Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV
Alexander Haindorf (Hirsch Alexander, Zwi Hirsch ben Nessannel)
*2. Mai 1784 Lenhausen/Hochsauerlandkreis
†16. Oktober 1862 Gut Caldenhof bei Hamm (begr. auf dem jüdischen Friedhof in Münster)
Mediziner, religiös-liberaler Reformer und Pädagoge, Kunstsammler
Sohn eines jüdischen Kaufmanns im Sauerland
1790: lebt bei seiner Großmutter mütterlicherseits in Hamm
1807: Abitur am Gymnasium in Hamm (als erster Jude)
stud. Medizin, Psychologie und Philosophie in Würzburg
1808: Annahme des Namens Alexander Haindorf
19. Oktober 1809: in Heidelberg immatrikuliert
22. November 1810: gewinnt eine Preisfrage der medizinischen Fakultät
9. Dezember 1810: Promotion in Heidelberg
März 1811: Habilitation in Heidelberg (die bereits erschienene Schrift „Versuch einer Pathologie und Therapie der Gemüts- und Geisteskrankheiten“ wird anerkannt)
Wintersemester 1811/12: hält als Privatdozent drei Vorlesungen
Sommersemester 1812: hält als Privatdozent vier Vorlesungen
3. August 1812: sein Gesuch, zum a. o. Professor ernannt zu werden, wird vom Ministerium in Karlsruhe abgelehnt (Haindorf scheitert, wie die Voten zeigen, wohl eher an der geringen Zahl der Medizinstudenten in Heidelberg und an seiner als noch nicht ausreichend lang erachteten Lehrpraxis als daran, daß er Jude war, worauf ein Sondervotum hinweist)
1812-1814: Studienreise nach Frankreich, Arbeit in Hospitälern und Armenanstalten
1814: Rückkehr nach Deutschland; Vorlesungstätigkeit in Göttingen über Gemütskrankheiten
1815: Meldung zum preußischen Militärdienst; Tätigkeit als Lazarettarzt in Wesel und Münster
1815-1818: Privatdozent an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster
1825: Privatdozent an der Chirurgischen Lehranstalt
1825: gründet mit seinem Schwiegervater Elias Marks den „Verein zur Beförderung von Handwerken unter den Juden und zur Errichtung einer Schulanstalt, worin arme und verwaisete Kinder unterrichtet und künftige jüdische Schullehrer gebildet werden sollen“ (1866 in „Marks-Haindorf-Stiftung“ umgewandelt)
1831: Mitbegründer des Westfälischen Kunstvereins
Verweigerung einer Anstellung als Professor durch den preußischen Staat
Praxis als Nervenarzt
Übersiedlung nach Hamm zur Familie seiner Tochter
Literatur:
Andreas Determann, Geschichte der Juden in Münster, Münster 1989, S. 24-52
Susanne Freund, Jüdische Bildungsgeschichte zwischen Emanzipation und Ausgrenzung. Das Beispiel der Marks-Haindorf-Stiftung in Münster (1825-1942), Paderborn 1997, S. 13-46.
Ewald Keßler, Die Habilitation Alexander Haindorfs 1811 und die Frage der Judenemanzipation an der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. X (2005/2006), S. 39ff.
Quellen:
http://www.lwl.org/LWL/Kultur/Aufbruch/verweise/biografien/F_J/index2_html
http://www.bautz.de/bbkl/ang.shtml