Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV

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Zitate zu Alois Wilhelm Schreiber (Aloys Schreiber) (1761-1841)

Werke von A. W. Schreiber

Der Strom der Zeit

Sekundärliteratur

Begleitheft zur Ausstellung 2006

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Zitate über Schreiber:

Ich habe neulich gewagt, dem Herrn Koadjutor für einen erzunglücklichen Mann, der Hungers zu sterben besorgen muß, zu schreiben. ... Er heißt Professor Schreiber, war in Baden am Gymnasium, verging sich mit einem Mädchen und heirathete sie. Er war geistlich, hatte aber weder Gelübde noch Orden, doch konnte man ihn nicht mehr behalten; nun wurde ihm Hoffnung gemacht, ihn im Politischen zu brauchen, wenn er sich habilitiren würde.“ (Johann Georg Schlosser an den kurmainzischen Bibliothekar Johannes von Müller, 7. September 1787)

Schreiber, der ein sehr guter Mann ist und schöne alte Kupfer hat, ist ausnehmend dienstfertig und sammelt jetzt für unsere Lieder“ (Arnim an Brentano, Februar 1806, nach Biehler (1942) S. 637)

Ich besuche Schreiber zum erstenmal. Ein wackerer, herrlicher Mann, von dessen Unterhaltung ich mir noch viel verspreche. Was das Publikum nicht schätzt, das sind oft die reichen, im Stillen glänzenden Erze, die nur nicht flimmern, weil sie Gediegenheit in sich haben. So geht es manchen Menschen, die wie Könige der Untererde erst zu Tage befördert werden müssen, wenn sie glänzen (sollen)“ (Wilhelm Budde, stud. theol., 14. September 1807, zit. nach Otto Biehler 1942, S. 642)

Gestern Abend verflossen uns herrliche Stunden bei Schreiber. [. . .] Er führte uns schnell ins Vorzimmer, bis der Tisch abgedeckt war, und nun schlossen wir und seine Frau und [Tochter] Nanntchen einen traulichen Kreis um den Tisch, der bald noch durch Michaelis vergrössert wurde. Tausend abwechselnde Gespräche erheiterten uns alle. Bald Komisches, bald ernstere Gespenster- und Ahndungsgeschichten führten fast die Mitternacht herbei.“ (8. November 1807, Wilhelm Budde 1920, S. 165)

Wir besuchten Schreibers Vorlesung gegen 10 Uhr über Ästhetik. Hätten wir es nicht versprochen, so wäre es wohl nicht geschehen, denn es mochte ihm eben nicht zu angenehm sein. Ich fand mich nicht über meine Erwartung getäuscht. Sein freier Vortrag war äusserst korrekt und angenehm. Er sprach über die gemischten Dichtungsarten, die Idylle und ihren Gegensatz die Satire, die Fabel, und zuletzt über das Epigramm, mit einer klaren, wenn auch nicht tiefen Einsicht, und mit einem Blick in das innere Zusammenhängen der Poesie, der gerade für den Anfänger in dem Kunst-Erkennen mehr vorteilhaft sein müsste als jede andere, vielleicht lebendigere und höhere, aber eben deshalb dem sich noch entwickelnden Verstande unzugängliche und unverständliche Ansicht. Wenn irgend einer, so verdiente Schreiber öffentlich vor zahlreichen Zuhörern zu lesen. Aber wie so oft birgt sich auch hier das Verdienst im Dunkeln, und der würdige Mann, verkannt von der Welt, gerät dann leicht in Gefahr auch diese zu verkennen und sich in eben dem Grade nur immer weiter von der Welt und seinem Ruhm selbst zurückzuziehen, als ihm anfangs jene nicht genug Beifall zu geben schien. Ein grosser Nachteil für sein Ansehen ist auch das noch, dass er mit seinen Zuhörern in eine zu genaue Berührung kömmt und in Gespräche vor und nach dem Collegium mit ihnen gerät, die mehr seiner Würde schaden, als sie ein freundschaftliches Verhältnis des Lehrers und des Zuhörers fördern. Es ist notwendig mit dem verbunden, dass er seine Vorlesung auf einem Zimmer hält.“ (Wilhelm Budde, 22. März 1808)

Zwar hörte ich in meinem Collegium über Ästhetik (bei Professor Aloys Schreiber, der selbst ein nicht ganz unbedeutender Dichter war) manche Ansicht, die mich ansprach und die ich mir aneignete. Aber der damals vorherrschende poetische Geschmack war von der Art, daß er das höchste Erstaunen in mir erregte und mich eine Zeit lang völlig verwirrte“ (Theodor [Erasmus] Hilgard, in: Meine Erinnerungen. [Heidelberg] [ca. 1860], S. 141)

Er war von Mittelgröße, vom Alter schon ein wenig vorwärts gebeugt, mit ziemlich wirrem, grau gemengtem Harr, sehr buschigen Brauen, unter welchen ein paar graue Augen blickten... Die feine Adlernase verstärkte den Ausdruck der sarkastischen Mundwinkel mit den eng geschlossenen Lippen... Sein nicht starkes Organ ließ sich am liebsten in vornehm gemessenem Tone des Dozenten vernehmen, gegen den jeder Widerspruch gewagt erscheinen muß, erging sich aber auch gelegentlich sehr gewandt im Gebiete des Sarkasmus und des Witzes. Es war der Hofrat Aloys Schreiber, bekannt als Lehrer der Ästhetik, beliebt als Dichter, der ohne Zweifel für seinen Nachruhm Edleres zu liefern imstand gewesen wäre, wenn er nicht zu viel Zeit und Kraft auf flüchtige Brotarbeiten verschwendet und sein Gemüt gar häufig durch beißende Kritik und Katzbalgerei vergällt hätte“ (Ferdinand von Biedenfeld über Schreibers Heidelberger Zeit, zit. nach Otto Biehler 1942, S. 657)

