Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV

www.haidelberg.de

Familie von Degenfeld

Degenfeld, auch Tegernfeld, später auch von Degenfeld-Schomberg bzw. von Degenfeld-Schonburg ist der Name einer adeligen Familie, die, ursprünglich aus der Schweiz kommend, seit dem 13. Jahrhundert mit Lehensrechten versehen in Schwaben nachgewiesen ist.

Die erste urkundliche Erwähnung eines Familienangehörigen ist 1281 die des Freiherrn Conrad von Degenfeld. Dieser war Vormund von Johann dem Jüngeren, Herzog in Schwaben, Sohn des Königs Rudolf I. und errichtete den Stammsitz bei Gmünd an der Rems.

Ein Ulrich von Degenfeld wird 1175 als Bischof zu Chur und Abt zu St. Gallen, eine Romana von Degenfeld zu Beginn des 13. Jahrhunderts als Äbtissin im Elsaß erwähnt.

Ihr Stammsitz war das Schloß Degenfeld in Gmünd an der Rems, das 1597 für 17.500 Taler an Herzog Friedrich I. von Württemberg verkauft worden war. (Seit 1971 ist Degenfeld ein Stadtteil von Schwäbisch Gmünd.)

Ihr Aufstieg zu lokaler Bedeutung beginnt mit dem Umzug nach Hohen-Eybach/Schwaben Ende des 16. Jahrhunderts.

1580 vereinigt Christoph von Degenfeld den Besitz an der alten Burg von Ehrstädt und Zubehör. 1594 wird die Burg abgerissen und 1596/97 an der gleichen Stelle für Christophs Sohn Johann Christoph von Degenfeld das Schloss Neuhaus erbaut. Dort entstanden drei freiherrlich-degenfeldsche Linien, die bis heute fortleben. Ehrstädt gehörte bis 1806 den Grafen von Degenfeld. Im Park von Schloß Neuhaus befindet sich eine Schlosskapelle aus dem Jahre 1602. In ihr befindet sich das Epitaph des Johann Christoph von Degenfeld (†1603) und dessen Ehefrau Barbara. Das Schloss ist heute im Besitz der Freiherren von Gemmingen-Neuhaus.

1670 wurde Louise Freifrau von Degenfeld, zweite Frau von Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz, von diesem mit der Lehensherrschaft über Stebbach (heute zu Gemmingen) und dem Raugrafen-Titel für sich und ihre Kinder entlohnt.

Raugräfin Karoline Elisabeth zu Pfalz, Tochter von Louise Freifrau von Degenfeld, heiratete 1683 Meinhard Graf von Schomberg, Duke of Leinster. Deren Tochter, Gräfin Marie von Schomberg (Mary; 1692-1762), heiratete 1717 ihren Onkel zweiten Grades Christoph Martin II. von Degenfeld-Schonburg (1689-1762). Die Herzoge von Schomberg stammen von den Herren von Schönburg (Oberwesel) ab. Da der Herzog von Schomberg und Leinster keinen männlichen Erben hatte (1713 starb der einzige Sohn, Charles Louis of Schomberg, Marquess of Harwich), erwarb Graf Christoph Martin II. von Degenfeld durch die Heirat Namen, Wappen und diesen Teil des Besitzes des Hauses Schomberg, ohne die herzogliche Würde zu erhalten. Seit dieser Zeit nennt sich die Familie von von Degenfeld-Schonburg.

1733 gingen die Herrschaftsrechte über Stebbach auf die Familie Degenfeld-Schonburg über. Diese errichteten nahe der dortigen Burg Streichenberg das Schloß Schomberg, das heute noch von der Familie bewohnt wird und wo sich auch das Familienarchiv befindet. Eine Grablege der Familie befindet sich auf dem Friedhof in Stebbach.

Der österreichische Zweig hat Nachfahren der Familie Degenfeld, die in Wien und in Klosterneuburg leben. Im 19. Jahrhundert wurden auch ungarische Linien der Degenfeld-Schonburg begründet.

Quelle: Hans-Wolfgang Bächle, Herren und Freiherren von Degenfeld, Marie Luise Raugräfin zu Pfalz, Grafen von Degenfeld-Schonburg. Schwäbisch Gmünd 2005


Christoph von Degenfeld

(1535-1604)

Obervogt in Göppingen und Blaubeuren

Haushofmeister der württembergischen Herzöge

1594-1597: Christoph von Degenfeld erbaut Schloß Neuhaus bei Ehrstädt als Wohnsitz für seinen Sohn Hans Christoph von Degenfeld


Anna Margaretha von Degenfeld
, geb. von Helmstatt, †1631 Heilbronn


Christoph Martin I. von Degenfeld, Freiherr auf Dürnau, Eybach und Neuhaus

*1599 Hohen-Eybach/Schwaben

†13. Oktober 1653 Dürnau (bei Göppingen)

Oberstwachtmeister, Heerführer unter Wallenstein und Tilly (gegen Mansfeld), dann unter Gustav Adolf, zuletzt in venezianischen Diensten

