Richard-Benz-Medaille für Kunst und Wissenschaft der Stadt Heidelberg

Richard Benz

Die Stiftung der Richard-Benz-Medaille für Kunst und Wissenschaft wurde am 28. Oktober 1976 vom Gemeinderat der Stadt Heidelberg beschlossen. Als Stiftungsdatum wird der 9. November 1976 genannt, der zehnjährige Todestag von Richard Benz, welcher den aktuellen Anlaß bot. Die Medaille wird seit 1977 - als Pendant zu der für bürgerschaftliche Verdienste gedachte Bürgermedaille - vorwiegend an ältere Mitbürger/innen für besondere Verdienste um die Stadt Heidelberg und für erfolgreiches Wirken in Kunst und Wissenschaft verliehen und soll zugleich den Namen ihres Ehrenbürgers in Erinnerung halten. „Es ist an der Zeit, nicht nur ins Soziale, sondern auch ins Kulturelle zu investieren“, sagte Oberbürgermeister Reinhold Zundel bei der erstmaligen Verleihung.

Über die Verleihung der Richard-Benz-Medaille entscheidet der Heidelberger Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung. Die Entscheidung muß mindestens von einer Zweidrittel-Mehrheit getragen werden. Jeweils höchstens zehn lebende Personen können Träger der Auszeichnung sein. Bisher haben elf Personen die Medaille erhalten (acht Männer, drei Frauen), wovon sieben bereits verstorben sind: Der Komponist Wolfgang Fortner† (1977), die Lyrikerin Hilde Domin† (1982), der Textilfabrikant Max Berk† (1993), der Historiker Prof. Dr. Karl Kollnig† (1997), der Kunsthistoriker Prof. Dr. Peter Anselm Riedl (1998), der Maler Walter Gillich† (2000), der Unternehmer Viktor Dulger (2000), der Vorstandsvorsitzende der Heidelberger Zement AG Dr. h. c. Peter Schumacher† (2002), der Schriftsteller Michael Buselmeier (2003), die Vortragskünstlerin Elsbeth Janda† (2004), der Unternehmer und Mäzen Dr. h.c. Manfred Lautenschläger (2009), der Physiker Dr. h. c. Klaus Tschira (2011) und die Leiterin des Zimmertheaters Ute Richter (2014). Es wurden also geehrt: vier Unternehmer, vier Künstler(innen), zwei Schriftsteller(innen) und zwei Wissenschaftler. Zwei zu Ehrende starben kurz vor der Verleihung.

Die Medaille, geschaffen von dem Heidelberger Künstler Pieter Sohl, besteht aus Bronze. Sie trägt auf der Vorderseite das Portrait von Richard Benz in Halbrelief, das mit der Umschrift „Richard Benz *12. Juni 1884 †9. November 1966“ versehen ist. Auf der Rückseite befindet sich in der Mitte das stilisierte Stadtwappen, darüber steht der Name des bzw. der Geehrten und das Verleihungsdatum. Unter dem Wappen steht „Dem Geist verpflichtet in schöpferischem Sinn“. Auf dem Rand der Medaille ist verzeichnet: „Für Verdienste um Kunst und Wissenschaft“.

Die Verleihung der Richard-Benz-Medaille geschieht gewöhnlich in einer Feierstunde im großen Saal des Rathauses oder im Spiegelsaal des Prinz Carl. Über die Verleihung wird eine Urkunde ausgestellt, in der die Verdienste des/der Geehrten gewürdigt werden. Bei der Stiftung der Medaille legte der damalige Oberbürgermeister Reinhold Zundel Wert darauf, die Verleihung für alle Zeiten obligatorisch mit der Buchgabe von Benz`“Schicksal und Geist“ zu verbinden. Zur gleichen Zeit wurde im Rathaus in einer Sondervitrine des Namensgebers gedacht. Das Stadtarchiv stellte Erinnerungsstücke an Richard Benz aus seinem Bestand aus, unter anderem den Ehrenbürgerbrief vom 12. Juni 1954.

