Heidelberger Geschichtsverein e. V.

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Friedrich Gundolf (bis 1927: Friedrich Leopold Gundelfinger)

*20. Juni 1880 Darmstadt

†12. Juli 1931 Heidelberg (auf dem Bergfriedhof begraben)

Literaturwissenschafter, Germanist, Übersetzer, Dichter

Vater: Siegmund Gundelfinger (Mathematikprofessor an der TH Darmstadt)



Gymnasium Darmstadt

1898: Abitur in Darmstadt

stud. in München Deutsche Philologie, Kunstgeschichte, Philosophie

1899: lernt >Stefan George kennen

1900: stud. in Heidelberg deutsche Philologie, Kunstgeschichte (u.a. bei Max von Waldberg)

1904: promoviert (rite) in Berlin bei Gustav Roethe über „Caesar in der deutschen Literatur“

April 1910: Heidelberg

1911: Habilitation in Heidelberg mit „Shakespeare und der deutsche Geist“ (Promotor: Max von Waldberg). Lehrt an der Universität Heidelberg

11. Oktober 1914: "Tat und Wort im Kriege", Aufsatz von Friedrich Gundolf, erscheint in der Frankfurter Zeitung

1915: Beziehung zu Elisabeth (Elli) Agnes Salomon (1893 Hirschberg/Riesengebirge–1958 Oxford)

1916: „Goethe“

Herbst 1916: Kriegsdienst als Landsturmmann (Schipper hinter der französischen Front), dann im Kriegspresseamt Berlin

1. August 1917(-1931): a.o. Professor für deutsche Literaturgeschichte in Heidelberg

April 1919: Verbeamtung

7.-9. Juni 1919: Pfingsttreffen bei Stefan George in Heidelberg

1919-1926: wohnt Schloßberg 55 (Villa Lobstein)

Oktober 1920: persönliches Ordinariat für Neuere deutsche Literatur an der Universität Heidelberg mit dem Privileg, weder lehren noch prüfen zu müssen

1922: Gundolf widmet Elisabeth Agnes Salomon sein Buch über Heinrich von Kleist

1926: heiratet Elisabeth (Elli) Agnes Salomon

Mai 1926: Umzug nach Neuenheimer Landstraße 36

1927: erkrankt schwer und muß sich einer Krebsoperation unterziehen

1928: „Shakespeare, sein Wesen und Werk“

1929: Wahl zum ordentlichen Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Januar 1929: hält die Festrede zu Lessings 200. Geburtstag im Deutschen Reichstag

20. Juni 1930: Feier des 50. Geburtstages. Aufführung von Studenten in der "Stiftsmühle"

1930: Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg



1964: die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung stiftet den Friedrich-Gundolf-Preis, der jährlich als Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland verliehen wird



>von Gundolf stammt das Motto über dem Eingang zur Neuen Universität Heidelberg „Dem lebendigen Geist“

>Gundolfstraße (Neuenheim)



Zitate über Gundolf:

(...) Wenn der Stefan George`sche Kreis ohnedies alle Merkmale der Sekten-Bildung an sich trug - damit übrigens auch das spezifische Charisma einer solchen -, so ist die Art und Weise des Maximin-Cultus schlechthin absurd, weil sich von dieser Erlöser-Inkarnation mit aller Gewalt nichts aussagen läßt, was seine Göttlichkeit für Andre, als diejenigen, die ihn persönlich kannten, irgendwie glaubhaft machen könnte. George`s, Wolfskehls, Gundolf`s Maximin-Gedichte sind der klarste Beweis dafür, ich brauche das kaum zu begründen. (...) Diese Leute sind, scheint es, bereits nur allzu „erlöst“ - und daher bleibt als einziges noch mögliches Ziel: das Streben nach Selbstvergottung, nach dem unmittelbaren „Genuß“ des Göttlichen in der eignen Seele. (...)“ (Max Weber an Dora Jellinek, Heidelberg, 9. Juni 1910, abgedruckt, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V., Nr. 14 (2010), S. 220-222)

"Saß er in Heidelberg beim Friseur, versteckte er die Illustrierte, sobald die Ladentür aufging und er befürchten mußte, George könnte eintreten und ihn bei Schundlektüre erwischen." (Thomas Karlauf, Stefan George. Die Entdeckung des Charisma. München 2007, S. 278)





Veröffentlichungen:

Friedrich Gundolf. Shakespeare, sein Wesen und Werk (1928)

