie nach Wieblingen
12. August 1925: die Arbeiterwohlfahrt Heidelberg gibt sich eine Satzung. Erster Vorsitzender: Josef Amann
12. August 1925: die Mitglieder der Deutschen Partei in Heidelberg beschließen die Auflösung ihrer Partei und erklären sich zur Ortsgruppe der NSDAP (vgl. 28. 11. 1923, 27. 2. 1924)
[18. Juli 1925: der erste Band von Hitlers "Mein Kampf" erscheint beim Eher Verlag München]
[19.–30. August 1925: Stockholmer Weltkirchenkonferenz für praktisches Christentum]
5. September 1925: Edgar Salin gründet in Heidelberg mit Friedrich Lenz u.a. die Friedrich-List Gesellschaft
13.-20. September 1925: Reichsparteitag der SPD in Heidelberg („Heidelberger Programm“)
[5. bis 16. Oktober 1925: Vertragsverhandlungen europäischer Mächte in Locarno (vgl. 10. September 1926)]
31. Oktober 1925: Übergabe des Grabdenkmals von Peter Behrens für Friedrich Ebert an die Stadt (vgl. 5. März 1925)
17. November 1925: Einweihung des Handwerkerhauses Märzgasse 18
19. November 1925: die Arbeiterwohlfahrt Heidelberg wird ins Vereinsregister eingetragen. Erster Vorsitzender ist Parteisekretär Josef Amann, Stellvertreter der Arbeitersekretär Albert Hofmann
[2. Dezember 1925: durch den Zusammenschluss von acht deutschen Chemieunternehmen entsteht die I. G. Farbenindustrie AG, das seinerzeit größte Chemieunternehmen der Welt mit Sitz in Frankfurt am Main]
1925: Heidelberg hat 73.034 Einwohner, davon 46.229 Evangelische, 24.204 Katholische, 412 sonstige Christen. 4,8 % der Bevölkerung ist über 65 Jahre.
1925: Friedrich Josef Amberger wird 2. Bürgermeister von Heidelberg (Nachfolger von Dr. Ing. Richard Drach)
1925: Bau der Arkaden am Bismarckplatz als Unterstand für Fahrgäste (1959 zerstört)
1925: die Studentin Hannah Arendt kommt von Marburg an die Universität Heidelberg
1925: Gründung der Schützengilde Heidelberg-Handschuhsheim
1925: die Buch- und Kunstdruckerei Paul Braus in der Dreikönigstraße 21(?) tritt als Verlag in Erscheinung („Brausdruck“, Kurpfälzer Jahrbücher; siehe 1898, 1912, 1922, 1961, 1993, 2002)
1925: Dr. Alfred Hüthig (1900–1996) gründet in Heidelberg den Hüthig-Verlag
1925: Bezug des Sommersitzes Stiftweg 1 durch Johann-Maria Heimann, Inhaber der Firma Farina Kölnisch Wasser, Köln (1937-1945: Langemarckhaus, 1945: Macogen-Club der US-Armee, 1957-2007: St. Paulusheim)
1925: Einrichtung einer gymnasialen Abteilung an der Mädchenrealschule. Die Schule heißt jetzt „Mädchenrealschule mit Mädchenrealgymnasium und gymnasialer Abteilung“ (vgl. 1937)
1925: Karl Seppich übernimmt in der Dreikönigstraße 15 die Großkutscherei (vgl. 1835, 8./9. Juli 1928)
1925: Anbau des „Spiegelsaal“ als Tanz- und Veranstaltungssaal im Restaurant auf der Molkenkur
1925: in einer Sandgrube Ecke Diebsweg/Industriestraße (Pfaffengrund) entsteht für einkommensschwache Meter die Barackensiedlung „kleiner Meierhof“ (vgl. 14. April 1919)
1925: der katholische Stadtpfarrer August Dietrich gründet St. Elisabeth als private gemeinnützige Frauenklinik mit geburtshilflicher Abteilung. Die Pflege wird ab Oktober 1925 durch die Kongregation der Schwestern vom heiligen Josef übernommen (Mutterhaus: Kloster Sankt Trudpert in Münstertal im Schwarzwald). 1926 zieht die Klinik in die Villa Felseck am Schloßberg (Neue Schloßstraße 1, 1926-1976)
1925: die letzte Mühle in Ziegelhausen, die ehemalige Tuchwalkmühle der Heidelberger Wollweber (Peterstaler Straße 21-23; 1410 erbaut, später Kettenschmiede Anton Odenwälder; heute Anwesen Wetzel, wird stillgelegt
1925-1927: Das Original-Faksimile des Codex Manesse erscheint in 320 Exemplaren in Leipzig
13. Januar 1926: der Stadtrat beschließt, die Instandhaltung der Aussichtstürme und Hütten im Stadtwald grundsätzlich zu regeln. Die Instandhaltung der Aussichtstürme wird dem städtischen Hochbauamt und die der Hütten dem städtischen Forstamt übertragen.
Mai 1926: der Journalist Rudolf Karl Goldschmit-Jentner und der Darmstädter Regisseur Gustav Hartung gründen den Verein Heidelberger Festspiele e.V. (vgl. 31. Juli 1926)
3. Februar 1926: Enthüllung des Ebert-Denkmals im Rathaus
17. März 1926: Eröffnung der Straßenbahnlinie Schlachthaus/Meßplatz-Wieblingen (eingleisig, im Ein-Stunden-Takt) http://rnlf.ticse.net/s_wiebl.htm
[März 1926: erfolgreiches Volksbegehren zur Fürstenenteignung im Deutschen Reich]
April 1926 (-1927): Beginn der (Notstands-)Arbeiten an der Neuenheimer Landstraße (Auskragung der Bürgersteige, Bogenmauer zum Neckar)
1. April 1926: der Pfaffengrund wird von St. Bonifaz (Weststadt), Eppelheim wird vom Pfarrverband Wieblingen losgelöst. Eppelheim und Pfaffengrund werden zu einer Kirchengemeinde vereinigt, die zur katholischen Gesamtkirchengemeinde Heidelberg gehört.
18. April 1926: 40jähriges Dienstjubiläum des Oberbürgermeisters Prof. Dr. Ernst Walz. Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Heidelberg und Ernennung zum Ehrensenator der Universität Heidelberg
22. April 1926: Einweihung des Schulhauses Pfaffengrund mit zwei Lehrerwohnungen (spätere Stauffenbergschule)
[24. April 1926: Berliner Vertrag zwischen Rußland und Deutschland]
1. Mai 1926: Ernennung des Direktors des geologisch-paläontologischen Instituts Geh. Hofrat Prof. Dr. Wilhelm Salomon-Calvi zum Ehrenbürger der Stadt Heidelberg (1933: Entzug der Ehrenbürgerwürde durch die Stadt Heidelberg)
12. Mai 1926: Städtische Feier zur Erinnerung an den 100. Geburtstag Joseph Viktor von Scheffels
Mai/Juni 1926: VI. deutsches Brahmsfest (Stadthalle; Leitung: Wilhelm Furtwängler)
[20. Juni 1926: gescheiterter Volksentscheid zur entschädigungslosen Enteignung der Fürsten im Deutschen Reich]
31. Juli 1926: Premiere von Shakespeares Sommernachtstraum, Eröffnung der (ersten) Heidelberger Festspiele im Schloßhof. Festredner: Gerhart Hauptmann (-22. August)
9. August 1926: Errichtung des Instituts für Zeitungswissenschaft (Haus Buhl, 1948: Institut für Publizistik) (Eröffnung am 13. Mai 1927)
25. August 1926: Vereinbarung zwischen dem Stadtrat Heidelberg und dem Gemeinderat Rohrbach zwecks Eingemeindung der Gemeinderat Rohrbach (unter § 20 heißt es: „Mit der Eingemeindung wird sich die Stadtverwaltung für die Einführung des 7-Minuten-Verkehrs auf der elektrischen Straßenbahn nach Rohrbach einsetzen“) (vgl. 1. Januar 1927)
Herbst 1926: der Lette Harry Domela (1904/05-nach 1977) stellt sich im Verbindungslokal des Corps der „Saxo-Borussen“ als „Prinz Liven, Leutnant im 4. Reiterregiment Potsdam“ vor und wird begeistert empfangen
27. Oktober 1926: der Gemeinderat Rohrbach beschließt, den bei Rohrbach-Kreuz neu erworbenen Platz, der später das Kriegerdenkmal tragen soll, dem letzten Rohrbacher Bürgermeister zu Ehren „Bürgermeister-Bitter-Platz“ zu nennen. „Mit einem am Platze aufzustellenden Gedenkstein, der zugleich eine Widmung als Erinnerung an die Eingemeindung trägt, soll diese Tatsache für die Nachwelt festgehalten werden.“ (Georg Ludwig Menzer, Rohrbach bei Heidelberg. Eine pfälzische Ortsgeschichte, bearbeitet und ergänzt nach Akten des †Pfr. [Adolf] Trautwein. Heidelberg 1926, S. 132)
1. September 1926: der Benediktiner Erzabt Raphael Walzer von Beuron (1888-1966) kauft Stift Neuburg von Alexander von Bernus und führt es wieder klösterlichen Zwecken zu (vgl. 1908, 24. September 1924)
[10. September 1926: Eintritt Deutschlands in den Völkerbund. Die Verträge, die vom 5. bis 16. Oktober 1925 in Locarno verhandelt und am 1. Dezember 1925 in London unterzeichnet wurden, treten in Kraft. Deutschland einerseits, Frankreich und Belgien andererseits verzichten auf eine gewaltsame Veränderung ihrer im Friedensvertrag von Versailles gezogenen Grenzen, für die Großbritannien und Italien die Garantie übernehmen]
[1926: zu Jahresbeginn wird in der Republik Türkei die Jahreszählung ab Christi Geburt eingeführt]
September 1926-1927: Bau der Siedlung „Blaue Heimat“ (Mühlingstraße/Handschuhsheim)
3. Oktober 1926: Gründung der (anthroposophischen) Christengemeinschaft Heidelberg mit Pfarrerin Johanna Doflein (†1967; 1935 Pfarrer Karl Schutz, 1941 Verbot)
6.-8. Oktober 1926: 12. Deutscher Pazifisten-Kongreß in Heidelberg
