Heidelberger Geschichtsverein e.V. (HGV)

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Zeittafel zur Heidelberger Geschichte ab 1600

[17. Februar 1600 (Aschermittwoch): der italienische Priester, Dichter, Philosoph und Astronom Giordano Bruno (*1548), von der hl. Inquisition der Ketzerei und Magie für schuldig befunden, wird auf dem Campo de` Fiori in Rom verbrannt (2000 durch Papst Johannes Paul II. teilweise rehabilitiert)]

[19. Februar 1600: Ausbruch des Vulkans Huaynaputina/Peru]

11./14. Dezember 1600: Friedrich von Hirschhorn (†1632) verwundet seinen Vetter Hans von Handschuhsheim (*um 1584) im Zweikampf bei Nacht auf dem Markt zu Heidelberg

31. Dezember 1600: Hans von Handschuhsheim, der letzte seines Geschlechtes, stirbt (wird am 8. Januar 1601 vor dem Altar des alten Chores der St. Vituskirche beigesetzt). Friedrich von Hirschhorn, der ihn erstach, wird von der Mutter des Hans von Handschuhsheim (Amalie Beusser von Ingelheim, †um 1622) verflucht. (Friedrich stirbt 1632 ohne Nachkommen). Der Besitz der Herren von Handschuhsheim geht 1624 an die Horneck von Weinheim und die Herren von Helmstadt, von denen ein Zweig bis 1950 die (später so genannte) Tiefburg innehat.

[31. Dezember 1600: die British East India Company, bis 1707 English East India Company, entsteht durch einen Freibrief, den Königin Elisabeth I. einer Gruppe reicher Londoner Kaufleute ausstellt. Die Gesellschaft erhält den Namen Governors and Company of merchants of London trading to the East-Indies. Ihr wird das Recht zugestanden, auf 15 Jahre sämtlichen Handel zwischen dem Kap der Guten Hoffnung und der Magellanstraße abzuwickeln]

um 1600: Aufteilung der Stadt Heidelberg in vier administrative Bezirke (4 Quartiere) analog zu den vier Pfarrbezirken

um 1600: in Schlierbach leben 28 Familien mit 115 Köpfen, in der Aue 9 Familien mit 53 Köpfen

1600: der Jurist und Historiker Marquard Freher (1565-1514) veröffentlicht in Frankfurt im 1. Band seiner Rerum Germanicarum Scriptores das Lorscher Chronicon

1600: das seit 1561 bestehende Spital in der Bussemergasse fusioniert mit der medizinischen Fakultät für die praktische Ausbildung der Studenten

8. Januar 1601: Hans von Handschuhsheim wird in Handschuhsheim vor dem Altar des Chores der St. Vituskirche mit Schild und Schwert beigesetzt. Pfarrer Johann Bockstad hält die „Leichpredigt bey dem Begräbnus deß strengen vnd edlen Junckern, Johanßn von Hendschuchsheim, deß letzten dieses vralten Stammes“ (erscheint 1601 in Heidelberg bei Lancellotus) [UB: B 425-39-10 RES]

12. Mai 1601: Amalie Beusser (Amale Beußer) von Ingelheim (†um 1622), Witwe des 1588 gestorbenen Heinrich (IX.) von Handschuhsheim, Mutter des 1600 gestorbenen Hans von Handschuhsheim, heiratet in Handschuhsheim Nikolaus Heinrich von Eberbach, 1599-1604 kurfürstlicher Kanzler (vgl. 1624)

3. Juni 1601-1607: Bau des Friedrichsbaus auf dem Heidelberger Schloß zwischen „Neuer Aula“ und Frauenzimmerbau (Stil: deutsche Renaissance; mit Schloßkirche, kurfürstlicher Wohnung, Torbau, Altan). Die Hoffassade dieses Gebäudes schmücken sechzehn kunstvolle Fürstenstandbilder (Bildhauer: Sebastian Götz, Zizers bei Chur, 1575-1621?). Er erhält als erstes Schloßgebäude eine Schmuckfassade zur Stadtseite. (Architekt: Johannes Schoch aus Straßburg, er wird mit einem Anfangsgehalt von 250 fl. in das Amt des kurpfälzischen Hofarchitekten berufen) http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/schloss/bauten/friedrichsbau/index.htm (vgl. 1604-1607)

7. Oktober 1601: Pfalzgraf Ludwig Wilhelm von Veldenz, Sohn des Pfalzgraf Georg Johann I. von Veldenz, stirbt nach einem Lanzenstich beim Turnier und wird in der Heiliggeistkirche begraben

1601: Matthes Mais Bürgermeister von Heidelberg (†1603; Grabmal an der Peterskirche; Vorfahr von Albert Mays)

1601: die Sponheimer Klosterbibliothek, die im Landshuter Erbfolgekrieg nach Kreuznach gebracht worden war, wird in die kurfürstliche Bibliothek nach Heidelberg überführt

1600/1601: Kurfürst Friedrich IV. läßt von der Peterskirche an auf der Linie der heutigen nördlichen Häuserzeile der heutigen Friedrich-Ebert-Anlage bis zur heutigen Sophienstraße eine Stadtmauer bauen (Südmauer über Schießtor, Kuhtor zum Klingentor) (Bauinschrift: "In novis moenibus")

1601: Philipp III. Freiherr von Wambolt von Umstadt (*1545, Großhofmeister des Kurfürsten von der Pfalz), der ab 1600 ein neues Stammschloss in Groß-Umstadt errichten läßt, stirbt

[1601-1607: Bau der Burg von Kumamoto durch Kiyomasa Katô]

3. Februar 1602: der Dichter Paulus Melissus (Paul Schede, *1539) stirbt in Heidelberg

[20. März 1602: niederländische Kaufmannskompanien schließen sich zur Niederländischen Ostindien-Kompanie (Vereenigde Geoctroyeerde Oostindische Compagnie, VOC) zusammen, um die Konkurrenz untereinander auszuschalten. Die VOC erhält vom niederländischen Staat Handelsmonopole sowie Hoheitsrechte in Landerwerb, Kriegsführung und Festungsbau. Sie ist eines der größten Handelsunternehmen des 17. und 18. Jahrhunderts]

1602: Ian Gruter (Janus Gruterus) wird zum Bibliothekar der Universität Heidelberg ernannt (Nachfolger von Paulus Melissus Schede). - Im Erdgeschoß der Artistenbibliothek wird das Prytaneum (Festsaal) eingerichtet (vgl. 1716)

1602: der Steinmetz Andreas Schilling aus Ziegelhausen erhält seine Bezahlung „vor 30 gehauene Steinen zu dem Gelenter oder Schranken über der Neckarbrücken in Heydelberg, zu hauen, herabzuführen und zu setzen“ (vgl. 1898/1899)

1603: Ian Gruter (Janus Gruterus), Bibliothekar der Universität, veröffentlicht in Heidelberg Inscriptiones antiquae totius orbis Romani (2 vol.)

1603: eine reformierte Schule in Kirchheim wird erstmals genannt

1602: der deutsche calvinistische Pfarrer Anton Praetorius wendet sich mit seinem Buch Von Zauberey vnd Zauberern Gründlicher Bericht mit Argumenten aus der Bibel vehement gegen Calvins und Luthers Aufruf zur Verbrennung der Hexen und fordert die Abschaffung der Folter (vgl. 1613)

3. Januar 1603: Kurfürst Friedrich IV. erläßt die Heidelberger Bierordnung

[24. März 1603: Königin Elizabeth I. (*1533 in Greenwich, letztes Mitglied der Tudor-Dynastie auf dem englischen Thron) stirbt in Richmond - König James IV. (Stuart) von Schottland regiert von 1603 bis 1625 England als König James I. (Union of the Crowns, Königreich Schottland und Königreich England werden in Personalunion regiert)]

22. September 1603: Attentat des Rohrbacher Bauern Hans Eisengreyn auf Kurfürst Friedrich IV., der bei der Hasenjagd über des Bauern Äcker ritt. Eisengreyn wird zur Strafe lebendig eingemauert.

Oktober 1603: Kurfürst Friedrich IV. (protestantisch) empfängt Herzog Karl III. von Lothringen (katholisch, 1543-1608) und seine Begleiter (mit 200 Pferden) auf einem Feld zwischen Heidelberg und Rohrbach, wobei der Kurfürst mit seiner Begleitung und 360 Pferden erscheint

1603: Judenpogrom in Speyer

1603: Täufer aus der Heidelberger Gegend emigrieren nach Mähren

[1603: Markgraf Ernst Friedrich von Baden erwirbt durch Tausch von Württemberg die Gemeinde Rhodt unter Rietburg (bis 1801)]

[1603: der Jesuit Heribert Rosweyde aus Utrecht (1569–1629) legt die erste neue Zusammenstellung der Heiligenleben für die Kalendertage des ganzen Jahres vor]

1603-1610: Kurfürst Friedrich IV. läßt den Glockenturm des Heidelberger Schlosses als Wohnturm ausbauen

1604: Beginn der Erziehung von Pfalzgraf Friedrich (V.) am Hofe des reformierten Herzog von Bouillon in Sedan (Bistum Lüttich)

1604: der französische (calvinistische) Rechtswissenschaftler Dionysius Gothofredus (Denis Godefroy; *17. Oktober 1549 Paris; Herausgeber der ersten kritischen Gesamtausgabe des "Corpus iuris civilis" Genf, 1583) wird Professor der juristischen Fakultät der Universität Heidelberg (1606 Dekan, 1607 Rektor der Universität, Berufung in den kurfürstlichen Rat, 1620 Flucht nach Straßburg, †7. September 1622 Straßburg)


[1604: Adelsaufstand in Ungarn]

1604-1607: Arbeit an der Hoffassade des Friedrichbaus mit sechzehn kunstvollen Fürstenstandbildern aus Heilbronner Keuper. Bildhauer: Sebastian Götz aus Zizers bei Chur (1575-1621?)

[5. November 1605: Gunpowder Plot (Versuch, das englische Parlament im Palast von Westminster in London zu sprengen) entdeckt]

17./27. März 1606: Kurfürst Friedrich IV. legt den Grundstein für die Festung Friedrichsburg bei Mannheim

[1606: Friede von Zsitva torok (Donau) zwischen Osmanen und Kaiser Rudolf II.]

24. Januar 1607: Kurfürst Friedrich IV. verleiht Mannheim das Stadtrecht

[14. Mai 1607: Briten gründen Jamestown an der Küste Virginias. Beginn der kolonialen Expansion Englands in Nordamerika]

1607: für sämtliche Grundstücke der Stadt Heidelberg wird entsprechend ihrer Größe eine Steuer festgesetzt und im Stegzinsenbuch (Stegenbuch, „Steegenbuch, Statt vnd Ambt Heidelberg“) festgeschrieben. Dort sind alle Grundstücke Heidelbergs aufgenommen, die gemäß dem so genannten »Stegenzins« abgabepflichtig sind (Abgabe, die von jedem einzelnen grundbesitzenden Stadtbürger erhoben wird). [GLA 66/3495]

http://www.heidelberg-fruehe-neuzeit.uni-hd.de/sozialtopographie/vorbemerkungen/quellen_methode22.html

1607: Kurfürst Friedrich IV. kauft die Handschrift des Codex Manesse aus einem Schweizer Nachlaß. Sie kommt, unter anderem auf Betreiben des Schweizer Humanisten Melchior Goldast, nach Heidelberg zurück. Sie gehört bis 1622 zur Bibliotheca Palatina.

November 1607: der Astronom Johannes Kepler hält sich in Heidelberg auf (wegen familiärer Angelegenheiten: er verheiratet bald darauf seine Stieftochter mit dem Sohn des verstorbenen pfälzischen Kanzlers Ehem) (vgl. 1609)

[21. Dezember 1607-20. Januar 1608: äußerst strenger Winter. Sämtliche Flüsse, auch Themse, Ostsee und Bodensee frieren vollständig zu]

[1608: Sprengung des Reichtags von Regensburg]

11. Mai 1608: zu Ahausen bei Nördlingen kommen der Herzog von Württemberg, die Pfalzgrafen Philipp Ludwig und Wolfgang Wilhelm von Neuburg, die Markgrafen von Ansbach, Kulmbach und Baden, Fürst Christian von Anhalt-Bernburg, welcher auch Kurpfalz vertritt, zusammen und unterzeichnen wenige Tage später (15. Mai) ein Militärbündnis, die Protestantische Union der protestantischen Fürsten im Reich (Kurpfalz, Kursachsen, Hessen-Darmstadt, d.h. 8 Fürsten und 17 Städte). Ihr „Direktor“ wird Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz, Vorsitzender des Kriegsrats Christian von Anhalt-Bernburg (1621 aufgelöst)

1608: der kurfürstliche Jagdmeister teilt das Waldgebiet zwischen der Ebene und der Hochstraße auf dem Heiligenberg (mit Ausnahme des „Heiligenbergwaldes“) Handschuhsheim als Gemeindewald zu. In diesem Jahr wird der Wald abgesteint. (vgl. 1580, 1790, 1831)

1608: der englische Reiseschriftsteller Thomas Coryate besucht Heidelberg (Thomas Coryate, Die Venedig- und Rheinfahrt A. D. 1608)

1608: die Stadt Frankenthal wird zur Festung ausgebaut

[1608: der deutsch-niederländische Brillenmacher Johannes Lippershey (1570-1619) erfindet das Fernrohr]

[1608: der französische Forschungsreisende Samuel de Champlain (1574-1635) gründet am Sankt-Lorenz-Strom eine Siedlung, aus der sich die Stadt Québec entwickelt]


[1608/1609: in Amsterdam erscheint die Kartensammlung Gerardi Mercatoris Atlas sive cosmographicae mediationes de fabrica mundi et fabricati figura]

1609: die älteste bekannte deutsche Zeitung erscheint in Straßburg („Relation Aller Fürnemmen vnd gedenckwürdigen Historien ...“ des Druckers Johannes Carolus, 1575-1634). Das einzige erhaltene Exemplar wird 1876 von dem Historiker Julius Otto Opel in der Universitätsbibliothek Heidelberg entdeckt („Straßburger Relation“)

1609: Gründung der katholischen Liga (Bayern, Mainz, Köln, Trier, Fürstbischöfe Oberdeutschlands) durch Maximilian I., Herzog von Bayern. Unterstützung durch das Kaiserhaus, den spanischen König und die römische Kurie. (vgl. 4. Mai 1608)

1609: Johannes Keplers Astronomia nova wird in Heidelberg bei Gotthard Voegelin (1572-1634) gedruckt (vgl. November 1607)

1609: der pfälzische Oberst Strupp von Gelnhausen (Lutheraner) läßt den Knebelhof („Schlößchen“) in Handschuhsheim bauen

1609: Jakob Christmann (1554-1613) aus Johannisberg (Rheingau), Professor für Logik, erhält die erste europäische Professur für arabische Sprachen an der Universität Heidelberg (baut 1611-1613 kleine Fernrohre zur Himmelsbeobachtung)

[1609: der Kaiser garantiert im Böhmischen Majestätsbrief die Rechte der böhmischen Stände und die Religionsfreiheit für die Protestanten]

[1609: die Bank von Amsterdam beginnt erstmals damit, Banknoten auszugeben, wobei jahrzehntelang sorgfältig auf jederzeit ausreichende Deckung durch Münzen geachtet wird]

25. März 1609: Johann Wilhelm von Kleve stirbt kinderlos. Damit stirbt das Herzoghaus Berg aus.

1609-1614: Jülich-Klevischer Erbfolgestreit zwischen Pfalz-Neuburg, Brandenburg und dem Kaiser

10. Juni 1609: Dortmunder Vertrag. Die dort erzielte Einigung zwischen den Protagonisten hat keinen Bestand. Erst der Vertrag von Xanten beruhigt die Situation.:

16. Juni 1609: die Hauptstädte des Herzogtum Kleve-Jülich-Berg huldigen dem Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg und dem Pfalzgrafen Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg als Erben des Landes, wovon der erstere seinen Bruder, den Markgrafen Ernst und der andere seinen Sohn Wolfgang Wilhelm zu Statthaltern einsetzt. Beide rücken mit Truppen ein, einigen sich auf eine gemeinsame provisorische Regierung und garantieren volle Bekenntnisfreiheit. Darauf läßt der Kaiser Truppen nach Jülich einmarschieren. Die beiden Erben finden Verbündete in den Generalstaaten, England und Frankreich. Durch den Mord an dem französischen König Heinrich IV. bricht die anti-habsburgische Front zusammen. Ein Krieg kann gerade noch verhindert werden. Nun bricht der Streit zwischen den beiden Erben wieder auf und kann erst mit dem Xantener Vergleich am 12. November 1614 beigelegt werden.

1609–1618: Polnisch-Russischer Krieg zwischen dem Königreich Polen-Litauen und dem Zarentum Russland. Der Krieg beginnt mit einer Offensive Polens unter der Führung des polnischen Königs Sigismund III. Wasa mit dem Ziel, die Krone Russlands für sich zu sichern, und endet 1618 mit dem Vertrag von Deulino, in dem Polen-Litauen territoriale Zugeständnisse gemacht wurden, das damit seine größte territoriale Ausbreitung erreicht. Das Russische Zarenreich kann seine Unabhängigkeit sichern]

[7. Januar 1610: der italienische Astronom und Naturforscher Galileo Galilei (1564-1641) entdeckt vier Jupiter-Monde als die ersten Trabanten eines anderen Planeten]

[14. Mai 1610: der französische König Henri IV. von Navarra wird ermordet - Ludwig XIII. ("Louis le Juste ", 1601-1643) bis 1643 König von Frankreich und Navarra; (vgl. 27. März 1615)]

[23. Juni 1610: Schlacht bei Molsheim/Elsaß]

7. Juli 1610: Belehnung von Kursachsen mit Berg, Jülich, Kleve und Mark

19. September 1610: Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz stirbt in Heidelberg (im Innenchor der Heiliggeistkirche begraben). Rückkehr seines ältesten Sohnes Pfalzgraf Friedrich (14) von Sedan nach Heidelberg

1610-1614: Pfalzgraf Johann II., Herzog von Pfalz-Zweibrücken, vom Kaiser zum Administrator der Pfalz, Vormund und Amtsverweser für Pfalzgraf Friedrich (V.) bestimmt

1610: der Schwertwirt Johann Kistner (Haspelgasse) erbaut das Unterteil des Pavillons im Garten von Hauptstraße 120, zwischen Grabengasse und Sandgasse ("Rodensteiner Pavillon")



1610: Eroberung der Festung Jülich unter Meinhard von Schönberg (1582-1616)

[1610: Philipp Christoph Reichsritter von Sötern (1567-1652) wird Bischof von Speyer (ab 1623 Erzbischof und Kurfürst von Trier, auf Befehl der Kaiser Ferdinand II. und Ferdinand III. 1635-1645 in Haft]

1610: der ehemalige Wormser Bischofshof und der ehemalige Hof der Grafen Barby in der Hauptstraße bilden das sog. Englische Haus (1693 nicht zerstört)

[1610-1620: die Bischofspfalz nordöstlich des Speyerer Doms wird nach Plänen des Hofarchitekten Johannes Schoch erneuert (1809 abgebrochen)]

[13. Februar 1611: der Aufstand der Moskauer Bürger markiert den Beginn des Untergangs der polnischen Herrschaft im Moskauer Reich, die mit religiöser Unterdrückung einhergeht]

16. März 1611: Vertrag von Jüterbog zwischen Brandenburg, Pfalz-Neuburg und Sachsen über Beteiligung Sachsens an der Regierung der niederrheinischen Herzogtümer Kleve-Jülich-Berg

1. Oktober 1611: Kurfürstentag in Nürnberg

1. November 1611: Hans Meinhard von Schönberg (1582-1616) wird zum Hofmeister des Kurprinzen Pfalzgraf Friedrich (V.) bestellt

1611: die "erneuerte und verbesserte" Fassung des kurpfälzischen Landrechts (noch von Kurfürst Friedrich IV. veranlaßt) bringt nur geringfügige Änderungen (vgl. 1582, 1657, 1700)

1611: Jakob Christmann, "Theoria lunae : Ex Novis Hypothesibvs Et Observationibvs Demonstrata: ut facilimè possimus verum locum Lunae in Zodiaco secundùm longitudinem & latitudinem quolibet tempore definire; Ostenditvr Etiam Via Brevissima Ac Certissima, qua tempus noviluniorum & plentiluniorum investigari queat ... / Avctore M. Iacobo Christmanno Iohannisbergensi, Inclytae Academiae Heidelbergensis in Logicis Professore ordinario ...." erscheint in Heidelberg bei Gotthard Vögelin


[1611: die Authorized Version of the Bible (“King James Bible”) wird publiziert]

[1611: Rudolf II. dankt als böhmischer König ab]

[20. Januar 1612: Kaiser Rudolf II. stirbt in Prag]

[13. Juni 1612: Rudolfs II. Bruder Erzherzog Matthias wird auf dem Reichstag in Frankfurt zum Kaiser gewählt]

Juli 1612: Hans Meinhard von Schönberg (1582-1616) reist in diplomatischer Sendung nach England zum Zweck der Ratifikation des Ehevertrages zwischen dem Kurprinzen und Elizabeth Stuart. Bei dieser Gelegenheit wird Schönberg großbritannischer Rat. Auf dieser Reise lernt er Anna Sutton-Dudley, die Tochter des 5. Baron Dudley, Edward Sir of Dudley, kennen.

