Heidelberger Geschichtsverein e.V.         HGV

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Christian Adam Fries („Krapp-Fries“)

*10. September 1766

27. März 1847 Heidelberg

Bankier, Fabrikant, Kunstsammler aus Alsfeld (Hessen)

Bruder: Ernst Phipipp Fries (1772-1829), Bankier in Mannheim (sein Sohn Carl August Fries, 1808-1884, Mitgründer der BASF)

Onkel: Karl Wilhelm Gottlob Kastner, Professor für Physik und Chemie und Lehrer Justus Liebigs (1783-1857), Chemiker und Professor für Physik und Chemie an mehreren deutschen Universitäten, 1805 außerordentlicher Professor der Chemie an der Universität Heidelberg

Ehefrau: Christine Louisa Fries, geb. Heddäus (1781-April 1858), Tochter von Philipp Christian Heddaeus, geistlicher Administrations-Rath, und Christine Friederike geb. Römer

15 Kinder, darunter

Ernst Fries (1801–1833)

Hermann Fries (*vor 1810, heiratet 1836 in Karlsruhe Christina Maria Louise Dietz, *1810; 1839-1852 Besitzer der Krappfabrik in der Rohrbacher Chaussee Lit. A 81)

Heinrich Fries (*1811, †16. Oktober 1857, Bankier, heiratet 1844 Julie Louise Dorothea Weiß; wohnt in Litera C 79, heute: Augustinergasse 5)

Carolina Louisa Wilhelmina Emilia Fries (1812-1879)

Hulda Louise Fries (*1813; (heiratet am 19. April 1843 den Linguisten Knudt Jungbohn Clement aus Norddorf auf Amrum/Nordfriesland, 1803-1873) http://histmath-heidelberg.de/heidelberg/Personen/Clement.htm

Wilhelm Fries (1819–1878)

Bernhard Fries (1820–1879)



Seine Gemäldesammlung gehörte zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Kollektion enthielt Niederländer des 17. Jahrhunderts, Bilder von Claude Lorrain und Nicolas Poussin und Werke von Joseph Anton Koch und George Augustus Wallis, A. Caracci, P. Veronese, Zurbarom, Hobbemma, Ruisdael, Swanenfeld, Ferd. Kobell und Ernst Fries.

um 1769: der Landwirt Stephan Gugenmus (1740-1778) aus Bretten pachtet in Handschuhsheim von dem geistlichen Administrationsrat Johann Ludwig Harscher 108 Morgen Land des Schloßguts. Er führt den Anbau von Handelsgewächsen wie Krapp, Hopfen und Klee sowie den Feldanbau von Gemüse ein und verbessert die Düngemethoden.

1778: der geistliche Administrationsrat Philipp Christian Heddaeus, Schwiegervater von Fries, übernimmt die von dem geistlichen Administrationsrat Johann Ludwig Harscher gegründete Krappfabrik

1784: das Bankhaus Fries wird gegründet

1788-1808: Christian Adam Fries besitzt durch kurfürstliches Privileg das Monopol zur Herstellung von Krapp im Bereich des Oberamts Heidelberg

1796: Christian Adam Fries betreibt die Krappfabrik an der Rohrbacher Chaussee (Lit. A 81, heute etwa Rohrbacher Straße 47/57, Gebäude 1877 abgerissen; vor 1698 hatte hier eine Ziegelhütte gestanden). Er gelangt durch Erbgang über seine Frau in den Besitz der Fabrik und des zugehörigen Wohnhauses, in dem sein Sohn Ernst Fries geboren wird. Die Gebäude lagen im heutigen Geviert Rohrbacher Straße/Bunsenstraße/Gaisbergstraße/Blumenstraße und wurden im Zug der Straßenkorrektion der Rohrbacher Straße zerstört. Die Fabrik stellt um 1860 die Produktion ein.

um 1800: Heirat mit Christine Louisa Fries, geb. Heddäus (1781-1858)

1813: Tochter Hulda Louise Fries wird geboren (heiratet am 19. April 1843 Knudt Jungbohn Clement aus Norddorf auf Amrum/Nordfriesland, 1803-1873)

1814: Besuch von Goethe (Rohrbacher Chaussee)

1817: Besuch von Hegel (Rohrbacher Chaussee)

16. Februar 1819: Christian Adam Fries und Buchhändler Christian Friedrich Winter werden zu Deputierten des ersten badischen Landtags gewählt. Christian Adam Fries ist bis 1820 Abgeordneter der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung.

