Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Ludwig Adam Aloys Pfister

*15. November 1769 Heidelberg

getauft am selben Tag in der Jesuitenkirche (Pate: Ludwig Dürrfeld, Amtmann in Bühl)

29. Dezember 1829 Mannheim

katholisch

Vater: Balthasar Pfister, Oberamtmann

Mutter: Maria Agathe geb. Herr

großherzoglicher Stadtdirektor zu Heidelberg, Dr. jur., großherzoglich badischer geheimer Rat

großherzoglich badischer Bundestags-Commissär bei der Central-Untersuchungs-Commission in Mainz

7. Dezember 1785: an der Universität Heidelberg immatrikuliert

6. Mai 1790: Universität Marburg

22. Juni 1791: vom Studium relegiert. Geht nach Gießen.

Heirat mit Helene Wiederhold (8 Kinder)

1792: Zentgraf, später Amtmann in Schwetzingen

1807: Oberamtsrat in Schwetzingen

1808: Heirat mit Katharina geb. Gehrig, Witwe des Heidelberger Stadtdirektors Baurittel

1810-1814: Stadtdirektor in Heidelberg

30. April/1. Mai 1811: die sog. Hölzerlips-Bande (Georg Philipp Lang und 5 Gesellen) beraubt und ermordet den schweizer Kaufmann Hans Jakob Rieter aus Winterthur in der Postchaise zwischen Laudenbach und Hemsbach auf der Rückkehr von der Frankfurter Messe

5. Mai 1811: Hans Jakob Rieter stirbt in Heidelberg an seinen Verletzungen

31. Juli 1812: Nach einem Schauprozeß auf dem Heidelberger Marktplatz werden vier Räuber auf dem Richtplatz vor der Stadt (etwa beim späteren Schlachthof in Bergheim) durch das Schwert hingerichtet: Georg Philipp Lang ("Hölzerlips"), dem 15 Fälle von Straßenraub sowie 21 Einbruchs- und Diebstahldelikte vorgeworfen werden, Philipp Friederich Schütz ("Manne Friederich"), Veit Krähmer und Mathaeus Oesterlein ("Krämer-Mathes") aus Sindelfingen. Die zwei jungen Räuber Andreas Petri und Sebastian Lutz werden in letzter Minute durch ein Schreiben des Großherzogs Karl von Baden begnadigt, ihre Todesstrafen in lebenslange Zuchthausstrafen umgewandelt.

1814: Stadtdirektor in Freiburg im Breisgau

24. September 1814: Umzug nach Freiburg

1815: nach Heidelberg zurückberufen

25. August 1819: Hepp-Hepp-Aufstände in Baden. Ausschreitungen gegen Juden in Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim, Bruchsal, Bühl. In Heidelberg in der Unteren Straße werden fünf Judenhäuser demoliert mehr (Bericht des Stadtdirektors Pfister über die Plünderung der Heidelberger Judengasse)

1820: Pfister wird großherzoglich badischer geheimer Rat und großherzoglich badischer Bundestags-Commissär bei der Central-Untersuchungs-Commission in Mainz



Veröffentlichungen:

Ludwig Pfister, Aktenmaessige Geschichte der Raeuberbanden an den beiden Ufern des Mains, im Spessart und im Odenwalde. Enthaltend vorzüglich auch die Geschichte der Beraubung und Ermordung des Handelsmanns Jacob Rieder von Winterthur auf der Bergstrasse. Nebst einer Sammlung und Verdollmetschung mehrerer Woerter aus der Jenischen oder Gauner-Sprache / vom Stadtdirektor Pfister zu Heidelberg. Heidelberg1812 [Reprint Berlin 1982]

Ludwig Pfister, Nachtrag zu der aktenmäßigen Geschichte der Räuberbanden an beiden Ufern des Mains, im Spessart und im Odenwalde. Enthaltend vorzüglich auch die Geschichte der weitern Verhaftung, Verurtheilung und Hinrichtung der Mörder des Handelsmanns Jacob Rieder von Winterthur. Heidelberg 1812 [Stadtarchiv Heidelberg B114a]

Ludwig Pfister, Merkwürdige Criminalfälle Mit Besonderer Rücksicht Auf Die Untersuchungsführung. Frankfurt a. M. 1814-1820



Literatur:

Karl Christ, Hepp-Hepp, in: Monatsschrift für die Geschichte Westdeutschlands mit besonderer Berücksichtigung der Rheinlande und Westfalens, hg. von Richard Pick. Trier. 7/1881, S. 299

Cyrille Fijnaut, Letizia Paoli, Organised Crime in Europe: Concepts, patterns and control policies in the European Union and beyond (Studies of Organized Crime). 2004

Ferdinand Kaemmerer, Kurzer Bericht von dem Leben der am 31. July 1812 in Heidelberg durch das Schwerdt hingerichteten sechs Raubmörder. Von D. Kämmerer. Heidelberg (Braun) 1812 (16 S.) [Mays (Brosch.) 16,12 RES]

Jacob Katz, Die Hep-Hep-Verfolgungen des Jahres 1819 (Dokumente, Texte, Materialien, Veröffentlicht vom Zentrum für Antisemitismusforschung Berlin, Bd. 8) Berlin 1994, S. 115-110

Neuer Nekrolog der Deutschen, Siebenter Jahrgang, Zweiter Theil, 1829, S. 981

Wolfgang Seidenspinner, Hölzerlips und Schwarzer Peter. Zur Raub- und Bandenkriminalität im badisch-hessisch-fränkischen Grenzraum im frühen 19. Jahrhundert, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 129 (1981), S. 368-398

Wolfgang Seidenspinner, Hölzerlips – eine Räuberkarriere. Zur Kriminalität der Odenwälder Jauner im frühen 19. Jahrhundert, in: Badische Heimat 68 (1988), Heft 3. S. 75-80

Harald Siebenmorgen (Hg.), Schurke oder Held? Historische Räuber und Räuberbanden. Hg. von Harald Siebenmorgen (= Volkskundliche Veröffentlichungen des Badischen Landesmuseums Karlsruhe 3). Sigmaringen 1995



https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Pfister



>Karl Salomo Zachariae (1769-1843), Ferdinand Kämmerer (1784-1841)