17. September 1612: Pfalzgraf Friedrich (V.) tritt die Brautfahrt nach England an

[22. Oktober 1612 (julian.)/4. November 1612 (greg.): Einmarsch des von Kusma Minin und Dmitri Poscharski angeführten Volksheeres nach Moskau, mit dem im polnisch-russischen Krieg während der Smuta ("Zeit der Wirren" 1598-1613) die Befreiung Russlands von der polnisch-litauischen Besetzung eingeleitet wird (vgl. 11. Dezember 1618)]

[6. November 1612: Henry Frederick Stuart, Prince of Wales (*1594), der älteste Sohn von König James I. von England und Anna von Dänemark, stirbt 18jährig an Typhus]

19. Dezember 1612: Pfalzgraf Friedrich (V.) wird der Order of the Garter verliehen

27. Dezember 1612: Verlobung des Pfalzgraf Friedrich (V.) mit Prinzessin Elizabeth Stuart (1596-1662), älteste Tochter des König James I. von England und Anna von Dänemark

1612: von Melchior Adamus erscheint bei Andreas Cambierius (Cambière) in Heidelberg Apographum monumentorum Haidelbergensium

1612: der Scholaster des Kollegiat-Stiftes St. Andreas in Worms, Hartmann Renner, tritt zum Protestantismus über und verzichtet zugunsten der Universität Heidelberg auf sein Benefizium und das ihm zustehende Stiftshaus

1612: Anna von Handschuhsheim (*1545), Frau des Philipp Kämmerer v. W. genannt von Dalberg, stirbt als letzte ihres Familiengeschlechts

1612: Jakob Christmann, "Nodus Gordius ex doctrina Sinuum explicatus / a Jacobo Christmanno" erscheint in Heidelberg bei Gotthard Vögelin


[1612: Christoph Lehmann (1570-1638), Stadtschreiber von Speyer, gibt in Frankfurt die Chronica den Freyen Reichs Stadt Speyr heraus]

[1612: das mit dem Kurfürstentum Brandenburg in Personalunion verbundene Herzogtum Preußen führt auf Druck des Lehnsherrn Königreich Polen als erstes protestantisches Territorium den gregorianischen Kalender ein]

1612-1615: Errichtung des Englischen Baus auf dem Heidelberger Schloß (zwischen Friedrichsbau und Dickem Turm)

7. Januar 1613: Ratifizierung des Heiratsvertrags zwischen Friedrich (V.) und Elizabeth Stuart

14. Februar 1613 (St. Valentinstag): Pfalzgraf Friedrich V. heiratet Elizabeth Stuart (1596-1662), älteste Tochter des König James I. von England und Anna von Dänemark, in der Kapelle von Schloß Whitehall in anglikanischer Zeremonie

[3. März 1613: Wahl von Michail Fjodorowitsch Romanow (1596-1645), der erste Zar und Großfürst von Russland aus der Dynastie der Romanows]

1. April 1613: Salomon de Caus wird zum Architekten und Ingenieur des frisch vermählten Paares Friedrich V. und Elizabeth Stuart (der Elizabeth Zeichenunterricht gab) berufen. Eindeutig nachweisbar ist Salomon als Architekt des Elizabethentors und als Gestalter des Hortus Palatinus. Er arbeitet bis 1620 am Hofe des Kurfürsten Friedrich V. in Heidelberg. - Der Nürnberger Stadtwerkmeister Peter Carl (†1617 ) wird mit der Erhöhung des Dicken Turms und dem Einbau eines Theatersaals beauftragt. Friedrich läßt den Dicken Turm in einer Form umbauen, die der Grundform des das Globe Theatre in London ähnelt. (vgl. 29. Juni 1613, 1615/1619)

25. April 1613: Friedrich V. und Elizabeth verlassen England und segeln nach Vlissingen/Zeeland

29. April 1613: Ankunft in Vlissingen/Zeeland, willkommen von den Prinzen von Oranien, Maurits und Frederik Hendrik. Friedrich V. und Elizabeth gehen nach dem Haag, wo sie von Maurits von Nassau (1567-1625), Statthalter der Niederlande, dem Onkel des Kurfürsten, willkommen geheißen werden. Der Kurfürst läßt seine Gattin einige Tage im Haag zurück, um ihren Empfang in der Kurpfalz vorzubereiten.

5. Mai 1613: Abreise Friedrich V. und Elizabeth vom Haag

7./17. Juni 1613: Hochzeitszug Friedrich V. und Elizabeth Stuart auf der alten Römerstraße von Ladenburg nach Neuenheim. Das Paar wird mit einer Militärparade empfangen und in einer Kutsche durch Heidelberg gefahren. Die protestantische Fakultät der Universität bereitet einen Triumphbogen mit den Bildern von Luther und Melanchthon. Hochzeits-Festmahl in der Markthalle (Haspelgasse).

9. Juni 1613: Feuerwerk auf dem Neckar

19. Juni 1613: Jan Amos Komenský wird als Johannes Amos Niuanus Moravus in Heidelberg inskribiert, Studium der evangelischen Theologie (1614: nimmt an der Disputation De natura fidei iustificantis teil. Rückkehr zu Fuß über Prag nach Böhmen. Leiter der Lateinschule in Přerov)

[29. Juni 1613: das Globe Theatre in London brennt ab]

Juni 1613: der englische Maler und Architekt Inigo Jones (1573-1652) weilt als Gast in Heidelberg. Er gilt als Architekt des Englischen Baus des Heidelberger Schlosses.

1613: die dritte Auflage von „Von Zauberey und Zauberern Gründlicher Bericht“ des Anton Praetorius erscheint in Heidelberg (vgl. 1602)

1613: Beschreibung der Reiss... des Herrn Frederick des V mit der Hochgeborenen Fürstin und Königlichen Princessin Elizabethen, Jacob des Ersten Königs in Gross Britannien Einigen Tochter erscheint in Heidelberg

1613: Peter Leonhardt aus Friedelsheim wird zum Hofgärtner berufen (vgl. 1649)

1613: der Mannheimer Maimarkt wird privilegiert

1613: Pleikhard I. von Helmstatt kurpfälzischer Obermarschall

1613: Hans Meinhard Graf von Schönberg (†1616), Hofmeister des Pfalzgrafen Friedrich V., erbaut den Schönberger Hof

1613: die zweite und vollständigere Ausgabe des 1599 erstmals erschienenen Originum Palatinarum Commentarius...Marquardo Frehero... auctore... Heidelbergae...1599 (erste Frühgeschichte der Pfalz von Marquard Freher, 1565-1614) erscheint

1613: für die Gemeinde Wieblingen wird erstmals ein Rathaus genannt (Klostergasse, bei der Kirche, am 28./29. Januar 1689 zerstört und nicht wieder aufgebaut, vgl. 1818)

[1613: Übertritt des Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg zum Kalvinismus]

1./11. Januar 1614: Geburt des Kurprinzen Heinrich Friedrich von der Pfalz ("Frederick Henry") (†17. Januar 1629 bei Haarlem)

16./26. August 1614: Regierungsantritt Kurfürst Friedrichs V. (später “Winterkönig” genannt; bis 1619)



[23. August 1614: die Reichsuniversität Groningen wird in Groningen gegründet. Bis 1876 ist die Unterrichtssprache Latein. Erster Rektor: Ubbo Emmius (1547-1625)]

30. August 1614: Professor Heinrich Alting überbringt den Glückwunsch der Universität anläßlich der vollen Regierungsübernahme durch Friedrich V.

12. November 1614: der Vertrag von Xanten beendet den jülich-kleveschen Erbfolgestreit, in dem die Herzogtümer Jülich und Berg mit Düsseldorf an das (katholische) Pfalz-Neuburg fallen, das Herzogtum Kleve und die Grafschaften Mark, Ravensberg und Ravenstein an den zum Calvinismus übergetretenen Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg (1572-1619). Der zum katholischen Glauben konvertierte Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg wird Herzog von Jülich-Berg (1614-1653). Die endgültige Teilung wird erst im Klever Hauptvergleich am 9. September 1666 zwischen den beiden Parteien besiegelt. (vgl. 1661)

1614: der spanische General Ambrosio Spinola besetzt als kaiserlicher Kommissar die Stadt Düsseldorf

1614: Friedrich V. gibt Johann Salomon de Caus den Auftrag für den Hortus Palatinus. Beginn der Vorarbeiten. Terrassierung des Friesentals.

1614: der Jurist und Historiker Marquard Freher (*1565) stirbt in Heidelberg

[1614: die Juden Frankfurts werden unter Führung des Bäckers Vincenz Fettmilch massakriert]

[1614/1615: 4 Bücher von Johann Valentin Andreae über Christian Rosenkreutz werden veröffentlicht, von Andreae aber verleugnet]

23. März 1615: Hans Meinhard Graf von Schönberg heiratet in London Anna Sutton-Dudley, die Tochter des 5. Baron Dudley

24. März 1615: aus Anlaß der Vermählung des kurpfälzischen Haushofmeisters Hans Meinhard Graf von Schönberg mit Anna Sutton-Dudley findet das erste in Heidelberg bezeugte Hofballett nach Pariser Vorbild statt, bei dem der französische Tanzmeister Jacques Cordier, genannt « Bocan », auf der frühbarocken Violine den Ton angibt. Salomon de Caus ist für die Bühnentechnik verantwortlich und erhält «pour despens faict au ballet» mehr als 194 Gulden Honorar sowie eine Nachzahlung von 12 livres en or.

[27. März 1615: Marguerite de Valois (*1553, "la Reine Margot"), Königin von Frankreich und Navarra sowie Herzogin von Valois, katholisch, mit dem hugenottischen König Henri IV. von Navarra (1553-1610) verheiratet, stirbt in Paris]

9. April 1615 (Ostern): Jakob Jörger, Stadtschreiber zu Heidelberg, verkauft an Johann Bourgeois, Pfarrer der französischen Gemeinde daselbst, einen Garten im Gewann Lobenfeld um 400 Gulden http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1800533


21. April 1615: die Juden werden aus Worms vertrieben, die meisten wandern in die Kurpfalz aus

7. Mai 1615: Sophie von der Pfalz (Sophie von Birkenfeld, Sophie von Wittelsbach, Pfalzgräfin von der Pfalz-Birkenfeld, 1593 – 1676), Tochter von Karl I., Pfalzgraf und Herzog von der Pfalz, Pfalzgraf von der Pfalz-Birkenfeld (1560-1600), und Dorothea von Braunschweig, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg-Celle (1570-1649), heiratet Kraft VII., Graf von Hohenlohe, Graf zu Hohenlohe-Neuenstein (1582-1641)

6. Dezember 1615: im Schomberger Hof zu Heidelberg wird Friedrich von Schomberg (†1690), künftiger Feldherr und Marschall von Frankreich, geboren (Eltern: Hans Meinhard Graf von Schönberg und Anna Sutton-Dudley)

1615/1617: Gegenreformation in Pfalz-Neuburg unter Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm und Einführung des gregorianischen Kalenders (vgl. 1686)

1615: Salomon de Caus, Les Raisons des Forces Mouvantes. Avec diverses Machines Tant utilles que plaisantes. Aus quelles sont adioints plusieurs deseings de grotes et fontaines (deutsch: „Von gewaltsamen Bewegungen. Beschreibung etlicher, so wol nützlichen alß lustigen Machiner...“) erscheint in Frankfurt, gewidmet der Kurfürstin

1615: der Speyrer Bischof Philipp Christoph von Sötern beschließt, seine Residenzstadt Udenheim zu einer Festung auszubauen. Dadurch will sich Philipp vor Angriffen aus den umliegenden protestantischen Territorien schützen sowie seine Hauptresidenz ausbauen und aufwerten. (vgl. 1. Mai 1623)

[1615: Isaac de Caus legt den Garten in Wilton Hose an, den Hortus Penbrochianus]

1615/1619: Erhöhung des Dicken Turms auf dem Heidelberger Schloß um ein weiteres Stockwerk im Sechzehneck mit Festsaal durch den Nürnberger Stadtwerkmeister Peter Carl (†1617 ) (ab 1650 benutzt)

1615-1620: Anlage eines Terrassen-Schloßgartens im Gewann Ziegelried durch Salomon de Caus mehr

[23. April 1616 (julianisch): Miguel de Cervantes Saavedra stirbt in Madrid]

[23. April 1616 (gregorianisch): William Shakespeare stirbt in Stratford-on-Avon]

24. Juli 1616: Elisabeth Charlotte von der Pfalz (*1597 in Neumarkt/Oberpfalz; † 1660 in Crossen/Oder, Tochter des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz und dessen Gemahlin Luise Juliana von Oranien-Nassau) heiratet in Heidelberg Georg Wilhelm, der drei Jahre später Kurfürst von Brandenburg wird. (Sohn u.a. Friedrich Wilhelm, * 16. Februar 1620; † 9. Mai 1688, der Große Kurfürst)

3. August 1616: Hans Meinhard Graf von Schönberg, kurpfälzischer und kurbrandenburgischer Feldobrister und Hofmeister des Pfalzgraf Friedrich V., stirbt in Heidelberg

[1616: in Straßburg erscheint Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreutz, Anno 1459]

[1616: Matthäus Merian heiratet Maria Magdalena de Bry (de Brij), Tochter des Verlegers Johann Theodor de Bry (de Brij) in Oppenheim]

1616/1618: das Gemälde von Jacques Fouquieres, Der Wundergarten entsteht (vgl. 1919)

(Julius Wilhelm Zincgref: „All wunderwerck der Welt vor diesem Gart sich naigen / In welchem die Natur all ihr Kunst thut erzaigen“)

1.-5. November 1617: Feier der Universität Heidelberg anläßlich der Jahrhundertfeier der Reformation (Festrede: Heinrich Alting)

[1617: in Weimar wird die Fruchtbringende Gesellschaft gegründet]

1. Januar 1618: Geburt des zweiten Sohnes von Friedrich V. und Elizabeth Karl Ludwig von der Pfalz (Nachfolger Friedrichs V. in Heidelberg, †1680)

[23. Mai 1618: Zweiter Prager Fenstersturz: protestantische Opponenten der habsburgischen Herrschaft in Böhmen unter Führung des Grafen Heinrich Matthias von Thurn werfen auf dem Hradšin zu Prag die kaiserlichen Statthalter Wilhelm von Slawata und Jaroslaw Martinitz nebst ihrem Sekretär aus dem zweiten Stock des Palastes (vgl. 1419). Allgemeine Erhebung und Bildung einer Ständeregierung in Böhmen]

[27. August 1618: im Erbgang gelangt das Herzogtum Preußen an Brandenburg. Der Kurfürst von Brandenburg wird Herzog in Preußen (vgl. 1525, 1657)]

September-November 1618: der Komet C/1618 III steht am Morgenhimmel im Südosten.

Zeichnung: Matthäus Merian (Theatrum Europaeum, Band 1. Ausgabe 1635, S. 119) („.. ist ein schröcklicher Comet-Stern mit einem sehr langen brennenden Schwanz am Himmel erschienen und in ganz Europa mit sonderlichem Schrecken gesehen worden. ... An etlichen Orten ist er an die 27. Tag / an etlichen Orten länger gesehen worden. / So hat nu diese schröckliche Fackel der Allmächtige Gott für einen Bußprediger an die hohe Fäste des Himmels gestellet / damit die Menschen sehen möchten / wie er sie wege der Sünd zustraffen / und seine Zorn-Ruthen über sie ergehen zulassen beschlossen / ...“) http://www.scilogs.de/kosmo/blog/clear-skies/historisches/2008-06-19/komet-ber-heidelberg

1618: der bis dahin für den Herrengarten verantwortliche Hofgärtner Peter Leonhardt (seit 1613 im Hofdienst) wird mit der Pflege des Hortus Palatinus beauftragt, so daß für diesen Zeitpunkt die Fertigstellung großer Teile des Hortus Palatinus angenommen werden kann. Als Friedrich zum König von Böhmen gewählt wird und seine Residenz nach Prag verlegt, werden die Arbeiten am Hortus Palatinus eingestellt.

1618: Marquard Freher veröffentlicht DE LVPODVNO, die erste Beschreibung des alten Ladenburg

November 1618: die Professoren Heinrich Alting und Abraham Scultetus und der Kirchenrat Paul Tossanus werden zur Synode nach Dordrecht entsandt

13. November 1618-29. Mai 1619: die Synode von Dordrecht der reformierten Kirchen bestätigt den Heidelberger Katechismus als Bekenntnisschrift

[11. Dezember 1618: Vertrag von Deulino (bei Moskau), ein zwischen Polen-Litauen und dem Zarentum Russland geschlossenes Waffenstillstandsabkommen, das den Polnisch-Russischen Krieg 1609–1618 beendet. Der Vertrag markiert den Zeitpunkt der größten Ausdehnung der Aristokratischen Republik nach Osten]

[1618: Gründung der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation]

[1618-1623: „große Kipper- und Wipperzeit“, Höhepunkt der Münzverschlechterung in Mitteleuropa (vgl. 1675)]

[9. Februar 1619: Lucilio Vanini (Julius Caesar Vanini; *1585), italienischer Philosoph und Theologe, wird in Toulouse von der Inquisition als Ketzer verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt]

[20. März 1619: Kaiser Matthias stirbt in Wien (vgl. 1612)]

16. Juni 1619: der englische Dichter und anglikanische Priester John Donne (1572-1631) predigt in der Schloßkapelle Heidelberg vor dem kurfürstlichen Paar über „das Sterben“

17. Juli 1619-Oktober 1620: Martin Opitz von Boberfeld aus Schlesien studiert Philologie und Altertumskunde in Heidelberg. Zugleich ist er Hauslehrer des pfälzischen Oberrates Georg Michael Lingelsheim. Über diesen kommt er in Kontakt mit dem Heidelberger Dichterkreis um Julius Wilhelm Zincgref. Vermutlich in Heidelberg schreibt Opitz die Gedichte „An einem gewissen Berg“ und „Vom Wolffesbrunnen bey Heidelberg(1624 veröffentlicht). Texte

31. Juli 1619: Confoederatia Bohemica. Eine von den Vertretern aller böhmischen Kronländer erarbeitete Verfassung wird in tschechischer und deutscher Sprache verlesen

19. August 1619: die böhmischen Stände setzen Ferdinand II. als König ab

28. August 1619: der Katholik Erzherzog Ferdinand II. von Habsburg (* 9. Juli 1578 in Graz; † 15. Februar 1637 in Wien) wird (auch von Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz) in Frankfurt zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt. (Krönung am 9. September 1619. Seit 1590 Erzherzog von Innerösterreich, vereint er nach und nach die Territorien der Habsburgermonarchie unter seiner Herrschaft. 1617 König von Böhmen, zeitweise 1619/20 durch den Ständeaufstand abgesetzt. Am 1. Juli 1618 im St. Martinsdom zu Preßburg zum Apostolischen König von Ungarn gekrönt. 1619 Erzherzog von Österreich). - Auf der Rückreise von Frankfurt nach Wien macht Ferdinand Halt in München. Dort wird ein Bündnis Maximilians I. und der katholischen Liga geschlossen, was seine Position gegenüber den rebellierenden böhmischen Ständen verbessert. In dem Vertrag wird Maximilian I. die unbeschränkte Obergewalt über die katholische Liga zugestanden. Außerdem wird Oberösterreich, das sich den Böhmen angeschlossen hatte, an Bayern verpfändet. Insgeheim wird die Übertragung der Kurwürde von Friedrich von der Pfalz auf Maximilian verabredet. In der Folge gelingt es Ferdinand, die Unterstützung Spaniens und des lutherischen (!) Kursachsen gegen erhebliche territoriale Zugeständnisse zu erhalten. Die protestantische Union verhält sich neutral (!). Um die Acht gegen Friedrich zu vollstrecken, läßt Ferdinand spanische und ligistische Truppen in die Rheinpfalz einrücken und in den besetzten Gebieten den Protestantismus gewaltsam unterdrücken.

26. August 1619: Friedrich V. von der Pfalz wird als erster böhmischer König mit den Stimmen aller in der Böhmischen Konföderation zusammengeschlossenen Länder gewählt. (Der Kandidat erfährt von der auf ihn gefallenen Wahl am 29. August in Amberg)

September 1619: die böhmischen Stände rufen in Prag Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz (23) als Haupt der protestantischen Union (vgl. 1608) gegen Kaiser Ferdinand II. zum König von Böhmen aus

Oktober 1619: Kurfürst Friedrich V. nimmt die Wahl zum böhmischen König an. Durch diesen Akt der Felonie gegen den Kaiser löst er den Böhmisch-Pfälzischen Krieg (bis 1623) aus. Päpstliche Subsidien, Hilfe von Spanien, der katholischen Liga und vom lutherischen (!) Kursachsen ermöglichen den kaiserlichen Gegenangriff.

7. Oktober 1619: Aufbruch des Heidelberger Hofes (568 Personen) nach Prag

4. November 1619: Krönung Kurfürst Friedrichs V. von der Pfalz zum König von Böhmen im Veitsdom zu Prag

[Nacht vom 10. auf 11. November 1619: René Descartes weilt in Neuburg an der Donau]

1619: das Werk Emblematum ethico-politicorum centuria (gewidmet Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz) von Julius Wilhelm Zincgref (Kupferstiche gestochen von Matthaeus Merian dem Älteren) wird in Heidelberg bei Gotthard Voegelin gedruckt. Darin begegnet der Spruch "Semper apertus" (später Leitspruch der Universität Heidelberg) zum ersten Mal auf den beiden Seiten eines geöffneten Buchs, das vor dem Hintergrund des alten Heidelberg ein nach links aufsteigender pfälzischer Löwe in den Vorderpranken hält, als Emblem Nr. 67 (Insignia Academiae Palatinae). Dieser Kupferstich hat das alte Rektoratssigel der Universität als Vorbild. Der Spruch, so wird angenommen, stammt von Merian oder Zincgref. Das immer offene Buch ist das Symbol für Gelehrsamkeit, Wissensdurst und Unterricht.

[23. Dezember 1619: Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg (*8. November 1572) stirbt in Berlin]

Dezember 1619: mehrtägiger reformierter „Bildersturm“ in Prag nach Aufruf des calvinistischen Hofpredigers Abraham Scultetus (1566-1624). Altäre, Reliquien und Gemälde des Veitsdom fallen dem zum Opfer. Ab dem 21. Dezember, nur kurz unterbrochen durch das Weihnachtsfest, läßt Scultetus, mit Willen und Wissen des Königs, im St.-Veits-Dom die religiösen Kunstschätze wegbringen bzw. vernichten. Am 27. und 28. Dezember 1619 wird der berühmte Marienaltar von Lucas Cranach auf Scultetus’ Veranlassung hin zerstört.

27. Dezember 1619: Prinz Ruprecht von der Pfalz wird in Prag geboren (3. Sohn von Friedrich V. und Elizabeth, 1643 Duke Rupert of Cumberland, † London 29. November 1682)

Ende 1619: Einstellung der Arbeiten am Hortus Palatinus

1619: die Propstei Lorsch wird kurpfälzische Schaffnei (vgl. 1557)

1619: die pfälzische Landrettung zur Verteidigung Heidelbergs wird aufgeboten. Das Amt Driedorf (Nassau-Dillenburg) setzt 76 Mann in Marsch.

[1619: das erste Schiff im transatlantischen Sklavenhandel landet mit seiner Fracht an der nordamerikanischen Küste]

3. Juli 1620: Waffenstillstand (Neutralitätsabkommen) zu Ulm zwischen Union und Liga

1620-1623: Pfälzer Krieg. Päpstliche Subsidien, Hilfe von Spanien, der katholischen Liga und vom lutherischen (!) Kursachsen ermöglichen den kaiserlichen Gegenangriff. Ambrosio Spinola Doria, Marqués de los Balbases (Marquese Ambrogio de Spinola, 1569-1630) wird von Spanien zur Unterstützung des Kaisers Ferdinand II. gegen die protestantischen Reichsfürsten abgesandt

August 1620: Marquese Ambrogio de Spinola (Ambrosio Spinola Doria) dringt an der Spitze von 23.000 Mann (spanische Truppen aus den südlichen Niederlanden) in die Kurpfalz ein und eroberte viele Städte (Spinola wird 1621 in die Niederlande berufen, wo er gegen Moritz von Oranien kämpft)

3. September 1620: Kaiser Ferdinand II. fertigt die (auf den 29. Januar 1621 datierte) Achtserklärung (wegen Felonie, Landfriedensbruch und Majestätsbeleidigung) gegen den pfälzischen Kurfürsten aus

1620-22: Bau der Befestigungswerke längs der westlichen Vorstadtmauer Heidelbergs mit Trutzbayer; Tabakspfeife und Blauem Turm unter Gouverneur Heinrich van der Merven (vgl. Kühtor, Klingentor). Der 1462 am Gaisberghang erbaute Trutzkaiser wird umgebaut, dabei wird die Spitze umgestaltet.

