Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Carl Joachim Friedrich Ludwig von Arnim (Achim von Arnim)

*26. Januar 1781 Berlin

21. Januar 1831 Wiepersdorf bei Jüterbog (5 Tage vor seinem 50. Geburtstag)

Mathematiker, Dichter

entstammt einem märkischem Adelsgeschlecht

Mutter: Amalie Karoline von Labes (+14. 2. 1781)

Vater: Joachim Erdmann von Arnim (1741-1804), Gesandter Friedrichs des Großen in Kopenhagen und Dresden, Intendant der Königlichen Oper Berlin, überträgt die Erziehung seiner Söhne seiner Schwiegermutter Caroline von Labes (1730-1810) in Zernikow (Brandenburg) und Berlin

Bruder: Karl Otto Ludwig von Arnim (* 1. August 1779 in Berlin; † 9. Februar 1861 ebenda), Jurist, Diplomat, Schriftsteller



1793: Joachimsthaler Gymnasium

1798: stud. Mathematik, Chemie, Physik in Halle

1799: stud. Mathematik und Physik in Göttingen. Versuch einer Theorie der elektrischen Erscheinungen

Juni 1801: Beginn der Freundschaft mit Clemens Brentano (1778-1842) in Göttingen

1801-1804: Bildungsreise durch Europa mit seinem Bruder Karl Otto von Arnim. Begegnung mit Madame de Staël und Friedrich und Dorothea Schlegel.

Juni 1802: Rheinreise mit Clemens Brentano. Lernt dessen Schwester Bettina Elisabeth Brentano (1785-1859) kennen.

1802: Paris. Begegnung mit Napoleon.

1803: London

Juli 1804: Clemens Brentano kommt nach Heidelberg

Oktober/November 1804: Clemens Brentano bei Arnim in Berlin; gemeinsamer Besuch bei Ludwig Tieck (1773-1853) in Ziebingen (dort vermutlich erste Pläne zum Wunderhorn)

1804: Ariel's Offenbarungen (Roman)

Januar 1805: Arnim schreibt den Aufsatz „Von Volksliedern“ (erscheint gekürzt in der Berlinischen Musikalischen Zeitung von Johann Friedrich Reichardt)

15. Februar 1805: Brentano entwirft in einem Brief aus Heidelberg an Arnim erstmals den Plan eines „wohlfeilen Volksliederbuchs“

Mai 1805: Heidelberg. Wohnt mit Brentano im Gartenhäuschen am heutigen Neckarstaden zwischen Fahrtgasse und Brunnengasse. Arbeit an Des Knaben Wunderhorn.

September 1805: der erste Band (von dreien) von Des Knaben Wunderhorn. Alte Deutsche Lieder von Clemens Brentano und Ludwig Achim von Arnim erscheint bei der Verlagsbuchhandlung Mohr und Zimmer (in Frankfurt am Main gedruckt) http://gutenberg.spiegel.de/buch/des-knaben-wunderhorn-i-band-2385/1 http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/arnim_wunderhorn01_1806

1806: Kriegslieder

14. Oktober 1806: die Franzosen unter Davout schlagen die Preußen unter Herzog Karl von Braunschweig bei Jena und Auerstedt (Kr. Apolda) vernichtend: Arnim folgt über Berlin dem geflohenen preußischen König Friedrich Wilhelm III. nach Königsberg.

9. Juli 1807: Friede zu Tilsit zwischen Frankreich und Preußen.

Oktober 1807: Treffen mit Brentano in Giebichenstein bei Halle. Arnim zieht nach Kassel.

November 1807: Reise mit Brentano nach Weimar

November/Dezember 1807: mit Brentano in Kassel bei den Grimms, Arbeit an den Wunderhorn-Gedichten

Januar 1808: Arnim kehrt mit den Druckvorlagen für Des Knaben Wunderhorn II und III nach Heidelberg zurück. Er schreibt Aufsätze für die "Heidelbergischen Jahrbücher".

29. April 1808: gemeinsame Wohnung Brentanos mit Arnim in Heidelberg (Hauptstraße 151, Gedenktafel). - Bei Mohr und Zimmer erscheint Achim von Arnims und Brentanos Zeitung für Einsiedler. Mohr & Zimmer fassen die Einzelhefte im gleichen Jahr unter dem Titel Tröst Einsamkeit, alte und neue Sagen und Wahrsagungen, Geschichten und Gedichte, hg. von Ludwig Achim von Arnim in Buchform zusammen.

12. Mai-13. Juni 1808: Brentano und Arnim (bis 16. November 1808) wohnen in einer Gartenwohnung im sog. Bartholomäischen Garten (heutige Neue Schloßstraße 2)

August 1808: Kur in Schlangenbad

September 1808: Band II und III von Des Knaben Wunderhorn erscheinen bei Mohr und Zimmer in Heidelberg

Oktober 1808: Heidelberg

16. November 1808: Arnim verläßt Heidelberg endgültig und besucht Goethe auf dem Heimweg nach Berlin

25./26. November 1808: im Morgenblatt für gebildete Stände erscheint eine Rezension von Band II und III von Des Knaben Wunderhorn von Johann Heinrich Voß

1809: Berlin. Kontakt zu Friedrich de la Motte Fouqué und Heinrich von Kleist.