[26. Oktober 1926: der Preußische Landtag beschließt das „Gesetz über die Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Preußischen Staat und den Mitgliedern des vormals regierenden Preußischen Königshauses“]
31. Oktober 1926: die Ortsgruppe Ziegelhausen der NSDAP wird beim Bezirksamt angemeldet (Ortsgruppenleiter: Mathias Black, dann Adam Wetzel)
[6. November 1926: der "Verein zur Vorbereitung einer Autostraße Hansestädte-Frankfurt am Main-Basel" e.V. wird gegründet. Er entwirft 1927 ein deutschlandweites Netz von "Nur-Autostraßen" und prägt 1929 erstmals den Begriff der "Autobahn". Am 18. August 1933 wird die "Hafraba" in die "Gesellschaft zur Vorbereitung der Reichsautobahnen e.V." ("Gezuvor") umgewandelt. Der bisherige Geschäftsführer Willy Hof übernimmt den Vorsitz im Vorstand der "Gezuvor"]
8. November 1926: Baubeginn der Straßenbahnstrecke Eppelheim-Schwetzingen
14. November 1926: Wahl der Stadtverordneten
28. November 1926: der Rundfunk aus Baden wird eröffnet
30. November 1926: Benediktinermönche ziehen in der Abtei Neuburg ein (vgl. 1. September 1926)
1926: Gründung des Männerchor der Heidelberger Straßenbahner
1926: Zusammenschluß des TV Wieblingen und des TB Germania Wieblingen zum Turnerbund 1887 Wieblingen
1926?: Bildung des Schutzverbandes zur Erhaltung der Alten Brücke und des Neckartals
1926 : Jakob Ueberle („Überles Überfahrt“) erwirbt zwei Motorboote und tauft sie auf die Namen "Udine" und "Perkeo ". Das größere Boot "Udine" ist ein Ausflugsboot, mit welchem Touristen das Neckartal befahren oder Ausflüge zum Zoo machen können. Das kleinere Boot "Perkeo" ist ein klassisches Fährboot, mit dem er zwischen Keplerstraße in Neuenheim und Thibautstraße in Bergheim übersetzt. (1945 beschlagnahmt die US-Armee beide Boote zu Transportzwecken. Nachdem man Benzin in die Dieselmotoren schüttet, werden die Motoren zerstört. Daraufhin versenkt man beide Boote im Neckar. Sie werden später vom Besitzer auf eigene Kosten geborgen und repariert) (lt. Informationen von Martin Stadler, 2022)
1926: Bau der Wohnungen Vangerowstraße/Gneisenaustraße/Wieblinger Weg (Bergheim, gGGH)
1926: die 1906 eingeweihte evangelische Kirche in Wieblingen erhält den Namen Kreuzkirche (nach der Kreuzstraße)
1926: der Politiker Dr. Joseph Paul Goebbels aus Rheydt/Niederrhein spricht in der Harmonie vor 200 Menschen
1926: Beginn des Fremdbezugs von der Wasserwirtschaftsgesellschaft Mannheim
1926: der 1824 errichtete untere Dorfbrunnen in Ziegelhausen bekommt die Kopie des Löwen vom oberen Dorfbrunen (1686) aufgesetzt
1926: Kita Reikichi, japanischer Professor der Philosophie und 1921/22 Student in Heidelberg, schreibt in seinen „Erinnerungen an Heidelberg“: „Die Universität Heidelberg ist seit jeher berühmt, aber das Gebäude ist alt und in der Stadt gibt es nichts Prächtiges. In den Augen, die schon meine Heimatuniversität gesehen haben, erschien das Lehrgebäude der Universität noch erbärmlicher.“
1926: Eröffnung des Flughafens Mannheim-Heidelberg-Ludwigshafen in Neuostheim
1926: Bau des Betriebsbahnhofs Heidelberg, Verwaltungs- und Magazingebäude (Baufirma: Michael Zimmermann KG, Heidelberg) (vgl. 1. Dezember 1927)
1926: in der Tiefburg (Handschuhsheim) wird eine Notunterkunft für Mädchen eingerichtet
1926: Umzug der 1883 gegründeten Zigarrenfabrik Michael und F. Liebhold AG von der Bergheimer Straße in die Eppelheimer Straße (Industriegebiet Pfaffengrund; 1941: „Havilla GmbH“)
1926: Anlage der Mühlingstraße in Handschuhsheim
1926: Umwandlung des Heidelberger Geschäftstheaters in ein städtisches Regietheater (siehe 1930)
1926: das Gasthaus zum goldenen Roß (Heumarkt 1/Große Mantelgasse 23) wird zum Studentenwohnheim der Studentenhilfe umgebaut und benannt nach Hiram Watson Sibley (1845–1932), Präsident des Security Trust Company of Rochester (New York), der 94.000 Mark spendete und dafür Ehrenbürger der Universität Heidelberg wird (Sibleyhaus).
[1926: die badische Regierung erläßt ein strenges Mensurverbot (Heidelberger Studenten fechten fortan in Neckarsteinach)]
[1926: Ida Dehmel gründet in Hamburg die „Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnenvereine aller Gattungen“ (GEDOK)]
1926/1927: Bau des Wohnblocks Kronprinzenstraße/Römerstraße (Weststadt, gBGNH)
1926-1928: Bau der Wohnungen Keplerstraße/Happelstraße/Schröderstraße (Neuenheim, gBGNH)
1926-1928: Bau des Lutherhauses in Bergheim (Kirchstraße) nach Plänen des Architekten Philipp Hettinger
1926-1928: der Architekt Paul Bonatz (1877-1956) ist für die architektonische Gestaltung der Bauwerke der Neckar-Kanalisierung verantwortlich. Er entwirft die Staustufen Ladenburg bei Mannheim, Rockenau, Heidelberg, Hirschhorn, Cannstatt sowie das Kraftwerk Oberesslingen, das Schützenwehr Oberesslingen sowie die beiden Neckarbrücken (Wehrstege) in Heidelberg und in Heilbronn. Die Ausführung einzelner Anlagen zieht sich dabei bis in die 1930er Jahre hin.
WS 1926/27: Gründung der Deutsch-Ausländischen Gesellschaft Heidelberger Studenten (Klubheim: Haspelgasse 12)
Januar-August 1927: Bau der Markt-Kolonnaden auf dem Wredeplatz (Baumeister: Baurat Fritz Haller; vgl. 21. Januar 2008)
Februar 1927: das Mitteleuropäische Reisebüro Berlin gründet die Heidelberger Rundfahrt- und Autobus-Gesellschaft (HERAG) (vgl. 1939)
März 1927: Beginn der Arbeiten zum Bau der Ernst-Walz-Brücke (Einweihung 14. April 1928)
23. März-19. November 1927: Bauarbeiten an der Alten Brücke (Sanierung der Pfeiler) wegen Kanalisierung des Neckars
1. April 1927: Vereinigung der Gemeinde Rohrbach mit Heidelberg (1140 ha Land, 5163 Einwohner). (In § 20 der Vereinbarung zwischen dem Stadtrat Heidelberg und dem Gemeinderat Rohrbach vom 25. August 1926 heißt es: „Mit der Eingemeindung wird sich die Stadtverwaltung für die Einführung des 7-Minuten-Verkehrs auf der elektrischen Straßenbahn nach Rohrbach einsetzen“). Seit der Eingemeindung bildet die Grenze zwischen dem Stadtteil Rohrbach und der späteren Südstadt die Sickingenstraße, vorher lag die Gemeindegrenze zwischen Heidelberg und Rohrbach etwa 200 Meter nördlich entlang der Saarstraße und der Markscheide.
8./9. April 1927: Eröffnung der Straßenbahnlinie Meßplatz (=Platz südlich der St. Albert-Kirche zwischen Mittermeierstraße und Bergheimer Straße)-Eppelheim-Plankstadt- Schwetzingen (Linie 11) (bis 1974)
Ostern 1927: eine Oster-Sonntagsrückfahrkarte Heidelberg-Karlsruhe 2. Klasse kostet 5.50 Mark, 3. Klasse 3.70 Mark, 4. Klasse 2.50 Mark
9. April 1927: Jubiläumsfeier des 50jährigen Bestehens der Höheren Mädchenschule (Plöck; vgl. 16. Oktober 1877)
16.-18. April 1927: Reichstagung der Deutschen Demokratischen Jugend in Heidelberg
19. April 1927: Einweihung der Wirtschaft „Backmulde“ (bisher „Schwarzes Schiff“), Innungshaus der Bäcker
29. April 1927: die Wiener Volksoper führt in Wien das dreiaktige Singspiel Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren von Bruno Hardt-Warden und Fritz Löhner-Beda auf
13. Mai 1927: Eröffnung des Instituts für Zeitungswissenschaft (Haus Buhl, 1948: Institut für Publizistik) - Schwarzer Freitag der Berliner Börsen
16. Mai 1927: die Reichswohnungszählung ergibt für Heidelberg 19.183 Wohnungen und 6.968 bebaute Grundstücke
17. Mai 1927: Inbetriebnahme der Fernwasserleitung Mannheim-Heidelberg
18. Mai 1927: Einweihung des Verbindungshauses der Studentenverbindung K.D.St.V. Arminia (Klingenteichstraße 21) in Anwesenheit von Nuntius Eugenio Pacelli (später Papst Pius XII.) (vgl. 17. Juli 1887)
[22. Mai 1927: Erdbeben der Stärke 8,3 bei Xining/China, 200.000 Tote]
23. Mai 1927: Eröffnung der badischen Imkerschule bei der Portheim-Stiftung
31. Mai 1927: erste Versammlung des Heidelberger Bürgerausschusses nach der Eingemeindung Rohrbachs. Oberbürgermeister Ernst Walz begrüßt die „Herren von Rohrbach“, die ihre Selbständigkeit aufgegeben hätten, und hofft, „daß die Tätigkeit der Rohrbacher Mitglieder mit beitragen möge zum Wohl und Gedeihen der Stadt“. Stadtrat Christian Bitter bedankt sich für die freundliche Begrüßung und überbringt gleichzeitig die Grüße des neuen Stadtteils. Er betont, „daß wir gern bereit sind, in guter Gemeinschaft und in treuem Zusammenhalten in der Not, was gerade jetzt so notwendig erscheint, mitzuarbeiten“ (Heidelberger Tageblatt).