Generalgouverneur von Dalmatien und Albanien

Mutter: geb. von Zillenhardt

Brüder: Christoph Wilhelm (†1624), Christoph Wolfgang (†1631)

erbt die Familiengüter in Schwaben

1625: Kaiser Ferdinand II. verleiht ihm (wieder) das Prädikat Freiherr

1632: besetzt das Gebiet der Reichsstadt Gmünd

26. August/6. September n.S. 1634: Niederlage der Schweden gegen die Kaiserlichen bei Nördlingen. Degenfeld verliert seine Besitzungen

heiratet Anna Maria Adelmann von Adelmannsfelden (†1651) (10 Kinder)

ältester Sohn: Freiherr Ferdinand von Degenfeld (erblindet bei der Belagerung der Festung Urana)

zieht mit Frau und Kindern nach Straßburg

25. November 1634: älteste Tochter Marie Luise Freifrau von Degenfeld ("Loysa") wird geboren

1642: Degenfeld verläßt die französischen Dienste und geht nach Genf

14. Dezember 1642: tritt in venezianische Dienste, wohnt in Padua

1648: Venedig

November 1649: geht auf seine Besitzungen Eybach und Dürnau bei Göppingen

1651: seine Frau stirbt



Maria Susanna Louise Freifrau von Degenfeld (Louisa, Loysa, Marie Luise, Rosalind)



Ferdinand Freiherr von Degenfeld

*31. Dezember 1629

†25. April 1710 Venedig (begraben auf dem Bollwerk Ignatius)

pfälzischer Geheimrat, Landesstatthalter

ältester Sohn von Christoph Martin (Freiherr) von Degenfeld (1599-1653)

Bruder der Luise von Degenfeld

Pate: Erzherzog und späterer Kaiser Ferdinand III.

in schwedischen, dann in französischen Diensten

25. April 1648: erblindet bei der Belagerung der türkischen Festung Urana

geht nach Padua, dann nach Deutschland auf die Degenfeldschen Güter in Dürnau bei Göppingen

1660: pfälzischer Regierungs- und Kriegsrat des Kurfürsten Karl Ludwig

1675: Geheimrat, Statthalter über die Pfalz

1677: Vormund der Kinder seiner Schwester Luise von Degenfeld

1693: Kurfürst Johann Wilhelm "überträgt ihm eine hervorragende Stellung in der Verteidigung der Pfalz, speziell der Stadt und des Schlosses in Heidelberg"


Maximilian Freiherr von Degenfeld

*16./26. Januar oder 17. April 1645

†5./15. Februar 1697 Frankfurt (stirbt als einziger eines natürlichen Todes, in Eybach begraben)

Bruder der Luise von Degenfeld

Pannier-Herr auf Hohen-Eybach, pfälzischer geheimer Rat, pfälzischer Offizier und Diplomat

Söhne: Philipp August und Christoph Martin II. (1689-1762)

30. September 1671: heiratet auf Schloß Heidelberg Amalie von Landas, Hoffräulein der Prinzessin Elisabeth Charlotte, Freifrau auf Hohen-Eybach etc. (1647-1683)

1672: der Kurfürst ernennt ihn zum Kammerherrn und Regierungsrat, Vizedom des Oberamts Neustadt und Administrator des Stift Limburg sowie zum Oberstleutnant der kurfürstlichen Leibgarde

24. Dezember 1683: Amalie von Degenfeld stirbt

23. September 1686: heiratet in Hannover Freiin von Canstein (1665-1746)

1689-1693: bei der kurpfälzischen Regierung in Frankfurt tätig

Literatur:

Gedächtnispredigt 27. März zu Eybach, Personalia mit Stammtafel 54 S. Franckf. A. M.: Blasjlßner o. J. (1697)


Amalia von Degenfeld, geb. von Landas, Freifrau auf Hohen-Eybach etc.

*29. Oktober 1647

†24. Dezember 1683

30. September 1671: heiratet Maximilian von Degenfeld (1645-1697)

Literatur:

Wohlverdiente Lorbeer-Krone (Lebenslauf). 12 S., Frankf. A. M.: Blas. Jlßner 1684 (mit Kpfr.-Portr.)


Hannibal von Degenfeld

(1648-1691)

Heerführer gegen die Türken in venezianischen Diensten, Generalkapitän der Republik Venedig


Raugräfin Karoline Elisabeth zu Pfalz

*29. Dezember 1659 Schwetzingen

†7. Juli 1696 London (in Westminster Abbey beigesetzt)

1683: heiratet Meinhard Graf von Schomberg, Herzog von Leinster (1641-1719)

1717: die jüngste Tochter Maria (1692-1762) heiratet ihren Onkel zweiten Grades Christoph Martin II., Graf von Degenfeld (1689-1762)


Raugräfin Louise zu Pfalz


Christoph Ferdinand Freiherr von Degenfeld

kaiserlicher Oberst auf Hohen-Eybach/Schwaben

5. November? 1677-5. September 1733 Wien

Vater: Christof von Degenfeld

18. Juli 1703: heiratet Freiin Sophie von Bärner

Tochter: Euphrosine Susanne

Literatur:

Gedächtnispredigt - Exequien 1. November 1733 zu Dürnau bei Göppingen

Leichenpredigt 1. November zu Stammelshausen - Personalia - Epicedia, 189 S., Hersfeld: Jo. Pfingst o. J. (1734)


Familie Schomburg

Raugrafen zu Pfalz

Literatur zur Familie Degenfeld

http://de.wikipedia.org/wiki/Degenfeld

http://de.wikipedia.org/wiki/Grafen_von_Degenfeld