Wolfgang Fortner

Der erste Heidelberger Bürger, den die Stadt mit der Richard-Benz-Medaille für Kunst und Wissenschaft ehrte, war der Komponist Professor Wolfgang Fortner (*12. 10. 1907 in Leipzig, †5. 9. 1987 in Heidelberg). Die Verleihung fand am 11. Oktober 1977, einen Tag vor seinem 70. Geburtstag, in einer Feierstunde im großen Saal des Heidelberger Rathauses statt. Am gleichen Tag wurde der Komponist zum Ehrenmitglied der Staatlichen Hochschule für Musik Heidelberg-Mannheim und zum Dr. h. c. der Universität Heidelberg ernannt. Im Widmungstext der Medaillen-Verleihung heißt es: „Mit der erstmaligen Verleihung dieser Auszeichnung ehrt die Stadt Heidelberg Lebenswerk und Persönlichkeit ihres hochgeschätzten Mitbürgers Wolfgang Fortner, der Schicksal und Geist unserer Stadt durch die Zusammenschau von Musik und Dichtung im Sinne von Richard Benz, dem Historiker der ästhetischen Kultur Deutschlands, prägte, erneuerte und für heute und morgen weiterfährte. Damit dankt zugleich die Stadt einer der markantesten Begabungen der Moderne, dessen Werk gleichwohl tief dem Erbe Bachs und Regers verpflichtet ist und in eindringender innerer Schau und Handhabung einer beachtlichen Weite der Maßstäbe alle musikalischen Gattungen umfaßt...

Der Text rühmt weiter die pädagogische Arbeit des Kompositions- und Theorielehrers Fortner, sein Wirken vom evangelischen Kirchenmusikalischen Institut bis zu den Bachtagen und den musica-viva-Konzerten. Durch sein Schaffen sei das Begreifen der Existenz durch die Kunst „mit jener Überzeugungskraft belegt, die seinem Werk Wirkung über die Zeit hinaus auf Dauer“ verleihe.

Hilde Domin

Die Lyrikerin Hilde Domin wurde als Hilde Löwenstein am 27. Juli 1909 in Köln geboren. Von 1929 bis 1932 studierte sie in Heidelberg Politische Wissenschaft und Soziologie, sowie Jura, Nationalökonomie, Soziologie und Philosophie in Köln und Bonn. Im Oktober 1932 übersiedelte sie mit dem Kunsthistoriker Erwin Walter Palm nach Rom, wo sie mit einer Arbeit über „Pontanus als Vorläufer von Macchiavelli“ ihr Studium abschloß. Sie heiratete Palm (†1988) und ging 1939 nach London, wo sie als Sprachlehrerin arbeitete. 1940 wanderte sie in die Dominikanische Republik aus, wo sie als Übersetzerin und Fotografin arbeitete. Nach dem Tod der Mutter 1951 begann sie unter dem Pseudonym „Domin“ zu dichten. 1954 kehrte sie nach Deutschland zurück und änderte ihren Namen in „Hilde Domin“. 1960 kam sie mit Palm nach Heidelberg, wohnte zuerst im Hainsbachweg 8, dann im Graimbergweg 5. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz und den Preis ur im Exil und die Bürgermedaille der Stadt Heidelberg. Zu ihrem 95. Geburtstag wurde sie Heidelberger Ehrenbürgerin. 1997 hat man den großen Saal der Stadtbücherei nach ihr benannt. „Das hochzuschätzende literarische Lebenswerk und die künstlerisch geprägte Persönlichkeit“ Hilde Domins zu würdigen und damit „jene beständige freiheitliche Gesinnung, die ihr als politische Kompaßnadel durch alle Länder der Emigration diente“, hervorzuheben, waren Motivation für den Gemeinderat der Stadt Heidelberg, ihr 1982 die Richard-Benz-Medaille zu verleihen. Hilde Domin starb am 22. Februar 2006 in Heidelberg.

Zitat: „Am ehesten überlebt, was Nachkommen und Geschlechtern die Vergangenheit fast handgreiflich nahebringt. Ich denke, daß unsere Urenkel in Hilde Domins Werken die Botschaft einer wunderbar schöpferischen und abscheulich zerstörerischen Epoche finden werden, in der man es oft nötig hatte, nach einem Halt zu suchen und :eine Rose als Stütze zu wählen.“ (Manès Sperber in seiner Laudatio zur Verleihung der Richard-Benz-Medaille der Stadt Heidelberg an Hilde Domin)

