Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Jakob Christian Benjamin Mohr

*9. Oktober 1778 Frankfurt

29. Januar 1854 Heidelberg

akademischer Buchhändler, Verleger der Romantiker

Sohn: Georg Mohr



1805: Jakob Christian Benjamin Mohr aus Frankfurt am Main bewirbt sich erfolgreich beim Akademischen Senat um ein "Privilegium für ein Buchhandels-Etablissement" in Heidelberg

Juni 1805: Mohr gründet gemeinsam mit seinem Freund Johann Georg Zimmer (1776-1853) aus Hamburg in Heidelberg die "Akademische Buchhandlung von Mohr & Zimmer" mit Verlag und Sortiment. Mohr bleibt zunächst in Frankfurt, während Zimmer in Heidelberg arbeitet und sich mit den Romantikern, vor allem mit Clemens Brentano, anfreundet. Bis 1811 leitet Mohr das Frankfurter und Zimmer das Heidelberger Geschäft, dann löst Mohr die Frankfurter Filiale auf und siedelt ebenfalls nach Heidelberg über.

29. September 1805: der erste Band von Des Knaben Wunderhorn. Alte Deutsche Lieder von Clemens Brentano und Ludwig Achim von Arnim erscheint bei der Verlagsbuchhandlung Mohr & Zimmer (ab Juli 1805 in Frankfurt am Main gedruckt, die Bände 2 und 3 folgen 1808 in Kassel) http://gutenberg.spiegel.de/buch/des-knaben-wunderhorn-i-band-2385/1 http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/arnim_wunderhorn01_1806

1805-1810: Georg Friedrich Creuzer und Karl Daub geben bei Mohr & Zimmer die Heidelberger Studien in sechs Bänden heraus, die erste wissenschaftliche Zeitschrift in Heidelberg

1. Juli 1806-1808: die Wochenschrift für die Badischen Lande („Badische Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung für alle Stände“), redigiert von Aloys Wilhelm Schreiber, erscheint bei Mohr & Zimmer

26. Juli 1806: Kurfürst Karl Friedrich von Baden ratifiziert den Rheinbundvertrag. - Dankfest in Heidelberg aus Anlaß der Genesung des Kurfürsten.

August 1806: Clemens Brentano veröffentlicht in der „Wochenschrift für die Badischen Lande“ das Lied von eines Studenten Ankunft in Heidelberg und seinem Traum auf der Brücke, in dem er die Verdienste des Kurfürsten um den Aufschwung der heruntergekommenen Universität Heidelberg rühmt.

Juni 1807: Mohr & Zimmer erhalten die Erlaubnis zur Errichtung einer eigenen Druckerei in Heidelberg

1807: Joseph Görres gibt bei Mohr & Zimmer "Die teutschen Volksbücher" heraus

April-August 1808: gemeinsame Wohnung Clemens Brentanos mit Achim von Arnim in Heidelberg. Bei Mohr & Zimmer erscheint Arnims und Brentanos Zeitung für Einsiedler als Gegengewicht gegen das Cottasche "Morgenblatt" ("Und wer ist einsamer als Liebende, ihr seyd die wahren Einsiedler, für die wir schreiben" - A.v.A.). - Mohr & Zimmer fassen die 37 Einzelhefte im gleichen Jahr unter dem Titel Tröst Einsamkeit, alte und neue Sagen und Wahrsagungen, Geschichten und Gedichte in Buchform zusammen.

1808: Mohr & Zimmer geben das 1807 erhaltene Privileg zur Errichtung einer eigenen Druckerei in Heidelberg an ihren bisherigen Faktor Joseph Engelmann ab. Im Haus des Verlegers Joseph Engelmann (heute Schloßberg 1-3, zerstört) werden die beiden letzten Bände von Des Knaben Wunderhorn gedruckt. http://gutenberg.spiegel.de/buch/des-knaben-wunderhorn-i-band-2385/1 http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/arnim_wunderhorn01_1806

Oktober 1808: Gründung der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur, die bei Mohr & Zimmer erscheinen (bis 1872, ab 1818 u.d.T. Heidelberger Jahrbücher)

September 1808: Jean Pauls Friedens-Predigt an Deutschland erscheint bei Mohr & Zimmer in Heidelberg http://gutenberg.spiegel.de/buch/friedens-predigt-an-deutschland-6392/1

April 1809: Jean Pauls Dr. Katzenbergers Badereise erscheint bei Mohr & Zimmer in Heidelberg http://gutenberg.spiegel.de/buch/dr-katzenbergers-badereise-3192/1