1620: Scenographia. Hortus Palatinus A Friderico Rege Boemiae Electore Palatino Heidelbergae exstructus. 1620 Salomone de Caus Architecto...Jacob Focquier pinxit, Matthae Merian fecit. (Radierung von Jacques Fouquieres, Kupferstich von Merian) erscheint in Frankfurt am Main

8./18. November 1620: In der Schlacht am Bílá Hora westlich von Prag unterliegt Christian von Anhalt-Bernburg, Heerführer der böhmischen Stände unter ihrem König Friedrich V. von der Pfalz (13.000 Mann), dem bayerischen Heerführer Karl Bonaventura Graf von Buquoy (39.000 Mann). Johann Tserclaes Graf von Tilly steht unter seinem Kommando. Der Legende nach trägt der Karmeliterbruder Dominicus a Jesu Maria ein Bild der Heiligen Familie aus der Schlosskapelle in Stenovitz in die Schlacht, dem von Protestanten bei allen Figuren, außer dem Jesuskind, die Augen ausgestochen waren. Dies erzürnt die katholischen Soldaten so sehr, dass sie mit dem Schlachtruf "Santa Maria" den Hügel des böhmischen Heeres erstürmen und dieses überrumpeln. (Am 8. Mai 1622 wird das Bildnis in die neue Kirche in Rom getragen und am Hauptaltar angebracht, die darauf Santa Maria della Vittoria genannt wird.) - Kurfürst Friedrich V. flieht mit seiner Familie über Schlesien und Norddeutschland nach dem Haag und England. - Die protestantische Union (vgl. 1608) löst sich auf. - Kaiser Ferdinand II. kann seinen Anspruch auf die Krone Böhmens durchsetzen. Restitution der Habsburger Herrschaft und Rekatholisierung in Böhmen. - Der Heidelberger Hof flüchtet sich vor den Spaniern unter Marquese Ambrogio de Spinola. – Der Student Martin Opitz weicht nach Leyden aus und kehrt über Jütland nach Schlesien zurück.

[11.jul/21.greg November 1620: die protestantischen englischen Pilgerväter landen bei Cape Cod in Massachusetts. 41 Separatisten, eine Minderheit unter den 101 Passagieren und Besatzungsmitgliedern der Mayflower, verfassen und unterzeichnen im Hafen des heutigen Provincetown auf Cape Cod den Mayflower-Vertrag (Mayflower Compact). Der Vertrag sieht vor, eine bürgerliche Regierung, die auf einem Mehrheitenmodell basiert, zu etablieren und die Loyalität der Siedler zum König zu proklamieren. Der Vertrag gilt als frühestes Dokument amerikanischer Selbstverwaltung und des Willens, ihr Gemeinwesen mit selbstgegebenen, gerechten und gleichen Gesetzen zu ordnen]

13. November 1620: der bayerische Herzog Maximilian nimmt stellvertretend für Kaiser Ferdinand II. die Huldigung des böhmischen Adels entgegen

1620: Matthäus Merian, Große Stadtansicht von Heidelberg (Kupferstich) erscheint in Frankfurt am Main

[1620: in Deutschland leben 15-18 Millionen Menschen]

12./29. Januar 1621: Kaiser Ferdinand II. spricht die Reichsacht über Kurfürst Friedrich aus

9. Februar 1621: Papst Gregor XV. besteigt den päpstlichen Stuhl

September/Oktober 1621: Professor der Medizin Peter von Spina d.J. rettet das Archiv der Universität Heidelberg nach Heilbronn und von dort nach Frankfurt am Main (1651 von dort zurück)

Oktober 1621: Tilly zieht mit dem Heer der Liga vom Taubergrund her durch den Odenwald nach Weinheim, überschreitet bei Ladenburg den Neckar und läßt Eberbach, Schönau und Neckarsteinach einnehmen

28. Oktober 1621: Aufforderung Tillys an die Regierung der Kurpfalz und den Gouverneur der Stadt, Heinrich van der Merven, die Stadt Heidelberg zu übergeben

November 1621: der spanische General und kaiserliche Feldherr Gonzalo Fernández de Córdoba (1585-1631) zieht im Raum Schriesheim-Dossenheim ein Heer aus den Spanischen Niederlanden (10.000 Mann) für den Sturm auf Heidelberg zusammen

10. November 1621: Tilly besetzt Weinheim

12. November 1621: Tilly besetzt Ladenburg und Schriesheim (vorläufiges Hauptquartier bis Juli 1622)

Dezember 1621: bayerische Truppen brennen die Mühlen bei Ziegelhausen nieder und berennen vergebens das ehemalige Kloster Neuburg (1629 den Jesuiten übergeben, vgl. 1632, 1706)

1621: das ehemalige Kloster Lorsch wird von den „Spaniern“ unter Marquese Ambrogio de Spinola und General Gonzalo Fernández de Córdoba bis auf wenige Reste zerstört und abgetragen. - Wegen der Kämpfe in den Niederlanden verläßt die spanische Hauptarmee den pfälzischen Kriegsschauplatz.

1621: Kurfürst Friedrich V. trifft mit seiner Familie mit einem Gefolge von 200 Personen im Haag ein. Maurits von Nassau, Statthalter der Niederlande, Onkel des Kurfürsten, stellt ihr den Wassenaer Hof in Kneuterdijk zur Verfügung. Die Kinder wohnen ab 1623 im Prinzenhof in Leiden, der von Haushofmeister Volrad von Plessen geleitet wird.

1621: das früh lutherisch gewordene Gebiet der Oberpfalz wird von Bayern besetzt und ab 1625 rekatholisiert (vgl. Februar1623, 1628)

[1621: Gründung der Universität Straßburg]

[1621: die nördliche Adria friert zu (vgl. 763, 829, 860, 1709)]

[6. Januar 1622: Papst Gregor XV. gründet die Sacra Congregatio de propaganda fide]


22. März 1622: die durch Tillys Truppen belagerte und teilweise zerstörte Minneburg (bei Guttenbach) wird übergeben


4./14. April 1622: Tilly erobert Neckargemünd

6./16. April 1622: Tilly beschießt (vergeblich) den Dilsberg (vgl. "Tilly-Felsen")

17./27. April 1622: Schlacht bei Mingolsheim. Niederlage Tillys gegen die Pfälzer unter dem Söldnerführer Graf Ernst von Mansfeld (1580-1626) und Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach

19. April 1622: Tilly verlegt sein Hauptquartier nach Wiesloch

26. April/6. Mai 1622: Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach verliert die Schlacht bei Wimpfen (Obereisesheim) gegen die Truppen der katholischen Liga unter Generalleutnant Johann T’Serclaes von Tilly und Córdoba (auf jeder Seite 1500 bis 2000 Tote)

28. April/8. Mai 1622: Graf Ernst von Mansfeld erobert Ladenburg zurück - Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach besetzt Waldangelloch

1. Mai 1622: Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach besetzt Sinsheim, kurz darauf Eppingen und Hilsbach

[22. Mai 1622: Papst Gregor XV. spricht Ignatius von Loyola (1491-1556) heilig]

31. Mai/10. Juni 1622: Gefecht auf der Lorscher Heide

10./20. Juni 1622: im Kampf um die Rheinpfalz erkämpft sich Herzog Christian (II.) von Braunschweig-Wolfenbüttel (1599-1626) den Übergang über den Main in der Schlacht bei Höchst gegen die weit überlegenen Kräfte Tillys und Córdobas

18. Juni 1622: Friedrich V. von der Pfalz verläßt Heidelberg für immer

1. Juli-20. September 1622: Belagerung Heidelbergs durch die Truppen der katholischen Liga unter General Johann Tserclaes Graf von Tilly

8. Juli 1622: General Johann Tserclaes Graf von Tilly verlegt sein Hauptquartier von Handschuhsheim nach Leimen, um Heidelberg von Süden anzugreifen

29. August 1622: ein heftiges Unwetter richtet gewaltige Schäden unter den Verteidigern Heidelbergs an und führt bei den Belagerern zum Verlust großer Mengen an Ausrüstungsgegenständen, die in 1962-1984 unter Leitung von Dr. Berndmark Heukemes ausgegraben werden

6. September 1622: sechs bayerische Kompanien erstürmen das Festungswerk Trutzbayer am Westhang des Gaisberg

10. September 1622: Julius Wilhelm Zincgref verläßt Heidelberg

16. September 1622: die Truppen der katholischen Liga unter Tilly mit der kroatischen Reiterei erobern Heidelberg. Die Befestigungen Trutzbayer, Krähennest und Trutzkaiser fallen. Etwa 40 Häuser der Vorstadt, darunter das Dominikanerkloster, und das Franziskanerkloster werden niedergebrannt, der Hortus palatinus verwüstet. Das Schloß bleibt unversehrt. Die Stadt wird geplündert, unter den Bewohnern richten die kaiserlichen Truppen ein Blutbad an. An der Universität findet bis 1629 kein Unterricht mehr statt. - Abt Heinrich von Metternich, Dekan in Wimpfen, wird bayerischer Statthalter in Heidelberg (bis 1639). Ende der pfälzisch-böhmischen Rebellion. http://www.hdbg.de/winterkoenig/tilly/

September 1622: ein Flugblatt erscheint: Kurtzer / jedoch eigendtlicher Bericht vnd Abbildung / von der Belägerung vnd Einnehmung der Churfürstlichen Pfaltzgräffischen Residentz- vnd Häuptstadt Heydelberg / welche vorgangen vnd geschehen im Monat Septemb. des 1622. Jahres.

https://de.wikisource.org/wiki/Belagerung_und_Einnahme_Heidelbergs_1622

18. September 1622: zum ersten Mal seit 1556 wird in der Heiliggeistkirche wieder eine katholische Messe gelesen (Pater Joh. Agricola S.J.)

20. September 1622: die Besatzung des Heidelberger Schlosses kapituliert vor Tilly

24. September 1622: Maximilian I., Herzog von Bayern, vermacht die Pfälzische Landesbibliothek ("Bibliotheca Palatina") (mit etwa 3.500 Handschriften und etwa 13.000 Drucken, darunter viele griechische und lateinische Kirchenväter), die er zuerst nach München mitnehmen will, auf ausdrücklichen Wunsch von Papst Gregor XV. diesem als Geschenk.

23. Oktober/2. November 1622: die Friedrichsburg (Mannheim) kapituliert

22. November 1622: Mannheim kapituliert vor Tilly. Die rechtsrheinische Pfalz wird bayerisch. Die linksrheinische Pfalz kommt unter die Herrschaft des Kaisers.

13. Dezember 1622: Leone Allacci [Leo Allatius. 1586–1669], Kustos und Scriptor für Griechisch an der Vatikanischen Bibliothek, kommt nach Heidelberg, um den Abtransport der Bände der Pfälzischen Landesbibliothek ("Bibliotheca Palatina") nach Rom zu organisieren. Nur die Ottheinrich-Bibel und ein Prachtchorbuch Ottheinrichs gelangen nach München.

1622: Matthäus Merian, „Wahre Contrafactur der Churfürstlichen Statt Heidelberg und wie dieselbige von General Tilly belagert und eingenohmen worden“ (Kupferstich der Belagerung Heidelbergs im September 1622)

1622: Peter Isselburg, „Wahre Abbildung dern Fortification und Außwercken an der Churf. Haupt und Residentz Statt Heydelberg...“ (Kupferstich der Befestigungswerke längs der westlichen Vorstadtmauer)

1622: Matthäus Merian, Stadtplan Heidelbergs (Kupferstich)

1622: Relatio historica posthuma obsidionis Heidelbergensis: das ist: warhafftige Beschreibung aller fürnemen unnd gedenckwürdigen Geschichten, so in Belägerung der churfürstl. pfältzischen Residentz Statt u. Schloß Heydelberg durch die Keys. bayr. Armada erobert, sich verlauffen und zugetragen; sampt angeh. Grundriß ders. erscheint in Frankfurt

1622: die Handschrift des Codex Manesse wird vor der Eroberung Heidelbergs durch die Truppen der Katholischen Liga unter Tilly in Sicherheit gebracht. Vermutlich nimmt Friedrich V. sie zusammen mit den wertvollsten Familienschätzen in sein Exil nach dem Haag mit. (Nach 1632 bringt der Verkauf des Erbstücks den Kodex in die Privatbibliothek des französischen Gelehrten Jacques Dupuy († 17. November 1656). Dieser vermacht seine Sammlung dem König von Frankreich.) (vgl. 1607, 1887)

[1622: Paris wird Bischofssitz. Notre-Dame erhält den Rang einer Kathedrale. Bis dahin unterstand das Bistum Paris dem Erzbischof von Sens]

4./15. Februar 1623: Leone Allacci läßt die Bücher der Pfälzischen Landesbibliothek ("Bibliotheca Palatina") über München nach Rom abtransportieren. Neben der Bibliothek in der Heiliggeistkirche gelingt es ihm, auch an die Bestände auf dem Schloß (Privatbibliothek der Pfälzer Kurfürsten), an Bücher der Universität, des Sapienzkollegs, der kurfürstlichen Kanzlei und an den privaten Bücherbesitz des letzten Bibliothekars der Pfälzischen Landesbibliothek ("Bibliotheca Palatina"), Ian Gruter (+1627), zu gelangen (insgesamt ca. 3550 Handschriften und 5960 Drucke). Die in 184 Kisten verpackte Fracht wird mit 50 Ochsenkarren über Neckarsulm, Ellwangen, Aalen, Nördlingen, Donauwörth nach München transportiert. (Ankunft: 27. 2. 1623)

15./25. Februar 1623: Reichstag zu Regensburg. Kaiser Ferdinand II. überträgt die (persönliche, nicht erbliche) pfälzische Kurwürde (und Erztruchsessenwürde) an Maximilian I., Herzog von Bayern (1573-1651). Dieser erhält auch die Oberpfalz. Vertreibung der Protestanten aus der Pfalz und Katholisierung der Bevölkerung (vgl. 1628)

27. Februar 1623: der Heidelberger Bücherschatz trifft in München ein, wird in 196 Kisten umgepackt und am 26. April 1623 auf dem Rücken von Maultieren über Mittenwald, Landeck, Samedan, Chiavenna, Como, Mailand, Pavia, Ferrara, Bologna, Florenz nach Rom geschickt (Ankunft: 9. 8. 1623)

[1. Mai 1623: der Speyrer Bischof Philipp Christoph von Sötern benennt seine seit 1615 zur Festung ausgebaute Residenzstadt Udenheim in Philippsburg um (vgl. 1632)]

8. Juli 1623: Papst Gregor XV. stirbt. Nachfolger: Urban VIII.

9./16. August 1623: der Heidelberger Bücherschatz, verpackt in 196 bzw. 184 Kisten, trifft in Rom ein. (12 Kisten zweigt Allacci für sich ab). Die Handschriften und Drucke der Pfälzischen Landesbibliothek ("Bibliotheca Palatina") werden zum Teil in die vor Ort vorhandenen Bestände einsortiert. Die lateinischen, griechischen und deutschen Handschriften werden getrennt aufgestellt. Es entstehen die Signaturengruppen Cod. Pal. lat. (Codex Palatinus latinus), Cod. Pal. graec. (Codex Palatinus graecus) und Cod. Pal. germ. (Codex Palatinus germanicus).

1623: Dossenheim und Handschuhsheim kommen an Kurmainz (bis 1650)

27. Oktober 1623: die Bürger Dossenheims und Handschuhsheims huldigen dem neuen Landesherrn Kurfürst Erzbischof Johann Schweikart vor einer kurmainzischen Regierungskommission in Heppenheim (2. Dezember: Nachhuldigung von weiteren 30 Bürgern, die sich zuvor geweigert hatten)

November 1623: Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrags durch Friedrich V. von der Pfalz

[1623: der Astronom, Geodät und Mathematiker Wilhelm Schickard (1592-1635) baut die erste Rechenmaschine ("Rechenuhr"), um astronomische Rechnungen zu erleichtern. Die Maschine beherrscht das Addieren und Subtrahieren von bis zu sechsstelligen Zahlen]

[13. August 1624: Kardinal Richelieu (1585-1642) Erster Minister Frankreichs]

[1624: „Normaljahr“ (annus decretorius oder annus normalis), nach den Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648 als Stichjahr festgelegt, um die Rechte der drei im Reich anerkannten Konfessionen (Katholiken, Lutheraner und Reformierte) festzuschreiben. Dabei soll nicht nur der materielle Besitz der Bistümer, Klöster, kirchlichen Stiftungen usw. endgültig derjenigen Religionspartei zugesprochen werden, die sie am 1. Januar 1624 (dies decretorius) innegehabt hatte, sondern auch das Recht der Religionsausübung auf den territorialen Stand dieses Jahres zurückgesetzt werden. Veränderungen vor dem 1. Januar 1624 behalten ihre Gültigkeit, so die Rekatholisierung Böhmens]

1624: in Frankfurt wird von Hubert Thomas „Leodius“ aus Lüttich Annalium de vita et rebus gestis illustrissimi principis Friderici II., electoris palatini libri XIV, eine Biographie Kurfürst Friedrich II., gedruckt

1624: das Erbe der Herren von Handschuhsheim wird unter den beiden Nichten der Amalie Beusser von Ingelheim (†um 1622), Anna Amalie von Geispitzheim, verheiratet mit Bernhard Horneck von Weinheim, und Anna Barbara von Geispitzheim (†1636), verheiratet mit Philipp Cuno von Helmstatt (†1640), aufgeteilt

[1624: Martin Opitz, Buch von der deutschen Poeterey erscheint]

[1624: niederländische Seefahrer und die Niederländische Ostindien-Kompanie besetzen den Süden der Insel Taiwan und machten Tainan zur Hauptstadt (-1662)]

[27. März 1625: König James I. von England stirbt]

[13. Juni 1625: Henrietta Maria de Bourbon, jüngste Tochter Heinrich IV. von Frankreich und der Maria von Medici, (1609 -1669), wird mit König Charles I. von England verheiratet. Sie wird Königin von England, Schottland und Irland]



Juli 1625-1629: Dänisch-Niedersächsischer Krieg. König Christian IV. von Dänemark, Vorsteher und Oberbefehlshaber des Niedersächsischen Reichskreises, tritt auf Seiten der Pfalz in den Krieg gegen den Kaiser ein

[19. Dezember 1625: Haager Konvention (antihabsburgische Koalition von Dänemark, England und Generalstaaten)]

1625: Frederik Hendrik von Oranien (*um 1612) und Amalie von Solms-Braunfels, Hofdame von Elizabeth Stuart, heiraten

[1625: von Hugo Grotius (1583-1645) erscheint in Paris „De jure belli ac pacis“, das ihm den Ehrentitel „Vater des Völkerrechts“ einbringt]

[1625: von Zacharias Heyns (1566-1638) erscheint in Rotterdam „Emblemata, Emblemes chrestienes, et morales. Sinne-beelden streckende tot Christelicke bedenckinghe ende leere der zedicheyt“]

1625/1635: Pestepidemien in Südwestdeutschland

28. Februar 1626: Johann Salomon de Caus stirbt (wird auf dem protestantischen Friedhof La Trinité in Paris begraben)

11. April 1626: Kurfürst Maximilian I. von Bayern enthebt die verbliebenen Professoren und Bediensteten der Universität Heidelberg ihrer Ämter und schließt die Universität (bis Juni 1629, vgl. 1632, 1. November 1652)

25. April 1626: protestantische Truppen unter Graf Ernst von Mansfeld (1580-29. 11. 1626) treffen in der Schlacht bei Dessau auf ein kaiserliches Heer unter Albrecht von Wallenstein und werden von diesem geschlagen

[28. Oktober 1626: Fall der Festung La Rochelle. Verlust des letzten Sicherheitsplatzes der französischen Reformierten]

17. Augustjul./ 27. August 1626greg.: die Truppen des Kaisers und der Katholischen Liga unter Johann t’Serclaes von Tilly besiegen das Heer des Niedersächsischen Kreises und Dänemarks unter König Christian IV in der Schlacht bei Lutter am Barenberge. (22. Mai 1629 Separatfrieden von Lübeck)

[1626: Peter Minuit kauft den Indianern die Insel Manhattan („Ort der großen Trunkenheit“) für 60 Gulden ab. Nieuw Amsterdam entsteht als Verwaltungssitz der niederländischen Kolonie]

[1626/1627: kalter Januar und Februar in Europa, Kälteanomalie bis zum Juni 1627]

20. September 1627: Ian Gruter (Janus Gruterus), niederländischer Kritiker und Gelehrter, Professor für Geschichte, Bibliothekar der Universität Heidelberg, stirbt in Heidelberg

[1627: von Hugo Grotius (1583-1645) erscheint „De veritate religionis christianae“]

[1627: von Francis Bacon (1561-1626) erscheint das fragmentarische utopische Werk Nova Atlantis. Es erscheint ein Jahr nach dem Tod des Verfassers in neulateinischer Sprache. Nova Atlantis ist die erste neuzeitliche Utopie, die sich sowohl im Titel als auch im Text explizit auf Platons Atlantis beruft. Bacon identifiziert Atlantis mit Amerika. Dieses „alte Atlantis“ sei einst in der von Platon beschriebenen Katastrophe untergegangen, jedoch hätten sich einige Bewohner auf das „neue Atlantis“, die (fiktive) Südseeinsel Bensalem retten können]

22. Februar 1628: Münchener Vertrag. Kaiser Ferdinand II. überträgt Herzog Maximilian I. von Bayern die rechtsrheinische untere Pfalz und die Oberpfalz zum erblichen Besitz auf 30 Jahre. Maximilian erhält damit die für sein Haus Bayern erbliche pfälzische Kurwürde (vgl. 1623).

[April 1628: Kaiser Ferdinand II. ernennt Albrecht von Wallenstein zum General des ozeanischen und baltischen Meeres]

16. September 1628: Kurfürst Maximilian I. von Bayern verfügt die Wiederherstellung der Universität Heidelberg als katholische Hochschule unter jesuitischer Leitung (vgl. 1629, 1632)

Ende 1628: Hans Sigmund Puecher, der als Rentmeister dem Rentamt vorsteht, trifft in Heidelberg ein (vgl. 12629)

[1628: das englische Parlament erreicht die Anerkennung der Petition of Rights durch König Charles I.]

[1628-1631: Mantuanischer Krieg]

Spätsommer 1629: Rentmeister Hans Sigmund Puecher macht den ersten Umritt in seinem Amtsbezirk (vgl. 1628)

1629: die katholische Liga erklärt sich in Heidelberg gegen Albrecht von Wallenstein

1629: ein Kupferstich von Jacob von der Heyden in Straßburg, die Belagerung Heidelbergs von 1622 darstellend, erscheint

6. März 1629: Kaiser Ferdinand II. erläßt das Restitutionsedikt, ein kaiserliches Diktat, welches das „Reservatum ecclesiasticum“ erneuert und bestimmt, daß alle seit dem Passauer Vertrag (2./15. 8. 1552) reformierten Stifte und Kirchengüter in allen protestantischen Territorien ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände an die Katholiken zurückgegeben werden müssen, und den katholischen Reichsständen gestattet wird, ihre Untertanen zu rekatholisieren.

22. Mai 1629: Friede von Lübeck zwischen dem Kaiser und dem dänischen König beendet den Dänisch-Niedersächsischen Krieg. König Christian IV. von Dänemark verzichtet auf künftige Einmischung in die Konflikte im Reich.