Max Berk

Der Textilunternehmer Max Berk (14. November 1907-31. März 1993) stammt aus Mannheim. In seiner Jugend errang er sportliche Erfolge als Fußballspieler an der Seite von Sepp Herberger. 1938 erwarb er in Mannheim die Wäschefabrik, in der er seine Lehre absolviert hatte, und stellte deren Produktion auf Damenoberbekleidung um. Während des Zweiten Weltkriegs verlor er sein Unternehmen durch einen Bombenangriff und baute es nach 1945 in Heidelberg und Nußloch neu auf. Mitte der 1950er Jahre erwarb er die Rechte an der Marke „Betty Barclay“ und führte sie und das Konzept junger Mode erfolgreich am deutschen Markt ein. 1960 kamen die Marken „Vera Mont“ und 1968 „Gil Bret“ dazu. 1952 erhielt er das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland, 1978 auch das Verdienstkreuz I. Klasse. 1982 übergab er die Geschäftsführung an seinen Schwiegersohn Jürgen H. Winter und widmete sich fortan dem Aufbau des Textilmuseums in Heidelberg-Ziegelhausen, das er 1978 als Textilsammlung Max Berk in der ehemaligen evangelischen Kirche von Ziegelhausen gegründet hatte. Seit Januar 2002 gehört es zur Abteilung Kunsthandwerk des Kurpfälzischen Museums. Es zeigt u. a. Textilien aus Indien, Batiken aus Java, Ikats von Bali und Grabfunde aus Peru. 1984 richtete das Museum die erste Quilt-Biennale aus, womit es sich international einen Namen machte.

Max Berk war Mitglied des Stiftungsrats der Wilhelm-Lorch-Stiftung, in der er sich für die Nachwuchsförderung der Textilbranche einsetzte. Er war Ehrensenator der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Träger der Großen Universitätsmedaille der Universität Heidelberg, Ehrenbürger der Gemeinde Nußloch, Ehrenpräsident des Tennisclubs Schwarz-Gelb Heidelberg. Nach ihm wurde das Max-Berk-Stadion und eine Straße in Nußloch benannt. In dankbarer Würdigung seiner Verdienste um Heidelberg verlieh Oberbürgermeisterin Beate Weber die Richard-Benz-Medaille an Max Berk. Mit der Gründung des Textilmuseums in Ziegelhausen habe er sich als Wegbereiter und Förderer der Textilkunst bleibenden Verdienst erworben. In seiner Persönlichkeit verbinde sich eine erfolgreiche Tätigkeit als Unternehmer der Modebranche mit der Liebe zur textilen Kunst. Mit dem Namen „Betty Barclay“ sei Heidelberg dank Max Berk weltweit als Stadt jugendlicher und kreativer Mode bekannt geworden, meinte die Oberbürgermeisterin bei der Verleihung.

Karl Kollnig

Der Pädagoge, Wissenschaftler und Heimatforscher Prof. Dr. Karl Kollnig wurde 1910 in Seckenheim geboren. Von 1928 bis 1933 studierte er Geschichte, Englisch, Französisch, Philosophie in Heidelberg und schloß sein Studium 1933 mit einer Dissertation über die Zent Schriesheim ab. Dieser Beitrag zur Geschichte der Zentverfassung in Kurpfalz gilt heute noch als Standardwerk für die Heimatforschung. 1935 wurde er Studienassessor und arbeitete am Historischen Seminar der Universität Heidelberg sowie am Elsaß-Lothringen-Institut der Universität Frankfurt. Von 1939 bis 1948 leiste er Wehrdienst bzw. war in Gefangenschaft. Von 1948 bis 1957 lehrte er am Bunsengymnasium Heidelberg. 1954 wurde er in die Historische Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg aufgenommen. Von 1957 bis 1962 war er Dozent für Gemeinschaftskunde, Geschichte und Landeskunde am Pädagogischen Institut Heidelberg. 1960 wurde er Studienprofessor, 1960 Leiter des Pädagogischen Instituts, im selben Jahr erhielt er dort eine Professur für Soziologie und Politikwissenschaft.

Von 1962 bis 1965 war Kollnig Prorektor, 1965 bis 1971 Rektor der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, 1971-1975 wieder Prorektor. In der Leitung der Hochschule engagierte er sich erfolgreich für deren Selbständigkeit und Neustrukturierung. 1975 ging er in Ruhestand, wonach er eine reiche publizistische Tätigkeit entfaltete. Vor allem die kurpfälzische Geschichte nahm er in zahlreichen Veröffentlichungen unter die Lupe. Er machte sich auch als Numismatiker einen Namen. Seine Sammlung von Münzen und Medaillen der Kurfürsten schenkte er 1996 der Stadt Heidelberg.

