Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV

www.haidelberg.de

Keltisch-römische Ortsnamen in Südwestdeutschland

Abnoba ("Schwarzwald", keltisch?, vgl. Marcianae Silvae)

Agri decumani (Agri decumates, Decumates agri, Dekumatenland )

374 sichert sich der römische Kaiser Valentinian I. durch einen Vertrag mit dem alamannischen Gaukönig Makrian die Steinbruch- und Durchgangsrechte in dem von den Alamannen eroberten rechtsrheinischen Dekumatenland (vgl. Wolfgang von Moers-Messmer, Die vordeutschen geographischen Namen des Kraichgaus und des unteren Neckarlandes. Schluß, in: Kraichgau 12/1991, S. 62ff.; Ernst Wahle, Vor- und Frühgeschichte des unteren Neckarlandes. 1925) (vgl. >Decumates agri)

Alzey (von kelt.-lat. Alteio, *Alti̯āi(Siedlung) auf der Höhe“)

Andernach (von Antunnacum)


Aquae Aureliae

römischer Name von Baden-Baden

Arae Flaviae

römischer Name von Rottweil

Aremorica

Bezeichnung der Römer für die damals keltisch („gallisch“) besiedelte Region zwischen den Flüssen Loire und Seine

Augusta Nemetum

römischer Name von Speyer (nach dem vermutlich germanischen Stamm der Nemeter)

Augusta Vindelicorum

kelt.-röm. für Augsburg (nach dem keltischen Stamm der Vindeliker)

Austrasien

der östliche Teil des Frankenreichs im Gegensatz zu Neustrien (dem Westreich), die Wiege der Karolinger. Seit dem Tod Chlodwigs I. 511 bis zu Pippin dem Jüngeren (†768) ist Austrasien meist ein selbständiges fränkisches Teilkönigreich mit der Hauptstadt Metz. Das Gebiet umfasste die fränkischen Gebiete um Rhein, Maas und Mosel und neben Metz die Orte Reims, Köln und Trier, dazu die Gebiete der besiegten germanischen Stämme: unter dem ersten Teilkönig Theuderich (†533) anfangs nur Alemannien, später auch Thüringen und Bayern. Nach der Reichseinigung unter den Karolingern im 8. Jahrhundert verschwanden die Namen Austrasien und Neustrien aus der Geschichte. Durch die neuen Reichsteilungen unter den Nachkommen Karls des Großen entstanden im 9. Jahrhundert die neuen Teilreiche Ostfrankenreich und Westfrankenreich.

Baudobriga

keltisch-römischer Name von Boppard

Bingen (von Bingium, „Siedlung bei der Brechung eines Flusses“)

Boiodurum

Passau; nach dem keltischen Stamm der Bojer

Boppard (von Baudobrica, Boudobrica „befestigte Anhöhe des Boudos“)


Borbetomagus

keltisch-römischer Name von Worms

Breg (Name eines Flusses, *Brigonā, Ableitung von *briga „Berg, Hügel“, wahrscheinlich ist damit der Brend im Hochschwarzwald gemeint, an dem die Breg entspringt)


Bregenz (Vorarlberg, von Brigántion, Hauptort der Brigantioi, zu *Brigantion „Bergland“ (=Bregenzerwald); seltenes Beispiel eines keltischen Landschaftsnamens)


Breisach am Rhein (von Brisiacum, Hofgut des Brīsios, keltischer Personenname)


Buconica römisches Militärlager beim heutigen Oppenheim/Rhein

Budoris

1. antike Bezeichnung für den Drachenfels bei Dürkheim a.d.H.

2. (fälschliche) Bezeichnung der Humanisten für Heidelberg, 1518 erstmals erwähnt; vgl. Derwein 1940 Nr. 97, 629 vgl. Myrtilletus (vgl. Nachrichten von einem Alterthumsnamen, der der Stadt Durlach beigelegt wird, und von einer Namenschwesterschaft dieser Stadt [„Budoris”], in: Vaterländische Blätter, (hg. von Aloys Schreiber), No. 8, 25. April 1812, S. 57, Heidelberg 1812)

Cambodunum keltisch-römischer Name von Kempten

Chur (Graubünden. Curia, wohl nicht zu lat. curia „Rathaus“, sondern zu kelt. *korja „Stamm, Sippe“)


Cochem (der Ort trägt den alten Namen des dort in die Mosel mündenden Endertbachs, kelt. *kukama „die Gebogene“)


