Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Richard Edmund Benz

*12. Juni 1884 Reichenbach/Vogtland

9. November 1966 Heidelberg (auf dem Bergfriedhof begraben)

Germanist, Kulturhistoriker, Essayist

Dr. phil.

Vater: Edmund Benz (lutheranischer Pfarrer, 1889 Hofprediger in Dresden, 1890 Superintendent und Konsistorialrat an der Frauenkirche Dresden)

Ehefrau: Helene Benz geb. Kellner (2. 6. 1884-12. 1. 1964)

Wohnungen in Heidelberg:

1902: Scheffelhaus ob der Bruck (heute Ziegelhäuser Landstraße 21)

1905-1910: Ziegelhäuser Landstraße 13

1910-1919: August Kellnersches Anwesen (Werrgasse 9)

1919-1932: Thibauthaus (Karlstraße 16)

ab 1932 Hutzelwaldweg 4



1889: Dresden, Gymnasium zum heiligen Kreuz


14. März 1902: Reifezeugnis

SS 1902: stud. Philosophie und Literaturgeschichte an der Universität Heidelberg (u. a. bei Henry Thode)

13. Dezember 1902: Gründung des Hebbelvereins durch Richard Benz, Emil Alfred Herrmann, Franz Ludwig Hörth, Ernst Leopold Stahl (Theateraufführungen, Rezitations- und Singabende am Friesenberg; 1908 aufgelöst)

WS 1903/1904: stud. in Leipzig

SS 1904: stud. in München

1905: lernt Alfred Mombert kennen

15. Juli 1906: Feier des Hebbelvereins zum hundertjährigen Jubiläum der Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn auf Stift Neuburg


März 1907: Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg ("Märchendichtung der Romantik") bei Max von Waldberg


1907: Freiburg/Breisgau (wohnt Rosenau 7)


1908: Heirat mit Helene Kellner (Tochter des Honorarkonsuls August Kellner, †19. Januar 1964)


1909: Geburt der Tochter Ursula

1910-1919: Heidelberg, Werrgasse 9

1916: Kriegsdienst in der Postüberwachungsstelle Karlsruhe

20. Dezember 1918: der Kunst- und Kulturrat für Baden wird gegründet

1919-1932: wohnt Karlsstraße 16 ("Thibauthaus")

1919/1920: Herrenalb

1921: die Gemeinschaft Die Pforte, von Richard Benz initiiert, richtet im Palais Weimar eine Druckwerkstatt ein, um Broschüren, Bücher, Plakate etc. nach eigenen inhaltlichen und gestalterischen Grundsätzen herzustellen. Beteiligt sind Gustav Wolf und Alfred Mombert.

31. Juli 1927: hält begleitend zu den Heidelberger Festspielen in der Alten Aula der Universität Heidelberg einen Vortrag zum Thema „Heinrich von Kleist und der romantische Gedanke“

1932-1966: wohnt Hutzelwaldweg 4

1933: in Jena erscheint Geist und Reich. Um die Bestimmung des Deutschen

Januar 1934: Mitglied im Reichsverband deutscher Schriftsteller

28. September 1935: die Reichschrifttumskammer verbietet, Geist und Reich. Um die Bestimmung des Deutschen weiterhin zu vertreiben

1939: Mitglied im Marianne-Weber-Kreis

März 1943: als kriegsverwendungsfähig eingestuft. OB Dr. Carl Neinhaus verwendet sich für ihn.

1945: vorübergehendes Publikationsverbot

9. September 1947: hält in den Internationalen Ferienkursen der Universität Heidelberg den Vortrag „Heidelberg und die Romantik“

1952: Bundesverdienstkreuz

9. Juni 1954: zum o. Mitglied der Philosophisch-Historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gewählt

1954: Ehrenbürger von Heidelberg

1957: Literaturpreis des Landes Nordrhein-Westfalen

1959: Honorarprofessor für deutsche Kulturgeschichte an der Universität Heidelberg. Großes Bundesverdienstkreuz.

