Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV
Georg Friedrich Creuzer
*10. März 1771 Marburg/Lahn
†16. Februar 1858 Heidelberg
klassischer Philologe, Altertumsforscher, Hofrath, Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften
Vater: Buchbinder, Steuereinnehmer
Gymnasium Marburg
1789: stud. Theologie an der Universität Marburg. Bekanntschaft mit Clemens Brentano.
1790: stud. Philologie und Philosophie an der Universität Jena (u.a. bei Schiller). Bekanntschaft mit Georg Philipp Friedrich von Hardenberg (Novalis)
1791: Marburg. Gibt Privatunterricht. Freundeskreis von Friedrich Karl von Savigny.
1798: Universität Leipzig
1799: Habilitation
1799: Heirat mit der 13 Jahre älteren Sophie Leske (1758 - 1831), Witwe des Prof. Nathanael Gottfried Leske in Marburg
1800: Professor für klassische Philologie in Marburg (Griechisch, Eloquenz)
1804: Über die historische Kunst der Griechen
April 1804: geht auf Einladung des Theologen Karl Daub nach Heidelberg. Wohnt am Kornmarkt.
17. April 1804: Creuzer an Brentano: „...wenn ich jetzt bei meinen einsamen Wanderungen in den mächtigen Ruinen des hiesigen Schlosses unsere neuteutsche Kleinheit fühle, empfinde ich lebhaft, daß diese Stadt ein Ort für Männer sei, die das alte große Teutschland in ihrem Herzen tragen..., die den alten Romantischen Gesang in seiner Tiefe aufzufassen und auf eine würdige Weise wieder zu beleben vermögen“
1804-1845: Professor für klassische Philologie und Alte Geschichte in Heidelberg. Vorlesungen über antike Literatur, Archäologie, Mythologie.
1804-1806: Liebesbeziehung zu der Dichterin Caroline von Günderode
5. August 1804: Ausflug mit Günderode u.a. nach Stift Neuburg und den Altan des Schlosses
Oktober 1804: Creuzer gesteht Caroline bei einem Besuch in Frankfurt seine Liebe; sie weist ihn zuerst ab, erwidert dann seine Liebe.
16. Oktober 1804: Besuch in Frankfurt
1. Mai 1805: Besuch in Frankfurt
22./23. September 1805: Treffen mit Günderode in Heidelberg
18. Oktober 1805: Besuch in Frankfurt
1805-1810: Creuzer und Karl Daub geben bei Mohr & Zimmer die Heidelberger Studien in sechs Bänden heraus. "Mehrere Zweige der Wissenschaften und Künste" sollten hier im ersten Sammelwerk des Verlages zu Wort kommen. Mit Autoren wie Böckh, Fries, Görres, Wilhelm Grimm, Marheinecke und de Wette findet hier ein Autorenkreis ein erstes Forum, der lange Jahre Heidelberger Debatten im Widerstreit zwischen Romantik und Aufklärung prägen sollte. http://www.mohr.de/vg/200jahre_a.htm
1806: auf den Rat Creuzers hin bricht Caroline Günderode mit Bettine Brentano
27. Juni 1806: letzter erhaltener Brief Creuzers an Caroline
1806: Letztes Treffen mit Creuzer in Frankfurt; Caroline kehrt erschöpft zurück, fällt in ein schweres Nervenfieber. Creuzer gelobt seiner Frau, das Verhältnis mit Caroline abzubrechen. Nach der Genesung läßt er Caroline mitteilen, daß ihr Verhältnis aufgelöst sei.
26. Juli 1806: Caroline, die sich in Winkel am Rhein aufhält, verabschiedet sich zu einem Spaziergang und erdolcht sich am Rheinufer
12. März 1807: Mitbegründer und Direktor des Philologisch-Pädagogischen Seminariums in Heidelberg
1807: Das akademische Studium des Althertums (bei Mohr & Zimmer)
1807: Bruch mit Johann Heinrich Voß
1808: Gründung der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur, die bei Mohr und Zimmer erscheinen (bis 1872)
September 1808: „Arnim ist nun auch weg, und was poetische Ader hatte, hat das kalte Neckarloch verlassen, über das, fürchte ich, der bösen Dünste wegen bald ebenso wenig poetische Vögel mehr fliegen werden, wie über den Avernusschlund wirkliche“ (Creuzer an Görres)
Sommer-Herbst 1809: Berufung an die Universität Leiden
1810: nimmt als erster Professor an der Heidelberger Universität die Archäologie in seine Lehrveranstaltungen auf und macht sie zum Thema von Publikationen
20. September – 7. Oktober 1815: letzter Besuch Goethes in Heidelberg
1815: Goethe sendet ihm das Gedicht Gingko biloba zu mit der Bemerkung „Zur Erinnerung glücklicher Septembertage 1815“
um 1816: wohnhaft am Kurzen Buckel 77 (Burgweg 12?)