Mai 1927: Eröffnung des Luft- und Sonnenbads am Handschuhsheimer Mönchbergweg (Café Sonnenbad, Fam. Kling, bis 1967) (vgl. 1906)
1. Juni - Oktober 1927: Ernst Fries 1801-1833, Landschaftsmaler aus Heidelberg (Ausstellung im Kurpfälzischen Museum)
4.-6. Juni 1927 (Pfingsten): Gautreffen des Reichsbanner in Heidelberg, bei dem eine Gedenktafel an Eberts Elternhaus in der Pfaffengasse enthüllt wird (6000 Teilnehmer)
19.-26. Juni 1927: Erste große Ausstellung für Hotel- und Gastwirtsfach, Kochkunst sowie verwandte Gewerbe anläßlich des 40jährigen Jubiläums des Wirtevereins Heidelberg
2./3./4. Juli 1927: 110er Tag in Heidelberg
[15. Juli 1927: Sturm auf den Wiener Justizpalast. Die Polizei setzt Schußwaffen ein (89 Tote)]
23. Juli - 7. August 1927: (2.) Heidelberger Festspiele im Schloßhof
24. Juli 1927: Die Neckarkanalstrecke Mannheim-Heidelberg wird dem Verkehr übergeben. Der Motorschlepper "Neckar III" mit 2 Kähnen Grubenholz für das Ruhrgebiet eröffnet kanalabwärts bei Ladenburg die Fahrt.
28. Juli 1927: Die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg verleiht Titel und Würde eines Doktors der Philosophie ehrenhalber an den amerikanischen Botschafter Jacob Gould Schurman (vgl. 5. Mai 1928)
31. Juli 1927: Richard Benz hält begleitend zu den Heidelberger Festspielen in der Alten Aula der Universität Heidelberg einen Vortrag zum Thema „Heinrich von Kleist und der romantische Gedanke“
6. August 1927: Adolf Hitler, Führer der bayerischen Nationalsozialisten, spricht zum ersten Mal in Heidelberg (Stadthalle, über 3500 Zuhörer, Thema: „Was ist Nationalsozialismus?“)
9. August 1927: Inbetriebnahme des Mittelstandssanatoriums Speyerer Hof-(siehe Martin Krauß, Albert Fraenkel und die Gründung des Krankenhauses Speyererhof, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, VII (2002), S. 131-141)
April 1927: Elisabeth von Thadden eröffnet im Wieblinger Schlößchen das Evangelische Landerziehungsheim für Mädchen Schloß Wieblingen (seit 1946: „Elisabeth-von-Thadden-Schule“) (Schulleiter: Dr. Heinrich Albert) (vgl. 1928, 1930, 1938, 1939, 1941, 1945, 1946)
Juli 1927: 80. Stiftungsfest des Liederkranz Handschuhsheim. Historischer Festzug
19. August 1927: Generalversammlung der Arbeiterwohlfahrt Heidelberg. Erster Vorsitzender wird Maschinenmeister Adolf Rausch, Parteisekretär Josef Amann zweiter Vorsitzender. Albert Hofmann scheidet aus.
1./2. Oktober 1927: Reichsherbergstag in Heidelberg
6. Oktober 1927: in der Bergheimerstraße 59/61 eröffnet Eugen Reich-Romhány das Capitol-Kino mit 1350 Sitzplätzen (Architekt: Paul Darius, Stuttgart) mehr
20. Oktober 1927: Europäischer Kulturkongreß (4. Tagung der Fédération Internationale des Unions Intellectuelles) in Heidelberg http://www.lonsea.de/pub/org/911
9.-15. November 1927: Hochwasser des Neckar
1. Dezember 1927: Eröffnung des Bahnbetriebswerks (Lokomotiv- und Abstellbahnhof mit Wasserturm) der Deutschen Reichsbahn im Baggerloch (Ochsenkopf, Wieblinger Weg 81/1; 1989 aufgegeben)
[2. Dezember 1927: auf dem XV. Parteitag der KPR (B) werden sämtliche führenden Oppositionellen ausgeschlossen (darunter Trotzki und Sinowjew]
21. Dezember 1927: Erzabt Raphael Walzer weiht die Klosterkirche von Neuburg
1927: die Gemeinnützige Baugenossenschaft für Volks- und Kriegerheimstätten nennt sich jetzt Gemeinnützige Baugenossenschaft Neu-Heidelberg
1927: der Pfaffengrund hat 1850 Einwohner in 388 Wohnungen
1927: Einrichtung der ersten Kraftpostlinie Heidelberg-Wilhelmsfeld
1927: das Institut für Sozial- und Staatswissenschaften der Universität Heidelberg wird im Palais Weimar (Hauptstraße 235) untergebracht
1927: Bau der Villa Wilmanns (Bergstraße 100)
1927: Bau des Haus Gothein (Im Gabelacker 13)
1927: die Arbeiterwohlfahrt errichtet auf dem Gelände des ehm. Rohrbacher Sportplatzes (Promenadenweg 1) eine Baracke als Tagesheim für bedürftige Kinder. Die erste Kindertageserholung der Arbeiterwohlfahrt Heidelberg wird dort durchgeführt.
1927: Gründung des Raiffeisen-Spar- und Darlehenskassen-Verein in Handschuhsheim (vgl. 30. März 1890, 28. Januar 1897, 1927, 28. Juni 1976)
1927?: Bau des Weißen Hauses (Heiligenbergstraße 6-8)
1927: der Kaufmann Carl Josef Lamy wird Niederlassungsleiter für den amerikanischen Schreibgerätehersteller Parker und ist für die Fa. Parker-Osmia in Dossenheim tätig (vgl. 1930)
1927: der Brunnen auf dem Heumarkt wird zerstört (vgl. 1886, 1991)
1927: der Löwenbrunnen (1712/1717), bisher an der Hauptstraße, wird wegen des Baus einer Bedürfnisanstalt an seinen jetzigen Standort vor der Alten Universität versetzt
1927: Gründung der Heidelberger Singschule (auf Anregung von Prof. Poppen und Oskar Erhardt; 50 Buben und Mädels; 1937: 1200 Schüler)(vgl. 26. Mai 1939, 1971, 1988)
1927: die Oberrealschule erhält die Bezeichnung Oberrealschule mit Realgymnasium
1927: der Rohrbach, der ursprünglich in den Kirchheimer See und von dort in den Leimbach floß, wird bei der Fuchsschen Fabrik abgefangen und in den Neckar geleitet
1927: die 1912 von John Breivogel (†1961) in der Ladenburger Straße 17 gegründete Vulkanisierwerkstätte wird in die Brückenkopfstraße 1 verlegt (vgl. 1919)
1927: das Kraftwerk Helmreich GmbH am Neckar in Wieblingen wird an das Stromnetz angeschlossen
1927: der Architekt Karl Gruber (Danzig) gewinnt den ersten Preis im Wettbewerb für den Neubau der Universität Heidelberg (vgl. 1928)
1927: die Straße Mannheim–Heidelberg liegt im Hinblick auf die Verkehrsbelastung an zweiter Stelle im Land Baden: Tagesdurchschnitt 1002 Pkw, 107 Lkw, 404 Krafträder. An Sonntagen: 1573 Pkw, 727 Krafträder und 1800 Radfahrer. Die Kraftfahrzeugdichte (gemessen in Kfz/1000 Einwohner) beträgt im Reichsdurchschnitt 4,74, in Heidelberg 4,98, in Mannheim 6,03, in Ludwigshafen 6,17, in Berlin 11,76
1927: St. Hildegard (Weststadt, Hildastraße 6, Hinterhaus), das Gemeindehaus der Pfarrei St. Bonifatius, wird erbaut
5. März 1928: Adolf Hitler spricht im Ballsaal der Stadthalle vor 650 Industriellen der Wirtschaft, organisiert von dem Unternehmer Wilhelm Karl Keppler (1882-1960). Er besucht Philipp Lenard (1862-1947) in der Neuenheimer Landstraße 2.
15. März 1928: erste Verfilmung des Theaterstück Alt-Heidelberg von Wilhelm Meyer-Förster mit Werner Krauss (vgl. 22. November 1901)
14. April 1928: als dritte Brücke über den Neckar bei Heidelberg wird die Ernst-Walz-Brücke in Anwesenheit des badischen Staatspräsidenten Adam Remmele dem Verkehr übergeben (Entwurf: Wayss & Freytag AG, unter Mitwirkung des Architekten Paul Bonatz, 1877-1956; Baukkosten 1,8 Mio RM)
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des Süddeutschen Cement-Verbands
Ludwig
Meidner, Neue Brücke in Heidelberg, Kurpfälzisches Museum
15. April 1928: Eröffnung des Lutherhauses in Heidelberg (Kirchstraße 2; „Der Name Martin Luthers wird mit dem Hause für immer verknüpft bleiben“)
26.-29. April 1928: Tagung der deutschen Sektion des ökumenischen „Weltbundes für internationale Freundschaftsarbeit der Kirchen“ in Heidelberg zum Thema „Die Abrüstungsfrage“
5. Mai 1928: Ehrenpromotion des Reichsaußenministers Gustav Stresemann und des amerikanischen Botschafters Jacob Gould Schurman durch die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg ( vgl. 28. Juli 1927)
15. Mai 1928: Eröffnung der Lehrerbildungsanstalt (Neuenheim)
[20. Mai 1928: Reichstagswahl] (Im Reich kommt die NSDAP auf 2,6% der Stimmen, in Heidelberg: SPD 25,5%, Zentrum 15,9% der Stimmen) (im Reich bildet sich eine große Koalition von SPD bis zu den Rechtsliberalen)
9. bis 10. Juni 1928: zweite Landestagung des Landesausschusses der Arbeiterwohlfahrt Baden in Heidelberg. Der Mannheimer Oberbürgermeister Böttger tritt als Redner auf.
8./9. Juli 1928: der Berliner Fuhrunternehmer Gustav Hartmann („Eiserner Gustav“) kommt von der Rückfahrt aus Paris mit der Pferdedroschke über Mannheim nach Heidelberg und wird u.a. von dem Fuhrunternehmer Karl Seppich (Dreikönigstraße 15) begrüßt, wo er übernachtet.
