Heidelberger Geschichtsverein e.V.  HGV

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Judenhäuser

Am 28. Dezember 1938 kündigte Hermann Göring, der „Beauftragte für den Vierjahresplan“ des Deutschen Reiches, die Überprüfung der „jüdischen Wohnverhältnisse“ an. Ziel war die Trennung der Nichtjuden von den Juden und deren Zusammenlegung in kleinere Wohnungen.

Am 30. April 1939 entzog das Reichsgesetz über Mietverhältnisse mit Juden diesen den Mieterschutz. „Juden möglichst in bestimmten Häusern zusammengefaßt - Durchführungsbestimmungen zum Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ titelten die „Heidelberger Neuesten Nachrichten“ vom 11. Mai 1939.

Die zwangsweise innerstädtische Umsiedlung der Juden oblag dem Wohnungsamt. Zu den sogenannten „Judenhäusern“ in Heidelberg zählten die Gebäude

Bergheimerstraße 25 (nach 1940: Polizeidirektion)

Bluntschlistraße 4 (Eigentümer: Isaak Engelberg)

Bunsenstraße 19a (Eigentümerin: Lucie Sara Kuhn, nach 1940: Gestapo)

Bunsenstraße 3 (Eigentümer: Fritz Maier, Berlin)

Endemannstraße 11 (Eigentümer: Max Ledermann)

Gaisbergstraße 5 (nach 1940: Polizeiverwaltung)

Happelstraße 15

Hauptstraße 136 (Eigentümer: Erbengemeinschaft Carlebach, nach 1940: GGH)

Häusserstraße 4 (Eigentümer: Ludwig Lion)

Landfriedstraße 14 (Eigentümer: Dr. Ernst Mendel, Essen)

Marktplatz 7 (Eigentümer: Leopold Oppenheimer, nach 1940: GGH)

Moltkestraße 13 (Eigentümer: Fritz Maier, Berlin)

Am 22. Oktober 1940 verschleppten die Nazis etwa 400 Juden aus Stadt- und Landkreis Heidelberg mit anderen aus Baden und der Pfalz in das Lager Gurs.

Literatur:

Karl Christian Führer, Mit Juden unter einem Dach? Zur Vorgeschichte des nationalsozialistischen Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden, in: 1999. Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts 7, 1992, H. 1, S. 51-61

Norbert Giovannini, Frank Moraw, Erinnertes Leben. Autobiographische Texte zur jüdischen Geschichte Heidelbergs. Heidelberg 1998

Norbert Giovannini und Claudia Rink, Ghetto ohne Ghetto. Hinweise zu den „Judenhäusern“ in Heidelberg 1938/39 – 1945, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V., Nr. 14 (2010), S. 75-99

Max Ludwig, Aus dem Tagebuch des Hans O. Dokumente und Berichte über die Deportation und den Untergang der Heidelberger Juden. Mit einem Vorwort von Hermann Maas. Heidelberg 1965 [Dek]

Frank Moraw, Heidelberg im Zeichen der Nürnberger Rassengesetze. Carl Neinhaus und Therese Wiesert: Zum politischen Spielraum eines Oberbürgermeisters im Nationalsozialismus. in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, Bd. 1. Heidelberg 1996, S. 195-203

Frank Moraw et al. (Hg.), Oppenheimer. Eine Heidelberger Familie vor dem Holocaust. Heidelberg 1998 [DB1 Opp]

Jörg Schadt, Michael Caroli (Hg.), Heidelberg unter dem Nationalsozialismus. Studien zu Verfolgung, Widerstand und Anpassung. Heidelberg 1985

Arno Weckbecker (Bearb.), Gedenkbuch an die ehemaligen Heidelberger Bürger jüdischer Herkunft. Dokumentation ihrer Namen und Schicksale 1933-1945. Bearbeitet von Arno Weckbecker im Zusammenwirken mit dem Stadtarchiv Heidelberg. (Heidelberg 1983) [DB1 Gede]

Arno Weckbecker, Die Verfolgung der Juden in Heidelberg von 1933-1945. in : 30. Januar 1933. Begleitheft zur Ausstellung in der Rathaushalle Heidelberg vom 30. Januar bis 16. März 1983. (Hg. vom Stadtarchiv Heidelberg), [Heidelberg 1983], Seite 25-29

Arno Weckbecker, Die Judenverfolgung in Heidelberg 1933-1945. (Motive – Texte – Materialien, Bd. 29) Heidelberg 1985 (Zugl.: Heidelberg, Univ., Diss.)[Historisches Seminar B 319 a]