Heidelberger Geschichtsverein e.V.

www.haidelberg.de

Johann Caspar Bluntschli

*7. März 1808 Zürich

21. Oktober 1881 Karlsruhe (Grabmal auf dem Bergfriedhof Heidelberg, Lit. D)

Staatsrechtslehrer, Völkerrechtler, Anhänger der historischen Rechtsschule (F. C. von Savigny)

Politiker, konstitutioneller Monarchist, reformiert

Nationalliberal, Mitglied der ersten und zweiten Badischen Kammer, zeitweilig Präsident der zweiten Badischen Kammer

Freimaurer, Mitglied der Heidelberger Loge Ruprecht zu den fünf Rosen

Leiter des Deutschen Protestantenvereins (gegr. 1865)

Ehefrau: Emilie Bluntschli, geb. Vogel (1808 Zürich – 1876 Heidelberg)



stud. Jura in Zürich, Berlin und Bonn

1829: wird in Bonn mit einer Dissertation über das römische Not-Erbrecht zum Doktor beider Rechte promoviert

1830: kantonaler Regierungssekretär in Zürich, dann Bezirksgerichtsschreiber, Stadtnotar, Sekretär der Regierungskommission des Innern

27. Februar 1831: Heirat mit Emilie Vogel

Sohn: Alfred Friedrich Bluntschli (* 29. Januar 1842 in Zürich; † 27. Juli 1930 ebenda), Architekt, arbeitet ab 1866 in Deutschland und ab 1881 in Zürich

1832: verfaßt ein Programm für die liberal-konservative Bewegung

1833: a.o. Professor an der Hochschule Zürich

1836: o. Professor für Römisches und Deutsches Recht sowie Rechtsgeschichte

1837-1848: liberal-konservatives Mitglied im Großen Rat der Stadt Zürich, 1845 dessen Präsident

1839: Regierungsrat, Tagsatzungsgesandter

1844: kandidiert zum Bürgermeister der Stadt Zürich

1844/45: Rektor der Universität Zürich

1845: tritt von seinen kantonalen Regierungsämtern zurück

1848: Professor für deutsches Staatsrecht und Privatrecht an der Universität München

1861: Professor der Staatswissenschaften an der Universität Heidelberg (Nachfolger von Robert von Mohl, 1799-1875). Zweimal Prorektor.

1861: Präsident des 2. Deutschen Juristentages in Dresden

1861-1868: gehört als vom Großherzog ernanntes Mitglied der Ersten Kammer der Badischen Ständeversammlung an

1864: wird Freimaurer und Mitglied der Loge Ruprecht zu den fünf Rosen in Heidelberg (Meister vom Stuhl)

1867-1881: Präsident der badischen Generalsynode der evangelischen Kirche

1868: wird als Abgeordneter für den badischen Wahlkreis Bretten–Sinsheim ins deutsche Zollparlament gewählt

1868: wird in die American Academy of Arts and Sciences gewählt

1868-1881: wohnt in der Plöck 68 (westlich der Peterskirche)

1869: Präsident des 8. Deutschen Juristentages in Heidelberg

1869-1870 und 1879-1880: hat als Vertreter der Universität Heidelberg jeweils ein Mandat in der Ersten Kammer der Badischen Ständeversammlung

15. Mai 1873: Alexandru Ioan Cuza (Fürst Alexandru Ioan I., *1820, Gründer und erster Fürst des Fürstentums Rumänien (1859–1866), stirbt in Heidelberg

1873: Mitgründer des Institut de Droit international in Gent

1873-1876: Abgeordneter des 14. Wahlbezirks (Villingen) in der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung (Fraktion der Nationalliberalen Partei)

10. Dezember 1874: 11 Anwohner in der Nähe des Klingentors, darunter Johann Caspar Bluntschli, fordern die Verlegung des jüdischen Friedhofs im Klingenteich

1. Oktober 1876: auf dem Bootzischen Grundstück südlich des Bergfriedhof wird der neue jüdische Friedhof errichtet (letzte Beerdigung auf dem alten Friedhof: September 1876, erste Beerdigung auf dem neuen Friedhof: Oktober 1876)

1879: Bluntschli gehört mit dem Kommerzienrat Friedrich Engelhorn (BASF), dem Geheimen Kommerzienrat Carl Eckhard, Dr. Gustav Herdt, dem Generalkonsul der Niederlande Simon Hartogensis und Karl Funck zu den Gründern der Mannheimer Versicherung