1977 erhielt er für seine ehrenamtliche Tätigkeit in der Historischen Kommission für geschichtliche Landeskunde die Verdienstmedaille in Gold des Landes Baden-Württemberg. 2002 verlieh ihm der Stadtteilverein Handschuhsheim das Ehrenblatt mit Psalter. 2003 starb Karl Kollnig in Heidelberg. 2006 wurde ein Platz in Handschuhsheim (Kreuzung Mühltalstraße/Waldweg/Bergstraße) „Karl-Kollnig-Platz“ benannt.

Im August 1997 erhielt Prof. Dr. Karl Kollnig die Richard-Benz-Medaille für seine Verdienste um die Stadt und die Bereicherung des kulturellen Lebens in Heidelberg. Oberbürgermeisterin Beate Weber lobte bei der Überreichung besonders das pädagogische und administrative Geschick des ehemaligen Rektors der Pädagogischen Hochschule, seine „zupackende Entschlossenheit“, seine vermittelnde und kooperative Haltung während der Studentenunruhen in den 1960er Jahren, sein Gespür für das Nötige und sein bürgerschaftliches Engagement.

Peter Anselm Riedl

Prof. Dr. Peter Anselm Riedl wurde am 23. Februar 1930 in Karlsbad (Böhmen) geboren und übersiedelte 1945 nach Heidelberg. Von 1949 bis 1955 studierte er Kunstgeschichte, klassische Archäologie, deutsche Literaturgeschichte und Geschichte an der Universität Heidelberg. 1955 promovierte er hier. Anschließend war er bis 1957 Volontär an der Hamburger Kunsthalle, 1957-1961 Stipendiat und wissenschaftlicher Assistent am Kunsthistorischen Institut in Florenz, 1961-1963 Leiter der Skulpturensammlung an der Hamburger Kunsthalle, 1963-1969 Assistent und (seit der Habilitation 1967) Dozent am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Marburg. Ab Sommersemester 1969 war er Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg, zum Sommersemester 1998 wurde er emeritiert. Er erhielt 1996 die Große Universitätsmedaille der Ruprecht-Karls-Universität, 1999 das Bundesverdienstkreuz am Bande, 2000 die Verdienstmedaille des Rhein-Neckar-Kreises. Er war bis 2001 Vorsitzender des Heidelberger Kunstvereins.

Im Mai 1998 erhielt Professor Riedl die Richard-Benz-Medaille. Er habe „dazu beigetragen, das internationale Renommee Heidelbergs als Stadt der geisteswissenschaftlichen Forschung zu mehren“, heißt es in der Verleihungsurkunde. „In Deutschland war er Vorreiter für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst“. Sein besonderes Verdienst ist die jahrzehntelange Erforschung der Geschichte und der baulichen Struktur der Heidelberger Altstadt. Als Mitglied des Altstadtbeirats und in Zusammenarbeit mit seinen Studenten erarbeitete er nach 1970 Gutachten zur Denkmalwürdigkeit von Gebäuden, die in einer Schriftenreihe veröffentlicht sind. Sein Engagement war eine der wissenschaftlichen Grundlagen der Altstadt-Sanierung. Riedl habe dazu beigetragen, daß die Altstadt nicht nur erhalten, sondern auch für die Zukunft gesichert wurde, meinte Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Verleihung. Im Fachgremium für Kunst im öffentlichen Raum und in anderen Gremien unterstützt Professor Riedl bis heute die städtische Kulturarbeit. „Sie haben den Namen Heidelbergs in alle wichtigen Gremien der Kunstgeschichte hinausgetragen und damit gleichzeitig auch uns geehrt“, sagte Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Verleihung.

