Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Reinhold Zundel

Jurist, Ministerialrat, Oberbürgermeister

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*9. April 1930 Brackenheim/Zabergäu

21. Januar 2008 Heidelberg

Eltern sind Schneider. Wächst mit zehn Geschwistern auf

Ehefrau: Waltraut, geb. Jung (1930-2004)



1949: Abitur in Heilbronn. Stud. Jura in Frankfurt

1957: Abschluß des Jurastudiums mit dem zweiten Staatsexamen

Magistratsrat und kommissarischer Leiter der Stadtwerke in Langen/Hessen

Richter an verschiedenen Orten, Leiter der Referendar-Ausbildung

Ministerialrat im Justizprüfungsamt Hessen

1964-1981: Mitglied der SPD

1966: wohnt Wiesbaden, Edisonstraße 31

3. Juli 1966: wird im 2. Wahlgang von 50,1% der Wähler gegen Oberstadtdirektor Siegfried Kampf (CDU) aus Hildesheim zum Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg gewählt

10. Dezember 1966: der Gemeinderat wählt ihn mit 29 Stimmen bei einer Gegenstimme und fünf Enthaltungen zum Amtsverweser mit dem Titel Oberbürgermeister

14. September 1968: Amtseinführung im Heidelberger Rathaus. Während der Veranstaltung kommt es zu Zwischenrufen und Sprechchören. Die Polizei unterbindet weitere Störungen. Der SDS hatte zum Besuch der Veranstaltung aufgerufen.

1976: Sohn Thilo Zundel stirbt bei einem Verkehrsunfall

1976: wohnt Klingelhüttenweg 3

1976: im 1. Wahlgang von 79,6% der Wähler abermals zum Oberbürgermeister gewählt

31. Mai 1981: Austritt aus der SPD (nach dem Beschluss der SPD-Kreisdelegiertenkonferenz, in dem Zundel aufgefordert wird, Strafanträge gegen jugendliche Hausbesetzer zurückzunehmen)

1984: im 1. Wahlgang von 54,9% der Wähler gegen Albrecht Müller (SPD, 40,8 Prozent) abermals zum Oberbürgermeister gewählt

1985: wohnt Furtwänglerstraße 9

30. Juni 1990: OB Zundel legt sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder. Bis Dezember 1990 amtiert Erster Bürgermeister Dr. Karl Korz als Stadtoberhaupt. Zundel ist als Berater und Gutachter im Osten Deutschlands tätig.

11. Juni 1995: Ehrenbürger der Stadt Heidelberg

9. Juli 2000: Reinhold Zundel wird von Michael Buselmeier bei „Erlebte Geschichte erzählt“ interviewt

2006: Zundel unterstützt die grüne OB-Kandidatin Caja Thimm als finanzpolitischer Berater

8. April 2008: Gedenktag für den ehemaligen Oberbürgermeister Reinhold Zundel

1. Juli 2009: Vera Bull, Tochter des früheren Oberbürgermeister Reinhold Zundel, übergibt der Stadt Heidelberg 183 Arbeiten von Klaus Staeck, 10 Zeichnungen von Hanna Nagel, Margarethe Krieger und Willibald Kramm sowie zwei Fotografien von Fritz Henle. Zundel hatte 2006 beschlossen, seine Graphik- und Plakatsammlung („Sammlung Waltraut und Reinhold Zundel“) dem Kurpfälzischen Museum als Schenkung zu überlassen. In einem Begleitbrief zu einem Illustrationsentwurf aus dem Jahr 1970 wünscht Hanna Nagel frohe Weihnachten und äußert den Wunsch nach einer bezahlbaren Zweizimmerwohnung.



Zitate von Zundel:

Wenn die deutschen Bewohner in unserer Altstadt mit den Füßen abstimmen, indem sie den Altstadtbezirk verlassen, und wenn an deren Stelle die Gastarbeiter nachziehen, was inzwischen schon geschieht, dann haben wir in wenigen Jahren nicht mehr einem ästhetischen Anspruch gerecht zu werden, sondern dann sehen wir uns in die Aufgabe gestellt, die Subkultur zu bewältigen.“ (Heidelberger Amtsanzeiger, Nr. 12, 19. 3. 1986, S. 5)

Es war und ist ein Kreuz mit der kommunalpolitischen Inzucht“ (Erlebte Geschichte erzählt, Juni 2000)



Zitate über Zundel:

Ein Oberbürgermeister, der nie Unrecht haben kann, kann auch von Leuten mit anderen Vorstellungen höchstens gestört werden. Folglich denunziert er Selbstständigkeit des Gemeinderats als Störung seiner Arbeit“. (GAL-Fraktion in „Stimmen aus dem Gemeinderat“, Heidelberger Amtsanzeiger, 9. Januar 1986)

Für uns [bestimmt Zundel] in der Art und Weise eines absoluten Fürsten, eines Patriarchen, der allerdings mit dem Alter weder gütig noch weise geworden ist, sondern nur noch starrsinniger als je zuvor“ (GAL-Fraktion in „Stimmen aus dem Gemeinderat“, Heidelberger Amtsanzeiger, 18. 2. 1988, S. 4)

