Heidelberger Geschichtsverein e.V. (HGV)

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Zeittafel zur Heidelberger Geschichte 1500-1599



[um 1500: anläßlich des Heiligen Jahres 1500 führt Erhard Etzlaub (1460/1532) als Holzschnitt die Karte Das ist der Rom-Weg von meylen zu meylen mit puncten verzeychnet von eyner Stat zu der andern durch deutzsche lantt aus. http://ids.lib.harvard.edu/ids/view/2655377?buttons=y ]

um 1500: Anbau eines L-förmigen Wohntraktes an die bestehende steinerne Kemenate in Schwetzingen für den Kurfürsten und diesen gegenüber ein Funktionsgebäude für die Küche und das Personal. Diese Neubauten erlaubten ein Übernachten auf dem Weg zum Jagdrevier.

1500: Margaretha von Handschuhsheim stirbt (Frau des Johann von Ingelheim, †1519; Grabmal in St. Vitus Handschuhsheim)

[2. Juli 1500: auf dem Reichstag zu Augsburg wird das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in sechs Reichskreise eingeteilt. König Maximilian I. schafft im Zuge der Reichsreform den Fränkischen Reichskreis, um den Landfrieden besser gewährleisten zu können und die Verwaltung im Heiligen Römischen Reich zu verbessern. Der Fränkische Reichskreis ist einer von insgesamt zehn bis zum Jahr 1512 entstehenden Reichskreisen. Der Name Fränkischer Reichskreis taucht 1522 erstmals auf. Der Fränkische Reichskreis erstreckt sich von der Fränkischen Saale bis zur Altmühl und umfaßt die größten Teile um den oberen und mittleren Main, die in etwa den bayerischen Regierungsbezirken Ober-, Mittel- und Unterfranken entsprachen, ohne die kurmainzischen Besitzungen des Oberen Stiftes um Aschaffenburg. Der Oberrheinische Reichskreis entsteht in der ersten Gründungsphase im Jahr 1500. Der Reichskreis wird durch die Kriege mit Frankreich und durch konfessionelle Konflikte stark geschwächt und existierte lange Zeit ohne größere Wirkung bis zum Ende des Alten Reiches. Das Gebiet des Reichskreises ist extrem zersplittert. Es umfaßt Gebiete von Savoyen im Süden bis Hessen-Kassel im Norden.Er liegt zwischen Frankreich, dem schwäbischen und dem fränkischen Reichskreis. Es ist durchsetzt von Gebieten des Hauses Habsburg, der Kurpfalz und Gebieten von geistlichen Fürstentümern im Kurrheinischen Reichskreis. Hinzu kommen die zahlreichen kleinen Gebiete von Reichsrittern]

1500-1503: Georg Widmann (Chronist von Schwäbisch Hall) als Student in Heidelberg (vgl. 1534-1540)

1501: Conrad Schelling, Ein kurz Regiment wider die Pestilenz, gedruckt bei H. Knoblochtzer, Heidelberg (?)

25. Februar 1501: Kurfürstin Margarethe  von Bayern-Landshut, (*7. November 1456 Amberg), Gattin Kurfürst Philipp des Aufrichtigen, stirbt (in der Heiliggeistkirche zu Heidelberg begraben)

[13. Juli 1501: Basel tritt der Eidgenossenschaft als elfter Ort bei]

[10. August 1501: der Stadtstaat Schaffhausen wird als zwölfter Ort vollwertiges Mitglied im Bund der Eidgenossen (vgl. 1513, 1798)

1501-1503: Pest in Heidelberg

September 1501-Januar 1503: wegen der Pest finden Teile der Universität Heidelberg in Mosbach Zuflucht und Unterkunft

[15.-16. August 1501: größtes Donauhochwasser]

[1501: die Safawiden treten die Herrschaft über den Iran an]

1502: Pfalzgraf Friedrich II. zieht nach Frankreich und Spanien

[1502: Gründung der Universität Wittenberg ("Leucorea", vgl. 1817)]

[1502: Bauernaufstand des Bundschuh in Speyer]

[1502: Peter Henlein erfindet die Taschenuhr]

[1502: Zerschlagung des Khanat der Goldenen Horde]

20.-23. Oktober 1503: Erzherzog Philipp der Schöne von Kastilien und Aragon besucht das Heidelberger Schloß

1503: Einsturz des Glockenturms der Michaelsbasilika (Heiligenberg, 3 Mönche kommen dabei um) (?)

[1503: Desiderius Erasmus von Rotterdam, Enchiridion milites christiani]

Dezember 1503-1505: Landshuter (Bayerisch-Pfälzischer) Erbfolgekrieg (Bayerische Fehde). Georg der Reiche, Herzog von Bayern-Landshut (1455-1503), stirbt ohne männliche Nachkommen. Die ältere seiner beiden Töchter, Elisabeth, die mit Pfalzgraf Ruprecht (1481–1504), dem dritten Sohn Kurfürst Philipps von der Pfalz, verheiratet ist, soll nach Georgs Testament mit ihren beiden Söhnen Pfalzgraf Otto Heinrich (*1502) und Pfalzgraf Philipp ("der Streitbare") (*1503) die Nachfolge antreten. Das verstößt gegen das bestehende Erbrecht. Da der Münchener Herzog Albrecht der Weise auf seinem Erbrecht besteht, kommt es zum Krieg um die Erbfolge. Unter anderem werden Stadt und Burg Kreuznach sechs Tage lang von Herzog Alexander von Pfalz-Zweibrücken, Landgraf Wilhelm II. von Hessen und Herzog Heinrich I. von Braunschweig-Wolfenbüttel vergeblich belagert, nachdem sie das Umland verwüstet hatten. Die belagerte Stadt wird von dem kurpfälzischen Hauptmann Hans III. Landschad von Steinach entsetzt.

1504: während des bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieges belagert Herzog Ulrich von Württemberg das Kloster Maulbronn, das nach siebentägiger Belagerung fällt

23. Juni 1504: Schlacht vor Landshut im Landshuter Erbfolgekrieg. Ritter Götz von Berlichingen (24) nimmt auf der Seite der Bayern teil. Die Verteidiger schießen unter anderem mit Geschützen, die Stein- und Bleikugeln abfeuern. Beim Angriff der Kavallerie, zu der Götz gehört, auf die im Graben verschanzten Pfälzer Truppen gerät er in die Reichweite der eigenen Artillerie. Eine Kugel aus einer ihrer Feldschlangen trifft den Knauf seines Schwertes, dessen Splitter seinen rechten Unterarm zerfetzen.


Juli/August 1504: das Heer des Landgraf Wilhelm II. von Hessen kommt vor Heidelberg und verheert die Gegend (Kloster Lorsch, Lampertheim, Schriesheim)

7. August 1504: Niederbrennen der Dörfer Handschuhsheim und Neuenheim, Rückzug des Landgraf Wilhelm II. von Hessen vor Heidelberg, erringt aber keine militärischen Erfolge

[1504: Leininger Fehde. Die Klosterkirche Limburg verbrennt]

1504: die 1463 in ein pfälzisches Lehen umgewandelte Stadt und Amt Marbach wird wieder württembergisch (vgl. 4. Juli 1460, 1462)

30. Juli 1505: Gründung des Herzogtum Pfalz-Neuburg durch den Kölner Spruch ("Junge Pfalz") mit Neuburg (Donau) als Residenzstadt aus dem bayerischen Gebiet nördlich der Donau für die beiden Söhne Otto Heinrich und Philipp. Da diese noch minderjährig sind, wird als vormundschaftlicher Regent zunächst ihr Großvater Kurfürst Philipp eingesetzt, ab 1508 Pfalzgraf Friedrich II. - Durch König Maximilian I., der mit seinen Truppen eingreift, wird der Landshuter Erbfolgekrieg beendet. Die Niederlage bringt Kurpfalz den Verlust der oberrheinischen Machtstellung und der Maulbronner Klostervogtei an Württemberg (Verlust aller Landstriche südöstlich einer Linie von Weißenburg über Bretten nach Mosbach) (vgl. 1420, 1542, 1616, 1717)

[1505: die eidgenössische Tagsatzung sendet Papst Julius II. auf dessen Anfrage 150 Söldner, um den Vatikan zu schützen. Daraus entsteht die Schweizergarde]

um 1505: die Zahl der Immatrikulationen an der Universität Heidelberg verringert sich von 120 auf 50 pro Jahr.

1505?: Sebastian Münster (17) Student im Franziskanerkloster

1505, 1507, 1508, 1511: Velten von Reichshofen Bürgermeister in Heidelberg

[15. März 1506: Papst Julius II. genehmigt die Errichtung einer Universität in Frankfurt/Oder (gegründet am 26. April 1506 durch Kurfürst Joachim I. von Brandenburg, 1811 geschlossen)]

[20. Mai 1506: Christophorus Columbus (* um 1451 in Genua) stirbt in Valladolid, Kastilien]

[1506: der portugiesische Admiral Tristao da Cunha entdeckt die Insel Tristan da Cunha im Südatlantik]

[1506: Johannes Reuchlin veröffentlicht mit "De rudimentis Hebraicis" das Lehrbuch, mit dem sich die Reformatoren den hebräischen Urtext des Alten Testaments erschließen]

[1506: die Primogenitur-Ordnung schreibt die künftige Unteilbarkeit des bayerischen Herzogtums und die Erbfolge in männlicher Linie fest]

1507?: Sebastian Münster Franziskanermönch in Heidelberg

[Frühjahr 1507: Reichstag zu Konstanz]

[1507: der Straßburger Professor Martin Waldseemüller nennt den neuen Erdteil auf seiner "Carta marina universalis" Amerika]

[25. April 1507: in Saint-Dié erscheint die von Matthias Ringmann verfaßte und als Begleitschrift zur Weltkarte und zum Globus Martin Waldseemüllers fungierende Cosmographiae introductio]

[1507: im Kloster Corvey werden die Annales des Tacitus entdeckt]

28. Februar 1508: Kurfürst Philipp der Aufrichtige stirbt in Germersheim, begraben in der Heiliggeistkirche zu Heidelberg. Sein Nachfolger als Kurfürst wird sein ältester Sohn Ludwig V. (bis 1544).


11. April 1508: Beginn der Arbeiten am Turm-Oktogon der Heiliggeistkirche durch Lorenz Lechler, kurfürstlicher Werkmeister (vgl. 1441; Turmbau beendet 1544)

1508: Pest in Heidelberg

[1508: König Maximilian I. nimmt den Kaisertitel ohne päpstliche Krönung an]

1508-1544: Kurfürst Ludwig V. "der Friedfertige" läßt Schloß und Stadt Heidelberg wehrhaft ausbauen. Er redigiert und schreibt eigenhändig das sogenannte Zwölfbändige Buch der Medizin nieder http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/digi/medhss.html

1508: erste Erwähnung des Hasengartens beim Schloß durch Hubertus Thomas Leodius

[14. Oktober 1508: große Sturmflut an der Nordsee]

1508-1514: Uriel von Gemmingen Kurfürst und Erzbischof von Mainz sowie Erzkanzler (Wappen auf Schlußstein in St. Vitus)

[31. Mai 1509: vier Dominikaner werden in Bern öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt]

14. Oktober 1509: Philippus Swartzerd de Brethenn Spir. dyoc. (1497-1560) wird an der Universität Heidelberg immatrikuliert. Er studiert die römischen Inschriften an der Michaelskirche auf dem Heiligenberg

1509: Magister Conrad Schelling (1432-1514), Doktor der Arzneikunst und Leibarzt des Kurfürst Philipp, widmet (wem?) in seinem Testament eine Gült [ein Grundpfandrecht?] im Wert von 1350 Gulden

[1509: Luca Paciolis De divina proportione erscheint im Druck]

um 1509: Tilmann Riemenschneider schnitzt den Zwölfboten-Altar für die Pfarrkirche St. Kilian in Windsheim an der Aisch im Auftrag der Witwe Elisabeth Bachknapp

[1509-1518: erster Renaissancebau auf deutschem Boden: Fuggerkapelle bei St. Anna (Augsburg)]

[10. März 1510: Domprediger Johann Geiler von Kaysersberg stirbt in Straßburg]

[6. Juli 1510: in Berlin werden 39 Juden aus Berlin und der Mark Brandenburg, denen Hostienfrevel und Kindesmord unterstellt wird, zum Feuertod verurteilt und verbrannt, zwei weitere mit dem Schwert hingerichtet. 60 inhaftierte Juden müssen noch im Laufe des Jahres das Land verlassen]

1. Oktober 1510: „Klever Union“. Heirat von Erbprinz Johann von Kleve, Mark und Ravensberg und der Erbprinzessin Maria von Jülich-Berg in Düsseldorf (vgl. 25. November 1496, 1521)

1510: Philippus Swartzerd erwirbt an der Universität Heidelberg das Baccalaureat

1510: Jakob Stadelberger druckt ein einziges Buch in Heidelberg („Mit ihm erlosch die Heidelberger Druckerei wiederum für geraume Zeit.“ - Ferdinand Wilhelm Emil Roth, 1901)

[1510: Reichstag zu Augsburg, abgehalten im Stadtpalast von Jakob Fugger. Kaiser und Reichstag erklären Hamburg zur einer freien und unmittelbaren Reichsstadt]

um 1510: Kurfürst Ludwig V. läßt am Neckar das Zeughaus bauen (Architekt: Lorenz Lechler?)

um 1510: der Rechtsgelehrte Hartmannus Hartmanni, Kanoniker an der Heidelberger Heiliggeistkirche (*um 1472 in Eppingen, †vor 9. Dezember 1510), stiftet kurz vor seinem Tod ein bis 1949 bestehendes Stipendium an der Universität Heidelberg

[1510-1511: der Maler Raffael (28) fertigt in der Stanza della Segnatura, der einstigen Privatbibliothek des Papstes im Vatikan, das Fresko La scuola di Atene für Papst Julius II. an]

1510-1515: Kurfürst Ludwig V. läßt den Frauenzimmerbau des Schlosses bauen (Architekt: Lorenz Lechler), Aufstockung des Glockenturms

23./25. Februar 1511: Hochzeit von Kurfürst Ludwig V. mit Sibylle von Bayern-München zu Heidelberg

25. Februar 1511: Turnier in Heidelberg zur Feier der Hochzeit

[1511: Erasmus von Rotterdam veröffentlicht in Paris De ratione studii ac legendi interpretandique auctores]

[1511: Albrecht von Brandenburg (1490-1568), Prinz von Ansbach aus der fränkischen Linie der Hohenzollern, wird zum (letzten) Hochmeister des Deutschen Ordens in Preußen gewählt]

23. Juli 1512: der kurfürstliche Protonotarius Alexander Bellendörfer stirbt und wird in St. Peter beigesetzt (ältestes dort erhaltenes Grabmal)

1512: nach Verhängung der Reichsacht gegen Graf Emich IX. von Leiningen wird die Hardenburg über dem Tal der Isenach bei Dürkheim durch Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz belagert. Die Leininger übergeben die Burg, ehe sie Schaden nimmt, und erhalten sie 1519 zurück.

[1512: Kaiser Maximilian besucht Ladenburg]

[1512: der osmanische Sultan Selim I. Yavuz („der Gestrenge“, 1470-1520) entmachtet seinen Vater Bayezid II. Er weitet die osmanische Herrschaft nach Syrien und Ägypten aus]

[1512/13: Bürgeraufstand in Worms]

[1512–1517: das 5. Laterankonzil beginnt mit Maßnahmen zur Kirchenreform, kann damit aber der einsetzenden Reformation nicht zuvorkommen]


[9. September 1513: Schlacht von Flodden Field nahe Branxton (Northumberland) unweit der Grenze zu Schottland. Eine schottische Invasionsarmee unter Führung von König Jakob IV. trifft auf eine englische Armee unter Führung von Thomas Howard, 2. Duke of Norfolk. Vernichtende Niederlage der Schotten, Tod des schottischen Königs]

1513: Pfalzgraf Friedrich II. wechselt von Amberg nach Neumarkt. Die Obere Pfalz erstmals bezeugter Name für die Oberpfalz

1513: Pfalzgraf Georg (1486-1529), Sohn des Kurfürst Philipp von der Pfalz, wird Bischof von Speyer (vgl. 25. Mai 1525)

1513: Kurfürst Ludwig V. stellt die Heidelberger Schützenordnung auf

1513: "Hanns Meiß, muller, wohnhafft zur Slirbach obwendig der Stat Heidelberg gelegen" wird urk. erwähnt (Derwein 1940 Nr. 804)

[1513: Raffael malt die Madonna della Sedia (Palazzo Pitti, Florenz)]

[1513: Bauernaufstand des Bundschuh (Joß Fritz) im Breisgau]

[1513: Appenzell tritt der Eidgenossenschaft bei (vgl. 1501). Die Dreizehn Alten Orte bilden bis 1798 (Beginn der Helvetik) die Alte Eidgenossenschaft]

[1513: der Straßburger Professor Martin Waldseemüller publiziert "Tabula Nova Particularis Provincie Rheni Superioris" (Karte des Oberrheingebiets]

[1513: der spanische Seefahrer Juan Ponce de Leon entdeckt vor der Küste Floridas eine starke oberflächennahe südliche Meeresströmung, die seinen Schiffen das Vorwärtskommen nach Westen erheblich erschwert (Golfstrom)]

[1513/14: kalter Winter, endloser Frost, nach der großen Kälte viele Überschwemmungen]

[1514: Aufstand des Armen Konrad in Württemberg]

[8. Juli 1514: Tübinger Vertrag zwischen den württembergischen Landständen und Herzog Ulrich. Damit sichert sich der Herzog die Unterstützung der sogenannten Ehrbarkeit (Patriziat) bei der Niederschlagung der Rebellion des Armen Konrad]


1514: der spätere Reformator Johannes Brenz (*1499 in Weil der Stadt) beginnt ein Studium an der Universität Heidelberg (vgl. 1518)

[6. Februar 1515: Aldus Pius Manutius (Aldo Pio Manuzio; venezianischer Buchdrucker und Verleger, treibende Kraft bei der Wiederentdeckung der antiken Literatur in der Renaissance, *1449 Bassiano) stirbt in Venedig (vgl. 1499)]

[13./14. September 1515: Schlacht bei Marignano (heute Melegnano, Lombardei), (battaglia dei giganti), vernichtende Niederlage der Schweizer gegen die Franzosen, Ende der eidgenössischen Großmachtpolitik]

[1515: der osmanische Sultan Selim I. Yavuz („der Gestrenge“, 1470-1520) erobert das kurdische Gebiet]

1515: Pfalzgräfin Katharina (1499-1526), jüngste Tochter von Kurfürst Philipp des Aufrichtigen (†1508) tritt in das Zisterzienserinnenkloster Neuburg (Neckar) ein (1526 Äbtissin, stirbt wenige Tage nach ihrer Wahl)

1515: Hans von Erligheim (†1545), Vater des letzten Erligheimers, verkauft den Besitz in Schwabenheim (Burg Schwabeck am Neckar) an die Herren von Handschuhsheim (vgl. 1550)

[1515: das erste Nashorn erscheint in Europa]

[1515/1517: die Epistolae obscurum virorum von Rubianus und Hutten erscheinen]

[1515–1517: Ausgabe der ersten Rabbinischen Bibel durch die Offizin Daniel Bomberg in Venedig]


[1516: Wilhelm IV., Herzog von Bayern, erläßt auf dem Landtag zu Ingolstadt ein Reinheitsgebot für Bier]

[1516: bei Conradsgrün (Böhmen) werden große Silbervorkommen entdeckt. 1517 wird der Ort in „Sankt Joachimsthal“ umbenannt. 1520 erhalten die Grafen Schlick, deren Pfandbesitz Joachimsthal ist, das Münzprivileg und Joachimsthal wird vom böhmischen König Ludwig II. zur freien Bergstadt erhoben. Die vermutlich erstmals 1519 geschlagenen Joachimstaler geben dem Taler (Silbermünze mit einem Gewicht von 2 Lot) und dem Dollar ihren Namen]

[1516: der englische Staatsmann und Humanist Thomas Morus (Thomas More; 1478-1535), Heiliger und Märtyrer der römisch-katholischen Kirche, Freund des Erasmus, Gegner Luthers, publiziert "De optimo statu rei publicae deque nova insula Utopia"]


[1516: Erasmus von Rotterdam veröffentlicht eine kritische Edition des griechischen Neuen Testaments, Novum Instrumentum omne, diligenter ab Erasmo Rot. Recognitum et Emendatum, mit einer neuen, von ihm selbst durch Überarbeitung der Vulgata erstellten lateinischen Übersetzung und Kommentar. Es ist der erste erhältliche vollständige gedruckte griechische Text des Neuen Testaments]


[22./23. Januar 1517: der osmanische Sultan Selim I. Yavuz schlägt die Mamluken vor den Toren Kairos. Er führt hinfort den Titel eines Kalifen und Verteidigers der Heiligen Stätten Mekka und Medina]


[31. Oktober 1517: Martin Luther veröffentlicht in Wittenberg 95 Thesen gegen Mißbräuche beim Ablaß (in lateinischer Sprache)]

[1517: Bauernaufstand des Bundschuh im Schwarzwald]

[1517: die Portugiesen entdecken die Insel Taiwan, welche sie Ilha Formosa taufen]

[1517-1519: die Stuppacher Madonna, Gemälde von Matthias Grünewald, entsteht (heute in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Bad Mergentheim-Stuppach)]

21./22. April-1. Mai 1518: Luther in Heidelberg

25.-27. April 1518 (Jubilate): Generalkapitel der (deutschen Reformkongregation der) Augustiner-Eremiten in der Schola artistarum in Heidelberg (etwa heutige Augustinergasse 7). Beteiligt u.a. Martin Bucer (*1491), Johannes Brenz (*1499), Generalvikar Johann von Staupitz, Martin Frecht (um 1494-1556), Johannes Lang, Erhard Schnepf (*1495), Johannes Oecolampad, Theobald Bilicanus (*1493).

