Heidelberger Geschichtsverein e.V. (HGV)



Die Herren von Handschuhsheim und ihre Angehörigen (in chronologischer Folge)





Vermutlich gab es zwei Geschlechter der Herren von Handschuhsheim, die genealogisch nicht zusammenhängen. Dies geht aus den verschiedenen Namen hervor, die sich beim Adel zu vererben pflegten. Beide Familien kamen als Ministerialen des Kloster Lorsch nach Handschuhsheim, und beide führten den Handschuh in ihrem Wappen. (Blasonierung: silberner schräggestellter Handschuh auf blauem Grund. Ab dem 14. Jh. findet sich als darstellende Variante hier und da eine Quaste am Handschuh, manchmal ist der Saum des Handschuhs rot gefüttert.)

Das ältere Geschlecht der Herren von Handschuhsheim führt u. a. die Namen Rumhard und Ingram. (Rumhardus, Lorscher Ministeriale, um 1130). Um 1230 siedelte dieses Geschlecht nach Heidelberg, später nach Bergheim und Wieblingen über und starb vermutlich um 1400 aus. Sein Sitz könnte die vermutete Burg am Westabhang des Heiligenbergs (vgl. FN Bürgel, Birgel) gewesen sein. Ob mit Aufgabe der Burg auch die ältere Adelsfamilie den Ort verließ, läßt sich nicht klar nachweisen. Ihre Güter in Handschuhsheim werden im Jahr 1223 zum letzten Mal erwähnt. Das im Dienste der Reichsabtei Lorsch stehende ältere Geschlecht war später in Heidelberg, Bergheim und Wieblingen ansässig, dann verliert sich seine Spur. Die Familie endet mit Ingram von Handschuhsheim, 1363 Burggraf in Alzey, und dem 1393 belegten Ingram von Wieblingen, wohl seinem Sohn.

Das jüngere Geschlecht der Herren von Handschuhsheim führt u. a. den Namen Swiger (Swigger, Swicker, Suiger). Sie dürfte ebenfalls aus der Lorscher Ministerialität stammen. Sie bewirtschafteten in einer Wasserburg, am Westrand des Dorfes Handschuhsheim gelegen, ein Lehnsgut des Kloster Lorsch. Seit 1195 treten sie in der pfalzgräflichen Ministerialität auf. Als Lehnsträger der Pfalzgrafen erwarben sie ansehnliche Besitzungen. Sie gründeten ihre Herrschaft ausschließlich auf den ihnen gehörenden Grundbesitz. Die eigentlichen Herrschaftsrechte (Ortsherrschaft), gehörten den Herren von Schauenburg und kamen vom Kloster Lorsch her. Ihre Grablege war bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1600 die heutige St. Vitus-Kirche, wovon noch zahlreiche Grabplatten zeugen. Der Umbau der Kirche 1483 ist durch einen Schlußstein mit dem Wappen der Herren von Handschuhsheim bezeugt, der heute über dem östlichen Nebeneingang der Kirche eingemauert ist. Seit dem 14. Jahrhundert standen die Herren von Handschuhsheim ganz im Dienst der Pfalzgrafen. Das höchste Amt übte Dieter von Handschuhsheim als Hofmeister des Kaisers Ludwig des Bayern von 1338 bis 1346 aus, sein gleichnamiger Enkel und dessen Enkel waren am Ende des 14. und im 15. Jahrhundert pfälzische Hofmeister. Am 31. Dezember 1600 starb der letzte des Geschlechtes, Hans von Handschuhsheim. Er wurde am 8. Januar 1601 vor dem Altar des alten Chores der St. Vituskirche mit Schild und Schwert beigesetzt. Johann Bockstad hielt die „Leichpredigt bey dem Begräbnus deß strengen vnd edlen Junckern, Johanßn von Hendschuchsheim, deß letzten dieses vralten Stammes“ (erschienen 1601 in Heidelberg bei Lancellotus) [UB: B 425-39-10 RES]

Der Tod des letzten Handschuhsheimers


Swigerus de Henscusheim

(Anfang 13. Jh.)



