Heidelberger Geschichtsverein e.V. (HGV)

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Zeittafel zur Heidelberger Geschichte ab 1700

um 1700: auf der Erde wohnen ca. 700 Millionen Menschen

um 1700: Georg Adam Christoph von Helmstatt (1676-1741) läßt neben der Ruine der Tiefburg in Handschuhsheim das Freiadlige Herrengut mit Ställen und Scheunen an der Stelle des verfallenen Gutshauses der früheren Ortsherrschaft errichten

1700: die Universität kehrt nach Heidelberg zurück

1700: die letzte Ausgabe des kurpfälzischen Landrechts von 1582 (Churfürstlicher Pfaltz bey Rhein etc. Ernewert und Verbessertes Land-Recht) erscheint in Weinheim, von Kurfürst Johann Wilhelm zum Ersatz der im Pfälzischen Erbfolgekrieg verlorenen Exemplare in Auftrag gegeben, nur durch wenige Beilagen (z.B. das "Edictum wider die Duella" von 1692) erweitert

1700: Carl Ludwig Tolner gibt in Frankfurt Historia Palatina heraus (Additionis ad Historiam Palatinam, 1709)

1700: Johann Andreas Eisenmenger, Professor für orientalische Sprache an der Universität Heidelberg, veröffentlicht das Buch Entdecktes Judenthum Oder Gründlicher und Wahrhaffter Bericht, welchergestalt die verstockten Juden die Hochheilige Drey-Einigkeit lästern und verunehren.

1700: Bau des Gebäudes Hauptstraße 183 (Gasthaus Goldenes Herz)

[1700: Freiherr Lothar Friedrich von Hundheim (1668-1723) läßt auf den Grundmauern der 1689 zerstörten Erlenburg das Schloß Ilvesheim erbauen, vermutlich von Johann Adam Breunig, 1660-1727]


19. Februarjul./ 1. März greg. 1700: Einführung des gregorianischen Kalenders im Königreich Dänemark und in den protestantischen Reichsständen des Heiligen Römischen Reiches. Auf den 18. Februar folgt unmittelbar der 1. März 1700


[1700: Gründung der Berliner Sozietät der Wissenschaften]


[10. Mai 1700: die Berliner Societät der Wissenschaften erhält von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg das Kalender-Patent und damit das alleinige Recht zur Herstellung von Kalendern in Brandenburg]


[1. November 1700: der spanische König Erzherzog Karl II., der letzte spanische Habsburger, stirbt kinderlos (vgl. 1701-1713)]


5. November 1700: Kurfürst Johann Wilhelm befiehlt den Wiederaufbau von Schloß Schwetzingen (vgl. März 1689)


[1700-1721: Großer Nordischer Krieg zwischen Schweden, Dänemark, Polen, Preußen und Russland]


[30. November 1700: Schlacht von Narva im Großen Nordischen Krieg. Die russische Armee unter Zar Peter I. erleidet eine verheerende Niederlage gegen die Schweden]


[1700: Zar Peter der Große führt den julianischen Kalender in Rußland ein]


1700-1721: Wiederaufbau der 1693 zerstörten Providenzkirche (siehe auch 1738)

[18. Januar 1701: Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg-Hohenzollern, Herzog in Preußen, krönt sich im Schloß Königsberg (Hauptstadt des Herzogtums Preußen) zum König in Preußen. Preußen selbst wird damit innerhalb des Reichs kein Königreich, nur das Haus Brandenburg-Hohenzollern ein Königshaus (vgl 18. 1. 1871)]

[9. Juni 1701: Philippe I. de Bourbon, duc d’Orléans (Philipp von Frankreich, Herzog von Orléans, * 1640, seit 1671 mit Elisabeth Charlotte von der Pfalz verheiratet) stirbt in Saint-Cloud]

[16. September 1701: James II. von England (Jakob VII. von Schottland, *1633) stirbt in Saint-Germain-en-Laye]

17. September 1701: der Grundstein für das Heidelberger Rathaus wird gelegt (1703 vollendet; Baumeister (in Düsseldorf): Oberingenieur J. Flémal, auch Fleumale, †nach 1703)

1701: das Augustinerinnen-(Schwarznonnen)kloster in der Grabengasse wird errichtet (bis 1802; vor 1693 Bereich des Seckendorfer Hofes)

1701(?): die Hofapotheke wird erbaut (Baumeister Johann Jakob Rischer, heute Hauptstraße 190)

1701: Bau des Hauses Hauptstraße 75 (Gasthaus Perkeo)

[1701: Mit dem Act of Settlement ("An Act for the further Limitation of the Crown and better securing the Rights and Liberties of the Subject") schafft das englische Parlament die neue Grundlage der protestantischen Thronfolge im Königreich England. Als Thronfolgeregelung ist der Act of Settlement bis heute im Vereinigten Königreich gültig. Er schreibt fest, daß nach dem Tod Annes, der letzten protestantischen Thronfolgerin im Haus Stuart (und späteren Königin von 1702 bis 1714), das Recht der Thronfolge – unter Umgehung der bis dahin gültigen Erbfolgelinie – auf ihre Cousine ersten Grades Sophie von Hannover, Prinzessin von der Pfalz (1630-1714) bzw. deren protestantische Nachkommen übergehen soll. Sophie von der Pfalz ist eine Tochter der Elisabeth Stuart und die nächste lebende protestantische Verwandte des Königshauses. Außerdem wird geregelt, dass auch alle jene ihrer künftigen Nachkommen ihr Anrecht auf den englischen (ab 1707 britischen) Thron verlieren, die katholisch werden oder einen katholischen Partner heiraten. Hierdurch werden sämtliche Katholiken aus der englischen bzw. später britischen Thronfolge ausgeschlossen, was nach Jahrzehnten politischer Krisen und Unruhen das Hauptziel des Gesetzes ist. - vgl. 1714)]

[24. Juli 1701: der französische Abenteurer Antoine Laumet de La Mothe, sieur de Cadillac, gründet am Ausfluß des Lake Erie, dem Detroit River ("le détroit du Lac Érié"), die Ville d’Etroit (später: "Fort Pontchartrain du Détroit", nach dem Comte de Pontchartrain, Marineminister unter Ludwig XIV., benannt), aus dem sich die Stadt Detroit entwickelt. 1710 wird er Gouverneur von Louisiana]

7. September 1701: Haager Große Allianz, ein breites Bündnis gegen Ludwig XIV. während des Spanischen Erbfolgekrieges, zunächst zwischen dem Kaiser, England und den Niederlanden. Am 30. Dezember 1701 tritt der preußische König bei. Seit 1703 schließen sich das Reich als Ganzes sowie zahlreiche Reichsstände wie Kurbrandenburg, Braunschweig, Hessen-Kassel, Mecklenburg-Schwerin, der fränkische, der schwäbische, der niederrheinisch-westfälische und der oberrheinische Reichskreis an. Auch Savoyen und Portugal kommen hinzu.

1701-1714: Spanischer Erbfolgekrieg (la guerre de succession d'Espagne) zwischen Habsburgern und Bourbonen um das Erbe des letzten Habsburgers auf dem spanischen Thron König Karl II. Der Bewerber der Bourbonen ist Philipp von Anjou. Die Kurfürsten von Bayern und Köln stehen auf Seiten Frankreichs. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz schließt sich der Haager Allianz an.

1701-1714: Anlage der Weißenburger Linien (Lignes de la Lauter) durch Marschall Claude-Louis-Hector de Villars zur Verteidigung des von Frankreich neu erworbenen Elsass zwischen dem Rhein bei Lauterbourg und den Vogesen bei Wissembourg

Juli-Dezember 1702: Aufenthalt der römisch-deutschen Königin Wilhelmine Amalia in Heidelberg, während ihr Mann König Joseph I. Landau belagert

[9. September 1702: Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden erobert Landau (Pfalz) von der französischen Armee des Marschall Claude-Louis-Hector de Villars]

1702: eine Schiffsbrücke über den Neckar wird gebaut (1708 abgebaut)

1702: im Klingenteich wird ein jüdischer Friedhof angelegt (-1876, ältester Grabstein datiert von 1784)

http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/FRIEDHOF/BADENWUE/PROJEKTE/f-bw.htm

[1702-1713: Queen Anne’s War in Nordamerika]

18?. Februar 1703: erste Sitzung im neuen Rathaus Heidelberg

Mai/Juni 1703: die Vorlesungen an der Universität Heidelberg werden nach der Vertreibung im pfälzischen Erbfolgekrieg wieder aufgenommen

26. Juli 1703: Grundsteinlegung des Jesuitenkollegiums  zwischen Kettengasse und Heugasse (-1705/1711/1732; Baumeister Johann Adam Breunig; Merianstraße 2/Kettengasse 10a-16) (nachdem Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz den Jesuiten das Grundstück für den Bau geschenkt hatte)

[15. November 1703: Schlacht am Speyerbach ("La bataille de Spire") südwestlich von Speyer. Eine französische Armee unter Camille d’Hostun de la Baume, duc de Tallard, der versucht, die Festung Landau zurückzuerobern, schlägt eine kaiserliche Entsatzarmee der Alliierten, woraufhin die belagerte Festung vor den Franzosen kapituliert]

1703: Bau des Hauses Hauptstraße 209 ("Palais Boisserée")

1703: Bau des Hauses Hauptstraße 217 (heute: „Roter Ochsen“)

1703: in der Stadt sind 5000 Soldaten einquartiert

1703: die Jesuiten gründen in Heidelberg die Akademische Marianische Kongregation (vgl. 1636, 1713)

1703-1706: Anlage des Marktplatzbrunnens durch Stadtwerkmeister Johann Martin Laub (um 1705: bekrönende Herkulesfigur von Heinrich Charrasky)

[1703: Zar Peter der Große gründet St. Petersburg und erklärt die Stadt 1712 anstelle von Moskau zur Hauptstadt des russischen Zarentums]

1703/1704: der italienische Komponist Agostino Steffani (1654-1728) bekleidet das Amt des Rektors der Heidelberger Universität. Er steht in Diensten des Kurfürsten Johann Wilhelm und leitet die Amtsgeschäfte der Universität von Düsseldorf aus.

1703-1706: der Geheime Rat und Hofkammerpräsident Franz von Sickingen (1629-1715) läßt das zweigeschossige Mittelgebäude des Sickinger Hofs in der Hauptstraße (heute Nr. 209) für seine Wohn- und Kanzleiräume errichten (vgl. 1466, 1810; "Palais Boisserée")

[12./13. Juni 1704: Kriegsrat der drei Feldherren Prinz Eugen von Savoyen, Duke of Marlborough und Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden im Gasthaus „Lamm“ in Großheppach (Remstal)]

[3. August 1704: Gibraltar wird durch Handstreich englisch]

[13. August 1704: Schlacht bei Blindheim/Höchstädt (Donau). Duke John of Marlborough und Prinz Eugen von Savoyen siegen über Kurfürst Max Emanuel von Bayern und die Franzosen unter General Camille d’Hostun de la Baume, duc de Tallard (†1728)]

1704: Feist Oppenheimer richtet in seinem Haus (heute:) Merianstraße 3 eine private Synagoge ein (vgl. 1714)

[1704: der Hallenser Professor Christoph Cellarius überträgt in seiner Historia universalis die Dreiteilung der Geschichte in Altertum, Mittelalter und Neuzeit von der Literatur- auf die Allgemeingeschichte]

[1704–1717: der französische Orientalist Antoine Galland überträgt die Geschichten aus Tausend und einer Nacht ("Les Mille et Une Nuits") als erste europäische Übersetzung]

30. Juli 1705: Bezug des Nordflügels des Jesuitenkollegiums Heidelberg (Baumeister: Johann Adam Breunig)

26. August 1705: Düsseldorfer Vertrag zwischen Fürstbischof Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg und seinem Bruder Kurfürst Johann Wilhelm. Beseitigung der Gebiets- und Grenzstreitigkeiten zwischen dem Hochstift Worms und Kurpfalz. Kurfürst und Bischof einigen sich auf einen größeren Gebietsaustausch zwischen Worms und Kurpfalz. Ladenburg und die Dörfer Neckarhausen, Altenbach, Ringesheim (), Heubach, Hemsbach, Laudenbach, Sulzbach gehen in kurpfälzischen Besitz über. (vgl. 1344, 1802)

[4. Oktober 1705: der zum polnischen König gewählte Stanislaus I. Leszczyński (1677-1766) wird in Warschau gekrönt]

8. Oktober 1705: Einrichtung des kurpfälzischen Oberamt Ladenburg mit der Stadt als Sitz.

21. November 1705: die (erste) kurpfälzische Religions-Deklaration soll Einigung in die konfessionellen Streitigkeiten in der Kurpfalz bringen. Die Gleichberechtigung von Katholiken und Reformierten wird festgelegt. Beseitigung der meisten Simultaneen. Teilung des lokalen Kirchenvermögens, der Kirchen, Pfarrhäuser und Schulen zwischen Reformierten und Katholiken im Verhältnis 5/7 zu 2/7. Zusicherung der Religions- und Gewissensfreiheit für die Protestanten. Sonderregelungen gibt es für die drei Hauptstädte Heidelberg, Mannheim und Frankenthal sowie die Oberamtsstädte Alzey, Kaiserslautern, Oppenheim, Bacharach und Weinheim. In den Städten mit zwei Kirchen soll die eine den Protestanten und die andere den Katholiken zufallen; in den anderen, wo nur eine Kirche besteht, der Chor vom Langhaus durch eine Mauer geschieden, und jener den Katholiken, dieses den Protestanten eingeräumt werden. Den Lutheranern werden nur jene Kirchen zugestanden, die sie im Jahr 1624 besaßen oder danach gebaut hatten. - Heidelberg: Der Chor der Heiliggeistkirche dient den Katholiken als Pfarrkirche. Das Langhaus, durch eine Mauer vom Chor getrennt, dient als Kirche der Reformierten. Den Franziskanern und Dominikanern werden ihre alten Klöster zurückgegeben. Obwohl in der theologischen Fakultät der Universität Heidelberg 3 katholische und 2 reformierte Professoren lehren, gibt es nur eine Fakultät, aber seit 1707 zwei Dekane (vgl. 1695, 1697, 1799).

1705-1716?: Pfalzgraf Carl Philipp kaiserlicher Statthalter der ober- und vorderösterreichischen Lande mit Sitz in Innsbruck

1705: die Dominikaner bekommen ihr (zerstörtes) Kloster in der Vorstadt zurück (vgl. 1793)

[1705: das Hauptwerk der Maria Sibylla Merian (1647-1717) Metamorphosis insectorum Surinamensium erscheint in Amsterdam]

um 1705: die Herkulesfigur des Marktplatzbrunnens (mit Keule, Löwenfell und Schild) wird von Heinrich Charrasky geschaffen (vgl. 1703)

1706: Kurfürst Johann Wilhelm bewilligt den Jesuiten fünf Lehrstühle an der Universität (Teilung der theologischen Fakultät in eine reformierte und eine katholische Abteilung)

31. Oktober 1706: Kurfürst Johann Wilhelm übergibt den Jesuiten Stift Neuburg zur Erwirtschaftung ihres Unterhalts (1728 durch den Papst, 1737 durch den Kaiser bestätigt; vgl. 1773). Das Kloster wird restauriert und ausgebaut.

1706: Neubau der Neckarschule (Obere Neckarstraße 1, 1803 aufgehoben)

1706: die Heiliggeistkirche wird durch eine Quermauer geteilt, der Lettner abgebrochen. (Chor: Katholiken, Schiff: Reformierte, Turm und Geläut gemeinsam) (vgl. 1705, 1719, 1799, 1885, 1936)

1706: Kurfürst Johann Wilhelm überläßt der Universitätsbibliothek Heidelberg einen Teil der von ihm erworbenen Büchersammlung (ca. 5000 Bände) des 1703 verstorbenen Philologen und Historikers Johann Georg Graevius (Utrecht) und ermöglicht ihr damit einen Neuanfang http://www.iaslonline.de/index.php?vorgang_id=2889

1706: Bestellung des Grafen von Schaeßberg zum pfälzischen Generalpostmeister

1706: der ehem. Maulbronner Klosterhof in Heidelberg wird zum Haus des Herzogs von Württemberg

1706/07: Heuscheuer (Lagerhaus an der Mantelgasse; früher Mantelturm, Keffig oder Frawenthurn, 1693 zerstört) wird erbaut

1706-1714: Franz Fortunat Freiherr von Isselbach Militärgouverneur von Heidelberg

1706/1710?: Bau der 8. Neckarbrücke ("Nepomuk-Brücke"; 1724 durch Eisgang teilweise zerstört, 1784 durch Eishochwasser zerstört; abgebildet bei P.F. de Walpergen, Panorama von Heidelberg 1763) (vgl. 1709)

1706ff: das Kohlhof-Gebiet (Busenbrunnerhof) auf dem Königstuhl wird zwecks Anlage von Feldern gerodet (vgl. 1803)

10.-21. Juli 1707: französische Truppen besetzen Heidelberg

11. Juli 1707: französische Truppen besetzen das Heidelberger Schloß

1707: Aufspaltung der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg in eine reformierte und (bis 1807) in eine katholische Abteilung (vgl. 21. November 1705)

1707: der kurpfälzische General, geheime Rat, Oberjägermeister Eberfritz von Venningen erbaut das Haus zum Riesen (Hauptstraße 52, Baumeister Johann Adam Breunig, Fassade Heinrich Charrasky)

[1707: der Ratsherr Johann Maximilian von Humbracht gibt in Frankfurt Georg Helwigs Kompendium über die Rheinische Reichsritterschaft "Die Höchste Zierde Teutschlands und Vortrefflichkeit des Teutschen Adels, vorgestellt in der Reichs-Freyen Rheinischen Ritterschaft" heraus] http://www.bsb-muenchen-digital.de/~web/web1032/bsb10328166/images/index.html?digID=bsb10328166&pimage=00001&v=pdf&md=1&l=de

[1707: Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden (*1655, "Türkenlouis") stirbt (siehe 1691)]

[1707: Act of Union. Das Königreich Schottland und das Königreich England werden zum Königreich Großbritannien vereinigt (Ersetzung der Personalunion durch Realunion; vgl. 1603, 1800)]

1708: die 1702 errichtete Schiffsbrücke über den Neckar wird abgebaut - Der Kornmarkt wird freigelegt

1708: Anlage des botanischen Gartens der Universität Heidelberg am Heckemarkt durch Professor Daniel Nebel (vgl. 1767, 1805)

1708: Bau des Hauses Hauptstraße 226 (Walpergen-Haus)

1708: Bau des Hauses Obere Neckarstraße 2 (Gasthaus zur Alten Brücke)

1708: die Kurpfalz tritt alle Rechte an Klein-Schifferstadt dem Hochstift Speyer ab, wodurch Groß- und Klein-Schifferstadt vereinigt werden


1708: Kurfürst Johann Wilhelm erneuert den 1444 von Herzog Gerhard V. von Jülich und Berg gestifteten Sankt-Hubertus-Ritterorden (1808 von König Max Joseph von Bayern bestätigt; höchster Orden des pfälzischen Hauses)

[1708: Kreuznach gehört vollständig zur Kurpfalz mit Ausnahme des Oranienhofes vor der Stadtmauer]

um 1708: dem Kurfürsten Johann Wilhelm bietet sich die Gelegenheit, die Würde eines Königs von Armenien zu erlangen. - Er beauftragt den Architekten Graf Matteo Alberti (1646-1735) aus Venedig, ein großzügiges Residenzschloß zu planen. Alberti plant eine Barockresidenz vor der Stadt mit Front zum Fluß, Hauptgebäude ca. 360 x 250 m, mit Garten und Remisen, größte jemals in Europa geplante Schloßanlage. (Verbindung des alten, zwischen 1699 und 1703 bereits weitgehend wiederhergestellten Schlosses mit der neuen Anlage durch eine große Rampe?). Es ist nicht klar, ob der Plan für Heidelberg oder Düsseldorf gilt (vgl. Hans-Martin Mumm, In welcher Richtung strömt der Fluss vor Johann Wilhelms Prachtschloss?, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 12/2008) http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Alberti_Schlossneubau_Heidelberg.jpg

1708/1709: ungewöhnlich harter Winter in Europa bis in den April. Seit dem 6. Januar 1709 sind alle Flüsse Deutschlands gefroren, ebenso die Adria, „Bodensee-Eis trägt Lastwagen“, „Obstbäume und Weinreben erfroren weitgehend“. Erfrieren der Wintersaat, der Weinstöcke und Obstbäume. Folge u.a.: Auswanderung von ca. 8500 Pfälzern nach/über England und Pennsylvanien/New York (vgl. 763, 829, 859/860, 1621) https://de.wikipedia.org/wiki/Massenauswanderung_der_Pf%C3%A4lzer_(1709) http://www.auswanderung-rlp.de/auswanderung-nach-nordamerika/1718-jahrhundert/1709-massenauswanderung-nach-new-york.html

1708-1728: Matthias Ahrweiler Rabbiner in Heidelberg

22. März 1709: der kurpfälzische Staatsminister Lothar Friedrich von Hundheim schließt für die Kurpfalz in Köln einen Unterstützungsvertrag mit dem kaiserlichen Oberkommandierenden der Alliierten im Spanischen Erbfolgekrieg, Prinz Eugen von Savoyen (1663–1736)


April 1709: Kurfürst Johann Wilhelm erläßt eine Verordnung, die das Auswandern in die "sogenannte Insul Pensylvaniam" verbietet. Aus "landesherrlicher Fürsorgepflicht" gegenüber den Untertanen und in Anbetracht der Tatsache, daß die "aus hiesigen und umliegenden Landen bereits würklich emigrirte und noch täglich zu emigrieren gesinnte einfältige arme Leuthe, so sich in die sogenanndte Landschaft Pensylvaniam zu begeben willens, zu dieser langwierig-, gefahr- und mühseeliger Reysz vermuthlich daher verleitet worden" und "etliche 1000 an der Zahl vor Rotterdam, auf denen sogenandten Dycken" festsitzen und "aus Ursach, damit diese arme Leuthe ... nicht jämmerlich ertrinken möchten" müsse dem Auswandern Einhalt geboten werden.

[8. Juli 1709: Schlacht bei Poltawa. Zar Peter der Große besiegt Karl XII. von Pfalz-Zweibrücken, König von Schweden]

13. Juli 1709: Raugräfin Amalia Elisabetha zu Pfalz ("Amelise", *1. April 1663) stirbt. Grabmal im Chor der Peterskirche Heidelberg. Epitaph

4. August 1709: Elisabeth Amalie von Hessen-Darmstadt (*20. März 1635), die Mutter des Kurfürsten Johann Wilhelm, stirbt in Neuburg an der Donau

[11. September 1709: in der Schlacht bei Malplaquet (bei Lille) während des Spanischen Erbfolgekrieges besiegt eine alliierte Armee unter dem Duke of Marlborough und Prinz Eugen von Savoyen ein französisches Kontingent]

12. September 1709: Ezéchiel Comte de Mélac, Lieutenant général, fällt bei Malplaquet

1709: die Oberkuratel als staatliche Aufsichtsbehörde über die Universität Heidelberg wird erstmals erwähnt (erster Kurator: Agostino Steffani)

1709: das Dorf Maudach gelangt unter die Herrschaft des Kurfürsten von der Pfalz

1709-1711: die Türme des Neckarbrückentors werden anstelle ihrer mittelalterlichen Kegeldächer mit geschweiften Hauben überfangen

[1709: Johann Friedrich Böttger erfindet in Meißen das europäische Porzellan]

[1709-1711: Pest in Preußen]

[1709-1738: Markgraf Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach reg.]

1. Mai 1710: Kurfürst Johann Wilhelm gestattet dem Glasmacher Johann Peter Wenzel (†1743) aus Isenburg und seinen drei Brüdern den Bau einer Glashütte im Steinbachtal (heute: Wilhelmsfelder Straße 125; bis 1768)

3. Juni 1710: Wiedererrichtung der Brunnengemeinde Steingasse

12. September 1710: das Schlosser-, Büchsen-, Uhren-, Winden- und Lödtmacher-Handwerk zu Heidelberg gibt sich eine neue Zunftordnung

1710: Stadtphysikus und Professor Daniel Nebel und sein Schwager Carl Ernst de Spina erbauen das Haus Nebel (Heiliggeiststraße 7/7a)

1710: Haus Neukirch (Hauptstraße 120) wird erbaut

1710: der botanische Garten der Universität Heidelberg am Heckemarkt erhält sein erstes Gewächshaus

[1710: Johann Jakob Rischer baut das Schloß der Grafen von Wiser auf dem Grund des 1688 zerstörten Bettendorffschen Adelshofes in Leutershausen (vgl. 1737)]

[1710: der Schwäbische Kreis beschließt die kunstgerechte Anlegung von Landstraßen mit der Anlegung eines zweiten Geleises (vgl. 1737, 1753)]

[1710: Entwurf der "Rechtsbündnisse und Statuten der Gesetze und Freiheiten des Saporoger Kosakenheeres" , „erste Verfassung Europas“, auch Verfassung Pylyp Orlyks, die bereits die Gewaltenteilung von Legislative, Exekutive und Judikative vorsieht, noch vor Montesquieus Vom Geist der Gesetze (1748)]

1710ff.: Wiederaufbau der Peterskirche als barocke Quersaal-Kirche mit Emporen innerhalb der spätgotischen Umfassungsmauern, gebrochenem Mansarddach und Dachreiter über dem Chor (Baumeister: Johann Jakob Rischer)

1710-1714: Kurfürst Johann Wilhelm beschließt, zeitweise in Schloß Schwetzingen seine Wohnung aufzuschlagen und ordnet den Ausbau des Gebäudes zur repräsentativen Schlossanlage nach barockem Muster an (13-achsiger doppelgeschossiger Ehrenhofflügel links und rechts der Ostseite und zentrales Eingangsportal unter Baumeister Adam Breunig) (vgl. 5. 11. 1700)


1710-1714: der hessische Offizier im Dienste Kurfürst Johann Wilhelms (Obrist eines Regiments zu Fuß, dann General) Johann Hermann Freiherr von Freudenberg[-Mariotte],Churfürstlich Pfältzischer General Lieutenant und Gouverneur der dahiesigen Churpfältzischen Haupt- und Residenzstadt Heydelberg“, (ab 1714 Gubernator von Heidelberg), kauft nach und nach das Gelände extra muros am Obertor und läßt dort um 1714 ein Palais mit Garten bauen. Die Stadt Heidelberg unterstützt ihn mit einem Allmendgrundstück, das unter der Bedingung abgegeben wird, daß der öffentliche Weg (Allmende) am Ufer mit „Arcaden oder Schwibbög“ überbaut wird, damit er den Bürgern erhalten bleibt. Der Garten soll „biß an den Neckar hinauß gesetzt“ werden. (Baumeister: Johann Adam Breunig zugeschrieben). (die erste Privatarchitektur in Heidelberg mit der Disposition des "Corps de logis entre cour et jardin", dem Vorbild des städtischen Privathauses in Frankreich ("hôtel particulier") folgend. Der Hauptbau mit dem Ehrenhof wird von zwei Seitenflügeln zur Hauptstraße hin flankiert; seit 1902 "Palais Weimar" genannt)

1711: Haus Hauptstraße 204 (Gasthaus zum Goldenen Falken) wird erbaut

Frühjahr 1711: Hans Adam und Peter Reinhardt aus Heiligkreuzsteinach, Hans und Hans Georg Gärtner aus Eiterbach und Leonhard Müller aus Hilsenhain roden mit kurfürstlicher Erlaubnis das Odenwaldtal am Hilsbach und siedeln sich an. 1727 hat der Ort ("Neudorf") 118 Einwohner. Er wird später nach Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz Wilhelmsfeld genannt. Der Ort gehört zur Kellerei Waldeck des Oberamtes Heidelberg, deren Keller oder Schultheiß in Heiligkreuzsteinach sitzt.

17. April 1711: Kaiser Joseph I. (33) stirbt an den Pocken. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz versieht neben dem sächsischen Kurfürsten das Amt des Reichsvikars.