26. April 1518: der Augustiner-Eremiten-Ordensbruder und Professor der Theologie Martin Luther aus Wittenberg kommt als Abgesandter zum Generalkapitel seines Ordens zwecks öffentlicher Disputation seiner Ablaß-Thesen in die Schola artistarum (Vorlesungsgebäude der Artistenfakultät, in Anwesenheit des Pedells mit Szepter und Insignien der Universität). - Luther ist Gast auf dem Schloß bei Pfalzgraf Wolfgang (1494-1558), Bruder Kurfürst Ludwigs V., 1515 Rector Magnificentissimus in Wittenberg http://625.uni-heidelberg.de/atlas/lp_luther.html

[April 1518: Martin Luther läßt den Sermon von Ablaß und Gnade in Wittenberg drucken]

[Juni 1518: Eröffnung des Ketzerprozesses gegen Luther in Rom]

[12.-14. Oktober 1518: Reichstag zu Augsburg. Kardinal Cajetan verhört Luther]

1518?: der Heidelberger Vogt Wilhelm von Habern (1524 kurpfälzischer Marschall) erhält von Kurfürst Ludwig V. die Minneburg bei Guttenbach zum Lehen. Auf ihn geht der Umbau zur heutigen Gestalt der Kernburg mit repräsentativem Palas (Fenstergewände im Renaissance-Stil) und die Erweiterung um die mächtige Befestigungsanlage mit Wehrtürmen sowie die Vorburg zurück (Baumeister: Hans Steinmüller aus Wertheim) (vgl. 1339, 1349)

12. Januar 1519: Tod Kaiser Maximilians. Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz übt das Reichsvikariat aus

[2. Mai 1519: Leonardo da Vinci stirbt auf Schloß Cloux bei Amboise]

28. Juni 1519: der spanische König Carlos I. von Habsburg (1500-1558) wird in Frankfurt am Main durch 7 Kurfürsten (darunter Ludwig V. der Friedfertige von der Pfalz) als Karl V. zum römisch-deutschen König gewählt. Wahl finanziert von Jakob II. Fugger dem Reichen. Kurfürst Ludwig V. läßt sich seine Kurstimme "in Gold aufwiegen". (vgl. 1520, 1530)

[August 1519: Ferdinand Magellan beginnt von Sevilla aus seine Fahrt zu den Gewürzinseln]

1519: Pest in Heidelberg

1519: Johann (Hans) von Ingelheim, Hofmeister der Söhne Kurfürst Philipps des Aufrichtigen, stirbt (Grabmal in St. Vitus Handschuhsheim) (vgl. 1500)

1519/20: Pfalzgraf Otto Heinrich (*1502) reist als Begleiter seines Onkels Pfalzgraf Friedrich II. nach Barcelona, um König Karl V. die Wahlbotschaft zu überbringen

[1519–1523: Ausgabe des Babylonischen Talmuds durch die Offizin Daniel Bomberg in Venedig]

[1519: der Spanier Alonso Álvarez de Pineda entdeckt am Fronleichnamsfest die Corpus-Christi-Bucht (heute: Texas, 1839 Stadtgründung)]

[1519-1521: Eroberung Mexikos durch die Spanier]

1520: Übergang der Hof-Apotheke an Hans Sprenger und Johannes Virdung (Lehrer für Mathematik und Astronomie, 1463-1538/39) durch Erbbelehnung

[15. Juni 1520: Bulle von Papst Leo X. mit Bannandrohung gegen Luther]

[23. Oktober 1520: König Karl I. von Spanien wird in Aachen zum römisch-deutschen König Karl V. gekrönt (vgl. 1519, 1530)]

[26. Oktober 1520: Papst Leo X. willigt ein, daß Karl I. von Spanien als römisch-deutscher König Karl V. den Titel "Erwählter Römischer Kaiser" annehmen darf (vgl. 1530)]

[10. Dezember 1520: Luther verbrennt in Wittenberg die päpstliche Bannandrohungsbulle]

1520: Kurfürst Ludwig V. läßt den sog. Bibliotheksbau des Schlosses bauen

[1520: Martin Luther, An den christlichen Adel deutscher Nation. - Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche. – Von der Freiheit eines Christenmenschen]

[1520: der osmanische Sultan Süleyman I. Kanuni („der Prächtige“, 1495-1566) führt mehrere erfolgreiche Feldzüge gegen Ungarn. Er erobert Tunis, Rhodos, Teile Persiens und Bagdad. (vgl. 1521, 1529)]


[1520: der Bau des Kölner Doms wird eingestellt (vgl. 1880)]


1521: Vereinigung der Länder Kleve-Mark (Herzogtum Kleve mit Ravenstein und der Grafschaft Mark) und Jülich-Berg-Ravensberg (Herzogtümer Jülich und Berg sowie Grafschaft Ravensberg) unter Herzog Johann III.  zum Herzogtum Jülich-Kleve-Berg. Der Vereinigung der Länder gingen die Kinderverlobung des sechsjährigen Erbprinzen Johann von Kleve, Mark und Ravensberg mit der fünfjährigen Erbprinzessin Maria von Jülich-Berg am 25. November 1496 auf Schloss Burg und ihre Eheschließung am 1. Oktober 1510 in Düsseldorf als „Klever Union“ voraus. Ihre Väter, Johann II. von Kleve-Mark und Wilhelm von Jülich-Berg, konzipierten durch diese Verbindung ihrer Geschlechter einen großen politischen Machtkomplex im Nordwesten des Alten Reichs.

[3. Januar 1521: der Papst verhängt den Bann gegen Luther]

[Januar-Mai 1521: Reichstag zu Worms]

Frühjahr 1521: Pfalzgraf Otto Heinrich (*1502) bricht zu einer Pilgerfahrt ins Heilige Land auf

[17./18. April 1521: Luther auf dem Reichstag in Worms. Er verweigert den Widerruf seiner Schriften („...Wenn ich nicht mit Zeugnissen der Schrift oder mit offenbaren Vernunftgründen besiegt werde, so bleibe ich von den Schriftstellen besiegt, die ich angeführt habe, und mein Gewissen bleibt gefangen in Gottes Wort. Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilen allein, wie es offenkundig ist, dass sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben. Widerrufen kann und will ich nichts, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas gegen sein Gewissen zu tun. Gott helfe mir, Amen.“) Luther wird entlassen, jedoch nicht verhaftet, da ihm der Schutzbrief für 21 Tage freies Geleit zusichert. Er begibt sich am 25. April auf die Rückreise]

[27. April 1521: der portugiesische Seefahrer im Auftrag der spanischen Krone Fernando Magellan (Fernão de Magalhães) (* vor 1485) stirbt auf Mactan, Philippinen]

3. Mai 1521: Pfalzgraf Otto Heinrich trifft in Venedig ein

[4. Mai 1521: Luther wird bei Möhra „entführt“ und auf die Wartburg gebracht]

[26. Mai 1521: Wormser Edikt. Der Reichstag verhängt über Luther die Reichsacht. Er sei Ketzer, wer seine Schriften druckt, kauft, behält und liest, verfällt ebenfalls der Acht. (Am 8. 5. durch Kaiser Karl V. gebilligt, am 26. 5. von den nicht mehr vollzählig anwesenden Reichsständen gebilligt und vom Kaiser unterzeichnet. Nicht vollstreckt) vgl. 1524]

13. August 1521: die Artistenfakultät der Universität Heidelberg bittet die Universität, den Theologen Erasmus von Rotterdam (1496-1536) an die Fakultät zu berufen

[29. August 1521: die Osmanen unter Sultan Süleiman I. erobern Belgrad. - Kaiser Karl V. überträgt die österreichischen Länder auf seinen Bruder Erzherzog Ferdinand I.]

1521: die um 1457 gegründete Bruderschaft zu unserer lieben Frauen baut nördlich der Neckarbrücke, östlich des Zugangs zum Schlangenweg, eine Brückenkapelle (Rest eines Fensters in Haus Ziegelhäuser Landstraße 1?)

1521: Pfalzgraf Heinrich (1486-1552), Sohn von Kurfürst Philipp von der Pfalz (dem Aufrichtigen), wird Fürstprobst von Ellwangen (1523 Koadjutor von Worms, 1524 Bischof von Utrecht)

1521-1529: Sebastian Münster in Heidelberg (vgl. 1505, 1507)

[9.-16. März 1522: Luther hält in Wittenberg die „Invocavit-Predigten“ gegen die Spiritualisten. Er beendet den Bildersturm in Wittenberg ohne kurfürstliche Gewalt nur durch die Kraft seiner Argumentation]

22?. Juni 1522: die Pfalzgrafen Otto Heinrich und Philipp werden mündig erklärt. Sie übernehmen gemeinsam die Regierung über das 1505 geschaffene Herzogtum Pfalz-Neuburg. Das Schloß Neuburg wird um drei Flügel erweitert. Otto Heinrich läßt östlich von Neuburg für seine Gemahlin das Jagdschloß Grünau errichten und im Inneren mit höfischen Jagdszenen, auch mit derb sinnlichen Wandmalereien ausschmücken.

[September 1522: in Wittenberg erscheint das von Luther übersetzte Neue Testament (einspaltig)]

[6. September 1522: der Rest der am 20. September 1519 zu den Gewürzinseln gestarteten Flotte des Ferdinand Magellan (†) kehrt auf dem Schiff Victoria nach der ersten Weltumseglung nach Sanlúcar de Barrameda (Spanien) zurück]

11. Dezember 1522: Kurfürst Ludwig V. erläßt neue Statuten für die Universität Heidelberg. (379 Artikel, verloren gegangen). Rektor und Dekane werden jetzt für ein Jahr gewählt (vgl. 1393). - Die Universität wehrt sich gegen die reformatorischen Strömungen. Daraufhin verlassen viele Studenten Heidelberg - Der dritte medizinische Lehrstuhl an der Universität Heidelberg wird geschaffen (vgl. 1482)

1522: Hubert Thomas Leodius aus Lüttich wird Sekretär und Rat des Pfalzgrafen Friedrich II.

1522: Ritter Hans III. Landschad von Steinach (1465–1531), Hofrat und Marschall Kurfürst Ludwig V., führt in Steinach die Reformation durch (beruft 1524 den evangelischen Pfarrer Jakob Otter nach Steinach)

[1522: in Weißenburg/Elsaß wird die Reformation durch Heinrich Motherer, Pfarrer der Johanneskirche, und Martin Bucer eingeführt]

[1522: die Flugschrift Von abtuhung der Bylder des Andreas Bodenstein von Karlstadt, Professor an der Universität Wittenberg, verbreitet sich im ganzen deutschen Sprachraum]

[30. Juni 1522: Ein sendbrieff, so Franciscus von Sickingen seinem schweher, dem edlen und ernvesten juncker Diethern von Henschuchßheym zu underrichtung etzlicher artickel christliches glaubens kürtzlingen zugeschickt hadt. Datum Ebernburg, am andern tag Petri und Pauli 1522 (protestantische Schrift, unter Franz von Sickingens Namen veröffentlicht, als Verfasser gilt Johann Schwebel)]

1522-1523: Sickingensche Fehde, Ritterkrieg. Franz von Sickingen erhebt sich gegen die verbündeten Fürsten Erzbischof von Trier, Landgraf Philipp von Hessen, Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz

7. Mai 1523: Franz von Sickingen stirbt auf Burg Nanstein bei Landstuhl, nachdem er sich seinen Feinden ergeben hatte. Nach seinem Tod läßt Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz die Lützelburg (Tal der Zorn), an der Franz von Sickingen Anteil hatte, schleifen und vereinigt die Herrschaft Lützelburg mit ihren Dörfern Haselburg, Hültenhausen, Wilsberg und Mittelbronn mit der pfälzischen Grafschaft Lützelstein (La Petite-Pierre).

[20. Mai 1523: Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz diktiert in Niederschlettenbach den unbotmäßige Bürgern von Weißenburg/Elsaß einen harten Schlichtungsvertrag]

[6. Juni 1523: Gustav I. Wasa (Gustav Eriksson Vasa * 12. Mai 1496; † 29. September 1560 in Stockholm), seit 1521 Reichsverweser, wird zum König von Schweden gekrönt. Er führt die erbliche Thronfolge ein und befreit Schweden von der Herrschaft des dänischen Königs, weshalb der Tag seiner Wahl zum Schwedischen Nationalfeiertag wird]

[1. Juli 1523: Johann Esch und Heinrich Voes, die ersten lutherischen Protestanten, werden nach einem Urteil durch die Inquisition auf dem Marktplatz von Brüssel öffentlich verbrannt]

[29. August 1523: Ulrich von Hutten stirbt in Ufenau/Zürichsee]

1523: die gesamte Studentenzahl der Universität Heidelberg beträgt nicht mehr als 14

[1523-1534: Papst Clemens VII.]

[6. Januar 1524: Hochwasser am Oberrhein]

28. März 1524: Klara Dett stirbt (*1433, 1472 morganatische Ehe mit Kurfürst Friedrich I.)

Mai 1524: Versammlung mehrerer geistlicher und weltlicher Fürsten in Heidelberg, um sich über Maßregeln gegen das Trinken und Fluchen zu vereinigen. "Ein stattlich Stahlschiessen" (Armbrust) von 16 Fürsten im Seegarten. - Die beiden Wittelsbacher Linien einigen sich in einem Hausvertrag auf die Sukzessionsbestimmungen Kurfürst Philipps des Aufrichtigen.

2. Dezember 1524: Pfalzgraf Otto Heinrich in Heidelberg (Haus am Kornmarkt)

[29. Dezember 1524: Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach, Hochmeister des Deutschen Ordens, erkennt die Unabhängigkeit des Deutschmeisters Dietrich von Cleen an]

1524: Sebastian Münster erhält durch Kurfürst Ludwig die erste Professur für Hebräisch an der Universität Heidelberg. Erster Professor für Griechisch wird Simon Grynaeus.

1524: Vollendung des Ludwigsbaus auf dem Schloß Heidelberg

1524: Graf Christoph von Henneberg (15) zum Rektor der Universität Heidelberg gewählt

1524: das schwer verschuldete Benediktinerkloster Weißenburg wird auf Betreiben von Bischof Georg von Speyer und seinem Bruder Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz von Papst Clemens VII. in ein weltliches Kollegiatstift umgewandelt (ab 1546 untersteht es dem Hochstift Speyer)


[1524: Erasmus von Rotterdam, De libero arbitrio]

[1524: in Straßburg wird die erste deutsche Messe gelesen]

[1524: Martin Luther, De servo arbitrio]

[1524: Reichstag zu Nürnberg. Das Wormser Edikt von 1521 wird als Reichsgesetz anerkannt]

[1524-1529: in enger Zusammenarbeit mit Leo Jud übersetzt Ulrich Zwingli die Bibel neu in die eidgenössische Kanzleisprache («Zürcher Bibel», die älteste protestantische Übersetzung der gesamten Bibel, 1524-1529 von Christoph Froschauer gedruckt)]

1524ff. Kurfürst Ludwig V. läßt den Stückgarten oder großen Wall (Westwall des Schlosses) zur Aufstellung von Kanonen bauen

1524/25: Bauernkrieg (vor allem in Schwaben, Franken, Thüringen). Die Stammburg der Staufer auf dem Hohenstaufen wird zerstört.

[21. Januar 1525: Erste Gläubigentaufe in Zürich. Jörg Blaurock bittet Konrad Grebel um den Vollzug der Taufe. Der ehemalige Priester Blaurock tauft seinerseits die übrigen Versammlungsteilnehmer. - Der Rat der Stadt Zürich beschließt, dass Eltern, die ihre Kinder nicht innerhalb von acht Tagen zur Taufe brachten „die Stadt mit Weib, Kind und Gut verlassen“ mussten. Die Taufe Erwachsener wird verboten]

[24. Februar 1525: Schlacht bei Pavia. 25.000 deutsche Landsknechte unter Kaiser Karl V. erringen einen großen Sieg über Franz I. von Frankreich (im Rahmen der Italienkriege um die Hegemonie in Europa zwischen den Habsburgern (Spanien-Burgund-Erblande) unter Karl V. und den Valois)]

[Februar 1525: Zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben, vermutlich von Sebastian Lotzer und Christoph Schappeler in Memmingen verfaßt. Der erste Artikel fordert die Wiederherstellung des Rechts der freien Pfarrerwahl durch die Gemeinde] http://stadtarchiv.memmingen.de/918.html

[April 1525: der Kurfürst von Mainz verpflichtet sich auf die 12 Artikel der Bauern (Miltenberger Vertrag) - Luther veröffentlicht die Schrift Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern, in der er der Obrigkeit empfiehlt, das Schwert zu gebrauchen]

[4. April 1525: Erste große Schlacht im Bauernkrieg. Sieg des Schwäbischen Bunds unter Georg Truchseß von Waldburg-Zeil über den Baltringer Haufen bei Leipheim]

[9. April 1525: Bauern aus dem Pfinztal ziehen vor die Stadt Durlach. Die Bürger setzen ihren Amtmann ab und öffnen den Bauern die Tore]

[10. April 1525: Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach aus dem Haus Hohenzollern, Hochmeister des Deutschen Ordens, huldigt in Krakau dem polnischen König Zygmunt I. Stary (seinem Onkel) und erhält die Belehnung mit dem (weltlichen) Herzogtum Preußen. Er führt die lutherische Reformation durch. Damit ist Preußen das erste protestantische Land der Welt]

[16. April 1525 (Ostersonntag): der Neckartal-Odenwälder Haufen der Bauern nimmt Stadt und Burg Weinsberg (Herzogtum Württemberg) ein und tötet unter Jäcklein Rohrbachs Führung die Besatzung (“Bluttat von Weinsberg“)]

[17. April 1525 (Ostermontag): Weingartener Vertrag zwischen Georg Truchseß von Waldburg-Zeil und dem Seehaufen]

18. April 1525: Pfalzgraf Ludwig schreibt an den Fürstbischof von Würzburg, daß der Neckartal-Odenwälder Haufen wohl von Gundelsheim zum Kraichgau, nach Heidelberg, ins Rheingebiet ziehen werde

19. April 1525: Malscher Bauern beschlagnahmen eine Fuhre Wein des Bischofs von Speyer

20. April 1525: mit einer Bauernversammlung (400-500 Aufständische) auf dem Letzenberg („Bletzenberg“) bei Malsch beginnt der Bauernkrieg im Hochstift Speyer. Der Haufen fordert die umliegenden Ortschaften auf, „innen mit gewappneter handt zuzuziehen und das evangelium und gotlich gerechtigkeit helffen zu retten.“ Bei der Niederschlagung des Aufstands im Mai wird Malsch zerstört.

[23. April 1525: erfolglose Versammlung von Fürsten, Grafen, Herren aus den fränkischen Fürstentümern Ansbach-Brandenburg, Bamberg, Würzburg, Eichstätt wegen gemeinsamer Aktionen in Neustadt a. d. Aisch]

[25. April 1525: die Würzburger Ratsherren widersetzen sich den bischöflichen Forderungen. Sie verweigern die Aufnahme bewaffneter Anhänger des Bischofs in der Stadt. Gleichzeitig lehnen sie die Forderung nach einem militärischen Aufgebot gegen die Bauern ab]

[25. April 1525: Speyerer Vertrag. Aufhebung der Steuer-Privilegien für Geistliche und Klöster]

[27. April 1525: der fränkische Reichsritter Gottfried „Götz“ von Berlichingen zu Hornberg (* um 1480 in Jagsthausen; † 23. Juli 1562 auf Burg Hornberg in Neckarzimmern) wird Führer des Odenwälder Haufens. Das Mergentheimer Fähnlein zieht nach Würzburg, um dort die Festung Marienberg zu belagern]

[April 1525: Zerstörung der Burg Horneck, Sitz der Deutschmeister]

[1. Mai 1525: Neustadt an der Hardt muß seine Tore den Bauern öffnen und ihre Bedingungen annehmen. Kurfürst Ludwig V. läßt acht Neustädter Bürger hinrichten und den Stiftsdekan verhaften. Der Stadt werden bis 1543 die Stadtrechte entzogen]

[2. Mai 1525: Eröffnung des Landtags zu Würzburg]

4. Mai 1525: Vertrag von Udenheim zwischen Bischof Georg von Speyer und den Bauern der Landschaft Bruhrain. Der Bischof sichert den Bauern die freie Predigt des Evangeliums zu - Amorbacher Deklaration der Bauern

[5. Mai 1525: Aufforderung an den Fürstbischof von Würzburg, die 12 Artikel anzunehmen und binnen 4 Tagen in Verhandlungen zu treten]

6. Mai 1525: Bischof Konrad von Würzburg verläßt Würzburg über Boxberg nach Heidelberg

7. Mai 1525: Bischof Konrad von Würzburg kommt in Heidelberg an - Der Kraichgauer Bauernhaufen unter der Führung des „Pfaffen“ Anton Eisenhut zieht von Gochsheim gegen Adel und Klerus aus (vgl. 26. Mai 1525)

[7. Mai 1525: Zerstörung der Schlösser Ingolstadt und Giebelstadt durch drei Bauernfähnlein. Das Fähnlein Tauberbischofsheim rückt unter Alexius nach Würzburg]

[8. Mai 1525: Zusammenschluß des fränkischen Haufens, des Neckartal-Odenwälder Haufens und der Würzburger Bürgerschaft sowie dem Haufen aus dem Steigerwald, aus Karlstadt und Schweinfurt, insgesamt ca. 20 000 Mann]

[9. Mai 1525: der Bauernrat verhandelt mit dem Würzburger Stadtrat. Unter dem Druck der stadtinneren Opposition öffnet Würzburg seine Tore den Bauern und schließt sich ihrer Sache an. Eine Übergabeforderung an die Festungsbesatzung wird überreicht, dazu Verhandlungen in Würzburg. Die Übergabe der Festung wird abgelehnt]

9. Mai 1525: Kurfürst Ludwig V. läßt den Kirchenschatz der Heiliggeistkirche an einen sicheren Ort bringen

10. Mai 1525: Bildung eines Obersten Rates der beiden Haufen. Kurfürst Ludwig V. verhandelt in Forst (bei Deidesheim) (erfolglos) mit den Bauern des Geilweiler und des Bockenheimer Haufens und lädt ihre Hauptleute nach Deidesheim zum Essen ein