Rumhardus et Ingram de Henscuesheim

ministeriales Laureshamenses

um 1130/1160



Gudda de Hentschusheim et Volcmarus vir eius

um 1198



Heinricus dictus Eppinger de Hentschucheim miles

um 1254



Marquardus de Henschuhisheim

um 1261



Heinricus Spengarius de Henschuhesheim miles

um 1268



Swikerus advocatus et Waltherus fratres de Hentschuesheim

um 1293



Johannes dictus de Hentzusheim

um 1294



Swiggerus miles

patruelis Johannis de Hentzusheim, Herbordus armiger, fratris eius filius

um 1316



Diether von Handschuhsheim, miles

Ehefrau: Gertrut von Gemmingen

1338-1346: Hofmeister bei Kaiser Ludwig dem Bayer



Wilhelm von Handschuhsheim

†29. November 1362 (Grabmal in St. Vitus)

vgl. Renate Neumüllers-Klauser (Bearb.), Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg. (Die deutschen Inschriften, 12. Heidelberger Reihe, 4) Stuttgart 1970, S. 32



Ingram von Handschuhsheim

1363: Burggraf zu Alzey


Heinrich von Handschuhsheim

†20. September 1363 (in St. Vitus begraben, Nr. 53)

vgl. Renate Neumüllers-Klauser (Bearb.), Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg. (Die deutschen Inschriften, 12. Heidelberger Reihe, 4) Stuttgart 1970, S. 33



Heinrich II. von Handschuhsheim

†3. August 1376 (in St. Vitus begraben)

1375: Heinrich und Dieter von Handschuhsheim errichten die Kirche zu Dossenheim

http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/vitus06.htm



Diether IV. von Handschuhsheim

†1403

pfälzischer Hofmeister und Marschall

Söhne: Henne und Heinrich

1387: wird als Geselle der „Gesellschaft zum Esel“ genannt

1400: erhält den Zehnten zu Neckarau, ist Vogt zu Hermsheim

1401: König Ruprecht I. verleiht ihm den Freihof Bergheim

1402: Verpfändung der Stadt Eberbach und der Burgen durch Ruprecht III. von der Pfalz an die Herren von Handschuhsheim und Hirschhorn


Hartman von Hentschußheim edelknecht

Vater: Diether von Handschuhsheim

Ehefrau: Kristin von Handschuhsheim

um 1415/1429

vgl. Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. V/2000, 151f.



Karle von Wartenberg den man nent von Sneberg

Ehefrau: Margrete von Handschuhsheim

um 1415



Nesse von Hentschußheim

um 1415


Elisabeth von Handschuhsheim

†1430

drei Söhne und drei Töchter

verheiratet mit dem Deutschordenskomtur Weiprecht II. von Helmstatt (1369-1421)



Hartmud von Hentschuchßheim

Bruder: Heinrich von Hentschuchsheim

um 1432



Margrete von Handschuhsheim

hern Friderichs von Fleckensteins ritters seligen witwe

um 1432



Heinrich V. von Handschuhsheim

1. Ehefrau: Anna (Ennel) von Erligheim

2. Ehefrau: Ennel von Knebel von Katzenelnbogen (Sohn: Diether V. von Handschuhsheim, 1431-1487)

†2. Juli 1431 (fällt im Lothringer Streit, Schlacht von Bulgnéville)


Magaretha von Franckenstein (Margarete von Frankenstein)

†23. März 1483 (bei den Barfüßern/Franziskanern in Heidelberg begraben, Epitaph in St. Vitus)

Ehemann: Diether V. von Handschuhsheim

vgl. Renate Neumüllers-Klauser (Bearb.), Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg. (Die deutschen Inschriften, 12. Heidelberger Reihe, 4) Stuttgart 1970, Nr. 142

http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/vitus05.htm



Diether V. von Handschuhsheim




Johann (Hans) von Ingelheim

†St. Hilariustag 1519 (Wandgrabmal mit Gemahlin in St. Vitus, hervorragendstes erhaltenes Werk der Spätgotik in Heidelberg)

Hofmeister der Söhne Kurfürst Philipps des Aufrichtigen

Frau: Margarethe von Handschuhsheim (†1500?)