[12. Oktober 1711: die Kurfürsten wählen im Kaiserdom St. Bartholomäus zu Frankfurt am Main Karl VI., König von Spanien, Erzherzog von Katalonien, den Bruder des verstorbenen Kaisers, zum römisch-deutschen König]

[22. Dezember 1711: Karl VI., König von Spanien, wird in Frankfurt am Main zum Kaiser gekrönt]

1711: der Oberjäger Johann Jakob Kaiser aus Bruchhausen erhält von Kurfürst Johann Wilhelm die Erlaubnis, am südöstlichsten Ende der Gemarkung Bruchhausens, am Ufer des Leimbachs, eine Mahlmühle zu errichten und als Erbpächter zu betreiben. Er wird hierfür von Abgaben und Zwangsdiensten befreit und muß neben der jährlichen Pacht von 30 Gulden am Martinstag 25 Malter gemahlenen Getreides an den kurfürstlichen Hof abliefern. (Da Mühle wie auch der Ort Bruchhausen eine Hofdomäne sind, fallen sie nach Auflösung der Kurpfalz 1803 nicht nur territorial an das Kurfürstentum Baden, sondern auch in das direkte Eigentum des Herrscherhauses. ("Bruchhäuser Mühle", ab 1830 "Kirchheimer Mühle"). 1928 wird Bruchhausen zu Sandhausen eingemeindet, die Bruchhäuser Mühle wird Kirchheim zugeteilt.


1711: Kurpfälzer Forstordnung

1711: ein neues Kirchenbuch der wallonischen Gemeinde wird aufgelegt und bis 1819 geführt

19. April 1712 (54. Geburtstag von Kurfürst Johann Wilhelm): Grundsteinlegung für die Jesuitenkirche Heidelberg. Plan: Johann Adam Breunig. Approbation am 3. 11. 1703 durch den Ordensgeneral Thyrsus Ganzales. Der südliche Teil der Heugasse wird dem Baugelände zugeschlagen. Die erste Phase der Bauarbeiten dauert bis 1723 (vgl. 1749-1759)

16. Juni 1712: der Kirchengrundriß der Jesuitenkirche wird von Ordensgeneral Michelangelo Tamburini genehmigt

24. Juli 1712: Grundsteinlegung für den Domus Wilhelmiana, errichtet an der Stelle des 1693 zerstörten Casimirianum (Baumeister: Johann Adam Breunig; 1716/1728 fertiggestellt)

1712: Palais Moraß an der Stelle des Armenspitals für den Juristen Johann Philipp von Morass erbaut (Baumeister: Johann Adam Breunig?; vgl. 1733, 1765)

1712?: an der Hauptstraße bei der Universität wird der Löwenbrunnen errichtet (1927 etwas weiter nach S versetzt)

1712: bei Johann Mayer erscheint in Heidelberg "Fata collegii Heidelbergensis Societatis Jesu" (Geschicke des Jesuitenkollegs) des Jesuiten Adam Heidt (*1667 Aschaffenburg)

[1712: Zuerkennung der Herrschaft Vaduz an den Fürsten von Liechtenstein]

16. März 1713: kurpfälzische Almosenordnung gegen das Bettelwesen

[11. April 1713: der Friede von Utrecht beendet teilweise den Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714). Gibraltar und Menorca werden dem britischen Empire zugesprochen. Großbritannien erhält das Monopol für den Sklavenhandel mit den spanischen Kolonien in Amerika (Asiento de negros). Savoyen erhält Sizilien und wird Königreich]

1713: die Jesuiten gründen in Heidelberg die Marianische Bürgersodalität (Sodalität Mariae Verkündigung, vgl. 1703)

1713: Haus Kornmarkt 5 („Palais Graimberg“) wird erbaut

1713: der Palais des Architekten Johann Jakob Rischer (Untere Straße 11) wird erbaut (vgl. 1588)

[19. April 1713: der römisch-deutsche Kaiser Karl VI. ermöglicht in der Pragmatischen Sanktion die Erbfolge für weibliche Nachfahren der Familie]

[1713: Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) König von Preußen]

[1713: John Harrison stellt den ersten tragbaren Schiffs-Chronometer vor]

[1713: Hans Carl von Carlowitz (1645 – 1714), Oberberghauptmann aus Freiberg, formuliert angesichts einer drohenden Rohstoffkrise in seinem Werk "Sylvicultura oeconomica" erstmals, daß immer nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie durch planmäßige Aufforstung, durch Säen und Pflanzen nachwachsen kann]

[1713-1714: die erste deutsche Wochenschrift, „Der Vernünftler. Teutscher Auszug aus den Engelländischen Moral-Schriften Des Tatler Und Spectator“ hg. von Johann Mattheson, erscheint in Hamburg]

[6. März 1714: mit dem Frieden von Rastatt wird der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714) beendet. Der Vertrag zwischen Frankreich (Marschall Claude-Louis-Hector de Villars) und Österreich (Prinz Eugen von Savoyen) bestätigt den vorausgegangenen Frieden von Utrecht (11. April 1713). Österreich erhält Breisach, Freiburg im Breisgau, Kehl, die Spanischen Niederlande, Sardinien, die Lombardei mit dem Herzogtum Mailand, dem Herzogtum Mantua und das Königreich Neapel. Frankreich muß alle rechtsrheinischen Eroberungen im Reich räumen, bleibt aber im Besitz der Stadt Landau in der Pfalz mit ihrer Festung. Der Kaiser muß den französischen Verbündeten, Kurfürst Max Emanuel von Bayern und dem Erzbischof von Köln, Joseph Clemens von Bayern, ihren früheren Status und Besitz zurückgeben. - Das Französische wird zur offiziellen Sprache der internationalen Verträge erklärt. http://de.wikipedia.org/wiki/Rastatter_Friede]

24. Juni 1714 (Namenstag von Kurfürst Johann Wilhelm): Kurfürst Johann Wilhelm läßt durch den Regierungspräsidenten Graf von Hillesheim den Grundstein zum Spital St. Anna ("Burgerhospital") und zur St. Anna-Kirche in der Plöck legen (Baumeister Johann Jakob Rischer, Johann Adam Breunig, Franz Adam Sartorius; geplant waren "links und rechts von der Kirche symmetrisch zwei Flügel..., deren einer die Kranken, der andere die Pfründner aufnehme. Die eine Hälfte unterblieb jedoch, wahrscheinlich aus pekuniären Gründen" (A. Siefert 1829); Bau bis 1717; vgl. 1717, 1756). Fassade: Entwurf 1745 von Franz Wilhelm Rabaliatti - Der Gutleuthof (Schlierbach) wird dem Spital einverleibt. Das Spital ist zunächst für alle Bürger gedacht. Nach Errichtung des lutherischen (1755) und des reformierten Spitals (1756) dient es nur mehr den katholischen Armen. - Die Neugasse wird angelegt.

[1. Augustjul./ 12. August 1714greg.: Anne Stuart (*1665, seit 1707 die erste Königin des Königreiches Großbritannien) stirbt im Kensington Palace, London (letzte britische Königin des Hauses Stuart)]

[7. September 1714: Friede von Baden (Aargau) zwischen Frankreich und dem Reich. Dem Frieden werden die territorialen Beschlüsse des Frieden von Utrecht (11. April 1713) zugrunde gelegt] - Beginn des „Goldenen Zeitalters“ der Pfalz (bis 1793).

[20. Oktober 1714: Krönung des (lutherischen) Welfen Georg I. Ludwig, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, seit 1698 Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg („Kur-Hannover“) (1660-1727), Sohn der Sophie von der Pfalz ("Sophie von Hannover"), als Georg I. (Louis) in der Westminster Abbey zum König von Großbritannien und Irland und Titularkönig von Frankreich. Er begründet die Königsdynastie Haus Hannover, die in Hannover bis 1866 und in Großbritannien bis 1901 regiert; vgl. 1692, 1701, 1837, 1866, 1901]

1714: das Erzbistum Mainz verzichtet auf die Lehnshoheit über das Amt Schauenburg. Das Dorf Handschuhsheim kommt endgültig an Kurpfalz.

[1714: der niederländische Arzt und Sozialtheoretiker Bernard Mandeville (1670-1733) veröffentlicht in England die Die Bienenfabel, oder Private Laster, öffentliche Vorteile (The Fable of The Bees: or, Private Vices Publick Benefits)]

[1714-1718: der abgesetzte polnische König Stanislaus I. Leszczyński erhält Asyl im schwedisch regierten Herzogtum Pfalz-Zweibrücken]

[1714-1718: der Venezianisch-Österreichische Türkenkrieg stellt einen Versuch des Osmanischen Reiches dar, die Bedingungen des Friedens von Karlowitz (1699) zu revidieren, und beginnt zunächst als Konflikt mit der Republik Venedig. Erst im Jahre 1716 tritt Österreich auf Seiten Venedigs in den Krieg ein. Die kaiserlichen Truppen stehen unter dem Kommando des Prinzen Eugen von Savoyen]


1714ff.: der Mitteltorturm bekommt ein achteckiges Obergeschoß (Plan: Johann Jakob Rischer?)

1714: das Wirtshaus „Zur blauen Lilie“ (heute: Große Mantelgasse 1-3) wird nach Plänen Johann Adam Breunigs zum jüdischen Bethaus (Synagoge) umgebaut, seit 1737 im Besitz der jüdischen Gemeinde

[1714: Daniel Gabriel Fahrenheit aus Danzig entwickelt den Quecksilber-Thermometer]

1715-1721: Bau des Turms der Providenzkirche (Bauleitung: Johann Jakob Rischer; vgl. 1738)

1715: unter Adam Breunig und Sarto als Baumeistern wird in Schloß Schwetzingen mit dem Bau des Westflügels zum Garten hin begonnen (vollendet unter Johann Wilhelms Nachfolger Karl Philipp 1716/1717)


[1715: Markgraf Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach gründet Residenz und Stadt Carlsruhe]

[1. September 1715: Ludwig XIV., König von Frankreich und Navarra, stirbt. Philipp II. von Orléans, Sohn von Elisabeth Charlotte von der Pfalz, wird für den noch unmündigen König Ludwig XV. Regent von Frankreich ("Régence" bis 1723). Damit ist Liselotte wieder die erste Dame des Staates. (vgl. 20. April 1690)]

[1715: der schottische Nationalökonom und Bankier John Law of Lauriston (1671-1729) wird zum Chef der Banque Générale Privée (ab 1718: Banque Royale) in Paris ernannt]


[1715: extrem kalter Winter in Europa. Die Seine friert zu]


24. Mai 1716: der kurpfälzische Staatsminister Lothar Friedrich von Hundheim vertritt den schwer erkrankten Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz als Pate bei der Taufe eines Mitglieds der Familie Süss-Oppenheimer aus Heidelberg auf den Taufnamen „Johann Wilhelm“ in der Düsseldorfer Schlosskapelle


18. Juni 1716: Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz stirbt in Düsseldorf. Seine Witwe Anna Maria Luisa de´ Medici (1667-1743), kehrt zu ihrem Vater nach Florenz zurück und wird Großherzogin der Toskana

1716: das Grundstück der ehemaligen Bursch (1580-1693, zwischen heutiger Augustinergasse und Schulgasse) wird aufgeteilt: a) ehem. Kleines Contubernium b) ehem. Auditorium Philosophicum c) ehem. Karzer d) ehem. Prytaneum (Saalbau und Universitätsbibliothek) e) ehem. großes Contubernium

1716: Bau des Jesuitengymnasiums (Augustinergasse 15/Schulgasse; Baumeister: Johann Adam Breunig)

1716-1742: Kurfürst Carl Philipp von der Pfalz (Bruder von Kurfürst Johann Wilhelm, Pfalz-Neuburg). Carl Philipp führt die Regierung von Pfalz-Neuburg-Jülich-Berg von Neuburg/Donau aus (vgl. 18. August 1718)

1716: Bau des Äußeren Tors mit Torhaus (Haupteingang des Heidelberger Schlosses)

1716: Domus Wilhelmiana (1. Bauabschnitt) fertiggestellt (vgl. 24. Juli 1712)

1716: im kurfürstlichen Waisenhaus im Atzelhof (Handschuhsheim) werden keine Kinder mehr aufgenommen (?; vgl. 1783)

1716: Elisabeth, Witwe des Schreinermeisters und Glöckners an Sankt Peter Oswald Mischer, verkauft das Grundstück und ihr „Husel“ an der Ecke der heutigen Seminarstraße/Grabengasse an den Theologie-Professor, Kirchenrat und Prediger an Sankt Peter Johann Christian Kirchmeyer, mit der Auflage, daß der Käufer darauf ein Pfarrhaus für die Prediger von Sankt Peter errichten sollte. Kirchmeyer läßt das Mischersche Haus stehen und erbaut (wohl um 1719/20) das barocke Eckhaus. Von einem um 1580 errichteten Renaissancehaus schräg gegenüber, einem Vorgängerbau der heutigen Universitätsbibliothek, wird der Renaissanceerker geborgen und in den barocken Neubau eingefügt.

[18. August 1717: Prinz Eugen erobert Belgrad (Angriff mittels einer Pontonbrücke vom Wasser aus)

[24.-25. Dezember 1717: Weihnachtsflut, Sturmflut an der kontinentaleuropäischen Nordseeküste. Zwischen den Niederlanden und Dänemark zahlreiche Deichbrüche und verheerende Überschwemmungen. Zwischen Tondern und Emden ertrinken etwa 9.000 Menschen; in den Niederlanden sterben 2.500 Personen. Eine erneute Sturmflut erfolgt in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1718]

1717: Pfälzische Landschreiberei (später großherzogliches Palais, dann Akademie der Wissenschaften) im Kalten Tal von Charles Louis Remy de la Fosse erbaut (heute: Karlstraße 4)

1717: der Heidelberger Schultheiß wird Stadtdirektor genannt

1717: das Gebäude des Goldenen Hecht wird errichtet

1717: G. Struve veröffentlicht das Lorscher Chronicon in der Neuauflage von Rerum Germanicarum Scriptores des Marquard Freher (1600)

1717: das 1684 von Kurfürstin Wilhelmine Ernestine von Dänemark (1650-1706) in Schwetzingen errichtete Fasanenhaus wird zur Falknerei umgebaut

1717: Stillstand beim Bau der Jesuitenkirche

[1717: König Friedrich Wilhelm I. von Preußen verkauft die 1683 erworbene Kolonie Großfriedrichsburg (Westafrika) an die niederländische Westindische Kompanie]

[1717: Der schottische Nationalökonom John Law de Lauriston gründet in Paris gegen den Widerstand des Parlements, mit Zustimmung des Regenten die Compagnie de la Louisiane ou d'Occident (Mississippi-Kompanie). Die Firma erhält von der königlich-französischen Regierung für 25 Jahre ein Handelsmonopol zwischen Frankreich und dem Mississippi-Gebiet in Nordamerika und für die Antillen. Im November 1719 platzt die "Mississippi-Blase". (vgl. 1719, 1720)]


26. März 1718: der Busemer oder Kohlhoff (Busenbrunnerhof) wird von der Stadt an zwei Pächter erbbeständlich vergeben (Derwein 457, vgl. 1706, 1721, 1789)

18. August 1718: Kurfürst Carl Philipp siedelt nach Heidelberg über. Düsseldorf verliert den Status einer kurfürstlichen Hauptresidenz. (vgl. 1938, August 1986)

18. November 1718: Joseph Karl Erbprinz von Sulzbach und seine Gemahlin legen den Grundstein zum Karmelitenkloster mit Kirche am Friesenberg (frühere Jakobskirche; jetzt Grablege der Kurfürsten der Neuenburger Linie; 1799 aufgehoben, 1808/1810 zerstört) Ansicht im Thesaurus Palatinus (vgl. 1718)

Ansicht des Karmelitenklosters im Thesaurus Palatinus

1718: Kurfürst Carl Philipp läßt auf dem Kornmarkt eine Marienstatue errichten (Bildhauer: Peter van den Branden) http://www.museum-heidelberg.de/servlet/PB/menu/1127151/index.html (Originalstatue im Kurpfälzischen Museum, Foto um 1970)

1718: Kurfürst Carl Philipp läßt in Schwetzingen einen Lustgarten anlegen

1718: der Universitätsbuchbinder Theodor Herrmann Loerinck läßt das Haus mit der Madonna zum Siege in der Schulgasse 2 (bei der Jesuitenkirche) bauen. (Das Haus besitzt im Erdgeschoß ursprünglich offene Eckarkaden für eine Ladennutzung. Im 19. Jahrhundert Umbau des Mansardgeschosses zu einem vollwertigen zweiten Obergeschoß)

1718-1728: Adam Breunig erbaut die (alte) Orangerie westlich des Schlosses Schwetzingen (etwa in der Mitte des heutigen Zirkels, öffnet sich halbkreisförmig zum Schloss hin, 1753 abgerissen)

1719: Jungwirthsches Haus erbaut (Karlsches Konvikt; später Haus Breitwieser, Schloßberg 2, am Klingentor; siehe 1730!)

um 1718: Kurfürst Carl Philipp (1705-1716 kaiserlicher Statthalter der ober- und vorderösterreichischen Lande mit Sitz in Innsbruck) bringt Clemens Pankert aus Salurn/Tirol (genannt Perkeo) nach Heidelberg Viktor von Scheffel, Perkeo

[1718: der abgesetzte polnische König Stanislaus I. Leszczyński begibt sich mit seiner Familie in Sicherheit der französischen Garnisonsstädte Landau und Weißenburg/Elsass (bis 1725)]

[1718: der Friede von Passarowitz vergrößert Österreich um das nördliche Serbien, das Banat und die westliche Walachei und machte das Habsburgerreich zur europäischen Großmacht]

April 1719: Kurfürst Carl Philipp läßt den Heidelberger Katechismus einziehen

4. September 1719: Kurfürst Carl Philipp nimmt den Reformierten das Schiff der Heiliggeistkirche weg, um sie als katholische Hofkirche zu nutzen, und läßt die Scheidemauer abbrechen. („In Anwesenheit des kurpfälzischen Oberpräsidenten, Freiherrn von Hillesheim, schlugen Tiroler Maurer mit großen Pickeln die Scheidewand ein“). Die Reformierten halten ihren Gottesdienst unter freiem Himmel am Mönchhof. - In der Folge sucht der reformierte Kirchenrat Hilfe bei den protestantischen Mächten im Reich und darüber hinaus (Preußen, Hessen, Hannover, Holland, England) und beim kaiserlichen Hof. (Carl Philipp gibt am 29. Februar 1720 unter Druck den Reformierten das Kirchenschiff zurück. Die Scheidewand wird 1735 wieder errichtet.)

1719: barocke Umgestaltung des ehemaligen Hortus Palatinus durch Kurfürst Carl Philipp, Teile der Anlage Salomon de Caus' werden mit einbezogen

1719: Bildhauer Peter van den Branden schafft ein Brunnendenkmal für den Schloßgarten Heidelberg. Die Figuren des Monuments symbolisieren die vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer (vgl. 1767)

1719: Andreas Schneidewind gießt in Frankfurt die Glocke des Mitteltorturms (vgl. Pfaff, 1902, S. 112; vgl.1630)

[1719: Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buchheim (†19. August 1743 Bruchsal) wird zum Fürstbischof von Speyer gewählt]

[Januar 1719: Zuerkennung der Herrschaften Schellenberg und Vaduz durch Kaiser Karl VI. an den Fürsten Anton Florian von Liechtenstein (vgl. 1699, 1712)]

[1719: Die 1717 gegründete Compagnie d'Occident erwirbt die Compagnie des Indes orientales, die Compagnie de Chine und weitere Handelsgesellschaften. Daraus entsteht die Compagnie des Indes (perpétuelle). (vgl. 1746, 1770, 1790)]


29. Februar 1720: Kurfürst Carl Philipp gibt den Reformierten das Kirchenschiff der Heiliggeistkirche zurück (Die Scheidewand wird 1735 wieder errichtet)

12./14. April 1720: Kurfürst Carl Philipp verlegt seine Residenz (Hofhaltung und Staatsverwaltung) von Heidelberg nach Mannheim. Bis zur Fertigstellung des Mannheimer Schlosses lebt er in Schwetzingen (bis 14. November 1720) bzw. in Mannheim im Oppenheimerschen Haus in R 1,1. - Schwetzingen wird kurfürstliche Jagd- und Sommerresidenz. - In der Folge Anlage der Allee Schloß Schwetzingen-Heidelberg auf der geomantischen Achse Kalmit-Königstuhl ("Maulbeerallee", ausgebaute Länge ca. 10 km). (vgl. 1734, 1770)

19. April 1720: die Reformierten nehmen Besitz vom Kirchenschiff der Heiliggeistkirche

14. April 1720: Verordnung von Kurfürst Carl Philipp gegen das Bettler-, Zigeuner- und Räubergesindel

2. Juli 1720-1760: Bau des Mannheimer Schlosses

nach 1720: eine Schiffsbrücke über den Rhein wird zwischen Mannheim und Oggersheim eingerichtet (1815 durch eine neue Schiffsbrücke ersetzt, 1848 zerstört, 1849 wieder aufgebaut. vgl. 1867)

[1720:  Das Königreich Piemont-Savoyen tauscht mit Österreich Sizilien gegen Sardinien. König Victor Amadeus II (1666-1732) nimmt den höherrangigen sardischen Königstitel an, womit das eigenständige Königreich Sardinien-Piemont entsteht. Die Hauptstadt bleibt Turin. Aus dem Königreich Sardinien-Piemont geht als Folge des Risorgimento 1861 das Königreich Italien hervor]

[1720 der schottische Nationalökonom und Bankier John Law of Lauriston (1671-1729) wird zum obersten Finanzkontrolleur Frankreichs (Contrôleur général des finances) berufen, dem höchsten Amt im Staat nach dem König]


[1720: die erste Dampfmaschine auf dem europäischen Festland nimmt in einer Kohlemine nahe Lüttich ihren Betrieb auf]

[1720ff.: Pfalzgraf Joseph Carl Emmanuel, Erbprinz von Pfalz-Sulzbach (1694-1729), läßt in Oggersheim ein Lustschloß erbauen (1729 Bau eingestellt; vgl. 1751; 1794 durch Brand zerstört)]

[1720-1725: der schwedische Architekt Jonas Erikson Sundahl baut das Schloß Zweibrücken]

[30. Augustjul./10. September 1721greg.: der Friede von Nystad beendet den Großen Nordischen Krieg (1700-1721) zwischen Schweden und Russland. Schweden tritt die Provinzen Livland, Estland und Ingermanland (um das heutige Sankt Petersburg) sowie einen Teil Kareliens an Rußland ab. Damit gewinnt Russland einen breiten Zugang zur Ostsee]

1721: die Unbeschuhten Karmeliten gründen in Heidelberg die Josephsbruderschaft

1721: in Kirchheim gibt es 1 Weber, 1 Schneider, 1 Schuster, 1 Maurer

20. April 1721: ein großer Brand läßt 92 Gebäude in Meckesheim niederbrennen

[1721: in Jena wird die erste studentische Landsmannschaft gegründet, die Mosellaner Landsmannschaft, welche von Rheinländern, Schwaben, Pfälzern und Elsässern gebildet wird]

[1721: in Amsterdam erscheint anonym ein Briefroman, der bald nach Erscheinen von der Zensur verboten wird: die Lettres persanes des Baron de la Brède et de Montesquieu, ein Schlüsseltext der Aufklärung]

[1721: Zar Peter der Große ersetzt den Titel eines Zaren von Russland durch den eines Kaisers von Russland. Das "Zarenreich" ist von jetzt an das "Russische Kaiserreich" bzw. das "Kaiserreich Russland"]

1722: Haus Buhl (Hauptstraße 232-234) von Johann Jakob Rischer für Friedrich Gerhard von Lüneschlos errichtet (1770-1784 durchgreifend verändert; Portal mit Freitreppe im Louis-Seize-Stil)

8. Dezember 1722: Elisabeth Charlotte, Pfalzgräfin bei Rhein, Herzogin von Orléans, stirbt in St. Cloud (westlich von Paris)

1722: Ordnung und Reglement was bey noch fürwehrender Gefahr der leydigen Contagion zu Praecaution und Abwendung derselben in diesem Löblichen Ober-Rheinischen Crayß zu observiren und zu beobachten (Seuchenhygienische Ordnung)

1722: die evangelische Gemeinde Ziegelhausen kauft das „Wolfsgut“ (früherer Besitzer Wolf) und richtet einen Betsaal ein (späteres Pfarrhaus; vgl. 1733)

15. Mai 1723: der Chor der Jesuitenkirche wird in Benutzung genommen

1723: Grundsteinlegung für die Kirche des neu zu erbauenden Klosters der Weißnonnen (Dominikanerinnen) in der Plöck (1724 vollendet)

1723: der Theologie-Professor, Kirchenrat und Prediger an Sankt Peter Johann Christian Kirchmeyer folgt einen Ruf an die Universität Marburg. Er verkauft das 1716 erworbene und um 1719/20 erbaute Haus an der Ecke der heutigen Seminarstraße/Grabengasse an den Reichpostmeister Abraham von Lüls, der hier eine Relaisstation für die Thurn und Taxissche Reichspost einrichtet. Auf ihn ist die Schließung des Grundstückes zur Grabengasse hin zurückzuführen, wobei das Haus der Witwe Mischer abgetragen wird. Zur Unterbringung der Pferde und Postkutschen läßt Abraham von Lüls im Innenhof des Grundstückes Remisen und Ställe erbauen, die teilweise und trotz späterer Umbauten bis ins 20. Jahrhundert überdauern.

1723: der kurpfälzische Staatsminister Freiherr Lothar Friedrich von Hundheim (*1668) stirbt. Sein Nachfolger als Staatsminister wird Reichsfreiherr Heinrich von Kageneck (1668-1743), dem auch der Vorsitz der „Hof-Cameral-Conferenz“ übertragen wird


1723: "Fischer-Vergleich" zwischen der Heidelberger Neckar-Bruderschaft und den Untertanen der Freiherren von Metternich. Die Neckarsteinacher Nachenführer werden durch einmalige Zahlung von 300 Gulden von allen Neckarbaukosten befreit und erhalten das Recht, "ungehindert" auf dem Neckar und auf dem Rhein bis Worms, Speyer und Philippsburg Holz, Kohlen, Baumaterialien, Wein, Heu, Stroh, Hafer, Früchte, Personen und Gepäck von und nach Neckarsteinach zu transportieren. Es ist ihnen verboten, Frachtgeschäfte für andere Orte zu übernehmen.


[1723?: Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buchheim (†19. August 1743 Bruchsal), seit 1719 Fürstbischof von Speyer, verlegt nach Streitereien mit dem Rat der protestantischen Reichsstadt Speyer seine Residenz nach Bruchsal, wo er das Schloss Bruchsal nach Plänen des kurfürstlichen Oberbaudirektors Anselm Franz Freiherr von Ritter zu Groenesteyn im barocken Stil bauen läßt. Baumeister Balthasar Neumann übernimmt 1731 die Bauleitung. Die Innenausstattung erfolgt unter Schönborns Nachfolger ab 1743 Franz Christoph von Hutten zum Stolzenberg (1706-1770)]

27. Februar 1724: starker Eisgang des Neckars. Die Brücke bei Heidelberg wird zum Teil zerstört. Sie wird wiederhergestellt.