[11. Mai 1525: Bürger von Würzburg und der Anführer des Tauberbischofsheimer Fähnleins, Alexius, beharren auf die Zerstörung der Festung. Streit unter den beiden großen Bauernhaufen. Viele Odenwälder Bauern und mainzische Bauern gehen auf die Seite der tauber-fränkischen Bauern über. Der verbleibende Rest nennt sich von nun an Weinsberger Bauernhaufen. Gespannte Haltung zwischen den Hauptleuten beider Haufen]

[12. Mai 1525: der Bürgermeister, der Rat und die Gemeinde von Würzburg fordern die Festungsbesatzung zur Übergabe auf]

[12. Mai 1525: Sieg des Schwäbischen Bunds unter Georg Truchseß von Waldburg-Zeil über die Bauern bei Böblingen]

12. Mai 1525: 2000 Klosterhintersassen stürmen die Abtei Waldsassen (Operpfalz). Pfalzgraf Friedrich II. nimmt das Kloster in seine Schutzherrschaft

12./13. Mai 1525: Bauern verbrennen die Burg Steinsberg

13. Mai 1525: Kurfürst Ludwig V.   zieht mit dem Erzbischof von Trier, dem Fürstbischof von Würzburg und Pfalzgraf Otto Heinrich mit 1000 Reisigen und 2000 Fußknechten von Heidelberg aus und wirft den Aufstand der Bauern in seinem Gebiet nieder. Er läßt 28 Aufständische (auf dem Marktplatz zu Heidelberg?) enthaupten. (1525 werden auf dem Markt zu Heidelberg „7 die Kepf abgeschlagen, dreien die finger abgehauen“ (Derwein 1940, Nr. 577))

[15. Mai 1525: Schlacht bei Frankenhausen. Sieg eines Fürstenheeres unter Landgraf Philipp von Hessen und Herzog Georg von Sachsen über die aufständischen Bauern Thüringens unter Führung von Thomas Müntzer. Dieser wird gefangen genommen und am 27. Mai in Mühlhausen enthauptet]

[16. Mai 1525: Sieg der Truppen des Herzogs Anton von Lothringen über die elsässischen Bauern bei Zabern. 18.000 Bauern werden im Elsaß getötet]

18. Mai 1525: Erzbischof Richard von Trier kommt in Heidelberg an – Reinhard von Neuneck, Pfalzgraf Ottheinrichs Vertrauter, stürmt im Namen des Schwäbischen Bundes die Stadt Ellwangen. Die Anführer Mumpach und Kreß werden gefangen genommen und verurteilt (vgl. 7. November 1525)

21. Mai 1525: Jäcklein Rohrbach, Hauptmann des Odenwälder Haufens, wird verbrannt

22. Mai 1525: Kurfürst Ludwig V. entsendet eine Streitmacht von 4000/4500 Landsknechten, 1500/1800 Reitern mit mehreren Geschützen von Heidelberg über Malsch und Kislau nach Bruchsal

23. Mai 1525: die Streitmacht Kurfürst Ludwigs V. kommt siegreich in Bruchsal an. Nach einer Verhaftungswelle werden die aufständischen Bauern in Kislau eingekerkert

24. Mai 1525: vier Rädelsführer der Bauern werden auf der Schlossbrücke in Kislau enthauptet

25. Mai 1525: Bruchsal ergibt sich dem Kurfürsten Ludwig V. auf Gnade und Ungnade, das dieser seinem Bruder Georg, dem Bischof von Speyer, wieder zustellt. Im Unterwerfungsvertrag muß Bruchsal 40.000 Goldgulden als Buße leisten. Ludwig zieht mit den anderen Fürstlichkeiten nach Neckarsulm.

26. Mai 1525: "Pfaffe" Anton Eisenhut, Anführer des Aufstands im Kraichgau, und drei andere Gefangene werden in Bruchsal hingerichtet

28. Mai 1525: Kurfürst Ludwig V. nimmt Neckarsulm ein. Er nimmt 60 Bauern gefangen, von denen er 15 wegen Teilnahme an der Weinsberger Mordtat enthaupten läßt. Die dem Deutschen Orden gehörende Stadt wird dem Deutschordenskomtur von Horneck wieder übergeben. Am gleichen Tag findet die Vereinigung des pfalzgräfischen und bündischen Heeres statt.

Mai 1525: Kurfürst Ludwig V. beruft Johann Geyling als (lutherischen) Hofprediger nach Heidelberg

2. Juni 1525: Schlacht auf dem Turmberg bei Königshofen. Im Kampf gegen die Ritter unter Georg Truchseß von Waldburg-Zeil kommen mehrere Tausend Bauern zu Tode (vgl. 12. Mai 1525)

4. Juni 1525: Schlacht bei Würzburg. Der Holzbildhauer Tilman Riemenschneider wird eingekerkert, gefoltert, die Hände werden ihm gebrochen, weil er Partei für die aufständischen Bauern ergriffen hat.

7. Juni 1525: Bauernführer Wendelin Hippler (Wendel Hipler, 1465-September 1526) gerät in Würzburg in Gefangenschaft

[15. Juni 1525: Martin Luther ehelicht in Wittenberg Katharina von Bora]

23./24. Juni 1525: Schlacht bei Pfeddersheim. Die vereinigten pfälzischen Bauernhaufen werden vernichtend geschlagen.

12. Juli 1525: Kapitulation der Stadt Weißenburg. Zahlung von 8000 Gulden Entschädigung an die siegreichen Fürsten. Drei Männer werden enthauptet, darunter Johannes Merkel, der evangelische Prädikant von St. Johann, dessen Mitwirken am Aufruhr nicht bezeugt ist.

19. Juli 1525: Sieges-Gottesdienst in der Heiliggeistkirche

22. Juli 1525: sieben aufständische Bauern werden auf dem Heidelberger Marktplatz geköpft, darunter Hans von Hall, einer der Hauptleute der Bruhrainer. Ende der Bauernkriege.  

7. November 1525: die reformatorischen Pfarrer Johannes Kreß und Georg Mumpach (*1496) werden in Lauingen (Pfalz-Neuburg) als Ketzer hingerichtet

[30. Dezember 1525: Jakob II. Fugger der Reiche stirbt]

1525: Einrichtung einer Realistenburse, später „Großes Contubernium“ (heute: Augustinergasse 7 südliche Hälfte; vgl. 1566)

1525: Ritter Hans III. Landschad von Steinach stellt Jakob Otter (1485-1547) als reformatorischen Prediger in Steinach an. Otter muß den Ort 1527 auf Einwirkung Erzherzog Ferdinands von Habsburg wieder verlassen. Steinach bleibt evangelisch.

um 1525: Kurfürst Ludwig V. beginnt mit dem repräsentativen Ausbau der Burg Schwetzingen (Hinzufügen eines zweiten Standerkers, Palas- und Ökonomiebau ("Ludwigsbau"), achteckiger Treppenturm vor dem Palas)


[1525: Albrecht Dürer veröffentlicht sein Buch Underweysung der messung mit dem zirckel un richtscheyt, das die erste Zusammenfassung der mathematisch-geometrischen Verfahren der Zentralperspektive darstellt und damit die Grundlagen der perspektivischen Konstruktionsverfahren als Teilbereich der Darstellenden Geometrie bildet]

21. März 1526: Kurfürst Ludwig V. verfügt die Auflösung des Ortes Frauenweiler (1287 erstmals erwähnt) (die Bewohner werden nach Wiesloch umgesiedelt)

25. Juni-27. August 1526: 1. Reichstag zu Speyer (vgl. 1529)

[29. August 1526: die Osmanen schlagen den ungarischen Heerbann unter Ludwig II., König von Böhmen, Ungarn und Kroatien (1506-† 29. August 1526 bei Mohács), bei Mohács und annektieren den größeren Teil der Länder der Stephanskrone mit der Hauptstadt Ofen]

September 1526: der gefangene Bauernführer Wendelin Hippler (Wendel Hipler) stirbt auf dem Heidelberger Schloß (vgl. 7. Juni 1525)

26. November 1526: Ordnung des Augustinerklosters durch Kurfürst Ludwig V. erlassen

1526: Katharina von der Pfalz, Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Neuburg, stirbt (Grabplatte in der Kirche der Abtei Neuburg). Nachfolgerin: Sabina Gräfin von Zweibrücken und Bitsch

[1526: Erzherzog Ferdinand von Habsburg, Bruder Kaiser Karls V., wird von den böhmischen Ständen zum König von Böhmen gewählt]

[1526: der Übersetzer William Tyndale veröffentlicht die erste englische Version des Neuen Testaments in Worms]

[5. Januar 1527: das erste Todesurteil gegen einen Täufer wird vollstreckt. Felix Manz wird in der Limmat ertränkt]

1527: Sebastian Münster publiziert das Kalendarium hebraicum, darin ein Holzschnitt von Heidelberg (zweitälteste Ansicht der Stadt, vgl. 1485)

[1527: „Märtyrersynode“ (überregionale Täuferversammlung) in Augsburg]

[1527-1688: Speyer ist Sitz des Reichskammergerichts (1689-1806 in Wetzlar)]

[24. Februar 1527: Täuferkonferenz in Schleitheim (Kanton Schaffhausen). Die anwesenden Abgesandten der Täufergemeinden beschließen ein Glaubensbekenntnis („Brüderliche vereynigung etzlicher Kinder Gottes siben Artickel betreffend“). Sie stammen wohl im wesentlichen von Michael Sattler („Schleitheimer Artikel“)]

[6. Mai 1527: Sacco di Roma durch ein kaiserliches Heer, der Papst flüchtet in die Engelsburg]

[21. Mai 1527: der Täufer Michael Sattler wird in Rottenburg verbrannt]

[1527: Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen gründet in Marburg die erste protestantische Universität]

[1527: in Worms erscheint eine deutsche Übersetzung der prophetischen Bücher des Alten Testaments mit dem Titel Alle Propheten nach hebräischer Sprache verdeutscht, von Ludwig Hätzer und Johannes Denk ("Wormser Propheten")]

[1527: Hieronymus Emser gibt im Auftrag des Herzogs von Sachsen eine Übersetzung des Neuen Testaments heraus]

4. Januar 1528: Mandat des Kaisers gegen die Täufer (Todesstrafe gegen Taufgesinnte)

5. März 1528: Mandat des Kurfürsten Ludwig V. von der Pfalz gegen die Täufer

[25. April 1528: der Täufer Hans Leupold wird in Augsburg "aus Gnaden" mit dem Schwert hingerichtet]

1528: Sebastian Münster, Erklerung des newen Instruments der Sunnen, nach allen seinen Scheyben vnd Cirkeln (gedruckt bei Köbel, Oppenheim; Anleitung zur Sternbeobachtung und Herstellung von Sonnenuhren; mit einem Aufruf an alle „Liebhaber der lustigen Kunst Geographia“, dem Autor Datenmaterial zu einer Beschreibung Deutschlands zu übermitteln) erscheint. Münster veröffentlicht die erste kartographische Darstellung des unteren Neckarlandes.

[1528: Kaiser Karl V. belehnt das Augsburger Handelshaus der Welser mit Venezuela, erste deutsche Überseekolonie]

[1528: Renée de France (1510-1574), Renata von Ferrara, heiratet Renée Ercole II. d’Este, Sohn der Lucrezia Borgia, 1534 Herzog von Ferrara]

1528/29: Übersiedlung der Contubernien der Universität Heidelberg nach Eberbach wegen der Pest. Die Universität bleibt in Heidelberg

19. April 1529: auf dem (2.) Reichstag zu Speyer unterzeichnen die evangelischen Reichsstände eine Protestation gegen die im Namen des Kaisers verfügte Aufhebung des Speyerer Reichstagsabschiedes von 1526

15. Juni 1529: Hochwasser des Neckar

27. September-5. Oktober 1529: Marburger Religionsgespräch («Abendmahlsstreit zu Marburg», Martin Luther, Martin Bucer, Ulrich Zwingli, Philipp Melanchthon, Justus Jonas. Keine Einigung in der Abendmahlsfrage) 

27. September-14. Oktober 1529: osmanische Truppen unter dem Sultan Süleyman I. Kanuni (dem Prächtigen) schließen im Rahmen des ersten österreichischen Türkenkrieges Wien (Hauptstadt der Habsburgischen Erblande) ein. Pfalzgraf Friedrich II. wird zum Reichsfeldherrn gegen die Türken ernannt, Pfalzgraf Philipp („der Streitbare“) zum Obristen der Besatzung. Unterstützt von anderen Truppen des Heiligen Römischen Reichs können sich die Verteidiger behaupten.


18. Oktober 1529: Susanna von Bayern (1502-1543, Witwe von Kasimir, Markgraf von Brandenburg-Kulmbach) heiratet Pfalzgraf Otto Heinrich

1529: Sebastian Münster verläßt Heidelberg aus finanziellen Gründen und folgt einem Ruf als Hebraist an die reformierte Universität Basel (ebendort †1552)

1529: der Schloßturm Seltenleer (Name seit 1603 üblich) wird vollendet

1529: Johannes Virdung, mathematicus und Hofastrologe am kurf. Hof in Heidelberg, promoviert als Mediziner an der Universität Heidelberg, lehrt anschließend Medizin und Astronomie (siehe 1494, 1520)

[1529: Martin Luther, Kleiner und Großer Katechismus; Eine Heerpredigt wider den Türken (Die Christen sollen „mit Freuden die Faust regen und getrost dreinschlagen, morden, rauben und Schaden tun so viel sie immer mögen ... werden sie darüber erschlagen, wohlan ... selig und heilig sind sie ewiglich.“) (vgl. 1560)]

[22. April 1529: der Vertrag von Saragossa legt eine östliche Demarkationslinie fest. Mit seiner Unterzeichnung wird die Trennlinie zwischen dem spanischen Machtbereich und dem portugiesischen Machtbereich auf 297,5 Leguas östlich der Molukken festgelegt. - Kaiser Karl V. erwirbt von König Johann III. von Portugal die Gewürzinseln (Molukken)]

[Januar 1530: neun Täufer werden im ehemaligen Kloster Reinhardsbrunn bei Gotha festgehalten und vom Gothaer Superintendenten Friedrich Myconius vernommen. Sechs von ihnen sind nicht bereit, ihren reformatorisch-täuferischen Standpunkt zu widerrufen und werden hingerichtet. Sie sind die ersten Täufer, die allein wegen ihres Glaubens unter einer lutherischen Regierung umgebracht wurden. Philipp Melanchthon verteidigt diese Hinrichtungen später in einem Brief an Myconius] https://de.wikipedia.org/wiki/Reinhardsbrunn https://www.uni-erfurt.de/forschung/einblicke/text-beitraege/die-reformation-auf-abwegen/

[22. Februar 1530: der römisch-deutsche König Karl V. von Habsburg empfängt aus den Händen von Papst Clemens VII. in Bologna die "Eiserne Krone" der Langobarden]

24. Februar 1530: der römisch-deutsche König Karl V. von Habsburg wird in Bologna durch Papst Clemens VII. als letzter Herrscher zum "Römischen Kaiser" gekrönt (u.a. anwesend: Pfalzgraf Philipp der Streitbare, durch Karl zum Ritter geschlagen)

[25. Juni 1530: auf dem Reichstag zu Augsburg wird die Confessio Augustana invariata (lutherisches Augsburger Bekenntnis mit Verdammung der Täufer, verfaßt von Philipp Melanchthon), im Namen von fünf protestantischen Reichsständen verlesen]

3. Dezember 1530: Kaiser Karl V. übernachtet in Schloß Schwetzingen

1530/31: Martin Frecht (um 1494-1556), 1523 und 1526 Dekan der Artistenfakultät, 1529 Professor der Theologie, wird Rektor der Universität Heidelberg (vgl. 1518)

1530/1531: Pest in Heidelberg

[11. Oktober 1531: Sieg der Fünf (katholischen) Orte gegen die Protestanten in der Schlacht bei Kappel am Abis. Ulrich Zwingli fällt]

[22.-31. Dezember 1531: protestantische Fürsten und Städte Nord-, Mittel- und Süddeutschlands (u.a. Kursachsen, Hessen, Straßburg) schließen in Schmalkalden (Bezirk Suhl) ein Verteidigungsbündnis gegen die Religionspolitik des Kaisers] (vgl. 1546)

Dezember 1531: Johann Pavonius ist der erste verheiratete Rektor der Universität Heidelberg (heiratet während seiner Amtszeit; vgl. 1549)

[1531: Philipp Melanchthon spricht sich in einem Gutachten für die Todesstrafe für „aufrührerische Täufer“ aus]

[Sommer 1531: im Ulmer Münster werden am sogenannten „Götzentag“ beide Kirchenorgeln und insgesamt 60 Altäre entfernt, in umliegende Dorfkirchen gebracht oder zerstört]

[1531: Erzherzog Ferdinand I. von Habsburg wird mit Hilfe von Bestechungsgeldern zum römisch-deutschen König gewählt]

[1531: der Elsässer Beatus Rhenanus veröffentlicht Germanicarum Rerum Libri Tres]

1531-1541: Bau des neuen Torturms auf dem Heidelberger Schloß

[1. Mai 1532: Kaiser Karl V. erhebt die Medici zu Herzögen von Florenz]

[27. Juli 1532: Reichstag zu Regensburg. Die Constitutio Criminalis Carolina wird als Strafgesetzbuch für das Reich in Kraft gesetzt. Mit ihr wird die Folter als Mittel der Wahrheitsfindung institutionalisiert]

1532: Pfalzgraf Philipp Statthalter des Herzogtum Württemberg

1532: Pfalzgraf Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken (1526-1569) wird Herzog von Pfalz-Zweibrücken (vgl. 1557)

[1532: Schenk Eberhard XIII. von Erbach erreicht als Graf Eberhard I. bei Kaiser Karl V. die Erhebung in den Reichsgrafenstand]

[1532: Religionsfrieden von Nürnberg wegen der Türkengefahr („Nürnberger Anstand“)]

[1532: Pantagruel roy des dipsodes restitué à son naturel avec ses faictz et prouesses espoventables von François Rabelais erscheint]

[1532: Il Principe von Niccolò Machiavelli (1513 geschrieben) erscheint]

[1532-1533: Eroberung Perus durch die Spanier]

[1532-1536: in Genf führt Guillaume Farel die Reformation nach der Lehre von Jean Cauvin durch]

1533: Vollendung des Nordwalls mit dem dicken Turm (Durchmesser 26 m, Höhe 60 m) auf dem Heidelberger Schloß (vgl. 1619)

1533: Pfalzgraf Ruprecht führt die lutherische Reformation im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken durch (vgl. 1542)

[1533: Veit Stoß (* um 1447 in Horb am Neckar, Bildhauer und -schnitzer der Spätgotik) stirbt in Nürnberg]

[Mai 1534: Schlacht bei Lauffen. Sieg des Landgraf Philipp von Hessen, Herzog Ulrich gewinnt Württemberg zurück]

[1534: Herzog Ulrich führt die Reformation in Württemberg ein. Hierbei stehen ihm die Reformatoren Ambrosius Blarer, Johannes Brenz und Erhard Schnepf zur Seite. Die sichergestellten Klosterschätze sollen die Staatskasse füllen und die Bezahlung der Kriegsschulden ermöglichen]

[1534: Auflösung des Schwäbischen Bunds]

[1534: das englische Parlament verabschiedet den Act of Succession. Er beinhaltet den Eid hinsichtlich einer Bestätigung der Legitimität aller Kinder, die König Heinrich VIII. und seiner Frau Anne Boleyn geboren würden; außerdem weist er jede fremde Autorität (also auch des Papstes über geistliche Belange und weltliche Verfügungsgewalt über Kirchen, Klöster und Abteien) zurück. König Heinrich VIII. löst die Kirche seines Landes aus der Autorität des Papstes]

[1534: die deutsche Bibelübersetzung von Martin Luther wird in Wittenberg gedruckt]

[1534: Johann Dietenberger gibt die deutschsprachige "Biblia" heraus, indem er für das Alte Testament Luther zugrunde legt und für das Neue Testament Emsers Übersetzung von 1527]

[1534: Peter Apian (1495–1552), Astronom und Geograph aus Ingolstadt, publiziert eine Sammlung römischer Inschriftensteine]

[1534/35: Sebastian Münster veröffentlicht in Basel eine zweibändige Ausgabe des Alten Testaments (Biblia Hebraica) mit lateinischer Übersetzung und Anmerkungen (erste christliche Ausgabe der hebräischen Bibel)]

[1534/1535: Herrschaft der Täufer in Münster]

1534-1540: Georg Widmann (Chronist von Schwäbisch Hall) in Heidelberg (vgl. 1500)

18. Mai 1535: Pfalzgraf Friedrich II. heiratet Dorothea, Tochter des verjagten dänischen Königs Christian II., Enkelin Karls V. (*10. November 1520), in der Schloßkapelle zu Brüssel

[6. Juli 1535: der englische Staatsmann und Humanist Thomas Morus (*1478) wird auf dem Schafott auf dem Tower Hill wegen Hochverrats hingerichtet (vgl. 1516)]

1535: Bau der Nord-Kasematte des Schlosses (verläuft zwischen dem Dicken Turm im Westen und dem Frauenzimmerbau im Osten)


1535-1549: Anna von Frankenstein Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Neuburg (Nachfolgerin von Sabina Gräfin von Zweibrücken und Bitsch; erzwingt, daß die klösterliche Gemeinschaft dem alten Glauben treu bleibt; vgl. 1554)

[1535: Teilung der Markgrafschaft Baden (Zähringer) in die altgläubige Linie Baden-Baden und die lutherische Linie Baden-Durlach]

[1535: Angela Merici gründet in Brescia den Ursulinenorden]

[1535: Christian III., König von Dänemark und Norwegen, macht das Luthertum zur Staatsreligion in seinem Land. Dänemark ist damit der erste dezidiert lutherische Staat]

[1535: die Bible de Genève, ins Französische übersetzt von Pierre-Robert Olivétan, erscheint]

[19. Mai 1536: Anne Boleyn (*1501/1507), zweite Ehefrau König Heinrichs VIII. von England, 1533-1536 Königin von England, Mutter von Königin Elizabeth I., wird wegen vorgeblichen Ehebruchs und Hochverrats in London enthauptet]