Walter Gillich

Walter Gillich wurde am 10. Juli 1920 in Saaz (Böhmen) geboren. Seit 1946 lebte er in Heidelberg. 1950 studierte er Malerei an der „Freien Akademie“ in Mannheim. Der Kunsthändler Wolfgang Gurlitt wurde auf den in Heidelberg wirkenden Künstler aufmerksam. In den 1960er Jahren entwickelte er als typischen Stil eine auf Holzschnitt-Technik basierende Malerei und wurde mit seinem „Kennedy-Zyklus“ international bekannt. Neben seinen Ölbildern, die sich durch kräftige Konturen und plakativen Farbauftrag auszeichnen, nimmt sein graphisches Werk einen wichtigen Platz ein. Er entwickelte dazu ein eigenes Verfahren des Druckes. Die Vollendung dieser Technik gelang ihm beim Zyklus "Der Ring des Nibelungen". Der ebenfalls so entstandene "Kennedy"-Zyklus wurde seinerzeit von der Bundesregierung angekauft und vom damaligen Bundeskanzler Willy Brandt anlässlich eines Staatsbesuches Robert F. Kennedy übereignet; das Werk hängt heute in der J. F. Kennedy-Bibliothek in Boston. „Gillich zielt auf Einheit und Ganzheit. Auf Einheit und Ganzheit des Menschen und der mit dem Einzelnen beginnenden Gemeinschaft.“ (Edwin Kuntz)

Der Maler konnte auf mehr als 60 Ausstellungen in Museen und Galerien zurückblicken; zahlreiche öffentliche und private Institutionen haben seine Bilder erworben, u.a. das Land Berlin, das Regierungspräsidium Nordbaden, die Städte Heidelberg, München und New York. Arbeiten von Walter Gillich befinden sich heute in vielen öffentlichen Sammlungen in Deutschland und in den USA: Als Gründungsmitglied des „Kuratorium Willibald Kramm“ organisierte Gillich auch Ausstellungen für seine Kolleginnen und Kollegen. Viele verdanken ihm ihre erste Ausstellung im „Sole d`Oro“ in der Heidelberger Hauptstraße. Vom 23. September bis 13. Oktober 1990 zeigten der Heidelberger Kunstverein und das Kurpfälzische Museum in der Alten Universität die Ausstellung „Walter Gillich. Eine Retrospektive“. Vom 8. September bis 30. September 2001 zeigte die Stadt Heidelberg im Kurpfälzischen Museum die Ausstellung „Walter Gillich, Der Gilgamesch-Zyklus“.

Walter Gillich war Träger des Bundesverdienstkreuzes. Er starb kurz vor Überreichung der Verleihung der Richard-Benz-Medaille, am 21. Juli 2000 in Heidelberg. Die Auszeichnung erfolgte im Rahmen einer Trauerfeier am 28. Juli 2000 auf dem Heidelberger Bergfriedhof. Bürgermeister Dr. Jürgen Beß würdigte Gillich als „pater familias der bildenen Künstler Heidelbergs“, der das kulturelle Leben der Stadt bedeutsam bereichert habe.

Viktor Dulger

Der Ingenieur, Erfinder, Unternehmer und Mäzen der Kunst und Wissenschaft Viktor Dulger wurde am 18. Dezember 1935 in Klöstitz (Bessarabien) geboren und wuchs in der Nähe von Danzig auf. Der Neuanfang nach dem Krieg gelang ihm in Baden-Württemberg. 1957, nach Abschluß des Studiums im Fach Maschinenbau, arbeitete er für die deutsche Niederlassung eines amerikanischen Lebensmittelkonzerns. Die Gründung des eigenen Unternehmens 1960 war der Schritt in die Selbstständigkeit. Zum gleichen Zeitpunkt reichte er sein bis dahin wichtigstes Patent ein, die Erfindung einer leistungsfähigen Pumpe, die für kleinste Dosierungsmengen im Bereich Trinkwasser, Lebensmittelzusätze und Medizintechnik einen bahnbrechenden Fortschritt darstellte. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte er Lösungen auf allen Gebieten der Verfahrenstechnik, insbesondere im Bereich elektronisch gesteuerter Membran-Dosiertechnik. Mehr als 50 persönliche Patente sind seither angemeldet und bilden die Basis für den erfolgreichen Ausbau seiner Unternehmung zur weltweit agierenden ProMinent Unternehmensgruppe. Seit 2001 führen seine beiden Söhne und zwei weitere Geschäftsführer die Unternehmensgruppe, Viktor Dulger ist Vorsitzender des Aufsichtsrates.