17. Mai 1724: Seligmann Elkan Heymann (Sohn des Elkan Heymann von Bacharach, Leibarzt von Kurfürst Karl Ludwig) aus Mannheim wird als erster jüdischer Student an der Universität Heidelberg (in Medizin) immatrikuliert

1724: Münchener Hausunion zwischen bayerischen und pfälzischen Wittelsbachern. Die Absprache zwischen Kurfürst Carl III. Philipp von der Pfalz und Kurfürst Max Emanuel von Bayern sichert die gegenseitige Beerbung ihrer Länder (vgl. 1490, 1524, 1673)

1724: Fertigstellung der Kirche des Dominikanerinnen-Klosters ("Weißnonnen") in der Plöck44/Schießtorstraße. (Erste Priorin 1725: Susanna von Mannßbach („Mutter Maria Rosa“); Kirche 1732 zu Ehren der hl. Katharina von Siena geweiht, 1802 aufgelöst; 1936 „Erlöserkirche“, Kirche der Alt-Katholiken. 1961/62 Renovierung der Kirche, der Eingang in der Plöck wird geschlossen, die Kirche erhält einen neuen Eingang zur Schießtorstraße)

1724: Haus Hauptstraße 127 („Pfälzer Hof“) erbaut

1724: Anton Gottfried Kesselbach wird erster Pächter des Heidelberger Schloßgartens

1724: die Bestände der Düsseldorfer Orangerie werden auf dem Schiffswege in die Orangerie des Schlosses Schwetzingen verbracht (vgl. 1718-1728)

1724/28: in Frankfurt am Main erscheint die Urkundenedition Sylloge I. variorum diplomatariorum monumentorumque veterum ineditorum adhuc et res Germanicas, in primis vero Moguntinas illustrantium. Quae.post diram plurium seculorum inclusionem,... atque nunc tandem libertate plenaria, ad quam avidissime anhelant, donare decrevit von Valentin Ferdinand de Gudenus (1679-1758 ) http://digi.ub.uni-heidelberg.de/sammlung6/allg/buch.xml?docname=Sylloge

1724: zwei verschiedene Ostertermine (prot./kath., wie auch 1744)

[1724-1729: Fürstbischof Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buchheim (†1743) läßt die Eremitage in Waghäusel als barockes Jagd- und Lustschloss bauen]

[5. September 1725: die Hochzeit von Marie Leszczyńska, Tochter des abgesetzten polnischen Königs Stanislaus I. Leszczyński, mit Ludwig XV. wird in Fontainebleau geschlossen. Stanislaus übersiedelt mit seiner Gemahlin nach Chambord]

1725: der schweizer Dichter und Universalgelehrte Albrecht Haller in Heidelberg: "Heidelberg ist eine ziemliche Statt mit schönen breiten Straßen, wohlgebaut, von einem Steine, der am Felsen weich, an der Luft aber hart wird. Ihre Lage ist unangenehm, in einem Thale am Neckar, zwischen hohen Hügeln" (Tagebücher seiner Reisen...1723-1727, hg. von Erich Hintzsche, Bern 1971, S. 28)

1725: Joseph Benedikt von Jungwirth übernimmt den Knebelhof (Handschuhsheim) von den Struppschen Erben (vgl. 1665)

1725: Einführung der Konfirmation in der reformierten Kirche der Kurpfalz

1726: Anlage einer Salpeterplantage in Neuenheim nördlich der der Wirtschaft zur Krone

1726: Steinhauermeister Leonhard Schreiber errichtet den Schreiberhof am Burgweg an Stelle der zerstörten Kanzlei (vgl. 1835)

1726: Guillaume d’Hauberat (†1749) wird Hofarchitekt des Kurfürsten Karl Philipp von der Pfalz in Mannheim, wo er bis 1733 als Nachfolger Johann Clemens Froimons den Bau des von seinem Vorgänger begonnenen Mannheimer Schlosses weiterführte und dessen Schlosskirche im Jahr 1731 vollendet

1726: Jesuiten errichten im Schwabenheimer Hof (wo sie einen landwirtschaftlichen Betrieb haben) die „Stift-Neuburgische Kapelle“

1727: Graf Albrecht Wolfgang von Schaumburg-Lippe, Gesandter Englands in der Kurpfalz, gründet in Mannheim die erste Freimaurerloge in Deutschland (vgl. 1756)

1727: der kurpfälzische Minister Freiherr von Kageneck erwirbt für 24.000 Gulden von der kurpfälzischen Hofkammer ein Gelände etwa 1500 Meter rheinabwärts des Mannheimer Schlosses auf der einstigen Mühlauinsel im Bereich des heutigen Handelshafens, um dort um 1730 das Mühlauer Schlösschen im Rokoko-Stil zu errichten. Der eingeschossige Bau besteht aus einem Festsaal mit vorgelagerter fünfachsiger Bogenhalle und zwei Nebenflügeln. (1732 macht Kurfürst Carl Philipp von einem beim Verkauf vereinbarten Rückkaufsrecht Gebrauch. Carl Theodor, 1734 nach Mannheim geholt, nutzt das Schlösschen bis zu seiner Inthronisierung 1742 als Domizil. 1893 wird das Schloss zugunsten der Hafenerweiterung abgebrochen.



[1727: der britische Mathematiker und Physiker Isaac Newton (*1643) stirbt]

[1727: Ausbau des Col de Saverne]

[1727: an der preußischen Universität zu Halle wird der erste kameralwissenschaftliche Lehrstuhl in Deutschland eingerichtet]

[1727: Einführung des Festes des Gedächtnisses der Schmerzen Mariens]

1727ff.: Johann Adolf von Vultée baut den zerstörten Gutshof in Wieblingen wieder auf (heute: "Schlößchen")

28. September 1728: Seligmann Elkan Heymann aus Mannheim promoviert an der Universität Heidelberg in Medizin

1728: David Ullmann Nachfolger von Matthias Ahrweiler als Rabbiner in Heidelberg

1728: Erweiterung des Schloßgartens Schwetzingen durch Enteignungen

1728: das Klingentor erhält einen zweistöckigen Aufbau, der unter anderem eine Kapelle für das angrenzende Gebäude Schloßberg 2 enthält

1728: das 1689/93 zerstörte Langhaus der reformierten Kirche in Neuenheim wird für eine Summe von 490 fl. wieder aufgebaut

1728: Kurfürst Carl Philipp läßt das dritte große Faß im Heidelberger Schloß erbauen (vgl. 1664, 1751)

1. September 1729: die kurpfälzische Regierung empfiehlt, Maulbeerbäume für die Seidenzucht anzupflanzen

22. Dezember 1729: Brand der Verwaltungskanzlei des ehemaligen Klosters Schönau im Heidelberger Mönchshof (wichtige Dokumente werden vernichtet)

[1729: Johannes von Nepomuk wird heiliggesprochen (vgl. 1693)]

1730: die Alte Kaserne am Schloßberg wird anstelle der 1693 zerstörten Bergkaserne gebaut

1730: Einweihung des Carlschen Konvikts am Klingentor (Jungwirthsches Haus, Breitwieserhaus; siehe 1715, 1718 1764)

[1730-1746: Bau des Kaufhauses in Mannheim]

[1730: der französische Physiker René-Antoine Ferchault de Réaumur baut ein Weingeist-Thermometer]

1731: Kurfürst Carl Philipp bezieht das Mannheimer Schloß und beginnt, eine Sammlung anzulegen, die von Kurfürst Karl Theodor seit 1742 in großem Umfang ausgebaut und seitdem stetig erweitert wird.

[1731: Kaiser Karl VI. erläßt die Reichshandwerksordnung]

[1731: etwa 20.000 protestantische Glaubensflüchtlinge aus dem Fürsterzbistum Salzburg müssen aufgrund eines Ausweisungserlasses ihre Heimat verlassen. Der Großteil der Exulanten wird von Preußen aufgenommen]

[1732-1754: das Grosse vollständige Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Künste,... von Johann Heinrich Zedler erscheint]

um 1732: die von Heidelberg nach Rohrbach gehende Chaussee wird am Ortseingang westlich um den Ortskern von Rohrbach herumgeführt und stößt beim Gasthaus Rose auf die alte Römersraße. An der Spitze des Platzes, wo sich die Straßen trennen, wird ein großes steinernes Kreuz mit der Jahreszahl 1732 aufgestellt ("Rohrbacher Kreuz"; vgl. 1938)

6. Februar 1733: Louise von Degenfeld, Raugräfin zu Pfalz (*26. 1. 1661) stirbt in Frankfurt und wird im Chor der Peterskirche Heidelberg beigesetzt. Damit erlischt das Geschlecht der Raugrafen zu Pfalz.

[17. April 1733: Laura Bassi (1711-1778) wird als erste Frau in Europa zur Professorin für Physik an der Universität Bologna ernannt (erste Universitätsprofessorin Europas)]

August 1733: dem Architekten Graf Johann Baptist von Celini wird die Aufsicht über die Schwetzinger Maulbeerallee verliehen

1733: der kurfürstliche Münzwardein Anton Cajeth (†1744) erwirbt das Grundstück der mittelalterlichen Markthalle ("Tanzplatz", Haspelgasse12; vgl. 1734, 1735, 1748)

1733: von Johann Peter Kayser erscheint Historischer Schau-Platz der alten berühmten Stadt Heydelberg. Vorstellend Derselben Situation, Ursprung, Wachsthum und Verstörungen. Franckfurt am Mayn 1733

1733: Bau der evangelischen Kirche Ziegelhausen (Johann Jakob Rischer) auf den Fundamenten des Schönauer Kornhauses (vgl. 1722)

1733: Pfalzgraf Christian III. von Birkenfeld-Bischweiler wird Herzog von Pfalz-Zweibrücken

1733: der Haarlaß wird von den Jesuiten zu einer Gastwirtschaft ausgebaut

1733: Süß Oppenheimer (*1684 Heidelberg, am 4. Februar 1738 in Stuttgart hingerichtet) wird Geheimer Finanzrat unter Herzog Karl Alexander von Württemberg


1733 (1746?): das 1712 erbaute Palais Moraß ist im Besitz des Generals Philipp Ludwig von Bettendorff (vgl. 1765)

[1733: die Universität Wittenberg zeichnet als erste deutsche Universität die Dichterin Christina Mariane von Ziegler als poeta laureatus aus]

[12. März 1733: Grundsteinlegung für die Jesuitenkirche Mannheim (vgl. 1756, 18. Mai 1860)]

[1733-1735: Lothringisch-polnischer Krieg/Polnischer Thronfolgekrieg. Stanislaus I. Leszczyński kehrt nach dem Tod Augusts II. aus dem Exil in Frankreich nach Polen zurück und läßt sich am 11. September 1733 ein zweites Mal zum König von Polen und Großfürsten wählen. Er wird durch eine militärische Koalition aus Österreich, Russland und Kursachsen, sowie eines Teils des polnischen Adels, die die Wahl Kurfürst Augusts III. unterstützen, gestürzt und entmachtet]

1733?: Truppen des Prinz Eugen von Savoyen stehen zwischen Bruchsal und Philippsburg, um einen Rheinübergang der Franzosen zu verhindern. Kurfürst Carl Philipp von der Pfalz läßt die Franzosen bei Neckarau über den Rhein kommen.

1734?: Verlegung der kurfürstlichen Münze von Heidelberg nach Mannheim (vgl. 1735)

1734: der kaiserliche General Reichsgraf Karl Christoph von Schmettau, der 1733-1735 an dem Feldzug am Rhein teilnimmt, läßt Wälle um die Stadt Heidelberg, Palisaden und Bastionen anlegen. Er läßt westlich des Schloßgartens in Schwetzingen eine 200 Fuß breite Allee durch den Ketscher Wald in gerader Richtung auf den Rhein zu durchhauen.

[17. Januar 1734: Kurfürst August III. von Sachsen wird zum König von Polen gekrönt]

1. Juni-18. Juli 1734: Belagerung der Festung Philippsburg (Kommandeur: Gottfried Ernst von Wuttgenau) durch französische Truppen im Polnischen Thronfolgekrieg. Einer 35.000 Mann starken Entsatzarmee, kommandiert von Prinz Eugen von Savoyen (71), begleitet von dem preußischen Kronprinzen Friedrich, gelingt es nicht, den Belagerungsring aufzubrechen.


18. Juli 1734: die Festung Philippsburg kapituliert . Die Garnison erhält ehrenvollen Abzug nach Mainz


1734: in Rohrbach wird eine kleine katholische Kirche errichtet, die dem hl. Johannes Nepomuk geweiht wird (1897 erweitert, 1963-1965 Neubau)


[1734: die Georg-August-Universität in Göttingen wird von Georg II. gegründet und 1737 eröffnet]



26. August-4. Oktober 1735: Prinz Eugen von Savoyen hat sein Hauptquartier in Heidelberg

[3. Oktober 1735: Präliminarfrieden zu Wien]

1735: Wiederaufrichtung der Scheidemauer in Heiliggeist. Die Reformierten nehmen das Schiff wieder ein. (vgl. 1719, 1885)

1735: unter der Karmelitenkirche am Friesenberg wird die Wittelsbachergruft erbaut und vom Wormser Bischof Franz Georg von Schönborn geweiht. Insgesamt zehn Familienangehörige finden hier ihre letzte Ruhe, darunter Kurfürstin Elisabeth Auguste von Pfalz-Sulzbach († 1794), Feldmarschall Friedrich Michael von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld (1724–1767), sowie Prinzessin Elisabeth Auguste Sofie von der Pfalz († 1728) und ihr Gatte Joseph Karl von Pfalz-Sulzbach († 1729). (Nach Aufhebung des Klosters 1805 werden die Gebeine in die katholische Jesuitenkirche St. Michael in München überführt)

1735: der kurfürstliche Münzwardein Anton Cajeth läßt das Barockpalais Haspelgasse 12 auf dem Platz der mittelalterlichen Markthalle ("Tanzplatz") errichten (Architekt: Alessandro Galli da Bibiena?; vgl. 1733, 1748)

1735: der preußische Offizier Freiherr von Viregge [=Adam Otto von Viereck, 1684-1758 ?] hält sich in Heidelberg auf. Ausritt nach dem Wolfsbrunnen (Bericht im Tagebuch)

[1735: Franz Stephan von Habsburg-Lothringen muß das Herzogtum Lothringen im Austausch gegen Toskana dem König Stanislaus I. Leszczyński von Polen überlassen; vgl. 1745]

[1735: von Carl Linnaeus erscheint Systema naturae, ein Grundlagenwerk zur biologischen Klassifikation]

[19. Mai 1736: Frieden zu Wien. Philippsburg fällt an das Reich zurück]

1736: Johann Christoph Bassermann heiratet die begüterte Witwe Katharina Parvinci und erwirbt von seiner Schwiegermutter das Gasthaus „Zu den drei Königen“ in Heidelberg (Hauptstraße 160), das den Grundstein für den Aufstieg der Bassermanns legt

1736: der Jesuitenpater Franz Joseph Seedorf (1691-1758) übernimmt beim Tod des Vorgängers Pater Nikolaus Staudacher das Amt des Beichtvaters von Kurfürst Karl III. Philipp. (Nach dessen Tod 1742 führt er diese Aufgabe beim Nachfolger Kurfürst Karl Theodor weiter)

1736: der kurfürstliche Hofbaumeister Sigismund Zeller erhält den Auftrag zum Neubau der Pankratiuskirche in Schwetzingen unter Verwendung des Turms an der Westseite. 1737–1739 entsteht das neue Kirchenschiff, am 14. Juni 1739 durch den Wormser Weihbischof Christian Albrecht Anton von Merle geweiht.


1736: die Universitätsleitung fordert eine Garnison regulärer kurpfälzischer Soldaten für Heidelberg (als Ersatz für die in Heidelberg stationierte Miliz, die die örtlichen Wachen stellt)

1736: der Pulvermüller Dominikus Dreyling (1710/1714-1749) aus Schriesheim kauft die Ziegelhäuser Pulvermühle


[1736: Franz Stephan von Lothringen heiratet Erzherzogin Maria Theresia von Österreich, die einzige Erbin Kaiser Karls VI., und begründet mit ihr das Haus Habsburg-Lothringen]

[8. Februar 1737: die Franzosen verlassen Philippsburg]

[12. März 1737: Karl Alexander (*1684 in Stuttgart, 1733-1737 Herzog von Württemberg, kaiserlicher und Reichsgeneralfeldmarschall) stirbt in Ludwigsburg]

29. April 1737: die Stadt Heidelberg kauft den Bierhelder Hof (vgl. 1770, 1917)

21. Oktober 1737: Kurfürst Karl III. Philipp verbietet jedem im eigenen Zivil- oder Militärdienst stehenden Mann die Zugehörigkeit zur Freimaurerei

31. Oktober 1737: die Kurfürstinwitwe Anna Maria Luisa schenkt dem Staat Florenz Möbel, Bücher, Kunstwerke, Reliquien und sonstige Kostbarkeiten aus dem Besitz ihres verstorbenen Bruders

1737: Peter Wenzel (†1743) stiftet im Schönauer Tal (im späteren Dorf Peterstal) die St. Peters-Kapelle, die 1739 den hll. Peter und Paul geweiht wird

1737: die jüdische Gemeinde zieht in die Große Mantelgasse 1-3 („Zur blauen Lilie“)

[1737: im Schwäbischen Kreis werden die Gabelfuhrwerke verboten, vorgeschrieben wird die Anspannung der Zugtiere an eine Deichsel. Die Anlage befestigter Straßen mit engen Kurven wird so möglich; vgl. 1710, 1753]

[1737: Ferdinand Andreas Graf von Wiser baut für das Schloß Leutershausen eine Kapelle, die 1742 geweiht wird und die „Schwarze Madonna“ beherbergt (vgl. 1710)]

[1737: Stanislaus I. Leszczyński (+1766) wird Herzog von Lothringen und Bar]



1737-1742: die katholische Kirche St. Laurentius (Ziegelhausen) wird erbaut (1876 erweitert, 1997 außer Funktion gesetzt, 2000 verkauft)

4. Februar 1738: Hinrichtung des Süß Oppenheimer (*1684 Heidelberg, seit 1733 Geheimer Finanzrat unter Herzog Karl Alexander von Württemberg) in Stuttgart


März 1738: im Heidelberger Wald am Nordhang des Königstuhls wird der Waldschütz Johann Michael Schmitt im Amt von einem Wilderer getötet und am 27. 3. 1738 auf dem katholischen Friedhof begraben ("Wildererstein")

13. Juni 1738: großer Studentenaufstand wegen „Beleidigung“ der Studenten durch Soldaten. Mehrtägiger Vorlesungsstreik.

1738?: Vollendung des Glockenturms der Providenzkirche (vgl. 1715)

1738: Errichtung des Nepomukdenkmals auf der Brücke (vgl. 1784)

1738: Bau des Hauses Untere Neckarstraße 52 (Gasthaus Goldener Anker)

1738: der Turmbau des Klingentors von 1620/1622 wird abgetragen

1738: Johann Franz Capellini, Reichsfreiherr von Wickenburg, gen. Stechinelli, wird Präsident der kurfürstlichen geistlichen Administration

1738/1739: Bau des katholischen Pfarrhauses in Wieblingen (Hospitalgut, damals Kirchstraße, heute Klostergasse 13)

1738-1740: Einbau einer Orgel auf der Chorempore der Providenzkirche durch Gottfried Knaud

[1738: der französische Mechaniker Jacques de Vaucanson konstruiert einen Musikautomaten in Menschengestalt]

[1738: Bischof Hugo von Damian baut das Schloß zu Rauenberg (vgl. 1846)]

[1738-1811: Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach regiert (bis 1846 unter Vormundschaft)]

20. März 1739: Hiob Schaaff gründet eine Brauerei in Heidelberg

1739: die sich im Schönauer Tal entwickelnde Siedlung wird erstmals (nach der von Peter Wenzel gegründeten Peters-Kapelle) »Petersthal« genannt


[1739/1740: extrem kalter Winter in Europa]

[1739/1740: das Schloß La Malgrange bei Nancy wird für Stanislaus I. Leszczyński, Herzog von Lothringen und Bar, erbaut (1766 bis auf einen Flügel zerstört)]

[22. Mai 1740: "Die Religionen Müsen alle Tolleriret werden und Mus der fiscal nuhr das auge darauf haben, das keine der andern abruch Tuhe, den hier mus ein jeder nach Seiner Fasson Selich werden!" - Friedrich II. von Preußen, Rand-Verfügung des Königs zum Immediat-Bericht des Geistlichen Departements]

[3. Juni 1740: König Friedrich der Große schafft die Folter für Zivilpersonen ab]

[20. Oktober 1740: Tod des römisch-deutschen Kaisers Karl VI. Friedrich II. von Preußen und Karl Albrecht von Bayern (dem späteren Kaiser Karl VII.) fechten die Pragmatischen Sanktion vom 19. April 1713 an. Karl Albrecht von Bayern erhebt Anspruch auf die Kaiserkrone und die habsburgischen Länder. Friedrich II. beansprucht mit Schlesien einen Teil des Habsburgischen Reiches für sich - Der Mainzer Erzbischof muß als Erzkanzler des Reiches alle Kurfürsten nach einem seit der Goldenen Bulle von 1356 feststehenden Verfahren zur Kaiserwahl nach Frankfurt einladen. Dazu werden von Mainz aus Gesandte an die verschiedenen Kurhöfe geschickt. 1740 erhält der Mainzer Domherr Johann Joseph Franz von Kesselstatt den Auftrag, den pfälzischen Kurfürsten Karl Philipp offiziell vom Tod des Kaisers zu benachrichtigen und die Einladung zum Wahltag nach Schloß Mannheim zu überbringen]

21. Dezember 1740: Hochwasser des Neckar

1740: Verbesserung der Straße nach Wiesloch (vgl. 1760)

1740: der Triller (drehbarer Käfig) auf dem Markt zu Heidelberg wird beseitigt, weil er den Platz entstellt

1740: Disputation der medizinischen Dissertation des Franz Joseph Emele, der in Heidelberg bei Johannes Christoph Ludwig Beringer Medizin studiert hat (Dissertation 1747 in Giessen gedruckt), 1748 Amtsarzt in Oppenheim

[1740 Maria Theresia von Österreich folgt ihrem Vater auf die Throne von Ungarn und Böhmen.  Mit ihrem Ehemann Franz Stephan von Lothringen wird sie Begründerin der Dynastie Habsburg-Lothringen; vgl 1745]

6. März 1741: das Gutleuthaus in Schlierbach wird aufgehoben und in die Wirtschaft Zur Alpenrose umgewandelt

[19. Dezember 1741: Herzog Karl Albrecht von Bayern läßt sich in Prag zum König von Böhmen krönen]

[1741: der lamaistische Zweig des Buddhismus wird in Russland offiziell als Religion anerkannt]

[1741-1748: Bayerisch-österreichischer Erbfolgekrieg]

29. Dezember 1741: Reglement des Armenwesens vom Kurfürst genehmigt (konfessionelle Trennung)

1741: Kurfürst Karl Philipp läßt im Schloßgarten den oberen Fürstenbrunnen errichten (vgl. 1767)

1741: das Abhalten des Sommertags und das Maienstecken auf den 1. Mai wird verboten

1741: der Mediziner Professor Wilhelm Bernhard Nebel (1699-1748) wird Leiter des Botanischen Gartens

17. Januar 1742: Maria Elisabeth Auguste von Sulzbach (1721-1794), älteste Enkelin des Kurfürsten Karl Philipp von der Pfalz, heiratet in Mannheim in Anwesenheit von Kurfürst Karl Albrecht von Wittelsbach ihren vier Jahre jüngeren Cousin Pfalzgraf Carl Theodor von Pfalz-Sulzbach

24. Januar 1742: der bayerische Kurfürst Karl Albrecht von Wittelsbach wird als Karl VII. zum römisch-deutschen Kaiser gewählt (†1745)

12. Februar 1742: Kaiserkrönung

[14. Februar 1742: Maria Theresia besetzt mit der Habsburger Armee München]


3./4. März 1742: Emmanuel Prince de Croÿ (1718-1784), Angehöriger des französischen Hochadels, 7. Herzog von Croÿ, Fürst von Solre, Fürst von Mœurs, Reichsfürst des Heiligen Römischen Reiches und Offizier, besucht, aus Darmstadt kommend, Heidelberg. Unterkunft im "Ritter". ("Der Neckar ist nicht so breit wie der Main, aber tiefer. Unterhalb eines steilen Berges liegt Heidelberg am Fluß und kann sich kaum ausdehnen. Durch diese Einzwängung und wegen ihrer ärmlichen Häuser wirkt die Stadt traurig")

[13. April 1742: Messiah, ein Oratorium von Georg Friedrich Händel auf Bibeltexte in einer englischsprachigen Zusammenstellung wird in Mr Neale’s Great Musick Hall in Fishamble Street in Dublin uraufgeführt]

[5. Juni 1742: großes Donauhochwasser]

[28. Juli 1742: Friede von Berlin zwischen Preußen und Österreich. Der Friedensschluss beendet den Ersten Schlesischen Krieg. Österreich muß Nieder- und Oberschlesien bis zur Oppa und die bis dahin böhmische Grafschaft Glatz an Preußen abtreten]

[Oktober 1742: Rückeroberung Bayerns durch den Kaiser]



31. Dezember 1742: Kurfürst Carl Philipp von der Pfalz stirbt in Mannheim. Damit erlischt die Hauptlinie der Neuburger Pfalzgrafen. Nachfolger: Zweig Sulzbach des Hauses Neuburg. - Pfalzgraf Carl Theodor von Pfalz-Sulzbach tritt 18jährig die Regierung an. Mit ihm erreicht die Kurpfalz, kurz vor ihrem Untergang als selbständiger Staat, ihre höchste kulturelle Blüte. - Kurfürst Carl Theodor fördert die Seidenraupenzucht und ordnet die Pflanzung von Maulbeerbäumen an. (vgl. 1777)

1742: die Franziskaner gründen in Heidelberg die Antoniusbruderschaft

1742: ein „geschwinder Postwagen“ verkehrt zwischen Frankfurt und Basel über Heidelberg (vgl. 1745)

1742: Teile des Wieblinger Waldes werden gerodet (Rauchen, "Wolfsgärten"; vgl. 1793, 1800, 1824/25)

[1742: der schwedische Astronom Anders Celsius führt die Celsius-Skala ein]

3. Februar 1743: rechtliche Vereinigung des Schloßberges ("Burgfreiheit", 546 Einwohner) mit Heidelberg (vgl. 1751)

18. Februar 1743: Anna Maria Luisa de´ Medici (*1667), letzte Großherzogin der Toskana, Witwe des Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz, stirbt als letzte ihrer Familie in Florenz. Ihr Privatvermögen (Barvermögen, Schmuck, Silbergerät etc.) gelangt 1748 an Kurfürst Carl Theodor. (vgl. 18. Juni 1716, 31. Oktober 1737)

April 1743: französische Truppen besetzen die Pfalz, überschreiten bei Speyer den Rhein. Heidelberg muß 6000 Mann aufnehmen.

25. Oktober 1743: der Glasmacher Johann Peter Wenzel aus Isenburg, Erbauer der Glasfabrik und der Kapelle in Peterstal, stirbt (vgl. 1710)

1743: Bau des Jesuitenkollegs in Neustadt an der Hardt neben der Stiftskirche am Marktplatz

1743: der schwerkranke Kurfürst Carl Theodor genest auf wunderbare Weise, nachdem die Kurfürstin Elisabeth Auguste in der Loretokapelle zu Oggersheim eine Novene (neuntägige Andacht) hatte abhalten lassen

[1743: Verbot, Mennoniten weiterhin auf lutherischen oder reformierten Friedhöfen zu beerdigen]

[1743: Franz Christoph von Hutten (1706-1770) regiert als Fürstbischof von Speyer]

1744: die Kurpfalz tritt der Frankfurter Union bei

1744: Kurfürst Carl Theodor läßt das Speyerer Tor in Heidelberg abbrechen (vgl. 1752)

1744: ungarische Truppen plündern den Bierhelderhof (?)

1744: der Gymnasial-Präfekt Friedrich Wilhelm Heddaeus (1706-1780) kommt als Praeceptor aus Frankfurt am Main nach Heidelberg und wirkt als Prediger der wallonischen Gemeinde

1744: zwei verschiedene Ostertermine (prot./kath., wie auch 1724)

1744-1746: die katholische Kirche St. Bartholomäus in Wieblingen wird erbaut (Baumeister: Johann Jakob Rischer)

20. Januar 1745: Kaiser Karl VII. von Wittelsbach stirbt in München

[22. April 1745: Friede von Füssen zwischen Bayern und Österreich]

[11. Mai 1745: Schlacht bei Fontenoy (in der Nähe der Schelde) zwischen Briten, Hannoveranern, Österreichern und Holländern einerseits und den Franzosen andererseits im Bayerisch-österreichischen Erbfolgekrieg endet mit einem Sieg der Franzosen]

13. September 1745: Franz Stephan I. von Habsburg-Lothringen wird in Frankfurt am Main zum römisch-deutschen Kaiser gewählt. Er erhält die Stimmen von sieben der neun Kurfürsten.