vgl. Renate Neumüllers-Klauser (Bearb.), Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg. (Die deutschen Inschriften, 12. Heidelberger Reihe, 4) Stuttgart 1970, Nr. 212

http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/stadtteile/handsch/vitus01.htm (St. Vitus Johann von Ingelheim und Margaretha von Handschuhsheim)



Christoph von Handschuhsheim (Christoffel von Hendsusheim)

1574/1575: läßt die Handschuhsheimer Wasserburg ummauern

Frau: Anna von Hensmin, geb. von Bettendorf (†30. Oktober 1572)



Anna von Handschuhsheim, geb. von Bettendorf (Anna von Hensmin)

†30. Oktober 1572 (Grabstein in der St. Vitus-Kirche)

Ehemann: Christoph von Handschuhsheim

http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/vitus02.htm



Heinrich (IX.) von Handschuhsheim

†1588 (in St. Vitus begraben)

Ehefrau: Amalie Beusser (Amale Beußer, „Ammel“) von Ingelheim (†1622?)

Sohn: Hans (Johann V.) von Handschuhsheim (†1600)

Tochter: Barbara von Handschuhsheim (†6. Oktober 1599)

http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/vitus03.htm



Amalie Beusser (Amale Beußer, „Ammel“) von Ingelheim

(†um 1622)

Ehemann: Heinrich (IX.) von Handschuhsheim (†1588)

Sohn: Hans (Johann V.) von Handschuhsheim (†1600)

Tochter: Barbara von Handschuhsheim (†1599)

31. Dezember 1600: Hans von Handschuhsheim stirbt. Amalie Beusser verflucht Friedrich von Hirschhorn

8. Januar 1601: Hans von Handschuhsheim wird in Handschuhsheim beigesetzt

12. Mai 1601: Amalie heiratet in Handschuhsheim Nikolaus Heinrich von Eberbach, 1599-1604 kurfürstlicher Kanzler, †1613

1624: das Handschuhsheimer Erbe wird unter ihren beiden Nichten Anna Amalie von Geispitzheim, verheiratet mit Bernhard Horneck von Weinheim, und Anna Barbara von Geispitzheim, verheiratet mit Marquart von Helmstatt, aufgeteilt.

vgl. Herbert Derwein, Handschuhsheim und seine Geschichte. Heidelberg 1933 (Ndr. 1997), S. 90ff.

vgl. Renate Neumüllers-Klauser (Bearb.), Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg. (Die deutschen Inschriften, 12. Heidelberger Reihe, 4) Stuttgart 1970; Nr. 523



Barbara von Handschuhsheim

†6. Oktober 1599

Tochter von Heinrich (IX.) von Handschuhsheim (†1588)

Schwester von Hans von Handschuhsheim (†31. Dezember 1600)

http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/vitus04.htm



Hans von Handschuhsheim (Johann V. von Handschuhsheim)

*um 1584

†31. Dezember 1600

Vater: Heinrich von Handschuhsheim (†1588)

Schwester: Barbara von Handschuhsheim (†6. Oktober 1599)

11. Dezember 1600: Friedrich von Hirschhorn verwundet Hans von Handschuhsheim im Zweikampf zu Heidelberg anläßlich der Doppelhochzeit des Hofmeisters der Kurfürstin und des Heidelberger Burgvogts am Hofe Kurfürst Friedrichs IV.

31. Dezember 1600: Hans von Handschuhsheim stirbt und wird am 8. Januar 1601 vor dem Altar des alten Chores der St. Vituskirche mit Schild und Schwert beigesetzt. Die Leichenpredigt hält der protestantische Pfarrer Johannes Bockstadt.

Friedrich von Hirschhorn wird von der Mutter des Hans von Handschuhsheim verflucht. Friedrich stirbt 1632 ohne Nachkommen. Der Besitz der Handschuhsheimer geht an die Horneck von Weinheim und an die Helmstadt.