1982 erhielt Viktor Dulger das Bundesverdienstkreuz am Bande, 1996 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Seine weltweiten Aktivitäten wurden 1986 durch die Ernennung zum Honorarkonsul für die Republik Malta in Baden-Württemberg gewürdigt (seit 1997 Honorargeneralkonsul). 1994 wurde Dulger Ehrenprofessor der Technischen Universität Dalian (China), 1996 Ehrendoktor, 1997 Ehrenbürger von Dalian. Für seine kontinuierliche Förderung der Universität Heidelberg verlieh diese ihm 1990 die Senatorenwürde ehrenhalber, 1995 erhielt er die Universitätsmedaille.

In Heidelberg ist Viktor Dulger auch für seine Verdienste um das Kunst- und Kulturleben sowie seine Unterstützung zahlreicher sozialer Einrichtungen bekannt. Er zeichnet sich durch einen beständigen Einsatz für die zeitgenössische Kunst aus. So stiftete er zum 25jährigen Bestehen seiner Unternehmensgruppe 1985 den Bürgern der Stadt Heidelberg auf dem Bismarckplatz ein Denkmal. Auch die Feierlichkeiten zur 800-Jahr-Feier Heidelbergs und die Ausstellung „Blau – Farbe der Ferne“ förderte er großzügig. Zahlreiche Einrichtungen wie das Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung, seit 1997 „Viktor Dulger Institut“, werden von ihm seit der Gründung unterstützt. Die Sigrid-und-Viktor-Dulger-Stiftung vergibt den Umweltpreis der Universität Heidelberg und den Dulger-Preis für Technikwissenschaften der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Ebenso unterstützt die Stiftung die besten Absolventen der Lehrlingsausbildung der IHK Rhein-Neckar. „Die Internationalisierung Ihres Unternehmens und ihre Verdienste um die Förderung unserer Stadt machen Sie zu einem Botschafter Heidelbergs in der Welt“, meinte Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Verleihung der Richard-Benz-Medaille.

Peter Schuhmacher

Der Wirtschafts- und Industriemanager Dr. h. c. Peter Schuhmacher wurde am 12. Januar 1931 in Heidelberg geboren. 1947 bis 1950 war er Baufacharbeiter beim Bauunternehmen Bilfinger in Mannheim. Von 1950 bis 1952 machte er eine kaufmännische Lehre bei der Heidelberger Zement AG. Von 1954 bis 1958 studierte er parallel zu seiner beruflichen Tätigkeit Wirtschaftswissenschaften in Mannheim, wo er 1958 seinen Abschluß als Diplomkaufmann machte. 1962 wurde er Prokurist, 1966 stellvertretendes Mitglied und 1969 ordentliches Mitglied des Vorstand der Heidelberger Zement AG, 1971 Vorstandssprecher und von 1977 bis 1995 deren Vorstandsvorsitzender, danach war er Mitglied des Aufsichtsrats. 2001 wurde er zum Ehrenvorsitzenden der Heidelberger Zement AG gewählt, im selben Jahr erhielt er den Doktortitel h. c. der Bauhaus-Universität Weimar.

Schuhmacher war neben seiner beruflichen Karriere in einer Vielzahl nationaler und internationaler Institutionen ehrenamtlich tätig. Unter anderem leitete er von 1985 bis 2000 das Gremium Architektur im Kulturkreis des Bundes der Deutschen Wirtschaft im Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI). Unter seiner Verantwortung entwickelte sich das Gremium Architektur zu einem deutschlandweit beachteten Forum des Dialogs zwischen Wirtschaft und Universität, zwischen Markt und Baukultur.

Das Portland-Cement-Werk Heidelberg, 1873 von den Gebrüdern Schifferdecker in Heidelberg an der Stelle der Bergheimer Mühle errichtet, ist seit 1889 eine Aktiengesellschaft. Unter Peter Schuhmachers Leitung wurde die Firma zu einem globalen Unternehmen. Seit 2003 firmiert dieses als HeidelbergCement AG. Mit „KIS - Kooperation Industrie und Schule“ hat HeidelbergCement seit 2000 Lernkooperationen für eine Reihe von Schulen in der Rhein-Neckar-Region angeboten und übernommen. Ziel des Projekts ist es, Schüler/innen mehr Praxisbezug und einen Einblick in einen global agierenden Konzern zu vermitteln. Damit soll besonders eigenverantwortliches Denken und Handeln bei jungen Menschen gefördert werden, um die Chancen im Arbeitsleben zu verbessern.