11. Juli 1928: Papst Pius XI. erhebt Kloster Neuburg zur Benediktiner-Abtei
15. Juli 1928: Kurhaus des Radium-Sol-Thermal-Bads eröffnet (vgl. 16. November 1924)
18. Juli 1928: Verleihung des Ehrenbürgerrechts an den Direktor der Sternwarte Heidelberg Prof. Dr. Max Wolf
21. Juli-15. August 1928: (3.) Heidelberger Festspiele (Schluck und Jau, Sommernachtstraum, Käthchen von Heilbronn)
1. August 1928: Gründung des Stadtteilvereins Rohrbach
[9. August 1928: der ehemalige Großherzog, Markgraf Friedrich von Baden, stirbt in Badenweiler]
[27. August 1928: Unterzeichnung des Kellog-Pakts]
September 1928: Gottfried Blank (†1958), Wirt vom "Scharfen Eck" (Neugasse/Plöck) erwirbt das Gebäude Schulzengasse 6 (ältester Teil 1599, früher Wirtschaft zum Rebstock, seit 1884 Bäckerei) von der Erbengemeinschaft Karl Dannbacher für seinen Sohn Friedrich Blank (†1967), der Karl Dannbachers Tochter, Lina Dannbacher, heiratet und die Bäckerei übernimmt
[21. Oktober 1928: Eröffnung der Steinachtalbahn als letzte eigenständige Nebenbahn in Baden (Neckarsteinach-Schönau, 5 km, eingleisig; vgl. 28. September 1969)]
Oktober 1928: Fertigstellung der Schiffahrtsstraße Heidelberg-Neckargemünd
[18. November 1928: der Film Steamboat Willie, der erste vertonte, öffentlich aufgeführte Zeichentrickfilm mit der Cartoonfigur Mickey Mouse, wird uraufgeführt]
16. ezember 1928: die Johannesgemeinde (Neuenheim) bringt in der Vorhalle der Johanneskirche zwei Tafeln an, die an 167 gefallenen Gemeindeglieder erinnern
17. Dezember 1928: Festakt der Stadt und Universität in der Stadthalle anläßlich der feierlichen Übergabe der Stiftung amerikanischer Bürger für die Universität [$ 503.000 zur Errichtung eines neuen Vorlesungsgebäudes, „University Hall“] durch Botschafter Dr. h.c. Jacob Gould Schurman und Verleihung des Ehrenbürgerrechts an diesen durch die Stadt. (vgl. 9. Juni 1931)
20. Dezember 1928: Mitgliederversammlung des Stadtteilvereins Rohrbach im „Hirsch“ als „Protestversammlung“ anläßlich der geplanten Umbenennung verschiedener Rohrbacher Straßen.
21. Dezember 1928: In einem an den Heidelberger Stadtrat gerichteten Schreiben nimmt der „Verein Rohrbach“ Stellung zu den geplanten Namensänderungen Rohrbacher Straßen in der Folge der Eingemeindung [GVR Protokoll]
Weihnachten 1928: Brand der Heiliggeistkirche, verursacht durch Heizung. Die evangelische Gemeinde muß zwei Winter lang die Peterskirche benutzen.
1928: Hannah Arendt promoviert bei Karl Jaspers („Der Liebesbegriff bei Augustinus“)
1928: Umzug der Gewerbeschule in die ehemalige Zigarrenfabrik Liebhold (Bergheimer Straße 76). Teilung der Gewerbeschule in I und II.
1928: der Trägerverein "Evangelisches Landerziehungsheim für Mädchen" wird gegründet (vgl. April 1927)
1928: die Jugendherberge (seit 1921 im Handschuhsheimer Schlößchen) erhält einen Erweiterungsbau mit Volksbad
1928: Philipp Mutschler, ehemaliger KAWECO-Mitarbeiter, gründet eine Füllhalterfabrik in Handschuhsheim („Mutschler Reform“; 1950 Angliederung einer Abteilung für Werkzeugbau, 1963 Übernahme des Betriebs durch die Söhne Otto und Peter Mutschler, 1973 Übernahme eines der großen Produktionsgebäude der alten KAWECO)
1928: Bau der Wohnanlage Rosengartenblock (Steubenstraße/Kapellenweg/Handschuhsheimer Landstraße)
1928: das evangelische Jugend- und Wohlfahrtsamt bezieht neue Räume in der Hauptstraße 108
1928: Bundestagung des Bundes der Saarvereine in Heidelberg (Festrede: Willy Andreas)
1928: Sofie Klein gründet in Heidelberg die erste Ortsgruppe des "Frauenordens" in Baden, aus der später die NS-Frauenschaft hervorgeht, deren erste Leiterin sie 1932-1936 ist
1928: Einführung des regelmäßigen 6-Minuten-Verkehrs auf den Stadtlinien der HSB bis 23.34 Uhr und des 4-Minuten-Verkehrs auf der Hauptstraße
1928: die Fa. Karl Foerster, Potsdam, baut nach den Plänen des Landschaftsarchitekten Hermann Mattern für Bergius an einem steilen Hang im Albert-Ueberle-Weg 1-5 einen kubistischen Garten („ein Zusammenspiel von Steinkuben, Wasser und überquellenden Pflanzen“)
1928: das Tuberkulosekrankenhaus im Rohrbacher Schlößchen wird an die Landesversicherungsanstalt verkauft (vgl. 1770-1774, 1898)
1928: der Konditormeister August Gantert (34) übernimmt die Hof-Conditorei Nörr (Brückenstraße 38)
1928: der Ludwigsplatz wird in Universitätsplatz umbenannt (vgl. 1937)
1928: am Marktplatz eröffnet eine Filiale des Fischgeschäfts Nordsee (1937: Hauptstraße 20)
1928?: Bau eines Staubeckens bei der Leitzemühle (Handschuhsheimer Mühltal) für die Bewässerung des Feldes (Nutzwasserversorgung; vgl. 1933)
1928: Bruchhausen (207 ha), seit 1810 selbständige Gemeinde, wird zu Sandhausen eingemeindet. Heidelberg erhält 157 ha der Gemarkung, Oftersheim 58 ha. Die Kirchheimer (bis 1830: Bruchhäuser) Mühle wird Kirchheim zugeteilt
1928: der Architekt Karl Gruber (Danzig) erhält den Auftrag zur Ausführung des Neubaus der Universität Heidelberg (vgl. 1927)
1928: der Werderplatz wird als erste Heidelberger Gartenanlage ohne Einzäunung eröffnet
1928: das alte Schlachthaus an der Neckarbrücke (neben Obere Neckarstraße 3, bis 1893 genutzt) wird für eine Straßenverbreiterung zerstört
1928: am nördlichen Brückenkopf der Ernst-Walz-Brücke werden in einem Brunnenschacht das Bruchstück einer Jupiter-Weihinschrift und das Kapitell einer Jupiter-Gigantensäule gefunden
1928: Jean Weißenfels aus Mannheim gründet in Wieblingen zwischen OEG-Linie und Waldhofer Weg die Hansa Federnfabrik (am 31. Dezember 1989 Betrieb eingestellt, Fabrikgebäude und Kamin 1992 abgetragen)
1928: August Grau beginn in der Fa. Graubremse (Eppelheimer Straße, Pfaffengrund) mit der Produktion von Bremsen (2002: „Haldex“)
1928: die OEG-Strecke Mannheim–Seckenheim–Neckarhausen–Edingen wird elektrifiziert und zwischen Seckenheim und Mannheim zweigleisig ausgebaut. In Mannheim entsteht an der Kurpfalzbrücke ein neuer OEG-Bahnhof („Heidelberger Bahnhof“), von dem aus Verbindungsgleise zum Mannheimer Straßenbahnnetz führen
[1928: Gründung des Kampfbund für deutsche Kultur, der in seiner Gründungsphase zunächst den Namen "Nationalsozialistische Gesellschaft für deutsche Kultur" erhält. Der Verein mit Sitz in München wird von dem NS-Chefideologen Alfred Rosenberg gegründet und steht bis zu seiner Auflösung 1934 unter dessen Führung. Ziel des Vereins ist eine maßgebliche Prägung des Kulturlebens in Deutschland, nicht zuletzt innerhalb der NSDAP. 1934 wird der Verein aufgelöst und mit dem Reichsverband „Deutsche Bühne“ zur Nationalsozialistischen Kulturgemeinde zusammengefaßt. Verbunden ist der Auflösungsprozeß mit der Errichtung der „Dienststelle Rosenberg“, dem späteren „Amt Rosenberg“]
[1928: Gründung der Iraq Petroleum Company]
[1928: Gründung der Muslimbruderschaft ("Ichwan Al Muslimin") in Ägypten als Geheimbund (1954 in Ägypten und in anderen arabischen Staaten verboten)]
1928-1930: Bau des Wielandheim als "Landeskrüppelheim" in der Orthopädischen Klinik
1928-1931: der Marsiliusplatz wird im Zuge des Neubaus der Universität durch Zerstörung der Barockhäuser Augustinergasse 11, 13 und Schulgasse 6 geschaffen
1928-1931: Carl Cerff Führer der Hitler-Jugend in Heidelberg
1928-1945: Oberbürgermeister Dr. Carl Neinhaus (als unabhängiger Kandidat der "Vereinigten bürgerlichen Gruppen" gewählt; Amtsantritt 1. Februar 1929)
1. Februar 1929: die Handels- und Gewerbebank bezieht ihren Hauptsitz in der Hauptstraße 46 (bis 1946; vgl. 17. März 1919)
14.-27. Februar 1929: der Rhein ist vollständig zugefroren
Februar 1929: der Neckar friert zu
23. Februar 1929: Einsetzen des Tauwetters
25. Februar 1929: die Eisdecke des Neckars wird gesprengt
23. März 1929: Rudolf Sillib, Direktor der Universitätsbibliothek Heidelberg, kauft um 25.000 RM aus privaten Spenden auf einer Auktion bei Karl Ernst Henrici in Berlin aus dem Nachlaß Achim von Arnims in Wiepersdorf den handschriftlichen Teil des Quellenmaterials, aus dem Des Knaben Wunderhorn entstand (246 Briefe, über 2000 Lieder und Sinnsprüche)
Frühjahr 1929: Golo Mann (1909-1994) studiert an der Universität Heidelberg, wo er, dem Rat seines akademischen Lehrers Karl Jaspers folgend, in Philosophie promoviert und parallel Geschichte und Latein auf Lehramt studiert. Ab Herbst 1930 engagiert er sich in der sozialistischen Studentengruppe. Im April 1932 reicht er seine Dissertation mit dem Titel "Das Einzelne und das Ich in Hegels Philosophie" ein, die von Jaspers mit dem Prädikat cum laude bewertet wird.
6. Mai 1929: Albert Schweitzer gibt ein Benefiz-Orgelkonzert in der Heiliggeistkirche (Bachverein; vgl. 1932)
24. Mai 1929: Konkurs der KAWECO-Füllhalterfabrik (Koch, Weber & Co. AG) in Handschuhsheim. Die Badische Federhalterfabrik Knust, Grube und Woringen in Wiesloch übernimmt den Firmennamen und produziert bis 1972 Kaweco-Schreibgeräte und Federn (1996 in Konkurs). Peter Rupp gründet eine Goldfedernfabrik in Heidelberg (1975 von Mutschler Reform aufgekauft). Das Hauptgebäude ist bis 1938 Hauptsitz der Fa. Hebborn.