Professor Schreiber gefiel mir weniger [als Hofrat Voß]; er hatte mehr intriguante Züge, und der Professor leuchtete überall heraus“ (Johann Baptist Gänsbacher, Komponist, 1791-1864; um 1810)

Nun sind die Schriften dieses Mannes von einer Talentlosigkeit und so allen Geistes leer, daß die oft nicht unwitzige `Comoedia´ den armseligen Professor Schreiber gar nicht erkennen läßt“ (Franz Blei, in: Comoedia Divina mit drei Vorreden von Peter Hammer, Jean Paul und dem Herausgeber. [Basel?] 1808. Nachdruck, hg. von Franz Blei. Leipzig 1907, S. 102f.)

Die Kraft zu einer bedeutenden literarischen Tat hat er nicht besessen“ (Otto Biehler 1926)

Auch die Berücksichtigung der Berufung der Bewerbung von Alois Friedrich Schreiber [sic] um die Professur für Ästhetik 1805 erwies sich als Mißgriff“ (Eike Wolgast, Phönix aus der Asche? Die Reorganisation der Universität Heidelberg zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in: Friedrich Strack (Hg.), Heidelberg im säkularen Umbruch. Traditionsbewußtsein und Kulturpolitik um 1800 (Deutscher Idealismus. Philosophie und Wirkungsgeschichte in Quellen und Studien, Bd. 12). Stuttgart 1987, S. 53)

"Anderen in ihrer „eitlen Polymathie“ hat er nicht nacheifern wollen; und doch war er, der Lebensnot gehorchend, einer, der viel gelesen, gelernt und studiert hat aus der Natur, der Literatur und Geschichte und fortdauernd publizieren mußte. Der entlaufene, eher relegierte Theologe wurde Theaterkritiker und Librettist in Mainz und verdingte sich als Erzieher eines gräflichen Zöglings, war Chronist des Rastatter Kongresses, die Heidelberger Jahre als Professor der Ästhetik waren durch ungenügendes Gehalt für die größer gewordene Familie bedrückend, der Karlsruher Historiograph mußte sich mit der Geschichte Badens und des Fürstenhauses beschäftigen und brachte Reise-Handbuch um Reise-Handbuch heraus; auf immer neue Tarife, geänderte Fahrpläne und touristische Kommoditäten mußte verlegerisch reagiert werden (durchaus verbesserte und sehr vermehrte Auflage). Auch die Widmungen u.a. an Goethe, J.G. Jacobi, Schiller, Tieck und Voß, Vater und Sohn, und auch seitens des Verlegers folgen dem Kalkül eines notwendigen Verkaufserfolgs. Schreiber sammelte und stellte auch immer neu Volkssagen zusammen." (Reinhard Düchting)

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Zitate von Schreiber:

Freundlich waltet noch Mutter Natur, und nimmer verändert

sich ihr liebender Sinn, arten die Kinder auch aus.

Aber der Mensch, im Bund mit der Zeit, er kann nur zerstören;

was er bildet, es ist inneren Lebens beraubt.

(„Elegie“, Baden, am 30. Juli 1809, Heidelberger Taschenbuch auf das Jahr 1810, S. 215-217)

Die bildende Kunst hatte hier nie einen Tempel, und die Mannheimer Galerie und Antikensammlung wirkte nicht über das Weichbild jener Stadt hinaus. Gemälde- und Kupferstichsammlungen fehlen in Heidelberg, der Künstler muß sich mit Privatunterricht mühsam durchschlagen. Es giebt hier zwei oder drei wackere Tonkünstler, und daneben einen Haufen lustiger Musikanten, die, den Sommer über, theils die benachbarten Bäder besuchen, theils die Freude der Dorfkirmessen befördern.“

Das gesellige Leben ist nicht die glänzende Seite Heidelbergs. Einzelne Familien halten sich zusammen, die meisten gehen ihren Weg allein. Dieß läßt sich erklären, theils aus dem egoistischen Streben der Zeit, theils aus dem Umstande, daß durch die politische Veränderung Heidelbergs und die Wiederherstellung der Akademie, viele Fremde hier angestellt wurden, die sich selbst einander selbst fremd waren und weder unter sich noch mit den Einwohnern Berührungspunkte fanden oder finden wollten.“

Ein Theater fehlt, und keine Schauspielergesellschaft darf hier Vorstellungen geben. Das mag gut seyn im Allgemeinen, aber in Heidelberg hat es auch sein Schlimmes. Die Nähe von Mannheim ist zu anlockend, und geht dabei auch Geld verloren und noch überdieß Zeit, die mehr wert ist als Geld“ (Heidelberg und seine Umgebungen. 1811)

Gegen Kaffeeprophetinnen und Köchinnen von Liebestränken sind unsere Polizey=Anstalten auf der Hut, aber jedem Schwindler, der seine Doktormütze gelöst hat, stehen die Lehrstühle auf unsern Akademien offen“ (Julius [Aloys Schreiber]: Deutschlands Wiedergeburt durch seine neueste Literatur, in: Morgenblatt für gebildete Stände Nr. 84 vom 8. 4. 1811, zit. nach M. Mojasevic: Zum Thema: Cottas „Morgenblatt“ und Jacob Grimm, in: Brüder Grimm Gedenken, Bd. 3. Marburg 1981, S. 126 [gegen die „Herrn Achim von Arnim, Brentano, Görres, und die übrigen Gevattern und Gevatterinnen“]

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