Daun (von *Dūna, zu kelt.-lat. dūnum „Hügel, Burg, Festung“)


Civitas Alisinensium (lat.) Elsenzgau

Civitas Nemetum vgl. Noviomagus Nemetum (lat.) Speyer(gau)

Civitas Alisinensium (Wimpfen, vgl. Segodunum)

Civitas Auderiensium (Dieburg)

Civitas Ulpia Sueborum Nícrensium

Civitas der Neckarsueben. 85-150 n. Chr. wird das untere Neckarland mit dem Hauptort Lopodunum (98 n. Chr. von Kaiser Traianus gegründet) zur römischen Civitas Ulpia Sueborum Nícrensium (vgl. Suebi Nícrenses) (vgl. Wolfgang von Moers-Messmer, Die vordeutschen geographischen Namen des Kraichgaus und des unteren Neckarlandes. Teil I, in: Kraichgau 10/1987, S. 85f.; Schluß, in: Kraichgau 12/1991, S. 64)

Civitas Vangonium vgl. Borbetomagus (lat.) = Worms(gau)

Colonia Augusta Treverorum Trier (Provinz Belgica), römische Kaiserresidenz des Westens

Colonia Claudia Ara Agrippinensium Köln, Hauptstadt der römischen Provinz Germania Inferior

Colonia Ulpia Traiana römischer Name von Xanten

Crucenacum (mlat.) Kreuznach

Decumates agri, Dekumatenland (siehe Agri decumani)

Divodurum keltisch-römischer Name von Metz

Dormagen (Nordrhein-Westfalen, von Dornomago „Kiesfeld“)


Durocotorum keltisch-römischer Name von Reims

Eburodunum keltisch-römischer Name von Brünn (Brno)

Gabrēta von kelt. *gabro „Ziege“?, antike Bezeichnung des Böhmerwalds

Grenzach-Wyhlen (von *Carantiācum)

Haga comitis (mlat.) Den Haag

Heiligenberg (nördlich von Heidelberg, keltischer Mittelpunkt als Handelszentrum am Unteren Neckar, beschilderter "Keltenweg", Funde insbesondere der letzten Jahrzehnte im Kurpfälzischen Museum)

Herbipolis (mlat.) Würzburg

Hercynischer Wald Mittelgebirgsgürtel Deutschlands und Böhmens (vgl. Wolfgang von Moers-Messmer, Die vordeutschen geographischen Namen des Kraichgaus und des unteren Neckarlandes. Schluß, in: Kraichgau 12/1991, S. 43ff.)

Hippokrene (griech.), Musenquelle auf dem Helikon (Böotien)

Innsbruck (von Énos, gilt als keltischer Flussname, vgl. mittelirisch en „Wasser“, enach „sumpfig, wässrig“)


Jülich (Iuliacum, der römische Personenname Iulius und die keltische Endung -acum)


Kandern (der Ort trägt einen alten Gewässernamen (1295 bi Kanderer bach), zu kelt. *Kandarā, abgeleitet von *kando- „weiß“)


Kempten (von Camboduno „Stadt an der Flusskrümmung;“ vgl. den gleichnamigen antiken Ort Cambodunum in Britannien)


Kloten (bei Zürich, von *Claudiodūnum „Festung des (Kaisers) Claudius“)


Konz (von Contionacum, Hofgut des *Contionus)


Ladenburg (von Lopodun(um) „Seeburg“, zu kelt. *lokwo- „See“) (vgl. Lobdengau)


Lauriacum (röm.) Lörrach, von dem Personennamen Laurius

Linz (Oberösterreich, von Lentiae)


Lobdengau, Ladengau (pagus Lobodunensis; röm.-kelt., 636 erstmals erwähnt, Gau mit der Hauptstadt Ladenburg, mit Neuenheim, Handschuhsheim, Dossenheim, Weinheim, Mannheim, Schar). Grenzen: im W: Rhein, im O: Odenwald, im N: Weinheim und Birkenauer Tal, im S: Schwarzach. Um 628 erstmals erwähnt. 1011 verleiht Kaiser Heinrich II. den Bischöfen von Worms die Grafschaft im Lobdengau.