[7. Juni 1929: Unterzeichnung des Young-Plans]
16. Juni 1929: Weihe des ersten Abts von Kloster Neuburg, Adalbert Graf von Neipperg, durch Weihbischof Burger, Freiburg (bis 1934)
16. Juni 1929: der Rektor der Universität Heidelberg, der Jurist Prof. Dr. Heinsheimer, stirbt
20. Juli 1929: Eröffnung der (4. und letzten) Heidelberger Festspiele im Schloßhof. Festredner: Thomas Mann
1929: Carl Zuckmayer erhält mit René Schickele und Max Mell den Dramatikerpreis der Heidelberger Festspiele
21. Juli 1929: Aufführung von Gerhart Hauptmanns Florian Geyer im Bandhaus des Schlosses
21. Juli 1929: Einweihung der Villa Bergius des Chemikers Friedrich Bergius (1884-1949) mit 143 Gästen im Albert-Ueberle-Weg 1-5, Architekt: Edmund Körner, Essen; (Gäste u.a. Rudolf G. Binding, Hans Engelhorn, Fritz Engelhorn, Otto Flake, Heinrich Fremerey, St. George, Friedrich Gundolf, Gustav Hartung, Gerhart Hauptmann, Willy Hellpach, Johannes Hoops, Monti Jacobs, Walter Jellinek, Thomas Mann, Erika Mann, Golo Mann, Alfred Mombert, Ernst Moro, Neinhaus, G. Radbruch, Adam Remmele, H. W. Salomon-Calvi, René Schickele, Carl Severing, Gustav Stresemann, Siegfried Trebitsch, Max von Waldberg, Carl Zuckmayer); vgl. 1923; Haus in den 1960er Jahren umgebaut zum Physikalischen Institut)
11. August 1929: Verfassungsfeier (10 Jahre Weimarer Verfassung) in Heidelberg mit einer Rede von OB Carl Neinhaus
[23./24. August 1929: Ermordung von 67 Juden durch Teile der arabischen Bevölkerung Hebrons. Dem vorausgegangen waren Unruhen zwischen den verfeindeten jüdischen und arabischen Nationalbewegungen während der britischen Mandatszeit. Das Massaker führt zur vollständigen Vertreibung der Juden aus Hebron]
9. September 1929: Einweihung der Zigarrenfabrik Hochherr (Kaiserstraße 78/Ringstraße)
29. September 1929: Grundsteinlegung für das Gemeindehaus der evangelischen Johannesgemeinde in Neuenheim (Lutherstraße 67)
September 1929: der Architekt Konrad Zahn (1891-1980) baut die SS in Heidelberg auf
[3. Oktober 1929: Außenminister Gustav Stresemann (DVP) stirbt an den Folgen eines Schlaganfalls. Das Reichskabinett beschließt, ihm zu Ehren ein Staatsbegräbnis abzuhalten. Der Trauerzug findet bei der Bevölkerung große Anteilnahme. Hunderttausende geben ihm das letzte Geleit. (vgl. 13. August 1923)]
4.-8. Oktober 1929: Reichsparteitag der Deutschen Demokratischen Partei in Heidelberg und Mannheim
5. Oktober 1929: letzte Fahrt der (1891 eröffneten) Dampfstraßenbahn Heidelberg-Mannheim und Heidelberg-Handschuhsheim
6. Oktober 1929: Eröffnung der elektrischen Fernbahn Heidelberg Bismarckplatz-Mannheim Hbf der OEG. (Eilzug braucht 43 Minuten). Aufnahme des Gemeinschaftsbetriebs der HSB mit der OEG. Die OEG fährt von Heidelberg bis Hans-Thoma-Platz elektrisch, dann weiter mit Dampf. Die Gleisschleife um den Bismarckplatz wird in Betrieb genommen. Seitdem fahren die Linien von Wieblingen, Eppingen, Schwetzingen bis zum Bismarckplatz (bis 1966). Das Stationsgebäude mit Wartesaal und Büro der OEG am Bismarckplatz wird zerstört. Es entsteht ein Provisorium (im April 1978 zerstört).
- Die HSB hat 12 Straßenbahn-Linien:
Linie 1 Hauptbahnhof-Karlstor
Linie 2 Schlachthof-Handschuhsheim
Linie 3 Hauptbahnhof-Friedhof
Linie 4 Karlstor-Schlierbach
Linie 5 Karlstor-Neckargemünd
Linie 6 Heidelberg (Hauptbahnhof)-Kirchheim
Linie 7 Heidelberg (Hauptbahnhof)-Leimen
Linie 8 Heidelberg (Hauptbahnhof)-Wiesloch
Linie 10 Heidelberg (Bismarckstraße)-Eppelheim
Linie 11 Heidelberg (Bismarckstraße)-Schwetzingen
Linie 12 Heidelberg (Bismarckstraße)-Wieblingen
6. Oktober 1929: der Germanist Prof. Max von Waldberg (1858-1938) wird zum Vorsitzenden das Akademischen Lesehalle (Augustinergasse 15) gewählt (2. November 1907)
[25. Oktober 1929: Zusammenbruch der internationalen Kapitalmärkte]
27. Oktober 1929: Landtagswahlen in Baden. Die NSDAP erreicht in Heidelberg 14,5% der abgegebenen Stimmen (Landesdurchschnitt: 6,98%, Mannheim 3,6%) https://www.faz.net/aktuell/politik/historisches-e-paper/historisches-e-paper-nsdap-erstmals-im-badischen-landtag-16402663.html?utm_source=pocket-newtab
9. November 1929: Gründung des Gemeinnützigen Verein Alt-Wieblingen (1936 aufgelöst, 1949 wiedergegründet, 1977: Stadtteilverein Wieblingen)
23. November 1929: in Ziegelhausen schließen sich 35 Frauen zu einer Frauengruppe der NSDAP zusammen
1. Dezember 1929: Wiederinbetriebnahme der Straßenbahn-Linie zum neuen Güterbahnhof (Linie 2 Handschuhsheim- Schlachthaus-Güterbahnhof; am 17. 7. 1930 eingestellt)
15. Dezember 1929: Eintreffen des ersten Großschleppzugs auf dem kanalisierten Neckar. Die Kettenschleppschiffahrt auf dem Neckar zwischen Heidelberg und Lauffen wird eingestellt.
19. Dezember 1929: Freigabe des Stegs über das Stauwehr Hirschgasse für den allgemeinen Verkehr
[22. Dezember 1929: Volksentscheid gegen den Young-Plan scheitert]
1929: Richard Kuhn Professor an der Universität Heidelberg und Leiter der Abteilung für Medizinische Chemie am Kaiser Wilhelm-Institut für Innere Medizin.
1929: die Pianistin, Organistin und Chorleiterin Stephanie Pellissier (1893–1982) gründet die Heidelberger Gruppe der GEDOK (1933 aufgelöst)(vgl. 1926)
1929: nach den Wahlen zum AStA der Universität Heidelberg übernimmt der Nationalsozialistische Studentenbund mit den Großdeutschen den AStA-Vorstand
1929: das Gasthaus „Waldschenke“ ("Wirtschaft Schieß") auf dem Heiligenberg wird eröffnet. (2007-2011 geschlossen). Beim Bau entdeckt Prof. Ernst Wahle (1889-1981) keltische Siedlungsreste. Eine Pumpstation leitet Wasser von der Hainsbachquelle (Staus´sche Quelle) durch eine 750 m lange Rohrleitung zum Gasthaus.
1929: Errichtung des Trinkwasserhochbehälters im Handschuhsheimer Mühltal (Mühltalstraße 116)
1929: Regierungsrat Dipl.-Ing. Carl Koch (1885-1957) gräbt in St. Michael (vgl. 1921)
1929: der Bierhelder Weg (Rohrbach) wird in Kühler Grund umbenannt
1929: Bau der Siedlung Im Höllenstein in Kirchheim durch die Stadt Heidelberg (24 Gebäude, 128 Wohnungen, eine gewerbliche Einheit; nach 1948 erweitert, 2013-2017 zerstört)
1929: Stilllegung der Heidelberger Gelatinefabrik Stoeß u. Co. in Ziegelhausen (1888 gegründet; neues Werk im Gammelbachtal bei Eberbach)
1929?: Bau der katholischen Marienkirche im Pfaffengrund
1929: erste Ausstellung der von Portheimschen Sammlung im Palais Weimar
1929: Teilung der evangelischen Kirchengemeinde Handschuhsheim in Nord- und Südpfarrei (1929-1949 Karl Höfer Pfarrer der Südpfarrei; 1929-1952 Heinrich Vogelmann Pfarrer der Nordpfarrei)
1929: Bau des Mietshauses der Gagfah, Rottmannstraße 1-9 (Architekt: Franz Sales Kuhn)
1929: Gründung der Großmarktgesellschaft m.b.H. Heidelberg
1929: Gründung des Eisenbahner-Sportverein
1929: die Fuchssche Waggonfabrik meldet Konkurs an. Die Belegschaft wird bis auf wenige Notstandsarbeiter entlassen. Die Gebr. Schöndorff AG (Düsseldorf) kauft die Fuchssche Waggonfabrik auf (vgl. 1930/1931)
1929: mit dem 3. und 4. Heft des Bandes XIV erscheint die letzte Lieferung des „Neuen Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg und der Kurpfalz“, hg. im Auftrag des Stadtrats (seit 1890)
1929: die Fa. Kratzert errichtet in der Blumenstraße ein feuersicheres Möbel-Lagerhaus
[1929: Alexander Fleming (St. Mary’s Hospital, London) beschreibt das Penicillin für die Öffentlichkeit erstmals 1929 im British Journal of Experimental Pathology]
[1929: Rudolf Hell (1901-2002) konstruiert den "Hell-Schreiber", Vorläufer des Fax-Geräts]
um 1929: das erste öffentliche Gärtchen am Philosophenweg wird angelegt
1929-1931: Otto Wetzel (5. 4. 1905-1982) Kreisleiter der NSDAP Heidelberg
1. Januar 1930: der Reit- und Fahrverein Handschuhsheim wird gegründet
15. Januar 1930: Grundsteinlegung für das Gebäude der Neuen Universität. Das „Museum“ von 1828 im Weinbrennerstil und zwei Gebäude an der Seminarstraße werden zerstört.
17. Januar? 1930: Einstellung des Straßenbahn-Betriebes zum Güterbahnhof
17. März 1930: Rohrbach erhält durch die Einrichtung der Linie 9 (Hauptbahnhof-Rohrbach) einen 7-Minuten-Verkehr (am 1. 2. 1931 eingestellt).