1961: das Buch Heidelberg – Schicksal und Geist erscheint

1962: erblindet



1976: Stiftung der Richard-Benz-Medaille der Stadt Heidelberg http://www.heidelberg.de/servlet/PB/show/1105204/30_pdf_ortsr_1-9.pdf (Satzung)

17. November 2016, 19 Uhr: Erinnerungsveranstaltung für den Kulturhistoriker Richard Benz (12. Juni 1884-9. November 1966; ausgerichtet von den Freunden des Literaturhauses Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Geschichtsverein, im Museum Haus Cajeth, Haspelgasse 12)




Zitat:

Der Nordische ist der aktive Tatmensch mit stetem Temperament und zurückhaltendem, kühlen, sachlichen Wesen. In seinen Neigungen unternehmungslustig und kämpferisch, voll tiefem Gefühlsleben, Gutmütigkeit und Gerechtigkeitsempfinden. Kennzeichnend sind Wahrheitssinn, Ehrgefühl, Freiheitsliebe, Reinlichkeit. Dazu ein tatkräftiger, zäher, entschlossener Wille und objektives, klares und zielbewußtes organisatorisches Denken. Es stört die Neigung zu Grobheit, es gefällt der tätige Idealismus.“ (Richard Benz, Geist und Reich, Jena 1934, S. 26)

Zitat:

In hohen Jahren, wo jeder Tag der letzte sein kann, ist man eigentlich freier und könnte heiterer und gelassener sein, weil man sich bald um nichts mehr zu sorgen hat. Die Sorge um das Schicksal von Geist und Kunst, um das Schicksal der Welt wird gegenstandslos, das alles ist in Kurzem für uns nicht mehr da, wir können keinen Einfluss mehr darauf haben. Mit jedem Menschen, der die Augen schließt, geht eine Welt-Schau unter, stirbt allemal die Welt.“ (Aus den letzten Aufzeichnungen von Richard Benz, in: Ruperto Carola 18 (1966), S. 400).

Zitat:

Ja, rückblickend meine ich, ich hätte nie etwas anders getan, als den Nekrolog des Deutschtums geschrieben.“ (Richard Benz, Tagebuch, 24. 4. 1945).

Zitat:

Richard Benz´ kulturgeschichtlich ambitioniertes Stadtportrait „Heidelberg. Schicksal und Geist“ (1961/1975) wird vielleicht das letzte seiner Art bleiben, in seiner souveränen Gelehrtheit ebenso wie in den unglaublichen Ausblendungen fundamentaler Realitätsbereiche“ (Norbert Giovannini, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, 13/2009, S. 189)

Zitat:

Ich erkannte in ihm nicht nur den Kunstbeseelten, (...) sondern auch den geborenen Außenseiter, den Abseitssteher, den unkonventionellen Wanderer, der quer über die Wiesen ging und die modischen Trampelpfade mied, mit der Arroganz des Künstlers, der Eleganz des Tennisspielers ausgestattet. Er war für mich einer, der die engen Fachgrenzen, das Fliegenbeinzählerische der Experten nicht akzeptierte und eigensinnig nach geheimen Zusammenhängen forschte. (...) Nicht zuletzt imponierte mir seine Neigung, sich Gruppenzwängen jeder Art zu entziehen und kein Amt anzunehmen. (Michael Buselmeier, Richard Benz und die Verteidigung der Tradition. Dankrede anlässlich der Verleihung der Richard-Benz-Medaille am 13. November 2003, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. X (2005/2006), S. 143ff.)



Veröffentlichungen:

Geist und Reich. Um die Bestimmung des Deutschen (Jena 1933)

Die deutsche Romantik (1937)

Richard Benz, Ulla Kossel, Ein hübsche histori von der küniglichen stadt troy, wie sie zerstoeret ward. Berlin 1938

Goethe und Beethoven. Stuttgart 1948 (Reclams Universal-Bibliothek Nr. 7512)

Lebens-Mächte und Bildungs-Welten meiner Jugend. Dresdener und Heidelberger Erinnerungen. Hamburg 1950 [Autobiographie bis 1914]

Richard Benz, Ursula Schleicher, Kleine Geschichte der Schrift als Schreibbüchlein schöner Schriften. Heidelberg 1956

Heidelberg – Schicksal und Geist (1961)

(Hg), Drei Deutsche Volksbücher. Köln und Olten 1969 (Die Bücher der Neunzehn, 177)

Jacobus a Voragine, Legenda aurea (deutsche Übersetzung von Richard Benz). Heidelberg 1979