25. September 1745: Kaiser Franz I., von Heidelberg über Aschaffenburg kommend, zieht in Frankfurt/Main ein

4. Oktober 1745: Kaiser Franz I. wird in der Bartholomäuskirche gekrönt. Kaiser Franz I. und seine Gemahlin Maria Theresia kommen auf der Heimreise von der Krönung in Frankfurt/Main über Heidelberg

November 1745: österreichische Truppen besetzen das Heidelberger Schloß

1745: ein Postwagen verkehrt täglich von Frankfurt über Heidelberg nach Augsburg (vgl. 1742)

[1745: bei Potsdam entsteht der Sommersitz von Friedrich II. dem Großen, König in Preußen, das Schloss Sanssouci]

1745-1749: Alexander Peterhans ist Schultheiß von Rohrbach

[16. April 1746: Schlacht bei Culloden/Schottland. Die Armee des Thronprätendenten der Stuart „Bonnie Prince Charlie“ wird von britischen Regierungstruppen unter William Augustus, Herzog von Cumberland, vernichtend geschlagen]

[28. Oktober 1746: Erdbeben der Stärke 8,4 im Gebiet Lima/Peru, 600.000 Tote]

9. November 1746: Kurfürst Karl Theodor gibt bekannt, daß die Universität Heidelberg allen drei christlichen Konfessionen offen stehe

1746?: Kurfürst Carl Theodor bestätigt das Jagdrecht der Studenten (siehe 1665, 1848)

1746: Eleonora Charlotte von Bettendorf, geb. von Racknitz, Frau des Oberst Philipp von Bettendorf, wird in der Turmhalle der Providenzkirche bestattet (bedeutendstes Barock-Grabmal in Heidelberg)

1746: Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger bearbeiten in Zürich den von ihnen so genannten Codex Manesse als Leihgabe aus Paris (hg. 1758-1759)

1746-1775: François Christophe de l`Hôpital (Franz Christoph ab Hospital) Prediger der wallonischen Gemeinde (vgl. 1744)

Januar 1747: Maria Anna Sobiesky, Braut des Dauphin, weilt auf der Reise nach Versailles in Heidelberg und besucht die Messe in der (nicht fertiggestellten) Jesuitenkirche (vgl. 1749)

1747: Stadtforstmeister Leonardo Schreiber errichtet den St. Nikolaus-Bildstock am Oberen Nikolausweg, im St. Nikolausschlag, im Stadtwald in der Nähe der Drei Eichen. Die Inschrift auf dem Bildstock lautet: „O heiliger Nicolaus bitt für uns. Auffgebawet von Leonhardo Schreiber zu der Zeit Stattforstmeister im Jahr 1747“. (vgl. 1726)

1747: Errichtung der Marienstatue vor der Abtei Neuburg ("HEILIGE MARIA / ZVFLUCHT DER SVNDER / BITT FVR VNS / 1747 1930 1984")

[1747: der Berliner Chemiker Andreas Sigismund Marggraf entdeckt, daß die Runkelrübe Zucker enthält, der chemisch identisch mit dem Zucker ist, der aus dem Zuckerrohr gewonnen wird]

Sommer 1748: "Militärisches Lustlager" in Schwetzingen auf Betreiben des Pfalzgrafen Friedrich Michael von Zweibrücken-Birkenfeld und der Kurfürstin Elisabeth Augusta

18. Oktober 1748: der (2.) Friede von Aachen beendet den bayerisch-österreichischen Erbfolgekrieg. Die Markgrafschaft Bergen op Zoom geht an Kurpfalz (1778 an Pfalz-Baiern)

1748: die Universität Heidelberg hat 24 katholische und 4 reformierte Professoren

1748: Kirchenrat Johann Friedrich Ludwig Wundt (1714-1767) erwirbt das Palais Cajet (Haspelgasse 12). Eleonore Friederike geb. Winkelblech bleibt als Witwe noch fast drei Jahrzehnte Eigentümerin (vgl. 1733, 1735, 1795)

1748: der französische Architekt Guillaume d’Hauberat (†1749) wird nach dem Tod Alessandro Galli da Bibienas (5. Mai 1748) Oberbaudirektor in Mannheim und vollendet die von seinem Vorgänger begonnene Kuppel der Mannheimer Jesuitenkirche

1748: Anlage des auf das Schloß bezogenen Marktplatzes in Schwetzingen. Das erste am heutigen Schlossplatz erbaute Haus wird im Auftrag des Kurfürsten von Franz Wilhelm Rabaliatti für den Jesuitenpater Franz Joseph Seedorf (1691-1758, Beichtvater des Kurfürsten Karl Theodor) erbaut (heute: "Palais Hirsch")

1748: Ausbau der Schlierbacher Landstraße nach Neckargemünd auf zwei Wagenbreiten (Sprengungen am Ölberg)

1748: Andreas von Riaucour (1722-1794), Reichsgraf und Diplomat im Dienste des Kurfürsten von Sachsen, wird Geschäftsträger des Kurfürsten von Sachsen am kurpfälzischen Hof in Mannheim. (1750 Minister, 1752 Geheimer Rat und außerordentlicher Gesandter bei der Kurpfalz, übersiedelt 1778 mit der Regierung nach München. Seine nach Dresden geschickten Gesandtschaftsberichte, eine wichtige Quelle zur Geschichte der Kurpfalz unter Karl Theodor, werden 1912 auszugsweise veröffentlicht)

[1748: Zaisenhausen bei Karlsruhe (seit 1713 Schwefelquelle) kommt in kurpfälzischen Besitz]

1748/1749: der nördliche Zirkelbau (Orangeriegebäude als Ersatz für die 1718-1728 errichtete, 1753 abgerissene alte Orangerie) des Schwetzinger Schlosses wird von Alessandro Galli da Bibiena (†1748) bzw. Guillaume d'Hauberat (†1749) erbaut

1748/1750: das obere Tor (östliche Hauptstraße) und der Pulverturm am östlichen Ende der Karlsstraße werden zerstört. Der Stadtgraben längs der Plankengasse wird bis auf 3 Fischweiher zugeschüttet. Dort entsteht eine Bleiche, genannt der Neue Plan.

[1748: die preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin stellt die Preisaufgabe, zu untersuchen, wie weit der Römer Macht, nachdem sie über den Rhein und die Donau gesetzt, in Deutschland eingedrungen, was vor Merkmale davon ehemals gewesen und etwa noch vorhanden seien...]

[1748: Baron de la Brède et de Montesquieu veröffentlicht in Genf die geschichtsphilosophische und staatstheoretische Schrift De l’esprit des lois (zentrales Prinzip einer Regierung ist die Trennung der Bereiche Gesetzgebung, Rechtsprechung und Regierungsgewalt; vgl. 1721)]

1. Februar 1749: Nicolas de Pigage aus Lunéville tritt als „Intendant über die Gärten und Wasserkünste“ in Mannheim in kurpfälzische Dienste

1749: Wiederaufnahme der Bauarbeiten an der Jesuitenkirche Heidelberg. Bauleitung: der Mannheimer Hofarchitekt Franz Wilhelm Rabaliatti (1716-1782) (vgl. 1747, 1759)

1749: Gestaltung der Nordfassade der St. Anna-Kirche durch Franz Wilhelm Rabaliatti



1749: auf dem Marktplatz zu Heidelberg wird ein Mann hingerichtet (vgl. Derwein 1940, Nr. 577)

1749: das 1715/1723 erbaute Jungwirthsche Haus (am Klingentor; später Haus Breitwieser; vgl. 1730) wird von der Hofkammer aufgekauft und dient als Lazarett

1749: Kurfürst Carl Theodor verfügt durch Erlaß, daß alle in seinen Ländern gefundenen "antiquitaeten und andere monumenta" in den pfälzischen Oberämtern abzuliefern und anschließend ins Mannheimer Schloß zu bringen seien

8. Juni 1750: Grundsteinlegung zum Bau des Seminarium Ad Sanctum Carolum Borromeum (Bau bis 1765; Seminarstraße 2)

21. Juli 1750: Grundsteinlegung für das Mannheimer Tor (1752 eröffnet)

1750: die 1689 zerstörte gotische Pfarrkirche von Kirchheim wird durch einen Neubau nach einem Plan des Werkmeisters Johann Georg Kunzelmann ersetzt (vgl. 1934)

um 1750: Bau der Neuen Kohlhöfer Steige (heute: Molkenkurweg)

um 1750: die Chaussee nach Schwetzingen vom Mannheimer Schloß an Neckarau vorbei (durch den heutigen Stadtteil Mannheim-Rheinau) zum Schwetzinger Schloß wird gebaut

um 1750: der Thesaurus Palatinus, zusammengestellt vom kurpfälzischen Geheimrat Johann Franz Capellini, Reichsfreiherr von Wickenburg, gen. Stechinelli, seit 1738 Präsident der kurfürstlichen geistlichen Administration, entsteht als handschriftliches Werk in zwei Bänden mit etwa 1000 Seiten. Das Werk beschreibt die Kunstschätze der Kurpfalz und vor allem Heidelbergs. Das Werk enthält zahlreiche Handzeichnungen verschiedener namentlich bekannter und unbekannter Zeichner mit Städteansichten sowie Abzeichnungen von Kunstdenkmälern. (Geh. Hausarchiv München, Hs. 317) http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/digi/thesauruspalatinus.html

8. Mai 1751: Pfalzgraf Friedrich Michael von Zweibrücken-Birkenfeld wird zum Gouverneur der Residenzstadt Mannheim ernannt

29. August 1751: das von Kurfürst Carl Theodor veranlaßte und durch Hofkellermeister Johann Jakob Englert erbaute vierte große Faß im Heidelberger Schloß wird fertiggestellt (221.726 Liter, 1752 erstmals gefüllt. Das 1728 von Kurfürst Carl Philipp veranlaßte dritte große Faß wurde zerschlagen)

1751: am Balkon des Rathauses wird ein schmiedeeisernes Gitter mit dem Monogramm Kurfürst Carl Theodors angebracht (Schlossermeister Thomas Pfeterle, Heidelberg)

1751: das Schilderhäuschen am Eingang zum Schloß wird erstellt

1751: Kurfürst Carl Theodor läßt die Stützmauer unterhalb des Schlosses am Burgweg renovieren

1751: Kurfürst Carl Theodor erwirbt einen unkolorierten Erdglobus (Durchmesser 45 cm) aus der Werkstatt des Didier Robert de Vaugondy (1723-1786) in Paris

1751: das 1745 zerstörte Rathaus des Schloßberg wird neu gebaut (vgl. 1743)

1751: die reformierte Gemeinde Wieblingen baut ein Schulhaus neben der Kirche (heute Mannheimer Straße 225)

1751: der mährische Jesuit Christian Mayer (1719-1783) wird für das Fach Philosophie an die Universität Heidelberg berufen (vgl. 7. Oktober 1752)

[1751: Pfalzgraf Friedrich Michael von Zweibrücken-Birkenfeld kauft das 1720ff. erbaute Schloß Oggersheim als Sommersitz, läßt es bis 1757 nach Plänen von Nicolas de Pigage umbauen und vollenden und einen großen Barockgarten im französischen Stil anlegen (1794 durch Brand zerstört)]

[1751: Heirat des Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach mit Karoline Luise von Hessen-Darmstadt]

1751-56: Bau des Reformierten Spitals (Plöck 24) Aus der Geschichte des reformierten Spitals

12. Januar 1752: ein kurpfälzisches Mandat untersagt das Abbrennen von Feuerwerkskörpern (studentischer Brauch)

21. Juni 1752: Carl Theodor beruft den Bildhauer und Architekten Peter Anton Verschaffelt (1710-1793) als Hofbildhauer nach Mannheim

[Nacht vom 2. auf den 14. September 1752: Einführung des gregorianischen Kalenders in England, Schottland und in den amerikanischen Kolonien. Seither gilt der 6. Januar als "Old Christmas Day"]

7. Oktober 1752: Kurfürst Carl Theodor begründet an der Universität Heidelberg den ersten Lehrstuhl für Experimentalphysik. Dieser wird auf Vorschlag der Jesuiten mit Christian Mayer (1719-1783) besetzt. Mayer gibt Vorlesungen über Physik, Mathematik und Astronomie.


14. Oktober 1752: Eröffnung des Mannheimer Tors in Heidelberg (vgl. 1744, 21. Juli 1750)

1752: Kurfürst Carl Theodor beruft den Zweibrücker Hofgärtner Johann Ludwig Petri, um den Schloßpark Schwetzingen neu gestalten zu lassen. Dieser legt bis 1758 einen Schloßgarten in italienischem und französischem Stil an (1773 erweitert). Nicolas de Pigage wird Oberbaudirektor.

[1752: in Burgen bei Veldenz wird der spätere Räuber Johann Peter Petri, genannt „Schwarzer Peter“, geboren]

1752-1794: Georg Adam Neureither Schultheiß von Handschuhsheim

[Nacht vom 17. Februar auf den 1. März 1753: Einführung des gregorianischen Kalenders in Schweden]

[15. Juni 1753: das kurfürstliche Hoftheater des Schwetzinger Schlosses wird mit der Oper "Il figlio delle selve" von Ignaz Holzbauer eröffnet]

28. Juli-14. August 1753: Voltaire und sein Sekretär Cosimo Alessandro Collini aus Florenz kommen an den kurpfälzischen Hof zu Mannheim und Schwetzingen. Collini wirkt bei Kurfürst Karl Theodor als Hofrat, Hofhistoriograph und Leiter des Naturalienkabinetts.

1753: Kurfürst Carl Theodor kauft den in kirchlichem Besitz befindlichen Teil des Platzes in Heidelberg zwischen Mitteltorturm, Grabengasse und Hexenturm, welcher zum Exercitium für das in Heidelberg sich aufhaltende Militair gewiedmet und Paradeplatz genannt wird

[1753: Nicolas de Pigage errichtet für Pfalzgraf Friedrich Michael von Zweibrücken in Oggersheim eine Orangerie]

1753-1754: der zweite (südliche) Zirkelbau des Schwetzinger Schlosses wird von Franz Wilhelm Rabaliatti erbaut

1753: Hofgärtner Johann Ludwig Petri legt einen Entwurf für den Schloßpark Schwetzingen vor, den der Kurfürst sofort genehmigt. Dem neuen Gartenplan liegt ein Kreisparterre zugrunde.

1753: die alte Orangerie des Schwetzinger Schlosses wird abgerissen. Die Delfter Fayencen des Speisesaales werden im "Porzellanhaus" verbaut.

[1753: Anlage der ersten deutschen Kunststraße („Chaussee“) zwischen Nördlingen und Öttingen]

31. Mai 1754: die evangelische Kirche in Rohrbach bekommt eine neue Glocke, nachdem die alte 1693 von den Franzosen geraubt wurde

Sommer 1745: zwei Räume im südlichen Zirkelbau das Schloß Schwetzingen werden von Hofstukkateur Guiseppe Antonio Albuccio (†1776) zu Festsälen umgestaltet

1754: die "cives academici" werden durch ein kurfürstliches Privileg vom Kriegsdienst befreit

1754-1756: nach Plänen des Hofbaumeisters Franz Wilhelm Rabaliatti wird anstelle des 1750 abgerissenen Turms der Pankratiuskirche in Schwetzingen ein neuer Turm an der Ostseite der Kirche errichtet

[1754: Dorothea Christiane Erxleben wird von der Universität Halle als erste Frau in Deutschland (zum Dr. med.) promoviert]

[23. Januar 1755: die Lomonossow-Universität Moskau wird gegründet]

[15. April 1755: das Dictionary of the English Language von Samuel Johnson erscheint]

[26. Mai 1755: der Straßburger Porzellanfabrikant Paul Anton Hannong gründet mit kurfürstlichem Privileg in Frankenthal die erste pfälzische Porzellanmanufaktur (vgl. 1762; 1800 erloschen)]

[1. November 1755 (Allerheiligen): Lissabon wird durch Erdbeben und Feuer zerstört (ca. 60.000 Tote)]

1755: Baumeister Johann Jacob Rischer stirbt in Heidelberg

1755: das Lutherische Spital in der Plöck 44 wird eingerichtet

1756: das katholische Spital St. Anna in der Plöck 4-6 wird eingerichtet (vgl. 1714)

[1755: der Arzt Hermann Obereit findet die Handschrift „C“ des Nibelungenlieds (um 1200) in der Bibliothek der Grafen von Hohenems/Vorarlberg]

1755-1770: Schloß Benrath bei Düsseldorf wird im Auftrag von Kurfürst Karl Theodor als Sommerresidenz (im Rokoko-Stil, Übergang zum Klassizismus; ("Goût grec"), Nachfolgebau des alten bergischen Wasserschlosses) errichtet. Architekt: Nicolas de Pigage

[1755-1769: Verfassung der Republik Korsika (erste Verfassung im Zeitalter der Aufklärung, vor den Verfassungen von Polen und Frankreich 1791), enthält erstmals das Prinzip der Gewaltenteilung; vgl. 15. Mai 1768)]

[18. Februar 1756: Erdbeben im Rheinland mit Epizentrum bei Düren/Rur, stärkstes bekanntes Erdbeben in Deutschland]

18. Januar 1756: die Freimaurerloge "Carl zur Eintracht" (St. Charles de l’Union) wird in Mannheim gegründet (vgl. 1727, 1784)

[1756: nach 23 Jahren Bauzeit wird die Jesuitenkirche Mannheim fertiggestellt (vgl. 12. März 1733, 18. Mai 1860]

[1756: Franz Wilhelm Rabaliatti baut die katholische St. Laurentius-Kirche in Nußloch]


[1756-1763: Siebenjähriger Krieg (Dritter Schlesischer Krieg, French and Indian War). Mit Preußen und Großbritannien/Kurhannover einerseits sowie Österreich, Frankreich und Russland andererseits kämpfen alle europäischen Großmächte ihrer Zeit. Der Krieg wird in Mitteleuropa, Portugal, Nordamerika, Indien, der Karibik sowie auf den Weltmeeren ausgefochten]

[6. Mai 1757: preußische Truppen unter König Friedrich der Große besiegen die Österreicher bei Prag]

[5. November 1757: preußische Truppen unter König Friedrich II. der Große besiegen die Franzosen unter Prinz von Soubise und die mit ihnen koalierende Reichsexekutionsarmee unter dem Kommando des Reichsgeneralfeldmarschalls Prinz von Sachsen-Hildburghausen in der Schlacht bei Roßbach (Kurfürstentum Sachsen)]

[5. Dezember 1757: preußische Truppen unter König Friedrich der Große besiegen die Österreicher unter Prinz Karl Alexander von Lothringen und Bar (1712-1780) bei Leuthen/Niederschlesien]

1757: Gründung der Akademie der Zeichnung und der Bildhauerkunst unter Peter Verschaeffelt in Mannheim

Grenzstein von 1757 am Königstuhl

1757: in Heidelberg gibt es 21 Großschiffer

[18. Juni 1757: der österreichische Feldmarschall Leopold Joseph Graf von Daun, Fürst von Teano (1705-1766), liefert König Friedrich II. von Preußen die siegreiche Schlacht von Kolin, worauf die Preußen Böhmen räumen müssen]

20. April 1758: Christian Mayer legt eine Denkschrift zur Verbesserung der Mannheimer Trinkwasserversorgung vor


24. Mai 1758: Carl Theodor überläßt die Fläche des Herrengartens in der Heidelberger Vorstadt dem fabricant de soie Jean Pierre Rigal aus Württemberg, der dort eine Seidenfabrik mit Baumschule errichtet (vgl. 1793, 1808)

Juli 1758: Voltaire kommt ein zweites (und letztes?) Mal nach Schwetzingen. Er schreibt (zum Teil im Schloss Schwetzingen) den philosophischen Kurzroman Candide, Ou l’optimisme. (vgl. 1753)

1758: der Zweibrücker Hofgärtner Johann Ludwig Petri, 1752 nach Schwetzingen berufen, kehrt nach Zweibrücken zurück

1758-1759: Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger geben in Zürich den Codex Manesse heraus (vgl. 1746)

[1758-1762: Ostpreußen mit Königsberg wird im Siebenjährigen Krieg von russischen Truppen besetzt und bis 1760 von Nikolaus Friedrich von Korff als Generalgouverneur verwaltet]

[15. Januar 1759: das British Museum wird im Montagu House, London, eröffnet]

[13. September 1759: Schlacht auf der Abraham-Ebene, ("Bataille des Plaines d'Abraham"), eine Schlacht des Siebenjährigen Krieges (Franzosen- und Indianerkrieg) in der Nähe der Stadt Québec (Neufrankreich). Britische und französische Truppen stehen sich auf einem Hochplateau südwestlich der Stadtmauern von Québec gegenüber. Die Schlacht erweist sich als entscheidendes Ereignis im Konflikt um die Herrschaft von Neufrankreich. Als Folge der Schlacht geben die Franzosen die Stadt auf und ihre verbliebenen Truppen in Nordamerika geraten unter immer stärker werdenden Druck der Briten. Zwar kämpfen die Franzosen nach der Eroberung Québecs weiter und behalten in einigen Gefechten die Oberhand, doch die Briten geben die strategisch wichtige Stadt nicht mehr preis. Mit dem Pariser Frieden 1763 gehen die meisten französischen Territorien im östlichen Nordamerika in britischen Besitz über]


1759: die 1711 von Johann Adam Breuning begonnene und unter Franz Wilhelm Rabaliatti weitergebaute Jesuitenkirche Heidelberg wird vollendet und dem Salvator resurgens geweiht (vgl. 1749, 1773, 1809)

1759: in der Kurpfalz werden nur noch Absolventen der Schulen in Heidelberg, Mannheim, Neustadt an der Haardt und Kreuznach zum Universitätsstudium zugelassen

[1759: der Jesuitenorden wird in Portugal verboten]

1760: Kurfürst Carl Theodor erteilt ein Privileg für die Errichtung einer "Zitz- und Cotton-Manufaktur" im Freudenbergschen Hause in der östlichen Hauptstraße (heute Nr. 235), die dort 1765-1784 betrieben wird.

31. Januar 1760: Johann Jakob Hemmer (1733-1790) wird Hofkaplan am Mannheimer Hof


16. April 1760: Johann Jakob Hemmer (1733-1790) wird außerordentliches Mitglied der pfälzischen Akademie der Wissenschaften (vgl. 1763)


[18. Mai 1760: die Jesuitenkirche Mannheim wird konsekriert (vgl. 12. März 1733, 1756)]

[15. August 1760: Schlacht bei Liegnitz zwischen Preußen und Österreich. Preußische Truppen unter König Friedrich II. schlagen ein österreichisches Heer unter Feldmarschall Leopold Graf von Daun]

1. September 1760: der französische Handelsmann Josef Costes erhält das Privileg zum Betrieb einer Wachs- und Unschlittfabrik (bis 1768 im Englischen Haus/Wormser Hof, 1775 auf das Gelände des ehemaligen Schomberger Hofs (1693 zerstört, heute: Hauptstraße 79/Ecke Bienenstraße) verlegt)

um 1760: Beginn der Steinbrucharbeiten am Kirchberg (Steckelberg) in Dossenheim (Porphyrabbau für Straßenbau, bis 1834)

1760/61: Verbesserung der Straße Heidelberg-Leimen (vgl. 1740)

[um 1760 bis 1790: Zeit des Zopfstils, deutscher Baustil im Übergang zwischen Rokoko und Klassizismus, entspricht in etwa dem Stil Louis Seize in Frankreich, dem Josephinischen Stil in Österreich und dem Late Georgian in England]

6. Juni 1761: Christian Mayer und der von einem Fieber gequälte Carl Theodor beobachten im Schwetzinger Schlossgarten am frühen Morgen den Venustransit mit dem Canivet-Quadranten, doch „war das Wetter ziemlich neblicht“.


28. Juni 1761: Kurfürstin Elisabeth Augusta schenkt nach 19-jähriger Ehe mit Carl Theodor dem Land einen Thronfolger (Franz Ludwig Joseph), der jedoch infolge ärztlichen Unvermögens kurz nach der Geburt (am 29. Juni 1761) stirbt. Sternengläubige sehen darin die Manifestierung eines Unglücks, das sich durch den Venustransit ankündigte.


Juli 1761-Januar 1764: Auf dem Dach des Schwetzinger Schlosses wird ein „observations-gebäu“ (Kuppelbau von 3,25 m Durchmesser) als Beobachtungsplattform eingerichtet. Die bewegliche Kuppel mit einem Innendurchmesser von 3,25 m beherbergt die Lepaute-Uhr und den Canivet-Quadranten.


[8. September 1761: die deutsche Prinzessin Sophie Charlotte, Herzogin zu Mecklenburg(-Strelitz) (1744-1818) heiratet im St. James-Palast König Georg III. von England und wird als Königin Charlotte zur Königin von Großbritannien und von Irland (seit 1801 Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland) sowie Kurfürstin von Braunschweig-Lüneburg und später Königin von Hannover]

[1761: Malaria-Epidemie in Mannheim]

[5. Januar 1762: Tod der Kaiserin Elisabeth I. von Rußland. Nachfolger: Kaiser Peter III. von Romanow-Holstein-Gottorp. Er ist seit 1745 als Herzog Karl Peter Ulrich von Holstein-Gottorp mit Prinzessin Sophie Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst verheiratet]

[19. Juni 1762: Friedensschluß zwischen Preußen und Rußland]

[9./17. Juli 1762: Ermordung des Kaisers Peter III. von Rußland. Seine Gattin Prinzessin Sophie Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst (1729-1796) wird als Katharina II. Kaiserin von Rußland, Herzogin von Holstein-Gottorf und ab 1793 Herrin von Jever (vgl. 22. Juli 1763)]

1762: Kurfürst Carl Theodor kauft die am 26. Mai 1755 von dem Straßburger Porzellanfabrikanten Paul Anton Hannong in Frankenthal gegründete Porzellanmanufaktur um 50.804 fl. (vgl. 1795; 1800 erloschen).

1762: Oberbaudirektor Nicolas de Pigage übernimmt die Bauleitung im Schloßpark von Schwetzingen. Wesentliche Vergrößerung und durchgreifende strukturelle Modernisierung des Gartens. Das Schloßtheater wird klassizistisch umgestaltet. Voltaires "Olympie" unter der Regie von Cosimo Alessandro Collini wird uraufgeführt. (vgl. 1752, 1773)

[1762: "Du contrat social ou Principes du droit politique" von Jean-Jacques Rousseau erscheint]

[10. Februar 1763: Friede von Paris zwischen England, Frankreich und Spanien beendet den Siebenjährigen Krieg ("Franzosen- und Indianerkrieg"). England behält Kanada, erhält von Spanien Florida und von Frankreich Louisiana ("Nordwestterritorium") östlich des Mississippi]

[15. Februar 1763: der Friede von Hubertusburg (Sachsen) zwischen Preußen, Österreich und Sachsen beendet den Siebenjährigen Krieg. Preußen behauptet endgültig den Besitz Schlesiens]

30. Juni 1763: das Wasserrecht der Rombachquelle wird den Müllern zu Schlierbach verliehen

15.-29. Juli 1763: W. A. Mozart in Schwetzingen

18. Juli 1763: der Knabe W. A. Mozart spielt in Schwetzingen vor Kurfürst Carl Theodor und seinem Hofstaat

[22. Juli 1763: Einladungsmanifest von Kaiserin Katharina II. der Großen (reg. 1762 – 1796) mit dem Aufruf an Ausländer zur Einwanderung nach Rußland. Etwa 27.000 vorwiegend protestantische Deutsche aus Hessen und dem Mittelrhein folgen dem Ruf und siedeln sich zunächst im Wolgagebiet, später auch in Tochterkolonien in anderen Regionen Rußlands an]

1. August 1763: Christian Mayer wird zum kurfürstlichen Hofastronomen ernannt


August 1763: der Knabe W. A. Mozart spielt auf der Orgel der Heidelberger Heiliggeist-Chorkirche („In der heiligen Geist Kirche ... hat unser Wolfgang die Orgel mit solcher Bewunderung gespielet, daß, zum ewigen Angedencken sein Nahme alda auf ordre des Herrn Statt=Decani an der Orgel mit umständten angeschrieben worden.“ - Vater Leopold Mozart in einem Brief. Wolfgang wohnt mit Vater Leopold und Schwester Nannerl im Gasthaus „Zu den drei Königen“, Hauptstraße 160)

1763: Kurfürst Carl Theodor stiftet die kurpfälzische Akademie der Wissenschaften (Academiae Electoralis Scientiarum et Elegantiorum Litterarum Theodoro-Palatinae), Präsident: Johann Daniel Schöpflin (1694-1771), Mitglied: u. a. sein Sekretär Cosimo Alessandro Collini. Ein Antiquitätenkabinett ("Antiquarium electorale") wird angelegt. Damit wird Mannheim das Zentrum für Wissenschaft und Kunst in der Pfalz.