1624 wird das Handschuhsheimer Erbe unter den beiden Nichten der Amalie Beusser von Ingelheim (†um 1622), Anna Amalia von Geispitzheim, verheiratet mit Bernhard Horneck von Weinheim, und Anna Barbara von Geispitzheim (†1636) aufgeteilt. Die von Geispitzheim waren die Ortsadeligen des Ortes Geispolsheim bei Straßburg. In einem Separatvertrag wurde Anna Barbara die Tiefburg zugesprochen. Durch ihre Heirat mit Philipp Cuno von Helmstatt (†1640) wurden die Helmstatt in Handschuhsheim ansässig.

Der Tod des letzten Handschuhsheimers

>Grabdenkmal für Junker Hans von Handschuhsheim an der Nordwand des alten Chors der St. Vitus-Kirche Heidelberg-Handschuhsheim (Jakob Müller in Heilbronn zugeschrieben)

Grabinschrift des letzten Handschuhsheimers

http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/vitus04.htm









Literatur:

Archiv für die Geschichte der Stadt. Eine Vierteljahresschrift, hg. von Hermann Wirth. 3 Bände. Heidelberg 1868-1870, Band 1, S. 140ff.

Ph. K. Heinrich Bechtel, Die Edlen von Handschuhsheim bei den Ritterturnieren des Mittelalters, in: Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim 1984, S. 82-84

Ernst Blaum, Die Kirche in Handschuhsheim bei Heidelberg und ihre Denkmäler, in: Neues Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg und der rheinischen Pfalz 7 (1907), S. 1-31 [B5232-1]

Johann Bockstad, Leichpredigt bey dem Begräbnus deß strengen vnd edlen Junckern, Johanßn von Hendschuchsheim, deß letzten dieses vralten Stammes. Gehalten den 8. Ianuarij Anno Christi 1601. Heidelbergae: Lancellotus, 1601 [UB: B 425-39-10 RES]

Christian Burkhart, Dossenheim und die Herren von Handschuhsheim im späten Mittelalter, in: Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim 1996, S. 17-25

Christian Burkhart, Die Herren von Handschuhsheim und der Schwabenheimer Hof, heute ein Ortsteil der Gemeinde Dossenheim, in: Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim 1999, S. 17-23

Herbert Derwein, Handschuhsheim und seine Geschichte. Heidelberg 1933

M. von Ehrental, Der Harnisch des Hans von Ingelheim auf dem Grabdenkmal in der Kirche zu Handschuhsheim, in: Neues Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg und der rheinischen Pfalz, 7 (1907), S. 37-40

A. v. Hamm, Die Denkmäler in der Kirche von Handschuhsheim, in: Deutscher Herold 23 (1892), S. 110-114

Berndmark Heukemes, Zur Entdeckung bedeutender Grabsteine des Handschuhsheimer Rittergeschlechts in der St.Vituskirche, in: Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim 1992, S. 7f.

Eugen Holl, Die Vituskirche als Grablege der Ritter von Handschuhsheim, in: Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim 2000, S. 19-37

Eugen Holl, Das Bürgel in Handschuhsheim, in: Veranstaltungskalender Stadtteilverein Handschuhsheim 1976

Renate Neumüllers-Klauser (Bearb.), Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg. (Die deutschen Inschriften, 12. Heidelberger Reihe, 4) Stuttgart 1970

Renate Neumüllers-Klauser, Fund in der St. Vituskirche, in: Heidelberger Fremdenblatt 12 (1970), S. 20f. [Grabsteinplatte Ingelheim]

Adolf Oechelhäuser (Bearb.), Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg. (Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden, Bd. VIII, 2) Tübingen 1913

Ursula Perkow, Das Ende des letzten Ritters von Handschuhsheim. Geschichte – Sage – Literatur, in: Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim 2000, S. 5-17

Anneliese Seeliger-Zeiss, Zwei Werke des Bildhauers Jeremias Schwartz von Leonberg in der kath. Pfarrkirche St. Vitus, in: Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim 2000, S. 39-41

Literatur zu Handschuhsheim







Externe Links:

http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/vitus04.htm (Grab des letzten Handschuhsheimers, Abbildung mit Text)

http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/vitus05.htm (St. Vitus, Handschuhsheim, Gräber)

http://heidelphotode.he.funpic.de/StVitus2/index.html (Fotostrecke St. Vitus)