21. Januar 1930: das städtische Gaswerk in Bergheim wird stillgelegt
[27. März 1930: Rücktritt des Reichskanzlers Hermann Müller (SPD). Bruch der großen Koalition aus SPD, DDP, Zentrum, BVP, DVP]
[29. März 1930: RP v. Hindenburg beruft Heinrich Brüning (Zentrum) an die Spitze eines nur ihm verantwortlichen Präsidialkabinetts]
Frühjahr 1930: Ortsgruppenleiter der Ortsgruppe Ziegelhausen der NSDAP wird der Arzt Dr. Hermann Vogel (†1931)
1. April 1930: der Bierhelderhof wird als Ganzes (Feldwirtschaft und Gastwirtschaft) an Daniel Schneider verpachtet
1. Mai 1930: Verwaltungsreform bei der Stadtverwaltung
3. Mai 1930: Unterrichtsbeginn des privaten Institut St. Raphael (katholische Mädchenrealschule, dann St. Raphaelgymnasium, Handschuhsheimer Landstraße 23), gegründet von Franziskanerinnen aus Nonnenwerthund von Stadtpfarrer Josef Saur (Direktorin bis 1934: Schwester Eleonore Horz) (vgl. 1940, Oktober 1945)
4. Mai 1930: Einweihung des Schwesternhauses des evangelischen Frauenvereins Zum guten Hirten (An der Tiefburg 4, heute: Evangelische Diakoniestation)
18. Mai 1930: Einweihung der Sportplatzanlage der Turngemeinde 1878 beim Zentralfriedhof (Neuenheimer Feld)
25. Mai 1930: Eröffnung der Großmarkthalle in Handschuhsheim (Mühlingstraße, 1971 zerstört) [siehe auch 1929, 9. Juni 1941]
27. Mai 1930: das Kaiser-Wilhelm-Institut für Innere Medizin am Nordbrückenkopf der Ernst-Walz-Brücke (Jahnstraße 29) wird eröffnet. Ludolf von Krehl wird Leiter des dortigen Instituts für Pathologie. (Baubeginn 1928, Architekt: Hans Freese, Baufirma: Michael Zimmermann KG, Heidelberg; 1948: Max-Planck-Institut)
10. Juni 1930: Adolf von Harnack, Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, stirbt in der Ludolf-Krehl-Klinik
25. Juni 1930: Einweihung des Gebäudes des städtischen Arbeitsamtes (Bergheimerstraße 69, Architekt: Oberbaurat Fritz Haller)
1. Juli 1930: Befreiungsfeier der Universität Heidelberg auf dem Schloßhof anläßlich des Abzugs der Besatzungstruppen aus der Pfalz und dem Rheinland.
30. Juni 1930: Ende der alliierten Besatzungsherrschaft im Rheinland
Juli 1930: RK Brüning löst den Reichstag auf
7. September 1930: Unterbadischer Katholikentag
14. September 1930: Reichtagswahlen: Mit 30,1% der Stimmen wird die NSDAP in Heidelberg stärkste Partei (Reich: 18,3%, 107 Mandate, zweitstärkste Partei nach der SPD)
28. September 1930: Eröffnungsfeier des Verwaltungsgebäudes der Ortskrankenkasse (Wredeplatz)
28. September - 1. Oktober 1930: 46. Jahresversammlung der Ostasienmission (Allgemeiner Evangelisch-Protestantischer Missionsverein) im Lutherhaus (Bergheim)
[4. Oktober 1930: im "Reichswehrprozeß" wird gegen drei Artillerieleutnants das Urteil gesprochen (1 ½ Jahre Festungshaft wegen Vorbereitung zum Hochverrat)]
[11./18. Oktober 1930: die Rede "Economic Possibilities for our Grandchildren" von John Maynard Keynes erscheint in der Zeitschrift „The Nation & The Athenaeum“]
27. Oktober 1930: Gründung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Heidelberg
7. November 1930: Protestversammlung in der Stadthalle gegen die Ernennung Emil Julius Gumbels zum Professor. Dazu wird von der Vereinigung Heidelberger Verbindungen, NSDAP, DNVP und Stahlhelm gemeinsam aufgerufen. Zur Versammlung kommen ca. 1900 Personen. Es sprechen die Studenten Bernhard Seeger-Kelbe und Armin Bledow sowie das NSDAP-Mitglied Rudy Abendroth. In einer Protestresolution wird die sofortige Entfernung Gumbels von der Universität gefordert.
16. November 1930: Wahl der Stadtverordneten (Bürgerausschuß). Wahlbeteiligung: 71%, 84 Mandate. Die NSDAP wird stärkste Fraktion (35,7 %, 31 Mandate). SPD 16 Mandate, Zentrum 12, KPD 9, Evangelischer Volksdienst 6, Staatspartei 3, "Bürgerbund 1930" 3, DNVP 2, Deutsche Volkspartei und Konservative 2 (insgesamt 84 Mandate). Otto Wetzel (Ingenieur, 5. 4. 1905-1982, Marktplatz 3, 1929-1931 Kreisleiter der NSDAP Heidelberg) wird Mitglied des Stadtrats, bis 1932 als Fraktionsführer der NSDAP.
November 1930: Fertigstellung der Schiffahrtsstraße Neckargemünd-Neckarsteinach
2. Dezember 1930: die Philosophin Dr. Edith Stein hält als erste (?) Frau an der Universität Heidelberg einen Gastvortrag zum Thema: „Der Intellekt und die Intellektuellen“ (ESGA 16, S. 143-156) - (Sie wird am 2. August 1942 im Kloster Echt (Niederlande) verhaftet und ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie am 9. August ermordet wird. - vgl. 5. September 1932)
4. Dezember 1930: Rede Adolf Hitlers im Festsaal Hasenheide (Berlin-Neukölln; u.a. anwesend: Hilde Löwenstein, Albert Speer)
7. Dezember 1930: Einweihung des Gemeindehauses der evangelischen Johannesgemeinde in Neuenheim, Lutherstraße 67 (vgl. 29. September 1929)
8. Dezember 1930: Wahl des Stadtrats (7 von 18 Sitzen NSDAP=38,8%)
[8. Dezember 1929: Landtagswahl in Thüringen (Ergebnis: SPD 32,30 %, Thüringer Landbund 16,43 % , NSDAP 11,29 %, KPD 10,67 %. Landesregierung: rechtsbürgerlich-nationalsozialistische Regierung (DVP, WP, DNVP, Landbund, NSDAP; Baum-Frick-Regierung, erste Landesregierung mit einer Beteiligung der NSDAP) bis 22. April 1931, danach rechtsbürgerliche Minderheitsregierung)]
25. Dezember 1930: Hanni Moock eröffnet das Kino Atrium in Kirchheim, Konradgasse 10 (1967 geschlossen)
1930: auf dem Heiligenberg werden 3 Gedenksteine gesetzt (äußerer Ringwall, innerer Ringwall, Bittersbrunnen). Am Römerkastell in Neuenheim wird ein Gedenkstein gesetzt. Möglich war die Setzung durch Zuwendungen aus dem Fonds „Gedenksteine“ der städtischen Sparkasse.
1930: der Prähistoriker Ernst Wahle gräbt an der Ladenburger Straße 71 Reste eines römischen Kellers aus (vgl. 1968, 2015)
1930: Einweihung des Wielandheims bei der Orthopädischen Klinik nach Schließung des Badischen Landeskrüppelheims (seit 1911; Rohrbacher Straße 149, vgl. 23. Januar 1931)
1930: der Stadtrat beschließt, das Stadttheater aus finanziellen Gründen zu schließen (bis 1933 Pachttheater)
1930: Gründung der nationalsozialistischen Zeitung „Heidelberger Beobachter“ (ab 1932: „Volksgemeinschaft“)
1930: Gründung des Rotary Club Heidelberg
1930: im Postbezirk Heidelberg gibt es 2264 gemeldete Rundfunkteilnehmer
1930: Auflösung des Telegraphenamts Heidelberg
1930: der Heidelberger Kaufmann Carl Josef Lamy gründet die Orthos Füllfederhalter-Fabrik (vgl. 1927, 1949, 1952)
1930: die Fa. Schöndorff (Düsseldorf) verkauft die Aktienmehrheit der Fuchsschen Waggonfabrik an die Vereinigung westdeutscher Waggonfabriken in Köln (vgl. 1929, 1941)
1930: Bau des Mietshauses Rottmannstraße 11-13
1930: die Bäckerei Riegler zieht von der Hauptstraße in die Lutherstraße 44 um
1930: Gründung der Stotz Kontakt GmbH (1943: Heidelberg)
1930: das Warenhaus Woolworth (Hauptstraße 63) wird erbaut, Architekt: H. Fehrer
1930: Anlage eines Waldsportplatzes am Waldrand oberhalb Rohrbachs, an dessen Stelle sich heute die Sportanlage des TB Rohrbach-Boxberg befindet
1930: Gründung einer selbständigen Ortsgruppe Heidelberg des Badisch-Pfälzischen-Luftfahrtvereins (BPLV)
1930: Umbenennung der Hauptstraße in Wieblingen in Mannheimer Straße
1930: Schulleiter des Evangelischen Landerziehungsheims für Mädchen Schloß Wieblingen wird Dr. Paul Rave (vgl. April 1927, 1928, 1938, 1939, 1941, 1945, 1946)
1930-1936: Fritz Pinkuss (1905-1993) Bezirksrabbiner in Heidelberg
1930: der 1897 gegründete katholische Arbeiterverein Kirchheim wird in katholischer Männerverein umbenannt
1930: Gründung der NSDAP OG Dossenheim
1930: Bau einer Ferngasleitung von Mannheim-Luzenberg über Edingen nach Pfaffengrund
1930: das Dorf Seckenheim wird zu Mannheim eingemeindet
19. Januar 1931: Auflösung des AStA der Universität Heidelberg durch das badische Ministerium des Kultus und Unterrichts. Der AstA hatte satzungswidrig Wehrsportübungen finanziert.