Lopodunum

(röm.-kelt.), 85-150 n. Chr. wird das untere Neckarland mit dem Hauptort Lopodunum (98 n. Chr. von Kaiser Traianus gegründet) zur römischen >Civitas Ulpia Sueborum Nícrensium (vgl. Wolfgang von Moers-Messmer, Die vordeutschen geographischen Namen des Kraichgaus und des unteren Neckarlandes. Teil I, in: Kraichgau 10/1987, S. 85f.). Aus kelt. *lokwo- "See" und dunum "Festung". (vgl. Suebi Nícrenses)

Lutra Caesarea (nlat.) Kaiserslautern

Main (von *Moinos)


Mainz (von Mogontiacum, „zum Hofgut des Mogontios gehörig“)


Mayen (von *Magina „Siedlung in der Ebene“)


Marcianae Silvae (lat.). Bez. für den Schwarzwald bei Ammianus Marcellinus (XXII, 8, 2) vgl Abnoba

Melibocus mons (lat.) in der Antike Bezeichnung für das Gebirge vom Brocken bis zum mittelsächsischen Hügelland. (Der Melibokus im Odenwald hieß bis zum Ende des 15. Jahrhunderts Mons Malscus (Malschen) und erhielt seinen Namen erst in humanistischer Zeit, vermutlich von Beatus Rhenanus)

Merzig (von *Marciacum, zum Personennamen Marcius)


Mettlach (Saar, von *Metellacum, zum Personennamen Metellus)


Mons piri

Ortslage strittig. Römische Truppen stoßen 369 vertragswidrig vom linksrheinischen Gebiet nach Osten vor, um auf dem mons piri eine Befestigung anzulegen. Noch während der Schanzarbeiten reiben alamannische Krieger die römische Einheit auf (nach den "res gestae" des römischen Geschichtsschreibers Ammianus Marcellinus). Der mons piri wird von Marquard Freher 1599 mit dem Heiligenberg bei Heidelberg in Verbindung gebracht. (vgl. Wolfgang von Moers-Messmer, Die vordeutschen geographischen Namen des Kraichgaus und des unteren Neckarlandes. Schluß, in: Kraichgau 12/1991, S. 53ff.; http://www.heinrich-tischner.de/22-sp/8namen/1ort/sn05/orte/pq/pirus.htm; http://www.derpunker.de/archiv/2005/0506_mons_piri.html)

Murg (zu kelt. *morga "Sumpf, Grenze")

Myrtilletus (Bezeichnung der Humanisten für Heidelberg; vgl. Derwein 1940 Nr. 97, 629; vgl. Budoris)

Neumagen vgl. Noviomagus

Neuss (von Nouesium, Nouaesium)


Nordvicus (nztl. Bezeichnung der römischen Siedlung an der Stelle des heutigen Heidelberg-Neuenheim. Römischer Name nicht bekannt)


Oberbillig (von *Billiacum, zum Personennamen Bil(l)ius. Durch den Zusatz Ober- von Wasserbillig am luxemburgischen Moselufer unterschieden)


Oberkochen (Kocher von *Kuku-no-s, kelt. „der sich Biegende“; die Stadt ist nach dem Fluss benannt, ebenso: Unterkochen, Kocherstetten, Kochertürn, Kochersteinsfeld)


Oberwesel (von Vosolvia)


Olten (bei Solothurn, von *OlodūnonFestung an der *Olā/am *Olos)


Neustrien vgl. Austrasien

Noviomagus keltisch-römischer Name von Neumagen/Mosel, Nijmegen, Speyer etc., auch Bachname

Noviomagus Nemetum, Spira Nemetum keltisch-römischer Name von Speyer, Hauptort der Civitas Nemetum

Ortenau Landschaft bei Offenburg, vlt. von dem keltischen Ortsnamen *Moridunum?

Pyrene (Herodot) – Heuneburg bei Hundersingen, keltische Stadt

Regensburg (Radaspona kann als spätkelt. Name *Rataso-bona ‚Wohnsitz eines Ratasos‘ erklärt werden, ohne dass klar ist, auf welche Weise dieser Name bis ins Mittelalter überdauern konnte)


Remagen (von *Rīgo-magos „Königsfeld“)


Rhein (von Renos, urkelt. *Reinos „wird durch den Anschluß an altir. rían ‚Meer‘ als kelt. erwiesen“?)


Rufiniana römischer Name von Rheingönheim

Saravi Pons (mlat.) Saarbrücken

Segodunum keltisch-römischer Name von Wimpfen (vgl. Civitas Alisinensium)

Südvicus nztl. Bezeichnung der römischen Siedlung an der Stelle des heutigen Heidelberg-Bergheim (römischer Name nicht bekannt; vgl. Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg (Hg.), Stadtkreis Heidelberg (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmale in Baden-Württemberg; Bundesrepublik Deutschland, Bd. II.5). Ostfildern 2013, S. 23f.)