Literatur:

Friedrich Burschell, Erinnerungen 1889-1919. Hg. von Roland Krischke (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein 23). Ludwigshafen 1997

Michael Buselmeier, Richard Benz und die Verteidigung der Tradition, in: Sinn und Form. Beiträge zur Literatur. Herausgegeben von der Akademie der Künste, Heft 3/2004, S. 422

Michael Buselmeier, Richard Benz und die Verteidigung der Tradition. Dankrede anlässlich der Verleihung der Richard-Benz-Medaille am 13. November 2003, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. X (2005/2006), S. 143-147

Paul Erdmann, Standhalten oder weichen? Der Rotary Club Heidelberg und seine Nachbarclubs im Nationalsozialismus, Stuttgart 1922 (unveröffentliches. Manuskript, Festschrift, 261 Seiten, Download im pdf-Format: https://memorial-rotary.de/dokumente/390 )

Hans-Georg Gadamer, Richard Benz, ein alter Heidelberger. Zur Wiederkehr seines Geburtstages, in: RNZ, 12. Juni 1984

Marion Gottlob, „Die Kunst rettete ihn vor dem Wahnsinn“. Gustav Wolf – Maler und Visionär. Mitglied der Heidelberger „Gemeinschaft der Pforte“, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins 25 (2021), S. 217-221


Roland Krischke, Kurt Wildhagen 1871-1949. Der Weise von Heidelberg. Heidelberg 1997

Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten. Heidelberg 1992, S. 87f.

Arthur von Schneider, Walther Bulst (Hg.), Gegenwart im Geiste. Festschrift für Richard Benz. Hamburg 1954 [mit Beiträgen von Emil Alfred Herrmann, Hermann Hesse, Hans Carossa, Robert Minder, Herbert Günther, Arthur von Schneider, Rudolf K. Goldschmit-Jentner, Hans-Georg Gadamer, Hans W. Gruhle, Walther Bulst, Marie Luise Kaschnitz, Paul Böckmann und Thrasybulos Georgiades]

Julia Scialpi, Der Kunst- und Kulturrat für Baden 1918/19, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 149 (2001), S. 335-392

Julia Scialpi, Die Bibliothek des Heidelberger Schriftstellers Alfred Mombert (1872–1942) , in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, VII (2002), S. 253-269

Julia Scialpi, Der Heidelberger Kulturhistoriker Richard Benz als Deuter der Romantik, in: Friedrich Strack (Hg.), 200 Jahre Heidelberger Romantik. (Heidelberger Jahrbücher 51/2007) Heidelberg 2008, S. 583–603

Julia Scialpi, Dem Geist verpflichtet in schöpferischem Sinn. Richard Benz (1884-1966). Eine Biographie. (Phil. Diss.). Heidelberg 2009

Julia Scialpi, Der Kulturhistoriker Richard Benz (1884-1966) Eine Biographie. (Buchreihe der Stadt Heidelberg, hg. v. Dr. Peter Blum, Bd. 14). Ubstadt-Weiher 2010 – Rez.: Heide Seele, in: RNZ, 26. 8. 2010, S. 14

Ernst Leopold Stahl, Der Hebbelverein in Heidelberg. Die Geschichte einer literarischen Gesellschaft. Ein Rückblick auf seine Tätigkeit von 1902 bis 1908. Heidelberg 1911

Friedrich Strack (Hg.), 200 Jahre Heidelberger Romantik. Mit Beiträgen zahlreicher Fachwissenschaftler. (Heidelberger Jahrbücher. 51/2007). Berlin, Heidelberg 2008 http://www.springerlink.com/content/k4k1405x2537441x/

Justus H. Ulbricht, „Der Beethovendeutsche“ oder: Richard Benz als Erzieher (Exkurs in: „Meine Seele sehnt sich nach der Sichtbarkeit deutschen Wesens“. Weltanschauung und Verlagsprogramm von Eugen Diederichs im Spannungsfeld zwischen Neuromantik und ‚Konservativer Revolution‘, in: Gangolf Hübinger (Hg.), Versammlungsort moderner Geister. Der Eugen Diederichs Verlag – Aufbruch ins Jahrhundert der Extreme. München 1996, S. 344–346


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