19./20. Januar 1931: Wahlen zum AStA der Universität Heidelberg (39 Sitze, davon NSDStB 18, Nationaler Block 8, Katholische Studentenschaft 7, Republikanischer Hochschulbund 4, Rote Studentenfront 2)
20. Januar 1931: Gründung der vom Staat unabhängigen Deutschen Studentenschaft Heidelberg als Asta-Ersatz unter nationalsozialistischer Führung (im Capitol-Kino). An der Gründungsfeier nehmen der Jurist Friedrich Endemann, die Mineralogen Hans Himmel und Hans Nieland und der Theologe Fritz Haag teil. Während die anderen Professoren der Veranstaltung aus politischen Gründen fernbleiben oder weil sie das Verhalten der Studenten für unvereinbar mit akademischer Sitte halten, drücken die vier Genannten mit ihrer Anwesenheit ihre Zustimmung zum Kampf der Studentenschaft gegen den Pazifisten und Privatdozenten für Statistik Emil Julius Gumbel (vgl. 31. Juli 1924, 27. Mai 1932) und den sozialdemokratischen badischen Kultusminister Adam Remmele aus.
21. Januar 1931: studentische Kundgebung vor der Universität gegen die AStA-Auflösung
23. Januar 1931: Einweihung des Krankenhaus Bethanien (Rohrbacher Straße 149, seit 1911: „Badisches Landeskrüppelheim“)
31. Januar 1931: der VDSt Heidelberg bezieht das Haus Plöck 68
17.-19. Februar 1931: Besuch des japanischen Prinzen Takamatsu mit Gemahlin in Heidelberg
Frühjahr 1931: Gründung des Evangelischen Kirchenmusikalischen Institut durch Universitätsmusikdirektor Hermann Meinhard Poppen (Leopoldstraße 62; vgl. 18. Oktober 1931)
[1. April 1931: ein Misstrauensvotum gegen die der NSDAP angehörenden Regierungsmitglieder der thüringischen Landesregierung Wilhelm Frick und Willy Marschler führt zum Ende der Baum-Frick-Regierung (vgl. 8. Dezember 1929)]
8. April 1931: Generalversammlung der Arbeiterwohlfahrt Heidelberg. Adolf Rausch wird als Vorstand wiedergewählt. Josef Amann scheidet aus dem Amt, Lina Amann, Kontoristin, wird zur neuen Stellvertreterin.
21. April 1931: Einweihung des Schloßparkcasino (Wirt: Carl Faß; 1971 zerstört)
8. Mai 1931: Hochwasser des Neckars durch starke Regenfälle. Zerstörung des Blum´schen Freibads (unterhalb der Friedrichsbrücke) (vgl. 25. Mai 1831)
28. Mai 1931: der Speyerer Pfarrer Emil Lind (1890-1966) erhält die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg
1. Juni 1931: eine Verladeanlage der Kiesbaggerei Weber & Co. Mannheim entsteht bei Neckar-km 22,6 („Heidelberger Hafen“, Entstehung des Messplatzes in Bergheim; vgl. 8. August 1984)
9. Juni 1931: Einweihung des Hauptgebäudes und des Westflügels der Neuen Universität („Schurmanbau“; Architekt: Karl Gruber, Danzig; gespielt wird Wolfgang Fortners Kantate „Grenzen der Menschheit“; vgl. 17. Dezember 1928)
21. Juni 1931: nationalsozialistisches Treffen in Heidelberg, Aufmarsch der südwestdeutschen SA- und SS-Mannschaften
29. Juni 1931: das Gebäude der Neuen Universität wird nach dreijähriger Bauzeit eröffnet (siehe 9. Juni 1931)
12. Juli 1931: Friedrich Gundolf (*20. Juni 1880) stirbt in Heidelberg (auf dem Bergfriedhof begraben)
[15. Juli 1931: die Devisenbewirtschaftung wird im Deutschen Reich eingeführt. Der Handel mit Devisen wird auf die Reichsbank beschränkt]
Ende Juli 1931: Abschiedsvorlesung von Geh. Rat Prof. Dr. Philipp Lenard in der Universität Heidelberg
August 1931: wegen der schlechten Auftragslage muß der Betrieb der Fuchsschen Waggonfabrik eingestellt werden. Die Mehrzahl der Arbeiter wird entlassen.
4. August 1931: auf Antrag von Johannes Hoops wird der Wiener Jüdin Helene Richter (1861-1942) anläßlich ihres 70. Geburtstages die Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg verliehen (am 8. November 1942 in Theresienstadt ermordet)
1. September 1931: Büchsenmacher Friedrich Lux (*1895) aus Suhl eröffnet in der Leopoldstraße 9 ein Waffengeschäft (führt die Geschäfte bis 1974)
[18. September 1931: „Zwischenfall“ von Mukden, militärisches Eingreifen Japans in der Mandschurei]
[20. September 1931: England gibt den Golddevisenstandard auf und wertet das Pfund ab]
27. September 1931: Eröffnung des alten evangelischen Pfarrhauses Wieblingen in der Mannheimer Straße als neues Gemeindehaus („Käthe-Luther-Haus“)
[10./11. Oktober 1931: Bildung der „Harzburger Front“ (Stahlhelm, DNVP, NSDAP)]
18. Oktober 1931: Einweihung des Unterrichtsgebäudes des Evangelischen Kirchenmusikalischen Instituts in der Leopoldstraße 62 (vgl. 1971)
24. Oktober 1931: das 1835 erbaute Haus Hauptstraße 244 wird als Korporationshaus der 1902 gegründeten jüdischen Verbindung Bavaria Heidelberg im K.C. anlässlich des 41. Stiftungsfestes am 24. Oktober 1931 eingeweiht (vgl. 29. April 1933)
[28. November 1931: Bekanntwerden der "Boxheimer Dokumente". Der hessische Landtagsabgeordnete Werner Best legte bei einem Treffen hessischer NS-Funktionäre am 5. August 1931 im Boxheimer Hof bei Lampertheim Geheimpapiere vor, welche Notverordnungen und Proklamationen der NSDAP für den Fall einer gewaltsamen Machtübernahme enthielten]
1. Dezember 1931: Einstellung der Straßenbahn-Linie 9 (Hauptbahnhof-Rohrbach)
[8. Dezember 1931: „Vierte [Not-]Verordnung des Reichspräsidenten zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen und zum Schutze des inneren Friedens“, um Kapitalflucht einzudämmen. Die Reichsfluchtsteuer wird bei Aufgabe des inländischen Wohnsitzes fällig, sofern das Vermögen 200.000 RM übersteigt oder das Jahreseinkommen mehr als 20.000 RM beträgt. Steuersatz: 25 Prozent. (1934 verschärft)]
16. September 1931: der Speyerer Pfarrer Emil Lind (1890-1966) hält in Heidelberg einen Vortrag über den "Sozialismus im jüdischen Aufbauwerk Palästina"
[11. Dezember 1931: das britische Parlament erläßt das Statut von Westminster und verleiht den Dominions des British Commonwealth of Nations formal die gesetzgeberische Unabhängigkeit. Das Statut von Westminster gewährt dem Dominion Kanada, dem Australischen Bund, Neuseeland, dem Irischen Freistaat, der Südafrikanischen Union und Neufundland die völlige gesetzgeberische Unabhängigkeit. Das Statut ist ein Meilenstein im Prozess des Übergangs vom Empire zum Commonwealth mit gleichberechtigten Mitgliedstaaten]
Dezember 1931: Spaltung der sozialistischen Studentengruppe
1931: Umbau des Hauses der Evangelischen Stadtmission Plöck 15/17 zur Wandererherberge Wichernheim (28 Betten für Wohnungslose)
1931: die Dampfziegelei Stöckinger (seit 1889) löst ihren Betrieb am Hellenbach (Handschuhsheim) auf. Der Schornstein wird gesprengt.
1931: die Ernst Schmitthelm GmbH beginnt im Pfaffengrund als metallverarbeitender Betrieb mit der Herstellung von Bremsen (2007 in dIe Slowakei verlegt)
1931: Stillegung der Eigenstromerzeugung des Elektrizitätswerks Heidelberg. Strombezug von der Badenwerk AG.
1931: die Stadtverwaltung löst das Gemeindesekretariat im Alten Rathaus Wieblingen auf (vgl. 1993)
1931: Hermann Röhn (*2. 12. 1902-14. August 1946) Kreisleiter der NSDAP Heidelberg
1931: der Kaufmann Hermann Kraft entdeckt am Waldsberg bei Dossenheim eine mittelalterliche Ruine (später „Mauersechseck“ bzw. „Burg im Wolfsgrund“ genannt)
1931: die 1861/1862 gegründete, 1914 geschlossene Pirogovsche Lesehalle bildet den Grundstock der Bibliothek des Slavischen Instituts (vgl. 1920)
1931: Ortsgruppenleiter der Ortsgruppe Ziegelhausen der NSDAP wird Karl Odenwälder als Nachfolger von Dr. Hermann Vogel
1931: Paul Radig, seit 1899 Dirigent des städtischen Orchesters, tritt in den Ruhestand. Nachfolger: GMD Kurt Overhoff (-1941)
1931: nach dem Vorbild der "Motetten" in der Leipziger Thomaskirche beginnt das Kirchenmusikalische Institut mit der Veranstaltung von "Abendmusiken" an jedem Samstag in der Peterskirche
1931: Eröffnung des Friseursalons Gscheidle (Ziegelhausen, heute: Kleingemünder Straße 17)
1931: Gründung des Kleintierzuchtvereins C 74 Handschuhsheim
1931: Errichtung des Kriegerdenkmals für 1914-18 auf dem Alten Friedhof Wieblingen von J. P. Steinel (Gedenkkreuz 1939-45 von 1958)
1931: die Chemiker Carl Bosch (1874–1940) und Friedrich Bergius (1884–1949) erhalten für die Entwicklung chemischer Hochdruckverfahren (Kohlehydrierung) den Nobelpreis für Chemie
[1931: auf der "Reichskonferenz oppositioneller Sozialdemokraten" in Berlin wird die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) gegründet]
[1931: Bau des ersten Elektronenmikroskops durch Ernst Ruska und Max Knoll in Berlin]
1931-1932: die im 15. Jahrhundert erbaute evangelische Kirche in Dossenheim erhält einen Erweiterungsbau (genordetes, mit Walmdach versehenes Langhaus)
[18. Februar 1932: Gründung des von Japan abhängigen Staates Mandschukuo]
21. Februar 1932: Kundgebung der Eisernen Front in der Stadthalle. Leiter: Josef Amann (SPD, 1879-1971), Hauptredner: Fritz Ulrich (Heilbronn, MdR, SPD, 1888-1969)
23. Februar 1932: Beginn der "Rüstwoche" der Eisernen Front Heidelberg
[Februar 1932: Beginn der Genfer Abrüstungskonferenz]
1. März 1932: die Zeitung "Heidelberger Beobachter" ändert ihren Titel in "Die Volksgemeinschaft / Heidelberger Beobachter" (erscheint bis 23. März 1945)
8. März 1932: Kundgebung der NSDAP mit Gertrud Scholtz-Klink (1902-1999) in der Stadthalle
2. April 1932: im Hinterhaus des Gebäudes Plöck 35 wird ein Bethaus der orthodoxen jüdischen Gemeinde eröffnet (1960/1970 zerstört)
[10. April 1932: Reichspräsident Paul von Beneckendorff und Hindenburg gegen Hitler wiedergewählt]
[13. April 1932: die Reichsregierung verbietet SA und SS (Verbot im Juni 1932 aufgehoben)]
[18. April 1932: die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) wird durch die Nationalsozialisten als eingetragener Verein gegründet und am 3. Mai 1933 zur Parteiorganisation der NSDAP erhoben (am 10. Oktober 1945 durch den Alliierten Kontrollrat verboten)]
Frühjahr 1932: die Geschäftsstelle der Heidelberger SA zieht in das "Horst-Wessel-Haus" (Gaisbergstraße 55; Kreisgeschäftsstelle der NSDAP, SS Standarte 32 (gehörte 1916 dem Chirurgen Prof. Dr. Oskar Vulpius, 1867-1939)
8. Mai 1932: Aufstieg eines Fesselballons vom Meßplatz (Walzbrücke)
27. Mai 1932: der Universitätsdozent Emil Julius Gumbel hält bei einer Veranstaltung der Deutsch-ausländischen Gesellschaft Heidelberger Studenten in der Haspelgasse 12 einen Vortrag (vgl. 5. August 1932)
[30. Mai 1932: RP v. Hindenburg entläßt RK Heinrich Brüning]
Sommersemester 1932: 4032 Studierende an der Universität Heidelberg. Die Lebenshaltungskosten eines Heidelberger Studenten belaufen sich pro Monat (einschließlich Wohnung, Essen, Heizung und Licht etc., ohne Veranstaltungen, Bücher, Kolleggelder) auf 100 Reichsmark. Elektrischer Strom kostet 50 Pfennig/kWh. In der Mensa ißt man für 30 Pfennig.