16. Juni 1629: die Universität Heidelberg wird als katholische Lehranstalt unter Aufsicht der Jesuiten wieder eröffnet. Rektor: Reinhard Bachoven, Jurist. Zwei Lehrstühle (Theologie, Philosophie) werden mit Jesuiten besetzt (bis 1648; vgl. 16. September 1628, 1629, 1632)

[1629-43: der Mogulkaiser Shah Jahan erbaut für seine Frau Mumtaz Mahal (†1631) das Tadj Mahal bei Agra]

1629-1648 (mit Ausnahme der Jahre 1632-1635): die Jesuiten werden mit den Erträgen des Kloster Lobenfeld abgesichert

[1629-1640: mehr als 20.000 Puritaner fliehen vor religiöser Verfolgung aus England nach Nordamerika]


21. Juni 1630: Samuel Oppenheimer wird in Heidelberg geboren (Heereslieferant und Hofbankier, kommt 1680 von Worms nach Wien und versorgt das österreichische Heer in den Türkenkriegen und am Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs; von Prinz Eugen als "Retter aus Türkennot" gepriesen. †3. 5. 1703 in Wien)

[3. Juli-12. November 1630: Kurfürstentag von Regensburg. Der kaiserliche General Albrecht von Wallenstein wird abgesetzt]

6. Juli 1630-1634: Schwedischer Krieg. König Gustav II. Adolf von Schweden landet mit 10.000 Fußsoldaten und 3000 Reitern auf Usedom

[15. November 1630: der Astronom Johannes Kepler stirbt in Regensburg (vgl. 1609)]

1630: Martin Schmache gießt in Heidelberg die Glocke des Mitteltorturms (vgl. Pfaff, 1902, S. 112)

[10./20. Mai 1631: kaiserliche Truppen unter Tilly und Pappenheim zerstören das mit Schweden verbündete Magdeburg. Tod von 20.000 Einwohnern. Die „Magdeburger Hochzeit“ gilt als das größte und schlimmste Massaker während des Dreißigjährigen Krieges, das in ganz Europa Entsetzen hervorruft]

[17. September 1631: Sieg König Gustav Adolfs II. von Schweden über Tilly bei Breitenfeld bei Leipzig]

10. Dezember 1631: letzte bekannte Immatrikulation an der Universität Heidelberg bis November 1652

17. Dezember 1631: die Armee des Königs Gustav II. Adolf von Schweden setzt bei Oppenheim über den Rhein (vgl. 22./23. März 1945)

Dezember 1631: die Armee des Königs Gustav II. Adolf von Schweden besetzt die Bergstraße, Weinheim und Ladenburg

[1631: Philipp Christoph Reichsritter von Sötern, Bischof von Speyer und Erzbischof und Kurfürst von Trier, schließt einen Neutralitätsvertrag mit Schweden und Franzosen und räumt letzteren das Besatzungsrecht in den Festungen Ehrenbreitstein und Philippsburg ein]

[1631: Rembrandt malt im Haag „Die Anatomie des Dr. Tulp“]

[1631: der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld veröffentlicht die Cautio criminalis, eine Abhandlung gegen die Hexenprozesse]

[1631: "Gottfrieds Historische Chronick oder Beschreibung der merckwürdigsten Geschichte", Teil 1: "So sich von Anfang der Welt bis auf das Jahr Christi 1619 zugetragen" des Theologen Johann Ludwig Gottfried (1584-1633) erscheint in Frankfurt]


8. Januar 1632: schwedische Truppen unter Herzog Bernhard von Weimar nehmen Mannheim ein

[15. April 1632: Generalfeldmarschall Johann Tserclaes Graf von Tilly wird bei Rain am Lech schwer verwundet]

[30. April 1632: Generalfeldmarschall Johann Tserclaes Graf von Tilly stirbt in Ingolstadt (begraben in Altötting)]

[17. Mai 1632: König Gustav II. Adolf von Schweden zieht in Begleitung Friedrichs V. von der Pfalz in München ein. Die Schweden berauben die Münchener Kunstsammlungen]

26. August 1632: Gefecht bei Wiesloch zwischen schwedischen und kaiserlichen Truppen

[1632: König Gustav II. Adolf von Schweden gründet die Academia Gustaviana Dorpatensis (Universität Dorpat/Livland, heute Tartu/Lettland. 1699-1710 war Pernau/Estland Sitz der Dorpater Universität. 1710 eingestellt, 1802 wieder begründet]

[16. November 1632: König Gustav Adolf II. von Schweden fällt in der Schlacht bei Lützen (bei Leipzig) gegen Wallenstein. Reichskanzler Axel Graf Oxenstierna übernimmt die Regierung und zugleich das Kurfürstentum Mainz]

29. November 1632: Friedrich V. von der Pfalz (“Winterkönig”) stirbt in Mainz an der Pest (Grabstätte unbekannt)

1632: Friedrich von Hirschhorn stirbt ohne Nachkommen

[1632: Philipp von Sötern, Erzbischof von Trier und Bischof von Speyer, erklärt die 1609 gegründete katholische Liga für aufgelöst und sich selbst für neutral]

1632-1652: die Universität Heidelberg existiert nicht

23. Januar 1633: die Schweden erobern den Ort Dilsberg (die Burg ergibt sich 6 Tage später)

14. April 1633: Pfalzgraf Ludwig Philipp nimm im Heilbronner Vertrag die Bedingungen der Sieger an und restituiert (für kurze Zeit) die protestantische Pfalz

[15./23. April 1633: Heilbronner Bund der evangelischen Stände des fränkischen, schwäbischen, oberrheinischen und kurrheinischen Reichskreises unter dem schwedischen Reichskanzler Axel Graf Oxenstierna, 1634 aufgelöst]

5.[15. neuen Stils] Mai 1633: die Schweden unter Oberst Abel Moda erobern Heidelberg. Die Jesuiten werden aus Heidelberg vertrieben. (vgl. 1632)

26. Mai [5. Juni n.S.] 1633: Schloß Heidelberg, von Schweden bestürmt, kapituliert

30. Mai 1633: eine schwedische Kanonenkugel trifft vom Berg her die Statue Kurfürst Friedrich II. am Friedrichsbau

7. Juni 1633: Kongreß in Heidelberg mit mehreren Pfalzgrafen und anderen Fürsten unter Vorsitz des schwedischen Reichskanzlers Axel Graf Oxenstierna

Sommer 1633: Ludwig Philipp von Simmern (Calvinist, * 23. November 1602, † 8. Januar 1655), Sohn des Kurfürsten Friedrichs IV. und jüngerer Bruder Friedrichs V., übernimmt für den minderjährigen Karl Ludwig die Regierung. Er ist Vormund des Kurprinzen und Administrator der Kurpfalz. Er bezieht das Heidelberger Schloß und macht sich an den Wiederaufbau von Verwaltung und Universität.

1633: Bildung einer lutherischen Gemeinde in Heidelberg unter dem Schutz der schwedischen Besatzung

13. Januar 1634: Philippsburg ergibt sich den Schweden

[26. Februar 1634: Albrecht von Wallenstein wird in Eger von kaiserlichen Offizieren ermordet]

26. August/6. September 1634: Niederlage der Schweden und der protestantischen Fürsten gegen die verbündeten kaiserlichen und spanischen Heere bei Nördlingen. Auflösung des Heilbronner Bundes. Die Katholiken gewinnen wieder die Macht in der Kurpfalz. Nach der Schlacht war die Region von Plünderungen durch abziehende schwedische Truppen betroffen.

Oktober 1634: Philippsburg wird den Franzosen übergeben

6./16. November 1634: bayerische Truppen unter General Johann von Werth (†1652) dringen in die Vorstadt Heidelbergs ein, erstürmen am folgenden Tag die Stadt (nicht das Schloß)

[24. November 1634: Pirnaer Noteln. Vorfrieden zwischen dem Kaiser und dem Kurfürst Johann Georg von Sachsen]

13./23. Dezember 1634: französische Truppen unter Urbain de Maillé, erster Marquis de Brézé (1598-1650), Maréchal de France, und Jacques-Nompar de Caumont, Herzog de La Force (1558-1652), Maréchal de France, erobern Heidelberg

24. Dezember 1634: die Kaiserlichen stürmen Neckarbischofsheim und die St. Salvatorkirche, wo sie ein Massaker anrichten

[1634: Sturmflut an der Nordseeküste]

25. Januar 1635: Philippsburg fällt an die Kaiserlichen zurück

[29. Januar 1635: auf Anregung Kardinal Richelieus wird in Paris die Académie française durch Ludwig XIII. zu einer staatlichen Institution erhoben]

[25. Februar 1635: Vertrag von Paris zwischen Frankreich und der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande, Angriffs- und Verteidigungspakt gegen Spanien, der – ihre Eroberung vorausgesetzt – die Teilung der Spanischen Niederlande vorsieht]

[19. Mai 1635: Frankreich tritt offen in den Dreißigjährigen Krieg ein. Die Kriegserklärung wird dem Regenten in Madrid wie dem spanischen Statthalter in Brüssel, Kardinalinfant Ferdinand, übermittelt]

[30. Mai 1635: Prager Frieden zwischen dem Kaiser und dem Kurfürst Johann Georg von Sachsen, dem sich fast alle Reichsstände anschließen. Der Frieden sieht eine begrenzte Festschreibung des konfessionellen Status quo und den Verzicht auf die Durchführung des Restitutionsedikts von 1629 vor. Ziel ist die gemeinsame militärische Organisation und Frieden für das gesamte Reich, aber Ausschluß des Calvinismus; Bekenntnisstand Normaljahr 1627. Gegen diese Einigung sind Frankreich, Schweden und die nicht beigetretenen Reichsstände. Das Friedenswerk läßt sich nicht durchsetzen. - Der Prager Frieden bindet die beiden Lausitzen an das Kurfürstentum Sachsen]

Mai/Juni 1635: die kaiserlichen Generäle Matthias Graf Gallas und Octavio Piccolomini-Pieri erobern die Pfalz zurück. Gallas brennt Schloß ("steinerne Kemenate" mit Wohntrakt und Funktionsgebäude von 1470/1500) und Dorf Schwetzingen nieder.

3. Juni 1635: bayerische Artillerie nimmt das von Schweden unter Oberst Abel Moda besetzte Schloß Heidelberg vom Heiligenberg aus unter Beschuß. Kaiserliche Truppen stürmen das Schloß, können aber zurückgeworfen werden. Der Wachtmeister Abraham Meppel fällt. Inschrift für Abraham Meppel

14./24. Juli 1635: das Heidelberger Schloß unter Oberst Abel Moda kapituliert vor den Kaiserlichen

24. Juli 1635: die Festung Dilsberg kapituliert vor den Kaiserlichen. Die rechtsrheinische Unterpfalz ist fortan vollständig in bayerischer Hand.

1635ff.: Hungersnot, Pestepidemien und Fleckfieber (Ruhr) in Südwestdeutschland – Verwüstung weiter Teile Deutschlands durch Krieg

[1635: Philipp Christoph Reichsritter von Sötern, Bischof von Speyer und Erzbischof und Kurfürst von Trier, wird nach Eroberung Triers durch spanisch-habsburgische Truppen für 10 Jahre gefangen gesetzt]

[1635: Vertrag von St. Germain. Kardinal Richelieu überschreibt die Landgrafschaft Elsaß an Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar (†1639)]

[1635: Martinique wird von Frankreich durch Pierre Belain d'Esnambuc im Namen der von Richelieu gegründeten Compagnie des îles d'Amérique kolonialisiert. 25 Jahre später ist die gesamte Urbevölkerung ausgerottet]

[1635-1648: Französisch-schwedischer Krieg]

[1635-1659: Spanisch-französischer Krieg]

[März 1636: Frankreich erklärt dem Kaiser den Krieg]

[4. Oktober 1636 (24. September 1636jul.): 16.000 Schweden unter dem schwedischen Feldmarschall Johan Banér und dem schottischen Feldmarschall Alexander Leslie besiegen in der Schlacht bei Wittstock am Scharfenberg in der Nähe der Stadt Wittstock (Ostprignitz-Ruppin, Brandenburg) das vereinte, 22.000 Mann starke kaiserlich-kursächsische Heer unter Melchior Graf von Hatzfeldt und Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen]

[1636: Beistandsvertrag zwischen Schweden und Frankreich]

[1636: Herzog Johann Ernst von Sachsen-Eisenach erläßt eine Verordnung, die die Ansiedlung von Juden in seinem Territorium verbietet]

[1636: das habsburgische Belfort wird von französischen Truppen besetzt]

[1636: in Cambridge, Massachusetts (heute zu Boston) wird nach einer Stiftung des puritanischen Rev. John Harvard (1607-1638) die Harvard University, älteste Universität in Nordamerika, gegründet]

[15. September 1636-23. Januar 1637: Regensburger Kurfürstentag]

[November 1636-Mai 1637: "Tulpen-Manie" in den Niederlanden]

[1637: René Descartes publiziert Discours de la méthode]

[22. Dezember 1636: Wahl Ferdinands III. zum römisch-deutsxhen König auf dem Regensburger Kurfürstentag]

15. Februar 1637: Kaiser Ferdinand II. (*9. Juli 1578) stirbt in Wien

1637-1657: Kaiser Ferdinand III.

1637: Lord William Craven (1606-1697) wird von den Truppen des Kaisers als Unterstützer der „Winterkönigin“ Elizabeth von der Pfalz gefangengenommen

[1639: die Engländer nehmen Madras in Besitz]

[1639-1651: Wars of the Three Kingdoms (England, Irland, Schottland)]

[3. Februar-7. Juli 1640: Kurfürstentag in Nürnberg]

[1640: Åbo akademi, die erste Universität Finnlands, wird gegründet]

[1640: Einführung des Louisdor, bis 1794 geprägte Hauptgoldmünze]

[1640/41: Reichstag in Regensburg]

[1640-1652: Krieg der Schnitter (La Guerra dels Segadors) gegen das habsburgisch-spanische Kaiserhaus]

[25. Dezember 1641: Hamburger Präliminarfrieden zwischen dem Kaiser, Schweden und Frankreich. Auswahl der Verhandlungsorte Münster (katholisch) und Osnabrück (lutherisch). Kein Waffenstillstand. (vgl. 30. Juni 1641)]

[8. Januar 1642: Galileo Galilei stirbt in Arcetri bei Florenz]

[4. Dezember 1642: Kardinal Richelieu stirbt in Paris. Kardinal Jules Mazarin (Giulio Mazarini, *1602 in Pescina, Provinz L’Aquila; † 1661) übernimmt dessen Amt als regierender Minister Frankreichs]

[1642: puritanische Revolution in England. Schließung aller Vergnügungsstätten und Theater]

[1642-1649: Englischer Bürgerkrieg zwischen den Anhängern König Karls I. von England („Cavaliers“) und jenen des englischen Parlaments („Roundheads“)]

1642: in Frankfurt am Main erscheint Matthäus Merians Topographia Germaniae, hauptsächlich nach Ortsbeschreibungen von Martin Zeiller konzipiert (vgl. 1645, 1655)

1642: die Tiefburg bei Handschuhsheim wird in Brand gesteckt

[1642: Reichsdeputationstag in Frankfurt am Main. Verhandlungen über den Reichsfrieden und die Reform des Reichskammergerichts]

[14. Mai 1643: Ludwig XIII., König von Frankreich und Navarra (Louis le Juste, *1601), stirbt in Saint-Germain-en-Laye. Ludwig XIV. (1638–1715) wird König von Frankreich. Nach dem Tod Marazins übernimmt er 1661 selbst die Regierungsgeschäfte]

[Mai 1643: Niederlage Spaniens in der Schlacht bei Rocroi gegen die französische Armee]


[18. Juni 1643: Neutralitätserklärung der Stadt Osnabrück]


[22. Dezember 1643: Schwedischer Angriff auf Dänemark. Schwedisch-dänischer Krieg bis 1645]



1644: im bayerischen Heerlager bei Handschuhsheim werden 9 als Hexen angeklagte Frauen verbrannt

19. September 1644: Franzosen unter Condé erobern Philippsburg

17. Oktober 1644: die kurbayerische Armee erobert Mannheim

30. Oktober 1644: Abzug der Armeen aus Heidelberg

4. Dezember 1644: Erste Friedenspropositionen werden dem Kaiser übergeben. Beginn des westfälischen Friedenskongresses

[1644: die Mandschu erobern das chinesische Reich. Beginn der Qing-Dynastie (bis 1912)]

[1644: der französische Theologe, Mathematiker und Musiktheoretiker Marin Mersenne (Marinus Mersenius, 1588-1648) publiziert in Paris Cogitata physico mathematica]

[1644: Prinz Ruprecht von der Pfalz (Duke Rupert of Cumberland, 1619-1682) läßt Liverpool während des Englischen Bürgerkrieges 18 Tage lang belagern]

11. Januar 1645: Marschall Henri de la Tour d'Auvergne, vicomte de Turenne nimmt Weinheim ein und schlägt bei Ladenburg eine Brücke über den Neckar

[6. März 1645: Schlacht bei Jankau (südöstlich von Prag). Sieg der Schweden unter Feldmarschall Lennart Torstensson über die kaiserlich-habsburgischen Truppen unter Feldmarschall Melchior Graf von Hatzfeldt]

16. Juli 1645: die Franzosen erobern Wiesloch

[3. August 1645: Schlacht bei Alerheim (Bayern). Sieg der französischen Truppen, aber hohe Verluste gegen die kaiserlich-bayerischen Truppen]

[23. August 1645: Friede von Brömsebro zwischen Schweden und Dänemark]

[29. August 1645: Einladung des Kaisers nach Münster und Osnabrück an alle Reichsstände]

[29. November 1645: Ankunft des kaiserlichen Bevollmächtigten Maximilian Graf von Trautmannsdorff in Münster]

[1645: Schlacht bei Eppingen. Die Stadt wird von bayerischen Truppen besetzt]

1645: in Frankfurt am Main erscheint Topographia Palatinatus Rheni et Vicinarum Regionum: Das ist, Beschreibung vnd Eigentliche Abbildung der Vornemsten Statte, Plätz der Vntern Pfaltz am Rhein vnd Benachbarten Landschafften, als der Bistümer Wormbs vnd Speyer, der Bergstraß, des Wessterreichs, Hundsrücks, Zweybrüggen, etc. (Text: Martin Zeiller; Kupferstiche: Matthäus Merian) (vgl. 1642)

[1645–1715: Maunder-Minimum, Periode verminderter Sonnenaktivität. „Kleine Eiszeit“ in Europa, vgl. 1570]


[14. April 1646: der kaiserliche Bevollmächtigte Maximilian Graf von Trautmannsdorff bietet Frankreich das Elsaß als Territorialsatisfaktion an]

[Juli 1646: Philipp Christoph Reichsritter von Sötern (1567-1652), Bischof von Speyer, Erzbischof und Kurfürst von Trier, tritt in einem Geheimvertrag Philippsburg an Frankreich ab]

[13. September 1646: Kaiserlich-französischer Vorfriede in Münster]

[1646: Bekenntnis von Westminster (Westminster Confession of Faith), Bekenntnisschrift, gedruckt 1647. In 33 Artikeln bietet es eine systematische Darlegung der christlichen Lehre, verfasst auf Veranlassung des „Langen Parlamentes“ von der Westminstersynode, einer von 1643 bis 1649 tagenden und aus englischen und schottischen Presbyterianern bestehenden Theologen-Kommission]

[16. Juli 1647: der kaiserliche Bevollmächtigte Maximilian Graf von Trautmannsdorff verläßt den Friedenskongreß]

[1647: das Oráculo manual y arte de prudencia (Handorakel und Kunst der Weltklugheit) des spanischen Schriftstellers und Jesuiten Baltasar Gracián y Morales S.J. (1601-1658) erscheint]

15. Mai 1648: Beschwörung des spanisch-niederländischen Friedens im Rathaus zu Münster (vgl. 1566)

[17. Mai 1648: die schwedisch-französische Hauptarmee besiegt die kaiserlich-bayerische Armee bei Zusmarshausen/Augsburg]

6. August 1648: Osnabrücker Handschlag. Instrumentum Pacis Caesareo-Suecicum sive Osnabrugense (IPO, Westfälischer Friede) zu Osnabrück zwischen dem Kaiser, den Reichsständen und Schweden.

24. Oktober 1648: Verkündung des Westfälischen Friedens in Osnabrück. Instrumentum Pacis Monasteriense (IPM, Westfälischer Friede) zwischen dem Kaiser, den Reichsständen und Frankreich. Unterzeichnung des kaiserlich-schwedischen (IPO, Osnabrück) und des kaiserlich-französischen (IPM, Münster) Friedens. Der westfälische Friede beendet den Krieg auf deutschem Boden, der ca. 5 Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Artikel 2 legt fest, daß mit dem Friedensschluß perpetua oblivio et amnestia verbunden sein sollen. Das Reich wird ein Staatenbund praktisch souveräner Fürsten. Die Religionsbekenntnisse werden rechtlich gleichgestellt. Damit erhält das reformierte Bekenntnis den Status einer dritten „Reichskonfession“. Der 1. Januar 1624 gilt als Stichtag für den konfessionellen Besitzstand. Ein neuer oder ein konvertierter Fürst darf seinen Untertanen seine Konfession nicht mehr aufzwingen. Für die Kurpfalz gilt 1618 ("ante motus bohemicos") als Normaljahr. Nord- und Mitteldeutschland, die Pfalz und Württemberg bleiben evangelisch, während die österreichischen Erblande, Bayern und die großen geistlichen Fürstentümer im Rhein-Main-Gebiet und des Donaugebiets katholisch bleiben. - Der Friedensvertrag macht der politischen Macht des Papstes ein Ende. - Frankreich gewinnt die linksrheinischen habsburgischen Territorien im Elsaß und Sundgau sowie die Festungen Breisach und Philippsburg (Einführung des gregorianischen Kalenders). Frankreich wird die Landvogtei über den elsässischen Zehnstädtebund zugesprochen. Dieser entsendet jedoch weiterhin seine Vertreter zum immerwährenden Reichstag nach Regensburg. - Die staatsrechtliche Stellung der Vereinigten Provinzen der Niederlande wird nicht erwähnt. - Entlassung der Schweizer Eidgenossenschaft aus den Reichspflichten. Vorpommern kommt an Schweden. - Artikel 4 legt fest:: Die Oberpfalz und die alte rheinische Kurwürde (mit dem Amt des Erztruchsessen) fallen an die jüngere bayerische Linie der Wittelsbacher. Die Rheinpfalz wird samt einer neuen (achten) Kurwürde an Pfalzgraf Karl Ludwig zurückgegeben. (vgl. 7. Oktober 1649, 2. August 1652)

22. Dezember 1648: Kurfürst Karl Ludwig nimmt den Westfälischen Frieden an

1648: das ehemalige Kloster Neuburg bei Heidelberg wird den Reformierten übergeben (vgl. 1629, 1632)

[1648: der Hetman der Saporoger Kosaken, Bogdan Chmelnizki, setzt sich an die Spitze des Aufstandes gegen die polnisch-litauische Herrschaft. Seine Gefolgsmänner plündern weite Teile des polnisch-litauischen Reiches, wobei es unter Beteiligung der dortigen christlichen Bevölkerung zu schweren Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung kommt. Den Juden wird unterstellt, sie stünden unter dem besonderen Schutz des polnischen Königs. Diese Pogrome kosten möglicherweise bis zu hunderttausend Juden das Leben]

[1648-1653: Fronde, letzte Erhebung des französischen Adels gegen die absolute Herrschaft. Zwei Phasen: 1. die fronde parlementaire (1648–1649), während derer das Parlement (die Versammlung der Pairs) von Paris, die Stadt Paris selbst und Teile des Volkes sich gegen die Kriegssteuererhebung und für ein stärkeres Mitspracherecht des Parlements erheben; 2. die fronde des princes (1650–1652), durch die die „Prinzen von Geblüt“ versuchen, Einfluss auf die Regierung der Regentin Anna von Österreich auszuüben]

18. Januar 1649: der Buchhändler Wilhelm Fitzer wird mit der Wahrnehmung der Geschäfte der Thurn- und Taxischen Post in Heidelberg beauftragt

[30. Januar 1649: Oliver Cromwell läßt König Charles I. von England in London hinrichten. Die Monarchie wird abgeschafft, eine Republik ausgerufen, der Commonwealth of England (Diktatur von Oliver Cromwell). Die englische Königsfamilie flieht auf den Kontinent. Der Commonwealth unter Oliver Cromwell bietet den Juden ab 1650 die Einwanderung an. (vgl. 5. Mai 1660)]

[18. Februar 1649: Austausch der Ratifikationsurkunden des westfälischen Friedens in Münster]

[19. März 1649: das englische House of Lords wird durch eine Parlamentsakte abgeschafft]

[7. Mai 1649-20. Juli 1650: Nürnberger Friedensexekutionstag]

25. 9./5. 10. 1649: die Bayern räumen Mannheim und Heidelberg. Die Franzosen bleiben in Philippsburg.