Stefan George, Friedrich Gundolf. Briefwechsel. Hg. von Robert Boehringer. München, Düsseldorf 1962

Friedrich Gundolf. Dem lebendigen Geist. (Veröffentlichungen der deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt - 27. Veröffentlichung). (Lambert Schneider). Heidelberg 1962



Literatur:

Jürgen Egyptien, Friedrich Gundolf in Heidelberg (Spuren 98). Marbach am Neckar 2013

Jürgen Egyptien, Stefan George. Dichter und Prophet. Darmstadt [2018] [2018 A 4054]

Gunilla Eschenbach (Hg.), Melitta Grünbaum: Begegnungen mit Gundolf (Aus dem Archiv, ADA 5), Marbach am Neckar 2012

Gunilla Eschenbach, Helmuth Mojem (Hg.), Friedrich Gundolf – Elisabeth Salomon. Briefwechsel 1914-1931. Berlin 2015

Olha Flachs, Max Freiherr von Waldberg (1858–1938). Ein Beitrag zur Geschichte der Germanistik. (Mattes) Heidelberg 2016, S. 79ff.

Stefan George, "Zu wem als dir soll sie die blicke wenden" (XIX. Gedicht in: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod)

Norbert Giovannini, Jo Hannes Bauer, Hans-Martin Mumm (Hgg.): Jüdisches Leben in Heidelberg. Studien zu einer unterbrochenen Geschichte, Heidelberg 1992


Hermann Glockner, Heidelberger Bilderbuch. Erinnerungen von Hermann Glockner. Bonn 1969


Elisabeth Gundolf, Zwei Vorträge: Meine Begegnungen mit Rainer Maria Rilke und Stefan George – Stefan George und der Nationalsozialismus. Vorwort von Lothar Helbing Gundolf und Elli. (Castrum Peregrini 69. Presse). Amsterdam 1965


Thomas Hatry, Hans-Martin Mumm, „Wer je die flamme umschritt ..“ Stefan George im Kreis seiner Heidelberger Trabanten. Eine Ausstellung zur Erinnerung an den 150. Geburtstag des Dichters. Ausstellungskatalog, Museum Haus Cajeth, 2.7.−26.9.2018, Kurpfälzischer Verlag. Heidelberg 2018

Christian Jansen, Der »Fall Gumbel« und die Heidelberger Universität 1924-1932. Heidelberg 1981

Christian Jansen, Emil Julius Gumbel – Portrait eines Zivilisten. (Verlag Das Wunderhorn). Heidelberg, 1991

Thomas Karlauf, Stefan George. Die Entdeckung des Charisma. München 2007 – Rezension: RNZ, 15. 9. 2007; Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein 13, 2009, S. 207ff.

Hans-Martin Mumm, „Die sieghafte Jugend der Neckarfluren“. Die Pension Friedau, Gaisbergstraße 16a, als Ort Stefan Georges und des Georgekreises, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Jg. 15 (2011), S. 127-143

Folker Reichert, Der Heidelberger Bergfriedhof als Ort der Erinnerung an Max Weber, in: Ingo Runde (Hg.), Heike Hawicks (Hg.), Max Weber in Heidelberg. Beiträge zur digitalen Vortragsreihe an der Universität Heidelberg im Sommersemester 2020 anlässlich des 100. Todestages am 14. Juni 2020. (Heidelberger Schriften zur Universitätsgeschichte, Band: 11) 1. Auflage. (Winter) Heidelberg 2022, S. 339ff.

Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten. Heidelberg 1992, S. 238f.

Michael Thimann, „Caesars Schatten“. Die Bibliothek von Friedrich Gundolf. Rekonstruktion und Wissenschaftsgeschichte. Heidelberg 2003 - Rezension: Susanne Himmelheber in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 9 (2004/05), S. 251-253

Eike Wolgast, Die Universität Heidelberg 1386–1986. Berlin 1986

http://www.uni-heidelberg.de/presse/news04/2401gund.html (über Gundolfs Bibliothek und das Buch von Michael Thimann "Caesars Schatten". Die Bibliothek Friedrich Gundolfs - Rekonstruktion und Wissenschaftsgeschichte, Heidelberg 2003)

http://www.fh-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/20Jh/Gundolf/gun_intr.html (Bibliotheca Augustana)

http://www.george-kreis.de/menschen/fgundolf_1928.htm (Gundolf über George)

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Gundolf