1763: der Geometer Peter Friedrich von Walpergen sticht eine Gesamtansicht von Stadt und Schloß Heidelberg von Norden („Panorama von Heidelberg“, heute: Kurpfälzisches Museum Heidelberg: Z 2148)

1763: Verbesserung der Straße Heidelberg-Schwetzingen - Bau der Chaussee Mannheim-Heidelberg-Mosbach

1763/1764: mehrere römische Fundstücke vom Heiligenberg kommen nach Mannheim in die Antiquitäten-Halle, darunter ein Viergötterstein, ein dem Merkur geweihter Figurensockel, ein Jupiteraltar und eine Votivtafel an Mercurius Visucius vom Heiligenberg

1763–1765: Renovierung und Erweiterung des Kirchenschiffs der Pankratiuskirche in Schwetzingen nach Westen (nach Plänen des kurfürstlichen Oberbaudirektors Nicolas de Pigage)


24. Juni 1764: Kurfürst Carl Theodor besucht erstmals das Heidelberger Schloß und beschließt, es zu seinem Wohnsitz zu machen

24./25. Juni 1764: das Heidelberger Schloß wird durch Blitzschlag in den Glockenturm und nachfolgenden Brand zerstört, seither Ruine. Der Gläserne Saalbau brennt bis auf die Kellergewölbe aus. 1767-1770 wird Material aus der Ruine des Schlosses für den Schlossgarten Schwetzingen geholt. (vgl. 1537, 1769)

[November 1764: Nach der Niederlage in der Schlacht von Baksar muß Shah Alam II Bengalen, Bihar und Orissa der East India Company überlassen]

1764: der Heidelberger Wirt Friedrich Holdermann ("Weißes Lamm", "Weißer Bär", Kettengasse 19, Holdermannsches „Koffeehaus“ in der Hauptstraße 124-126/Grabengasse 2 am Paradeplatz/Ludwigsplatz, angeblich Illuminat) erschießt sich bei der später so genannten Holdermannseiche ("An des Hollermanns Baum", 420 Meter über NN, an der Hochstraße im Handschuhsheimer Heiligenberg-Wald), angeblich wegen finanzieller Schwierigkeiten (vgl. Karl Christ, Alt-Heidelberger Wirtschaften. 1925, S. 9)

1764: Johann Duval gründet in Heidelberg eine Flor- und Gazefabrik

1764: Christian Leonhard Schnetz gründet in Heidelberg eine Nadel-Fabrik

1764: Anna Dorothea Therbusch, geb. Lisiewska (1721-1782) aus Berlin wird von Kurfürst Karl Theodor zur Hofmalerin in Mannheim ernannt (geht 1765 nach Paris)

[1764: auf Betreiben des Botanikers Friedrich Casimir Medicus hin genehmigt Kurfürst Carl Theodor die Anlage eines botanischen Gartens in Mannheim und gibt ihm den Alleinauftrag]

1764: zahlreiche Kurpfälzer wandern nach Preußen aus, unter ihnen die Gruppe um David Oppermann

[1764: James Hargreaves in Stanhill, Oswaldtwistle, Lancashire erfindet die "Spinning Jenny", ein Webrahmen mit mehreren Spindeln. Damit wird das Spinnen des Garns bedeutend rationalisiert]

1764-1787: im ehemaligen Jesuitenseminar am Klingentor (Jungwirthsches Haus, heute Schloßberg 2) und in der Invalidenkaserne befindet sich die kurfürstliche Papiertapetenfabrik („Savonnerie“)

1764/65: in Frankfurt und Leipzig erscheint von C. Kremer: Geschichte des Kurfürsten Friedrich des Ersten von der Pfalz in sechs Büchern mit Urkunden

[18. August 1765: Franz Stephan von Lothringen (*1708 in Nancy), Ehemann von Maria Theresia, seit 1745 als Franz I. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, stirbt in Innsbruck]

[1765: Joseph II. (*1741 in Wien; † 20. Februar 1790 ebenda) aus dem Geschlecht Habsburg-Lothringen, Erzherzog im Erzherzogtum Österreich, seit 1764 römisch-deutscher König ist bis 1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches]

1765: der kurpfälzische Hofkammer-Rath Bingner und der geistliche Administrations-Rath Philipp Christian Heddaeus gründen im Freudenbergschen Haus (heute Hauptstraße 235) eine Zitz-Fabrik. Sie hat 1775 über 200 Arbeiter, ohne Beamten und Aufseher. Die Fabrik, die durch Verbote, ähnliche Fabrikate aus fremden Ländern beziehen zu dürfen, begünstigt wird, macht eine Zeitlang bedeutende Geschäfte, wird aber schon vor 1784 aus ökonomischen Gründen geschlossen (vgl. 1760, 1766)

1765: das 1712 erbaute Palais Moraß ist jetzt von Zyllenhardtsches Haus (vgl. 1733)

1765: Kurfürst Karl Theodor ruft ein chirurgisches Kollegium ins Leben

1765: Maria Josepha Seifert (Seyffert), Tochter eines Sekretärs und Kanzlisten und spätere Figurantin des Opernballetts, 1769 mit ihrer Tochter Caroline als Gräfin Heydeck in den erblichen Grafenstand erhoben (†1771), wird die Geliebte des Kurfürsten Carl Theodor. Der Kurfürst überläßt ihr in Mannheim im Quadrat A 1 das Haus Nummer 5 als Wohnung. (vgl. 1767, 1782) http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/km/kdm/april02.htm

1765: Johannes Riegler aus Eppingen heiratet in eine Heidelberger Bäckerfamilie ein (Steingasse) http://www.baeckerei-riegler.de/html/geschichte.html

1765: Ausgrabungen im Schloßgarten von Schwetzingen auf Initiative Kurfürst Carl Theodors (römische Reste; Denkmal; vgl. 1766, 1777)

um 1765: Kurfürst Karl Theodor läßt Perlmuscheln aus dem Bayerischen Wald erfolgreich in der Steinach einsetzen

[1765: Markgraf Karl Friedrich von Baden gründet in Karlsruhe die Gesellschaft der nützlichen Wissenschaften zur Beförderung des gemeinen Besten]

[1765: in Freiberg (Kurfürstentum Sachsen) wird eine höhere montanwissenschaftliche Lehr- und Forschungseinrichtung gegründet]

1765/66: Verbesserung der Straße Heidelberg-Neckargemünd

17. Januar 1766: anläßlich der silbernen Hochzeit von Kurfürst Carl Theodor und Maria Elisabeth Augusta von Sulzbach wird auf dem zugefrorenen Rhein ein Weinfaß mit 5660 l Fassungsvermögen angefertigt ("Eisfaß", heute im Weinmuseum Speyer)

[23. Februar 1766: Stanislaus I. Leszczyński (*1677 in Lwów, 1737 Herzog von Lothringen und Bar) stirbt in Schloß Lunéville an den Verletzungen, die er durch einen Brand in seinem Zimmer erlitt. Die Herzogtümer Lothringen und Bar fallen an das Königreich Frankreich. Um die Eigenstaatlichkeit Lothringens zu eliminieren, werden alle Schloßbauten von Stanislaus, die nicht als Kaserne zu nutzen sind, zerstört. Das Schloß La Malgrange bei Nancy (erbaut 1739/1740) wird bis auf einen Flügel zerstört. 1767/1768 werden Bleiskulpturen (Putti, Arion, Wildschwein von Barthélemy Guibal, 1699-1757) aus Lunéville und La Malgrange nach Schwetzingen verkauft]

20. März 1766: Wilhelm IX., Landgraf von Hessen-Kassel, kommt auf seiner Kavalierstour nach Schwetzingen

19. April 1766: Kurfürst Karl Theodor gründet in Mannheim eine Gebäranstalt und Hebammenschule (vgl. 1805)

[April 1766: "Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie" von Gotthold Ephraim Lessing erscheint]

12. August 1766: ein kurfürstliches Privileg begünstigt die Zitz-Weberei, die der Administrations-Rath Christian Heddaeus im Freudenbergschen Haus (heute Hauptstraße 235) gründet. Sie beschäftigt über 200 Personen im Spinnen und Weben (vor 1784 geschlossen)

1766: Ausgrabungen bei Schriesheim auf Initiative Kurfürst Carl Theodors (römische Villa rustica, heute im Keller des Schriesheimer Rathauses; vgl. 1765, 1777)

1766: innerhalb des Heidelberger Rathauses wird ein "Registraturbau" für das städtische Archiv errichtet

1766: M. Klein veröffentlicht das Lorscher Chronicon in Tegernsee

1766: die Filiale Edingen wird von der katholischen Kirche Wieblingen getrennt (vgl. 1801)

1766:in Kirchheim besteht eine lutherische Schule

1766: Caspar Laurentius Wittleder, seit 1762 württembergischer Kirchenratsdirektor, verläßt nach Protesten in der Bevölkerung gegen seinen Ämterschacher das Herzogtum Württemberg, tritt in Heidelberg in kurfürstliche Dienste und bekleidet das Amt eines Geheimen Rates (†14. Dezember 1769 in Heidelberg) http://www.zeitreise-bb.de/herrenb/gueltst/wittled.html

[1766: Vollendung der Herausgabe von Diderots Enzyklopädie (34 Bände)]

[1766: Friedrich der Große verbietet die private Einfuhr und den privaten Handel mit Kaffee. Lediglich der preußische Staat darf mit Kaffee handeln. (1781 wird in Preußen auch das Rösten von Kaffee für Privatleute verboten. 1787 wird das staatliche Kaffeemonopol in Preußen wieder abgeschafft, weil sich die Kontrollen als ineffektiv erweisen)]

[Januar 1767: die Mannheimer Zeitung, hg. von Hofrat Andreas Lamey und C. J. Kremer, erscheint (bis Oktober 1819)]

1767: von Johann Friedrich Mieg erscheint Epitaphia Palatino-Electoralia

1767: Der Heidelberger Schloßgarten wird in einen Nutzgarten und eine Baumschule umgestaltet. Kurfürst Carl Theodor läßt im Garten des Heidelberger Schloß zur Ergänzung des oberen Fürstenbrunnens (1741 von Kurfürst Karl Philipp errichtet) den unteren Fürstenbrunnen bauen, der die kurfürstliche Residenz in Mannheim mit Trinkwasser versorgt - Kurfürst Carl Theodor stiftet der Stadt Mannheim das Brunnendenkmal auf dem Marktplatz (Bildhauer: Peter van den Branden, 1719, ursprünglich für den Schloßgarten Heidelberg bestimmt). Die Figuren des Monuments, die ursprünglich die vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer symbolisierten, wurden dabei so umgestaltet, daß sie nun eine Allegorie auf Mannheim (Stadtgöttin), Handel (Merkur), Rhein und Neckar darstellen.

1767: Kurfürst Carl Theodor verleiht seiner Geliebten Josepha Seifert den Adelsnamen Haydeck (meist Heydeck geschrieben, vgl. 1769, 1782)

1767: die "Kurquelle" (Schwefelquelle) bei Frauenweiler wird wieder entdeckt und auf Geheiß des Kurfürsten Carl Theodor gefasst.

31. Dezember 1767: Kurfürst Carl Theodor stiftet zum Andenken an sein 25jähriges Regierungsjubiläum den Pfälzischen Löwenorden (1808 von König Max Joseph von Bayern aufgehoben)

1767: Kurfürstin Elisabeth Auguste kauft Schloß Oggersheim von den Erben (vgl. 1720) (1794 abgebrannt)

1767: Georg Matthäus Gattenhof legt auf dem Heckemarkt ein Arboretum für die Universität an (vgl. 1705, 1805)

1767: man beginnt damit, die Quader des Südwalles des Heidelberger Schlosses als Baumaterial für das Schwetzinger Schloss zu verwenden

1767: Julius Wettstein gründet in der Hauptstraße 161 eine Buchbinderei (vgl. 1876)

1767: Bau des Antikensaals der Zeichnungsakademie in Mannheim F6, 1 (bis 1803)


[1767: Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach schafft die Folter ab]

[1767: der Jesuitenorden wird in Spanien verboten]

[15. Mai 1768: Vertrag von Versailles zwischen der Republik Genua und Frankreich. Genua verkauft Korsika an Frankreich (vgl. 1284, 1755, 1769)]

[29. Mai 1768: „Ich will, bevor ich sterbe, noch einer Pflicht genügen und einen Trost genießen: ich will Schwetzingen wiedersehen, dieser Gedanke beherrscht meine ganze Seele.“ (Voltaire an seinen Sekretär Cosimo Alessandro Collini)]

6. Juni 1768: das unter Nicolas de Pigage ausgebaute Schloß in Oggersheim wird mit eine Fête champetre eingeweiht

[8. Juni 1768: der Archäologe Johann Joachim Winckelmann wird in Triest ermordet]

[25. September 1768: Sultan Mustafa III. erklärt Russland den Krieg. 1768-1774: Russisch-Osmanischer Krieg (5. Russisch-Türkischer Krieg)]

20. Oktober 1768: der Mannheimer Hofkaplan Johann Jakob Hemmer (1733-1790) wird ordentliches Mitglied der pfälzischen Akademie der Wissenschaften


1768: die kurfürstliche Hofkammer gibt das Erbbestandsgut in Peterstal zurück und stellt die Produktion der Glashütte ein (vgl. 1. Mai 1710)

1768: der Fürstlich-Liechtensteinsche Intendant Johann Wengand schenkt Kurfürst Karl Theodor fünf Angoraziegen und zwei Böcke. Sie kommen nach Dossenheim.

1768: Johann Daniel Schöpflin (1694-1771), Präsident der kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften, über Kurfürst Carl Theodor: "Il faut convenir qu`il n`y a point de prince en Europe qui favorise tant les lettres comme ce prince et ce n`est pas par insinuation, affectation, vanité; cela vient de lui même et de son bon naturel"

[1768-1775: Kurfürst Carl Theodor läßt sich im Schloßpark Schwetzingen ein Badhaus bauen (ab 1773 bewohnt)]

[1768–1771: Erste Südseereise des englischen Seefahrers James Cook (1728-1779). Die Expedition wird auf Empfehlung der Royal Society unter der Präsidentschaft des Astronomen Lord Morton unternommen, um im Rahmen einer international angelegten Messkampagne den Venustransit vom 3. Juni 1769 auf Tahiti zu beobachten.]


1768-1793: Kurfürstin Elisabeth Augusta lebt, zumeist getrennt von ihrem Gatten, im Schloss Oggersheim gegenüber der Loretokapelle.


1768-1770: Andreas Lamey gibt im Auftrag der Kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften den Codex Laureshamensis in 3 Bänden erstmals im Druck heraus (vgl. 1766)

3. Juni 1769: Weltweite Expeditionen zur Beobachtung des Venustransits. In Europa ist nur die Anfangsphase dieses Ereignisses am Abendhimmel zu sehen. Christian Mayer beobachtet in St. Petersburg auf Einladung der russischen Akademie. In Schwetzingen, wo sich Prinz Xaver von Sachsen bei Carl Theodor einfindet, verhindert ungünstiges Wetter einen Blick auf die untergehende Sonne.


[Oktober 1769: Goethe in Mannheim]

1769: Johann Riem gründet zu Lautern die "Bienengesellschaft"; (vgl. 1768, 1770, 1774, 1784)

1769: der Agrarreformer Stephan Gugenmus (1739-1789) aus Bretten pachtet von dem geistlichen Administrationsrat Johann Ludwig Harscher 108 Morgen des Schloßguts in Handschuhsheim

[1769: Kurfürst Carl Theodor erhebt Mutter und Tochter Josepha und Caroline Seifert (Haydeck) in den erblichen Grafenstand (vgl. 1767)]

[1769: Kurfürst Carl Theodor gibt Nicolas de Pigage den Auftrag, in Düsseldorf die erste öffentliche Promenade nach dem Vorbild der Tuilerien zu bauen]

1769: Blitz-Einschlag in den Marstall von Schwetzingen

1769: Deutsche Sprachlehre, zum Gebrauch der kuhrpfälzischen Lande von Johann Jakob Hemmer (1733 - 1790) erscheint

[1769: Frankreich besiegt die korsischen Truppen in der Schlacht bei Ponte Nuovo]

1770: die Physikalisch-Oekonomische Gesellschaft (1768 in Lautern als "Bienengesellschaft" gegründet) wird durch den Kurfürsten offiziell anerkannt und unterstützt (vgl. 1774, 1784)

1770: die Feldgüter der Gemarkung Heidelberg werden vermessen (siehe 1773/74); (vgl. Die Feldgemarkung nach 1770. Planwerk zum Lagerbuch, in: Derwein 1940, Plan III, s.a. S. 13) Ausschnitt

1770: Kurfürst Carl Theodor läßt die 1720 von Kurfürst Carl Philipp auf der geomantischen Achse Kalmit-Königstuhl vom Schwetzinger Schloß nach Heidelberg angelegte und mit Maulbeerbäumen besetzte Straße als Hochstraße vollenden

1770: Johann Ferdinand Joseph Freiherr von Helmstatt und der kurpfälzische General von Rothenhausen entdecken an der Wendeltreppe zum Untergeschoß der Hauskapelle im süd-östlichen Anbau der Handschuhsheimer (später so genannten) Tiefburg den "eingemauerten Ritter" (nach: Eduard Johann Joseph Mühling, Historische und topographische Denkwürdigkeiten von Handschuhsheim. 1840)



[1770: James Cook entdeckt Australien]

1770: die Stadt verkauft den Bierhelderhof an Prinz Carl II. August von Pfalz-Zweibrücken (vgl. 1737, 1917)

1770-1774: Prinz Carl II. August von Pfalz-Zweibrücken (1746-1795) baut in Rohrbach ein Jagdschloß ("Maison de campagne", im Louis-Seize-Stil) mit Park Personen um das Rohrbacher Schlößchen (vgl. 1898, 1928)

1770-1784: das Haus Buhl (Hauptstraße) wird durchgreifend verändert; Portal mit Freitreppe im Louis-Seize-Stil (vgl. 1722)

1771: in Kirchheim (Oberdorf) wird für die Geistliche Administration eine Zehntscheuer gebaut

um 1771: westlich der St. Peterskirche befindet sich der katholische Kirchhof mit Kapelle (vgl. 1690, 1844, 1861, 1860)

[August 1771: J. W. v. Goethe in Mannheim]

[21. November 1771: Markgraf August Georg von Baden-Baden stirbt. Carl Friedrich von Baden-Durlach erbt die baden-badischen Lande]

1771: Kurfürst Carl Theodor erwirbt in Mannheim für Josepha und Caroline Seifert (Haydeck) durch einen Strohmann die dem Quadrat A 3 und dem Schloß zugewandten Nachbarhäuser und läßt sie zu einer dreistöckigen Eckbehausung umbauen („Palais Bretzenheim) (vgl. 1774, 1782)

1771: Oberstallmeister Freiherr von Oberndorff baut auf dem Nordflügel der großen Terrasse des Heidelberger Schlosses das Oktogon (Gartenhaus, achteckiger Pavillon, um 1800 „Tanzhäuschen“ genannt, 1891 zerstört)

[1771: Voyage autour du monde par la frégate du roi La Boudeuse et la flûte L'Étoile des französischen Offiziers und Seefahrers Louis Antoine de Bougainville (1729-1811), der als erster Franzose die Welt umsegelte, erscheint]

1. Oktober 1772: In unmittelbarer Nähe der kurfürstlichen Residenz und des Jesuitenkollegs in Mannheim beginnt die Hofkammer mit dem Neubau eines 33 m hohen Sternwartenturms. Christian Mayer wird die „gesammte Herstellung“ überlassen. Die Gelder bringt überwiegend der Jesuitenorden auf. (Baumeister: Johann Lacher, ab 1774 Wilhelm Rabaliatti)

1772: Wasserrenovation in Heidelberg

1772: Juliane von der Tann, geb. Venningen, verkauft den Thannischen Hof (Rohrbach) um 40.000 Gulden an Prinz Carl II. August von Pfalz-Zweibrücken

4. Juli 1772: Fertigstellung des Badhauses im Schloßpark Schwetzingen

31. Dezember 1772: kurfürstliches Edict wider die Hazard- und andere hohe Spiele, dann das darüber angestellte Wetten, wie auch wegen Ungültigkeit der Spielschulden

1772–1781: Bau eines Hafens in Frankenthal mit Kanalverbindung zum Rhein (1955 zugeschüttet)

[1772: der württembergische Hofmaler Nicolas Guibal (1725-1784) aus Lunéville fertigt das Deckengemälde im Badhaus des Schwetzinger Schlosses „Aurora vertreibt die Nacht“]

[1772: Erste Teilung Polens. Galizien gelangt an das Haus Österreich. Annexion des Ermlands und des königlichen Preußen ohne Danzig und Thorn durch Preußen (vgl. 1804, 1867)]

[1772-1778: Ignaz Michael von Neumann baut das Langhaus des Speyerer Doms wieder auf]

1773: die Monumenta Heidelbergensia, illustrata, emendata et continuata von Johannes H. Andreae erscheinen

24. März 1773: Prinz Carl II. August von Pfalz-Zweibrücken verkauft den Weinzehnten, der auf den Gütern des von ihm erworbenen Thannischen Hofe liegt, an die kurpfälzische katholische geistliche Administration


21. Juli 1773: Papst Klemens XIV. (†1774) hebt den Jesuitenorden auf (vgl. 1814)

16. November 1773: Das Breve mit der Aufhebung des Jesuitenordens wird in Heidelberg verkündet. Der Kurfürst gestattet den Exjesuiten, in der Pfalz zu bleiben (vgl. 1781)

[16. Dezember 1773: Boston Tea Party]

1773: Bäckermeister Johannes Riegler (Steingasse) ist einer von zwei Zunftmeistern der Heidelberger Bäcker

1773: der Mannheimer Hofastronom Christian Mayer publiziert die „Charta Palatina“ (geodätische Vermessung der Kurpfalz) http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Mayer_(Physiker)

1773: der Dichter und Musiker Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791) ist in Mannheim und Schwetzingen und musiziert im Badhaus für Kurfürst Carl Theodor


Ende 1773: die Mannheimer Akademie der Wissenschaften ernennt den Hofastronomen Christian Mayer zum außerordentlichen Mitglied.


1773/74: Johann Philipp Haas und Carl Wiedinger vermessen die Häuser und Grundstücke der Stadt. Die Grundstücke erhalten Nummern. Ein Katasterplan und das Heidelberger Lagerbuch in 5 Bänden wird erstellt. (siehe 1770)

11. April 1774: Gründung der Kameral-Hohe-Schule zu Lautern (aus der "Physikalisch-Ökonomischen Gesellschaft" entwickelt, die erste ihrer Art in Europa, 1784 als "Nationalökonomische Fakultät" der Universität Heidelberg angegliedert, 1803 aufgehoben; vgl. 1768, 1770)

[21. Juli 1774: das Osmanische Reich unterzeichnet den Frieden von Küçük Kaynarca im Russisch-Osmanischen Krieg (1768-1774), nach dem das Krim-Khanat seinen Vasallenstatus der Pforte verliert und formell vom Osmanischen Reich unabhängig wird. In Wahrheit gerät es unter russischen Einfluss und wird 1783 annektiert. Per Erlaß vom 8. Februarjul. / 19. Februar 1784greg. wird das ehemalige Khanat als Oblast Taurien in das russische Kaiserreich integriert. Russland erhält außerdem eine Kriegsentschädigung von 4,5 Millionen Rubel und zwei strategisch wichtige Häfen am Schwarzen Meer]

7. November 1774: Kurfürst Carl Theodor reist nach Rom, um dort die in der Engelsburg festgesetzten Jesuiten zu besuchen. Dabei besichtigt er auch die Bibliotheca Palatina im Vatikan.

1774: Prinz Carl II. August von Pfalz-Zweibrücken beauftragt die Gartenbauarchitekten Johann Ludwig Petri und Friedrich Ludwig Sckell mit der Anlage eines repräsentativen Parks im englischen Stil beim Jagdschloß in Rohrbach

1774: das fränkische Geschlecht der Freiherren von Sturmfeder wird als Erben der Herren von Kronberg in Wieblingen begütert

1774: die Kirchheimer Katholiken werden gegen ihren Willen zur Pfarrei in Rohrbach eingepfarrt

1774: Graf Karl August von Heydeck, illegitimer Sohn des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, der 1772 die Reichsherrschaft Bretzenheim erwarb, wird zum Reichsgrafen und 1789 zum Reichsfürsten erhoben. Die Reichsherrschaft Bretzenheim steigt damit zum Reichsfürstentum auf (1795 im Rahmen der Koalitionskriege französisch besetzt und zerschlagen) (vgl. 1771)

1774: Kurfürst Carl Theodor untersagt auf Wunsch der Universität die Kreditvergabe an Studenten (vgl. 1589)

1774: Georg Freiherr von Stengel baut unweit des Relaishauses (heute: Mannheim-Rheinau) den Stengelhof

[1774: der Roman Die Leiden des jungen Werthers von Johann Wolfgang von Goethe erscheint]

[10. Mai 1774: auf den französischen König Ludwig XV., der an den Pocken stirbt, folgt dessen Enkel Ludwig XVI.]

[1774: Österreich besetzt die seit 1769 von Rußland besetzte Bukowina (seit 1775 offiziell Teil der Habsburgermonarchie)]

1774: die Universität Heidelberg erstellt auf Wunsch der Kaiserin Maria Theresia von Österreich eine Zusammenfassung ihrer Privilegien (UAH RA 238 und GLA 205/1051)

1774: Kurfürst Carl Theodor wird im Schloßgarten von Schwetzingen von einer Räuberbande ausgeraubt

[1774-1786: in Leipzig erscheint Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der hochdeutschen Mundart von Johann Christoph Adelung]

3. Januar 1775: Hofastronom Christian Mayer zieht von seiner Heidelberger Wohnung in den Mannheimer Sternwartenturm um, wird jedoch wegen der noch feuchten Räumlichkeiten bald krank.