[1. Juni 1932: der frühere Berufsoffizier und Abgeordnete im Preußischen Landtag Franz von Papen (1879-1969, bis 3. 6. 1932 Mitglied des Zentrum, dann parteilos, 1938 NSDAP, Monarchist) wird von Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Er bildet ein „Kabinett der Barone“]
[4. Juni 1932: der Reichspräsident löst den Reichstag auf]
[16. Juni 1932: das SA-Verbot wird aufgehoben]
[20. Juni 1932: Eröffnung der neuen zweispurigen Eisenbahnbrücke zwischen Mannheim und Ludwigshafen. Die alte Eisenbahnbrücke wird zur zweiten Straßenbrücke umgebaut (vgl. 1867)]
24. Juni 1932: Protestveranstaltung gegen den Statistiker Emil Julius Gumbel in der Stadthalle
[9. Juli 1932: das Abkommen von Lausanne beendet faktisch die deutschen Reparationszahlungen aus dem Versailler Vertrag]
10. Juli 1932: erste öffentliche Aufführung der Letzten Ritter von Handschuhsheim von Irma von Drygalski durch den Burgspielverein im Hof der Tiefburg (vgl. 24. Juni 1933)
11. Juli 1932: Demonstration der Eisernen Front durch die Altstadt („Der Zug… hatte starke Ausdehnung. Auf dem Marktplatz sprach Stadtrat [Josef] Amann über die Politik der `Barone und Reaktionäre´, über das `soziale Gewissen Hitlers´ und des Nationalsozialismus und warb bei den in beträchtlicher Zahl als Neugierige erschienen Kommunisten (die sich ihrerseits sehr zurückhielten) um die endliche Bildung der roten Einheitsfront gegen Diktatur und soziale Reaktion… Zu besonderen Zwischenfällen kam es nicht, doch wurden an der Providenzkirche drei Unbeteiligte von Zugteilnehmern verprügelt, und zwar, wie man uns berichtet, ohne erkennbaren Anlaß“)
[17. Juli 1932: „Altonaer Blutsonntag“, 17 Tote]
20. Juli 1932: Kundgebung des Zentrum in der „Harmonie“
[20. Juli 1932: Absetzung der preußischen Regierung durch die Reichsregierung („Preußenschlag“, "Papen-Putsch"). RK Papen läßt sich zum Reichskommissar für Preußen ernennen. ]
29. Juli-1. August 1932: 9. Bundestag, 38. Deutscher Philatelistentag in Heidelberg
29. Juli 1932: „Erklärung deutscher Universitäts- und Hochschullehrer“ im „Völkischen Beobachter“ (u.a. von Friedrich Endemann unterzeichnet)
[Juli 1932: Die Regierung Papen gründet den „Freiwilligen Arbeitsdienst“]
31. Juli 1932: Reichstagswahl. Die NSDAP wird mit 37,4% der Stimmen stärkste Partei im Reich (in Heidelberg 41%, SPD 17,6%, Zentrum 16,7%, KPD 11%) - In Braunschweig wird der Maschinenbaustudent Axel Schaffeld (*1904), NS-Hochschulgruppen- und SA-Sturmführer, von Kommunisten erschossen und später zum „Blutzeugen der Bewegung“ stilisiert.
[31. Juli 1932: Landtagswahl in Thüringen (Ergebnis: NSDAP 42,49%, SPD 24,27 %, KPD 16,13%, Thüringer Landbund 8,35 %. Landesregierung: Koalition NSDAP und Landbund, Leitender Staatsminister: Fritz Sauckel (NSDAP)]
5. August 1932: dem Universitätsdozenten Emil Julius Gumbel wird wegen seiner Rede am 27. Mai 1932 die venia legendi an der Universität Heidelberg entzogen
[30. August 1932: Hermann Göring wird zum Reichstagspräsidenten gewählt]
August 1932: der Handschuhsheimer Weg „Rohloch“ wird in „Rolloßweg“ umbenannt
3. September 1932: Winston Churchill in Heidelberg
5. September 1932: Dr. Edith Stein (1891-9. August 1942 im KZ Auschwitz ermordet) besucht ihre Freundin Hedwig Conrad-Martius in der Chirurgischen Klinik Heidelberg. Gemeinsam fahren sie zur Abtei Neuburg und treffen P. Petrus Jans OSB. Edith Stein spricht auch mit P. Daniel. (vgl. 2. Dezember 1930)
8. September 1932?: Grundsteinlegung für die neue katholische Kirche Sancta Maria (Pfaffengrund)
24. September 1932: Baubeginn des Fernmeldedienstgebäudes in der Sophienstraße (vgl. 23. März 1934)
[6. November 1932: Reichstagswahl. NSDAP verliert 34 Mandate, bleibt stärkste Fraktion]
[8. November 1932: Franklin Delano Roosevelt wird zum 32. Präsidenten der USA gewählt]
12. November 1932: Gründung des Katholischen Männerfürsorgeverein, Ortsgruppe Heidelberg
[21. November 1932: preußische „Verordnung über die Zuständigkeit zur Änderung von Familiennamen und Vornamen“]
November 1932-Sommer 1933: der erste Stock des Hexenturms wird als Kriegerehrenmal für die im 1. Weltkrieg gefallenen Studenten und Dozenten der Universität Heidelberg eingerichtet. Parole: „Deutschland soll leben, auch wenn wir sterben müssen! – Heinrich Lersch“ (vgl. 16. Juli 1919, 9. November 1933)
[2. Dezember 1932: der Reichswehrminister Generalmajor Kurt von Schleicher wird Reichskanzler]
1932: die Friedhofskapelle Handschuhsheim wird eingeweiht und erhält eine Glocke vom ehemaligen Lutherkirchel in der Oberen Kirchgasse
1932: die Mittelstraße in Handschuhsheim wird in Steubenstraße umbenannt (nach General von Steuben, 1730-1794)
1932: die Wirtschaft zum Storchen wird am alten Güterbahnhof 7 eröffnet (Gastwirt bis 1934/35 Georg Klenk, 1935-1945 Ernst Buchenauer)
1932: die 1898 gegründete Heidelberger Rudergesellschaft (RGH) baut das ehemaligen Turbinenhaus des Zementwerks (Schurmanstraße 2) zum Bootshaus um
1932: Wilhelm Hundertmark (†1953) gründet in der Bergheimerstraße 127 einen Autoreifenhandel (1938 in die Römerstraße 2-10 verlegt)
1932: Fritz Überle wird Vorsitzender der OG Heidelberg des Odenwald-Klubs
1932: Gründung der Badenwacht (Organisation der Zentrumspartei) in Ziegelhausen (Kameradschaftsführer: Hans Haarmann)
1932: Übernahme der chirurgischen Abteilung des Diakonissenhauses durch Dr. Gotthilf Feucht. Erwerb der (1913 erbauten) Villa Menge in der Zeppelinstraße, die zunächst als Altersheim unter dem Namen "Haus Salem" genutzt wird.
1932: Schließung der Lehrerbildungsanstalt Heidelberg. (Ausbildung der badischen Lehrer in Karlsruhe)
[1932: Max Himmelheber erfindet die Holzspanplatte]
um 1932: Verlängerung der Bergstraße zum Handschuhsheimer Mühltal
Wintersemester 1932/33: an der Universität Heidelberg sind 3374 Studierende eingeschrieben, darunter 668 Frauen (20%)
1932-1934: Handschuhsheimer Burgspiele in der Tiefburg (Stücke von Irma von Drygalski und Fritz Frey)
[1932-35: Chaco-Krieg zwischen Bolivien und Paraguay]
1932-1933: Regierungsrat Dipl.-Ing. Carl Koch (1885-1957) gräbt auf dem Heiligenberg archäologisch. Das Stephanskloster wird durch den (freiwilligen) Arbeitsdienst unter Leitung von Karl Hampe freigelegt (Notstandsarbeiten der Stadt Heidelberg). Dabei findet sich im westlichen Querschiff eine zerbrochene Sandsteinplatte. Die Inschrift berichtet, daß hier Hazecha, Gemahlin oder Tochter des Ritters Ricfrid, (wohl um 1094) begraben wurde. (vgl. 1912, 1921)
1932-1940: der österreichische Dirigent Kurt Overhoff (1902-1986) ist Generalmusikdirektor in Heidelberg (vgl. 6.-12. Mai 1935, 7.-12. Juni 1939)
1932-1956: Umstellung des elektrischen Kabelnetzes (Neuverlegung) in Heidelberg von Gleichstrom auf Drehstrom mit 220/380 Volt