[21. Mai 1536: die Bürger Genfs bekräftigen auf einer Volksversammlung unter Eid ihre Zustimmung zur Einführung der Reformation]

[28. Mai 1536: Wittenberger Konkordie. Einigung im Abendmahlsstreit zwischen Zwinglianern und Lutheranern]

[12. August 1536: Christian III., König von Dänemark und Norwegen, läßt drei katholische Bischöfe verhaften, teils um den Widerstand gegen die Reformation zu brechen, teils um durch die Enteignung kirchlichen Vermögens seine Schulden zu begleichen. Martin Luther sendet seinen Glückwunsch an den König. Mit der Kirchenordnung von Johannes Bugenhagen wird die Reformation in Dänemark, Island und Norwegen eingeführt]

[6. Oktober 1536: der englische Bibelübersetzer William Tyndale wird verbrannt]

Dezember 1536: Pfalzgraf Otto Heinrich reist von Neuburg an der Donau zu seinem "Oheim", dem polnischen König Sigismund I. über Prag nach Krakau (Rückreise über Breslau, Berlin, Wittenberg und Leipzig nach Neuburg)

1536: Philip Wambolt von Umstadt, Domherr zu Mainz, kurpfälzischer Rat, Oberhofmeister und Statthalter von Amberg, verheiratet mit Margarethe von Dürn, stirbt

[11./12. Juli 1536: der niederländische Theologe Desiderius Erasmus von Rotterdam (*vermutlich am 28. Oktober 1466/69) stirbt in Basel]

[1536: der ursprünglich katholische Priester Menno Simons distanziert sich in seiner Schrift „Gegen Jan van Leyden“ von der Herrschaft der Täufer in Münster 1534/1535]

[1536: Christianae Religionis Institutio von Jean Cauvin erscheint in Basel]

[1536 und 1543: Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen verbietet den Juden, sich im Herrschaftsgebiet niederzulassen, Handel zu treiben oder durch das Land zu ziehen. Er beruft sich dabei ausdrücklich auf Luthers Schriften (vgl. 1642). Es folgen Vertreibungen aus den freien Reichsstädten Mühlhausen (1537) und Nordhausen (1546) sowie aus der Grafschaft Henneberg-Schleusingen (1555)]

[1536: durch den Act of Union wird die Grenze Englands zu Wales festgelegt]

7./25. April 1537: Unwetter über Heidelberg. Zerstörung der oberen Burg auf dem kleinen Gaisberg durch Blitzschlag (bezeugt durch einen Brief des Augenzeugen und Humanisten Jakob Micyllus, der auch bezeugt, daß das Michaelskloster auf dem Heiligenberg in Trümmern liegt)

1537: aus dem ehemaligen Hof der Adelsfamilie Swende in Weinheim entsteht das kurpfälzische Schloß (vgl. 1423)

1537: Pfalzgraf Friedrich III. „der Fromme“ von der Pfalz heiratet in Kreuznach Maria von Brandenburg-Kulmbach (1519-1567)

[1537: Luther verfaßt die Schmalkaldischen Artikel für das nach Mantua ausgeschriebene Konzil. Auf dem in Schmalkalden (Bezirk Suhl) tagenden Konvent aller religionsverwandten Stände verliest Melanchthon sie nicht vor (vgl. 1531)]

[1537: Johannes Eck gibt eine Übersetzung des Alten und Neuen Testaments heraus, die sich eng an Luther anschließt]

[1537: der Calvinist Johannes Sturm (1507-1589) gründet in Straßburg das Gymnasium (heute Gymnase Jean Sturm)]

[1537: Markgraf Hans von Küstrin führt als einer der ersten Landesherren in Deutschland die Reformation in der Neumark ein. Dabei wird der gesamte Stifts- und Klosterbesitz mit seinen reichen Einnahmen in landesherrliches Eigentum überführt (vgl. 1534)]

1537-1540: Johann Kremer Schaffner des Lorscher Hofes in Handschuhsheim

um 1538: Kurfürst Ludwig V. baut das Zeughaus vor dem Glockenturm des Schlosses (1693 gesprengt, wiederhergestellt, 1764 ausgebrannt)

[1538: Philipp Melanchthon gibt Ulrich von Hutten, Arminius und Tacitus, Germania heraus]

[1538: Gründung der Universität Santo Domingo, älteste Universität Amerikas]

[1538: der Ausbruch der Phlegräischen Felder (etwa 20 km westlich des Vesuvs) dauert acht Tage. Aus dem ausgeworfenen Material entsteht ein neuer Berg ("Monte Nuovo"). Der angrenzende Lago d’Averno wird vom Meer abgeschnitten]


November 1539-Februar 1540: wegen der Pest finden Teile der Universität Heidelberg in Mosbach Zuflucht und Unterkunft

[1. November 1539: Kurfürst Joachim II. von Brandenburg nimmt in der Spandauer St. Nikolai-Kirche erstmals das Abendmahl nach lutherischem Ritus ein. Rat und Bürgerschaft von Berlin/ Cölln folgen in einer öffentlichen Feier einen Tag später. Beginn der Reformation im Kurfürstentum Brandenburg. Im Sommer 1540 wird die Reformation durch eine neue Kirchenordnung für ganz Brandenburg allgemein verkündet]

[1539: die Ordonnance de Villers-Cottérêts des Königs François I. (1494-1547) verbietet die Verwendung des Lateinischen im Rechtswesen und indirekt auch der Regionalsprachen in Frankreich] https://fr.wikipedia.org/wiki/Ordonnance_de_Villers-Cotter%C3%AAts#Langage_maternel_francoys

[1539: der ursprünglich katholische Priester Menno Simons schreibt im Fondament-Boeck die Lehre des nach ihm benannten mennonitischen Glaubens nieder]

[1539: Reichstag zu Frankfurt]

[1540: der von Ignatius von Loyola 1534 gegründete Jesuitenorden erhält die päpstliche Bestätigung und den Auftrag, den "katholischen" Glauben zu verbreiten]

[1540: Melanchthon verfaßt die Confessio Augustana variata (Glaubensbekenntnis der reformierten Kirchen; vgl. 1530)]

1540: der evangelisch gesonnene Stiftsprediger an Heiliggeist Magister Heinrich Stoll (†1557) heiratet, ohne daß es ihn die Pfründe kostet

Sommer 1540: große Hitze und Dürre in Mitteleuropa. Rhein, Elbe und Seine können trockenen Fußes durchwatet werden. Der Bodenseepegel sinkt auf Rekordniveau, Lindau ist mit dem Festland verbunden.

Februar 1541: Kaiser Karl V. zu Besuch bei Kurfürst Ludwig V. ("Wolfsjagd" hinterm Schloß)

[8. April 1541: Ignatius von Loyola wird zum ersten Generaloberen des Jesuitenorden gewählt]

1541: Pfalzgraf Philipp tritt wegen übermäßiger Schuldenlast den Anteil seiner Herrschaft an Pfalz-Neuburg seinem Bruder Otto Heinrich ab - Der Hirschgraben, das Brückenhaus und der Westwall im Heidelberger Schloß entstehen

[1541: die Türken erobern Budapest. Bratislava ist bis 1784 die Exilhauptstadt der ungarischen Könige und Erzbischöfe]

[1541: Regensburger Religionsgespräch]

1542: Pfalzgraf Otto Heinrich führt die lutherische Reformation im Herzogtum Pfalz-Neuburg durch (vgl. 1541, 1533, 1616, 1717)

[1542: Martin Luther, Von den Juden und ihren Lügen]

[1542: der Crown of Ireland Act wird vom englischen und vom irischen Parlament verabschiedet. Er errichtet ein souveränes Königreich Irland mit Henry VIII als König von Irland]

[1542: Catherine Howard, Cousine von Anne Boleyn (1536), König Heinrichs VIII. fünfte Ehefrau, wird wegen Ehebruchs enthauptet]

[24. Mai 1543: Nikolaus Kopernikus (*1473 in Toruń), der in De Revolutionibus orbium coelestium libri VI die Theorie des heliozentrischen Sonnensystems publiziert, stirbt in Frauenburg (Frombork)/Ermland]

1543: Aufstockung des Ruprechtsbaus des Heidelberger Schlosses

[1543: Herzog Moritz von Sachsen gründet die Fürsten- und Landesschule Pforta bei Naumburg als eine von drei Landesschulen für Knaben]

[1543: die Universitätsbibliothek Leipzig, eine der ältesten Bibliotheken Deutschlands, wird durch Schenkung des Albertiners Herzog Moritz von Sachsen von Grundbesitz und Gebäude des aufgelösten Leipziger Dominikanerklosters St. Pauli an die Universität Leipzig gegründet. Ihr Hauptgebäude ist die Bibliotheca Albertina]

[1543: Hans IX. von Hirschhorn (†1569, Sohn Engelhards III.) führt die Reformation in seinem Herrschaftsgebiet durch (er verbietet 1546 die katholische Messe und hebt das Kloster in Hirschhorn auf]

16. März 1544: Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz stirbt in Heidelberg (in der Heiliggeistkirche begraben)

1544-1556: Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz ("der Weise")

[Mai 1544: Reichstag zu Speyer]

1544: mit dem Spruch des Reichskammergerichts in Speyer erhalten die Kurfürsten von der Pfalz das Recht, im dritten Schild ihres Wappens den Reichsapfel als Ausdruck ihres Vikariats zu führen (kurfürstliche Wappenmehrung; vgl. 1356)

1543: die Grafschaft Pfalz-Veldenz wird im Marburger Vertrag von Pfalz-Zweibrücken abgespalten. Der Onkel Herzog Wolfgangs von Zweibrücken, Ruprecht (†1544), erhält die Grafschaft. Neben dem namengebenden Amt Veldenz (Mosel) umfaßt die anfängliche Ausstattung Besitzungen im Glantal. 1559/66 kommen aus der Kurpfälzer Erbschaft die halbe Herrschaft Guttenberg und die Grafschaft Lützelstein (Nordvogesen) hinzu. 1694 erlischt die Linie und die Besitzungen werden nach 40-jährigem Zwist 1733 vertraglich zwischen Kurpfalz, Pfalz-Sulzbach und Pfalz-Birkenfeld aufgeteilt.

1544: Vollendung des Turms der Heiliggeistkirche

1544: in Basel erscheint "Cosmographey oder Beschreibung aller Länder..." von Sebastian Münster (erste große deutsch geschriebene Weltkunde; darin der älteste Text in finnischer Sprache, die Übersetzung des Vaterunser. In der Ausgabe von 1550 findet sich Florentissimae ciutatis Heidelbergensis situs & genuina pictura..., eine große Stadtansicht von Heidelberg als Holzschnitt) (vgl. 1550, 1572) (vgl. http://www.djung.de/index.html?heidelberg/geschichte.html)

1544-52: Exil Pfalzgraf Otto Heinrichs in Heidelberg

26. Dezember 1544: Pfalzgraf Otto Heinrich kauft ein Anwesen am (1553 entstehenden) Kornmarkt (später Hauptstraße 195, Gasthaus "Schwarzer Adler", beim Rathaus-Neubau 1912 zerstört)

[1544: in der gesamten Grafschaft Erbach wird die Reformation eingeführt]

[1544: Herzog Albrecht von Brandenburg-Ansbach gründet die Albertus-Universität Königsberg. Sie ist nach Marburg die zweite Neugründung einer protestantischen Universität]

22. November 1545: der Doktor der Medizin Johannes Lange (von Lemberg) überreicht Kurfürst Friedrich II. auf dessen Wunsch den Entwurf einer Universitätsreform

1544: Sebastian Ochsenkun (*1521) aus Nürnberg, Lautenspieler beim Pfalzgrafen Ottheinrich zu Pfalz-Neuburg, geht als Lautenmeister an den kurpfälzischen Hof in Heidelberg


1545: Pfalzgraf Otto Heinrich kauft in der Vorstadt 9 Grundstücke und beginnt, zwischen Plöck, Märzgasse, Hauptstraße und heutiger Theaterstraße einen Hofgarten („Herrengarten“) anzulegen. Pomeranzen, Limonen, Olivenbäume, Granatäpfel, Pfeffersträucher, Melonen, Gurken, Feigen- und Mandelbäume werden gepflanzt.

1545: Einrichtung eines Universitätskarzers in einem Häuschen am Lindenplatz (Schulgasse 4, Hinterhof)

Ostern 1545: Kurfürst Friedrich II. empfängt das Abendmahl unter beiderlei Gestalt

1545: Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken, Neuburg und Sponheim (1526-1569) heiratet in Kassel Anna, Landgräfin von Hessen (1529-1591) , die Tochter von Philipp dem Großmütigen



1545/1548: der Apotheker Philip Sprenger stirbt in Heidelberg und wird auf dem Friedhof der Peterskirche begraben. Grabinschtift:

Philipus Sprenger loquitur:

Auff diesm Acker Gottes lig Jch

Bedecket mit külem Erdrich,

Vff daß durch Regen, Wind vnd schnee

Mein Leib vermoder vnd zergeh,

Vnd wachs herfür vffs new formirt,

Herrlich vnd schön von Gott geziert.

Gewaschn durchs HERRN Christi Blut,

Bekleidt mit seiner vnschuld gut,

Der nachmals vffersteh mit frewd,

Vnd leb bey Gott in Ewigkeit.

Darumb in dieser sanfften ruh

Durch süssen traum mir offt felt zu,

Als ob ich der Posaunen schall

Auch Gottes stimm hör vberall:

Steht auff jhr Außerwölten mein,

Die ewig frewd nembt mit mir ein,

Welch Euch von anfang ist bereit

Durch Christum, nun weich alles leyd.“



[1545: Reichstag zu Worms: evangelische Reichsstände lehnen die Teilnahme am Konzil zu Trient ab]

[1545: Anlage des Botanischen Gartens in Padua als Heilkräutergarten]

[1545: Ercole II. d’Este, Herzog von Ferrara, läßt im Zuge der Gegenreformation in Ferrera die Inquisition durchführen]

[1545: 80% der Azteken fallen einer Cocolitzli-Epidemie zum Opfer, deren Erreger vermutlich von den spanischen Eroberern eingeschleppt wurden]

[1545-1548, 1551-1552, 1652-1563: Konzil von Trient (Tridentinum). Erneuerung der katholischen Kirche. Die Vulgata wird zur authentischen Bibelübersetzung erklärt. Die Apokryphen werden als vollwertige Bücher der Heiligen Schrift bezeichnet. Die Gültigkeit der Ehe wird von der priesterlichen Mitwirkung bei der Eheschließung abhängig gemacht. Erst jetzt wird in der Geschäftsordnung des Konzils der Sessio VII Dekret über die Sakramente die Siebenzahl der Sakramente – Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße, Krankensalbung, Weihe und Ehe – festgelegt]

3. Januar 1546: erster lutherischer Gottesdienst in der Heiliggeistkirche mit Abendmahl

10. Januar 1546: erster lutherischer Gottesdienst in der Peterskirche (vgl. 1548)

13. April/2. Mai 1546: Stiftsordnung für das Stift zum Heiligen Geist. Alle Privatmessen, Seelenmessen und Jahresgedächtnisse für Verstorbene entfallen.

17. Juni 1546: kurfürstliches Edikt über die Aufrichtung einer "christlichen und guten policey"

Juli 1546: Kurfürst Friedrich II. beruft den Straßburger Reformator Paul Fagius (1504-1549), um die Reformation bei der Kirche und der Universität zu vollenden. Er erläßt eine Kirchenzuchtordnung, die bestimmt, daß im Gottesdienst die Schriftlesung auf deutsch erfolgen und beim Abendmahl auch der Kelch gereicht werden solle, und gibt die Priesterehe frei (vgl. 1556). Fagius kehrt nach Straßburg zurück und stirbt in Cambridge.

1546: der evangelische Prediger der Heiliggeistkirche, Magister Heinrich Stoll (†1557), wird gegen den Willen der altgläubigen Professoren zum Rektor der Universität berufen. Reformation der Artistenfakultät. Schwaben-, Katharinen-, Juristen- und Realistenburse werden zum Collegium Principis zusammengelegt (vgl. Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 14 (2010) S. 229)

9. Oktober 1546: Kurfürst Friedrich II. veranlaßt das Rektorat der Universität durch Dekret, die Schwabenburse in der Judengasse (heute: Dreikönigstraße 8/6/4) für das neue Paedagogium (Lateinschule, 1558 aufgehoben) herzurichten, um die Universität von den jüngeren Studenten zu entlasten (vgl. 1565, 1590)

Judengasse, Merinanstich 1620



1546: Kurfürst Friedrich II. läßt den Prunk-Kamin im Ruprechtsbau anfertigen

1546: Aufhebung der Klöster in Heidelberg

[1546: das Benediktinerkloster Weißenburg untersteht dem Hochstift Speyer]

1546: Die Pfalz tritt dem Schmalkaldischen Bund bei (vgl. 1531)

1546/47: Schmalkaldischer Krieg. Eroberung Neuburgs (Donau) durch kaiserlich-spanische Truppen, Zerstörung der Residenz. - David Chyträus aus Wittenberg (1530-1600) hält sich in Heidelberg auf.

Frühjahr 1547: Sieg Kaiser Karls V. über die protestantischen Fürsten (Heerführer: der Herzog von Alba : Johann Friedrich von Sachsen) im Schmalkaldischen Krieg bei Mühlberg/Elbe. Dieser Sieg trägt wegen politisch ungeschickten Verhaltens seitens des Kaisers keine weitreichenden Früchte.

3. Juli 1547: Hartmannus Hartmanni d.Ä., Kanzler des Kurfürsten Friedrich II. seit 1544, stirbt (begraben in der Heiliggeistkirche). Nachfolger als Kanzler wird 1548 Christoph Prob (†1579).

1547: der erste Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Heidelberg wird mit dem Arzt Jacob Curio aus Hof besetzt (†1572)

1547: wegen der „Pest“ in Heidelberg übersiedelt Pfalzgraf Otto Heinrich mit seinem Hofstaat nach Weinheim und nutzt den Nordwestflügel des dortigen Schlosses als Residenz (kehrt 1552? wieder zurück)

[1547: das Konzil von Trient wird auf Anraten des Arztes Fracastoro nach Bologna verlegt, als in Trient eine Typhusepidemie ausgebrochen ist]

14. Juli 1547-April 1548: Auswanderung der Universität Heidelberg nach Eberbach wegen Krieg und Seuchen (vgl. 1555)

1547: der Humanist und Philologe Jacobus Micyllus (Jacob Moltzer) folgt einem zweiten Ruf nach Heidelberg als Professor für griechische Sprache und Literatur (vgl. 1533, 1545)

1547: das Augustinerkloster wird von den Mönchen verlassen (vgl. 1546, 3. September 1555, 1558)

[1547: Großfürst Iwan IV. von Moskau nimmt den Titel eines Zaren von ganz Rußland an]

[1547-1548: Reichstag zu Augsburg]

[1547-1552: Reformation in England]

[30. Juni 1548: Kaiser Karl V. erläßt das Augsburger Interim. Es wird formelles Reichsrecht. Bis zur Klärung der Religionsfrage durch ein Konzil regelt es interimistisch die Bekenntnisfrage im Reich. Gestattet ist das Abendmahl in beiderlei Gestalt]

1548: "Die Wildbanngrenze zwischen der Kurpfalz und dem Hochstift Speyer" (Stich von Wolf Reuss, zeigt die Grenze zwischen der Pfalzgrafschaft bei Rhein und dem Fürstbistum Speyer von Lussheim am Rhein bis Zuzenhausen im Kraichgau (GLAK H-f 1108)


1548: Christoph Prob, Doktor beider Rechte (†1579), wird Nachfolger von Hartmannus Hartmanni d.Ä. (†1547) als Kanzler des Kurfürsten Friedrich II.


[1548: Konstanzer Sturm]

um 1548: Pfalzgraf Otto Heinrich plündert die Bibliothek des Klosters Lorsch

[26. Februar 1548: Piri Reis erobert das vom portugiesischen König Johann III. besetzte Aden für das Osmanische Reich]

4. Juli 1548: Pfalzgraf Philipp ("der Streitbare") stirbt in Heidelberg und wird in der Heiliggeistkirche begraben

17. August 1548: das Augsburger Interim wird in der Kurpfalz eingeführt. Bis zur endgültigen Regelung der strittigen Glaubensfragen durch ein Konzil wird den Protestanten Priesterehe und Laienkelch zugestanden (vgl. 1553). Die hl. Messe wird in Heiliggeist und St. Peter wieder eingeführt.