[23. März 1775: der Rechtsanwalt Patrick Henry (1736-1799) spricht zum Konvent von Virginia in Williamsburg ("Give me liberty or give me death")]

[19. April 1775: Schlachten bei Lexington und Concord/Massachusetts im amerikanischen Revolutionskrieg]

https://www.westpoint.edu/academics/academic-departments/history/american-revolution (The American Revolution War)

17. Mai 1775: 1. Besuch Johann Wolfgang von Goethes in Heidelberg (mit den Brüdern Grafen Stolberg). Besichtigung des Schlosses

25. Juni 1775: öffentliches "Fest in Arkadien" zur Feier der Genesung des Kurfürsten Carl Theodor von schwerer Krankheit in Schwetzingen (alle Untertanen haben Zutritt; Opernaufführung auf dem Heckentheater vor dem Apollotempel: "L `Arcadia conservata - Das errettete Arkadien", verfaßt von Hofpoet Mathias Verazzi; Essen für 14 Personen im "Badhaus" des Schloßgartens, Ball und Feuerwerk)

[15. Juni 1775: die Generalversammlung der britischen Kolonie Delaware stimmt dafür, alle Bindungen zum britischen Parlament und König zu kappen]

17?. - 20. Juli 1775: 2. Besuch Johann Wolfgang von Goethes in Heidelberg (mit den Brüdern Grafen Stolberg)

2. Oktober 1775: Grundsteinlegung des Heidelberger Karlstor (bis 1781 nach Plänen des kurpfälzischen Oberbaudirektors Nicolas de Pigage im frühklassizistischen Stil errichtet)

30. Oktober - 4. November 1775: 3. Besuch Johann Wolfgang von Goethes in Heidelberg (bei Delph, Aufbruch nach Weimar)

5. November 1775: Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld (*1722), Onkel von Prinz Carl II. August von Pfalz-Zweibrücken, stirbt. Carl II. August (†1793) wird Herzog von Pfalz-Zweibrücken. Er läßt bei Homburg/Saar ein Lustschloß („Carlsberg“) bauen, das von 1778-1785 nach den Plänen von Johann Christian von Mannlich zur herzoglichen Residenz erweitert wird. (vgl. 1770, am 28. Juli 1793 von französischen Truppen niedergebrannt)

1775: Kurfürst Carl Theodor gründet die kurpfälzische Deutsche Gesellschaft zur Förderung der deutschen Sprache (statt des Lateins als Wissenschaftssprache); Mitglieder u.a. Wieland, Klopstock, Lessing, Schiller, Johann Heinrich Jung, Georg Adolph Succow

1775: Fertigstellung des Perspektivs im Schloßgarten Schwetzingen

[13. Dezember 1775: auf Antrag Friedrich des Großen beschließt das Corpus Evangelicorum, den „Verbesserten Reichskalender“ anzunehmen]

1775: die evangelische Kirche in Rohrbach bekommt durch die Spende von 50 fl. des Bürgers Melcher Gutknecht eine größere Glocke (vgl. 31. Mai 1754)

1775: Kurfürstin Elisabeth Augusta läßt die Loretokapelle beim Schloss Oggersheim von dem flämischen Architekten Peter Anton von Verschaffelt mit der heutigen Wallfahrtskirche überbauen, wobei die Kapelle vollständig erhalten bleibt, allerdings mit farbigem Marmor verkleidet wird. Die Arbeiten dauern von 1774 bis 1777.





[1775ff: die „Physiognomischen Fragmente“ des Zürcher Pfarrers Johann Caspar Lavater erscheinen]

1776: Kurfürstin Maria Elisabeth Auguste verläßt Schwetzingen und zieht sich endgültig in ihr Schloß Oggersheim zurück (sie hatte 1767 Schloß und Garten von den Erben gekauft)

28. Mai 1776: der Kurfürst von Mainz wird von Kurfürst Carl Theodor im Badhaus zu Schwetzingen empfangen

[12. Juni 1776: Virginia Declaration of Rights (erste Menschenrechtserklärung der Geschichte)]

Sommer 1776: der niedrige Wasserstand des Neckar wird an einem Felsen im Flußbett in Höhe der Hirschgasse durch die Jahreszahl angegeben

Sommer 1776: nach Vorschlägen von Hofkaplan Johann Jakob Hemmer (1733-1790) wird im Mannheimer Schloß ein physikalisches Kabinett eingerichtet


1776: im großen Saal des Nordflügels des ehemaligen Heidelberger Jesuitenkollegs befindet sich das kurfürstliche physikalische Museum unter Aufsicht von Philipp Egell, Professor der Mathematik und der experimentellen Physik


1776: Auf Anordnung des Kurfürsten Carl Theodor bringt der Mannheimer Hofkaplan Johann Jakob Hemmer (1733-1790) auf Pulvertürmen und Schlössern der Kurpfalz Blitzableiter an. (Der erste deutsche Blitzableiter wird auf dem Schloß der von Hacke in Trippstadt/Pfalz installiert, der zweite auf dem Schwetzinger Schloß)



[4. Juli 1776: The Unanimous Declaration of The Thirteen United States of America. 13 britische Kolonien in Nordamerika erklären in der von Thomas Jefferson verfaßten Declaration of Independence ihre Loslösung von Großbritannien und ihr Recht, einen eigenen souveränen Staatenbund zu bilden]

https://www.westpoint.edu/academics/academic-departments/history/american-revolution (The American Revolution War)

31. Juli 1776: Während eines Trinkgelages, das Hofastronom Christian Mayer in der noch nicht fertig gestellten Mannheimer Sternwarte zu Ehren des 220. Todestages des Ignatius von Loyola (1491-1556) veranstaltet, bricht ein Feuer aus. Viele von Mayers Handschriften, seine Beschreibung der russischen Reise, unzählige Aufzeichnungen und einige Gerätschaften werden zerstört.


1776: Ziegelhausen ist nicht länger ein Teil Neuenheims

1776: Kurfürst Carl Theodor schafft die Folter in der Kurpfalz ab

1776: Johann Beck aus Alzey gründet eine Sohl- und Lederfabrik (Gerberei) auf dem Haarlaß. Im heutigen Rainweg 86 errichtet er eine Lohmühle.

[1776: Adam Weishaupt, Professor der Rechte, gründet in Ingolstadt den Illuminatenorden (1784/85 verboten)]

[1776: An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations des Schotten Adam Smith erscheint ("Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers oder Bäckers erwarten wird das, was wir zum Essen brauchen, sondern davon, daß sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen.")]

1776-1779: Nicolas de Pigage erbaut das Römische Wasserkastell im Schloßgarten Schwetzingen

[1776-1788: der britische Historiker Edward Gibbon (1737- 1794) veröffentlicht The History of the Decline and Fall of the Roman Empire]


1776-1806: Johann Friedrich Mieg (1744-1819) Pfarrer der reformierten Kirchengemeinde zu Heiliggeist

[18. Januar 1777: die britische Kolonie Vermont erklärt sich zur unabhängigen Republik. (Erste geschriebene Verfassung eines unabhängigen Staates in Nordamerika und der Neuen Welt, Abschaffung der Sklaverei). Vermont tritt 1791 der Union als 14. Mitglied bei]

4. September 1777: in Kirchheim wird eine 28jährige Frau wegen Kindsmord mit dem Schwert hingerichtet

[19. September bis 17. Oktober 1777: Schlacht bei Saratoga im amerikanischen Revolutionskrieg. Wendepunkt im Unabhängigkeitskrieg und entscheidende Schlacht in der amerikanischen Geschichte. Eine britische Armee unter General John Burgoyne wird in zwei Gefechten geschlagen und schließlich zur Kapitulation genötigt]

https://www.westpoint.edu/academics/academic-departments/history/american-revolution (The American Revolution War)

1777: Ausgrabungen im Schloßgarten von Schwetzingen auf Initiative Kurfürst Carl Theodors (frühgeschichtliche Gräber; Obelisk als Denkmal; vgl. 1765, 1766)

1777: den Wirten der kofeehäuser wird untersagt, den Studenten Kredit zu geben, weil sich diese auf ihre Studien konzentrieren sollen

1777: Heidelberg hat 10.195 Einwohner, Mannheim 14.161, Frankenthal 3.461

[1777: im Rhein bei Mannheim wird die erste große deutsche Badeanstalt errichtet]

1777ff.: Friedrich Ludwig Sckell gestaltet das nördliche und westliche Areal des Schloßgartens von Schwetzingen zu einem englischen Landschaftsgarten um

25. Dezember 1777: Kurfürst Carl Theodor erläßt per Edikt das Privilegium der „Maulbeer-Plantagen-Gesellschaft und damit verbundenen Seiden-Zucht- und Seiden-Strumpf-Fabrick“

31. Dezember 1777: Herzog Max III. Joseph, Kurfürst von Bayern, stirbt (kinderlos) an den Pocken. Damit erlischt die bayerische Linie der Wittelsbacher. Das gegenseitige Erbrecht der Linien tritt ein, wie im Hausvertrag von Pavia (1329) und in mehreren Hausunionen des 18. Jahrhunderts bekräftigt. Die Linie Pfalz-Sulzbach erbt Bayern.

1777: Franz Albert Leopold Fortunatus Freiherr von Oberndorff (1720–1799) erwirbt das Herrenhaus, welches der kurfürstliche Vizekanzler Johann Georg von Susmann 1746 in Neckarhausen errichtet hatte, und läßt es zu einem barocken Landsitz ausbauen („Schloß Neckarhausen“, vgl. 12. August 1778).

[1777: an der hessen-darmstädtischen Universität Gießen wird die erste selbständige Oekonomische Fakultät an einer deutschen Universität eröffnet]

um 1777: Herzog Carl II. August von Pfalz-Zweibrücken läßt im Rohrbacher Wald eine Aussichtsplattform ("Karlslust") bauen

1777/1778: W. A. Mozart in Mannheim

1777/1778: die Gemeinde Dilsberg wendet sich gegen den Bau der Straße Dilsberg-Langenzell

1778: Kurfürst Carl Theodor aus der Linie Pfalz-Neuburg-Sulzbach tritt die Erbfolge im Herzogtum Bayern an. Er verlegt die Residenz nach München. Wiedervereinigung der Kurpfalz mit Bayern. Kurfürst Carl Theodor regiert in Personalunion weiterhin Bergen op Zoom, Pfalz-Neuburg, die rheinischen Herzogtümer Jülich und Berg sowie die Kurpfalz. Damit ist er nach dem Kaiser und dem König von Preußen der mächtigste Reichsfürst.

[30. Mai 1778: Voltaire (François-Marie Arouet, *21. November 1694 Paris) stirbt in Paris]

[2. Juli 1778: der französische Philosoph und Schriftsteller Jean-Jacques Rousseau (*28. Juni 1712) stirbt in Ermenonville]

12. August 1778: Kurfürst Carl Theodor vertraut dem Geheimen Staats- und Conferenz-Minister Franz Albert Leopold Fortunatus Freiherr von Oberndorff (1720–1799) die Regentschaft der Pfalz an. Als Lohn folgt 1790 seine Erhebung in den Reichsgrafenstand. Neckarhausen wird zum Familiensitz der Dynastie. (vgl. 1786)

26./27. Oktober 1778: Hochwasser des Neckar

1778-1780: durch die Besitzerin Anna Juliana von Zyllenhardt wird im Zyllenhardtschen Haus ein moderner Festsaal im Stil des Klassizismus eingebaut (vgl. 1831, 1876)

1778: der geistliche Administrationsrat Philipp Christian Heddaeus, Schwiegervater von Christian Adam Fries, übernimmt die von dem geistlichen Administrationsrat Johann Ludwig Harscher gegründete Krappfabrik (an der Rohrbacher Chaussee (Lit. A 81, heute etwa Rohrbacher Straße 47/57, vor 1698 hatte hier eine Ziegelhütte gestanden). Sie wird 1796 von seinem Schwiegersohn Christian Adam Fries übernommen. (vgl. 1877)

[1778: Mannheim hat über 25.000 Einwohner]

[1778: Johann Christoph Michel gründet eine Krappfabrik an der Schwetzinger Straße in Mannheim, die bis in die 1850er Jahre besteht]

[1778: Christian Dohm schreibt, daß die Pfalz zu den "bevölkertsten Ländern von Deutschland" gehöre (ca. 287.000 Einwohner)]

[1778?: letzte Hinrichtung einer Hexe in Europa (Schweiz)]

1778/1779: der Bayerische Erbfolgekrieg wird durch den Anspruch Österreichs auf Niederbayern und die Oberpfalz ausgelöst, nachdem die bayerische Linie der Wittelsbacher im Jahre 1777 ausgestorben war und das Kurfürstentum Bayern an die pfälzische Linie fallen sollte. Der preußische König Friedrich II. läßt seine Truppen in Böhmen einmarschieren.

[1778-1793: der kurpfälzische Gartendirektor Nicolas de Pigage baut die Moschee in Schwetzingen (Minarette 1795/96 fertiggestellt; Kosten: ca. 120.000,00 Gulden)]



13. Mai 1779: der Friede von Teschen zwischen Österreich und dem Königreich Preußen beendet den Bayerischen Erbfolgekrieg. Kurfürst Carl Theodor muß das Innviertel an Österreich abtreten. Die Kurwürden Bayerns und der Pfalz werden zusammengelegt. Österreich erkennt die Hausverträge der Wittelsbacher von 1766, 1771 und 1774 an, in denen die gegenseitige Erbfolge der Wittelsbacher Linien geregelt ist.

23. September 1779: 4. Besuch Johann Wolfgang von Goethes in Heidelberg (bei Dorothea Delph, mit Prinz Carl August von Weimar, auf der Reise nach der Schweiz. Zeichnung des gesprengten Schloßturms)

1779: von Stephan Gugenmus erscheint "Von dem Ackerbaue des kurpfälzischen Dorfes Handschuchsheim"

1779: Bestandsaufnahme des Holzvorrats der Heidelberger Gemeindewaldungen (vgl. 1791)

[1779: Schloss Birkenau im Tal der Weschnitz nahe Weinheim, seit 1765 im Auftrag des Freiherrn Wambolt von Umstadt durch den Speyrer Hofbaumeister Johann Leonhard Stahl begonnen, wird durch den kurpfälzischen Hofbaumeister Franz Wilhelm Rabaliatti fertiggestellt]


[Dezember 1779: Goethe in Mannheim]

[1779: das Mannheimer Nationaltheater wird eröffnet. Erster Intendant: Freiherr von Dalberg]

[1779: in Shropshire (England) wird die weltweit erste Eisenbrücke über den Severn gebaut]

1779-1789: Hofgerichtsrat Sartorius Stadtdirektor von Heidelberg

1780: der Schriftsteller Friedrich Christian Laukhard (1757-1822) über Heidelberg: "Die Universität ist, mit einem Wort gesagt, erbärmlich. Vorzeiten hat sie große Männer unter ihre Lehrer gezählt, aber das 18. Jahrhundert hat auch nicht einen einzigen da aufkommen lassen."

[29. November 1780: Königin Maria Theresia von Österreich stirbt. Nachfolger: Joseph II.]

1780: Gründung der Societas Meteorologica Palatina („Kurpfälzische Meteorologische Gesellschaft“) in Mannheim (1795 aufgelöst)

1780: der Conditor Johann Martin Loos erwirbt das "auf der Hauptstraße an dem Florin-Gäßlein gelegene eigenthümliche Wohnhaus ad 14 ruthen, 7 fuß, 2 Linien […]“ für "3350 Gulden zzgl. 24 Heller Zinsen


[1780-1786: die Dichterin Sophie de la Roche (1730-1807) wohnt in Speyer, Maximilianstraße 99 (Hohenfeldsches Haus)]

Anfang 1781: der Mannheimer Hofkaplan Johann Jakob Hemmer (†1795), Sekretär der Societas Meteorologica Palatina, baut das erste internationale meteorologische Beobachtungsnetz auf

[19. Oktober 1781: Kapitulation britischer gegen amerikanische und französische Truppen bei Yorktown]

https://www.westpoint.edu/academics/academic-departments/history/american-revolution (The American Revolution War)

7. November 1781: Kurfürst Carl Theodor setzt die Kongregation der Priester von der Mission des hl. Vinzenz von Paul (Lazaristen, Vinzentiner) in das Eigentum der Jesuiten ein. Die Lazaristen übernehmen bis 1793 die Aufgaben und Anstalten der Jesuiten, u.a. die Führung des Collegium Carolinum (siehe 1786)

1781: Fertigstellung des Karlstor im klassizistischen Stil (Ausführung: Nicolas de Pigage, Skulpturen: Peter Simon Lamine (1738-1817); vgl. 1775)

1781: Kaiser Joseph II. besucht inkognito die Pfalz und Schwetzingen, wo ihn Nicolas de Pigage herumführt

1781: eine Übersetzung von Homers Odyssee in hexametrischem Versmaß von Johann Heinrich Voß erscheint

[1781: Christian Wilhelm Dohm, Detmold, einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Aufklärung, veröffentlicht „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“]

[13. Januar 1782: im Mannheimer Nationaltheater (dem kurz zuvor umgebauten kurfürstlichen Schütt- und Zeughaus im Quadrat B 3) werden Die Räuber von Friedrich Schiller uraufgeführt]

30. Juni 1781: der Heidelberger Medizin-Professor Franz Anton Mai gründet in Mannheim eine „Schule zur Erziehung wohl unterrichteter Krankenwärter“

[1781: die "Kritik der reinen Vernunft" von Immanuel Kant erscheint in erster Auflage bei Johann Friedrich Hartknoch in Riga (zweite Auflage 1787)]

[13. Oktober-30. November 1782: Friedrich Schiller in Oggersheim (Gasthaus "Zum Viehhof"; vgl. 13. Januar 1782)]

23. November 1782: Eine Schenkung von Kurfürst Carl Theodor über 35.000 Gulden soll der Universität Heidelberg wieder zum Aufschwung verhelfen. Durch geistige Mittelmäßigkeit und materielle Verarmung fällt sie jedoch hinter alle anderen Universitäten zurück.

[30. November 1782: Friedrich Schiller reist von Oggersheim nach Bauerbach/Thüringen ab (vgl. 13. Oktober 1782)]

1782: die Treppen des Schlangenwegs werden angelegt

[1782: in Paris steigt der erste Heißluftballon der Brüder Montgolfier auf]

[1782-1788: Palais Bretzenheim in Mannheim nach Plänen des Hofarchitekten Peter Anton von Verschaffelt errichtet]

Frühjahr 1783 bis 1786/87: Adolph Freiherr Knigge lebt als freier Schriftsteller in Heidelberg

1783: Loge Carl zum Reichsapfel gegründet

16. April 1783: Hofastronom Christian Mayer (*1719) stirbt in Mannheim.



[8. Juni 1783 bis 7. Februar 1784: Ausbruch des Vulkan Laki auf Island, einer der größten Vulkanausbrüche der Erde und die größte Lavamenge in historischer Zeit; vgl. 27. Februar 1784]

[Juli 1783-April 1785: Friedrich Schiller in Mannheim http://www.rem-mannheim.de/museen/museum-schillerhaus/schiller-in-mannheim.html]

[23. Juli 1783: Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach hebt die Leibeigenschaft auf]

8. August 1783: der geistliche Administrations-Rath Christian Heddaeus verkauft dem Waisenhausschaffner Carl Franz Joseph Rottmann den Knebelhof ("Schlößchen") in Handschuhsheim mit dem Schloßbezirk ohne Felder (vgl. 1716, 1792, 1836)

[3. September 1783: Friede von Versailles (Vertrag von Paris). Großbritannien erkennt die Unabhängigkeit der 13 amerikanischen Staaten an und tritt das Gebiet nördlich des Ohio River und westlich der Appalachen an die Vereinigten Staaten ab]

https://www.westpoint.edu/academics/academic-departments/history/american-revolution (The American Revolution War)

[1783: Markgräfin Caroline Luise von Baden-Durlach stirbt]

[1783: Fürst Grigori Potjomkin nimmt im Namen von Katharina II. die Halbinsel Krim „von nun an und für alle Zeiten“ in Besitz. Die Stadt Sewastopolis am Schwarzen Meer wird durch einen Erlass von Katharina der Großen gegründet]

[1783: James Cooke entwickelt eine Sämaschine]

[1783: das erste funktionsfähige Dampfschiff fährt auf der Seine]

[1783: Antoine Laurent de Lavoisier erkennt als Erster, daß Wasser eine chemische Verbindung von Sauerstoff und Wasserstoff ist]

27./28. Dezember 1783: im Rhein-Neckar-Raum fallen etwa 45 Zentimeter Schnee

1. Januar 1784: Eishochwasser in Heidelberg

8. Februarjul. / 19. Februar 1784greg.: per Erlaß wird das ehemalige Khanat Krim als Oblast Taurien in das russische Kaiserreich integriert

27. Februar 1784: Die Neckarbrücke bei Heidelberg (8. Brücke, "Nepomuk-Brücke", 1706/08 erbaut, einzige feste Verbindung über den Fluß zwischen Lauffen und der Mündung und letzte holzgedeckte Brücke in Heidelberg), wird vom Eishochwasser (Wasserstand 7,26 Meter) weggerissen. Die 1738 errichtete Nepomuk-Statue stürzt in den Fluß. In Heidelberg werden 39 Gebäude zerstört, 290 beschädigt, zahllose Bäume entwurzelt und ein Teil der Stadtmauer eingerissen („Das Wasser reichte bis an das Rathaus und bis über die Hauptstrassevgl. Derwein 1940, Nr. 577). In Neuenheim wird die Linde vor der „Rose“ weggerissen, unter der am Johannisfest der Lindentanz stattfand. Zerstörungen am Heidelberger Tor in Mannheim. - Das Eis auf dem Rhein setzt sich in Bewegung, der Neckar beginnt abzufließen.

22. Juni 1784: ein Edikt Kurfürst Carl Theodors verbietet den Illuminatenorden (und die Mannheimer Freimaurerloge; vgl. 1727, 1756) (zwei weitere Edikte am 2. März und 16. August 1785)

Juli 1784: erster unbemannter Ballonflug in der Pfalz in Leimersheim durch Johann Andreas von Traitteur (GLA, Ab. 65/1043)

9. August 1784: Erlaß Kurfürst Carl Theodors zur Verlegung der Kameral Hohe Schule von Lautern nach Heidelberg. Der Kurfürst stellt ihr das Freudenbergische Haus mit Garten (heute Hauptstraße 235) zur Verfügung.

17. Oktober 1784: erster bemannter Ballonflug in der Pfalz (Burrweiler) durch Johann Andreas von Traitteur

2. Oktober 1784: die 1774 gegründete Kameral Hohe Schule zu Lautern zieht nach Heidelberg ins Freudenbergische Haus (heute Hauptstraße 235) um. Sie wird als Staatswirthschafts Hohe Schule der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg organisatorisch angegliedert. Die Professoren werden als Mitglieder der Philosophischen Fakultät auch Teil des Senats. Wirtschaftlich und wissenschaftlich wahrt die Staatswirthschafts Hohe Schule bis 1803 ihre Eigenständigkeit. Studienfächer: Technologie, Kameralistik, Landwirtschaft, Veterinärmedizin. Hinter dem Freudenbergischen Haus wird ein ökonomischer Garten angelegt. Direktor der Schule: Friedrich Casimir Medicus, Professoren: Johann Heinrich Jung, Ludwig Benjamin Martin Schmid, Georg Adolf Succow (1786: 130 Studenten). Die Physikalisch-Oekonomische Gesellschaft (1768 zu Lautern als "Bienengesellschaft" gegründet) wirkt nun in Heidelberg (bis ca. 1792).

1784: die Universität Heidelberg erwirbt ein Gebäude des Sattlermeisters Ernst Coblitz in der Augustinergasse zwecks Einrichtung eines Studentenkarzers und läßt den hofseitigen Anbau zum Gefängnis umbauen

1784: in Handschuhsheim leben 271 Familien, 1278 Seelen. Es hat 2 Kirchen, 2 Pfarrhäuser, 2 Schulhäuser, ca. 200 andere Häuser. Die lutherische Gemeinde baut eine Kirche in der Oberen Kirchgasse. (Bis dahin fanden die Andachten im Gasthaus zum Lamm statt)

1784: das Oberamt Heidelberg hat einschließlich der Städte Mannheim und Heidelberg eine Bevölkerung von 13.737 Familien und 79.033 Seelen, davon 18.804 Männer, 15.021 Frauen, 14.752 Söhne, 15.129 Töchter, 3993 Handwerksgesellen, Bediente und Knechte, 4766 Mägde, 67 Haushaltungen von Mennonisten und 428 von Juden. An Gebäuden werden 147 Kirchen und Klöster, 84 Pfarrhäuser, 133 Schulen, 8980 bürgerliche und 198 gemeine Häuser, 3774 Scheuern und 132 Mühlen gezählt.

[28. April 1784: Kaiserin Katharina II. gründet Simferopol (1794: Odessa)]

26. Mai 1784: Friedrich Schiller in Heidelberg (kehrt am Abend nach Mannheim zurück)

21. Juli 1784: Friedrich Schiller mit seiner Schwester Christophine und deren Verlobten in Heidelberg (3.)

10. November 1784: Johann Heinrich Jung hält seine Antrittsrede in der Staatswirthschafts Hohen Schule Heidelberg (Freudenbergisches Haus, heute Hauptstraße 235). Er ist bis 1787 dort Professor.

1784: in Heidelberg gibt es 1762 Haushaltungen (nach Adreßbuch 1912)

[1784: Gründung der Lesegesellschaft in Karlsruhe]

[1784: Oliver Evans baut für Thomas Ellicott in den USA die erste vollmechanisierte "automatic mill"]

[1784: der Schotte William Murdoch bringt das erste Lokomobil (transportable Dampfmaschine) zum Einsatz]

1784/85: der Geheime Rat Ch. von Hofenfels bewegt den Herzog Carl II. August von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld, trotz der Geldversprechungen und Drohungen des russischen Diplomaten Romanzow seine agnatische Zustimmung zu einem Plan zu versagen, dem zufolge Kurfürst Carl Theodor dem Kaiser ganz Bayern im Tausch gegen die Österreichischen Niederlande abtreten sollte



16. August 1785: Kurfürst Carl Theodor verbietet endgültig den Illuminatenorden (gegründet 1776) (vgl. 9. August 1784)

September 1785: Herzog Maximilian IV. Joseph von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld (1756-1825) heiratet Maria Wilhelmina Auguste Prinzessin von Hessen-Darmstadt (†1796)

1785: der Dichter Friedrich von Matthisson (1761-1831) besucht mit den Grafen Carl Gustav von Sievers (1772-1856) aus Livland Heidelberg

1785: die Hardtordnung regelt die Nutzungsrechte der sieben Waldgemeinden der Schwetzinger Hardt

1785: die Erzieherin Caroline Rudolphi (1753-1811) gründet in Hamm bei Hamburg ein Mädcheninstitut

um 1785: der Name Siebenmühlental kommt auf (von den neu erbauten 7 Mühlen im Handschuhsheimer Mühltal)

[1785: Gründung des deutschen Fürstenbundes, Zusammenschluß zahlreicher deutscher Fürsten gegen den Kaiser unter preußischer Führung]

[1785: Edmond Cartwright konstruiert die erste mechanisierte Webmaschine ("power loom")]

[1785-1786: sogenannte Halsbandaffäre („l’affaire du collier de la reine“), ein Betrugsskandal am französischen Hof, in den auch Königin Marie Antoinette verwickelt wird]

1785/1794: die Dossenheimer Landstraße wird in Fronarbeit zwischen Handschuhsheim und Dossenheim ausgebaut

[April 1786: König Gustav III. (1746-1792) von Schleswig-Holstein-Gottorf, 1771-1792 König von Schweden, gründet nach französischem Muster die Svenska Akademien]

April 1786-September 1787: Bau der neunten Neckarbrücke ("Carl-Theodor-Brücke"). Beim Bau der Brücke wird das Gasthaus Schwarzer Adler (Ecke Steingasse, an der Brücke, vor Neckarstaden 66; erstmals erwähnt 1698) zerstört. Die Stadt Heidelberg kauft den Platz auf. Ab 1787 ist der „Schwarze Adler“ in der Hauptstraße 195.

[17. August 1786: Friedrich II. (der Große) von Preußen stirbt in Sanssouci]

14. Oktober 1786: Erlaß neuer Statuten der Universität Heidelberg durch Kurfürst Carl Theodor. Strenges Verbot der Duelle.