13. Januar 1822: Griechenland erklärt seine Unabhängigkeit

29. März 1826: Johann Heinrich Voß stirbt in Heidelberg. Fries kauft dessen Wohnhaus ("alte Anatomie") in der Plöckstrasse 105 (Lit A 288) bei der Sandgasse

11. Oktober 1833: sein Sohn Ernst Fries (*1801 Heidelberg) stirbt (während eines Scharlachfieber-Anfalls?) in Karlsruhe (auf dem Heidelberger Peterskirchhof beigesetzt)

15. Juli 1834: Heirat seiner Tochter Carolina Louisa Wilhelmina Emilia Fries (1812-1879) mit Kaufmann Robert Fremerey (1809-1874), Sohn eines Tuchfabrikanten in Eupen (wohnen bis 1848 bei der Krappfabrik, dann Friedrichstraße 1)

27. März 1847: C. A. Fries stirbt in Heidelberg. Sein Sohn Heinrich Fries führt die Bankgeschäfte.

1847: der Große Bürgerausschuß genehmigt die Einrichtung einer Gas-Straßenbeleuchtung und schließt (mit 67 zu 59 Stimmen) einen Vertrag mit dem Bankhaus C. A. Fries, das die Lieferung von Gas übernimmt

1854: die Produktion von Krapp wird auf die von Ultramarin umgestellt http://histmath-heidelberg.de/heidelberg/Personen/Fries.htm

16. Oktober 1857: sein Sohn Heinrich Fries (*1811) stirbt in Heidelberg


1857-1859: die Familie Fries verliert Fabrik und Bank


1858: ein Konkursverfahren gegen die Ultramarinfabrik, Nachfolgerin der Krappfabrik, endet mit einem Vergleich


1859: Die Ultramarinfabrik wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und unter neuer Leitung weitergeführt. Die Gemäldesammlung (146 Gemälde, 4 Gobelins) von Christian Adam Fries wird versteigert. (vgl. Heidelberger Tageblatt, 18. 1. 1859)


21. August 1859: Carl Janson eröffnet im Bankhaus Fries in Litera C 79 (Augustinergasse 5, heute Merianstraße 1) die Wirtschaft "Zum deutschen Haus"


19. Dezember 1866: der Große Bürgerausschuß beschließt im ehemaligen Fries`schen Garten in der Plöck den Neubau einer evangelischen Volksschule


1875: das Inventar der Fabrik wird nach Schweinfurth verkauft



16. September 1982: Gemeinderat Nils Weber erinnert daran, daß am Hause Rohrbacher Straße 57 einst eine Tafel mit der Inschrift hing: Zur Erinnerung / an die Heidelberger / Maler Ernst Fries 1801-1833 / Bernh. Fries 1820-1879 (verschollen). Erster Bürgermeister Dr. Karl Korz spricht sich dafür aus, die Tafel zu erneuern (Heidelberger Amtsanzeiger, 1. 10. 1982).





Abbildungen:

Ernst Fries: Weinlese bei der Krappfabrik an der Rohrbacher Chaussee, 1818. Kreidelithographie.(abgedruckt in: Heidelberg. Häuser, Winkel, Gassen im 19. Jahrhundert, ausgew. und komm. von Sigrid Wechssler, Kalender 1992 (SB:Dbm1Heid)) http://www.west-heidelberg.de/krappfabrik.htm

Heidelberg und seine Umgebung gez. nach Dr. Seupel. Eigenthum v. Somer Günther. Gest. v. F. Crecelius, Carlsruhe [Karte; 1865?]



