Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV

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Der Herrengarten

Etwa zwischen zwischen Hauptstraße, Märzgasse, Plöck und Theaterstraße lag seit Mitte des 16. Jahrhunderts der von Pfalzgraf Ottheinrich geschaffene Herrengarten (ein fürstlicher Lustgarten mit exotischen Pflanzen und Turnierplatz - Anfang 2008 gruben Archäologen zwischen Landfriedstraße und Plöck Reste des zugehörigen Turnierhauses aus).

Ab 1545 kaufte Kurfürst Ottheinrich in der Vorstadt neun Grundstücke zusammen, um einen Hofgarten („Herrengarten“) anzulegen. Pomeranzen, Limonen, Olivenbäume, Granatäpfel, Pfeffersträucher, Melonen, Gurken, Feigen- und Mandelbäume werden gepflanzt. Wasserkünste werden geschaffen und ein Turnierplatz angelegt.

Nach Anlage des großen Terrassengartens hinter dem Schloß durch Salomon de Caus verlor der Garten im Tal seine Bedeutung für den Hof, die Pflanzen wurden aufs Schloß gebracht. 1678 legte der Medizinprofessor Georg Frank beim ehemaligen Herrengarten am späteren Kapuzinerkloster einen botanischen Garten an, der den Stadtbrand von 1693 nicht überlebte.

Im 17. Jahrhundert wurden dort die Providenzkirche (1659-1661) und (im nordöstlichen Eck) das Kapuzinerkloster (1688-1692) gebaut. Ab 1758 diente der restliche Garten der Seidenmanufaktur des Jean Pierre Rigal (1688-1767) als Maulbeerbaumplantage (Baumschule). Er wurde im 19. Jahrhundert nach und nach überbaut. Letzte Reste sind im Spielplatz an der Märzgasse, in den Vorgärten der Landfriedstraße und im Kirchhof der Providenzkirche erhalten.

Nach 1803 wird der Rest des ehemaligen Herrengartens vollends zu Privatgrundstücken zerschlagen.

1808 wird die Rigalstraße (später: Friedrichstraße) angelegt (vgl. Derwein 1940, Nr. 725)

1869 wird die Landfriedsche Tabakfabrik auf dem Gelände der Rigalschen Seidenfabrik gebaut

Am 29. Mai 1885 wird die Landfriedstraße für den Verkehr eröffnet



Literatur:

Christian Burkhart, Laufende Ausgrabungen belegen: Ottheinrichs „Hortus“ lag unten in der Stadt. Der heiß diskutierte „Hortus“ hatte einen Vorgänger zwischen Landfriedstraße und Plöck. Archäologen gruben Reste des Turnierhauses aus, in: RNZ, 7. 2. 2008

Herbert Derwein 1940 Nr. 313

Herbert Derwein, Der Herrengarten in Heidelberg, in: Georg Poensgen (Hg.), Ottheinrich. Heidelberg 1956, S. 179-184

Wolfgang Metzger, „All Ding zergenglich“. Der Heidelberger Herrengarten, ein vergessener Renaissancegarten im Licht neuer Quellen, in: Gartenkunst 12/2000, S. 275-302

Wolfgang Seidenspinner, Manfred Brenner, Heidelberg (Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg, Bd. 32). Stuttgart 2007, S. 212

Turnierhaus

Literatur zu Heidelberger Gärten