Hölderlins Heidelberg

Der achtzehnjährige Hölderlin berichtet in einem Reisetagebuch für seine Mutter von einer Fahrt mit Verwandten von Schwetzingen nach Heidelberg am 3. Juni 1788:
„Von Schwetzingen nach Heidelberg hatten wir drei Stunden lang schnurgerade Chaussee - und auf beiden Seiten alte, eichengleiche Maulbeerbäume. Ungefähr um Mittag kamen wir in Heidelberg an. Die Stadt gefiel mir außerordentlich wohl. Die Lage ist so schön, als man sich je eine denken kann. Auf beiden Seiten und am Rücken der Stadt stiegen steile waldichte Berge empor, und auf diesen steht das alte, ehrwürdige Schloß. Ich stieg auch hinauf und machte eine Wallfahrt zu dem berühmten Heidelberger Faß, dem Symbol so manchen Zechers, dem Bonmot so manches Trinklieds. Es ist wirklich so groß, daß man oben ganz bequem herumtanzen kann. Es sind Schranken auf ihm, daß man ohne Gefahr darauf gehen kann. Aber das kann ich versichern, daß ein Fall von seiner Höhe mir ebenso unangenehm wäre, als aus meinem Klosterfenster. Merkwürdig ist auch die neue Brücke daselbst."

Auch später kommt Hölderlin gelegentlich nach Heidelberg. Die heimatliche Verbindung, die er bei Heidelberg spürt, wird im Entwurf der ursprünglichen zweiten und dritten Strophe der Ode „Heidelberg" deutlich:

Zwar dein Neckar umschlingt auch das verborgene
Städtchen, wo mich der Wald freierem Sinn erzog
Wo mit Strahlen des Maitags
Mich Apollo zuerst beseelt.

Doch gereifter und schon stolzer umschmeichelt dir
Deine Wiesen der Strom, und dem geschäftigern
Wellenspiele vertrauen
Schon die ernsteren Schiffe sich.

Friedrich Hölderlin

Quelle: http://www.hoelderlin.org/html/lebenhoelderlins.html

"Heidelberg"