6. Oktober 1649 alten Stils: Pfalzgraf Karl Ludwig, Sohn des Kurfürsten Friedrich V. und der Kurfürstin Elizabeth, Vater der Liselotte, kehrt aus dem Exil in England zurück und überschreitet bei Mosbach die Grenze zu seinem Territorium. Er erhält die Rheinpfalz zurück und bekommt die neu eingerichtete achte Kur (wohnt zunächst im „Landeskommissariat“; regiert bis 1680). Die Heidelberger Bürgerschaft wird von Heinrich von Metternich gegenüber dem bayerischen Kurfürsten entpflichtet.

7. Oktober 1649 alten Stils:: Kurfürst Karl Ludwig zieht (mit seinem Bruder Philipp) in Heidelberg ein

27. Oktober 1649: Übergabe der rheinischen Pfalz vor dem kaiserlichen Kommissar an Kurfürst Karl Ludwig

1649: Peter Leonhardt wird wieder zum Hofgärtner berufen (vgl. 1613)

1649: teilweise Wiederherstellung des Hortus Palatinus. Die Hofapotheke wird im Apothekerturm untergebracht (?) (vgl. 1403, 1696, 1701)

1649: Anlage des Karl-Ludwig-Sees. Südlich von Ketsch entsteht im Rahmen des wirtschaftlichen Wiederaufbaus der Kurpfalz vor der Ortschaft Ketsch eine riesige Teich- und Fischzuchtanlage. Die Gesamtfläche des Sees mit 486 Morgen ist für damalige Verhältnisse beachtlich. Die Frischwasserzufuhr erfolgt über den Kraichbach.

[1649: Karl X. Gustaf von Pfalz-Zweibrücken wird schwedischer Thronfolger (vgl. 1654)]

Januar 1650: die Freiherren von Venningen erlassen die erste Niederlassungsbewilligung für Täufer auf ihrem Territorium

[11. Februar 1650: René Descartes stirbt in Stockholm]

12. Februar 1650: Kurfürst Karl Ludwig heiratet in Kassel Charlotte Landgräfin von Hessen-Kassel, Tochter der Amalie von Hessen-Hanau (gesch. am 14. April 1657 in Heidelberg)

[2. Juli 1650: Friedensexekutionsvergleich (Reichsfriedensrezeß) von Nürnberg (Kaiser, Reich, Schweden)]

7. August 1650: Kurfürst Karl Ludwig verspricht "allen und jeden Ausländischen" (welche sich in der Pfalz ansiedeln wollten) "die Befreiung von Einzugsgeld, Schatzungen, Contributionen und anderen Beschwerungen". Flamen, Wallonen, Tiroler und Schweizer strömen in die Pfalz.

Spätsommer 1650 bis Oktober 1658: Sophie, Prinzessin von der Pfalz (Sophie von Hannover), hält sich bei ihrem Bruder Kurfürst Karl Ludwig in Heidelberg auf (vgl. 1658)

24. September 1650: Bergsträßer Rezeß zu Neuenhayn/Wetterau, Vertrag zwischen Erzbischof Kurfürst Johann Philipp von Mainz und Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz. Das Amt Schauenburg (mit Handschuhsheim, Dossenheim und Seckenheim) kommt als Mainzer Lehen an Kurpfalz, während Mainz das Dorf Viernheim, das Amt Neuenhayn und die Fauthei Sulzbach zu Eigentum behält (vgl. 1623, 1714). Der Rezeß soll auch ein friedliches Nebeneinander von Reformierten und Katholiken in einer Kirche sichern. Die St. Vituskirche in Handschuhsheim wird fortan (bis 1907) als Simultankirche von Katholiken (Chor) und Reformierten (Langhaus) gemeinsam benutzt. Die Kirche in Dossenheim wird gleichermaßen (bis 1926) als Simultankirche benutzt. (vgl. 18. Juli 1461)

10. Dezember 1650: Kurfürst Karl Ludwig bestätigt das Recht der Lutheraner der Kurpfalz, ihre Religion auszuüben

15. Dezember 1650: Schlacht bei Rethel (Nordostfrankreich). Philipp (*1627), Sohn des Winterkönigs, fällt als Reiteroffizier eines lothringischen Regiments.

1650: der Codex Laureshamensis wird von Heidelberg nach Mainz gebracht

1650:Lord William Craven (1606-1697) nimmt den Wormser Bischofshof, heute Hauptstraße 110, in Besitz und legt einen Garten an

[1650: Urania propitia der schlesischen Astronomin Maria Cunitz (1610-1664) erscheint, worin sie Johannes Keplers Methoden erweitert]

19. Juli 1651: der Professor der Medizin Peter von Spina III. übergibt das 1621 gerettete Archiv der Universität Heidelberg (von Frankfurt am Main) in einem feierlichen Akt der Universität Heidelberg zurück

27. September 1651: Maximilian I., Herzog von Bayern, 1623 Kurfürst (*1573), stirbt in Ingolstadt

[1651: Freiburg im Breisgau wird Sitz der Regierung von Vorderösterreich]

[1651: Volksmassen stürmen das Palais Royal in Paris - Der französische Dauphin Ludwig XIV. wird mit dreizehn Jahren für volljährig erklärt]

[1651: der Leviathan des englischen Mathematikers, Staatstheoretikers und Philosophen Thomas Hobbes (1588-1679) erscheint, in dem dieser eine Theorie des „Absolutismus“ entwickelt]

27. Mai 1652: Elisabeth Charlotte, Pfalzgräfin bei Rhein, spätere Herzogin von Orléans, wird in Heidelberg geboren (†1722)

2. August 1652: Kurfürst Karl Ludwig wird Erzschatzmeister des Reiches (anstelle der früheren Funktion des weltlichen Reichsvikariats). Verbot, den Reichsapfel im Herzschild zu führen.

1. November 1652: Kurfürst Karl Ludwig eröffnet die seit 1632 geschlossene Universität Heidelberg ("universitas archipalatina") wieder und übernimmt das erste Rektorat. Sie hat enorm an Bedeutung verloren und zählt nun zu den kleineren deutschen Hochschulen. Die Bibliothek verfügt nur noch über einen geringen Bücherbestand. Die theologischen Professuren werden vorerst nicht besetzt. Henrich David Chuno ist bis 1665 Prokanzler der Universität Heidelberg. Der Bursenbetrieb wird eingestellt. Den Studenten ist gestattet, in der ganzen Stadt bei ehrlichen Leuten zu wohnen.

Dezember 1652: der Heidelberger Stadtphysicus Dr. Jacob Israel (1621-1674) wird (als erster jüdischer Professor) an die Universität berufen (Botaniker, Anatom; veranstaltet öffentliche Sektionen menschlicher Körper gegen Eintrittsgebühr, setzt Verbot der Schweinehaltung in der Stadt durch (?), wohnt in der Judengasse (heute: Dreikönigstraße 10))

Judengasse, Merianstich 1620

1652: die Geistliche Administration vergibt den Pleikartsförsterhof an die Freifrau von Quadt und von Wikrath in Erbbestand

1652-1679: Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg Herzog von Jülich-Berg

[1652: die Wahrhafftigen und gewissen Privilegien der Stadt Mannheim in der Chur-Pfaltz gelegen erscheinen im Druck]

[1652: Philipp Christoph Reichsritter von Sötern (*1567), Bischof von Speyer, Erzbischof und Kurfürst von Trier, stirbt. Lothar Friedrich von Metternich-Bourscheid (†1675) wird Bischof von Speyer]

[1652: in Schweinfurth wird die Sacri Romani Imperii Academia Caesarea Leopoldino-Carolina Naturae Curiosum gegründet (1878 in Halle/Saale als Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina ansässig)]

[1652: Cromwells Act of Settlement vertreibt die katholischen Iren in die Gebiete westlich des Shannon (vgl. 1662)]

[1652: Claes Janszoon Visscher (Nicolaus Ioann(id)es Piscator, * 1587), Begründer einer niederländischen Kunsthändler-, Kupferstecher- und Verleger-Dynastie, stirbt in Amsterdam]

[1652: Patriarch Nikon initiiert die erste Reform des Ritus der russisch-orthodoxen Gottesdienste. Es entstehen zahlreiche kleinere Gemeinschaften, die die Reformen ablehnen und den alten Ritus beibehalten (priesterliche Altgläubige)]

8. Januar 1653: das Kurfürstenpaar sowie die Pfalzgräfinnen Sophie und Elisabeth treffen feierlich in Regensburg ein

[1653-1654: Regensburger Reichstag]

1653: mit Landschad Friedrich III. erlischt das Adelsgeschlecht der Landschaden von Steinach im Mannesstamm

[1653: in Tournai (Doornik/Hennegau) wird das Grab von König Childerich I.(463-481?), Vater von Chlodwig I., aufgefunden, einer der wichtigsten Funde aus dem Bereich der fränkisch-merowingischen Kultur]

[1653: mit dem kurmärkischen Landtag, auf dem der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm die Macht des Landadels einschränkt, beginnt die absolutistische Zeit in Brandenburg]

[1653: Schweizer Bauernkrieg, Volksaufstand in der Alten Eidgenossenschaft]

[17. Mai 1654: Jüngster Reichsabschied (recessus imperii novissimus, Schlussdokument des Regensburger Reichstages von 1653/1654 und der letzte Reichsabschied eines Reichstages des Heiligen Römischen Reiches, Bestätigung des Westfälischen Friedens als Reichsrecht)]

1. September 1654: der Kurfürst untersagt den Studenten das Betreten der Straßen ohne Licht und bewaffnet nach 21 Uhr im Winter und nach 22 Uhr im Sommer. Verbotswidrig Angetroffene sind über Nacht in Gewahrsam zu nehmen.

[1654: Königin Christina von Schweden dankt ab. Es folgt Karl X. Gustaf von Pfalz-Zweibrücken (1622-1660) aus dem Hause Wittelsbach (vgl. 1649)]

[1654: um der Niederlage gegen Polen-Litauen zu entgehen, leisten die Saporoger Kosaken mit Bogdan Chmelnizki durch den Vertrag von Perejaslaw dem Moskauer Zaren Alexei I. den Treueid. Die vom Zaren geleitete panrussische Versammlung der obersten Kleriker und Grundbesitzer (Zemsky Sobor), das repräsentative Machtorgan des altrussischen Staates, beschließt, einen Teil der altrussischen Gebiete in das Moskauer Königreich aufzunehmen. (vgl. 1648)]

1655: Elenchus professorum et lectionum (das vermutlich erste Vorlesungsverzeichnis der Universität Heidelberg) wird gedruckt

nach 1655-1658: Karl Ludwig läßt den Treppenturm und die Reste eines hölzernen Arkadenvorbaus vor dem Palas von Schloß Schwetzingen abbrechen und durch ein geräumigeres Treppenhaus ersetzen

[1655-1660: Zweiter Schwedisch-Polnischer Krieg]

[28.-30. Juli 1656: Schlacht bei Warschau zwischen den Armeen von Polen-Litauen im Bund mit dem Krim-Khanat auf der einen Seite und dem Königreich Schweden im Bund mit dem Kurfürstentum Brandenburg auf der anderen. Sieg der zahlenmäßig unterlegenen schwedisch-brandenburgischen Streitmacht über das viel größere polnisch-krimtatarische Heer. Im Anschluß wird Warschau erneut besetzt und durch die Schweden und Brandenburger ausgeplündert]

[1656: Johan Palmstruch gründet die Palmstruch-Bank oder Stockholms Bank. Die Bank von Palmstruch bekommt das Recht, Banknoten herauszugeben. 1668 geht sie in Konkurs und wird vom schwedischen Reichstag übernommen (Gründungsdatum der Schwedischen Reichsbank)]

[1657/1658: harter Winter, Ostsee, Sund und Belt zugefroren, so daß am 2. Februar 1658 der König von Schweden mit seiner Armee über beide Belte marschiert und auf Seeland anlangt]

5. März 1657: Verlobung zwischen Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz und Louise Freiin von Degenfeld

14. April 1657: Kurfürst Karl Ludwig läßt sich in Heidelberg von Charlotte Landgräfin von Hessen-Kassel scheiden

Mai 1657: Ezechiel Sponheim, Hofmeister des Kurprinzen Karl, gibt anonym die Schrift Discours sur les affaires d´Allemagne et le vicariat de l´Empire heraus

1657: ein wenig veränderter Neudruck des kurpfälzischen Landrechts von 1582 erscheint (Kurfürst Karl Ludwig ließ die Verfolgung der Juden und der Wiedertäufer streichen; vgl. 1611, 1700)

1657: der Codex Manesse (Große Heidelberger Liederhandschrift) kommt in den Besitz der Pariser Bibliothèque Royale ("Pariser Handschrift"). Sie kommt aus der Privatbibliothek des französischen Gelehrten Jacques Dupuy (†17. November 1656), der seine Sammlung dem König von Frankreich vermachte. - Die noch heute gültigen Signaturen werden wohl um 1675 von Augustinus Grimanus, Schreiber für Hebräisch, Latein und Deutsch, vergeben) (heute: Universitätsbibliothek Heidelberg http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg848) https://de.wikipedia.org/wiki/Codex_Manesse

[1657: der niederländische Physiker Christian Huygens entwickelt die ganggenaue Pendeluhr]

[1657: mit der "London and Chester Stage" wird die Personenbeförderung per Postkutsche in England eingeführt]

6. Januar 1658: Kurfürst Karl Ludwig (40, reformiert) heiratet in Frankenthal in morganatischer Ehe Louise Freiin von Degenfeld (22, lutherisch). Trauung durch den lutherischen Pfarrer von Heidelberg, Hiskias Eleazar Heiland. Louise bewohnt die meiste Zeit ihres Lebens das Jagdschloß Schwetzingen, das den Bedürfnissen ihrer Hofhaltung entsprechend ausgebaut wird. Auch Karl Ludwigs Tochter Elisabeth Charlotte kommt oft hierher. (vgl. 1655)

1658: Karl Ludwig ordnet den Bau der neuen Straße von Heidelberg zum Wasserschloß Schwetzingen an. Ab Oktober 1658 ist die Strecke benutzbar.

[8. März 1658 neuen Stils/26. Februarj alten Stils: der Frieden von Roskilde zwischen Dänemark-Norwegen und Schweden führt zum Ausscheiden Dänemarks aus der Koalition gegen Schweden unter Karl X. Gustav im Zweiten Nordischen Krieg. Dänemark muß seinen Besitz im heutigen Südschweden räumen. Schweden erhielt dadurch mit den Landschaften Schonen, Blekinge und Halland (Skåneland) Zugang zum Öresund und zum Kattegat. Zudem gewann Schweden die norwegischen Provinzen Båhuslen, Trondheimslen und Romsdal sowie die dänische Insel Bornholm.]

[3. September 1658: Oliver Cromwell stirbt in London]

30. September 1658: Sophie, Prinzessin von der Pfalz („Sophie von Hannover“), Schwester des Kurfürst Karl Ludwig, heiratet in der Schloßkapelle in Heidelberg Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg (1629-1698) aus dem Haus der Welfen (wird Stammmutter des Hauses Hannover; vgl. 1650, 1692)

[1658: Jan Amos Komenský (Johannes Amos Comenius, 1592-1670) publiziert die Bilderfibel Orbis sensualium pictus (Die sichtbare Welt in Bildern)]

1658-1662: Hans Albert († vor 1692) Schultheiß von Handschuhsheim und Zentschöffe der Zent Schriesheim

1659: Philipp Ernst von Venningen erwirbt den 1609 erbauten Knebelhof („Schlößchen“) in Handschuhsheim (vgl. auch: 1665)

1659: Kurfürst Karl Ludwig bietet Worms an, Hauptstadt der Kurpfalz zu werden, diese lehnt unter Hinweis auf die Urkunde von 1184 ab

Februar 1659: Joh. Böckelmann hält in Gegenwart von Kurfürst Karl Ludwig eine Doktor-Disputation mit dem Titel de polygamia et divortio ab, welche dem Kurfürsten Gründe für seine Ehescheidung liefern sollte

18. April 1659: Grundsteinlegung zum Bau der Providenzkirche (I) in der Vorstadt (erster Heidelberger Kirchenbau seit dem Mittelalter, erste gesüdete Kirche) mit Duldung (des calvinischen) Kurfürst Karl Ludwig von der lutherischen Gemeinde nach Plänen des kurfürstlichen Werkmeisters Theodor Reber, mit flacher Decke, ohne Turm. Die Kirche erhält nach 1. Mose 22,8 („Dominus providebit“ - "Gott wird sorgen") den Namen Providenz. (1661 vollendet, 1693 bis auf die Außenmauern zerstört; 1715-1721 mit Turm wiederaufgebaut)

[7. November 1659: Pyrenäenfrieden zwischen Ludwig XIV. von Frankreich und Philipp IV. von Spanien. Er beendet den seit 1635 andauernden Französisch-Spanischen Krieg. Der Vertrag wird an einem neutralen Ort, der Fasaneninsel im Fluss Bidasoa in der Nähe von Hendaye, unterzeichnet. Die katalanischen Gebiete nördlich der Pyrenäen gehen endgültig an Frankreich verloren]

[5. Mai 1660: Wiedereinführung der Monarchie in England]

[29. Mai 1660: Charles II. besteigt den Thron von England]

22. Dezember 1660: Graf Casimir von Eberstein (* 19. April 1639), der letzte Ebersteiner, stirbt im Heidelberger Wirtshaus „Zum wilden Mann“ (Hirschstraße, in Höhe des Kornmarkt)

[1660: Gründung der Royal Society (britische Gelehrtengesellschaft zur Wissenschaftspflege)]

um 1660: Täufer aus der Schweiz lassen sich in der Heidelberger Gegend nieder

[1660-1697: Herzog Karl XI. von Pfalz-Zweibrücken aus dem Hause Wittelsbach ist König von Schweden (vgl. 1649, 1654)]

1661: Weihe der Providenzkirche (I) (erster Pfarrer: Hiskias Eleazar Heylandt)

1661: Hochwasser des Neckar

1661: 13 Professoren lehren an der Universität Heidelberg

2. März 1661: Auf Grund anonymer Hinweise entdeckt der kurpfälzische Stiftsschaffner von Sinsheim im Haus der Witwe des Hans Menthen eine Versammlung von Täufern. 53 Männer und Frauen aus Rohrbach, Reihen, Ittlingen, Streichenberg, Immelhausen, Weiler, Dühren und Steinsfurt haben sich im Keller zu einem nicht erlaubten Gottesdienst zusammen gefunden. Die Personalien der Anwesenden werden festgehalten. Der Stiftsschaffner leitet ein Verfahren gegen sie ein. Vom Amt Mosbach wird auf Anordung aus Heidelberg eine Strafe von 100 Reichstalern ausgesprochen.

[10. Mai 1661: nach dem Tod des Kardinals Mazarin übernimmt König Ludwig XIV. in Frankreich die Regierung]

[6. Oktober 1661: der protestantische Autor Martin Zeiller (* 17. April 1589 in Ranten, Steiermark) stirbt in Ulm] (vgl. 1642, 1645)

[1661: der polnische König Johann II. Kasimir gründet die Universität Lemberg]

[1661: Eröffnung der kurfürstlichen preußischen Staatsbibliothek]

[1661: Friede von Vincennes zwischen dem Königreich Frankreich und dem Herzogtum Lothringen. Der Vertrag beendet vorläufig die lothringisch-französische Krise während der Regierung Herzog Karls IV. von Lothringen und Bar. Frankreich zieht sich aus Lothringen zurück, das es seit Mitte der 1630er Jahre auf Betreiben Richelieus besetzt hatte. Strategisch wichtige Orte verbleiben bei Frankreich, wodurch Lothringen in drei unverbundene Territorien aufgespalten wird und Frankreich zwei Landverbindungen durch Lothringen von Toul bzw. Verdun ins Elsass behält]

[1661: der Große Kurfürst und Philipp Wilhelm, Herzog von Jülich-Berg, einigen sich auf die Anerkennung der Teilung der Herzogtümer Jülich und Berg, des Herzogtum Kleve und der Grafschaften Mark, Ravensberg und Ravenstein im Vertrag von Xanten vom 12. November 1614 bis zum Erlöschen eines der beiden Häuser (vgl. 9. September 1666, 1685).]

1661-1668: der Jurist und Historiker Samuel Pufendorf („De Statu Imperii Germanici“), von Kurfürst Karl Ludwig berufen, lehrt an der Universität Heidelberg auf dem ersten deutschen Lehrstuhl für Naturrecht und Völkerrecht (Wohnhaus: heute Augustinergasse 9) Er erregt mit seiner scharfen Kritik an der Reichsverfassung den Unwillen seiner Kollegen und geht 1668 nach Lund, wo er eine Professur für Praktische Philosophie erhält.

13. Februar 1662: Elizabeth Stuart, älteste Tochter des König James I. von England, Frau des Kurfürsten Friedrich V., stirbt in Leicester House, London

1662: Charlotte Landgräfin von Hessen-Kassel siedelt nach Kassel über. Kurfürst Karl Ludwig holt seine Tochter Elisabeth Charlotte (*1652) zurück nach Heidelberg an den Hof. (Liselotte war im Alter von sieben Jahren an den Hof von Hannover geschickt worden, wo seine Schwester Sophie als Ehefrau des Herzogs Ernst August, des späteren ersten Kurfürsten von Hannover, lebte).