18. Juli 1817: Überbringung des Doktordiploms (Dr. phil. h. c.) der Universität Heidelberg an Jean Paul durch Hegel und G. F. Creuzer und zwei Pedellen
19. Juli 1817: Doktorschmaus mit Jean Paul bei G. F. Creuzer
1824-1841: wohnhaft Plöck 109 (Haus zerstört)
1826: Reise nach Paris
1831: Tod von Sophie Creuzer. Heirat mit Anna Sebastian, Tochter des Prof. der Medizin Sebastian
1833: Creuzer veröffentlicht Geschichte alt-römischer Cultur an Ober-Rhein und Neckar
30. Dezember 1834: Stiftung des Antiquarium Creuzerianum, das 1848 zum Grundstock der archäologischen Sammlung der Universität Heidelberg wird, durch Studenten
23. April 1838: Fund eines Mithras-Reliefbilds in Neuenheim am südwestlichen Hangfuß des Heiligenbergs (2,26 m hoch, heute: Neuenheimer Landstraße). Der Fund wird von Georg Friedrich Creuzer identifiziert und veröffentlicht („Das Mithreum von Neuenheim“), in der Universitätsbibliothek aufgestellt, von Großherzog Leopold um 600 fl. erworben und 1846 in die Kunsthalle Karlsruhe gebracht.
1844-1858: wohnt Friedrichstraße 11
1845: bittet um Entbindung vom Lehramt
1848: veröffentlicht Aus dem Leben eines alten Professors (Selbstbiographie)
1849: Orden Pour le Mérite
befreundet mit Dr. med. Johann Jacob Loos (1776–1838); Karl Philipp Kayser (1773-1827)
Veröffentlichungen:
Das akademische Studium des Alterthums (1807)
Friedrich Creuzer, Symbolik und Mythologie der alten Völker, besonders der Griechen (4 Bde., 1810-12)
Friedrich Creuzer, Abriß der römischen Antiquitäten zum Gebrauch bei Vorlesungen. Leipzig, Darmstadt 1824
[Friedrich Creuzer], Friderici Sylburgi Epistolae quinque ad Paulum Melissum, nunc primum. ed. Fridericus Creuzer. Francofurti a. M. 1827
Georg Friedrich Creuzer, Zur Geschichte Alt-Römischer Cultur an Ober-Rhein und Neckar... Leipzig, Darmstadt 1833
Georg Friedrich Creuzer, Das Mithreum von Neuenheim. Heidelberg 1838
Friedrich Creuzer, Aus dem Leben eines alten Professors (Selbstbiographie) Leipzig, Darmstadt (Leske) 1848, 1858
Friedrich Creuzer, Das akademische Studium des Alterthums, nebst einem Plane der humanistischen Vorlesungen und des philologischen Seminarium auf der Universität zu Heidelberg. Hg. von Jürgen Paul Schwindt (Faksimile-Ausgabe Heidelberg 1807). Heidelberg 2007
Hessische Briefe des 19. Jahrhunderts. Briefe Friedrich Creuzers an Savigny (1799–1850). Unter Mitarbeit von Ingeborg Schnack hg. von Hellfried Dahlmann (in Verbindung mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften). Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen Band 23/02. Berlin 1972
Literatur:
[Oswald Dammann (Hg.)], Friedrich Creuzer und die Boisserée. Unveröffentlichtes aus dem Boisserée-Nachlaß, in: ZGO NF Bd. 51 (1938), S. 237-258
Oswald Dammann, Briefe Friedrich Creuzers an Johann Heinrich Christian Bang, in: Neue Heidelberger Jahrbücher NF. 1938. Heidelberg 1938
Theophor Wilhelm Dittenberger, Die Universität Heidelberg im Jahre 1804. 1844 [Mays (Brosch.) 25,2 RES]
Frank Engehausen, Jürgen P. Schwindt, Armin Schlechter (Hg.), Friedrich Creuzer 1771-1858. Philologie und Mythologie in der Zeit der Romantik (Archiv und Museum der Universität Heidelberg, Schriften, Band 12). Ubstadt-Weiher Februar 2008
Klaus Heitmann, Französische Romantiker zu Besuch in Heidelberg, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 11/2006, S. 33f., 35
Andreas Hensen, Friedrich Creuzer (1771-1858), ein Pionier der archäologischen Forschung und Lehre in Baden, in: Archäologische Nachrichten aus Baden 76/77 (2008). S. 105ff.
