Heidelberger Geschichtsverein

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Johann Christoph Gatterer [„Vater“]

*13. Juli 1727 Lichtenau bei Ansbach

+1799

Historiker, Professor in Göttingen

Vater: Melchior Gatterer (*1687)

Mutter: Gertraud Gatterer geb. Mayer

Sohn: Christof Wilhelm Jakob Gatterer (1759–1838)

Begründer der historischen Hilfswissenschaften in Göttingen und dadurch in Deutschland. Sammelt als Anschauungsmaterial zu seinen Paläographie-Vorlesungen Originalurkunden, Handschriften, Siegel und Siegelstempel etc.



1736: Lateinschule

1747: immatrikuliert sich an der Universität Altdorf (1575/1622-1809). Stud. Geschichte, Philosophie, Philologie, orientalische Sprachen, Mathematik, später auch Theologie.

Hauslehrer.

Freundschaft mit dem Professor der Rechte Johann Heumann (+1760), dessen Siegel- und Urkundensammlung er erbt.

1751: Magister

1752: Habilitation. Privatdozent für Geschichte an der Universität Altdorf.

1752: gibt die Stelle als Privatdozent auf, um Lehrer am Gymnasium Aegidianum in Nürnberg zu werden.

1753: erlangt das Nürnberger Bürgerrecht. Heirat mit Helena Barbara Schubart (1728-1806):

1756: Professor für Reichshistorie und Diplomatik am Auditorium Publicum

Juli 1759: wird als Nachfolger von Johann David Köhler auf den Göttinger Lehrstuhl berufen

1765: Elementa artis diplomaticae



Gatterers Apparat stellt eine Sammlung von Urkunden dar und umfaßt 4.458 Urkunden vom 9. bis 19. Jahrhundert, die vorwiegend den Raum Pfalz/Rheinhessen betreffen. Johann Christoph Gatterers Sohn Christof Wilhelm Jakob Gatterer (1759-1838) baut den Apparat aus, wobei er besonders von der im Reichsdeputationshauptschluß erfolgten Säkularisation der rheinischen Klöster profitiert.

Nach dem Tod des jüngeren Gatterer soll der diplomatische Apparat verkauft werden. Als sich dafür in Deutschland keine Interessenten finden, wird er dem Luzerner Staatsarchivar Ludwig Keller angeboten. Dieser kann zwar selbst nicht genügend Mittel zu einem Kauf aufbringen; durch seine Vermittlung erwirbt jedoch die Zisterzienser-Abtei St. Urban (Kanton Luzern, http://www.st-urban.ch/kloster_frm.html) 1839 die Sammlung. Nach der Aufhebung des Klosters 1848 gelangt der Apparat zunächst in die Kantonsbibliothek zu Luzern, 1870 ins Staatsarchiv Luzern. Dort fertigte der Archivleiter Theodor von Liebenau ein Verzeichnis des Bestandes. Seine Regesten sind oft unvollständig, die Personen- und Ortsangaben und Datierungen nicht selten falsch. Dennoch ist Liebenaus Verzeichnis der einzige Zugang zur Sammlung. Im Januar 1997 wird Gatterers Apparat an das Land Rheinland-Pfalz verkauft und befindet sich seither im Landesarchiv Speyer http://www.landeshauptarchiv.de/speyer/.





Literatur:

Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein 6/2001, S. 207, 210

Landesforstverwaltung (Hg.), Biographie bedeutender Forstleute aus Baden-Württemberg. Selbstverlag der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg. Stuttgart 1980

Viktor Carl, Lexikon der Pfälzer Persönlichkeiten. Edenkoben 1998

Oswald Dammann, Zur Geschichte von Gatterers diplomatischem Apparat, in: Archivalische Zeitschrift, Bd. 38 (1929), S. 292ff.

Karl-Heinz Debus (Hg.), Landesarchiv Speyer. Der Gatterer-Apparat (=Kulturstiftung der Länder, Patrimonia 119). Speyer 1998

Karl Heinz Debus, Regesten der Urkunden des Zisterzienserklosters Schönau vor 1300 im Bestand F7 (Gatterer-Apparat) des Landesarchivs Speyer, in: Kloster und Hühnerfautei Schönau. Hg. vom Kreisarchiv und dem Referat für Öffentlichkeitsarbeit des Rhein-Neckar-Kreises in Verbindung mit der Stadt Schönau und dem Verein Alt Schönau e.V. (Bausteine zur Kreisgeschichte / Rhein-Neckar-Kreis; Baustein 5). Heidelberg 2002, S. 35-113

Rudolf Eckart, Lexikon der niedersächsischen Schriftsteller von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Osterwieck 1891

Richard Heß, Gatterer, Christoph, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8. Leipzig 1878, S. 409f.

Richard Heß, Lebensbilder hervorragender Forstmänner und um das Forstwesen verdienter Mathematiker, Naturforscher und Nationalökonomen. Berlin 1885

Walther Killy, Rudolf Vierhaus (Hg.), Deutsche Biographische Enzyklopädie. München u. a. 1995-1999

Hans-Erhard Lessing, Technologen an der Universität Heidelberg, in: Semper Apertus. Sechshundert Jahre Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1386-1986. Festschrift in sechs Bänden. Bd. II. Heidelberg 1985, S. 116-120

Wolfgang Ollrog (Bearb.), Johann Christoph Gatterer, der Begründer der wissenschaftlichen Genealogie. Eine Untersuchung der bisher bekannten Quellen und Veröffentlichungen über seine Herkunft, sein Leben und Werk sowie seine Nachkommen. Im Auftrag der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft mit dem Sitz in Göttingen, Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete mit Praktischer Forschungshilfe, 47. Jahrgang, Heft 81/82, Februar 1981. Limburg/Lahn 1981, S. 28ff.

A. Rothert, M. Peters (Hg.), Allgemeine hannoversche Biographie. Erster Band: Hannoversche Männer und Frauen seit 1866. Hannover 1912-1916

Armin Schlechter, Die Romantik in Heidelberg. Brentano, Arnim und Görres am Neckar. Nachwort von Andreas Barth. Heidelberg 2007, S. 89

Friedrich August Schmidt, Bernhard Friedrich Voigt (Hg.), Neuer Nekrolog der Deutschen. Ilmenau u. a. 1824-1856

Friedrich von Weech, A. Krieger (Hg.), Badische Biographien, Bd. 1. Heidelberg 1875, S. 278f.