[17. Oktoberjul./ 27. Oktober 1662greg: Dünkirchen wird für fünf Millionen Livres vom englischen König Karl II. an den französischen König Ludwig XIV. verkauft]

[31. Mai 1662: Katharina Henrietta von Braganza, Infantin von Portugal (1638-1705), wird mit dem englischen König Karl II. verheiratet, aber als Katholikin nicht zur Königin gekrönt]

[1662: Poor Relief Act („Settlement Act“) in England. Die Freizügigkeit der Bevölkerung wird insoweit eingeschränkt, als für die Hilfen nach Armenrecht ausschließlich die Heimatkommune zuständig ist, die auch die Kosten der Rückführung eines andernorts hilfebedürftig gewordenen Armen zu tragen hat (vgl. 1652)]

[1663-1806: Immerwährender Reichstag zu Regensburg]

Januar 1664: der Gelehrte, Sammler und Reisende Balthazar de Montconys aus Lyon (1611-1665) hält sich als Begleiter des jungen Charles Honoré Duc de Chevreuse in Heidelberg auf. Sie werden von Kurfürst Karl Ludwig empfangen und besichtigen die Sammlungen auf dem Schloß (vgl. Maximilian Huffschmid, Ein französischer Reisebericht über Heidelberg von 1664, in: Neues Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg und der rheinischen Pfalz 8 (1910), S. 59-71)

1664: Kurfürst Karl Ludwig läßt das zweite von vier großen Fässern im Heidelberger Schloß erbauen (ca. 195.000 Liter; 1728 erneuert; vgl. 1589, 1751)

Strophen auf der Vorderseite des Fasses

4. August 1664: Erlaß des Kurfürst Karl Ludwig, worin die Zulassung der Täufer ausgesprochen wird (Mennistenkonzession) Um die nach Reichsrecht immer noch drohende Todesstrafe zu umgehen, werden die Täufer nach dem niederländischen Täuferführer Menno Simons „Mennisten“ genannt. Sie dürfen sich in der Kurpfalz ansiedeln und ihren Glauben leben, wenn auch unter zahlreichen Einschränkungen (kein „gotteslästerischer Aufruhr“, Respekt vor der Obrigkeit, nur 20 Leute auf einmal durften sich versammeln, sie durften niemanden zu sich hereinlassen, niemanden wiedertaufen, mußten in ein Verzeichnis geschrieben werden und Sondersteuern, „Menisten-Anerkennungsgelder“, zahlen).

[1664: britische Truppen erobern die 1624 von Holländern gegründete Siedlung Nieuw Amsterdam (letzter Gouverneur: Petrus Stuyvesant) und benennen sie am 4. Oktober 1664 zu Ehren des Oberbefehlshabers der Royal Navy, des damaligen Herzogs von York und späteren Königs James II. in New York um]

1664-2014. Ohne Gewehr und Krieg. Menschen, die aufbauen. 350 Jahre Mennistenkonzession in der Kurpfalz

1664 -2014, 350 Jahre Mennistenkonzession. Ein wichtiger Schritt zu Toleranz und Menschenrechten

1664: in Heidelberg erscheint bei Adrian Weingarten "Deutliche und gründliche Erklärung der adelichen und ritterlichen freyen Fecht-Kunst, Lectionen auff den stoß, und deren gebrauchs eigentlicher Nachricht Auff die rechte Italianische Art und manir, in dieses Tractätlein verfaßt, und mit nothwendigen Kupfferstücken nach möglichkeit gezieret und vor Augen gestelt" von dem kurfürstlich pfälzischen Hoffechtmeister und Fechtmeister der Heidelberger Universität Johann Daniel Lange (alias „Jean Daniel L'Ange“ aus Darmstadt, †1682?), angeblich das erste Fechtbuch eines an einer deutschen Universität tätigen Fechtmeisters (1708 in Düsseldorf durch seinen Sohn neu herausgegeben, 2014 ins Englische durch Reinier van Noort unter dem Titel „Lessons on the Thrust“ übersetzt.



https://www.wiktenauer.com/wiki/Page:Deutliche_Erkl%C3%A5rung_der_Fechtkunst_(Jean_Daniel_L%27Ange)_1664.pdf/101

https://schatzbehalter.aleki.uni-koeln.de/portal/databases/id/schatzbehalter/titles/id/786.html?l=de

1664: Copia Chur-Pfaltz Schreibens an Dero Regierung zu Heidelberg, den von Jhr Kayserl. Mayest. notificirten Frieden mit den Türcken betreffendt (Heidelberg, 1664) http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/frieden1664

1664: Kurfürst Karl Ludwig gibt den Auftrag für das erste große Bauprojekt Mannheims nach dem Dreißigjährigen Krieg (Errichtung einer neuen repräsentativen Schlossanlage in Mannheim, für deren Ausarbeitung er den französischen Architekten Jean Marot beauftragt, nie ausgeführt; vgl. 14. November 1720)


[1664: Gründung der Compagnie des Indes Orientales]

1664-1668: Pfälzischer Wildfangstreit zwischen Kurpfalz und Nachbarstaaten (Lothringen, Mainz, Speyer)

28. Dezember 1665: Kurfürst Karl Ludwig gibt den Studenten der Universität Heidelberg das kleine Jagdrecht in der Ebene und in den Weinbergen zwischen Rohrbach, Nußloch und Leimen sowie zwischen Handschuhsheim und Schriesheim. Jeder Student (außer Studenten der Theologie und Medizin) erhält einen Jagdberechtigungsschein. Ausgenommen ist die Jagd auf Rotwild, Schwarzwild und Rehwild. Der Gebrauch von Hunden und Netzen ist verboten. (1848 aufgehoben; vgl. 1671, 1746)

1665: der 1609 erbaute Knebelhof („Schlößchen“) in Handschuhsheim geht an Joseph von Jungwirth über (vgl. auch 1659, 1725)

[6. März 1665: die erste Ausgabe von Philosophical Transactions of the Royal Society, herausgegeben von der britischen Royal Society, die älteste englische Fachzeitschrift, erscheint]

[5. Oktober 1665: die Holsteinische Universität zu Kiel wird von Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf als Christiana Albertina bzw. Academia Holsatorum Chiloniensis gegründet]

[1665-1666: Pest in Mitteleuropa]

9. September 1666: Klever Hauptvergleich. Die Herzogtümer Jülich und Berg fallen erneut an Pfalz-Neuburg (vgl. auch 1614, 1661, 1685)

[September 1666: Brand von London]

1666: Pest in Heidelberg

1666-1685: in Heidelberg erscheint das Wochenblatt Heydelberger Zeitung, ein Regierungsorgan, aus dem sich der Kurfürst samstags beim Ankleiden vorlesen läßt

17./7. Februar 1667: Laudum Heilbronnense veröffentlicht (Schiedsspruch im Wildfangstreit; vgl. 30. 11. 1668)

31. Dezember 1667: Louise Freifrau von Degenfeld wird von Kurfürst Karl Ludwig zur Raugräfin erhöht und verzichtet auf Erbansprüche an die Pfalz für sich und ihre Nachkommen

[1667-1668: französischer Devolutionskrieg gegen Spanien. Die Truppen Ludwigs XIV. überrennen die spanischen Niederlande. Nachdem Großbritannien, die Niederlande und Schweden mit Eingreifen drohen, muß Ludwig sich mit dem Erwerb von Grenzregionen zufrieden geben]

[2. Mai 1668: der französisch-spanische Devolutionskrieg wird mit der Unterzeichnung des Friedens von Aachen beendet, in dem Spanien einige Territorien abtreten muß]

1668: Kurfürst Karl I. Ludwig von der Pfalz erobert das Schloß Nanstein bei Landstuhl von Karl IV., Herzog von Lothringen, zurück und läßt es sprengen (im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 durch die französischen Truppen endgültig zerstört)

30. November 1668: Waffenstillstand im Wildfangstreit (vgl. 1664, 1667)

[1668/1670: der Oder-Spree-Kanal wird gebaut (Verbindung zwischen Oder und Elbe bis Hamburg)]

1669: der badische Erbprinz Ferdinand Maximilian (Vater des „Türkenlouis“) stirbt in Heidelberg an Wundbrand

1669: in Heidelberg erscheint die Porträtsammlung Clarorum virorum Imagines

1669: Errichtung einer Fährverbindung mit einer im Strom fest verankerten Fähre von Mannheim auf das linke Rheinufer ("fliegende Brücke") https://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/ma/ma_brk3.htm

[1669: Ausbruch des Ätna, Tausende von Toten]

[1669/1670: eine Dürre in Indien führt zu ca. 6 Millionen Toten]

23. April 1670: Kurprinz Karl wird in Kopenhagen mit der Prinzessin Wilhelmine Ernestine von Dänemark, Tochter der verwitweten Königin Sophie Amalie, verlobt

[1670: Baruch de Spinoza (1632-1677) veröffentlicht den Theologisch-politischen Traktat]

[1670: König Ludwig XIV. von Frankreich besetzt ganz Lothringen]

[um 1670: die erste Postwagenlinie zwischen Nürnberg und Hamburg wird eröffnet]

[2. Mai 1670: die Hudson’s Bay Company ("Governor and Company of Adventurers of England trading into Hudson’s Bay" wird mit einer königlichen Urkunde von König Karl II. gegründet. Der erste Direktor der Gesellschaft ist Prinz Ruprecht von der Pfalz (Duke Rupert of Cumberland, 1619-1682). Das Gebiet der Gesellschaft wird bekannt als „Rupertsland“]

um 1670: Kurfürst Karl Ludwig legt vor die Redoute des Apothekerturm die sog. Spitzkasematte

[1670: die Regierung von Bern weist die Täufer aus dem Kanton aus. Viele gehen in den Kraichgau]

1670: der niederländische Geschichtsprofessor Robert Keuchenius (Robert Keuchen, 1636-1673) bereist die Kurpfalz













































































[1670/71: Kaiser Leopold läßt die Juden aus Wien vertreiben. Sie werden des Landes verwiesen. Als Dank dafür nennt die Wiener Bevölkerung die Leopoldstadt zu Ehren des Kaisers um]

21. Februar 1671: Kurfürst Karl Ludwig löst das am 28. Dezember 1665 den Studenten der Universität Heidelberg gegebene Jagdrecht zwischen Rohrbach, Nußloch und Leimen wieder auf

20. September 1671: Kurprinz Karl (†1685) wird mit der Prinzessin Wilhelmine Ernestine von Dänemark, Tochter der verwitweten Königin Sophie Amalie, verheiratet (letzte protestantische Fürstenhochzeit in der Pfalz)

30. September 1671: Maximilian Freiherr von Degenfeld heiratet auf dem Heidelberger Schloß Amalie von Landas, Hoffräulein der Prinzessin Elizabeth Charlotte

30. März 1671: Mit dem Tod von Karl II. Otto (*1625), Herzog und Pfalzgraf von Birkenfeld, dem Letzten aus der wittelsbacher Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld, erlischt die Linie Pfalz-Birkenfeld. Nach seinem Tod geht das Erbe an Christian II. von Pfalz-Zweibrücken-Bischweiler.

16. November 1671: Die 19jährige Tochter Kurfürst Karl Ludwigs, Elizabeth Charlotte von der Pfalz, wird in Metz mit Philippe de Bourbon, duc d`Orléans (1640-1701), dem Bruder König Ludwigs XIV., in der Kathedrale Saint-Étienne in Metz vor Bischof Georges d’Aubusson de La Feuillade per procurationem (=kraft Vollmacht, durch Stellverteter) verheiratet. Der stellvertretende Bräutigam ist der Herzog von Plessis-Praslin. Am Vortag hatte Elisabeth ihrem alten reformierten Glauben abgeschworen und war zum römisch-katholischen Glauben konvertiert. Sie sieht ihren 12 Jahre älteren Ehemann zum ersten Mal am 20. November 1671 in Châlons.

[November 1672: Louis II. de Bourbon, prince de Condé, verbrennt die Straßburger Rheinbrücke]

1672: Kurfürst Karl Ludwig macht Kloster Neuburg zum (evangelischen) adeligen Fräuleinstift („Fürst- Gräff- und Adeliches Fräulein und Jungfern Stifft“) (um 1681 eingegangen)

1672: Kurfürst Karl Ludwig reformiert die Statuten der Universität Heidelberg. Erfordernis des reformierten Bekenntnisses nur noch für Professoren der Theologie. Waffentragen der Studenten.

1672: dem Wirt Andreas Hofmann wird für seine bisher mit nicht gehängten Schild betriebene Wirtschaft zum Rebstock (Neuenheim, später Brückenkopfstraße 6) um 50 fl. die Schildgerechtigkeit verliehen

1672: in der Pfalz leben 800 Mennoniten

[1672: der englische Physiker und Mathematiker Robert Hooke ermöglicht mit der Erfindung der Zahnradschneidemaschine die Herstellung gleichförmiger Zahnräder für den Präzisionsuhrenbau]

[1672-1678: Französisch-Niederländischer Krieg („2. Raubkrieg“). Ludwig XIV. erklärt den Vereinigten Niederlanden den Krieg. Die französische Armee wird nach einem zunächst raschen Vormarsch am 20. Juni 1672 durch Überflutungen gestoppt, die die Niederländer auslösen, indem sie Schleusen und Dämme öffnen. Der Krieg zieht sich in die Länge und Ludwig XIV. sieht sich bald einer antifranzösischen Koalition gegenüber. Die niederländische Flotte bedroht die französischen Küsten, vor allem die der Bretagne. Nach einer Landung auf der Belle-Île im Jahre 1673 und einer weiteren auf der Île de Groix im Jahre 1674 kreuzt sie im April und Mai 1675 vor der bretonischen Küste, was den Warenhandel der Bretonen empfindlich stört. Um den Krieg zu finanzieren, werden neue Abgaben erhoben. Zuerst wird das gestempelte Papier im April 1674 mit einer Steuer belegt. Sie wird bei allen juristischen Aufzeichnungen vorgeschrieben, beispielsweise bei Testamenten, Kaufverträgen oder Personenstandregister (vgl. Révolte du papier timbré)]

1673: Baruch (Bendedikt) de Spinoza, Glasschleifer und Optiker im Haag (1632-1677), dem Kurfürst Karl Ludwig durch den Theologen Johann Seobaldus Fabricius eine Professur für Philosophie an der Universität Heidelberg anbietet, läßt sich trotz der Zusage der „libertas philosophandi“ nicht gewinnen.

[25. Juni 1673: Charles de Batz de Castelmore, genannt Comte d’Artagnan (* zwischen 1611 und 1615 auf Schloss Castelmore in Lupiac), fällt im Französisch-Niederländischen Krieg bei der Belagerung von Maastricht]

1673: Bosenheim (bei Kreuznach) wird kurpfälzisch

1673: Einquartierung französischer Soldaten in Heidelberg

[1673: Puducherry (Vorderindien) kommt unter französische Herrschaft (bis 1954 Hauptstadt Französisch-Indiens)]

[1673-1674: König Ludwig XIV. von Frankreich läßt die zehn Städte des elsässischen Zehnstädtebunds (Dekapolis: Colmar, Hagenau, Kaysersberg, Mülhausen, Münster, Oberehnheim, Rosheim, Schlettstadt, Türkheim, Weißenburg) erobern, ihre Befestigungen schleifen und unterstellt sie der französischen Provinzialverwaltung (vgl. 1648)]

[1673: De officio hominis et civis prout ipsi praescribuntur lege naturali ("Über die Pflicht des Menschen und des Bürgers nach dem Gesetz der Natur") von Samuel Freiherr von Pufendorf (1632-1694) erscheint]

1674-1678: Große Allianz von Den Haag gegen Ludwig XIV. Reichskrieg gegen Frankreich (Französisch-Holländischer Krieg; vgl. 1677, 1689)

[1674–1679: Nordischer Krieg]

21. Februar 1674: Franzosen unter Marschall Henri de la Tour d'Auvergne, vicomte de Turenne (entfernter Verwandter des kurpfälzischen Hauses; *1611 Sedan, †27. Juli 1675 Nieder-Sasbach) überfallen die kurpfälzische Stadt Germersheim. Zerstörung der Stadt und des kurpfälzischen Schlosses.

16. Juni 1674: Franzosen unter Marschall Turenne besiegen im Französisch-Holländischen Krieg das kaiserliche Heer unter Herzog Karl V. von Lothringen bei Sinsheim und erobern die Pfalz.

Juni/Juli 1674: Franzosen unter Marschall Turenne brennen Handschuhsheim nieder. Der Knebelhof (vgl. 1607) wird bis auf den Grund niedergebrannt (außer dem Treppenturm von 1609). Er wird bald wieder aufgebaut. Die (später so genannte) Tiefburg ist seither Ruine. Das kurfürstliche Waisenhaus im Atzelhof wird zerstört (1685 wiederaufgebaut). Schriesheim wird niedergebrannt.

7. Juli 1674: Schlacht bei Ladenburg. Marschall Turenne schlägt die Kaiserlichen und verwüstet die Pfalz.

[1674-1676: King Philip’s War (Aufstand der Indianer im südlichen Neuengland gegen die Expansion der englischen Kolonisten. Der indianische Anführer wird von den Engländern King Philip genannt, der Obersachem der Wampanoag im südöstlichen Massachusetts, eigentlicher Name Metacomet (1676 erschossen). Bei den Kolonisten verlieren 800 Menschen ihr Leben, auf indianischer Seite sterben etwa 3000 Menschen. Demzufolge gilt er als einer der blutigsten Kolonialkriege in der Geschichte Nordamerikas. Der Krieg ist ein kritischer Wendepunkt für die jungen Kolonien, denn er zerstört die Wechselbeziehungen zwischen Kolonisten und Ureinwohnern und bringt eine neue Kultur in das Land, in der die Indianer zu Randfiguren in der Gesellschaft der dominanten weißen Siedler werden]

5. Januar 1675: Franzosen unter Marschall Turenne siegen bei Türkheim (Elsaß)

[28. Juni 1675: Schlacht bei Fehrbellin. Brandenburg schlägt Schweden]

27. Juli 1675: Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne (*1611 Sedan) fällt in der Schlacht bei Nieder-Sasbach (Baden) gegen das kaiserliche Heer unter Raimund Montecuccoli (†1680). Danach ziehen sich die Franzosen zurück und werden am 1. August 1675 von den Kaiserlichen bei Altenheim erneut gestellt, wo es zu einem heftigen Gefecht kommt. Den Franzosen gelingt der Rheinübergang.

1675: Freiherr Ferdinand von Degenfeld wird zum Statthalter über die Pfalz ernannt

1675: Kurfürst Karl Ludwig ernennt Lorenz Beger (1653-1705) zum Bibliothekar und betraut ihn mit der Betreuung der numismatischen Sammlung

[1675: Philipp Jakob Spener (1666 bis 1686 Senior in Frankfurt) verfaßt eine kurze Programmschrift mit Namen Pia Desideria oder Herzliches Verlangen nach gottgefälliger Besserung der wahren evangelischen Kirche, deren Erscheinen als Gründungsdatum des Pietismus angesehen wird]

um 1675: Augustinus Grimanus, Schreiber für Hebräisch, Latein und Deutsch, gibt den Handschriften und Drucken der Pfälzischen Landesbibliothek ("Bibliotheca Palatina") in der Vatikanischen Bibliothek in Rom die noch heute gültigen Signaturen


[1675-1679: die „Teutsche Academie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste“ des Joachim von Sandrart erscheint in Nürnberg bei Ch. G. Froberger]

[1675-1690: „kleine Kipperzeit“ (Münzverschlechterung in Deutschland; vgl. 1618)]

[um 1675-1715: Kaltphase in Europa, „Maunder Minimum“]

[Januar 1676: General Joseph de Montclar zerstört auf Befehl von König Ludwig XIV. und Kriegsminister Louvois die Stadt Haguenau im Elsaß]

[25. Januar 1677: Ludwig XIV. von Frankreich nimmt die Stadt Weißenburg im Elsaß ein, läßt sie einäschern und plündern]

[21. Februar 1677: Baruch de Spinoza stirbt im Haag an der Schwindsucht]

18. März 1677: Louise von Degenfeld stirbt und wird in der Eintrachtskirche in Mannheim begraben

[1677: die Franzosen zerstören Saarbrücken und Zweibrücken im Französisch-Niederländischen Krieg]

1677: das 1614 abgetrennte Sulzbach kommt wieder zur Oberpfalz zurück

1677-1680: Kurfürst Karl Ludwig läßt in der Friedrichsburg (Mannheim) die Concordienkirche bauen

1678: östlich des Herrengarten beim (späteren) Kapuzinerkloster wird durch Georg Frank, Professor der Medizin, ein Botanischer Garten errichtet (1693 zerstört)

[1678: die erste stehende deutschsprachige Oper wird in Hamburg eröffnet]

[1678: Niederbrennen von Hagenau durch Marschall von Créqui, Zerstörung der staufischen Pfalz]

Februar 1679: Friede von Nijmegen beendet den Französisch-Holländischen Krieg. Die Niederlande behaupten sich gegen Frankreich. Kaiser Leopold I. muß das vorderösterreichische Freiburg im Breisgau an König Ludwig XIV. abtreten. Der Friede bestätigt den Verlust des reichsunmittelbaren Status der zehn Städte des Elsaß und besiegelt das Ende der Dekapolis. Festungsbaumeister Marquis de Vauban (†1707) baut Kehl zur französischen Festung aus.

März 1679: Maria Fuß, Magd des Pandektenprofessors Georg Gisbert Glöckner, wird in Heidelberg wegen Kindsmord hingerichtet

3. Oktober 1679: der Mannheimer Stadtrat verleiht an den wallonischen Bierbrauer Jean du Chaine (Chêne) eine Brauereikonzession. Angelehnt an seinen Namen gründet er in der Mauritzgasse (heute: Quadrat Q 5) die Schankwirtschaft „Zum Aichbaum“ (1689 zerstört)

11. Dezember 1679: Kurfürst Karl Ludwig heiratet zur linken Hand in Friedrichsburg Elisabeth Holländer von Bernau, Tochter von Tobias Holländer

[1679: Habeas-Corpus-Akte, englisches Staatsgrundgesetz. Es wird anerkannt, daß der Staat keine beliebigen Zugriffsrechte auf die Körper seiner Bürger hat]

[1679: Pestepidemie in Wien]

[1679: König Ludwig XIV. setzt sogenannte Reunionskammern in Metz, Breisach, Besançon und Tournai ein, die mit Hilfe alter Verträge die angebliche historische Zugehörigkeit bestimmter Gebiete gerichtlich feststellen sollten. Ausgangspunkt der Argumentation sind jene Territorien des Heiligen Römischen Reiches, die im Westfälischen Frieden von 1648 und in den Verträgen von Nimwegen 1678/79 mit Anerkennung des Reiches unter die Herrschaft des französischen Königs gekommen waren, namentlich die drei Bistümer Metz, Toul und Verdun, die zehn Reichsstädte des Elsasses und der Sundgau, die Franche Comté und weitere Länder]

[1680: der Handelsmann Helferich Geil schlägt vor, „Bergwasser von Rohrbach“ nach Mannheim zu leiten]

1680: Einweihung der Concordienkirche in Mannheim

[31. Mai 1680: Joachim Neander (*1650 in Bremen), reformierter Pastor und Kirchenliederdichter und -komponist, der als Erzieher unter anderem in Heidelberg und Frankfurt am Main tätig war und u.a. den Choral „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ komponierte, stirbt in Bremen]

1680: Paul Hachenberg (*1642), seit 1671 Professor der Geschichte an der Universität Heidelberg, kurpfälzischer Geheimrat, Erzieher des Kronprinzen Karl, stirbt in Heidelberg und wird im Chor der Peterskirche begraben

28. August 1680: Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz stirbt bei Edingen nach Herzschlag zu Pferde (Grabstätte: Heiliggeistkirche in Heidelberg, verwüstet)

[1680: die Burg Wasigenstein (Wasgau) wird von französischen Truppen unter General Joseph de Montclar zerstört]

1680-1685: Kurfürst Karl II., einziger Sohn von Kurfürst Karl Ludwig, letzter protestantischer Kurfürst von der Pfalz

[1680-1685: Ludwig XIV. läßt Saarlouis als Festung auf deutschem Boden anlegen]

1680/1685: Kurfürst Karl II. errichtet anstelle des Affensteinschen Hauses am Schloßberg die Kaserne („barraques“; 1693 abgebrannt, 1730 wieder aufgebaut; heute: Schloßberg 4)

22. Januar 1681: Kurfürst Karl II. feuert am Friesenberg aus zwei Kanonen je eine Kugel so ab, daß sie sich treffen und zerbersten. Die Inschrift: „ANNO MDCLXXXI. DEN XXII JANUARI VON SCHLOS AUF DISEN ORT HAT WIEDER ALLES HOFFEN AUS STÜCKEN CHURFÜRST CARL MIT KUGEL KUGEL TROFFEN“ soll an eine Schießleistung des Kurfürsten am 22. Januar 1681 erinnern, der angeblich von zwei einander gegenüber aufgestellten Geschützen gleichzeitig Kugeln abfeuern ließ, die sich in der Luft trafen. Der Stein wird später in den Stückgarten versetzt.)