Christoph Jamme, „Göttersymbole“. Friedrich Creuzer als Mythologe und seine philosophische Wirkung, in: Heidelberger Jahrbücher 51 (2007), S. 487-498
Karl Philipp Kayser, Aus gärender Zeit. Tagebuchblätter des Heidelberger Professors Karl Philipp Kayser aus den Jahren 1793 bis 1827 mit 10 Abbildungen nach zeitgenössischen Bildern von Friedrich Rottmann. Herausgegeben von Franz Schneider. Karlsruhe 1923, S. 50 et passim
Richard August Keller, Geschichte der Universität Heidelberg im ersten Jahrzehnt nach der Reorganisation durch Karl Friedrich (1803-1813). Heidelberg 1913, S. 218-220 u.ö.
Eva Kocziszky, „Xalepa ta kala“. Das Konzept und die Rolle des Orients in Creuzers Werk im Vergleich zu Görres, HdJ 51, 2008, S. 299–320
Herbert Levin, Die Heidelberger Romantik. Preisschrift der Corps-Suevia-Stiftung der Universität Heidelberg. München 1922, S. 26ff., 30ff., 49ff., 69ff., 118ff. u.ö.
Karl Preisendanz (Hg.), Die Liebe der Günderode. Friedrich Creuzers Briefe an Caroline von Günderode. Hg. und eingel. von Karl Preisendanz. München 1912
Paul Pattloch, Unbekannte Briefe der Karoline von Günderode an Friedrich Creuzer, in: Hochland, Jg. 35,1 (1937), S. 50-59
Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten. Heidelberg 1992, S. 276
[Armin Schlechter], 'Ein Knab auf schnellem Roß'. Die Romantik in Heidelberg. Ausstellungskatalog / Universitätsbibliothek Heidelberg. Bearb. von Armin Schlechter unter Mitwirkung von Martina Rebmann. (Schriften der Universitätsbibliothek; Bd. 7) Heidelberg 2006, S. 25
Armin Schlechter, Die Romantik in Heidelberg. Brentano, Arnim und Görres am Neckar. Nachwort von Andreas Barth. Heidelberg 2007, S. 77-84
Arthur von Schneider, Die Erwerbung des Mithrasdenkmals in Heidelberg-Neuenheim, in: ZGO 107, 1959, S. 507
Franz Schneider, Geschichte der Universität Heidelberg im ersten Jahrzehnt nach der Reorganisation durch Karl Friedrich (1803-1813). Heidelberg 1913, S. 85-87, 99-101, 121-126, 158-161, 218-222, 284-287, 289-291, 293-297 u.ö.
Gerhard Schwinge, Creuzers Symbolik und Mythologie und der Antisymbolikstreit mit Voß sowie dessen Kryptokatholizismusvorwurf, in: Frank Engehausen, Armin Schlechter, Jürgen
Paul Schwindt (Hg.), Friedrich Creuzer 1771-1858. Philologie und Mythologie im Zeitalter der Romantik (Begleitband zur Ausstellung in der Universitätsbibliothek Heidelberg 12. Februar - 8. Mai 2008). hg. von Frank Engehausen, Armin Schlechter und Jürgen Paul Schwindt. (Schriften / Archiv und Museum der Universität Heidelberg, 12) Ubstadt-Weiher 2008#
Martin Stolzenau, Der Romantiker unter den Philologen. Der bedeutende Heidelberger Philologe Georg Friedrich Creuzer starb vor 150 Jahren, in: RNZ, 9. 2. 2008
Friedrich Strack (Hg.), 200 Jahre Heidelberger Romantik. Mit Beiträgen zahlreicher Fachwissenschaftler. (Heidelberger Jahrbücher. 51/2007). Berlin, Heidelberg 2008
Urlich, Georg Friedrich Creuzer; in: Allgemeine Deutsche Biographie 4, 593-596
Heribert Vogt, Viel Licht, aber auch Schatten. Zum 250. Geburtstag von Georg Friedrich Creuzer – Schlüsselgestalt der Universität Heidelberg ist für die tragische Beziehung zu Karoline von Günderrode bekannt, in: Rhein-Neckar Zeitung | Heidelberger Nachrichten | FEUILLETON, Mittwoch, 10. März 2021 Seite 11
Georg Weber, Heidelberger Erinnerungen. Am Vorabend der fünften Säkularfeier der Universität. Stuttgart 1886, S. 110-122
http://www.uni-heidelberg.de/institute/fak8/arch/institut/geschichte_profil.htm (Archäologisches Institut, Geschichte)
Georg Friedrich Creuzer (Universität Heidelberg)
Gedruckte Werke des Autors Georg Friedrich Creuzer in der Badischen Landesbibliothek
siehe auch: Günderode