24. Oktober 1881: wird auf dem Bergfriedhof begraben


[18. Mai-29. Juli 1899: Erste Internationale Friedenskonferenz in Den Haag. 29. Juli 1899: Abschluss der Haager Konvention II (5 Artikel) „betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkriegs“ mit Haager Landkriegsordnung (60 Artikel) als Anlage]




Nachlaß:

Bibliothek (Johns Hopkins University, Baltimore, Maryland)


>Bluntschlistraße (Bergheim, 1896, vorher (1894) „Fabrikstraße“)

>Otto Schmeil, Otto Frommel (1871-1951)

Tafel am Wohnhaus Plöck 68 (früher Gelände des Peterskirchhofs)



Veröffentlichungen:

Die Kommunisten in der Schweiz nach den bei Weitling vorgefundenen Papieren. Zürich 1843 (Reprint: Hildesheim 1972) (s.g. „Bluntschli Bericht“)

Deutsches Staatswörterbuch“ 11 Bde. (1857-70)

Denkwürdiges aus meinem Leben“ (3 Bde., Nördlingen 1884) I. Band: Zürich (1808–1848), II. Band: München (1848–1861), III. Band: Heidelberg (1861–1881)

Der Staat Rumänien und das Rechtsverhältniss der Juden in Rumänien. Ein Rechtsgutachten von J. C. Bluntschli. Berlin 1879

Briefwechsel, hg. von Oechsli (1915)



Nachlass: in der Zentralbibliothek Zürich und der Johns Hopkins University in Baltimore/USA



Literatur:

J.C. Bluntschli und seine Denkwürdigkeiten, in: Georg Weber, Heidelberger Erinnerungen. Am Vorabend der fünften Säkularfeier der Universität. Stuttgart 1886

Dagmar Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932. Hg. vom Rektorat der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Berlin / Heidelberg / Tokio 2012

Johannes Ehmann (Hg.), Lebensbilder aus der Evangelischen Kirche in Baden im 19. und 20. Jahrhundert. 2. - Kirchenpolitische Richtungen. (Sonderveröffentlichungen des Vereins für Kirchengeschichte in der Evangelischen Landeskirche in Baden; 6) Heidelberg, Ubstadt-Weiher, Weil am Rhein; Basel 2010 [2007 A 9032::2] – Rezension in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Jg. 15 (2011), S. 298f.

Brigitte Geiger, Die Rassentheorie von Johann Caspar Bluntschli, in: Zürcher Taschenbuch 114 (1994). S. 143–171

Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Jg. 16 (2012), S. 236

F. Meili, Johann Caspar Bluntschli und seine Bedeutung für die moderne Rechtswissenschaft. 1908

Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten. Heidelberg 1992, S. 143ff.

Bruno Schmid, Bluntschli, Johann Caspar, in: Historisches Lexikon der Schweiz. 2010 https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007303/2010-09-22/

S.D. Schmidt, Die allgemeine Staatslehre Johann Caspar Bluntschlis (Diss. Köln), Ms., 1966

H. Schulthess (Hg.), Schweizer Juristen der letzten hundert Jahre. 1945, S. 135-167

Marcel Senn, Rassistische und antisemitische Elemente im Rechtsdenken von Johann Caspar Bluntschli, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte: Germanistische Abteilung, Band 110, Heft 1 (Aug 1993)

Marcel Senn, Neue Rechtstheorien nach Maßgabe von Rassenlehren und Sozialdarwinismus zwischen 1860 und 1914, in: Ignacio Czeguhn et al. (Hg.), Eugenik und Euthanasie 1850–1945: Frühformen, Ursachen, Entwicklungen, Folgen. Baden-Baden 2009. S. 27–41

K. Siehr, Johann Caspar Bluntschli et le droit des conflits de lois dans le Code civil du Canton de Zurich de 1853/55, in: Liber Memorialis François Laurent. 1989, S. 1017-1038


J. Vontobel, Johann Caspar Bluntschlis Lehre von Recht und Staat. 1956


Franz Werner, Georg Weber 1808–1888. Schulmann, Familienmensch und Universalhistoriker in Heidelberg. (Mattes) Heidelberg 2021, S. 293 et passim




https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Caspar_Bluntschli