1811: Gründung der Heidelberger Museums-Gesellschaft durch Gottlieb Braun, Johann Heinrich Voß, Heinrich Voß d. J., Aloys Schreiber (1816 geht die Lesegesellschaft von Mohr und Zimmer im "Museum" auf)

1811: Jakob Christian Benjamin Mohr löst die Frankfurter Filiale der "Akademischen Buchhandlung Mohr & Zimmer" auf und siedelt nach Heidelberg über

1814: Anton Friedrich Justus Thibaut, Über die Nothwendigkeit eines allgemeinen bürgerlichen Rechts für Deutschland erscheint bei Mohr & Zimmer, Heidelberg

1814: Friedrich Carl von Savigny, Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft erscheint bei Mohr & Zimmer, Heidelberg

Ostern 1815: Christian Friedrich Winter aus Gochsen wird Teilhaber der Buchhandlung Mohr & Zimmer. Er übernimmt vor allem die kaufmännischen Arbeiten. Johann Georg Zimmer scheidet aus dem Unternehmen aus, um lutherischer Pfarrer in Schriesheim zu werden. Die Fa. Mohr & Winter bezieht im "Englischen Hof" (Hauptstraße 129/Marstallstraße) größere Geschäftsräume.

1817: Karl Baedeker (1801-1859) beginnt bei Mohr & Winter eine Buchhändlerlehre

1819: bei Mohr & Winter erscheint die zweite Auflage des ersten Bandes von Des Knaben Wunderhorn. Alte Deutsche Lieder von Clemens Brentano und Ludwig Achim von Arnim http://gutenberg.spiegel.de/buch/des-knaben-wunderhorn-i-band-2385/1 http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/arnim_wunderhorn01_1806

1. Oktober 1822: Christian Friedrich Winter verläßt die Verlagsbuchhandlung Mohr & Winter und gründet einen eigenen Verlag mit Buchhandlung (Universitätsverlag Carl Winter). Mohr führt die Buchhandlung J.C.B. Mohr allein weiter.

Ostern 1825: Gründung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels auf der Ostermesse zu Leipzig (faßt die deutschen Buchhändler zum ersten Mal in einem eigenständigen Verein zusammen (Gründungsmitglied: Buchhändler J.C.B. Mohr))

1825: von Anton Friedrich Justus Thibaut erscheint (anonym, bei J.C.B. Mohr) "Über Reinheit der Tonkunst"

1825-1848: Die drei Heidelberger Kliniker Friedrich August Benjamin Puchelt, Maximilian Joseph Chelius und Franz Carl Nägele geben gemeinsam bei J.C.B. Mohr die Heidelberger Klinischen Annalen heraus. Die Zeitschrift enthält Aufsätze aus dem Gebiet der gesamten Heilkunde und Staatsarzneikunde und will Übersichten über wichtige Entdeckungen und Beobachtungen, auch aus den Heidelberger Kliniken, anbieten. www.mohr.de/vg/200jahre_a.htm

1845: J.C.B. Mohrs Sohn Georg Mohr errichtet in Heidelberg eine Buchdruckerei, die vor allem Aufträge aus dem väterlichen Verlag bearbeitet. Zuvor hatte J.C.B. Mohr bei der Druckerei des katholischen Bürgerhospitals in Mannheim und anderen Heidelberger Druckereien arbeiten lassen. /http://www.mohr.de/vg/200jahre_b.htm



1878: J.C.B. Mohrs Söhne Ernst und Carl Mohr verkaufen den J.C.B. Mohr-Verlag an J. G. Kötzle und Paul Siebeck (Tübingen) (1880 Übersiedlung nach Freiburg)



Literatur:

Herbert Levin, Die Heidelberger Romantik. Preisschrift der Corps-Suevia-Stiftung der Universität Heidelberg. München 1922, S. 34

Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten. Heidelberg 1992, S. 276

[Armin Schlechter], 'Ein Knab auf schnellem Roß'. Die Romantik in Heidelberg. Ausstellungskatalog / Universitätsbibliothek Heidelberg. Bearb. von Armin Schlechter unter Mitwirkung von Martina Rebmann. (Schriften der Universitätsbibliothek; Bd. 7) Heidelberg 2006

Armin Schlechter, Die Romantik in Heidelberg. Brentano, Arnim und Görres am Neckar. Nachwort von Andreas Barth. Heidelberg 2007, S.61ff.

Rudolf Schmidt, Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 701-703

Carl Winter, 175 Jahre Universitätsverlag C. Winter in Heidelberg 1822-1997. Ein Überblick. Heidelberg 1999

http://www.zeno.org/Schmidt-1902/A/Mohr,+Jacob+Christian+Benjamin