Peter Schuhmacher starb am 15. März 2002 in Heidelberg, kurz vor Überreichung der Verleihung der Richard-Benz-Medaille, die ihm posthum verliehen wurde. Die Stadt Heidelberg schrieb in ihrer Todesanzeige: „Peter Schuhmacher hat sich in außergewöhnlicher Weise an der Planung des Stadtjubiläums im Jahre 1996 beteiligt. Auch zum Erfolg des Musikfestivals „Heidelberger Frühling“ hat er maßgeblich beigetragen. Mit seiner charismatischen Persönlichkeit gelang es ihm, das Engagement der Wirtschaft für das kulturelle Leben Heidelbergs zu festigen. Die Stadt Heidelberg dankt Peter Schuhmacher für sein herausragendes Engagement für Kunst und Wissenschaft sowie das kulturelle Leben unserer Stadt.

Michael Buselmeier

Michael Buselmeier, geboren am 25. Oktober 1938 in Berlin, aufgewachsen in Heidelberg. Ausbildung als Schauspieler und Tätigkeit als Regieassistent, 1959-1967 Studium der Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg, 1967 Magisterexamen. 1973-1975 Lehraufträge am Germanistischen und am Erziehungswissenschaftlichen Seminar der Universität Heidelberg sowie an verschiedenen Hochschulen. Buselmeier lebt von seiner Schreibe, d.h. von publizistischen Arbeiten für den Rundfunk und überregionale Zeitschriften. Er war 1993-1995 in der Jury des Brentano-Literaturpreises der Stadt Heidelberg. Bekannt wurde er besonders durch seine anspruchsvollen literarischen Führungen durch Heidelberg und die Kurpfalz, sowie durch seine Reihe "Erlebte Geschichte erzählt". 1994 begann er, im Auftrag der Stadt und in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt, ältere Persönlichkeiten von regionaler wie nationaler Bedeutung in biographisch orientierten Gesprächen öffentlich vorzustellen. Buselmeier gibt Bücher in der "Edition Künstlerhaus Edenkoben" heraus und ist als Autor und Herausgeber an zahlreichen Anthologien beteiligt. Im November 2008 gab es im Heidelberger Rathaus einen Empfang zu seinem 70. Geburtstag.

Nach der Verleihung der Richard-Benz-Medaille am 13. November 2003 schrieb Heide Seele in der Rhein-Neckar-Zeitung: „Noch nie zuvor in der Geschichte dieses Preises dürfte sich der Geehrte so gründlich mit dem Namensgeber auseinandergesetzt haben wie diesmal.“ Der Schriftsteller gab während der Feierstunde im Spiegelsaal des Prinz Carl in seinem Vortrag „Richard Benz und die Verteidigung der Tradition“ (der in Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 10/2005/2006, nachzulesen ist) ein Bekenntnis zu dem „geistgläubigen Privatgelehrten“ und „geborenen Außenseiter“ Richard Benz ab, der ihn von Jugend an geprägt habe. Diese Veehrung soll selbst das überstanden haben, was Buselmeier seine „linksradikale Phase“ nennt. Er sieht sich ganz in der Tradition des Kulturhistorikers. In Benz habe er schon in jungen Jahren einen Geistesverwandten erkannt, den er sich zum Vorbild erkor. Beiden gehe es um die Verteidigung der „christlich-abendländischen Tradition“. Diese sehe er heute als bedroht an durch „Sprach- und Bildermüll der amerikanischen Medienindustrie“.

„Kein Wunder, daß der Heidelberger Schriftsteller Michael Buselmeier sich von Richard Benz angezogen fühlt, dessen umfangreiches Werk er gerne wieder in den heutigen öffentlichen Diskurs über den `Geist Heidelbergs´ einbringen möchte. Er sieht in Benz einen `Außenseiter, Abseitssteher, der die modischen Trampelpfade mied. So wie er suchte auch ich nach einem ursprünglichen Weg zur Kunst.´“ (Andreas Cser, Kleine Geschichte der Stadt Heidelberg und ihrer Universität. Karlsruhe 2007, S. 320)