1549: Papst Julius III. erlaubt, auch Verheiratete als Rektoren an der Universität zuzulassen (vgl. 1531)

1549: in Heidelberg wird wieder eine Fronleichnamsprozession veranstaltet

[1549: das Book of Common Prayer, die Agende der Anglikanischen Kirche, erscheint in seiner ersten Ausgabe. Hauptverantwortlich ist Thomas Cranmer, Erzbischof von Canterbury. Es wird noch im selben Jahr von Eduard VI. landesweit eingeführt]

1549-55: Kurfürst Friedrich II. läßt den Gläsernen Saalbau ("Nova Aula") auf Schloß Heidelberg bauen (Überformung des frühgotischen Palas im Renaissancestil und Verlängerung auf den Ostwall, weitere Aufstockung des Glockenturms; Baumeister: Hans Engelhardt)

[7. November 1550: Jón Arason, Bischof von Hólar in Nordisland, der letzte katholische Bischof des Landes, wird auf Geheiß von Christian III., König von Dänemark und Norwegen, ohne Gerichtsverhandlung zusammen mit den Söhnen Ari und Björn hingerichtet]

1550: Ausbau des achteckigen Turms ("Glockenturm") auf dem Schloß um zwei Stockwerke

1550: in der Ausgabe der 1544 erstmals in Basel erschienenen "Cosmographey oder Beschreibung aller Länder..." von Sebastian Münster  findet sich eine große Stadtansicht von Heidelberg als Holzschnitt (vgl. 1572) (vgl. http://www.djung.de/index.html?heidelberg/geschichte.html)

Januar 1550: die Aufführung der religions- und zeitkritischen Komödie "Eusebia" von Antonius Schorus im Paedagogium (Lateinschule in der Judengasse; vgl. 9. Oktober 1546) führt zur Beendigung der ersten Pädagogiumsphase

Judengasse, Merinanstich 1620

Karfreitag 1550: Heidelberger Studenten lösen antikatholische Ausschreitungen aus. Bildersturm in Heiliggeistkirche (vgl. 1556, 1557) und Franziskanerkirche)

1550: der Chronist Georg Widmann aus Schwäbisch Hall überliefert den Text der (noch vollständigen) Inschrift des Hazecha-Steins vom Heiligenberg (mit falschen Lesungen)

1550: Burg Schwabeck (Neckar) und große Teile des Ortes Schwabenheim werden durch Hochwasser zerstört (vgl. 1515)

um 1550: Kurfürst Friedrich II. legt am Wolfsbrunnen eine Gartenanlage mit Lusthäuschen ("Wolfshaus") und Forellenweiher an

2. Januar 1551: Kurfürst Friedrich II. erhält die Erlaubnis von Papst Julius III., das 1476 begründete Dominikanerkloster zu säkularisieren und darin das "reiche Spital" ("Churhospital") einzurichten. Das mittelalterliche Spital auf dem Neuen Markt (später "Kornmarkt") wird abgebrochen (vgl. 1556, 1708)

18. März 1551: Vertreter sämtlicher Pfälzer Linien versammeln sich in Heidelberg und erkennen vertraglich an, daß die Kur nach dem kinderlosen Tod von Friedrich II. zuerst auf Pfalzgraf Ottheinrich fallen solle

22. November 1551: Philipp III. von Hanau-Münzenberg (1526-1561) vermählt sich in Heidelberg mit Pfalzgräfin Helene zu Simmern (†5. 2. 1579), Tochter des Pfalzgraf Johann II.

25. November 1551: Graf Philipp I. von Leiningen-Westerburg (†1597) vermählt sich in Heidelberg mit Pfalzgräfin von Zweibrücken (1537-1577), Tochter des Grafen Simon VIII. zu Lichtenberg und Bitsch (Kurfürst Friedrich II. richtet die Hochzeiten aus, neuntägiges Fest mit Feuerwerk und Kriegsspielen auf dem Turnierplatz in der Vorstadt. Beschreibung durch Nikolaus Kistner)

[1551: Gründung des Collège de France]

[1551: der französische Buchdrucker Robert Estienne (Stephanus) führt die Numerierung der Verse der Bibel ein

[1551: die Tschuwaschen unterstellten sich freiwillig der Oberherrschaft des russischen Zaren]

[1551: Erasmus Reinhold fertigt die Preußischen oder Prutenischen Tafeln der Himmelsbewegungen (Prutenicae Tabulae Coelestium Motuum) an, astronomische Tafeln zur Berechnung der Standorte von Sonne, Mond und den Planeten. Sie lösen die bisher verwendeten Alfonsinischen Tafeln (vgl. 1272) ab, deren vorhergesagte Daten zunehmend von der Realität abwichen. Die höhere Genauigkeit der Prutenischen Tafeln ist nicht auf das verwendete Kopernikanische System zurückzuführen, sondern in erster Linie auf die Aktualität der verwendeten Ausgangsdaten]

12./20. Mai 1552: Anna von Ostfriesland (Gräfin Anna Cirksena, *3. Januar 1534 in Greetsiel), Tochter von Graf Enno II. von Ostfriesland aus dem Hause der Cirksena und Anna von Oldenburg, stirbt in Heidelberg und wird in der Heiliggeistkirche begraben (Grabplatte 1956 aufgefunden, restauriert und an der nördlichen Innenwand der Heiliggeistkirche aufgestellt) (vgl. Hans-Martin Mumm, Von Greetsiel (Ostfriesland) nach Heidelberg und zurück. Drei Episoden des 16. Jahrhunderts, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V. , Nr. 22 (2018), S. 157ff.)



[2./15. August 1552: der Passauer Vertrag beendet das Interim; vgl. 6. März 1629, 30. Juni 1548]

1552: Philipp Osteringer (†7. September 1569) wird als Schultheiss von Heidelberg genannt

1552: Rückkehr des Pfalzgraf Otto Heinrich von Weinheim nach Neuburg/Donau

[1552: Fürstenaufstand des Kurfürsten Moritz von Sachsen und des Landgrafen Wilhelm von Hessen-Kassel. Niederlage des Kaisers]

[1552: Vertrag von Chambord. Kurfürst Moritz von Sachsen und Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel verpfänden die Fürstbistümer (Hochstifte, Trois-Évêchés) Metz, Toul und Verdun in der Kirchenprovinz Trier an König Heinrich II. von Frankreich. Dieser besetzt sie. Obwohl faktisch nun unter französischer Kontrolle stehend, verbleiben sie nominell noch im Heiligen Römischen Reich. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wird Frankreich der offizielle Besitz der Hochstifte bestätigt]

[1552: Zar Iwan IV. erobert das tatarische Khanat von Kasan. Beginn der russischen Eroberung Zentralasiens]

[1552-1555: zweiter Markgrafenkrieg (Markgräflerkrieg) zwischen Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach und den (katholischen) Hochstiften um eine Vormachtstellung in Franken. Markgraf Albrecht Alcibiades verlangt vom Speyerer Bischof Philipp von Flersheim eine Brandschatzung von 150.000 Gulden und zerstört, als ihm diese verweigert wurde, die Madenburg und die Kestenburg. Er wird von einem Bündnis zahlreicher Fürsten geschlagen http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Markgrafenkrieg]

1552-1557: Heinrich Rüdinger (Vorwort), Geomantie erscheint [Cod. Pal. germ. 833] https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg833

[1. Februar 1553: König Heinrich II. von Frankreich schließt in Konstantinopel mit Sultan Süleyman dem Prächtigen einen Bündnisvertrag zur Eroberung Korsikas. Die vereinten Kräfte erobern vorübergehend die Insel]



29. März 1553: Heidelberger Verständnis (Heidelberger Fürstenbund) (nicht konfessionell gebunden, 6 Gründer: die Kurfürsten von Mainz, Trier und Jülich, die Herzöge Christoph von Württemberg und Albrecht von Bayern sowie König Ferdinand von Habsburg. Vorsitzender: Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz. Aufgabe: Führung einer defensiven Politik, im Ernstfall sollen sich die Beteiligten zur Hilfe kommen. (1556 aufgelöst, vgl. Landsberger Bund)

1553: Heidelberger Vertrag. Pfalzgraf Johann II., Herzog Pfalz-Simmern (†1557), sichert die Erbfolge der pfälzischen Kurlinie für seinen Sohn Friedrich III. in einem Vergleich mit allen Häuptern der pfälzischen Linien in Heidelberg, nachdem die Neuburger Linie mit Kurfürst Ottheinrich vor dem Aussterben steht. In diesem Vergleich tritt Johann Teile der Grafschaft Sponheim, die Grafschaft Lützelstein (Nordvogesen), Guttenberg und weitere Güter an das Haus Pfalz-Zweibrücken ab. Pfalz-Veldenz wird um die Grafschaft Lützelstein im Elsass erweitert. (vgl. 1543, 1559, 1694, 1733)

1694 erlischt die Linie und die Besitzungen werden nach 40-jährigem Zwist 1733 vertraglich zwischen Kurpfalz, Pfalz-Sulzbach und Pfalz-Birkenfeld aufgeteilt.



[Mai 1553: im katholischen Lyon werden 5 Anhänger Calvins verbrannt]

12. April 1553: Papst Julius III. erlaubt, als Lehrende an der Universität Heidelberg (ausgenommen Theologen) auch Laien anzunehmen

[22. Mai 1553: die Reichsstadt Schweinfurt wird im so genannten Zweiten Markgrafenkrieg durch Markgraf Albrecht II. Alcibiades (Stiefsohn des Kurfürsten Ottheinrich) erstmals besetzt]


[1.-23. Juni 1553: Schweinfurt wird im so genannten Zweiten Markgrafenkrieg von den Truppen Braunschweigs, Kursachsens und Würzburgs erstmals belagert und beschossen]


[6./ 8. August 1553: der Arzt, Astronom, Dichter und Philosoph Girolamo Fracastoro (* um 1477 in Verona) stirbt in Incaffi bei Verona]


2. September 1553: die kurfürstlichen Abgeordneten Hailes (?), Kastner, Magister Konrad Dym, Dekan der Heidelberger Juristenfakultät, Johannes Wagenmann, Doktor der Medizin und Rektor der Universität Heidelberg und Wendelin Sprenger, Dekan des Hl.-Geist-Stiftes in Heidelberg nehmen im Namen von Kurfürst Friedrich II. das Dominikanerinnen-Kloster St. Lambrecht in Besitz (vgl. 1567)

[27. Oktober 1553: Jean Cauvin läßt mit Zustimmung von Philipp Melanchthon den aragonesischen Arzt und Theologen Miguel Serveto y Reves (Michael Servetus, Michel Servet. „De trinitais erroribus“, 1531) in Genf wegen "Gottesleugnung" verbrennen]

1553: die Peterskirche wird wieder dem evangelischen Gottesdienst geöffnet (vgl. 1548)

[1553-1558: Mary Tudor Königin von England]

[27. März 1554: die Reichsstadt Schweinfurt wird im so genannten Zweiten Markgrafenkrieg von den Bundestruppen innerhalb von zehn Wochen sturmreif geschossen und ausgehungert]


[12. Juni 1554: Markgraf Albrecht II. Alcibiades läßt seine Truppen vor der Übermacht seiner Gegner aus Schweinfurt abziehen. Noch bevor der Rat mit den Bundestruppen Verhandlungen aufnehmen kann, wird die Stadt am Morgen des 13. Juni 1554 geplündert und in Brand gesetzt. Die bereits durch Hunger und Seuchen dezimierte Bevölkerung flieht ins Umland. Die auf Rache bedachte Landbevölkerung dringt nach dem Abzug der Bundestruppen am selben Tag in die Stadt ein und vollendet das Zerstörungswerk. Diese Zerstörung Schweinfurts wird als „Zweites Stadtverderben“ bezeichnet. Der Wiederaufbau zieht sich bis 1615 hin.]


12. Juli 1554: der Arzt Andreas Grundler aus Schweinfurt tritt eine medizinische Professur in Heidelberg an. Seine Frau Olympia Fulvia Morata (*1526 Ferrara, †26. Oktober 1555 Heidelberg) wird von dem Heidelberger Gräzisten Jacobus Micyllus eingeladen, griechischen Privatunterricht zu erteilen

1554: Heidelberger Schützenfest

1554: die Universität gibt das 1400 erworbene Patronatsrecht über die Peterskirche an den Kurfürsten zurück. Bei der Universität bleibt das Sacellum academicum, die heutige Universitätskapelle.

1554-1562: Pfalzgräfin Brigitta von Simmern-Sponheim Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Neuburg (öffnet der Reformation die Tore; vgl. 1535)

1554: Einführung der Reformation in Neustadt an der Hardt. Kurfürst Friedrich II. setzt den Theologen Jörg Schoner als Pfarrer ein.

[1554: Ausweisung aller Juden aus dem Herzogtum Jülich-Kleve-Berg]

[1554: die Jesuiten propagieren in Loreto (Mittelitalien) den Kult des Heiligen Hauses, das mit der Loretokapelle gleichgesetzt wird. Daraufhin entstehen in vielen Ländern Nachbildungen der Loretokapelle mit eigenen Wallfahrten]

[1554: in Istanbul wird das erste europäische Kaffeehaus eröffnet]

um 1554: "In Heidelberg war ums Jahr 1554 eine berühmte Arabische Druckerei, wo ganze Arabische Werke gedruckt wurden" (Vaterländische Blätter, hg. von Aloys Wilhelm Schreiber, No. 6, 18. April 1812, S. 48)

3. April 1555: die kurfürstliche Kanzlei weist dem Archiv der Universität die Sakristei des Augustinerklosters zu (wo es am 8. Februar 1557 einzieht)

3. September 1555: Kurfürst Friedrich II. stiftet aus Kirchengut ein Collegium Sapientiae für arme, begabte Studenten (Philosophen, Theologen) (1556 in dem 1547 von den Mönchen verlassenen Augustinerkloster eröffnet, 1560/61 von Kurfürst Friedrich III. in ein von der Universität unabhängiges theologisches Seminar umgewandelt, das dem Kirchenrat untersteht. Während des 30jährigen Krieges in Verfall, 1693 durch die Franzosen niedergebrannt, 1773 mit der Neckarschule vereinigt, 1803 aufgehoben). Die Kirche des ehemaligen Augustinerklosters wird 1558 der theologischen Fakultät als Auditorium zugewiesen.

25. September 1555: Reichstag zu Augsburg. Augsburger Religions- und Landfriede, declaratio Ferdinandea. Anerkennung des lutherischen Glaubens und damit der Bikonfessionalität in Deutschland ("cuius regio, eius religio"). Der Religionsfriede gilt nicht für Reformierte (Anhänger Zwinglis und Calvins) und Täufer. Das Bekenntnis verdammt in 4 Artikeln ausdrücklich die Täufer, u.a. wegen ihres Eintretens für Gewaltfreiheit in der Nachfolge Jesu und ihrer Kritik an der Kindertaufe. - Teil des Friedensschlusses war die Reichsexekutionsordnung als der letzte Versuch, im Reich das Landfriedensgebot des Ewigen Landfriedens institutionell zu verankern und durchzusetzen.

26. Oktober 1555: die italienische Dichterin Olympia Fulvia Morata (*1526 Ferrara) stirbt in Heidelberg 28jährig an Tuberkulose (?) und wird auf dem Friedhof der Peterskirche beerdigt (Grabmal in der Peterskirche) (vgl. 12. Juli 1554)

1555/1556: Pest in Heidelberg

1555: Errichtung der Hofkelter am Schloßberg (Bildhauer Conrad Forster?)

1555: Jacob Curio, Preislied auf den Herrengarten

1555: Pfalzgraf Johann II., Herzog Pfalz-Simmern (†1557), hebt die Leibeigenschaft für die Bürger der Stadt Simmern auf

1555: Tod des letzten Lorscher Prämonstratenserpropstes Jakob Zentner (vgl. 1557)

1555: Herzog Christoph von Württemberg erhält von Kaiser Karl V. das Privileg, den Neckar für Schiffe und Flöße gängig zu machen

1555/1556: Auswanderung der Universität Heidelberg nach Eberbach wegen Seuchen

23. Januar 1556: Pfalzgraf Ottheinrich verbietet als Vogt des Klosters Limburg (Haardt) dort den römisch-katholischen Gottesdienst

15. Januar 1556: Neuburger Hauptvergleich. Das Herzogtum Pfalz-Sulzbach wird unabhängig vom Herzogtum Pfalz-Neuburg. Damit entsteht das Herzogtum Pfalz-Sulzbach als ein selbstständiges, reichsunmittelbares Fürstentum und zugleich als letztes der Wittelsbacher Fürstentümer

26. Februar 1556: Kurfürst Friedrich II. stirbt in Alzey, nachdem ihm Ottmar Stab aus Wiesloch, sein Hofprediger, das Abendmahl auf dem Sterbebett nach lutherischen Ritus erteilt hat

1556-1559: Kurfürst Otto Heinrich von der Pfalz (Kurlinie Pfalz-Heidelberg, lutherisch)

[1556: Kaiser Karl V. (+21. September 1558) dankt ab und teilt seine Herrschaftsgebiete zwischen seinem ältesten Sohn Philipp II., der die spanischen Besitzungen erbt, und seinem jüngeren Bruder Ferdinand I., dem die österreichischen Erblande und der Kaisertitel zufallen, auf. Damit spaltet sich das Haus Habsburg in eine spanische (Casa de Austria) und eine österreichische Linie (Haus Habsburg-Österreich)]

[1556-1564: Ferdinand I. von Habsburg römisch-deutscher Kaiser]

4./16. April 1556: Mit Regierungsantritt erläßt Kurfürst Otto Heinrich eine neue Kirchenordnung (mit Schul- und Eheordnung) und führt die lutherische Reformation in der gesamten Pfalz ein. Der altgläubige Gottesdienst wird abgeschafft. Bei der Kommunion darf nicht mehr nur die Hostie gereicht werden. Der gesamte Gottesdienst wird in deutscher Sprache gehalten. Norm der Lehre sind die Heilige Schrift und die Augsburgische Konfession von 1530. Bilder werden aus den Kirchen entfernt. Die Kanonikate am Heiliggeiststift werden abgeschafft. Der Pfarrer trägt weiterhin den weißen Chorrock. Der Landesherr wird Summus episcopus seiner Landeskirche. Zentralbehörde der Kirche ist der Oberkirchenrat. Zum ersten Generalsuperintendenten der Kurpfalz wird Magister Heinrich Stoll (†1557) ernannt. (vgl. 1546, 1705).

Sommer 1556: Verlegung des städtischen Hospitals vom Milch- und Krautmarkt in das säkularisierte Dominikanerkloster ("reiche Spital" "Churhospital"; vgl. 1551, 1553)

12. Juli 1556: die Universität Heidelberg gratuliert Otto Heinrich zum Regierungsantritt. Dieser teilt ihr mit, daß er eine gründliche Reform der Hochschule plane (vgl. 19. Dezember 1558)

[31. Juli 1556: Ignatius von Loyola stirbt in Rom]

August 1556: erstmals wird ein amtierender Magister der Artisten-Fakultät als Professor bezeichnet

1556: Um für einen Bibliotheksneubau auf dem Schloß Platz zu schaffen, läßt Otto Heinrich seine Schloßbibliothek vorübergehend in die Heiliggeistkirche auslagern, wo sie dauerhaft verbleibt. Darüber hinaus verfügt er, daß seine Nachfolger jährlich auf der Frankfurter Messe für mindestens 50 Gulden Bücher dazu erwerben sollen. So legt er den Grundstein der Bibliotheca Palatina. Der Katalog der kurfürstlichen Bibliothek umfaßt etwa 6.400 Titel, darunter 4.800 Drucke, 500 Pergamenthandschriften und 600 Papierhandschriften.

1556: der Jurist Caspar Agricola (†1597) übernimmt die Dekretalenprofessur an der Universität Heidelberg

[1556: die Türken bauen bei Mostar eine Brücke über die Neretva – Das Fort St. Elmo (Malta) hält einen Monat lang dem Ansturm einer überlegenen türkischen Armee stand und rettet Europa]

[1556/1557: Einfall von Lipka-Tataren und Krimtataren im Herzogtum Preußen ("Tatarensturm")]

1556-66: Bau des Otto Heinrichsbau auf dem Schloß ("newe Hofbaw"; Architekt unbekannt, figürlicher Schmuck bis 1559 von Alexander Colin)

5. Februar 1557: Kurfürst Otto Heinrich überwacht persönlich die Reinigung der Heiliggeistkirche: Bilder (Gemälde, Bildwerke, Statuen, Kirchenzierat, Devotionalien) werden ausgeräumt, vernichtet oder übertüncht. Sämtliche Nebenaltäre und das Chorgestühl werden entfernt. Der Hochaltar wird zerstört, am seiner Stelle wird das Grabmal Otto Heinrichs errichtet. Als neuer und einziger Altar dient der bisherige Heiligkreuzaltar vor dem Lettner, der das Hauptschiff vom königlichen Chor trennt. Vom Triumphbogen hängt ein großes Kruzifix herab.

Altäre der Heiliggeistkirche Heidelberg (1410-1556)

18. Mai 1557: Pfalzgraf Johann II. von Pfalz-Simmern (altgläubig) stirbt. Sein Sohn Friedrich II. (protestantisch) folgt ihm nach und geht als Statthalter in die Oberpfalz. Pfalzgraf Friedrich II. führt die Reformation im Herzogtum Pfalz-Simmern durch

30. Juni 1557: Pfalzgraf Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken (d. J.) (1526-1569) übernimmt die Herrschaft in Pfalz-Neuburg (lutherische Zweibrücker Kirchenordnung)

25. August 1557: Religionsgespräch zwischen Täufern und Lutherischen zu Pfeddersheim. Die Debatte endet ergebnislos (vgl. 1571)

22.-31. Oktober 1557: Philipp Melanchthon weilt auf Einladung des Kurfürsten in Heidelberg, um eine Neugestaltung der Universität durchzuführen. Er und seine Begleiter werden am 28. Oktober 1557 nach dem Religionsgespräch in Worms von der Artistenfakultät im Collegium Artistarum gastlich empfangen.(letzter Aufenthalt Melanchthons in Heidelberg; vgl. 19. Dezember 1558)

1557?: im Zuge der Reformation wird das Prämonstratenserkloster Lorsch aufgehoben, die Mönche vertrieben. Der letzte Propst, Johann Carpentarius, bleibt als Oberaufseher des Propsteibesitzes (vgl. 1555, 1619)

1557: Floßordnung des Kurfürsten Otto Heinrich, in der nur den Bürgern von Neckargemünd, Neckarsteinach, Hirschhorn, Eberbach und Neckargerach der Rhein-Holzhandel bestätigt wird (In diesen Orten liegen die Mündungen der wichtigsten Odenwälder Floßbäche)

1557: Magister Heinrich Stoll, evangelische Prediger der Heiliggeistkirche und Rektor der Universität, stirbt und wird in der Heiliggeistkirche begraben

1557: die Führer der französischen Calvinisten, Théodore de Bèze (Beza) und Guillaume Farel, kommen nach Heidelberg, um die Hilfe des Kurfürsten Otto Heinrich anzurufen. Sie erreichen, daß dieser sich schriftlich für sie einsetzt.