6.- 9. November 1786: die Universität Heidelberg feiert ihr 400jähriges Jubiläum. Sie nennt sich jetzt Academia Rupertina. Im Rahmen des Universitätsjubiläums hält der Professor für ökonomische Wissenschaften kurpfälzischer Hofrat Johann Heinrich Jung im großen Saal des Freudenberg-Mariothschen Hauses (heute Hauptstraße 235) die erste akademische Festansprache in deutscher Sprache ("Über den Geist der Staatswirthschaften“). Der kurfürstliche Minister Freiherr von Oberndorff lobt Jung-Stilling vor der Festversammlung.

1786: Heidelberg hat 10.167 Einwohner in 1821 Haushalten


1786: Nicolaus Reinhart und Susanna Reinhartin lassen in Ziegelhausen eine Mühle ("Eselsmühle", "Wisslers Hof"; Mühlweg 14/Mühldamm 17) bauen

1786: die Kongregation der Priester von der Mission (Lazaristen) wird in Frankreich aufgehoben. In der Pfalz dürfen sie unter Obhut des Kurfürsten ihren Aufgaben weiter nachgehen (siehe 1781, 1793)

1786: in Frankfurt am Main und Leipzig erscheint von Johann Goswin Widder Versuch einer vollständigen Geographisch-Historischen Beschreibung der Kurfürstlichen Pfalz am Rheine

[1786: Ausrottung der Stellerschen Seekuh]

Frühjahr-Herbst 1787: der 8jährige Clemens Brentano lebt im Pensionat eines ehemaligen Jesuiten in Heidelberg

[17. September 1787: die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika, von Delegierten aus zwölf der dreizehn Gründerstaaten der USA in der Philadelphia Convention erarbeitet, wird verabschiedet und im Laufe des Jahres 1788 ratifiziert. Sie sieht eine föderale Republik in Form eines Präsidialsystems vor]

6.-9. Oktober 1787: der Abbate Aurelio de’Giorgi Bertola aus Rimini steigt im "Goldenen Ochsen" (Hauptstraße 113) ab. Er zahlt für die drei Übernachtungen vier Gulden und stuft seine Herberge als ‚sehr gut‘ ein. (Aurelio de’Giorgi Bertola, Malerische Rhein-Reise von Speyer bis Düsseldorf. (Schwan und Götz) Mannheim 1796)

1787: Johann Andreas von Traitteur baut das Barockhaus an der Ecke Haspelgasse/Fischmarkt für seine Bedürfnisse im Louis-Seize-Stil um

1787: die Reichsfreiherren von Laroche-Starkenfels besitzen und bewohnen das Adelsgut Wieblingen

1787: es erscheint Allgemeine Anweisung der Schönschreibkunst des churpfälzisch kath. deutschen Schullehrers zu Heidelberg Joseph Anton Heß

1787: Kurfürst Carl Theodor befiehlt, daß Universitätsangehörige das Sperrgeld (nach Schließung der Tore), nicht aber das Brückengeld zahlen müssen

1787: das freiadlige Gut mit dem Schlößchen in Handschuhsheim wird aufgelöst (vgl. 1836)

[1787: der ab 1767 nach französischem Muster gestaltete Schlossgarten des 1779 fertiggestellten Schloss Birkenau im Tal der Weschnitz wird nach Plänen von Friedrich Ludwig von Sckell in einen Landschaftsgarten nach englischem Vorbild umgestaltet]



[1787: Markgraf Karl Friedrich von Baden heiratet in zweiter, nicht standesgemäßer Ehe die neunzehnjährige Luise Caroline Geyer von Geyersberg, spätere Reichsgräfin von Hochberg]

[1787: die Universität Göttingen promoviert zum 50-jährigem Bestehen eine 17jährige Professorentochter, Dorothea von Schlözer, mit einer Arbeit zur russischen Münzgeschichte, mit mündlicher Prüfung]

[1787: Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf (1764-1832) übernimmt das 1659 in Tübingen gegründete Familienunternehmen, die Cotta’sche Verlagsbuchhandlung. Ausbau des Unternehmens zum bedeutendsten Verlag der deutschen Klassik]


[1787-1792: Russisch-österreichischer Türkenkrieg]

16. Januar 1788: der Mediziner und Botaniker Prof. Georg Matthäus Gattenhoff (*1722) stirbt. Seine dritte Frau und seine Kinder setzen ihm im Arboretum am Heckemarkt ein steinernes Denkmal („Trauernde Flora“ von Konrad Linck, 1835 in den Botanischen Garten (später: Reichspost, Rohrbacher Straße) versetzt, 1875 in den südlichen Teile des Friedhofs der Peterskirche (verschollen). Inschrift: Dem Geiste G. M. Gattenhofs, Arzt und Verbesserer dieses Gartens, gerühmt, beliebt, betrauert [recto] Aus ehelich- und kindlicher Liebe [verso])

9. April 1788: das Standbild des Kurfürsten Carl Theodor, umgeben von den Sinnbildern der pfalzbayerischen Flüssen Rhein, Donau, Mosel, Maas, geschaffen von Hofbildhauer Konrad Linck, wird auf der Heidelberger Neckarbrücke errichtet (vgl. 1790; 10. Juni 1788) Inschrift

April 1788: der amerikanische Diplomat Thomas Jefferson (1801-1809 dritter US-Präsident) besucht Heidelberg und die Kurpfalz. Er besucht Kurfürst Karl Theodors Angoraziegenzucht in Dossenheim

3. Juni 1788: Der achtzehnjährige Friedrich Hölderlin (1770-1843) besucht zum ersten Mal Heidelberg (als Klosterschüler von Maulbronn, auf dem Weg nach Speyer, in Begleitung seiner Cousine Rike aus Markgröningen und ihres Bräutigam Johann Friedrich Blum aus Speyer, der ihn eingeladen hat). "Die Stadt gefiel mir außerordentlich wohl. Die Lage ist so schön, als man sich je eine denken kann. Auf beiden Seiten und am Rücken der Stadt steigen steile waldichte Berge empor, und auf diesen steht das alte, ehrwürdige Schloß...Merkwürdig ist auch die neue Brücke daselbst..." (an seine Mutter)

10. Juni 1788: Kurfürst Carl Theodor nimmt die neue Neckarbrücke in Augenschein

[9. Juli 1788: Wöllnersches Religionsedikt (nach Johann Christoph von Woellner) des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. zur Durchsetzung der Orthodoxie in Preußen]

9. November 1788: feierliche Brückenschlußsteinlegung der Carl-Theodor-Brücke (9. Neckarbrücke, 8 Bögen) durch Freiherr von Oberndorff, Statthalter in der Pfalz (vgl. 1778, 1786)

1788: sehr heißer Sommer, strenger Winter von November bis März 1789

1788: der Metzger Johann Peter Koch erhält für seinen Gasthof am Kornmarkt die Schildgerechtigkeit verliehen und nennt ihn Prinz Carl (nach Herzog Carl August von Zweibrücken; 1873 Einbau des Spiegelsaals; Hotel 1978 zerstört)

4. Januar 1789: nach der Neuen Heidelberger Neckar Brucken-Ordnung kostet der Brückenzoll für Fußgänger 1 Kreuzer, für Neuenheimer und Ziegelhäuser nur 2 Pfennige, für Reitende 2 Kreuzer

[24. Januar 1789: der französische König Ludwig XVI. ruft seine Untertanen zur Wahl ihrer Abgeordneten für die Generalstände auf. Gleichzeitig ruft er sie auf, diesen Abgeordneten Anweisungen zu geben, welche Probleme sie lösen sollten (imperatives Mandat)]

[Februar 1789: Abbé Emmanuel Joseph Sieyès (1748-1836) veröffentlicht das Pamphlet Qu'est-ce que le Tiers-État? ("1. Qu’est-ce que le tiers état ? – Tout. 2. Qu’a-t-il été jusqu’à présent dans l’ordre politique ? – Rien. 3. Que demande-t-il ? – À y devenir quelque chose." „1. Was ist der Dritte Stand? – Alles. 2. Was ist er bisher in der politischen Ordnung gewesen? – Nichts. 3. Was fordert er? – Etwas zu sein.“)]


[28. April 1789: 20 Männer des britischen Kriegsschiffs HMS Bounty meutern gegen ihren Kapitän William Bligh und übernehmen das Schiff]

[5. Mai 1789: erstmals seit 1614 treten in Versailles die französischen Generalstände zusammen]

[17. Juni 1789: die Vertreter des Dritten Standes der französischen Generalstände erklären sich zur Nationalversammlung]

[20. Juni 1789: Le serment du Jeu de Paume. Schwur der Deputierten der französischen Nationalversammlung im Ballspielhaus von Versailles. Die Versammlung schwört, sich erst aufzulösen, wenn sie eine neue Verfassung für Frankreich ausgearbeitete habe]

[9. Juli 1789: die französische Nationalversammlung erklärt sich zur Constituante. Rechts vom Sprecher aus gesehen sitzen die Regierenden, links die Opposition]

[11. Juli 1789: der Genfer Bankier und Finanzminister unter Ludwig XVI. Jacques Necker (1732 -1804), Directeur général des finances, wird entlassen]

[12. Juli 1789: Errichtung einer revolutionären Stadtverwaltung in Paris]

[14. Juli 1789: Sturm auf die Pariser Bastille]

30. Juli 1789: Hochwasser des Neckar bei Heidelberg durch Gewitterregen (vgl. 29. Oktober 1789)

[4. August 1789: Abschaffung der Steuerprivilegien von Adel und Klerus und des Kirchenzehnten durch die französische Nationalversammlung]

[11. August 1789: Abschaffung des Feudalismus durch die französische Nationalversammlung]

[26. August 1789: die französische Nationalversammlung beschließt die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. (Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen) (Art. 1: „Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten. Soziale Unterschiede dürfen nur im gemeinen Nutzen begründet sein.“). Die Juden werden von diesen Rechten ausgeschlossen (vgl. 13. November 1791, Dezember 1793)]

August 1789: Synode der reformierten Pfarrerschaft in Heidelberg

[25. September 1789: der amerikanische Kongress beschließt die Bill of Rights (am 15. Dezember 1791 ratifiziert)]

23./24. September 1789: Wilhelm von Humboldt (1767-1835) kommt auf der Reise von Mainz nach Stuttgart nach Heidelberg und übernachtet im "Wirthshaus der goldne ochs" (Tagebuch) (heute: Hauptstraße 113)

[6. Oktober 1789: Stürmung des Schlosses in Versailles durch den Mob. Der König und die Nationalversammlung ziehen nach Paris]

6./7. Oktober 1789: Alexander von Humboldt (1769-1859) und Steven Jan van Geuns kommen auf einer Reise von Göttingen längs des Rheins bis zur Pfalz nach Heidelberg („Noch nie habe ich eine herrlichere Lage und schönere Umgebung von einer Stadt gesehen als die von Heidelberg...“, S. J. van Geuns)

[24. Oktober 1789: Brabanter Revolution. Es geht darum, die bestehende ständische Gesellschaftsordnung zu erhalten und gegen den aufgeklärten Absolutismus zu verteidigen. In diesem Bestreben entstehen aus den Provinzen der Österreichischen Niederlande am 11. Januar 1790 die Vereinigten Belgischen Staaten. Diese haben jedoch nur wenige Monate Bestand, nicht zuletzt wegen der Zerstrittenheit ihrer Gründer]

27. Oktober 1789: 23 Deputierte der Heidelberger Bürgerschaft überreichen dem Kurfürsten Carl Theodor eine Beschwerdeschrift gegen öffentliche Mißstände und Korruption der städtischen Verwaltung

29. Oktober 1789: Hochwasser des Neckar (Wasserstand an der Heidelberger Brücke 8,34 Meter) (vgl. 30. Juli 1789)

[2. November 1789: die französische Nationalversammlung beschließt, den Kirchenbesitz zu nationalisieren]

[22. Dezember 1789: Aufteilung Frankreichs in 83 Departements]

1789: auf dem Busemer oder Kohlhoff sitzen 14 Erbbeständer (fast 100 Köpfe) (Derwein 457, vgl. 1706, 1718, 1721)

[13. Februar 1790: Aufhebung der Klöster in Frankreich]

[20. Februar 1790: Joseph II. von Habsburg-Lothringen (*1741 in Wien), Erzherzog im Erzherzogtum Österreich, seit 1764 römisch-deutscher König, seit 1765 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, stirbt in Wien]

[19. Juni 1790: Abschaffung des Adels in Frankreich]

[12. Juli 1790: die katholische Kirche Frankreichs wird verstaatlicht (Zivilverfassung des Klerus)]

[24. Oktober 1790: Nachmittagsausflug von W. A. Mozart von Mannheim aus in den Schwetzinger Schlossgarten]

[1790: Leopold II. von Habsburg-Lothringen (*1747 in Wien; †1. März 1792 ebenda), ist bis 1792 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches]

1790: ein Standbild der Göttin Pallas Athene (Minerva), umgeben von den Sinnbildern der Frömmigkeit (Pietas, gen Süden), Gerechtigkeit (Iustitia, gen Osten), des Ackerbaus (Ceres, gen Norden), und des Handels (Mercur, gen Westen), von Bildhauer Konrad Linck , wird auf der Heidelberger Neckarbrücke errichtet (vgl. 1788) Pallas Athene (Minerva)

*

1790: Friedrich Ludwig Sckell (1750-1823) gestaltet den Schloßgarten Heidelberg zum forstökonomischen Universitätsgarten mit Landschaftspark um

1790: Abriß der Mönchhofs-Kanzlei (heute Heiliggeiststraße 11-15). Dabei wird in einem Keller das Epitaph des Kurfürst Johann Casimir entdeckt (verschollen)

1790/91: die reformierte Kirchenrats-Kanzlei (klassizistisch; heute Heiliggeiststraße 17) wird nach Plänen von Nicolas de Pigage erbaut/erneuert

1790/93: Aufteilung des Centwalds der Schriesheimer Zent und Absteinung des Waldes (vgl. 1608, 1793, 1831)

1790: Kurfürst Carl Theodor erhebt den Geheimen Staats- und Conferenz-Minister Franz Albert Leopold Fortunatus Freiherr von Oberndorff (1720–1799), Statthalter in der Pfalz, in den Reichsgrafenstand. (vgl. 12. August 1778, 1786)

[1790-1830: Daltonminimum (nach dem englischen Forscher John Dalton), Periode verminderter Sonnenaktivität. Die Periode geht mit einem besonders kühlen Erdklima einher]


März 1791: der studentische Constantistenorden entsteht in Heidelberg aus einem Vorläufer, der Fridericiana (besteht bis 1811)

[3. Mai 1791: das Königreich Polen erhält die erste geschriebene Verfassung in Europa]

3. Mai1791: Vertrag zwischen Johann Andreas von Traitteur und der Gemeinde Rohrbach betreffend den Bau einer Trinkwasserleitung nach Mannheim bis Ende des Jahres 1792. Darin verpflichtet sich Traitteur, durch Anlegen mehrerer „Spünder“ der Gemeinde den Zugang zum gegebenenfalls benötigten Löschwasser zu ermöglichen.

 

[20. Juni 1791: der Fluchtversuch der französischen Königsfamilie scheitert in Varennes]

[August 1791: Haitianische Revolution, Aufstand der Schwarzen in der französischen Kolonie Saint-Domingue (führt am 1. Januar 1804 zur Umwandlung der Kolonie in den Staat Haiti (vgl. 7. April 1803)]

[27. August 1791: österreichisch-preußische Deklaration von Pillnitz zur Unterstützung König Ludwigs XVI. von Frankreich (Androhung der Intervention), Ergebnis einer Fürstenversammlung vom 25. bis 27. August 1791 auf Schloss Pillnitz bei Dresden]

[3. September 1791: die Assemblée constituante verabschiedet die erste französische Verfassung, Frankreich wird konstitutionelle Monarchie]

[12. September 1791: rechtswidriger Anschluß des seit 1348 päpstlichen Avignon an Frankreich]

[28. September 1791: die Assemblée constituante spricht den Juden in Frankreich die volle Staatsbürgerschaft zu. Sie werden französische Staatsbürger (citoyen) unter der Voraussetzung, daß sie sich in die christliche Gesellschaft eingliedern. Sie gelten hinfort nur noch als Glaubensgemeinschaft, nicht als Nation. Dies bringt ihnen zum ersten Mal in einem europäischen Land die Bürgerrechte. Sie verlieren dafür ihre bisherige Teilautonomie und müssen Militärdienst leisten]

[September 1791: die französische Frauenrechtlerin Olympe de Gouges (*1748 in Montauban; am 3. November 1793 in Paris guillotoniert) verfaßt die Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne, um sie der französischen Nationalversammlung zur Verabschiedung vorzulegen. Sie fordert darin die volle rechtliche, politische und soziale Gleichstellung der Frauen.]

[1. Oktober 1791: Eröffnungssitzung der Legislative]

1791: die Bevölkerung der Pfalz beträgt 328.300 Einwohner

1791: Vermessung und Absteinung des Heidelberger Stadtwaldes (vgl. 1790, 1792)

1791/1793: der Renovator Conradi aus Bretten vermißt den Heiligenberg. Der Heiligenbergwald (südlich des Allmendwalds) wird vom Waisenhaus eingesteint ("W.H." und Kreuz; vgl. 1790, 1793)

[Januar – März 1792: Unruhen in Paris und auf dem Land wegen Versorgungsschwierigkeiten und Teuerung]


[1. März 1792 : Leopold II. von Habsburg-Lothringen (*1747), seit 1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, stirbt in Wien]

[15. März 1792: Berufung von girondistischen Ministern (Roland, Claviere) durch den König (Erstes Kabinett der Gironde)]


[4. April 1792: die Gesetzgebende Nationalversammlung erläßt ein Gesetz, das allen Bewohnern der französischen Kolonien die gleichen Rechte zubilligt, unabhängig von ihrer Hautfarbe]


[5. April 1792: die Sorbonne wird aufgelöst]

[20. April 1792: Ludwig XVI. von Frankreich erklärt Preußen und Österreich den Krieg. 1. Koalitionskrieg (-1797)]

[25. /26. April 1792: der Komponist, Dichter und Offizier Claude Joseph Rouget de Lisle (1760-1836) dichtet und komponiert in der Nacht vom 25. auf den 26. April in Straßburg den "Chant de guerre pour l'armée du Rhin" und trägt ihn im Hause des Bürgermeisters vor (1795 zur Nationalhymne erklärt, mehrfach verboten, 1879 endgültig anerkannt)]

[Mai 1792: Rückschläge der französischen Truppen]


[12. Juni 1792: Entlassung der girondistischen Minister]


[20. Juni 1792: Massendemonstration gegen den König in den Tuilerien]


Juni 1792: österreichische Truppen errichten in Heidelberg Lager und Magazine (Dominikanerinnenkloster, Karmelitenkloster, Jesuitenkolleg etc.)

[11. Juli 1792: Ausrufung des nationalen Notstands in Frankreich („La patrie est en danger“)]

[14. Juli 1792: Franz II. wird in St. Bartholomäus zu Frankfurt am Main zum Kaiser gekrönt – Letzte Kaiserkröung im Heiligen Römischen Reich]

[25. Juli 1792: das Manifest des Herzog von Braunschweig droht der französischen Hauptstadt Paris die militärische Exekution an, wenn Louis XVI. auch nur die geringste Beleidigung zu teil werde. (Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (1735-1806), Feldmarschall in preußischen Diensten, Oberbefehlshaber über die alliierte Armee)]

[10. August 1792: Erstürmung der Tuilerien. Die königliche Familie im Temple gefangengesetzt (Zweites Kabinett der Gironde)]


[2.-6. September 1792: Massaker in den Pariser Gefängnissen („Septembermorde“)]

[20. September 1792: Kanonade von Valmy (Champagne). Preußen unter dem Herzog von Braunschweig tritt den Rückzug an. Die verfolgenden französischen Revolutionstruppen (General de Custine) erobern Trier, Speyer, Worms und Mainz. Das aus Freiwilligen und aktiven königlichen Soldaten zusammengesetzte französische Revolutionsheer der „Premier amalgame“ unter General Dumouriez erobert die Österreichischen Niederlande. Savoyen wird von der Französischen Republik annektiert.

[20. September 1792: Auflösung der Legislative in Frankreich]


[21. September 1792: Zusammentritt des Nationalkonvents (bis September 1795). Abschaffung der Monarchie in Frankreich. Gründung der französischen Republik. Beginn der republikanischen Zeitrechnung]

[7. Oktober 1792: Mannheimer Bürger errichten einen Freiheitsbaum]

[10. Oktober 1792: der Girondist Jacques-Pierre Brissot (†31. Oktober 1793) wird aus dem Jakobinerklub ausgeschlossen. Trennung der Girondisten von den Jakobinern]


[Oktober 1792: französische Truppen erobern Trier, Speyer, Worms]

[21. Oktober 1792: kampflose Übergabe von Mainz durch die Mainzer Jakobiner an die Franzosen unter General de Custine]

[19. November 1792: der französische Nationalkonvent beschließt, daß die französische Nation in dem Moment, da sie ihre eigene Souveränität erklärt, auch allen anderen Nationen ihre Souveränität zuerkannt hat]

[29. Dezember 1791jul. / 9. Januar 1792greg.: Friede von Jassy (Ende des Russisch-Österreichischen Türkenkriegs 1787–1792). Das Osmanische Reich akzeptiert die Eingliederung der Krim in das Russische Reich]


[1792: Dänemark verbietet mit Wirkung ab dem 1. Januar 1803 als erste Sklavenhandelsnation den Sklavenhandel über den Atlantik]

1792: Freiherr von Oberndorff erwirbt das Schloß, welches der kurpfälzische Geheimrat Johann Sebastian von Castell ab 1761 in Edingen baute („Schloß Edingen“)

1792: an der Universität Heidelberg sind 122 Studenten immatrikuliert

1792-1805: Begradigung des Neckar zwischen Feudenheim und Mannheim

1792?-1824: der Wagnermeister und Hirschwirt Johann Georg Koppert (1748-1824) aus Rohrbach ist Schultheiß von Kirchheim

10. Januar 1793: in Leimen wird eine Frau aus Edingen wegen Mordes an Ehemann und Schwiegervater mit dem Schwert hingerichtet

[17. Januar 1793: König Ludwig XVI. von Frankreich wird vom Konvent mit 361 zu 360 Stimmen zum Tode verurteilt]

[21. Januar 1793: öffentliche Hinrichtung von König Ludwig XVI. (38) mit der Guillotine]

[23. Januar 1793: Rußland und Preußen beschließen die 2. Teilung Polens. Preußen erwirbt Danzig, Thorn und Südpreußen]

[1. Februar 1793: Frankreich erklärt Großbritannien und den Niederlanden den Krieg]

Februar 1793: Maximilian Joseph von Zweibrücken (1756-1825, ab 1795 Herzog von Zweibrücken) flieht vor den französischen Truppen nach Mannheim. - Der Wirt Johann Christoph Widder nennt sein Haus in der Marstallstraße 6 Zum Prinz Max (nach Maximilian Joseph von Zweibrücken)

Februar 1793: Herzog Carl August von Zweibrücken (1746-1795) flieht vor den französischen Truppen über Kaiserslautern nach Mannheim. In der Folgezeit lebt er im Mannheimer Schloss und in seinem Schloss bei Rohrbach.

[10. März 1793: Errichtung des Pariser Revolutionstribunals]


[11. März 1793: Beginn der gegenrevolutionären Aufstände in der Vendée]

[17. März 1793: Ausrufung der linksrheinischen deutschen Republik in Mainz]

[18. März 1793: katastrophale Niederlage der Franzosen in der Schlacht bei Neerwinden]

[22. März 1793: Erklärung des Reichskriegs gegen Frankreich. Rückeroberung des linken Rheinufers außer Mainz]

[6. April 1793: Bildung des Wohlfahrtsschusses (Comité de salut public) in Paris]

26. Mai 1793: Kirchenrat Johann Friedrich Mieg, Pfarrer an der Heiliggeistkirche, hält in der Heiliggeistkirche eine Denkrede über Joel II, 1.2.3 mit dem Titel Heidelberg, vor Hundert Jahren durch Kriegswuth eingeäschert, und binnen Hundert Jahren durch Gottes Güte erhalten

[31. Mai-2. Juni 1793: Aufstand der Pariser Sansculotten gegen den Konvent. Verhaftung führender Girondisten]

[2. Juni 1793: die Jakobiner schließen die Girondisten aus dem Konvent aus]


[6. Juni 1793: Antijakobinische Aufstände in den Großstädten der französischen Provinz]


[21. Juni 1793: Mit Lebrun wird der letzte girondistische Minister entlassen]


[24. Juni 1793: Annahme der Verfassung durch den Konvent (nie in Kraft)]

[13. Juli 1793: Jean Paul Marat wird in Paris von Charlotte Corday ermordet]

[23. Juli 1793: Rückeroberung von Mainz durch die Preußen]

28. Juli 1793: Schloss Karlsberg (bei Homburg) wird von französischen Truppen während ihres Rückzuges niedergebrannt

[31. Juli 1793: die am 17. März 1793 ausgerufene Mainzer Republik wird mit Verordnungen „über die Wiederherstellung der alten Ordnung“ des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Erthal nach der erfolgreichen Belagerung durch die preußischen und österreichischen Truppen und dem Abzug der Franzosen aufgehoben]

4.-7. August 1793: 5. Besuch Johann Wolfgang von Goethes in Heidelberg (bei Schwager Johann Georg Schlosser, Streit über die Farbenlehre)

[23. August 1793: Leveé en masse (Mobilmachung) in Frankreich. Allgemeine Heeresdienstpflicht für alle männlichen Franzosen]

August 1793: der preußische König Friedrich Wilhelm II. kommt nach Rohrbach

[8. September 1793: der französische Nationalkonvent erklärt, jeder, der die Bezahlung mit Assignaten verweigere oder bei Bezahlung mit Assignaten einen höheren Preis verlange, werde mit dem Tode bestraft und sein Vermögen werde konfisziert]

[10. September 1793: durch Dekret des Konvents der französischen Republik werden die Universitäten in Frankreich als eine Verkörperung des ancien régime geschlossen]

[17. September 1793: Gesetz gegen die „Verdächtigen“ in Frankreich. Beginn der Terreur]


[20. September 1793: Einführung der Zivilstandsregister in Frankreich]

[5. Oktober 1793: durch Dekret des Konvents der französischen Republik wird mit Wirkung vom 22. September 1792, d.i. dem 1. Vendémiaire des Jahres I, der Revolutionskalender eingeführt (ab 1. Januar 1806 wieder abgeschafft)]

[9. Oktober 1793: Einnahme von Lyon durch die republikanische Armee gegen die Royalisten]

[16. Oktober 1793: Marie Antoinette, Königin von Frankreich, wird guillotiniert]

[30. Oktober 1793: Verbot der Frauenklubs in Frankreich]

[31. Oktober 1793: Hinrichtung führender Girondisten]


[6. November 1793: Louis Philippe II. Joseph, Herzog von Orléans (*1747), genannt Philippe Égalité, aus dem Haus Bourbon-Orléans, wird in Paris guillotiniert]

[8. November 1793: Hinrichtung von Madame Roland]

[28.-30. November 1793: bei der Schlacht von Morlautern werden die französischen Revolutionstruppen unter Leitung von General Lazare Hoche von sächsischen und preußischen Reitern besiegt]

Herbst 1793: Besetzung der linksrheinischen Pfalz durch die Franzosen. Die Universität Heidelberg verliert das dort angelegte Vermögen und damit die Grundlage ihrer Finanzierung.