Literatur:

Werner Abelshauser, Die BASF: Eine Unternehmensgeschichte. München 2002

Badische Standesbücher für Nordbaden 1810-1870 digital https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/startbild.php?bestand=12390

Hans-Peter Becht, Die badische zweite Kammer und ihre Mitglieder, 1819 bis 1841/42. Untersuchungen zu Struktur und Funktionsweise eines frühen deutschen Parlaments. (Dissertation Universität Mannheim). Heidelberg 1985, S. 468

[Wilhelm Budde], Wilhelm Budde`s Heidelberger Tagebücher aus den Jahren 1807 und 1808. Hg. u. erl. von D. Karl Budde. 2 Bände (Neue Heidelberger Jahrbücher Bd. XX und XXI) Heidelberg 1920

Michael: Buselmeier, Literarische Führungen durch Heidelberg. Heidelberg, 2007, S. 71, 334ff.

Gabriele Dörflinger, Der Fabrikant Christian Adam Fries und seine Familie http://histmath-heidelberg.de/heidelberg/Personen/Fries.htm

Bärbel und Martin Fach, Thilo Winterberg: Gebrüder Ernst und Bernhard Fries. Leben, Einordnung, Werk. Ausstellungskatalog. Oberursel, Heidelberg 2017

Carl-Ludwig Fuchs, Susanne Himmelheber (Hg.): Biedermeier in Heidelberg 1812-1853. Heidelberg 1999

Christoph Wilhelm Jakob Gatterer, Technologisches Magazin. Heidelberg 1.1790/91 (darin abgedruckt: die von Carl Theodor 1788 erteilten Privilegien der Krappfabrik)

Heidelberger industrielle Unternehmungen unter dem Churfürsten Carl Theodor 1742-1799, in: Archiv für die Geschichte der Stadt. Eine Vierteljahresschrift, hg. von Hermann Wirth. Band 3. Heidelberg 1870, S. 33

Ursula Keller, Die Entwicklung der Industrie in Heidelberg im Rahmen ihrer geographischen und industriepolitischen Voraussetzungen. Basler staatswissenschaftliche Dissertation, Heidelberg 1961, S. 91

Martin Kirschke, Liebigs Lehrer Karl W. G. Kastner (1783–1857). Eine Professorenkarriere in Zeiten naturwissenschaftlichen Umbruchs. Berlin 2001

Ulrich Kronauer, Carl Gustav Jochmann und Heidelberg. Eine Spurensuche, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 26 (2022), S. 211ff.


Adolf Kussmaul, Ein Dreigestirn großer Naturforscher an der Heidelberger Universität, in: Deutsche Revue. Band 27,1 (1902)

Carl Cäsar von Leonhard, Fremdenbuch für Heidelberg und die Umgegend: mit Holzschnitten, eingedruckten Lithographien und einer Charte. Heidelberg 1834

Karl Lohmeyer, Heidelberger Maler der Romantik. Heidelberg 1935

Gustav Parthey, Jugenderinnerungen. Zweiter Theil. Berlin, 1907, S. 309–311

Rudolf Pérard, Bernhard Fries. Ein Maler des Übergangs im neunzehnten Jahrhundert, in seinem Leben und künstlerischen Werk. Frankfurt 1930

Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten. Heidelberg 1992, S. 91f.

Universitäts- und Addreß-Calender von Heidelberg auf das Jahr 1816. Für Fremde und Einheimische. Heidelberg bei Joseph Engelmann [1815?] [Original: UBH Batt 417//4] [Kopie Stadtarchiv]

Sigrid Wechssler, Ernst Fries (1801 - 1833). Heidelberg,2000

Bärbel und Martin Fach, Thilo Winterberg, Gebrüder Ernst und Bernhard Fries. Leben, Einordnung, Werk. Ausstellungskatalog. Oberursel, Heidelberg 2017 (Rez. Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins Nr. 24 (2020); s. 265f.)

http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Adam_Fries

http://histmath-heidelberg.de/heidelberg/Personen/Fries.htm (Gabriele Dörflinger, Der Fabrikant Christian Adam Fries und seine Familie)