22. Februar 1681: Kurfürst Karl II. schenkt seiner Gattin Wilhelmine Ernestine von Dänemark (1650-1706) Schloß und Kellerei Schwetzingen


14. September 1681: die Universität Heidelberg erläßt ein Duellverbot


[30. September 1681: König Ludwig XIV. von Frankreich läßt die Reichsstadt Straßburg durch General Joseph de Montclar besetzen (Kapitulationsurkunde von Illkirch). Rückgabe des Münsters an den katholischen Kultus]

[1681/82: der Engländer William Penn gründet in Nordamerika die Quäkerkolonie Pennsylvania]

1681-1683: Kurfürst Karl II. läßt an Stelle des Ballspielhauses zur Verteidigung der Nordostecke des Heidelberger Schlosses die Karlsschanze mit Karlsturm und Infanterie-Redoute errichten (1693 gesprengt)

2. Januar 1682: kurfürstliches Duellverbot (vgl. 14. September 1681)

10. Oktober 1682: Kurfürst Karl II. sagt den calvinistischen Siedlern aus Sedan/Frankreich, die sich südöstlich von Seckenheim niedergelassen haben, Schutz und Schirm zu und nennt die Siedlung Friedrichsfeld

29. November 1682: Prinz Ruprecht von der Pfalz (Duke Rupert of Cumberland, *1619 Prag), stirbt in London (in Westminster Abbey beigesetzt)

1682: Wafen-Spiel: Wie Dasselbe in einem Verkleideten Auffzug verschiedener Ungarn und Türcken, Den 3. Julii 1682. Jn dem Chur-Fürstlichen Statt-Garten Zu Heidelberg praesentiert und Gehalten worden   http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/wafenspiel1682

1682: unter Kurfürst Karl werden die Hälfte der Orangen- und Zitronenbäume aus dem Garten von Schloß Friedrichsburg in Mannheim nach Schwetzingen verbracht

[1682: Laxenburger Allianz, Kreisassoziation verschiedener Reichsstände, Reichskreise und des Kaisers Leopold I. als Reaktion auf die Bedrohung für die Integrität des Reiches durch Ludwig XIV.]

[1682: ein Nationalkonzil, von König Ludwig XIV. nach Paris einberufen, beschließt die gallikanischen Artikel, die die „gallikanischen Freiheiten“ verkünden, die bis zur Französischen Revolution in Kraft bleiben]

[14. Juli-12. September 1683: die Osmanen unter Großwesir Kara Mustafa belagern erfolglos Wien (Residenzstadt des römisch-deutschen Kaisers). Verteidigt wird die Stadt unter Graf Starhemberg durch Truppen des Heiligen Römischen Reiches, Polen-Litauens, der Republik Venedig und des Kirchenstaates. Nach zahlreichen fehlgeschlagenen Eroberungsversuchen, dem Eintreffen eines Entsatzheeres und der anschließenden Schlacht am Kahlenberg ziehen sich die Truppen des Osmanischen Reiches zurück. Die Heilige Liga drängt die Osmanen bis hinter Belgrad zurück.

1683: Johann Ulrich Kraus, Accurater Prospect der Churfürstlich Pfaelzisch alten Residenz Stadt Heidelberg ... (Radierung)

1683: Raugräfin Karoline Elizabeth zu Pfalz (1659-1696) heiratet Meinhard, Graf von Schomberg, Herzog von Leinster (†1719)

1683/1689: Johann Georg Mutschler Schultheiß von Handschuhsheim

[Juni 1684: französische Truppen erobern Luxemburg nach mehrmonatiger Belagerung]

15. August 1684: Regensburger Stillstand zwischen Frankreich sowie Kaiser und Reich. Neben der Waffenruhe wird vereinbart, daß die von Frankreich annektierten Reichsteile und -städte ("Reunionen") ihm 20 Jahre lang überlassen bleiben sollen. Gemäß dem Regensburger Stillstand werden 1688 deutsche Gebiete links und rechts des Rhein französisch besetzt.

1684: Kurfürstin Wilhelmine Ernestine von Dänemark (1650-1706, Ehefrau des Kurfürsten Karl II.) läßt in Schwetzingen ein Fasanenhaus errichten (1717 zur Falknerei umgebaut) (vgl. 22. Februar 1681)

22. Mai 1685: Hallischer Rezeß. Kurz vor seinem Tode schließt Kurfürst Karl II. von Pfalz-Simmern einen Erbvertrag mit seinem in Düsseldorf residierenden (katholischen) Erben Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Herzog von Jülich und Berg (1615-1690), zum Schutz der protestantischen Konfession. Philipp Wilhelm verpflichtet sich u.a., die Universitätsstatuten von 1672 unangetastet zu lassen. Es liegt demnach eine klare Nachfolgeregelung vor.

26. Mai 1685: Kurfürst Karl II. von der Pfalz (Calvinist) stirbt mit 34 Jahren kinderlos in Heidelberg. Mit ihm stirbt die Linie Pfalz-Simmern (prot.) aus. Sie wird von der Linie Pfalz-Neuburg (kath.) beerbt.

1685(-1690): Kurfürst Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Herzog von Jülich und Berg (1615-1690) wrd erster katholischer Kurfürst von der Pfalz. - Mit dem Übergang der protestantischen Pfalz an das katholische Haus Pfalz-Neuburg beginnt die Rekatholisierung der Pfalz und die Ansiedlung verschiedener Orden in Heidelberg. Der Kurfürst ruft die Jesuiten zurück nach Heidelberg.

13. Oktober 1685: Kurfürst Philipp Wilhelm versichert in einem Edikt den Reformierten und Lutheranern in der Kurpfalz die Religionsfreiheit gemäß dem Westfälischen Frieden und dem Hallischen Rezeß (22. 5. 1685), zugleich gestattet er den Katholiken die freie Religionsausübung. Die Heidelberger Schloßkapelle wird katholisch.

[18. Oktober 1685: Aufhebung des Toleranzediktes von Nantes (1598) durch den französischen König Ludwig XIV. Folge: Flucht von 200.000-250.000 Hugenotten in alle Welt]

[29. Oktober 1685: Aufnahmeedikt von Potsdam für 20.000 Hugenotten durch den Großen Kurfürsten zwecks Wiederbesiedelung der Mark Brandenburg]

1685: das 1674 zerstörte kurfürstliche Waisenhaus im Atzelhof (Handschuhsheim) wird wieder aufgebaut

1685: die Herzogtümer Jülich und Berg sind mit Kurpfalz zu einem lockeren Territorialverband zusammengeschlossen (vgl. auch 1614, 1666)

1685: Lorenz Beger, „Thesaurus ex Thesauro Palatino selectus

[1685: König Ludwig XIV. erläßt den Code noir zur Regelung des Umgangs mit den schwarzen Sklaven (bis 1848 in Kraft)]

1685/86: Kurfürst Philipp Wilhelm läßt in der östlichen Vorstadt anstelle der alten Jakobskapelle die katholische Pfarrkirche St. Jakob mit Friedhof (1689 voll belegt) erbauen (1693 zerstört)

22. Februar 1686: Einführung des gregorianischen Kalenders an der Universität Heidelberg (?) und im katholischen Teil des Pfälzer Gesamtstaats (stilus novus im Gegensatz zum stilus vetus)

26. März 1686: Kurfürstin Charlotte, geb. Landgräfin von Hessen-Kassel, stirbt und wird in der Heiliggeistkirche beigesetzt

9. Juli 1686: Gründung der Augsburger Liga (Kaiser, Spanien, Schweden, Bayern, Sachsen, Fränkischer Kreis, später auch Savoyen und Wilhelm III. von Oranien) gegen Frankreich (vgl. 1688)

3.-5. Dezember 1686: Feier des 300jährigen Jubiläums der Universität Heidelberg

1686: Kurfürst Philipp Wilhelm beruft die Gesellschaft Jesu aus dem Exil zurück

1686: der Arzt, Anatom und Physiologe Johann Conrad Brunner errichtet ein erstes chemisches Laboratorium in der Medizinischen Fakultät

1686: der steinerne Brunnenstock des oberen Dorfbrunnen in Ziegelhausen wird von einem Löwen mit Wappenschild bekrönt (vgl. 1902, 1926)

[1686: Johann Zahn konstruiert eine transportable Camera obscura]

[1686: Philosophiae Naturalis Principia Mathematica, das Hauptwerk von Isaac Newton, eines der einflussreichsten physikalischen und astronomischen Bücher aller Zeiten, wird als Manuskript der Royal Society vorgelegt, erhält am 5. Juli 1686 die Druckerlaubnis von Samuel Pepys und wird 1687 in lateinischer Sprache veröffentlicht]

[1686: der Essay Les Entretiens sur la pluralité des mondes über die Astronomie von Bernard Le Bouyer de Fontenelle (1657-1757) erscheint]

2. Juli 1687: Hochzeit der Pfalzgräfin Marie Sophie Elizabeth (1666-1699), Tochter des Kurfürsten Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, mit Peter II., König von Portugal. (Dom Pedro II, 1648-1706, reg. 1683-1704), genannt „der Friedfertige“ (O Pacífico) aus dem Haus Braganza (Sie ist dessen 2. Ehefrau). Sie wird Königin von Portugal (als Ehegattin, nicht als Regentin aus eigenem Recht). Mit dem König hat sie sieben Kinder.

11. Oktober 1687: Kurfürst Philipp Wilhelm ernennt seinen ältesten Sohn Johann Wilhelm zum Statthalter in Heidelberg

[1687: die Querelle des Anciens et des Modernes spaltet die Académie française, ausgelöst, als Charles Perrault sein Gedicht "Le siècle de Louis le Grand" vorträgt, in dem er das Zeitalter Ludwigs XIV. als Ideal preist und zugleich mit Hinweis auf das augusteische Zeitalter die Vorbildfunktion der Antike in Frage stellt. Die Partei der „Alten“ vertritt die Ansicht, daß die Kultur der griechisch-römischen Antike unübertroffen sei und bleibe]

10./20. April 1688: Grundsteinlegung zum Kapuzinerkloster im nordöstlichen Eck des „Herrengartens“ (heute Hauptstraße 106-108/Theaterstraße 2-18, 1693 nicht zerstört, ab 1807 zerstört; vgl. 1678)

1688: östlich der St.-Anna-Kirche, auf dem heutigen Grundstück Plöck Nr. 6, wird ein jüdischer Friedhof errichtet. 1689 ergeht der kurfürstliche Befehl, den Verkauf des Geländes zur Nutzung als jüdischer Begräbnisplatz rückgängig zu machen. Die Grabsteine werden abgeräumt. /http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/FRIEDHOF/BADENWUE/PROJEKTE/f-bw.htm

1688-1697: Krieg der Augsburger Liga gegen Frankreich (la guerre de la ligue d'Augsbourg, War of the League of Augsburg, War of the Grand Alliance, Deutscher Krieg des Königs Ludwig XIV., Pfälzischer Erbfolgekrieg, Orléansscher Krieg, Neunjähriger Krieg, 2. Raubkrieg Ludwig XIV.). Spanien, das Reich, Schweden und Bayern verbünden sich unter Führung von Wilhelm III. von Oranien (englischer König, Statthalter der Niederlande) im Kampf um die spanische Erbfolge gegen Frankreich. König Ludwig XIV. von Frankreich beansprucht die Erbschaft seiner Schwägerin Elizabeth Charlotte von der Pfalz, die mit seinem Bruder Philipp Herzog von Orleans verheiratet ist (Anspruch auf das Privatvermögen und Allodialnachlaß ihres Bruders). Gemäß dem Regensburger Stillstand von 1684 werden deutsche Gebiete links und rechts des Rhein französisch besetzt. Kriegsminister François-Michel Le Tellier, Marquis de Louvois (†1691) plant die systematische Verwüstung der Pfalz und des Westrich.

[August 1688: unter dem Kommando von Max Emanuel, Kurfürst von Bayern, beginnt die Belagerung Belgrads]

[6. September 1688: Belgrad wird unter enormen Verlusten auf beiden Seiten eingenommen]

7. Oktober 1688: das Universitätsarchiv wird von den Professoren Dr. Daniel Nebel und Dr. Johann Ludwig Fabricius [Hans Ludwig Fabritius] nach Hanau gebracht (vgl. 1693, 1697)

20. Oktober 1688: französische Truppen unter General Ezéchiel Comte de Mélac schließen den Belagerungsring um Heidelberg

24. Oktober 1688: Heidelberg kapituliert kampflos vor Marschall Duras unter der Bedingung, daß es nicht zerstört wird („Que la ville et les faubourgs avec tous leurs bâtimens et maisons dedans et dehors demeureront et seront conservéz dans l´état, ou ils sont présentement, sans qu´il soit rien destruit et emmenée“, Art. 19 Übergabevertrag)

[5. November 1688: "Glorious Revolution" (Restauration der Königsherrschaft in England). Prinz Wilhelm III. von Oranien, Schwiegersohn des katholischen, pro-französischen Königs Jakob II. von England und Schottland, der von Teilen des englischen Parlaments um Hilfe gerufen wurde, landet in England. Jakob weicht vor Wilhelms militärischer Übermacht zunächst ins französische Exil, was vom Parlament wiederum als Abdankung gewertet wird. Aufgrund seines militärischen Erfolgs betrachtet sich Wilhelm als König von England, Schottland und Irland. Nachdem er und seine Frau der Bill of Rights am 22. Januar 1689 zugestimmt hatten, werden die beiden vom Parlament am 13. Februar 1689 als die neuen gleichberechtigten Herrscher anerkannt. Am 11. April 1689 werden Maria II. und Wilhelm III. zusammen in einer bis heute in Europa einzigartigen Doppelkrönung in der Westminster Abbey gekrönt]

10. November 1688: General Joseph de Montclar rückt mit 6000 Soldaten in rechtsrheinisches Gebiet vor. Sein Auftrag lautet, alle Landschaften, die ihre Unterwerfung verweigern, bis auf das letzte Gebäude niederzubrennen und die Einwohner nach Frankreich zu verschleppen. Er führt die französische Armee nach Heilbronn und nimmt einen Teil der Pfalz ein und zerstört Städte in Baden und Württemberg. Der Höhepunkt seiner Zerstörungen ist die Niederbrennung von Donauwörth.

1688: General Joseph de Montclar bekommt von König Ludwig XIV. und dem Festungsbaumeister Marschall Sébastien Le Prestre de Vauban den Auftrag, die Festung Landau zu modernisieren. Die Stadtmauern werden abgerissen und mit Hilfe von 16 königlichen Bataillonen unter Befehl von General Montclar und etwa 14.000 Bauarbeitern aus der Umgebung beginnt im Frühjahr 1688 der Umbau, der nach drei Jahren vollendet wird.

10. November 1688: „… das macht mir das hertz blutten, undt man nimbt mir es noch hoch vor übel daß ich trawerig drüber bin, …“ (Liselotte von der Pfalz in einem Brief an ihre Tante Sophie von Hannover über die Zerstörung von Mannheim durch die französische Armee) (am 15. Februar 1689?)


25. November 1688: Karl Ludwig Weingard, Wirt zum König von Portugal (Hauptstraße 146), reist im Auftrag des Heidelberger Stadtrats nach Paris, um über seine Verbindung mit Elizabeth Charlotte von Orléans die Verwüstung der Pfalz und die Zerstörung Heidelbergs zu verhindern. Er reist am 9. Januar 1689 unverrichteter Dinge aus Paris ab.

17. Januar 1689: die Franzosen legen Minen zur Sprengung des Heidelberger Schlosses

18. Januar 1689: die Franzosen sprengen den 1683 von Kurfürst Karl erbauten Karlsturm des Schlosses

28./29. Januar 1689: Kirchheim, der Pleikartsförsterhof, Rohrbach, Leimen, Nußloch, Wiesloch, Bruchhausen, Edingen, Neckarhausen, Wieblingen und Eppelheim werden von französischen Truppen unter General Ezéchiel Comte de Mélac geplündert und eingeäschert

30. Januar 1689: unter Befehl von General Joseph de Montclar werden die Stadtmauern von Speyer abgerissen.

31. Januar/1. Februar 1689: Handschuhsheim wird von Franzosen unter General Ezéchiel Comte de Mélac geplündert und alle Gebäude einschl. Rathaus und 5 Mühlen bis auf die Kirche, das Pfarrhaus und das Waisenhaus werden eingeäschert. Rund 150 Einwohner finden den Tod ("Darauf sind am 31. Januar 1689 die französischen Völker zu Fuß und zu Pferd (…) über die hiesige Brücke marschiert. Das Fußvolk überstieg den Weinberg, die Reiterei aber ritt um den Weinberg und umringte so überraschend das Dorf. Alle, die auf den Straßen, im Dorf und in den Häusern angetroffen wurden, Männer und Frauen, Jung und Alt, wurden, in größtem Zorn, ohne Erbarmen, selbst wenn sie völlig unschuldig waren und sich auf ihre Knie warfen und mit erhobenen Händen um Gnade flehten, in einer Weise erschossen, erstochen, niedergehauen und niedergemetzelt, wie die Christenheit noch nicht gesehen hat. Nicht einmal die Kinder im Mutterleib wurden verschont, die Häuser wurden ausgeplündert, zusätzlich zur beweglichen Habe auch alles Vieh, sogar das kleinste, weggebracht. Schließlich wurde das Dorf zum dritten Mal innerhalb von drei Tagen in Brand gesteckt, sodass neben dem katholischen Pfarrhaus und der Schule 202 Gebäude, meistens Häuser und Scheunen, zerstört wurden. In ihnen verbrannten einige Männer und Frauen, aber auch Kinder.")

12. Februar 1689: Auf dem Rückzug von Weinheim zerstören die französischen Soldaten unter General Ezéchiel Comte de Mélac abermals Handschuhsheim. Nur Kirche und Waisenhaus bleiben verschont. Neuenheim wird von Franzosen geplündert und eingeäschert. Die Kirche wird bis auf den Turm fast vollständig zerstört.

[13. Februar 1689: das englische Parlament faßt die Declaration of Rights über die verfassungsmäßigen Grundrechte der Bürger]

15. Februar 1689: die deutschen Fürsten einigen sich im Reichstag zu Regensburg, Frankreich den Krieg zu erklären. Der französische König läßt aufgrund des Widerstandes der deutschen Fürsten die französisch besetzten deutschen Städte niederbrennen („Brûlez le Palatinat!“). Mannheim, Frankenthal, Philippsburg, Oppenheim, Bingen, Koblenz, die nichtpfälzischen Städte Worms und Speyer (Plünderung der Kaisergräber im Dom) und viele andere Orte werden zerstört. (Neustadt an der Hardt bleibt unzerstört, Legende der Kunigunde Kirchner)

16. Februar 1689: die Franzosen sprengen den Dicken Turm des Heidelberger Schlosses

2. März 1689: General Ezéchiel Comte de Mélac erhält den Befehl, Heidelberg bis auf die Grundmauern zu zerstören. Die Neckarbrücke und die Befestigungsanlagen des Schlosses werden gesprengt. Teilweise brennt die Stadt. 34 Häuser werden durch Brandstiftung völlig zerstört, darunter das Rathaus (verbrennt mit dem städtischen Archiv), die Kanzlei, der Marstall von 1590 mit Kornspeicher südlich des Zeughauses am Neckar, die Mühlen und der Sickinger Hof. - Die französischen Truppen ziehen nach Mannheim ab. - Die Schäden werden notdürftig behoben. An der Schiffsgasse wird eine Schiffbrücke über den Neckar gebaut (Ende Januar 1690 durch Hochwasser zerstört, im selben Jahr neu gebaut, 1693 zerstört, 1702 neu gebaut, 1708 abgebaut.)

Heidelberg nach der Zerstörung mit Schiffbrücke

4. März 1689: kaiserliche Soldaten unter Generalfeldmarschalleutnant Georg Eberhard von Heydersdorff (Heddersdorff) (+1728) erreichen Heidelberg

7.-10. März 1689: Mannheim wird dem Erdboden gleichgemacht, das Festungsglacis zerstört, die Bewohner vertrieben

9. März 1689: das Schloß Ilvesheim wird niedergebrannt

März 1689: das Schloß Schwetzingen wird niedergebrannt

12. Mai 1689: Kaiser Leopold I. samt Reich, England (Wilhelm III. von Oranien), die Generalstaaten, Spanien, Savoyen und Schweden verbinden sich zur Großen Allianz gegen König Ludwig XIV. von Frankreich, um das Gleichgewicht der Kräfte auf dem Kontinent wiederherzustellen (vgl. 1674)

17. Mai 1689: der Mannheimer Stadtrat konstituiert sich in Heidelberg

[24. Mai 1689: Die Toleranzakte (Act of Toleration), ein Gesetz des englischen Parlaments, gewährt den Nonkonformisten (Dissenters, Mitglieder von Kirchengemeinden, die sich aus Glaubensgründen von der anglikanischen Amtskirche getrennt hatten) eingeschränkte Religionsfreiheit]

27. Mai 1689: General Joseph de Montclar läßt dem Speyerer Domdekan und bischöflichen Statthalter Heinrich Hartard von Rollingen mitteilen, er habe den Befehl erhalten „die Stadt samt allen darin befindlichen Kirchen und Klöstern, einzig die hohe Domkirche ausgenommen, in Brand zu stecken“. Im Dom werden die Gräber von acht deutschen Königen und Kaisern am 31. Mai 1689 aufgebrochen und die Gebeine in der Umgegend verstreut. Das Gebäude sowie die ganze Stadt wird niedergebrannt. Durch die gewaltige Hitze wird das Gewölbe im Westteil des Domes brüchig und stürzt ein.