Tarodunum

1. antike Bezeichnung für Riegel am Kaiserstuhl;

2. moderne Bezeichnung einer keltischen Siedlung bei Kirchzarten (Schwarzwald)

Tauber (von Dubra, zu *dubro- „Wasser“)

Thun (bei Bern, zu kelt.-lat. dūnum „Hügel, Burg, befestigter Ort“)


Thur (keltisch-gallischer Gewässername, zu *durā, *duriāFlusslauf“)


Troia Minor, Troia Francorum Xanten (um 1100 erzählt das Annolied von der Gründung Xantens durch die im Trojanischen Krieg unterlegenen Trojaner)

Tuskulanum (etr.-lat.) Ciceros Villa bei Tusculum

Vermayze (jidd.) Worms

Vicus Nediensis (Vicus Nediensium)

römischer Name einer Siedlung, die sich in antiker Zeit auf der Gemarkung der heutigen Gemeinde Spechbach befand. Die Siedlung wurde vermutlich zu keltischer Zeit gegründet und verkam beim Abzug der Römer im 3. Jahrhundert. Der heutige Ort Spechbach wurde erst etwa tausend Jahre später erwähnt.

Vosegus/Vosagus (mons) (vgl. Wasgau)

Wasgau

Mittelgebirgslandschaft im südlichen Teil des Pfälzerwaldes an der Grenze zum Elsaß. Dort setzt sich der Wasgau in den Vogesen fort. Der Wasgau reicht von der Queich im Norden bis zur französischen Grenze im Süden und vom Dahner Felsenland im Westen bis zum Beginn der Rheinebene im Osten. Die Erhebungen des Wasgaus unterscheiden sich von denen des restlichen Pfälzerwaldes durch stärker gegliederten Verlauf und deutlich abgerundete Bergkuppen.

Wasgau und Vogesen haben denselben sprachlichen Ursprung, lat. Vosegus/Vosagus (mons). Dieser Name wurde im Französischen zu Vosges, im Mittelhochdeutschen zu Wasigen(wald). Er bezeichnete also das gesamte Gebirge vom Oberelsaß bis in die Pfalz.

Erst allmählich haben sich die Bezeichnungen auseinander entwickelt. Der elsässische Gebirgsteil heißt heute Vogesen, der pfälzische Wasgau. 1871-1919, als das Elsaß und Teile Lothringens zu Deutschland gehörten, wurden die Vogesen meist mit „Wasgenwald“ bezeichnet, um die Distanz vom romanisch-lateinischen Begriff zu betonen. http://de.wikipedia.org/wiki/Wasgau

Welschbillig (von *Billiacum, zum Personennamen Bil(l)ius) (vgl. Oberbillig, Wasserbillig)


Wien, Wienfluss (Vindobona. Ein Waldgebiet (*Vēdunia, „Wald-Wildnis“) wurde namengebend erst für den Fluss, dann für die Stadt. Die Wien entspringt im westlichen Wienerwald bei Rekawinkel. Sie mündet an der Grenze zwischen 1., 2. und 3. Wiener Gemeindebezirk bei der Urania in den Donaukanal. Sie hat eine Länge von 34 Kilometern)


Windisch (Aargau, von Vindonissa, zum Personennamen Vindon(i)us, von kelt. *vindo- „weiß“)


Winterthur (von Vitudoro, entweder „Weidentor, Weidenhof“ oder „Marktflecken des Uito)

Welschland (=Frankreich)

Westrich ("Westrasia") Region zwischen Vogesen und Hunsrück im Westen des Deutschen Reiches. Gebietsbezeichnung, die wie Schwaben, Franken oder Elsaß keine Territorien meint, sondern ehemaliges Königsland, das politisch zersplittert ist.

Worms (von Borbētómagos)


Zarten (von Taridūnum)


Württemberg (von *Wirodunum, aus PN Viros und kelt. *-dunum)

Zelemokum (jidd. ON, von hebr. selem „Bild“), Kreuznach, Heiligkreuz

Zeutern (aus *Teutodunum?)

Zülpich (von Tolbiacum, „Gut des Tolbius“)


Zürich (von *Túrikon, „Siedlung des Turos“, oder benannt nach dem Gewässernamen *Turos/*Tura, Seitenarm der Sihl)



siehe auch:

https://www.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/lorschercodex.cgi (Ortsliste zum Lorscher Codex)

https://www.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/lorschercodex.cgi?person= (Personenliste zum Lorscher Codex)