In ihrer Rede zur Verleihung der Medaille im Spiegelsaal des Prinz Carl sagte die Oberbürgermeisterin Beate Weber über Buselmeier: „Autobiographisches, wie die 1994 im Heidelberger Wunderhorn-Verlag erschienenen Erzählungen unter dem Titel „Spruchkammer“ oder der im Frankfurter Suhrkamp-Verlag erschienene Roman „Der Untergang von Heidelberg“ von 1981, beschreiben Heidelberg, wie Michael Buselmeier es erlebt hat, mit all seinen Veränderungen in der Nachkriegszeit, dann die sechziger Jahre mit dem immer stärkeren Willen zur Reform und schließlich zur Revolte. Seine eigene Geschichte und die Geschichte unserer Gesellschaft verbinden sich in seinen Büchern und werden dadurch zu unersetzlichen zeitgeschichtlichen Dokumenten. Schon in einem der frühen Werke, dem eben erwähnten „Der Untergang von Heidelberg“, das inzwischen leider vergriffen ist, erkennt man, wie eng er mit Heidelberg verbunden ist.“

Elsbeth Janda

Die Conférencière, Kabarettistin, Schauspielerin, Autorin und Herausgeberin Elsbeth Janda (Elsbeth Nötzoldt-Janda, geb. Elisabeth Janda) wurde am 27. Dezember 1923 in Mannheim geboren. Dort wuchs sie auch auf, danach studierte sie in Heidelberg Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Philosophie und war zunächst als Musiklehrerin tätig. In den 1950er Jahren begann ihre Bühnenkarriere. Mit ihrem Mann, dem Journalisten Fritz Nötzoldt (†1987), war sie viele Jahre weltweit mit kulturhistorischen Kabarettprogrammen unterwegs. Seit 1962 arbeitete sie kontinuierlich für Hörfunk und Fernsehen, von 1978 bis 1986 als Fernsehmoderatorin.

Mit ihren Programmen „Pfälzer Leut“, „Liselotte von der Pfalz - ihr Leben und ihre Briefe“ sowie mit ihren Buchveröffentlichungen begründete sie ihren Ruf als Grande Dame des Kurpfälzertums. Ihre Genres als Schriftstellerin waren die kurpfälzer Mundart in Gedicht und Prosa, Texte für Theater und Kabarett sowie Veröffentlichungen zur Kulturgeschichte der Kurpfalz. Zu ihrem Repertoire zählten auch Essays über Pfälzer Mundart, Moritaten, Bänkellieder sowie „jiddische“ Lieder und Balladen.

Nach dem Tod ihres Ehemanns trat sie als Vortragskünstlerin und Conférencière sowohl solo als auch mit Kabarettensembles und Theatergruppen auf. Auch jenseits ihres 80. Geburtstages, bis ins Jahr 2005, agierte sie noch regelmäßig in Fernsehspielen, Hörspielen und auf der Bühne. Nach einer Krebserkrankung 1993 hatte sie sich in der Nachsorge des Mammakarzinoms engagiert, dessen Spätfolgen sie schließlich erlag. Sie starb am 9. April 2005 in Heidelberg.

An Auszeichnungen wären zu nennen: Bundesverdienstkreuz (1969), Bloomaulorden (1979), Pälzer Krischer Ludwigshafen (1985), Goldener Paragraphenreiter der Polizei Heidelberg (1990), Preis der Emichsburg Bockenheim an der Weinstraße (1999), Goldener Winzer Bad Dürkheim (2000). Am 3. Februar 2004, kurz nach ihrem 80. Geburtstag, erhielt die Kabarettistin als Würdigung ihrer Verdienste als „Botschafterin der Kurpfalz“ aus den Händen von Oberbürgermeisterin Beate Weber die Richard-Benz-Medaille. Janda hatte Richard Benz drei Jahre vor dessen Tod noch persönlich kennen gelernt: „Ein nobler Herr“, erinnert sie sich. Beate Weber lobte vor allem die Vielseitigkeit von Elsbeth Janda und deren Fähigkeit, Brücken zu schlagen zwischen Sprache und Geschichte, zwischen Musik und Literatur, und nicht zuletzt zwischen Mannheim und Heidelberg.

Klaus Tschira

Im Juli 2011 erhielt der Heidelberger Physiker Dr. h. c. Klaus Tschira die Richard-Benz-Medaille für sein außerdordentliches, vielfältiges Engagement als Mäzen und Förderer für die Naturwissenschaften, die Informatik und die Mathematik (vgl. trnzz, 7. 7. 2011)


Literatur