1809: Der Wintergarten (Erzählung)

1810: Armut, Reichtum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores (Roman)

18. Januar 1811: Gründung der Deutschen christlichen Tisch-Genossenschaft („Christlich-Deutsche Tischgesellschaft“, bis 1834) durch Achim von Arnim und den Staatstheoretiker Adam Heinrich Müller in Berlin. In den Gründungsstatuten wird bestimmt, dass nur „Wohlanständige“ einzuladen seien („Die Gesellschaft versteht unter dieser Wohlanständigkeit, daß es ein Mann von Ehre und guten Sitten und in christlicher Religion geboren sei …)“ (Mitglieder u.a. Geheimer Obersteuerrat Christian Peter Wilhelm Beuth, Finanzrat Friedrich August von Staegemann, Carl von Clausewitz, Leopold von Gerlach, Friedrich Schleiermacher, Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Karl von Savigny, Achim von Arnim, Clemens Brentano, August Wilhelm Iffland, Johann Friedrich Reichardt, Karl Friedrich Schinkel). Das Programm ist auf das Vaterland und die hergebrachten Werte des Christentums ausgerichtet. Brentano wird Chronist des Kreises und beliefert ihn mit Texten.

März 1811: Arnim heiratet Bettina Elisabeth Brentano (1785-1859), Schwester von Clemens Brentano

Mai 1811: Arnim besucht ohne Einladung den Berliner Salon der Musikerin und Philanthropin Sara Levy (geb. Itzig, 1761-1854). Durch sein Verhalten bringt er seine Verachtung gegenüber der Gastgeberin zum Ausdruck. Moritz Itzig, der Neffe Sara Levys, verlangt eine Entschuldigung, andernfalls er Arnim zum Duell fordere. Arnim äußert, "der Jude" sei für ihn in keinerlei Weise "satisfaktionsfähig".

1811: Halle und Jerusalem (Schauspiel) erscheint bei Mohr & Zimmer

1812: Arnim hält vor der Christlich-Deutschen Tischgesellschaft eine Rede Über die Kennzeichen des Judentums. Darin thematisiert er, ob und wie Juden im Alltag zu erkennen seien und bedient sich verschiedener antijüdischer Topoi. (Achim von Arnim: Werke (= Schriften. Bd. 6). Frankfurt 1992, S. 362–387)

1813: Hauptmann eines Berliner Landessturmbataillons gegen die französische Besatzung

Oktober 1813-Februar 1814: Arnim gibt die Berliner Tageszeitung "Der Preußische Correspondent" heraus

1814: Arnim lebt bis zu seinem Tode als Privatmann überwiegend auf seinem Gut Wiepersdorf bei Jüterbog

1817: Die Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl (Novelle)



23. März 1929: Rudolf Sillib, Direktor der Universitätsbibliothek Heidelberg, kauft um 25.000 RM aus privaten Spenden auf einer Auktion bei Karl Ernst Henrici in Berlin aus dem Nachlaß Achim von Arnims in Wiepersdorf den handschriftlichen Teil des Quellenmaterials, aus dem Des Knaben Wunderhorn entstand (246 Briefe, über 2000 Lieder und Sinnsprüche)



>Gedenktafel Heidelberg, Hauptstraße 151

>Achim-von-Arnim-Straße (Rohrbach)



Veröffentlichungen:

Hollin's Liebeleben (Roman). 1802

Ariel's Offenbarungen (Roman). 1804

Kriegslieder. 1806

Des Knaben Wunderhorn (Volksliedersammlung, 3 Bde., zusammen mit Clemens Brentano). 1806 und 1808 http://gutenberg.spiegel.de/buch/des-knaben-wunderhorn-i-band-2385/1 http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/arnim_wunderhorn01_1806

Tröst Einsamkeit (Buchausgabe der von Arnim herausgegebenen Zeitung für Einsiedler). 1808

Der Wintergarten (Novellen). 1809

Armut, Reichthum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores (Roman). 1810

Halle und Jerusalem (Schauspiel). 1811

Die Versöhnung in der Sommerfrische (Erzählung). 1811

Isabella von Ägypten. Kaiser Karl des Fünften erste Jugendliebe (Novelle). 1812

Schaubühne (Schauspiele). 1813

Die Kronenwächter. Bertholds erstes und zweites Leben (unvollendeter Roman). 1817

Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau (Novelle). 1818

Die Gleichen (Schauspiel). 1819

Die Majoratsherren (Erzählung). 1819

Owen Tudor (Erzählung). 1820

Landhausleben (Erzählungen). 1826

Die Päpstin Johanna (von Bettina von Arnim aus dem Nachlaß zusammengestellt). 1846