April 1558: Pfalzgraf Wolfgang von Pfalz-Simmern (d. J.) stirbt (in der Heiliggeistkirche begraben)

1. Mai 1558: Der lutherische Theologe Tilemann Heshusius (Heshusen) aus Wittenberg wird Pfarrer an Heiliggeist, Generalsuperintendent der Kurpfalz und Professor der Theologie in Heidelberg (vgl. 16. September 1559)

1558: Kurfürst Otto Heinrich beruft den schweizer Mediziner, Zwinglianer und Laientheologen Thomas Erastus (†1583) als Leibarzt und Professor der Medizin an die Universität Heidelberg

1558: Kurfürst Otto Heinrich beruft den französischen Theologen Pierre Bouquin (*1510/1515, †1582), früheren Prior des Karmeliterordens und Domprediger in Bourges, dann Prediger in Straßburg, zum Professor der Theologie an der Universität Heidelberg (1560 Dekan der theologischen Fakultät und Kirchenratsmitglied; veröffentlicht mit Zacharias Ursinus den Heidelberger Katechismus; nimmt im Juni 1560 an einer Disputation mit Lutherischen teil, bei der es um das Abendmahl geht; im April 1564 beteiligt er sich am Maulbronner Religionsgespräch. 1576 verliert er sein Amt und geht nach Lausanne, wird 1578 dort Professor und Prediger)

1558: die Theologen nutzen die Kapelle des ehemaligen Augustinerkloster als Hörsaal (vgl. 1555, 1547)

1558: Auflösung der Zisterzienserabtei Schönau

Sommer 1558: der niedrige Wasserstand des Neckar wird an einem Felsen im Flußbett in Höhe der Hirschgasse durch die Jahreszahl angegeben

19. Dezember 1558: Kurfürst Otto Heinrich wandelt die Universität Heidelberg in eine evangelische Landeshochschule um. Festakt mit Empfang der Professoren auf dem Schloß. Der kurfürstliche Kanzler Erasmus von Minckwitz kündigt die Übergabe der neuen Statuten (160§§) an und verliest Einleitung und Schluß des Textes. Nach der Verlesung wird der Text dem Rektor Georg Johann von Pfalz-Veldenz übergeben, der ihn mit einer Dankesrede entgegennimmt. - Die Universität verliert einen Teil ihrer Autonomie. Die artistische Fakultät erhält eine größere und eigenständigere Bedeutung. Die Universität wird aus ihren Verbindungen zur alten Kirche gelöst. Die Professoren werden säkularisiert. - Das entscheidende Gremium an der Universität ist das consilium, auch Senat genannt. Dieser setzt sich aus allen ordentlichen Professoren der vier Fakultäten zusammen. Er berät über Besetzung der Ämter und Lehrstühle und wählt den Rektor jährlich am 20. Dezember. Wenn ein Angehöriger der herrschenden Dynastie oder ein anderer Adliger in dieses Amt gewählt wird, steht ihm ein Prorektor aus den Reihen der Universität zur Seite. Die Anlage der Senatsprotokolle wird dem Syndikus der Universität übertragen (Übergang von Rektorbuch zu Senatsprotokoll) - Die Lehrinhalte sowie die Zahl der Lehrstühle, ihre Zuordnung zu bestimmten Fächern und die Besoldung werden neu geregelt. (Theologische Fakultät: 3 Lehrstühle. Juristische Fakultät: 4 Lehrstühle. Medizinische Fakultät: 3 Lehrstühle. Artistische Fakultät: 5 Lehrstühle: Griechisch, Mathematik, Poetik/Rhetorik, Ethik, Physik). Die Lehrstühle für Poetik und Rhetorik sind nun für die Interpretation lateinischer Autoren und für Weltgeschichte zuständig. Die Professoren der Theologischen Fakultät müssen sich auf das Augsburger Bekenntnis verpflichten. Für die katholische Lehre ist kein Platz mehr. Die Klerikertracht der Studenten wird abgeschafft. - Einkünfte der Pfründen werden vom Collector fisci gesammelt. Den Universitäts-Säckel verwaltet ein Procurator fisci, der den Professoren ihren Anteil vierteljährlich auszahlt. Die Statuten von 1558 („Neue Ordination“) bleiben trotz mancher Änderung bis 1786 im wesentlichen verpflichtend. - Die Universität wählt den Altgläubigen Matthias Keuler zum Rektor. Als der Kurfürst diese Wahl annulliert, verlassen zahlreiche altgläubige Professoren die Universität.

1558: der Lautenist Sebastian Ochsenkuhn veröffentlicht in Heidelberg sein Tabulaturbuch auff die Lauten, gewidmet seinem Gönner Kurfürst Ottheinrich

[1558: P. Petrus Canisius läßt die Lauretanische Litanei in Dillingen drucken]

[1558: die zehn Jahre alte Hohe Schule Jena wird zur Universität (1934 Friedrich-Schiller-Universität)]


[1558: Elizabeth I. (*7. September 1533 in Greenwich; Tochter von Heinrich VIII. und Anne Boleyn, †24. März 1603 in Richmond) bis 1603 Königin von England (letztes Mitglied der Tudor-Dynastie auf dem englischen Thron). Bis 1829 dürfen Katholiken ihren Glauben nicht öffentlich ausüben]

1559: Kurfürst Otto Heinrich bestimmt in seinem Testament, daß die Einkünfte aus dem Kirchenbesitz nur für kirchliche Zwecke benutzt werden dürfen

12. Februar 1559: Kurfürst Otto Heinrich stirbt in Heidelberg (mit ihm erlischt die von Ludwig III. begründete Kurlinie Pfalz-Heidelberg, wird am 15. Februar in Heiliggeist begraben)

1559-1576: Kurfürst Friedrich III. (aus der reformierten Linie Pfalz-Simmern; später "der Fromme" genannt). Mit seinem Regierungsantritt werden Heidelberg und die Universität zu einem der politischen Zentren des calvinisch geprägten Protestantismus. Er macht den reformierten Glauben zur Staatsreligion. Alle Fresken an Decken und Wänden der Heiliggeistkirche werden übertüncht. (1936 kommt die gotische Bemalung teilweise wieder zum Vorschein) (Kurfürst Friedrich der Fromme über Calvin und andere) - Bildung der wallonischen Gemeinde (vgl. 1583; 1805 aufgelöst)

1559: Nach der Auflösung der Abtei Schönau verpachtet die Pfälzer Verwaltung den ehemaligen Wirtschaftshof Bruchhausen als Kammergut und errichtet dort das zentrale Jagdhaus der Pfalz

[1559: Erste Nationalsynode der reformierten Christen Frankreichs in Paris]

[1559: Reichsmünzordnung. Der Dukat löst in Deutschland den Goldgulden ab]

[10. Juli 1559: Heinrich II., König von Frankreich, stirbt an einer Turnierverletzung]

16. September 1559: Kurfürst Friedrich III. entläßt Generalsuperintendent Tilemann Heshusius (Heshusen) und Wilhelm Klebitz, Diakon von Heiliggeist, nach einem Streit beim Abendmahl

1559: Kurfürst Friedrich III. macht den Schweizer Mediziner, Zwinglianer und Laientheologen Thomas Erastus (†1583) zum Rat und Mitglied des Konsistoriums

1559: Kurfürst Friedrich III. beruft Christoph Prob, Doktor beider Rechte (†1579), zum Kanzler (vgl. 1548)


1559-1576: in der Schwetzinger Hardt wird der Hardtbach in ost-westlicher Richtung zur Entlastung des Leimbach angelegt

[1559: Adolf I. (1526-1586), Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf, erobert mit seinem Bruder Johann und seinem Neffen König Friedrich II. von Dänemark in der "Letzten Fehde" die Bauernrepublik Dithmarschen]

[19. April 1560: Philipp Melanchthon (*16. Februar 1497 in Bretten) stirbt in Wittenberg]

Juni 1560: Heidelberger Disputation mit Lutherischen über das Abendmahl (vgl. 1584)

1560: Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz unterschreibt auf dem Naumburger Fürstentag die Confessio Augustana. Er beruft den Calvinisten Caspar Olevianus (25) aus Trier zum Lehrer für kirchliche Dogmatik an die Universität Heidelberg und zum Leiter des Predigerseminars

1560: Adam Neuser Pfarrer und Prediger an St. Peter

1560: Luthers Enchiridion (Kleiner Katechismus) wird bei Anthony Formschneyder in Heidelberg gedruckt

1560: Kurfürst Friedrich III. löst alle Klöster auf. Für das Zisterzienserkloster Schönau wird ein Pfleger bestellt. Die von ihm geleitete Verwaltungsstelle erhält den Namen Pflege Schönau. Die Liegenschaften des Kloster Lobenfeld, wie auch die ehemals Ellwangische Probstei Wiesenbach, verwaltet ein Schaffner für die Geistliche Güteradministration in Heidelberg (vgl. 1140, 1576)

[1560: die Familie Gemmingen wird von Kaiser Ferdinand I. in den Reichsfreiherrenstand erhoben]

[1560-1584: Kardinal Carlo Borromeo („Instructiones“) Erbischof von Mailand]

4. März 1561: Caspar Olevianus übernimmt den dritten dogmatischen Lehrstuhl der Heidelberger Universität

25. Mai 1561: Gräfin Anastasia (*8. Januar 1536), Tochter von Graf Philipp IV. von Waldeck-Wildungen (1493-1574) und Gräfin Margarethe von Ostfriesland, geb. Cirksena (1500-1537), stirbt in Heidelberg (wird in Wildungen/Nordhessen bestattet)


29. August 1561: Matthias Vehe (um 1545-1590) aus Ballenberg (heute zu Ravenstein/Neckar-Odenwald-Kreis) immatrikuliert sich an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg (später Präzeptor am Paedagogium in Heidelberg, 1570 mit Adam Neuser wegen Ketzerei verhaftet, im Seltenleer und dann auf dem Dilsberg eingekerkert, freigelassen und des Landes verwiesen; vgl 25. Oktober 1570)

Dezember 1561: Einführung des reformierten Ritus beim Abendmahl in der Kurpfalz (Brotbrechen)

1561: Einrichtung eines Spitals in der Bussemergasse (vgl. 1600)

1561?: Bau der kurfürstlichen Kanzlei (Kanzleigasse 1)

1561: das 1143 gegründete Zisterzienserkloster Otterberg (Westpfalz) wird durch Kurfürst Friedrich III. aufgelöst

1561: 62 calvinistische Familien, meist Flamen aus dem südwestlichen Flandern, verlassen Frankfurt am Main und ziehen unter Führung ihres Predigers Petrus Dathenus nach Frankenthal, wo Kurfürst Friedrich III. ihnen das säkularisierte Augustinerchorherrenstift Groß-Frankenthal als Unterkunft anweist (vgl. 1562)

um 1561/81: das Kurpfälzische Skizzenbuch (eine Serie von 26 Zeichnungen) entsteht im Umfeld der Frankenthaler Malerschule

1562: der Calvinist Caspar Olevianus wird in die Kirchenleitung und an die Heiliggeistkirche berufen. Er übt maßgeblichen Einfluß bei der Neugestaltung der Kirche aus. Er gestaltet die Gottesdienstordnung nach reformierten Grundsätzen. Sein Versuch, eine strenge Gemeindezucht nach reformiertem Vorbild einzuführen, scheitert.

23. Juli 1562: der fränkische Reichsritter Gottfried „Götz“ von Berlichingen zu Hornberg (* um 1480 in Jagsthausen) stirbt auf Burg Hornberg in Neckarzimmern) (vgl. 27. April 1525)

28. August 1562: Zacharias Ursinus aus Breslau wird zum Dr. theol. promoviert und drei Tage später auf den Dogmatik-Lehrstuhl (Nachfolger von Caspar Olevianus) in Heidelberg berufen

Dezember 1562: der römisch-deutsche König Maximilian II. mit zwei jungen Prinzen zu Besuch bei Pfalzgraf Friedrich III.

1562: Auflösung des Zisterzienserinnenklosters Neuburg nach dem Tod der Äbtissin Brigitta von Pfalz-Simmern

1562: Ansiedlung wallonischer (reformierter) Glaubensflüchtlinge (Tuchmacher, Schönfärber) aus den spanischen Niederlanden in den leerstehenden Klostergebäuden in Schönau im Steinachtal. Dieser Ansiedlung werden am 25. Juni 1562 Stadtrechte verliehen. (vgl. 1561)

1562: der kurfürstliche Hof geht wegen der Pest nach Mosbach (vgl. 1563)

[1562: in Venedig erscheint die humanistische Übersetzung von Averrois Cordubensis colliget libri VII des Ibn Ruschd ("Averroës", 1126-1198)]

[1562-1598: Religionskriege in Frankreich]

13.-18. Januar 1563: Versammlung von Theologen zur Endredaktion des Heidelberger Katechismus (Catechesis palatina), entstanden im Auftrag Kurfürst Friedrich III. des Frommen. Um die reformierte christliche Religion in seinem Kurfürstentum zu festigen und zu fördern, hat Friedrich den Universitätsprofessor Zacharias Ursinus (1534-1584) mit der Ausarbeitung eines Lehrbuches beauftragt, mit dem das Volk in der christlichen Lehre unterrichtet werden sollte. Der schweizer Reformator Heinrich Bullinger (1504-1575) hat dabei maßgeblich mitgearbeitet. Am 19. Januar 1563 wird der Heidelberger Katechismus in Heidelberg unter dem Titel "Catechismus oder christlicher Underricht, wie der in Kirchen und Schulen der Churfürstlichen Pfaltz getrieben wird" per Dekret in der Pfalz eingeführt. mehr

1563: der flämische Theologe und Reformator Petrus Dathenus (Pieter Daten, 1531/32-1588) übersetzt den Heidelberger Katechismus ins Niederländische

[18. Februar 1563: der Hugenotte Jean de Poltrot (1537-1563) ermordet François, den Herzog von Guise, bei Orléans]

September 1563-März 1564: die Universität Heidelberg wird wegen der Pest nach Oppenheim verlegt

15. November 1563: Veröffentlichung der von Caspar Olevianus redigierten kurpfälzischen Kirchenordnung, die zugleich die vierte Ausgabe des Heidelberger Katechismus enthält

[4. Dezember 1563: Abschluß des Trienter Konzils]

1563: Georg Hans, Sohn von Pfalzgraf Ruprecht von Zweibrücken, heiratet Anna Maria von Schweden, Tochter Gustavs I. Wasa von Schweden. Damit wird die Verbindung des Hauses Wittelsbach mit der schwedischen Königsfamilie Wasa begründet

1563: Pfalzgraf Ludwig (der spätere Kurfürst Ludwig VI.) wird Regent in Amberg

1563: Johann Weyer (1515/16–1588), De Praestigiis Daemonum erscheint in Basel gegen die Hexenverfolgungen. Unmittelbar nach dem Erscheinen des Buches lehnt Kurfürst Friedrich III. die weitere Tortur und Anwendung der Todesstrafe für angebliche Hexen ab. Christoph Prob († 1579), sein Kanzler, verteidigt Weyers Auffassung noch im selben Jahr auf dem Rheinischen Kurfürstentag in Bingen.

[1563: im Frieden von Amboise wird 75 französischen Städten der calvinische Gottesdienst zugestanden]


[1563: die Neununddreißig Artikel, Glaubensaussagen des anglikanischen Bekenntnisses, werden in der Provinzialsynode (Convocation) von Canterbury zusammengestellt. Sie werden bis 1571 weiter bearbeitet, in diesem Jahr von Königin Elisabeth I. unterzeichnet und vom Parlament als verbindlich beschlossen]


[1563: die Congregatio Mariana (Marianische Kongregation) wird von dem Jesuitenpater Jean Leunis SJ errichtet. 1584 wird sie von Papst Gregor XIII. mit der Bulle Omnipotentis Dei bestätigt]


[18. Februar 1564: Michelangelo Buonarotti stirbt in Rom]

April 1564: Maulbronner Religionsgespräch

[27. Mai 1564: der Reformator Jean Cauvin stirbt in Genf]

[9. August 1564: Édit de Roussillon des Königs Charles IX.: ab heute gilt in Frankreich anstelle des 1. April der 1. Januar als offizieller Jahresanfang]


Oktober 1564-März 1565: die Artisten-Fakultät der Universität Heidelberg wird wegen der Pest nach Eppingen verlegt (heute: Stadt- und Fachwerkmuseum "Alte Universität")

1564: Kaiser Ferdinand I. krönt Paulus Melissus (Schede) (1539-1602) zum Poeta laureatus

1564: für die pfälzischen Kirchen - und Klöstereinkünfte wird eine spezielle Verwaltung geschaffen, sie urkundet unter der Bezeichnung "Der unteren kurfürstlichen Pfalz Kirchengüter und Gefällverwaltung". Im offiziellen Sprachgebrauch wird sie „die Verwaltung“ genannt. Neben der staatlichen Rechenkammer gibt es seitdem eine eigenständige Kirchengüterverwaltung. 

[1564: der Lutheraner Leonhard Fronsperger aus Ulm veröffentlicht die Schrift "Von dem Lob des Eigen Nutzen"]

[1564-1576: deutscher Kaiser Maximilian II. von Habsburg]

2. Februar 1565: die (sechste) Neckarbrücke ("Münster-Brücke", gedeckte Holzbrücke) wird durch Eisgang zerstört. - Danach wird die 7. Brücke ("Merian-Brücke") erbaut (1689 zerstört)

9. Mai 1565: Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz löst das Kanonikatsstift St. Cyriacus in Neuhausen bei Worms, begleitet von 70 Reitern, persönlich unter Gewaltanwendung auf. Hierbei läßt er u.a. von dem Theologen Caspar Olevianus den Tabernakel aufbrechen und zerbröselt selbst die vorgefundenen konsekrierten Hostien mit den Händen. ("Hostienwunder") Die sich widersetzenden Stiftsherren kommen 5 Wochen lang in Haft; Bilder, Statuen, Altäre und Paramente werden am Cyriakusbrunnen verbrannt. - Am Karfreitag Plünderung und Zerstörung der Bildnisse in der St.-Gallus-Kirche in Ladenburg (Kurpfälzer Bildersturm)

1565: Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz gründet das Paedagogium (Lateinschule) in den Räumen des aufgehobenen Franziskanerklosters neu (vgl. 1546, 1590)

1565/1570: der lutherische Schulrektor Friedrich Zorn (1538-1610) verfaßt die Wormser Chronik über die mittelalterliche Geschichte der Stadt und des Bistums Worms (später von Franz Berthold von Flersheim erweitert)

2. April 1566: Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz erscheint auf dem Reichstag zu Augsburg. Er bekennt sich zur reformierten Konfession schweizer Prägung. Er verwahrt sich gegen den kaiserlichen Plan einer "Ausrottung der calvinistischen Sekte" und die Anschuldigung, er entferne sich von den Grundlagen der Augsburger Konfession. Faktisch kommt es zur Duldung des Calvinismus im Reich.

[2. Juli 1566: der französische Astrologe Michel de Notre Dame stirbt in Salon]

[August 1566: Bilder- und Kirchensturm, Beginn des Aufstands der Niederlande gegen die spanische Herrschaft (-1648, "Achtzigjähriger Krieg")]

1566: Mannheim zählt mit 130 steuerzahlenden Haushaltsvorständen (ca. 700 Einwohner) zu den größten Dörfern des Oberamts Heidelberg (vgl. 1577)

1566: der Hausacker bei Schlierbach wird erstmals genannt

1566: Feldzug gegen die Türken in Ungarn unter Herzog Reichard von Pfalz-Simmern, jüngerem Bruder von Kurfürst Friedrich III., 1560-1571 Administrator des Stiftes Waldsassen (Oberpfalz)

[1566: Calvinisierung Schottlands vollendet]

1566/1567: Errichtung des Kleinen Contubernium (heute: Augustinergasse 7, nördliche Hälfte; vgl. 1525)

[1566-1574: der osmanische Sultan Selim II. ("der Trunkene", 1524-1574) läßt Zypern und Tunesien erobern (vgl. 1571)]

Januar 1567: Johannes Sylvanus wird Pfarrer und Superintendent in Ladenburg

31. Oktober 1567: Maria von Brandenburg-Kulmbach, Gattin von Kurfürst Friedrich III. (∞1537), stirbt (begraben in der Heiliggeistkirche)

1567: das erste kurpfälzer Gesangbuch wird bei Johannes Meyer in Heidelberg gedruckt

1567: Huldrich Fuggers Bibliothek wird von Augsburg nach Heidelberg gebracht und auf den Emporen der Heiliggeistkirche aufgestellt. Die Büchersammlung reicht von Kaufmannsliteratur über Texte zur Astronomie und Astrologie, zur Tier- und Pflanzenkunde bis zu arabistischer Literatur. Aus seinem Besitz gelangen u. a. die Bilderhandschrift des Sachsenspiegel, das Pergamentexemplar der Fust-Schöfferschen Bibel von 1462, das Hauptwerk des Johannes Kopernikus De revolutionibus und seltene Drucke in slawischen Sprachen in die Bibliotheca Palatina.

1567: Meinhard I. von Schönburg auf Wesel (1530-1596) ist Vogt zu Heidelberg

1567: Erasmus von Handschuhsheim ist Stadtschultheiß von Heidelberg

1567: Ansiedlung wallonischer Glaubensflüchtlinge (Tuchmacher) aus den spanischen Niederlanden im ehemaligen Dominikanerinnen-Kloster St. Lambrecht. Sie begründen die Tuchmacherindustrie im Neustadter Tal. (vgl. 1553)

1567?: 11.000? Mann marschieren unter Pfalzgraf Johann Casimir, Sohn Kurfürst Friedrichs, als Hilfstruppen der Hugenotten in Lothringen ein (vgl. 1569)

1567: der italienische Festungsbaumeister Rochus Quirinus Graf zu Lynar (Rocco Guerrini Conte di Linari) (*1525 Marradi, Toskana; †1596 Spandau) siedelt nach Beginn der Hugenottenkriege nach Deutschland über, wo er als Maréchal de Camp mit seinem Freund und Waffengefährten, dem Pfalzgrafen Casimir nach Heidelberg geht und in dessen Dienste eintritt. 1568 wird Oberst und Kriegsrat in kurpfälzischen Diensten.

