Heidelberger Geschichtsverein e.V.                                                                                                                  HGV

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Wolfgang Huber

*1935 Frankfurt am Main

Arzt



1955: Abitur in Stuttgart

stud. Medizin und Philosophie

1. August 1961: Eintritt als Medizinalassistent in die Psychiatrische Universitätsklinik Heidelberg (Leiter: Prof. Dr. Walter Ritter von Baeyer)

1962: Promotion

1. August 1964: Assistenzarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg

1966: Arzt an der Poliklinik der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg (Leiter: Dr. Dieter Spazier)

13. Oktober 1969: Dr. Helmut Kretz wird Nachfolger von Dr. Dieter Spazier als Leiter der Poliklinik

12. Februar 1970: Patientenvollversammlung in der Psychiatrischen Poliklinik Heidelberg gegen die drohende Entlassung des Assistenzarztes Dr. Wolfgang Huber

14. Februar 1970: die Entlassungsurkunde für Dr. Huber wird dem Rektor zur sofortigen Unterzeichnung vorgelegt. Rektor Rolf Rendtorff weigert sich, die Urkunde ohne nähere Prüfung des Falles zu unterzeichnen. Alle Klinikdirektoren verlangen die sofortige Unterzeichnung unter Androhung von rechtlichen Schritten gegen den Rektor beim Kultusministerium.

20. Februar 1970: "Was Dr. Huber mit seinen Patienten macht, zeigt sich uns als keine edle therapeutische Gemeinschaft, indessen als etwas völlig anderes: nämlich als anti-therapeutisches Haß- und Aggressionskollektiv" (Prof. Dr. Walter Ritter von Baeyer in einer Erklärung im Heidelberger Tageblatt)

21. Februar 1970: Kündigung und Hausverbot für Dr. Huber und die Patienten für alle Räume der Psychiatrischen Poliklinik

27.-28. Februar 1970: Dr. Wolfgang Huber und etwa 20 Patienten besetzen das Dienstzimmer des Verwaltungsdirektors der Universitätsklinik Wilhelm Ernst (Voßstraße) und treten in den Hungerstreik

2. März 1970: Einzug des (späteren) SPK in die Räume der Universität in der Rohrbacherstraße 12

Juni 1970: Patienten-Info Nr. 1 des SPK ("Es darf keine therapeutische Tat geben, die nicht zuvor klar und eindeutig als revolutionäre Tat ausgewiesen worden ist.")

6.-10. Juli 1970: Besetzung des Rektorats der Universität durch Dr. Huber und ca. 25 Patienten. Danach nennt sich das Patientenkollektiv „Sozialistisches Patientenkollektiv“

9. Juli 1970: der Verwaltungsrat der Universität Heidelberg beschließt, daß das SPK eine Einrichtung der Universität werden soll

18. September 1970: ein Erlaß des Kultusministers Wilhelm Hahn (1909-1996) untersagt der Universität, den Beschluß des Verwaltungsrats zu vollziehen

19. November 1970: Teach-in des SPK mit Prof. Peter Brückner (1922-1982), Dr. Dieter Spazier (*1934), Dr. Huber und anderen Rednern im Hörsaal 13 der Universität Heidelberg (über 1000 Teilnehmer). Prof. Brückner sagt: "Der Stein, den jemand in die Kommandozentrale des Kapitals wirft, und der Nierenstein, an dem ein anderer leidet, sind austauschbar. Schützen wir uns vor Nierensteinen!"

24. November 1970: der Senat der Universität Heidelberg beschließt: „Das SPK kann keine Einrichtung an der Universität werden.“

24. Juni 1971: in den frühen Morgenstunden schießen Unbekannte bei einer Verkehrskontrolle in Wiesenbach auf einen Polizeiposten und flüchten. Da ein Zusammenhang mit der Baader-Meinhof-Gruppe vermutet wird, schaltet sich das Bundeskriminalamt ein. Obwohl 350 Beamte ihn suchen, ist der Schütze nicht zu finden. Am nächsten Tag durchsucht die Polizei mit 300 Mann die Räume des SPK in der Rohrbacher Straße 12 und Privatwohnungen in Heidelberg und nimmt acht Mitglieder fest. Zwei davon bleiben unter dem Verdacht der Unterstützung der RAF inhaftiert, die anderen, auch Dr. Wolfgang Huber, werden nach Verhören freigelassen.

2. Juli 1971: "Patienten-Info" Nr. 49 des SPK ("MAHLER, MEINHOF, BAADER - das sind unsere Kader!")

13. Juli 1971: Selbstauflösung des SPK. Im letzten Flugblatt sind die Buchstaben "SPK" durchgestrichen und durch "RAF" ersetzt; darunter eine Art Gedicht: "Wenn wir umzingelt sind, entweichen wir."

16. Juli 1971: Gründung des Informationszentrum Rote Volksuniversität (IZRU) durch ehemalige Mitglieder des SPK

19. Juli 1971: Dr. Wolfgang Huber wird verhaftet

21. Juli 1971: 300 Polizisten durchsuchen im Rahmen eines Großeinsatzes gegen das aufgelöste SPK mehrere Häuser in Heidelberg, u.a. in der Sandgasse. Bei den Durchsuchungen werden eine Ausrüstung zur Fälschung von Führer- und Kfz-Scheinen, Waffen, Munition und Sprengstoff gefunden.

3. November 1971: Demonstration gegen das Vorgehen der Polizei gegen das ehemalige SPK

19. Dezember 1972: Dres. Wolfgang Huber und Ursel Huber werden wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung zu je 4½ Jahren Gefängnis verurteilt. Siegfried Hausner wird zu einer Jugendstrafe von drei Jahren verurteilt.

6. November 1975: Hungerstreik von Dres. Wolfgang Huber und Ursel Huber im Gefängnis Stammheim

20./21. Januar 1976: Haftentlassung von Dres. Wolfgang und Ursel Huber

4. November 2016: öffentliche Präsentation des Buches über das SPK von Christian Pross (Hörsaal 13 der Neuen Universität)


Literatur zum SPK