[Dezember 1793: der französische Nationalkonvent widerruft die früher erklärte Religionsfreiheit und verbietet das Christentum]

[17. Dezember 1793: Napoleon Bonaparte stürmt das aufständische Toulon]

1793: eine Übersetzung von Homers Ilias in hexametrischem Versmaß von Johann Heinrich Voß erscheint

1793: Johann Andreas von Traitteur erwirbt das Gebäude des ehemaligen Jesuitengymnasiums in der Schulgasse/Augustinergassse 15 (vgl. 1827, 1829)

1793: Johann Moses Reinhardt gründet einen Mühlenbetrieb in Ziegelhausen („Stiftsmühle“; In der Neckarhelle 129; 1882 verbrannt, von Georg Reinhardt als Gastwirtschaft und Hotel wieder aufgebaut)

1793: das Dominikanerkloster wird Lazarett

1793: der Bergsträßer Zentallmendwald (Schriesheimer Zent) wird aufgeteilt. Dossenheim erhält 342 Morgen Wald. Handschuhsheim erhält 527 Morgen und 4 Ruten Wald im Kreuzgrund. Neuenheim erhält 274 Morgen Wald. Der Neuenheimer Wald bleibt unter der Zuständigkeit der Handschuhsheimer Försterei (vgl. 1608, 1790, 1792, 1831)

1793: Teile des Wieblinger Waldes werden gerodet (Rauschen; vgl. 1742, 1800, 1824/25)

1793: die Privilegien für den Seidenfabrikanten Jean Pierre Rigal (vom 24. Mai 1758) werden zurückgezogen. Daraufhin werden angeblich in einer Nacht sämtliche Maulbeerbäume der Alleen und Baumschulen in Heidelberg von Unbekannten niedergehauen

[1793: reichsweites Verbot der studentischen Orden durch Beschluß des Regensburger Reichstags]

9./10. Januar 1794: Verwüstung und Profanierung des Doms zu Speyer durch französische Revolutionstruppen

[5. April 1794: Georges Jacques Danton, während der französischen Revolution Justizminister und Leiter des ersten Wohlfahrtsausschusses, wird als angeblicher Verschwörer gegen die Revolution in Paris hingerichtet]

17. Mai 1794: die Kongregation der Priester von der Mission (Lazaristen) wird aufgehoben, ihr Vermögen dem Fundus Clericorum zugewiesen (vgl. 1781, 1773, 1786)

[27. Mai 1794: die russische Kaiserin Katharina II. gründet Odessa]

[10. Juni 1794: Prairial-Dekrete, Beginn der Grande Terreur in Frankreich]

[26. Juni 1794: Schlacht bei Fleurus. Die Französische Republik besetzt die südlichen (österreichischen) Niederlande]

[13. Juli 1794: Niederlage preußischer Truppen gegen die Franzosen beim Schänzel auf dem Steigerkopf westlich Edenkoben]

[19. Juli 1794: der französische Nationalkonvent legt die Eigentumsrechte von Autoren, Komponisten, Malern und Zeichnern an ihren Werken gesetzlich fest]

[20. Juli 1794: das Décret du 2 thermidor, an II, dekretiert das Französische als einzige Sprache der Verwaltung in Frankreich]

[27./28. Juli 1794 (9. Thermidor des Jahres II): Sturz und Hinrichtung Robespierres. Ende der Terreur in Frankreich]

17. August 1794: Maria Elisabeth Augusta von Sulzbach (1721), erste Gemahlin Kurfürst Carl Theodors, stirbt in Weinheim (beigesetzt in der katholischen Jesuitenkirche St. Michael in München-Altstadt)

[24. Oktober 1794: Einmarsch der Franzosen unter General Marceau in Koblenz]

[24. Dezember 1794: Beschießung Mannheims durch die Franzosen. Übergabe der Rheinschanze]

1794: das Dominikanerinnenkloster (heute Plöck 44/Friedrich-Ebert-Anlage 43-49) wird Feldapotheke. Das Karmelitenkloster (heute Friesenberg 1-1a) wird Proviantmagazin, später Kaserne. Das ehemalige Jesuitenkolleg (heute Merianstraße 2) wird für militärische Zwecke, als Magazin, Getreidelager und kaiserliches Lazarett genutzt

1794: die Brüder Philipp Friedrich und Johann Martin Landfried werden im Rahmen einer Abendmahlsfeier in die wallonische Gemeinde aufgenommen

1794: die Zeitschrift Technologisches Magazin des Professor Christoph Wilhelm Gatterer stellt ihr Erscheinen ein

1794: Verbesserung der Straße von Handschuhsheim nach Weinheim (vgl. 1785)

1794: Christoph Ehem, kurpfälzischer Kanzler, stirbt (Epitaph in St. Peter, verschollen)

[1794: polnischer Nationalaufstand unter Tadeusz Kościuszko (1746–1817) in Krakau, der von Russland mit preußischer Hilfe niedergeschlagen wird]

[1794: Preußisches Allgemeines Landrecht. Aus der Einleitung: „Einzelne Rechte und Vorteile der Mitglieder des Staates müssen den Rechten und Pflichten zur Beförderung des gemeinschaftlichen Wohls, wenn zwischen beiden ein wirklicher Widerspruch (Kollision) eintritt, nachstehen. Dagegen ist der Staat denjenigen, der seine besonderen Rechte und Vorteile dem Wohle des gemeinen Wesens aufzuopfern genötigt wird, zu entschädigen gehalten.“]

1794-1831: Mathias Neureither Schultheiß von Handschuhsheim (Sohn von Georg Adam Neureither, 1752-1794 Schultheiß von Handschuhsheim)

[Winter 1794/1795: Hungersnot in Frankreich]

3. Januar 1795: in Rohrbach brennen zwei Häuser ab. Die Tür einer Brunnenstube der Traitteurschen Wasserleitung wird vergebens eingeschlagen. Vier Familien sind obdachlos.

[3. Januar 1795: Petersburger Vertrag. Russland und Österreich gelangten zu einer Verständigung über die endgültige (3.) Teilung Polens. Preußen bekommt Warschau und Neuostpreußen zugesprochen (vgl. 24. Oktober 1795)]

15. Februar 1795: Kurfürst Carl Theodor (70) heiratet Erzherzogin Maria Leopoldine von Österreich-Este-Modena (18)

1. April 1795: Carl II. August Christian, Herzog von Pfalz-Zweibrücken, (*29. Oktober 1746 in Düsseldorf) stirbt in Mannheim und wird in der Heidelberger Karmelitenkirche beigesetzt (seine Gebeine werden 1805 mit denen anderer Mitglieder seines Hauses nach München in die Michaelskirche überführt)

[5. April 1795: der geheime Friede von Basel zwischen Preußen (vertreten durch Karl August von Hardenberg) und Frankreich (vertreten durch François de Barthélemy) sichert den Franzosen ihre Eroberungen zu. Preußen überläßt Frankreich seine linksrheinischen Besitzungen und erhält in einem Geheimartikel das Versprechen, daß es rechtsrheinisch entschädigt würde, falls das linke Rheinufer in einem allgemeinen Frieden endgültig an Frankreich fallen sollte]

[6. Mai 1795: Das Speenhamland-System wird in England festgelegt. Die Armenunterstützung wird an die Entwicklung des Brotpreises angepasst und soll von der Anzahl der zu unterstützenden Personen im Haushalt abhängig sein. Es besteht in einer Standardisierung der Armenunterstützung in eine in Geld zu leistende und der Preisentwicklung flexibel angepasste Hilfe]


[8. Juni 1795: Louis Charles de Bourbon, seit 1793 Ludwig XVII. genannt, (*1785), zweiter Sohn von Ludwig XVI. und Marie Antoinette, ab 1789 Dauphin de France und damit Kronprinz von Frankreich, stirbt im Pariser Temple-Gefängnis im Alter von zehn Jahren an Schwindsucht]


Juni 1795: 2. Aufenthalt Friedrich Hölderlins in Heidelberg (auf der Reise von Jena nach Nürtingen), wo er den Arzt und Naturforscher Dr. Johann Gottfried Ebel aus Frankfurt (1764-1830) trifft, der ihm später die Hofmeisterstelle im Hause Gontard in Frankfurt vermittelt

[22. August 1795: in Frankreich wird eine neue Verfassung angenommen]

[20. September 1795: Franz Albert Leopold Fortunatus Freiherr von Oberndorff übergibt Mannheim an die französische Rhein-Armee unter Obergeneral Pichegru]

24. September 1795: Schlacht bei Handschuhsheim: kaiserlich österreichische Streitkräfte unter Feldmarschall-Lieutenant Peter Vitus von Quasdanovich (Quosdanovich, "Kastanowich") besiegen eine französische Revolutionsarmee unter General Dufour. Die Franzosen werden auf Mannheim zurückgeworfen. (siehe http://www.kuk-wehrmacht.de/gefechte/17950924hh.html - Ursula Perkow, Die Schlacht bei Handschuhsheim. Vorgeschichte und Ereignisse des 24. September 1795)

[13. Oktober 1795: Napoleon Bonaparte schlägt in Paris den Aufstand der Royalisten nieder]

[18. Oktober 1795: der österreichische General Graf von Wurmser schlägt die französische Rhein-Armee bei Neckarau (Neckarschanze) und erobert Pichegrus Lager vor der Stadt. Pichegru zieht sich auf das linke Rheinufer zurück. Vgl. 22. November 1795]

[19. Oktober 1795: Graf von Wurmser belagert Mannheim]

[24. Oktober 1795: Preußen tritt dem Vertrag zwischen Russland und Österreich über die endgültige (3.) Teilung Polens bei. Rußland erhält die Gebiete bis zu Bug und Memel. Österreich erhält Westgalizien mit Lublin und Krakau. Preußen annektiert den Rest. (vgl. 3. Januar 1795)]

[31. Oktober 1795: in Frankreich wird eine neue Verfassung verkündet und ein fünfköpfiges Direktorium gewählt]

[14. November 1795: die Wasserburg Gronau bei Rödersheim, seit 1341 im Besitz der Pfalzgrafen bei Rhein, wird von Szekler Husaren unter dem österreichischen Feldmarschall-Lieutenant Freiherr von Werneck zerstört]

[18. November 1795: Fürst Friedrich Johann Nepomuk zu Schwarzenberg­ (* 28. August 1774 in Wien), der beim Angriff auf Mannheim am 18. Oktober 1795 schwer verwundet wurde, stirbt in Weinheim, wo man ihm 1804/1805 in der Laurentiuskirche ein aufwändiges Grabmal errichtet]

[22. November 1795: General Montaigu kapituliert mit seiner Garnison und übergibt Graf von Wurmser die Stadt Mannheim]

[29. Dezember 1795: Waffenstillstand am Rhein zwischen Frankreich und Österreich]

Dezember 1795: 3. Aufenthalt Friedrich Hölderlins in Heidelberg (auf der Reise nach Frankfurt/Main)

1795 (-1808): Einführung der Straßenbeleuchtung der wichtigsten Wege in Heidelberg im Winter

1795: die Brüder Löw und David Zimmern (1767–1845) kaufen um 8000 fl. das Haus Haspelgasse 12 (Palais Cajeth), gründen einen Tuchhandel und eine Bank (1873 in Liquidation) (vgl. 1733, 1735, 1748)

1795: die kurpfalzbayerische Gemäldegalerie wird aus Düsseldorf nach Mannheim verbracht

1795: von August Heinrich Julius Lafontaine erscheint der Roman Clara du Plessis und Clairant, der u.a. beim Wolfsbrunnen spielt

[1795: von Jean Paul erscheint in Berlin der Roman Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Eine Biographie. (vgl. 6. Juli-23. August 1817)]

[1795: der Grünstadter Kaufmann Johann Nepomuk van Rekum kauft die 1755 in Frankenthal gegründete Porzellanmanufaktur (Ende 1795 muß er sie wieder an Kurfürst Carl Theodor abgeben, 1797 bekommt er sie wieder zurück; vgl. 1762; 1800 erloschen)]

1795-1798: Bau einer Wasserleitung von Rohrbach nach Mannheim durch Johann Andreas von Traitteur (unvollendet)

1795-1799: Herzog Maximilian IV. Joseph von Pfalz-Zweibrücken residiert im Rohrbacher Schlößchen (siehe auch: 1806)

[26. März 1796: General Napoleon Bonaparte löst den General Scherer als Oberkommandierende der Italien-Armee ab]

[18. April 1796: Waffenstillstand zu Leoben/Obersteiermark. Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich (vgl. 5. August 1796)]

[10. Mai 1796: Schlacht bei Lodi (auch Schlacht an der Brücke von Lodi) in der Nähe der Stadt Lodi (Lombardei)]

[15. Mai 1796: General Bonaparte zieht in Mailand ein]

15. Juni 1796: während der Schlacht an der Rheinschanze stehen sich 11000 Österreicher unter Franz Freiherr von Petrasch und 50000 französische Soldaten beim sogenannten Treffen bei Maudach gegenüber

6. Juli 1796: Markgraf Carl Friedrich von Baden flieht vor den französischen Truppen unter General Jean Victor Moreau nach Heidelberg, von dort ins Exil nach Schloß Triesdorf bei Ansbach

[14. Juli 1796: Frankfurt am Main kapituliert vor den französischen Truppen]

[25. Juli 1796: badisch-französischer Waffenstillstand]

30. Juli 1796: Gartendirektor Nicolas de Pigage (*1723 in Lunéville) stirbt in Schwetzingen


[5. August 1796: Berliner Vertrag zwischen Preußen und Frankreich. Preußen willigt in die Abtretung linksrheinischer Reichsgebiete an Frankreich ein]

7. August 1796: Einweihung der lutherischen Kirche Ziegelhausen (1821 evangelisch-protestantisches Schulhaus)

[22. August 1796: Separatfrieden von Paris zwischen Frankreich und Baden. Freiherr Siegismund von Reitzenstein badischer Bevollmächtigter in Paris. Bedingungen u.a.: Markgraf Carl Friedrich von Baden gibt seine Stellung als Reichsfürst auf und verpflichtet sich zur Neutralität, Säkularisierung der Klöster, Abtretung des Leinpfads auf dem rechten Rheinufer an Frankreich (siehe 15. 12. 1797)]

[1. bis zum 3. September 1796: Schlacht um Würzburg im Ersten Koalitionskrieg. Niederlage des Generals der französischen Revolutionstruppen Jean-Baptiste Jourdan auf dem Rückzug im Maintal in Richtung Rhein gegen kaiserlich-österreichische Verbände (Nieder-Rhein-Armee) unter Führung von Erzherzog Karl von Österreich]

[2. September 1796: Markgraf Carl Friedrich von Baden verweigert die Ratifizierung des Separatfriedens. Österreichische Truppen marschieren in Baden ein]

7. September 1796: Waffenstillstand von Pfaffenhofen zwischen Kurfürst Carl Theodor und Frankreich

Dezember 1796: Herzog Max Joseph von Zweibrücken und seine Kinder verlassen vor den herannahenden Revolutionstruppen Rohrbach und fliehen an den markgräflichen Hof in Ansbach

1796: Stephan Zipf, Oberamtsarzt zu Heidelberg, veröffentlicht die Schrift Ueber die wirklich unter dem Hornviehe herrschende Seuche

1796: Gastwirt Carl Koch nennt sein Anwesen (heute: Hauptstraße 131-133) nach dem Homburger Schloß des Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken (†1795) Zum Carlsberg (vgl. 1775; 1788 "Prinz Carl", 1793 "Prinz Max")

1796: der Italiener Bertola erkennt in seiner Mahlerischen Rhein-Reise erstmals das bezaubernde Ensemble von Stadt, Fluß, Brücke und Landschaft Heidelbergs ("Das Auge mag, wie es ihm gut dünkt, auf einem Gemählde verweilen,...die Berge schließen das Ganze wie einen Rahmen ein...")

1796: der zum Leimbach reichende Südostzipfel der Kirchheimer Gemarkung kommt nach längerem Rechtsstreit mit Sandhausen zu Kirchheim

1796: Kirchheim, seit dem Westfälischen Frieden kirchlich Filiale von Rohrbach, wird wieder zu einer eigenen reformierten Pfarrei mit den Filialorten Pleikartsforst und Bruchhausen erhoben

[19. Februar 1797: Vertrag von Tolentino zwischen der Römischen Kurie und der Französischen Republik beendet die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Truppen des Kirchenstaates und der französischen Italienarmee während General Napoleon Bonapartes Italienfeldzug. Napoleon zwingt Papst Pius VI., 500 Handschriften aus der Bibliotheca Vaticana nach Paris auszuliefern, darunter 38 Stücke Heidelberger Provenienz]

[Februar 1797: das System der "Assignaten" in Frankreich kollabiert]

[18. April 1797: Vorfriede von Leoben durch General Napoleon Bonaparte und dem österreichischen General Merveldt unterzeichnet. Vorläufiges Abkommen zwischen Frankreich und Österreich zwecks Einstellung der Feindseligkeiten zwischen den beiden Großmächten und Vorbereitung eines endgültigen Friedens. Das Abkommen selbst wird erst am 4. Mai bzw. 14. Mai 1797 von den Regierungen Frankreichs und Österreichs genehmigt und am 24. Mai 1797 ratifiziert. (vgl. 17. Oktober 1797)]

[27. Mai 1797: Hinrichtung des Revolutionärs Gracchus Babeuf ("Verschwörung der Gleichen") in Paris]

30. Juli 1797: Hausvertrag von Rohrbach zwischen Herzog Max Joseph von Zweibrücken und Herzog Maximilian IV. Joseph von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld

25.-27. August 1797: 6. Besuch Johann Wolfgang von Goethes in Heidelberg (3. Reise von Frankfurt/Main nach der Schweiz; "Lob der Stadt", "Der Edelknabe und die Müllerin". Er wohnt im Gasthaus „Zu den drei Königen“, Hauptstraße 160)

[Herbst 1797: die französischen Truppen ziehen sich über den Rhein zurück]

[4. September 1797 (18. Fructidor V): Staatsstreich in Frankreich]

[17. Oktober 1797: Kaiser Franz II. schließt mit Napoléon den Frieden von Campo Formio. Österreich tritt in einem geheimen Zusatzabkommen fast das ganze linke Rheinufer an Frankreich ab und wird mit der Republik Venedig entschädigt (Annexion der Ionischen Inseln durch Frankreich). Der Friedensvertrag bestimmt in Artikel 20 den Rhein als Staatsgrenze zwischen Frankreich und Deutschland. In Artikel 6 heisst es: "S. M. l'Empereur et Roi, tant en Son nom qu'en celui de l'Empire Germanique, consent à ce que la République française possède désormais en toute souveraineté et propriété, les pays et domaines situés à la rive gauche du Rhin, le Thalweg (=Fahrrinne für die Schiffahrt) du Rhin soit désormais la limite entre la République française et l'Empire Germanique, savoir depuis l'endroit où le Rhin quitte le territoire helvétique, jusqu'à celui où il entre dans le territoire batave."]

[16. November 1797: der Hohenzoller Friedrich Wilhelm III. (*3. August 1770, †7. Juni 1840) wird König von Preußen und Kurfürst von Brandenburg]


[9. Dezember 1797: der Kongreß zur Umsetzung der Friedensbedingungen zwischen der Koalition und Frankreich tritt in Rastatt zusammen (-23. April 1799). Während der Verhandlungen besetzen die Franzosen Mainzer Gebiet und die Rheinschanze bei Mannheim]

[15. Dezember 1797: Separatfrieden Frankreichs mit der Markgrafschaft Baden zu Rastatt (siehe 22. 8. 1796)]

1797: der Bierbrauer Georg Caspar Betz erwirbt die Wirtschaft zum goldenen Engel (Hauptstraße 67; vgl. 1881)

1797: die Schmitt`sche Karte von Südwestdeutschland erscheint im Maßstab 1:57600

1797: der Senat der Universität Heidelberg stellt zur akademischen Disziplin fest: "daß 1. die meisten jungen leute ohne Elan studieren. 2., ihre academischen Jahre zubringen, ohne Proben ihrer Fähigkeiten, ihres Fleisses und ihrer erworbenen Kenntnisse gegeben zu haben." (GLA 205/1140)

[1797: Alois Senefelder erfindet den Steindruck]

23. Januar 1798: Einteilung des französisch besetzten Gebiets links des Rheins in 4 Departements. Das Direktorium beauftragt den Elsässer Franz-Josef Rudler mit dieser Aufgabe und ernennt ihn zum "Generalregierungskommissar aller eroberten Länder zwischen Maas und Rhein und Rhein und Mosel":

Département de la Roer (mit Hauptort Aachen)

Département de la Sarre (mit Hauptort Trier)

Département de Rhin-et-Moselle (mit Hauptort Koblenz)

Département Mont-Tonnerre (mit Hauptort Mainz)

[1. Januar 1798 : die Allgemeine Zeitung wird von dem Buchhändler Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf (1764-1832) in Tübingen zunächst unter dem Titel Neueste Weltkunde gegründet. Sie ist bis zur Märzrevolution 1848 die renommierteste deutsche Tageszeitung und das erste deutsche Blatt von Weltgeltung (Mitarbeiter u. a. Heinrich Heine; max. Auflage 1848: 11.155) (vgl. 1787)]

[25. Januar 1798: Franzosen besetzen die Rheinschanze bei Mannheim]

[15. Februar 1798: in Rom wird die Römische Republik ausgerufen. Das Direktorium ernennt General André Masséna zum Kommandeur der neuen Römischen Armee]

12. April 1798: die Polizey-Verordnung die Erhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit in der Stadt Heidelberg betreffend erscheint gedruckt (gemeinsam mit der Universität entworfen, vom Kurfürsten bestätigt)

[12. April 1798: die Helvetische Republik wird als Tochterrepublik auf dem Boden der Alten Eidgenossenschaft ausgerufen (am 10. März 1803 aufgelöst)]

Frühjahr 1798: Friedrich Hölderlin verfaßt die Ode "Heidelberg"

http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/km/ausstellungen/lied/

[21. Juli 1798: "Schlacht bei den Pyramiden" im Rahmen von Napoléons Ägyptenfeldzug zwischen der französischen Orientarmee und den Streitkräften der Mamluken. Das Mamlukenheer unter Murad Bey Muhammad wird vernichtend geschlagen. - Rückzug Napoleons nach dem Sieg der Engländer bei Aboukir]

[10. Dezember 1798: das Direktorium beauftragt General André Masséna zum Schutz Frankreichs mit dem Kommando über die neugebildete „schweizerische Armee“. Damit löst er General Balthasar Alexis Henri Antoine von Schauenburg ab]

1798 erscheint Die Wasserleitungen von Mannheim, wovon eine das Quellwasser aus dem Gebirg bei Rohrbach, die andere das Wasser aus Leimbach bei Schwetzingen beiführen.... von J. A. de Traitteur, Kaiserl. und Reichs-Ingenieur-Oberstlieutenant, churpfälzischen Major, und Professeur du Genie auf der Universität zu Heidelberg, wirklichen Administrations-Rath, und Rhein-Baudirecteur...

1798: "Die Hohe Schule zu Heidelberg hat die Gebrechen des höchsten Alters: Stumpfheit und Unthätigkeit" (Franz Anton Mai, Rektor der Universität Heidelberg)

1798: Franz Graf von Jenison-Walworth (Francis von Jenison-Walworth) (†1824) kauft das Breitwiesersche Haus (Jungwirthsche Haus, Alte Seminarium) (heute Schloßberg 2)

[1798: Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Frankreich]

[1798: Nic. Louis Robert erfindet die Papiermaschine]

[1798: Ludwig van Beethoven schreibt das Oratorium Die Schöpfung]

[1798: der britische Ökonom Thomas Robert Malthus veröffentlicht An Essay on the Principle of Population]

[1798/1799: Aloys Schreiber gibt mit J. v. Schwarzkopf den "Rastadter Congreß-Kalender" (Handbuch des Congresses zu Rastadt) heraus]

16. Februar 1799: Kurfürst Carl Theodor stirbt in München (in der Theatinerkirche begraben). Maximilian IV. Joseph von Pfalz-Birkenfeld-Zweibrücken (Nachkomme des Pfalzgrafen Stephan von Zweibrücken) wird Kurfürst von Pfalz-Baiern, Herzog von Bayern und Pfalzgraf bei Rhein (alle wittelsbachischen Länder werden zum Kurfürstentum Bayern zusammengeführt) (siehe auch: 1806)

[Februar/März 1799: Einnahme von Gaza und Jaffa durch Napoleon Bonaparte. Aufruf an die asiatischen und afrikanischen Juden, dem französischen Heere behilflich zu sein. Napoleon stellt die Wiederherstellung des alten Jerusalem in Aussicht. Der Ruf findet bei den Juden keinen Widerhall; die jüdische Bevölkerung der betreffenden Gebiete hält treu zu der türkischen Regierung]

[1. März 1799: Kriegserklärung Frankreichs an Österreich. Zweiter Koalitionskrieg (-1802). Baden bleibt neutral]

[2. März 1799: Rheinübergang französischer Truppen bei Mannheim. Einnahme der Stadt]

8. März-18. Mai 1799: französische Besatzung von Heidelberg

[28. April 1799: Rastatter Gesandtenmord]

9. Mai 1799: (zweite) kurpfälzische Religionsdeklaration durch Kurfürst Maximilian Joseph (völlige rechtliche Gleichstellung aller 3 christlichen Konfessionen. Sie legt fest, daß „Lehrstühle ohne Ansehung der Confession nur nach der Tüchtigkeit der Subjecte“ besetzt werden sollten. (siehe auch 1705)

[Mai 1799: Abbé Emmanuel Joseph Sieyès (1748-1836) wird zum Direktor Frankreichs an Reubells Stelle gewählt]


[4. Juni 1799: Nach der Ersten Schlacht bei Zürich ist General André Masséna gezwungen, die Stadt zu räumen. Doch wenige Wochen später findet am 25. und 26. September die Zweite Schlacht bei Zürich statt, mit der er die Alliierten unter dem Kommando von Rimski-Korsakow und von Hotze stoppt und einen legendären Sieg erzielt. Eine Einkesselung des russischen Armeeverbands unter dem Kommando des Feldherren Alexander Suworow gelingt ihm allerdings nicht. Trotz zahlenmäßiger Überlegenheit verliert er gegen ihn die Schlacht im Muotatal am 1. Oktober 1799 und muß ihn mit zahlreichen französischen Gefangenen, darunter General Guiot de Lacour, ziehen lassen]

[5. Juni 1799: Alexander von Humboldt (1769-1859) bricht von La Coruña zu seiner Fahrt nach Amerika auf (besucht die heutigen Länder Venezuela, Kolumbien, Kuba, Ecuador Peru, Mexico, USA. Rückkehr am 3. August 1804 nach Bordeaux)]

16. Juni 1799: Kurfürst Maximilian Joseph erklärt in einem Rescript, daß er „die bayrischen Finanzen in großer Unordnung, alle Staatskassen ausgeleert und selbe überdies noch mit unerschwinglichen Rückständen belastet angetroffen habe.

[Juli 1799: der Stein von Rosette wird gefunden]

25. August-13. September 1799: französische Besatzung von Heidelberg

[August 1799: Papst Pius VI. stirbt]

16. Oktober 1799: Sturm der Franzosen unter General Jean Baptiste Bernadotte vom nördlichen Neckarufer auf die von Österreichern (Ulanenregiment "Fürst Schwarzenberg") verteidigte Brücke

17. Oktober 1799: Die Österreicher ziehen sich zurück, die Franzosen besetzen Heidelberg und das Neckartal bis zum 5. Dezember 1799

9. November 1799 (18. Brumaire VIII): Staatsstreich Napoléon Bonapartes. Er erklärt die Revolution für beendet. Auflösung des Direktoriums. - Gefecht auf dem Büchsenacker (Ziegelhausen) zwischen Franzosen und Odenwälder Landsturm, wobei sich die Odenwälder behaupten.

[10. November 1799: Napoleon wird vom Nationalkonvent auf Druck des Militärs zum Ersten Konsul gewählt (bis zum 1. Dezember 1804)]

3. Dezember 1799: Gefecht bei Wiesloch

[13. Dezember 1799: das französische Volk nimmt die neue Verfassung an]

1799: das ehemalige Kloster Neuburg wird zur Begleichung rückständiger Professorenbesoldungen dem Heidelberger Rotgerber Johann Peter Werle verpfändet (vgl. 1801, 1804)

[1799: das Mildheimische Liederbuch des Rudolf Zacharias Becker erscheint]


[1799: Untersuchungen über die Ursachen und Wirkungen der Kuhpocken des englischen Landarztes Edward Jenner (1749—1823) erscheint in deutscher Übersetzung]