13. oder 14. November 1567: Fürst Moritz von Oranien (Maurits van Oranje), Graf von Nassau-Dillenburg, Statthalter von Holland und Zeeland und seit 1589 von Utrecht, Geldern und Overijssel sowie Kapitän-General der Land- und Seestreitkräfte der Niederlande, wird in Dillenburg geboren (Mutter: Anna von Sachsen, Tochter des Kurfürsten Moritz von Sachsen). Er wird in Heidelberg erzogen, ab 1577 in Breda und Antwerpen († 23. April 1625 im Haag)

[November 1567: spanische Truppen unter dem Herzog von Alba greifen Antwerpen an und plündern es drei Tage („Spanische Raserei“). Bei den Gemetzeln in Mecheln und Antwerpen läßt Alba mehr als 18.000 Menschen hinrichten, darunter auch Philipp Graf von Hoorn, einen der adeligen Führer des Aufstandes. 1567-1573 ist der Herzog von Alba Statthalter der Spanischen Niederlande und Nachfolger der Halbschwester des spanischen Königs, Margarethe von Parma. Er führt ein Schreckensregiment, da seine Vorgängerin der immer stärker werdenden niederländischen Rebellion nicht Herr werden konnte]

1568: Adam Neuser, Pfarrer und Prediger an St. Peter, wird als "Frühbeter" an Heiliggeist versetzt

1568: Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz beruft den italienischen calvinischen Theologen Girolamo Zanchi (Hieronymus Zanchius) als Theologieprofessor nach Heidelberg

1568: der Arzt, Apotheker und Ratsherr Christoph Wirsung (*1500 in Augsburg, †1571 in Heidelberg) gibt in Heidelberg sein dem Pfalzgrafen Friedrich III. gewidmetes „Artzney Buch, Darinn werden fast alle eußerliche und innerliche Glieder des Menschlichen leibs, mit jhrer gestalt, aigenschafft vnd würckung beschriben, heraus, das wiederholt nachgedruckt wird und noch 1619 zu Frankfurt a. M. in einer Neubearbeitung von Peter Uffenbach herauskommt.

[5. Juni 1568: Egmont Graf von Lamoral, Statthalter von Flandern und Artois, wird in Brüssel hingerichtet]

1568: Meinhard I. von Schönburg auf Wesel (1530-1596) kurpfälzischer Marschall

8./9. April 1569 (Nacht zum Karfreitag): Brand im Heidelberger Schloß ("Bibliotheks"bau?), der auf den Turm, in dem die kurfürstliche Kanzlei untergebracht ist, übergreift. Brandursache: Einschmelzen von Silber. (vgl. Hans-Martin Mumm, Friedrich III. als Bauherr. Das Giebeldach des Bibliotheksbaus von 1569, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Jg. 26 (2022), S. 157-166)

25. April 1569: Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz heiratet in zweiter Ehe in Heidelberg Amalie Gräfin von Neuenahr (1540–1602), Witwe des Grafen Heinrich von Brederode, Tochter des Grafen Gumprecht von Neuenahr zu Limburg. Die Ehe bleibt kinderlos.

[12. August 1569: mit der Union von Lublin wird die Adelsrepublik Polen-Litauen begründet. Das Gebiet umfaßt in seiner größten territorialen Ausdehnung um 1618 den größten Teil des Staatsgebietes des heutigen Polen, das heutige Litauen, Lettland und Belarus, große Teile der heutigen Ukraine sowie kleinere Teile des heutigen Russland, Estland, Rumänien und Moldawiens]

1569: Erwerb des ersten menschlichen Skeletts als Lehrpräparat durch die Universität Heidelberg um 50 fl.

1569: Schlacht von Montcontour. Wild- und Rheingraf Johann Philipp fällt unter Admiral Gaspard de Coligny, Feldherr und politisches Oberhaupt der Hugenotten, gegen den Herzog von Anjou an der Spitze der den Hugenotten zu Hilfe gekommenen Pfälzer Truppen (Grabmal in der Peterskirche; siehe Neumüllers-Klauser 1970 Nr. 316)(vgl. 1576)

[1569: Cosimo I. de´ Medici, Herzog von Florenz, erhält vom Papst die Großherzogswürde]

[1569: Gerhard Mercator gibt die Weltkarte Ad usum navigantium in "Mercator-Projektion" heraus]



[1569-1574: Klimaänderung in Europa. Beginn einer "kleinen Eiszeit" in Mitteleuropa, vgl. 1645]

4. Juni 1570: Pfalzgraf Johann Casimir heiratet Elisabeth Herzogin von Sachsen (18. Oktober 1552-2. April 1590), Tochter von Kurfürst August von Sachsen, in Heidelberg. Große Festlichkeiten im Herrengarten.

13. Juli 1570: kurfürstliches Edikt zur Einrichtung der Kirchendisziplin in der Pfalz (calvinistische Kirchenordnung, am 21. November offiziell verkündet. Dem Kirchenrat wird das Recht der Exkommunikation zugesprochen. Auch die Professoren des Heidelberger Generalstudiums fallen in religiösen Belangen unter die Kompetenz des Kirchenrats)

25. Oktober 1570: der Pfarrer Adam Neuser wird wegen Ketzerei im Seltenleer auf Schloß Heidelberg eingekerkert

1570: Erste Erwähnung des Seegartens (Sehe garthen; 1976 in Adenauerplatz umbenannt)

1570: Reichstag zu Speyer. Jagd in der Schwetzinger Hardt mit Pfalzgraf Johann Casimir und Kaiser Maximilian II.

[1570: Theatrum orbis terrarum des Abraham Ortelius erscheint (vgl. 1572)]

21. April 1571: Herzog Johann I. von Pfalz-Zweibrücken hebt die Leibeigenschaft im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken für die städtische Bevölkerung auf (vgl. 1555, 1592)

14. Mai 1571: der als Ketzer gefangene Pfarrer Adam Neuser flüchtet aus dem Seltenleer auf Schloß Heidelberg

28. Mai-19. Juni 1571: Religionsgespräch mit Täufern zu Frankenthal (vgl. 25. August 1557)

https://www.frankenthal.de/stadt-frankenthal/de/kultur/veranstaltungen/religionsgespraech-1571/

um 1571: Pfalzgraf Johann Casimir läßt in Kaiserslautern neben der Barbarossaburg ein Schloß bauen

[1571: Sieg der Venezianer und Spanier unter Don Juan de Austria über die Osmanen in der Seeschlacht von Lepanto/Golf von Korinth]

[1571: die Neununddreißig Artikel, historische Glaubensaussagen des anglikanischen Bekenntnisses, werden von Königin Elisabeth I. unterzeichnet und vom Parlament als verbindlich beschlossen]


1571-1577: Paulus Melissus (Schede) (1539-1602) in Heidelberg, Übersetzung des Hugenottenpsalter

[22. August 1572: gescheitertes Attentat auf den Admiral Gaspard de Coligny, Feldherr und politisches Oberhaupt der Hugenotten]

[23./24. August 1572: in der sog. Bartholomäusnacht werden auf Veranlassung der Königinmutter, Katharina von Medici, in Paris und anderen Städten nördlich der Loire Tausende von Hugenotten umgebracht. Sie waren zur Hochzeit ihres Königs Heinrich IV. von Navarra mit Margarete, Schwester des französischen Königs Karl IX., nach Paris gekommen. Admiral Gaspard de Coligny ist eines der ersten Opfer der Bartholomäusnacht. (vgl. 1594)]

30. Oktober 1572: Anna von Handschuhsheim, Frau des Christoph von Handschuhsheim, stirbt (begraben in St. Vitus)

8. November 1572-März 1573: sehr kalter Winter (Zürichsee, Bodensee und der Rhein bei Basel frieren zu)

23. Dezember 1572: Enthauptung des reformierten Ladenburger Superintendenten und "Haupt der Antitrinitariergruppe" Johannes Sylvanus auf dem Heidelberger Marktplatz vor der Heiliggeistkirche wegen Häresie ("Arianische Verschwörung" gegen das Trinitätsdogma) und Hochverrat ("Konspiration mit den Türken"). (vgl. 25. Oktober 1570)

1572: Georg Braun und Franz Hogenberg geben den Städteatlas Theatrum orbis terrarum des Abraham Ortelius (vgl. 1570) heraus, darin der Holzschnitt Panorama von Heidelberg des Sebastian Münster (vgl. 1550) (vgl. http://www.djung.de/index.html?heidelberg/geschichte.html)

[1572: für zwei Jahre wird auch am Taghimmel ein neuer Stern („Supernova“) sichtbar]

1573: Kaiser Maximilian II. in Heidelberg (?; vgl. 1562)

1573: Ambrosius Lobwasser gibt Der Psalter des königlichen Propheten David, die erste vollständige deutsche Übersetzung des Genfer Psalters (Psautier de Genève) heraus. Seine Psalmgesänge sind Grundlage des reformierten Gesangbuchs in der Kurpfalz.

1573: der reformierte Pfarrer der Peterskirche Johannes Badius soll die Gemeinde in Neuenheim mit betreuen (verläßt 1578 die Kurpfalz)

17. Februar 1573: der protestantische französische Jurist und Humanist Hugo Donellus (Hugues Doneau, 1527-1591), der sich von Genf aus, auf Ruf des Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz, 1572 nach Heidelberg begeben hat, tritt eine Professur an der Universität Heidelberg an. Im Laufe der Jahre steigt er zum ersten Professor an der juristischen Fakultät auf und heiratet. Als der lutherisch gesinnte Ludwig VI. von der Pfalz 1576 an die Macht kommt, beginnt eine Vertreibung der Calvinisten, so dass Donellus 1579 an die neu gegründete Universität Leiden geht.

17. April 1573: Maximilian I. (Sohn von Herzog Wilhelm V. von Bayern und Renata von Lothringen), ab 1597 Herzog von Bayern und ab 1623 Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches († 27. September 1651 in Ingolstadt), wird in München geboren


11.-13. Dezember 1573: der zum König von Polen gewählte Herzog Heinrich von Anjou (Valois-Medici) in Heidelberg zu Gast bei Pfalzgraf Friedrich III.

5. März 1574: Pfalzgraf Friedrich IV., später Kurfürst von der Pfalz, wird in Amberg geboren

14. April 1574: Gefecht auf der Mooker Heide bei Nijmegen zwischen dem spanischen Heer unter Sancho d’Avila und Bernardino de Mendoza einerseits und einem Söldnerheer unter Ludwig und Heinrich von Nassau-Dillenburg andererseits. Pfalzgraf Christoph, jüngster Sohn von Kurfürst Friedrich III., fällt gegen die Spanier.

1574: Hans Franz Nofels (†1602) und Valentin Lieb Bürgermeister in Heidelberg

1574: der kurpfälzische Kanzler Christoph Prob (†19. Dezember 1579) scheidet aus Altersgründen aus. Kurfürst Friedrich III. beruft Christoph Ehem (1528–1592) zum neuen kurpfälzischen Kanzler.

1574: Hochzeit von Herzog Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg

1574: Mattheus Harnisch druckt Ambrosius Lobwasser, Der Psalter des königlichen Propheten David, in Heidelberg (vgl. 1573, 1585)

[1574: Großfürst Ivan IV. von Moskau wird zum Zar gekrönt (sieht sich als Nachfolger des oströmischen Kaisers)

1574/1575: Christoph von Handschuhsheim (Christoffel von Hendsusheim) läßt die Handschuhsheimer Wasserburg ummauern

1575: Margarete Landschad, verheiratet mit Eberhard von Venningen, stirbt. Ihr Erbe, die Landschadischen Güter in Rohrbach, die die Bligger als Vögte des Klosters Schönau erworben hatten, gehen als Erbe an das Haus Venningen.

um 1575: Erasmus von Handschuhsheim, Stadtschultheiß von Heidelberg, stirbt

1575?: Kurfürst Friedrich III. erläßt eine pfälzische Almosenordnung

1575: Kurfürst Friedrich III. verordnet in seinem Testament, daß "hinfüro zu ewigen Zeiten" kein Jude mehr in der Pfalz aufgenommen oder ihm daselbst zu wohnen gestattet werde.

1575: der ehemalige Lorscher Hof („Atzelhof“) in Handschuhsheim wird zur Unterbringung und Unterhaltung des kurfürstlichen Waisenhauses bestimmt (bis 1813). Die „Klaus“ (Nonnenkloster der Augustiner Chorfrauen westlich der St. Vituskirche) wird aufgehoben. (vgl. 1470, 1716, 1813)

1575: Pfalzgraf Johann Kasimir läßt die Burg Friedelsheim aufwändig um- und ausbauen. Er errichtet ein neues Renaissanceschloß.


[1575: Graf Philipp III. von Nassau-Saarbrücken führt in seinem Territorium die Reformation nach lutherischem Bekenntnis ein]


[1575: ein Landtag in Prag beschließt die Confessio Bohemica. Faktisch entsteht eine von Rom unabhängige Kirche]

[1575: die Kongregation vom Oratorium des heiligen Philipp Neri wird vom hl. Philipp Neri (1515-1595) in Rom gegründet und von Papst Gregor XIII. in der Bulle Copiosus in misericordia Deus bestätigt]

[1575: die Universität Altdorf (Academia norica), die Hochschule der Reichsstadt Nürnberg in Altdorf bei Nürnberg, wird als Akademie eingeweiht (1622 zur Universität erhoben, 1809 vom bayerischen König Maximilian I. aufgelöst)]

25. April 1576: Kurfürst Friedrich III. stellt die eingezogenen Kirchengüter unter die einheitliche Verwaltung der "Geistlichen Güteradministration". Diese Zentralbehörde führt die Aufsicht über eine Vielzahl von Unterverwaltungen. Dazu gehörten die Verwaltungen des Besitzes der ehemaligen Zisterzienserabteien Eusserthal und Otterberg (vgl. 1143, 1561), des Benediktinerklosters Limburg, des Prämonstratenserklosters Lorsch, des Augustinerklosters Limburg, des Karmeliterklosters Weinheim, des Zisterzienserinnenklosters Neuburg, des Stifts zum Heiligen Geist in Heidelberg und des Stifts St. Michael in Sinsheim. (Sitz im Mönchhof, dem ehemaligen Stadthof des Kloster Schönau; später: "Pflege Schönau")

19.-22. Juni 1576: der ostfriesische Historiker und Humanist Ubbo Emmius (1547-1625) kommt auf der Reise nach Genf über Speyer nach Heidelberg (Beschreibung des Herrengartens)

[12. Oktober 1576: Kaiser Maximilian II. stirbt in Regensburg]

26./28.(?) Oktober 1576: Kurfürst Friedrich III., Herzog von Pfalz-Simmern ("der Fromme", *14. Februar 1515) stirbt in Heidelberg

[8. November 1576: Genter Pazifikation der aufständischen Niederlande]

11. November 1576: Kurfürst Friedrich III. wird im Königschor der Heiliggeistkirche beigesetzt

[1576: das Haus Hohenzollern teilt sich in die vier Linien Hohenzollern (†1602), Hohenzollern-Haigerloch (†1634), Hohenzollern-Hechingen (†1869) und Hohenzollern-Sigmaringen]

[1576: Gründung der Sainte Ligue (Ligue catholique), eine Vereinigung französischer katholischer Adeliger, zunächst unter Leitung von Henri I. de Lorraine, 3. Duc de Guise, die während der Hugenottenkriege gegen die französischen Calvinisten Partei ergreift. König Heinrich III. versucht sich an die Spitze dieser Bewegung zu setzen und nimmt die Kampfhandlungen auf (Sechster Hugenottenkrieg), wird jedoch von den Generalständen im Stich gelassen. Nach dem Frieden von Bergerac löst er die Liga im September 1577 auf]

1576-1583: Kurfürst Ludwig VI. (*1539, †1583, Sohn Friedrichs III.) führt in der Pfalz das lutherische Bekenntnis wieder ein und entfernt reformierte (calvinische) Prediger-Professoren von der Universität. Diese flüchten nach Neustadt/Hardt. Krise der Universität Heidelberg. Auch der Theologe Caspar Olevianus muß Heidelberg verlassen. Anstelle des Heidelberger Katechismus gilt Luthers Kleiner Katechismus. Die Heidelberger Hugenotten gehen nach Frankenthal und nehmen ihr Kirchenbuch mit (vgl. 1560, 1562, 1578, 1580).

[1576-1612: römisch-deutscher Kaiser Rudolf II.]

1577: die lutherische Konkordienformel wird im Kloster Berge bei Magdeburg endgültig beschlossen (Bekenntnisschrift, welche den Lehrbegriff der lutherischen Kirche festlegt). - Kurpfalz schließt sich an. Kurfürst Ludwig IV. verlangt von den Professoren der Universität Heidelberg die Unterschrift unter die Formel. Verweigerer müssen die Universität verlassen. Krise der Universität Heidelberg.

1577: Mannheim hat ca. 1000 Einwohner (vgl. 1566, 1655)

1577: Handschuhsheim hat ca. 725 Einwohner

1577: Verleihung der Stadtrechte an Frankenthal


15./16. August 1577: Pfalzgraf Johann Casimir (1543-1592) besetzt Neustadt an der Hardt und zwingt die Bürger zur Huldigung

[1577-1580: Weltumseglung von Francis Drake auf der Golden Hind von Plymouth aus als erster Engländer ]

29. März 1578: Gründung des Collegium Casimirianum als reformierte Hochschule zu Neustadt an der Hardt durch Pfalzgraf Johann Casimir (Bruder von Kurfürst Ludwig IV.). Das dortige ehm. Augustinerinnenkloster ("Weiße Klause") wird zu diesem Zweck umgebaut und erhält einen Renaissance-Treppenturm mit einer Spindeltreppe. Calvinische Professoren aus Heidelberg, die die Unterschrift unter die Konkordienformel von 1577 verweigern, gehen nach Neustadt. (1583/84 zurück nach Heidelberg verlegt)

20. Mai 1578: das am 29. März 1578 gegründete Collegium Casimirianum zu Neustadt an der Hardt wird eröffnet

26. Mai 1578: Zacharias Ursinus folgt dem Ruf des Pfalzgrafen Johann Casimir an das Collegium Casimirianum in Neustadt/Hardt, wo er seine Vorlesungstätigkeit mit der Erklärung des Protojesaja aufnimmt. Dort wirkt u.a. auch der aus Italien stammende Girolamo Zanchi.

1578: Kurfürst Ludwig VI. gestaltet den Herrengarten um

1578: eine Polizeiordnung verbietet Kirchweih, Fasnacht, Mummenschanz, Brauchtum der Johannisnacht

1578: Bürger und Studenten führen das von dem Heidelberger Steinmetzen Thomas Schmid verfaßte Schauspiel Tobias auf

1578: westlich des Brückentors wird das Kornhaus (Granarium, Getreidespeicher, heute: Lauerstraße 11) errichtet (1896 zerstört)

1578: ca. 14.000 Mann ziehen unter Pfalzgraf Johann Casimir in die Niederlande, um diese in ihrem Unabhängigkeitskampf zu unterstützen. Als man ihm den Oberbefehl über die internationale Hilfsarmee verweigert, zieht Johann Casimir sich nach Brüssel zurück und gibt sein Ausscheiden aus dem Bündnis bekannt (vgl. 1581).

