SPK

Sozialistisches Patientenkollektiv um den Assistenzarzt an der Psychiatrischen Poliklinik Heidelberg Dr. Wolfgang Huber. Das SPK verstand sich als Therapiegemeinschaft und wollte „aus der Krankheit eine Waffe“ machen. Es trat erstmals am 12. Februar 1970 auf der Patientenvollversammlung in der Psychiatrischen Poliklinik Heidelberg gegen die drohende Entlassung von Dr. Wolfgang Huber an die Öffentlichkeit. Vom 26. bis 28. Februar 1970 besetzten Dr. Wolfgang Huber und das (spätere) SPK das Dienstzimmer des Verwaltungsdirektors der Universitätsklinik und traten in den Hungerstreik. Das (spätere) SPK zog am 2. März 1970 in Räume der Universität in der Rohrbacher Straße 12. Am 12. Juni 1970 erschien Patienten-Info Nr. 1 ("Es darf keine therapeutische Tat geben, die nicht zuvor klar und eindeutig als revolutionäre Tat ausgewiesen worden ist."). Vom 6. bis 10. Juli 1970 besetzte das SPK das Rektorat der Universität. Ab nun nannte sich das Patientenkollektiv „Sozialistisches Patientenkollektiv“ (SPK). Am 9. Juli 1970 beschloß der Verwaltungsrat der Universität Heidelberg, daß das SPK eine Einrichtung der Universität werden soll. Am 24. November 1970 beschloß der Senat der Universität Heidelberg: „Das SPK kann keine Einrichtung an der Universität werden.“ Am 24. Juni 1971 schossen in den frühen Morgenstunden (bis heute) Unbekannte bei einer Verkehrskontrolle in Wiesenbach auf einen Polizeiposten und flüchten. Da ein Zusammenhang mit der Baader-Meinhof-Gruppe vermutet wurde, schaltete sich das Bundeskriminalamt ein. Obwohl 350 Beamte ihn suchten, war der Schütze nicht zu finden. Am nächsten Tag durchsuchte die Polizei die Räume des SPK in der Rohrbacher Straße und Privatwohnungen in Heidelberg und nahm acht Mitglieder fest. Zwei davon blieben unter dem Verdacht der Unterstützung der RAF inhaftiert, die anderen, auch Dr. Wolfgang Huber, wurden nach Verhören freigelassen. Am 2. Juli 1971 erschien Patienten-Info Nr. 49 ("MAHLER, MEINHOF, BAADER - das sind unsere Kader!"). Am 13. Juli 1971 löste sich das SPK auf. Im letzten Flugblatt sind die Buchstaben "SPK" durchgestrichen und durch "RAF" ersetzt; darunter eine Art Gedicht: "Wenn wir umzingelt sind, entweichen wir." Am 16. Juli 1971 gründeten ehemalige Mitglieder des SPK das Informationszentrum Rote Volksuniversität (IZRU). Am 19. Juli 1971 wurde Dr. Wolfgang Huber verhaftet und später mit seiner Frau Ursel Huber zu je 4½ Jahren Gefängnis verurteilt. (Am 20./21. Januar 1976 aud der Haft entlassen). Am 21. Juli 1971 durchsuchten 300 Polizisten im Rahmen eines Großeinsatzes gegen das aufgelöste SPK mehrere Häuser in Heidelberg, u.a. in der Sandgasse. Bei den Durchsuchungen wurden eine Ausrüstung zur Fälschung von Führer- und Kfz-Scheinen, Waffen, Munition und Sprengstoff gefunden. Am 3. November 1971 gab es in Heidelberg eine Demonstration gegen das Vorgehen der Polizei gegen das ehemalige SPK.

Aus dem SPK gingen später mehrere Personen zur Roten Armee Fraktion (darunter Klaus Jünschke, Margrit Schiller, Lutz Taufer, Bernhard Rössner, Hanna Krabbe, Siegfried Hausner, Elisabeth von Dyck, Ralf Baptist Friedrich, Sieglinde Hofmann, Friederike Krabbe).

Literatur zum SPK

Wolfgang Huber

Gedicht