7. Juni 1689: Kurfürst Philipp Wilhelm läßt eine Liste aller sich in Heidelberg aufhaltenden Juden erstellen

16. Juni 1689: das kaiserliche Befreiungsheer unter Herzog Karl V. von Lothringen erscheint vor Mainz

21. Juni 1689: ein Teil des Rats der Stadt Speyer hält in Heidelberg Beratung

[24. Juli 1689-15. Oktober 1689: Die von dem kurkölnischen Minister Wilhelm Egon von Fürstenberg, einem Parteigänger Ludwigs XIV., ins Land gerufenen französischen Truppen besetzen Bonn, woraufhin die verbündeten brandenburgischen, kaiserlichen, münsterschen und holländischen Truppen unter dem Befehl von Friedrich III., Kurfürst und Herzog von Brandenburg-Preußen, die Stadt einschließen. Die Besatzung kapituliert am 15. Oktober 1689. Die neuen Festungswerke, die Bastionen und Schanzen sind zum größten Teil demoliert, mit den meisten Häusern sind das kurfürstliche Schloß, das Rathaus und viele kirchliche Gebäude zerstört]

7. August 1689: der erneute Belagerungsversuch Heidelbergs durch französische Truppen unter General Ezéchiel Comte de Mélac scheitert

8. September 1689: nach Belagerung und Beschießung der Stadt wird Mainz befreit. Von weiteren Wirren des Krieges wird es verschont

17. September 1689: die französischen Truppen erobern die Stadt Simmern, die sie fast vollständig in Trümmern legen

[23. Oktober 1689: die Bill of Rights legt die Rechte des englischen Parlaments fest]

1689: bei Koppmeyer zu Augsburg erscheint im Druck Das ehmalig Prachtgezierte Nunmehro Elendig ruinirte Churfürstliche Residenz-Schloss Heidelberg u.s.w

[1689: das Reichskammergericht verlegt seinen Sitz von Speyer nach Wetzlar (bis 1806)]

[1689: Two Treatises of Government des englischen Philosophen John Locke (1632-1704) wird anonym veröffentlicht, ein Manifest für die liberale Demokratie und den Kapitalismus]

Ende Januar 1690: Hochwasser des Neckar

26. Januar 1690: Joseph I. (+17. April 1711) wird in Augsburg zum römisch-deutschen König gekrönt

[20. April 1690: Tod der Maria Anna von Bayern, Frau des Grand Dauphin Ludwig von Frankreich. Bis zur Hochzeit des Dauphin Ludwig (Herzog von Burgund) mit Maria Adelaide von Savoyen am 7. Dezember 1697 ist Elisabeth Charlotte von der Pfalz die erste Dame des Staates in Frankreich (vgl. 1. September 1715)]

[1./11. Juli 1690: Battle of the Boyne/Irland am Fluss Boyne in der Nähe von Rosnaree. Sieg der Protestanten unter König William III. von Oranien (König von England) gegen die katholischen Jacobiten seines Schwiegervaters James II. Stuart (ehemaliger König von England). Rückeroberung der abgefallenen Insel Irland. Friedrich Hermann Graf von Schomburg (Schönberg), großbritannischer General of all His Majesty’s forces, (*1615 in Heidelberg) fällt]

2./12. September 1690: Kurfürst Philipp Wilhelm von der Pfalz reist nach Wien und stirbt dort (Grabstätte: Jesuitenhofkirche in Neuburg a.d. Donau)

1690: westlich der Peterskirche wird ein katholischer Friedhof mit Kapelle (der sogenannte “Kleine Kirchhof“) angelegt und einer hohen Mauer umgeben (vgl. 1861)

1690: bei Koppmeyer zu Augsburg erscheint im Druck Der Pfaltz am Rhein Staat- Land- Staedt- und Geschicht-Spiegel... von Johann Christoph Wagner http://www.uni-mannheim.de/mateo/desbillons/staat.html

1690: der Amsterdamer Kartograph Peter Schenk veröffentlicht Theatrum belli Rhenani..., eine Karte des Rheinlaufes

1690: das Gasthaus zum Löwen (Mühltalstraße 1) wird erbaut

[1690: Joseph de Pons et de Guimera, baron de Montclar (*1625 Montclar), französischer Lieutenant-général unter König Ludwig XIV., stirbt in Landau und wird in der Nähe des Chores der Festungs-Kapelle begraben]

[1690: Pierre Bayle veröffentlicht im Haag und in Rotterdam das Dictionaire universel, Contenant generalement tous les mots françois tant vieux que modernes, & les termes de toutes les sciences et des arts („Universalwörterbuch, allgemein sämtliche französischen, alten und neuen, Wörter, sowie Fachausdrücke aller Wissenschaften und Künste enthaltend“) des Antoine Furetière (1619-1688)]

[1690: die Osmanen erobern Belgrad zurück]

1690-1716: Kurfürst Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg regiert die Pfalz (residiert bis 1698 in Düsseldorf)

1691: Kurfürst Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg heiratet Anna Maria Luisa de´ Medici, Tochter des Großherzogs Cosimo III. von Florenz   (1667-1743) (vgl. 1716). Er beschließt, für die Residenz in Düsseldorf eine Sammlung von Abgüssen bedeutender antiker Statuen und Gruppen anzulegen. 1711 gelangen die ersten Abgüsse von Herkules und der Flora Farnese auf dem Schiffsweg nach Düsseldorf.

1691: die Würzburger Bischöfe geben das Dorf Mückenloch gegen die Hälfte von Gerichtstetten an Kurpfalz ab

[1691: Papst Innozenz XII. führt den 1. Januar als Neujahrstag ein (vgl. 1310)]

[1691: Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden (1655-1707, "Türkenlouis") siegt als kaiserlicher Feldherr über die Türken bei Slankamen/Siebenbürgen]

[1691-1693: der niederländische protestantische Theologe Balthasar Bekker (1634-1698) veröffentlicht das Werk De betooverde Wereld (Die bezauberte Welt) in 4 Büchern, worin er nicht nur gegen den Aberglauben kämpft, sondern erstmals die dem Teufel zugedachte Macht bestreitet. Damit entzieht er der Hexenlehre ihr Fundament und gilt somit als einer der einflussreichsten Gegner der Hexenverfolgung überhaupt]

1692: der Zentgraf Johann Friedrich Zauhn beendet das Schriesheimer Zentbuch

1692: der Kaiser überträgt die (9.) Kurwürde an Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg aus dem Haus der Welfen. (Beginn des Kurfürstentums Hannover.) Seine Frau Sophie, Prinzessin von der Pfalz, Schwester des Kurfürst Karl Ludwig, wird Kurfürstin von Hannover. (vgl. 1650, 1658, 1714)

1692: kurfürstliches "Edictum wider die Duella"

[1692: Schlacht von La Hague. Die französische Flotte wird durch die englische Flotte besiegt]

[1692: Hexenprozesse von Salem (Salem witch trials). Verhaftungen, Anklagen und Hinrichtungen wegen Hexerei in Neuengland. 20 Beschuldigte werden hingerichtet, 55 Menschen unter Folter zu Falschaussagen gebracht, 150 Verdächtigte inhaftiert und weitere 200 Menschen der Hexerei beschuldigt]

[1692: während einer Belagerung durch französische Truppen unter General Mélac im Pfälzischen Erbfolgekrieg gehen Schloss und Kloster Hirsau in Flammen auf]


Mai 1693: das Universitätsarchiv wird von Hanau nach Frankfurt und Marburg gebracht (1697 durch Dr. Daniel Nebel und Crollius zurückgebracht).

Mai 1693: die Franzosen unter Marschall de Lorge (Guy Aldonce de Durfort, duc de Lorges et de Quantin, 1638-1702) überqueren bei Philippsburg den Rhein. 20.000 Soldaten unter General de Chamilly marschieren auf Heidelberg zu.

19.-24. Mai 1693: Bei einer zweiten Eroberung wird Heidelberg von den Franzosen unter Marschall de Lorge (Guy Aldonce de Durfort, duc de Lorges et de Quantin, 1638-1702) niedergebrannt und größtenteils unbewohnbar gemacht. Festungskommandant Generalfeldmarschalleutnant Georg Eberhard von Heydersdorff zieht sich mit seiner Mannschaft und einem Teil der Einwohner auf das Schloß zurück, wo er schließlich kapituliert. (Heydersdorff wird 1693 wegen feigen Verhaltens zum Tode verurteilt, durch kaiserlichen Gnadenakt in lebenslängliche Verbannung umgewandelt). Die Stadtbefestigung wird stark beschädigt. Die Bewohner werden aus Heidelberg vertrieben. Die drei Seitenkapellen an der Nordseite der Heiliggeistkirche werden zerstört. Sämtliche universitären Einrichtungen (außer dem Archiv), darunter die Bibliothek, fallen den Zerstörungen zum Opfer. Außer dem „Ritter St. Georg“ bleiben halbe Straßenzüge (z.B. die Ziegelgasse) stehen, zumindest das Mauerwerk bis Erdgeschoßhöhe. Erhalten bleiben u.a. die Fachwerkhäuser Ziegelgasse 6, Haus Ecke Heiliggeiststraße/Semmelsgasse, Gasthaus zum Goldenen Anker (Untere Neckarstraße/Karpfengasse), Fischergasse 11, Untere Straße 4. Die (1689 errichtete) Schiffsbrücke über den Neckar wird zerstört (1702 neu gebaut, 1708 abgebaut). Die Jesuiten verlassen die Stadt. Der Lehrbetrieb an der Universität ruht bis 1703. http://www.heidelberger-altstadt.de/html/deleta_1693.html

22. Mai 1693: französische Truppen schänden die 54 Fürstengräber im Chor der Heiliggeistkirche und werfen die Reste der Toten auf den Marktplatz

22. Mai 1693: französische Truppen zerstören Ziegelhausen

27. Mai 1693: der französische König Ludwig XIV. läßt eine Gedenkmünze mit der Umschrift „Heidelberga deleta“ prägen http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/km/kdm/07/01a.htm http://www.landeskunde-online.de/rhein/hd/km/kdm/07/01b.htm   (Medaille auf die Zerstörung Heidelbergs)

30./31. Mai 1693: die französische Hauptmacht zieht aus Heidelberg ab. Auf dem Schloß verbleibt eine Besatzung, die es in Schutt und Asche legen soll (vgl. 6. September 1693)

17. Juli 1693: Generalfeldmarschalleutnant Georg Eberhard von Heydersdorff (Heddersdorff, +1728), Festungskommandant in Heidelberg (verantwortlich für die fast kampflose Übergabe der Stadt an die französischen Truppen) wird wegen feigen Verhaltens zum Tode verurteilt (durch kaiserlichen Gnadenakt in lebenslängliche Verbannung umgewandelt)

[Ende Juli 1693: französische Truppen unter General Ezéchiel Comte de Mélac rücken in die Stadt Marbach am Neckar ein, plündern, mißhandeln und ermorden die noch nicht geflohenen Bewohner]

6. September 1693: das französische Zerstörungskommando sprengt das Schloß teilweise mit Hilfe von 38 Minen und zieht mit Ausrüstung und Beute aus Heidelberg ab

November 1693: in Heidelberg leben 153 Familien (238? Personen), vorwiegend zurückgekehrte arme Weingärtner, Fischer, Handwerker und ihre Angehörigen

1693 erscheint die Kurtze Beschreibung der uralten Chur-Pfältzischen Residentz-Stadt Heydelberg: deren Ursprung und was in derselben besonderliches und denckwürdiges geschehen und allda zu sehen gewesen, auch wie jüngsthin dieselbe und deren Innwohner durch des so genannten Christlichen Königs von Frankreich, Ludwigs des XIV. Unchristliche und mehr als barbarische Behandelung und Tractament respective verstöret, zernichtet und zerstreuet, so dann anbey wie der, durch dessen Veranlaß all dieses Unglück geschehen, zur Strafe gezogen worden.

[1693: eine Statue des 1729 heiliggesprochenen Johannes von Nepomuk wird auf der Prager Karlsbrücke aufgestellt]

[1693: das Hauptlager der deutschen Reichsarmee unter dem Befehl des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden („Türkenlouis“) befindet sich zwischen Eppingen und Stebbach]

1694: die aus Heidelberg geflohenen Professoren sammeln sich zum Teil in Frankfurt am Main und konstituieren dort die Hochschule neu (bis 1698)

Juni 1694: der Mannheimer reformierte Pfarrer Joh. Dan. Schmidtmann predigt zum ersten Mal nach der Zerstörung der Stadt den Heidelbergern auf dem Hospitalkirchhof St. Anna

[26. Oktober 1694: Samuel Freiherr von Pufendorf (*1632), Naturrechtsphilosoph, Historiker sowie Natur- und Völkerrechtslehrer am Beginn des Zeitalters der Aufklärung, Begründer der Vernunftrechtslehre, stirbt in Berlin]

1694?: das Kapuzinerkloster wird größtenteils niedergerissen

1694: Leopold Ludwig von Lützelstein stirbt ohne erbberechtigte Nachkommen. Die Grafschaft Pfalz-Veldenz fällt an die Hauptlinie Zweibrücken zurück (vgl. 1553)

1694: Pfalzgraf Ludwig-Anton von Pfalz-Neuburg (*1660), Bruder des Kurfürsten Johann Wilhelm (1658-1716), wird Bischof von Worms, Hoch- und Deutschmeister und Propst von Ellwangen. Im gleichen Jahr ist er Gegenkandidat des Kölner Erzbischofs Joseph Clemens von Bayern bei der Wahl zum Bischof von Lüttich. Es kommt zu einer Doppelwahl. Beide Kandidaten rufen die Entscheidung des Papstes an. Bevor diese ergeht, stirbt der Pfälzer Prinz in Lüttich am 4. Mai 1694 an Fleckfieber. - Sein Leichnam wird heimlich in Ladenburg beigesetzt und das Grab erst im 20. Jahrhundert von Berndmark Heukemes in der Sebastianskapelle wiederentdeckt, nachdem man es lange in der Düsseldorfer Hofkirche St. Andrea vermutete. (Fundgegenstände aus seinem Grab sind im Lobdengau-Museum Ladenburg ausgestellt)

[1694: Gründung der preußischen Universität Halle ("Mutter aller aufgeklärten Universitäten", vgl. 1817)]

1695: Johann von Leuneschlos überträgt mit kurfürstlicher Erlaubnis seine Professur auf seinen Sohn Friedrich Gerhard von Leuneschloß (erste Heidelberger Erbprofessur?)

[13.-15. August 1695: französische Truppen unter dem Duc de Villeroy bombardieren während des Neunjährigen Krieges Brüssel. Dabei wird ein Großteil der Stadt und insbesondere der Grand-Place/Grote Markt zerstört]

[1695-1697: Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden („Türkenlouis“) läßt durch „Schanzer“ zwischen Pforzheim und Neckargemünd die Eppinger Linien in Fronarbeit errichtet, um französische Raubzüge zu unterbinden]

[Mai 1696: französische Streitkräfte (36.000 Mann) unter General Claude de Choiseul brechen ihren Vorstoß auf Heilbronn bei Zaisenhausen und Sickingen ab, nachdem sie sich von der Stärke der Eppinger Linien überzeugt haben]

[29. Juni 1696: (geheimer) Vertrag von Turin, Separatfrieden im Pfälzischen Erbfolgekrieg zwischen dem französischen König und dem Herzog von Savoyen]

7. Juli 1696: Raugräfin Karoline Elizabeth zu Pfalz (*29. 12. 1659 Schwetzingen) stirbt in London und wird in der Westminsterabtei beigesetzt

14. September 1696: Kurfürst Johann Wilhelm ordnet die Neuvermessung und den Wiederaufbau Heidelbergs an, das er wieder zur Hauptresidenz des kurpfälzischen Territoriums machen will. Der Wiederaufbau der stark zerstörten Stadt soll aufgrund von Plänen des Architekten Domenico Martinelli aus Lucca (1650-1718) regelhaft erfolgen.

1696: Apotheker Johannes Dietrich Hofstatt aus Hanau baut die 1693 zerstörte Hofapotheke (Hauptstraße/Apothekergasse) wieder auf

[1696: Gründung des hallischen Waisenhauses als Teil der Franckeschen Stiftungen in Halle]

20./29./30. September 1697: Der Friede von Rijswijk zwischen Frankreich, England, den Generalstaaten und Spanien beendet den Pfälzischen Erbfolgekrieg. König Ludwig XIV. tritt Freiburg, Breisach und Gebiete an der Saar an den Kaiser ab, behält die annektierte deutsche Reichsstadt Straßburg. Landau wird französisch. - Festlegung der Rheingrenze zwischen Basel und Landau. König Ludwig XIV. läßt sich die Beschlagnahme der linksrheinischen Kirchengüter bestätigen. Die kurpfälzische "Geistliche Administration" verliert dadurch 25 Prozent ihrer Einnahmen. - Mit der „Rijswijker Klausel“ wird festgelegt, dass die katholische Religionsausübung in den von Frankreich an das Reich zurückzuerstattenden Gebiete in dem Zustand verbleiben solle, wie sie zu Vertragsabschluß war. - Spanien tritt das westliche Drittel der Insel Hispaniola an Frankreich ab. http://de.wikipedia.org/wiki/Frieden_von_Rijswijk

[12. September 1697: Schlacht bei Zenta. Niederlage der Türken gegen Prinz Eugen]

27. September 1697: Kurfürst Johann Wilhelm erläßt einen Aufruf, in dem er die aus der Pfalz geflohenen Untertanen zur Rückkehr auffordert

30. Oktober 1697: das Reich unter Kaiser Leopold I. tritt dem Frieden von Rijswijk bei

1697: das Heidelberger Universitätsarchiv wird von den Prof. Dr. Daniel Nebel und Crollius aus Marburg zurückgebracht

1697: der frühere Heidelberger Almosenschreiber Johann Georg Mack wird wieder eingestellt (†12. März 1704)

1697: die Reichsfreiherren von der Thann erwerben das Hofgut der Freiherrn von Wolzogen in Rohrbach ("Thann`scher Hof", 1772 an Prinz Carl August von Zweibrücken verkauft))

1697-1714: Kurfürst Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg läßt das 1693 zerstörte Schwetzinger Schloß unter Leitung des Grafen Matteo Alberti (1646-1735) im barocken Stil ausbauen und durch zwei Flügelbauten wesentlich vergrößern. Die Rohbauarbeiten unter dem Heidelberger Baumeister Adam Breunig (1660-1727) ziehen sich bis 1701, die Innenausbauten bis 1707 hin.

[1697: der Kurfürst von Sachsen wird König von Polen]

[1697: die Märchensammlung "Histoires ou Contes du temps passé" von Charles Perrault (1628-1703) erscheint]

1697-1718: Herzog Karl XII. von Pfalz-Zweibrücken aus dem Hause Wittelsbach wird König von Schweden (vgl. 1660)

Februar/März 1698: Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer wird in Heidelberg geboren (am 4. 2. 1738 in Stuttgart hingerichtet)

11. März 1698: ein Stadtprivileg soll Heidelberg wieder bevölkern (Steuererleichterungen, Beschränkung der Zahl der Juden auf drei Familien)

29. Mai 1698 (Fronleichnam): erster Pfarrgottesdienst in der Heiliggeistkirche nach der Zerstörung. Die Kirche wird bis 1705 wieder aufgebaut. (vgl. 15. November 1698)

Juli/August 1698: die Universität Heidelberg übersiedelt von Frankfurt nach Weinheim (bis 1700), ebenso die kurfürstliche Münzstätte und die kurfürstliche Druckerei, in der 1700 das Kurpfälzische Landrecht gedruckt wird

21. August 1698?: Kurfürst Johann Wilhelm zieht in das Heidelberger Schloß. Notdürftige Instandsetzung des Nord- und Ostflügels mit der Ökonomie bis 1704.

20./26. Oktober 1698: Kurfürst Johann Wilhelm spricht Lutheranern und Katholiken das gleiche Nutzungsrecht an den Kirchen, Schulen und Friedhöfen wie den Reformierten zu („willkürliches Simultaneum“). Den Reformierten wird das Nutzungsrecht katholischen Besitzes verwehrt. Die bis dahin selbständige reformierte Kirchenverwaltung wird dem Landesherren unterstellt.

25. Oktober 1698: Obristleutnant Abraham Dörr (*1636/37), Kommandant der Artillerie der Festung Heidelberg, Stück- und Glockengießer, stirbt (am 26. Oktober 1698 in St. Vitus Handschuhsheim begraben)

1698: Kurfürst Johann Wilhelm verlegt seine Residenz von Düsseldorf nach Weinheim. Er residiert zunächst in der Kellerei. Er entsendet seinen Oberingenieur J. Flémal (auch Fleumale, †nach 1703) nach Heidelberg, um die Stadt mit ihren Kriegsschäden zu kartieren (kehrt um 1700 nach Düsseldorf zurück). Der Kurfürst ruft die Jesuiten wieder nach Heidelberg.

3. November 1698: Kurfürst Johann Wilhelm erläßt in Weinheim eine Konzession zugunsten der Täufer (vgl. 1650, 1657, 1664)

15. November 1698: die Katholiken nehmen von der Heiliggeistkirche Besitz (vgl. 29. Mai 1698)

1698: die Grabmäler der Kurfürsten nach Ruprecht III. in der Heiliggeistkirche, teilweise zerstört, werden demontiert und in einem Keller auf dem Gelände der Pflege Schönau verwahrt

1698: Sprengung des Torturms des zerstörten Speyerer Tors

1698: Wiederaufbau der zerstörten Häuser Fischergasse 6, Fischmarkt 5-6, Heiliggeiststraße 5, Schiffgasse 11 (heute: Gasthaus zur Backmulde)

[1698: Bischof Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg läßt den im Erbfolgekrieg ausgebrannten Wormser Dom wiederherstellen]

1698/1699: die Jesuiten erwerben zwischen Kettengasse und Heugasse das Commissariathaus, weitere Hausplätze und Grundstücke für das Collegium

1698-1706: Graf von Leiningen-Westerburg Militärgouverneur von Heidelberg

[26. Januar 1699: Vertrag von Karlowitz/Serbien beendet den großen Türkenkrieg zwischen dem Osmanischen Reich auf der einen und dem Heiligen Römischen Reich, Polen, der Republik Venedig, dem Kirchenstaat sowie Russland auf der anderen Seite. Die Osmanen übergeben Ungarn, Siebenbürgen, Podolien, Peloponnes]

Juni 1699: der französische Gesandte Chamois legt dem Regensburger Reichstag eine Liste von 1900 linksrheinischen Orten vor, in denen nach einer Klausel des Friedensvertrags von Rijswijk trotz Rückgabe an das Reich die von der französischen Besatzung zugunsten der katholischen Kirche getroffenen Änderungen des Besitzstandes in Kraft bleiben sollten (Chamois`sche Liste)

Juni? 1699: Kurfürst Johann Wilhelm löst die "Geistliche Administration" (die autonome Kirchengüterverwaltung der reformierten Gemeinden) auf. Es entsteht eine gemischtkonfessionelle katholisch-reformierte Kommission (Administrationskommission). Dadurch werden die reformierten Kirchen in ein Abhängigkeitsverhältnis vom landesherrlichen Wohlwollen gezwungen.

6. November 1699: die Universität Heidelberg läßt ein Verzeichnis aller der Universität allhier eigenthümlich zustendigen Haußplätze und Gärtten erstellen (u.a. von Johann Adam Breunig unterschrieben)

1699: Bau des Hauses Hauptstraße 97 (Rückgebäude, Museumshof)

1699: Schaffung eines kurfürstlichen Bauamtes unter Oberbaudirektor Matteo Alberti (1647-1735)

[1699: Les Aventures de Télémaque, ein didaktisch–fiktionales Werk von François Salginac de la Mothe Fénelon, wird veröffentlicht, ein im Frankreich des 18. und des 19. Jahrhunderts vielgelesenes Jugendbuch, gilt als ein wichtiger Bestandteil der beginnenden Aufklärung]

[1699: die Grafen von Hohenems verkaufen die Herrschaft Schellenberg, 1712 die Herrschaft Vaduz an den Fürsten von Liechtenstein (vgl. 1719)]

Dezember 1699-Mai 1700: Rückkehr der Universität Heidelberg von Weinheim nach Heidelberg