[6. Januar 1579: in der Union von Arras (Unie van Atrecht) bekennen sich die katholischen Südprovinzen der Niederlande (Artois und Hennegau mit den Städten Lille, Douai und Orchies) zu Spanien]

[23. Januar 1579: Utrechter Union (Unie van Utrecht) verschiedener nördlichen Provinzen und Städte der Niederlande, die unter der Kontrolle Spaniens sind (u. a. Holland, Zeeland, Utrecht, Gelderland, Overijssel, Friesland, Groningen, Drenthe). Sie sagen sich von Spanien los und scheiden aus dem Verband des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation aus (vgl. 26. Juli 1581)]

Januar 1579: Pfalzgraf Johann Casimir wird von der englischen Königin empfangen und mit dem Hosenbandorden ausgezeichnet

11. Mai 1579: Herzog Karl von Södermanland (später König Karl IX. von Schweden, 1550-1611) heiratet in Heidelberg Pfalzgräfin Maria (1561-1589), Tochter des Kurfürsten Ludwig VI. von der Pfalz

19. Dezember 1579: Christoph Prob, Doktor beider Rechte, 1548 und 1559 kurpfälzischer Kanzler, stirbt in Alzey und wird in der Heiliggeistkirche begraben

1579: Hochzeit von Herzog Johann I. von Pfalz-Zweibrücken

1579: Schriesheim erhält wieder das Marktrecht, worauf sich der Mathaisemarkt begründet (vgl. 6. Mai 1470)

1579: Ansiedlung wallonischer Glaubensflüchtlinge aus den spanischen Niederlanden in Otterberg (Pfalz)

Spätjahr 1579: der Botaniker Clusius besucht Heidelberg

[1579: Gründung der Universität Vilnius]

1580: Kurfürst Ludwig VI. erläßt neue Statuten der Universität Heidelberg. Das lutherische Glaubensbekenntnis wird Voraussetzung für die Vergabe einer Lektur. - Das Amt eines jährlich gewählten, bezahlten Bibliothekars der Universität Heidelberg wird geschaffen (vgl. 1588)

1580: Nach längeren Verhandlungen mit Bischof Marquard von Speyer erwirbt die Universität das nördlich an das neue Contubernium angrenzende Gelände, die sogenannte Speyerische Hofstatt, und bebaut es mit einem größeren Dozentenhaus (entspricht der heutigen Augustinergassse 5 bzw. Merianstraße 1)


1580: Michael Maestlin, Lehrer von Johannes Kepler in Tübingen, wird 1580 als Professor für Mathematik nach Heidelberg berufen (kehrt 1583 an die Universität Tübingen zurück)


[1580: Sächsische Konkordienformel (vgl. 1577)]

[1580: Anlage des Botanischen Gartens in Leipzig]

[26. Juli 1581: Plakkaat van Verlatinghe. Die in der Utrechter Union von 1579 zusammengeschlossenen nördlichen sieben niederländischen Provinzen sagen sich im Haag vom spanischen König los und bilden die Republik der Generalstaaten. Der Posten des Statthalters wurde Wilhelm von Oranien angetragen]

5. November 1581: Wilhelm Christoph von Affenstein stirbt (begraben in der Peterskirche) (vgl. 1584, 1595)

[1581: die Stadt Tournai (Doornik) im Hennegau wird von Alessandro Farnese di Parma, Statthalter der Niederlande, erobert]

1581-1583: die kurfürstliche Kanzlei (Kanzleigasse 1) wird im Stil der Renaissance umgebaut

24. Februar 1582: Kalenderreform Papst Gregors XIII. Zehn Tage werden unterdrückt. Auf den 4. Oktober folgt der 15. Oktober. Der Frühlingsanfang wird auf den 21. März festgelegt. (Übernahme des gregorianischen Kalenders in der Republik Venedig, im Heiligen Römisches Reich (katholische Reichsstände inkl. Erzherzogtum Österreich und die meisten katholischen Orte der Schweizerischen Eidgenossenschaft), Polen-Litauen, Königreich Spanien, Königreich Portugal und Kolonien, Königreich Frankreich und Kolonien, Südliche Spanische Niederlande, Republik der Sieben Vereinigten Provinzen (Provinz Holland und Provinz Zeeland))

14. März 1582: Kurfürstin Elisabeth von Hessen, Frau des Kurfürst Ludwig VI., stirbt und wird im Chor der Heiliggeistkirche neben ihrem Mann begraben

1582: Landrecht und Landesordnung der rheinischen Pfalz erscheinen (verfaßt von den Rechtsgelehrten Noe Meurer, Nikolaus Cisnerus/Kistner, Hartmann Hartmanni d.J., Justus Reuber und Julius Micyllus; haben nächst Bibel und Katechismus den größten Einfluß auf das Leben der Untertanen. Bestehende lokale Ordnungen werden abgeschafft. Untergerichtsordnung, Landrecht und Landesordnung gelten bis 1803; (vgl. 1611, 1657, 1700). Darin ein besonderes Kapitel gegen die „ärgerliche, giftige, verführerische und an ewiger und zeitlicher Wohlfahrt schädliche Lehr und Sekt des Wiedertaufs. Damit werden die „Wiedertäufer“ rechtlos und mit Landesverweisung und Freiheitsstrafen bedroht. (vgl. 4. August 1664) http://www.uni-mannheim.de/mateo/desbillons/land.html

17. Oktober 1582: Johannes Rantzau (Joannes Ranzovius, natus segebergae, *14. 2. 1566, im August 1582 zusammen mit einer Gruppe holsteinischer Adliger in Heidelberg immatrikuliert, unter ihnen Friedrich und Philipp, die Söhne Adolfs I. von Gottorf, Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf, deren Page Rantzau als Zehnjähriger geworden war) stirbt in Heidelberg an der Pest und wird im Friedhof der Peterskirche in einem gemeinsamen Grab beerdigt. Der Vater, Heinrich Rantzau, Regent des Königs von Dänemark im Herzogtum Holstein und Schleswig wie auch in Dithmarschen, läßt auf dem Friedhof ein Alabaster-Grabmal mit einer längeren Inschrift errichten (Bildhauer: Jeremias Schwartz aus Leonberg) (vgl. Renate Neumüllers-Klauser (Bearb.), Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg. Stuttgart 1970, Nr. 371)

[Oktober 1582: Italien, Spanien, Portugal und Polen führen den gregorianischen Kalender ein (vgl. 1581)]

[Dezember 1582: Frankreich und Lothringen führen den gregorianischen Kalender ein (vgl. 1581)]

[25. Dezember 1582: Gebhard Truchseß von Waldburg, Erzbischof und Kurfürst von Köln, tritt zum evangelischen Bekenntnis über]

1582/83: Johann Spieß aus Frankfurt Drucker in Heidelberg

1583-1589: Kölnischer Krieg. Gebhard Truchseß von Waldburg, Erzbischof und Kurfürst von Köln, proklamiert die Gleichberechtigung der Konfessionen, stellt den Domherren das Bekenntnis frei und wird daraufhin der Verletzung des geistlichen Vorbehalts bezichtigt. Nach seiner Heirat mit der evangelischen Gräfin Agnes von Mansfeld wird Gebhard am 2. Februar 1583 als Erzbischof abgesetzt und am 1. April 1583 von Papst Gregor XIII. exkommuniziert. In der Folgezeit kommt es im Rheinland zu heftigen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern Gebhards und den mit ihm verbündeten kurpfälzischen Truppen auf der einen sowie bayerischen und spanischen Truppen auf der anderen Seite. Letztere kommen dem Kölner Domkapitel zu Hilfe, nachdem dieses am 23. Mai 1583 Ernst von Bayern zum Erzbischof von Köln und Nachfolger Gebhards wählt. Das Erzstift Köln geht in Wittelsbacher Hände über, Einsetzen der Gegenreformation in Köln. Eingreifen des Pfalzgrafen Johann Casimir ohne Wirkung.

1583: der Heidelberger Hirschwirt und Bürgermeister Heinrich Eckart/Eckhardt (1605) legt in der Ziegelhäuser Landstraße (Nr. 37, Gemarkung Neuenheim) einen Garten mit Lusthaus und Fischweiher an, das er nach seinem Gasthaus, „Zum Hirschennennt. Aus dieser Anlage entsteht die Gastwirtschaft „Zum Hirschen“ mit dem Beinamen „Kuchenhäuschen“. Das Gasthaus wird bis 1895 betrieben.

1583: Kurfürst Ludwig VI. schenkt dem Rat und Hofrichter Hartmann von Eppingen, Dr. jur., einen Weinberg am Oberen Linsenbühl, der dem verstorbenen kurfürstlichen Rat Dr. Nikolaus Kistner gehört hatte

12. Juli 1583: Kurfürst Ludwig VI. heiratet in zweiter Ehe in Heidelberg Anna (1562-1621), Tochter des Fürsten Edzard II. von Ostfriesland. Die nur wenige Monate dauernde Ehe bleibt kinderlos.

12./22. Oktober 1583: Kurfürst Ludwig VI. (*4. 7. 1539 Simmern, reg. seit 1576) stirbt in Heidelberg (Grabstätte: Heiliggeistkirche)

[1583: in Florenz wird die Accademia della Crusca gegründet]

[1583: in Venedig erscheint die Schrift Vom unendlichen All und den Welten des Priesters und Astronomen Giordano Bruno (vgl. 17. Februar 1600)]

[1583: der Kaiserhof und die päpstliche Nuntiatur werden von Wien nach Prag verlegt]

[1583: England nimmt als erste Kolonie in Nordamerika Neufundland in Besitz]

1583-1592: Pfalzgraf Johann Casimir, Bruder Ludwigs VI., Regent ("Administrator") und Vormund für den neunjährigen Friedrich (IV.). Er führt wieder die calvinisch-reformierte Lehre in der Pfalz ein. Kurprinz Friedrich ist bis 1591 unter der Vormundschaft des Kurverwesers Johann Casimir, der ihn 1587 zwingt, zum Calvinismus überzutreten. Er läßt die Mitglieder des Collegium Casimirianum in Neustadt/Hardt nach Heidelberg zurückkehren. Das Collegium Casimirianum wird als hohe Schule aufgehoben und bis 1797 als Gymnasium illustre weitergeführt. Johann Casimir beginnt mit der Umgestaltung des alten Landesrettungswerkes, indem er die Untertanen in Listen erfassen läßt und jeden dritten Mann zum Ausschuß einzieht. (Die Dienstpflicht dauert vom 20. bis zum 60. Lebensjahr. So entstehen 12 Fähnlein zu je 300 Mann, die 1588 bei einem drohenden französischen Einfall zu einem Landregiment zusammengezogen werden.) - In Heidelberg bildet sich eine neue wallonische Gemeinde. (1805 aufgelöst; vgl. 1559)

1583-1592: Errichtung des Faßbaus auf dem Schloß

6. März 1584: der evangelische Theologe Zacharias Ursinus stirbt in Neustadt/Haardt

4. April 1584: Heidelberger Disputation zwischen Lutheranern und Reformierten, veranstaltet von Pfalzgraf Johann Casimir (vgl. 1560)

14. Juni 1584: der zum Protestantismus übergetretene Augsburger Patrizier Huldrich Fugger stirbt und wird in der Heiliggeistkirche begraben. Er vermacht seine seit seiner Übersiedlung nach Heidelberg in der Heiliggeistkirche aufgestellte Bibliothek (etwa 500 Pergament- und 800 Papierhandschriften sowie über 8.000 Drucke) der Heidelberger Universität. Die Bibliotheca Palatina gilt nun als bedeutendste Bibliothek in Europa (vgl. 1567)

1584: Herzog Karl I. von Pfalz-Zweibrücken (1560-1600) begründet die Linie Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld

1584: Philips Jacob von Affenstein erhält den Adelshof am Fuß des Schloßberges, der den Aufgang zum Schloß sichert, und ursprünglich den Grafen von Leiningen gehörte, als Burglehen (vgl. 1357, 1680/1685)

[7. Juli 1585: Vertrag von Nemours zwischen dem französischen König Heinrich III. und der französischen Katholischen Liga, vertreten durch den Herzog Henri I. de Lorraine, duc de Guise. Der König erkennt darin die Liga an, widerruft alle bisherigen Toleranzedikte in Glaubensfragen und verpflichtet sich, alle Hugenotten außer Landes zu verweisen. Die protestantische Seite greift daraufhin zu den Waffen, der achte Hugenottenkrieg beginnt]

1585: in Heidelberg erscheint "Christlich bedencken und erinnerung von Zauberey / woher / was und wie vielfältig sie sey / wem sie schaden könne oder nicht: wie diesem laster zu wehren / und die / so damit behafft / zu bekehren / oder auch zu straffen seyn" von Hermann Witekind unter dem Pseudonym Augustin Lercheimer. (Eine zweite umfangreichere Auflage folgt 1586 zu Straßburg, die letzte vom Autor betreute, erheblich vergrößerte Auflage 1597 zu Speyer)

1585: Neuauflage der kurpfälzischen Kirchenordnung mit dem "Kleinen Heidelberger Katechismus"

1585: Mattheus Harnisch druckt in Neustadt einen Sonderdruck von Ambrosius Lobwasser, Der Psalter des königlichen Propheten David für den Kurprinzen Friedrich (IV.) (vgl. 1573, 1574)

1585: Johannes Jugnitius (†1588), Lehrer der Logik und Physik, Rektor der Universität Heidelberg, immatrikuliert 314 Studenten, die größte bis dahin vorgekommene Zahl

[1585: der flämische Mathematiker Simon Stevin (1548/1620) führt mit dem Buch De Theinde die Dezimalzahlen in Europa ein]

[1585: Gerard Mercator publiziert die erstmals nach Norden orientierte Landkarte Palatinus Rheni]

[1585: Fall Antwerpens im Achtzigjährigen Krieg]

[1585: zur Herbstmesse in Frankfurt kommen 84 Kaufleute aus ganz Europa zusammen und setzen den Wert von neun Münzsorten fest. Am 15. September bitten sie den Rat der Stadt Frankfurt, für die Durchführung des Münzvergleichs Sorge zu tragen, der dieser Eingabe folgt und Zuwiderhandlung mit Strafe bedroht. (gilt als Gründungsjahr der Frankfurter Börse)]


um 1585: Wolf Wambold von Umstadt ist Heidelberger Faut (Vogt)

September 1586: (zweiter) Studentenkrieg zwischen Heidelberger Studenten und Bürgern. Festnahme des ehemaligen Heidelberger Studenten Johannes Theodericus aus Neuburg/Donau durch den Schultheiß und Übergabe an die Universität. Viele verletzte Studenten, ein Toter. (vgl. 30. November 1587)

17. Oktober 1586: Edikt von Johann Casimir über die Vorfälle (Folge: Absage der Zweihundertjahrfeier der Universität Heidelberg. Wird 1587 nachgeholt)

Dezember 1586: die Universität Heidelberg wählt den Kurprinzen Friedrich zum Rektor (späterer Kurfürst Friedrich IV., 1574-1610)

1586: ein römischer Leugenstein wird zu Rohrbach bei Sinsheim gefunden

1586: Paulus Melissus (Schede) (1539-1602) Leiter der Bibliotheca Palatina

1586: Johann Casimir gestattet den Glaubensflüchtlingen aus Frankreich und den Niederlanden die Durchführung von Gottesdiensten in französischer Sprache. Die ehemalige Dominikanerkirche (Hauptstraße 47-51 bis Untere Neckarstraße und Ziegelgasse) wird der wallonischen Gemeinde eingeräumt (vgl. 1551, 1553)

[1586: Christian I. (1560-1591) aus der albertinischen Linie der Wettiner wird Kurfürst von Sachsen]

1586/1587: eine feste Holzbrücke wird bei Meckesheim über die Elsenz gebaut

[18. Februar 1587: Mary Stuart, bis 1567 katholische Königin von Schottland, wird in Fotheringhay Castle wegen Hochverrat hingerichtet]

[September 1587: das „Faustbuch“ (Historia vnd Geschicht Doctor Johannis Faustj des Zauberers) eines unbekannten Autors erscheint in der Frankfurter theologischen Offizin von Johann Spies im Druck]

30. November 1587 (sic): Gedächtnisfeier des 200jährigen Bestehens der Universität Heidelberg. Lateinische Rede des Prorektors Georgius Sohn über Gründung und Entwicklung der Universität (fälschlich wird die Gründung des Generalstudiums in das Jahr 1387 gesetzt)

1587: Pfalzgraf Friedrich (13) zum Rektor der Universität Heidelberg gewählt

1587: Valentin Otho (†April 1603) kommt von der Universität Wittenberg als Mathematiker und Magister Astronomiae nach Heidelberg (1601 Professor für Mathematik in Heidelberg). Er betreibt die erste "Sternwarte" in Heidelberg (in einem Gartenhaus in der Plöck bei der Peterskirche)

1587: der französische Drucker Hieronymus Commelinus (*1560 in Douay, †1597) eröffnet in Heidelberg eine Offizin (vgl. 1591, 1597)

1587: das Gasthaus zum Rebenstock (später Traube, Handschuhsheimer Landstraße 118) wird als ältestes Gasthaus in Handschuhsheim erwähnt

[1587: der Frankfurter Buchdrucker Johann Spies (1582-1585 in Heidelberg tätig) veröffentlicht die Historia von D. Johann Fausten (auch als Volksbuch bezeichnet)]

13. Mai 1588: Grundsteinlegung des Collegium Casimirianum, eines Kollegiengebäudes für die Universität Heidelberg an der Stelle des Dionysianum (von 1396) durch Pfalzgraf Johann Casimir (1591 fertiggestellt, 1693 zerstört)

[8. August 1588: Untergang der spanischen Armada im Ärmelkanal]

19. August 1588: Notspeicherordnung des Pfalzgraf Johann Casimir. Sechs Notspeicher ("Fruchtkasten") werden in der Kurpfalz eingerichtet (Heidelberger Schloß, Alzey, Landau, Oppenheim, Speyer, Worms) (vgl. 1590)

2. Dezember 1588: Statutenreform der Universität durch Pfalzgraf Johann Casimir (vgl. 1580)

1588: Heinrich von Handschuhsheim stirbt und wird in St. Vitus begraben

1588?: die kurfürstliche Bibliotheksordnung sieht erstmals die Anstellung eines hauptamtlichen Bibliothekars vor

1588: Herzog Johann I. von Pfalz-Zweibrücken (†1604) führt das Herzogtum Zweibrücken zum Calvinismus

1588: David Pareus (1548-1622) läßt bei dem Neustädter Buchdrucker Matthäus Harnisch mehrere Auflagen einer Lutherbibel mit calvinistischen Kommentaren drucken ("Neustadter Bibel", die erste reformierte Bibelausgabe Deutschlands)

1588: Verzeichnis der Einwohner von Heidelberg zwecks Klärung der Gerichtszuständigkeit der Bewohner (ca. 5.500 Einwohner, darunter 17 Goldschmiede, 12 Schildwirtschaften, 4 Drucker, 5 Buchbinder und 580 Studenten) http://www.heidelberg-fruehe-neuzeit.uni-hd.de/sozialtopographie/vorbemerkungen/quellen_methode15.html

1588: der ehemalige Sinsheimer Klosterhof zu Heidelberg wird zur kurfürstlichen Rentamtmannwohnung (1711 Palais Rischer)

[1. August 1589: König Henri III. von Frankreich wird ermordet. Mit ihm endet das Haus Valois. Henri IV. de Navarre wird König. Die Bourbonen lösen die Valois als regierende Dynastie in Frankreich ab (vgl. 1328)]

[2. August 1589: Heinrich IV. von Navarra (Henri Quatre, * 13. Dezember 1553 in Pau, Navarra; † 14. Mai 1610 in Paris), seit 9. Juni 1572 als Heinrich III. König von Navarra, ist König von Frankreich, der erste aus dem Haus Bourbon, der einzige protestantische König in der Geschichte Frankreichs (Übertritt zum Katholizismus 1593, am 14. Mai 1610 ermordet)]

November 1589: Pfalzgräfin Elisabeth von Sachsen wird unter dem Vorwand des Ehebruchs und des Mordkomplotts gegen ihren Gemahl verhaftet. Pfalzgraf Johann Casimir betrachtet sich als von ihr geschieden

26. November 1589-April 1590: der englische Diplomat Sir Henry Wotton (1568-1639) hält sich in Heidelberg auf

1589: das Stephanskloster auf dem Heiligenberg wird zerstört (vgl. Fritz Frey 1944, Nr. 428)

1589: die kurpfälzische Regierung rät den Wirten auf Anregung der Universität, den Studenten nichts zu borgen (vgl. 1774)

1589-1592: Pfalzgraf Johann Casimir läßt im Faßbau des Schlosses durch Küfer Michael Werner (Landau) das erste von vier großen Fässern erbauen (ca. 125.000 Liter; im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt; vgl. 1664, 1751)

[20. Januar 1590: Giovanni Battista Benedetti (* 14. August 1530 in Venedig), Mathematiker, Physiker, Astronom, Architekt und Philosoph, bekannt als ein Vorläufer von Galileo Galilei (1564-1641) in der Theorie des freien Falls und in der Kritik der Mechanik des Aristoteles, stirbt in Turin]

2. April 1590: Pfalzgräfin Elisabeth von Sachsen, Frau von Pfalzgraf Johann Casimir, stirbt

1590: Pfalzgraf Johann Casimir läßt den Chor des aufgehobenen Franziskanerklosters wiederherstellen und in ein Auditorium der Lateinschule (Paedagogium) umwandeln (vgl. 1546, 1565)

1590: ein zweites kurpfälzisches Landregiment wird aufgestellt (vgl. 1583)

1590-1593: Pfalzgraf Johann Casimir läßt südlich des Zeughauses am Neckar einen Marstall (mit Kornspeicher; vgl. 1588) errichten (am 2. 3. 1689 ausgebrannt)

1590: Anna, Landgräfin von Hessen (1529-1591), Witwe Wolfgangs von Pfalz-Zweibrücken und Neuburg, stiftet den St. Anna-Kirchhof und die St. Anna-Kapelle (vgl. 1596)

[um 1590: die niederländischen Brillenmacher Johannes und Zacharias Janszen erfinden das Mikroskop]

Januar 1591: Johann Casimir macht David Pareus (1548-1622) zum Leiter des Sapienzkollegs Heidelberg

1591: das Collegium Casimirianum (Kollegiengebäude der Universität Heidelberg) wird vollendet (vgl. 1588)

1591: die handschriftlichen Akten des Konzils von Ephesus [431 n. Chr.] werden bei Hieronymus Commelinus in Heidelberg gedruckt

1591: der klassische Philologe Friedrich Sylburg (1536-1596) aus Wetter bei Marburg/Lahn wird Bibliothekar in Heidelberg und verfaßt einen Katalog der griechischen und lateinischen Handschriften der Bibliotheca Palatina

6./16. 1. 1592: Pfalzgraf Johann Casimir stirbt in Heidelberg

29. Februar 1592: Kurfürst Friedrich IV. läßt den Treueid an der Universität Heidelberg erneuern (erstmals auf Deutsch zu leisten)

Februar 1592: „Amberger Lärmen“, Angriff auf calvinische Prediger

März 1592-1610: Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz (9. Juni 1598: "Bin ich fol gewesen")

1592: Bau des Hauses "Zum Ritter St. Georg" in der Hauptstraße durch den Kaufmann (Tuchhändler) Charles Belier aus Tournai (Doornik/Tournay/Hennegau, †1618 Heidelberg. Der Ritter am rechten Hauserker ist Pfalzgraf Johann Casimir, die Edelfrau mit Falken daneben Pfalzgräfin Elisabeth von Sachsen (vgl.: Hans-Martin Mumm, Der Ritter am ,Ritter' und seine Frau. Ein neuer Blick auf eine berühmte Fassade, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. X (2005/2006), S. 151ff.)

17. April 1592: Daniel Nebel (†1616) aus dem Fürstentum Anhalt wird an der Universität Heidelberg immatrikuliert

1592: das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken führt unter dem zum Calvinismus konvertierten Johann I. als erstes Territorium der Welt die allgemeine Schulpflicht für Mädchen und Knaben ein

[18. März 1593: sog. "Emder Revolution"]

23. Juni 1593: Kurfürst Friedrich IV. (19 Jahre alt) heiratet Louisa Juliana von Nassau-Oranien (17 Jahre alt, 1576-1644, Tochter Wilhelms von Oranien) in Dillenburg

1593: der Universalgelehrte Henricus Smetius (1537-1614) aus Flandern, Leibarzt Johann Casimirs und Friedrichs IV., Philologe, Dichter, Rektor der Universität, legt vor dem Markbronner Tor einen hortus medicus, den ersten botanischen Garten Heidelbergs, an. Später wird er wegen der Einführung von exotischen Pflanzen aus der ganzen Welt zum "hortus geographicus" und nochmals später zum "hortus systematicus" (im Dreißigjährigen Krieg zerstört).

1593: ein amtlich bestallter Rattenfänger ist in Heidelberg nachgewiesen

1593: Dalberger (Hesslocher) Hexenprozeß in Herrnsheim bei Worms

1593/97: Jan Brueghel der Ältere (1568-1625) in Frankenthal. Er zeichnet mehrere Stadtansichten von Heidelberg, die über eine Serie von Kopien als Vorlage für das Kurpfälzische Skizzenbuch dienen