Hartwig Schultz (Hg.), Achim von Arnim – Clemens Brentano. Freundschaftsbriefe, illustriert. 2 Bände (Reihe Die Andere Bibliothek). Frankfurt am Main 2000





Literatur:

Bagrelija Borissova, Die Folklore-Forschung und -Rezeption in "Des Knaben Wunderhorn" von Arnim und Brentano und "Bulgarische Volkslieder" der Brüder Miladinovi, in: Germanistisches Jahrbuch DDR – VRB. Sofia 1982

Micha Brumlik, Antisemitismus. Ditzingen 2020, S. 44

Sheila Dickson und Walter Pape (Hg.), Romantische Identitätskonstruktionen: Nation, Geschichte und (Auto-)Biographie. Glasgower Kolloquium der Internationalen Arnim-Gesellschaft (Band 4 der Reihe Schriften der Internationalen Arnim-Gesellschaft). Tübingen 2003

Joseph Görres, [Rezension], Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder gesammelt von L. A. v. Arnim u. C. Brentano. I. Band 1806. 470 S. II. B. 1808. 548 S. u. III. B. 1808. 232 S. Mit Kupfern. Heidelberg bey Mohr und Zimmer. gr. 8. (10 fl. 30 kr.) http://www.lyriktheorie.uni-wuppertal.de/texte/1809_goerres.html

Heinz Härtl, Romantischer Antisemitismus: Arnim und die »Tischgesellschaft“, in: Weimarer Beiträge 33 (1987)

Stefan Hofmann, Dialektik der Gleichheit. Achim von Arnims antijüdische Rede im Kontext. Mittwoch, 15. September 2021 https://www.schloss-wiepersdorf.de/de/eventreader/stefan-hofmann-dialektik-der-gleichheit-achim-von-arnims-antij%C3%BCdische-rede-im-kontext.html

Helene M. Kastinger Riley, Achim von Arnim. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek 1979

Karl Philipp Kayser, Aus gärender Zeit. Tagebuchblätter des Heidelberger Professors Karl Philipp Kayser aus den Jahren 1793 bis 1827 mit 10 Abbildungen nach zeitgenössischen Bildern von Friedrich Rottmann. Herausgegeben von Franz Schneider. Karlsruhe 1923

Ralf Klausnitzer, Zentrum oder Peripherie. Faszination und Wirkungsgeschichte der Heidelberger Romantik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: Friedrich Strack (Hg.), 200 Jahre Heidelberger Romantik. Mit Beiträgen zahlreicher Fachwissenschaftler. (Heidelberger Jahrbücher. 51/2007). Berlin, Heidelberg 2008, S. 551-382


Jürgen Knaack, Achim von Arnim – Nicht nur Poet. Darmstadt 1976

Herbert Levin, Die Heidelberger Romantik. Preisschrift der Corps-Suevia-Stiftung der Universität Heidelberg. München 1922

Brigitte Martin, Wir brauchen unseren Frieden. Uckermärker Postbotengeschichten – Achim von Arnim und andere. Feature. Regie: Hannelore Solter. Produzent: Rundfunk der DDR. 1981

Susanna Moßmann, Das Fremde ausscheiden. Antisemitismus und Nationalbewußtsein bei Ludwig Achim von Arnim und in der »Christlich-deutschen Tischgesellschaft«, in: Hans Peter Herrmann/Hans-Martin Blitz/Dies., Machtphantasie Deutschland. Nationalismus, Männlichkeit und Fremdenhaß im Vaterlandsdiskurs deutscher Schriftsteller des 18. Jahrhunderts, Frankfurt/Main 1996, S. 123–159

Stefan Nienhaus, Geschichte der deutschen Tischgesellschaft. Tübingen 2003

Marco Puschner, Antisemitismus im Kontext der Politischen Romantik, Konstruktionen des "Deutschen" und des "Jüdischen" bei Arnim, Brentano und Saul Ascher. Tübingen 2008

[Armin Schlechter], 'Ein Knab auf schnellem Roß'. Die Romantik in Heidelberg. Ausstellungskatalog / Universitätsbibliothek Heidelberg. Bearb. von Armin Schlechter unter Mitwirkung von Martina Rebmann. (Schriften der Universitätsbibliothek; Bd. 7) Heidelberg 2006

Armin Schlechter, Die Romantik in Heidelberg. Brentano, Arnim und Görres am Neckar. Nachwort von Andreas Barth. Heidelberg 2007

Arnim Steig, Achim von Arnim und Clemens Brentano (bearb. von Arnim Steig). Stuttgart 1894

Friedrich Strack (Hg.), 200 Jahre Heidelberger Romantik. Mit Beiträgen zahlreicher Fachwissenschaftler. (Heidelberger Jahrbücher. 51/2007). Berlin, Heidelberg 2008

Martina Vordermayer, Antisemitismus und Judentum bei Clemens Brentano. (Forschungen zum Junghegelianismus, 4). Frankfurt 1999



Links:

Joseph von Eichendorff

Clemens Brentano

Aloys Schreiber

https://de.wikipedia.org/wiki/Achim_von_Arnim