Endlich hat auch einmal ein Mitglied des konservativen Flügels des Gemeinderats eines der größten Ärgernisse in der Heidelberger Kommunalpolitik deutlich beim Namen genannt: den selbstherrlichen Umgang des Oberbürgermeisters mit dem Gemeinderat, dem obersten Entscheidungsorgan der Stadt. (...) Herr Berberich hat diesen Umgang des Oberbürgermeisters mit dem Gemeinderat als Grund dafür genannt, nicht wieder für dieses Gremium zu kandidieren. Schade, Herr Berberich.  – Für die LD Hertha Tudor-Wallner.“ ( „Stimmen aus dem Gemeinderat“, Heidelberger Amtsanzeiger, 5. Januar 1989, S. 4)

Wir gingen manchmal mit unserer Meinung zu ihm herein und kamen mit seiner heraus.“ (Werner Krohn, ehemaliger Arbeitnehmervertreter im Gesamtpersonalrat der Stadt, in: Reinhold Zundel: Stationen – Eine Ausstellung des Stadtarchivs Heidelberg [Broschüre zur Ausstellung]. [Heidelberg 2008], S. 3)

Die Altstadtsanierung in ihrem Kern war in Ordnung“ (Michael Buselmeier, RNZ, 25. 1. 2008)

Persönlichkeiten wie Reinhold Zundel werden unserer Stadt fehlen.“ (Dietrich Hildebrandt, Christoph Nestor, Dorothea Paschen, GAL-Grüne, Stadtblatt Nr. 5, 30. 1. 2008, S. 2)

"Es wurde daher der Eindruck eines autoritären Führungsstils erweckt, der nicht von allen geschätzt war." (Rudi Lerche, Heidelberg und die Welt im Wandel der Zeit 1960-2000. (Selbstverlag) Heidelberg 2015, S. 32)


"Zundel legte Wert auf ein gepflegtes Äußeres und verlangte dies auch von seinen Führungskräften. Beispielsweise wünschte er bei Konferenzen selbst in der heißen Jahreszeit, dass die Teilnehmer mit Anzug und Krawatte erschienen..." (Rudi Lerche, Heidelberg und die Welt im Wandel der Zeit 1960-2000. (Selbstverlag) Heidelberg 2015, S. 33)


Zundel "verbot den Bezirksbeiräten sogar das Diskutieren und öffentlich im Stadtteil zu tagen ... Erst unter Beate Weber wurden die Bezirksbeiräte … ernst genommen und ihre Meinung im Gemeinderat gehört" (Rudi Lerche, Heidelberg und die Welt im Wandel der Zeit 1960-2000. (Selbstverlag) Heidelberg 2015, S. 35)


"Reinhold Zundel gilt meine uneingeschränkte Hochachtung für seine Bürgernähe, sein soziales Engagement, seine Durchsetzungskraft, seinen Mut zur Entscheidung und seine unermüdliche Arbeit für das Wohl der Stadt..." (Hannelore Jochum, ehemalige Stadträtin, 1975-1989)


"Ich habe ihn nach einigen späteren schönen Gesprächen in einer guten Erinnerung" (Christph Nestor, ehemaliger Stadtrat, 1987-1989)


"Reinhold Zundel war ein eloquenter Oberbürgermeister, geprägt von Standhaftigkeit, mit konsequentem ordnungspolitischem ((sic)) Kurs. Er hat Maßstäbe gesetzt, die Vorbildcharakter haben. Dabei ist er nicht immer den leichten Weg gegangen und es war nicht immer leicht mit ihm zu gehen. Heidelberg ist Reinhold Zundel für seine Arbeit zu Dank verpflichtet." (Dr. Karl Korz, ehemaliger Erster Bürgermeister, 1967-1992)



Veröffentlichungen:

Reinhold Zundel, Im Zweifel für die Freiheit. Gedanken zum Verhältnis von Recht und Freiheit 1968 und 1978, in: Communale, 12. 1. 1984, S. 8f.



Literatur:

Jürgen Brose, Trauer um Reinhold Zundel, in: Handschuhsheimer Jahrbuch 2008, S. 25f.

Michael Buselmeier, Erlebte Geschichte erzählt. Interviews 1998-2000. Hg. von der Stadt Heidelberg. [Bd. 2]. Heidelberg 2002

Mario Damolin, Manfred Metzner (Hg.), Mein Heidelberg. Ein Oberbürgermeister erzählt. Ein Interview. Heidelberg 1980

Heidelberger Fremdenblatt, 2. Juliausg. 1966, S. 4f.

Katja Nagel, Die Provinz in Bewegung. Studentenunruhen in Heidelberg 1967 bis 1973. Die Studentenunruhen in Heidelberg aus Sicht der Universitäts- und Stadtverwaltung, der Polizei, der Landesregierung und anderen Institutionen. (Dissertationsprojekt am Historischen Seminar der Universität Heidelberg). Ubstadt-Weiher 2009 – Rez.: Sören Sgries, War Zundel am Ende ein Mann des Ausgleichs?, in: RNZ, 12. 10. 2009

RNZ, 24. 1. 2008 (Nachruf)

Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof im Wandel der Zeit (Schriftenreihe des Stadtarchivs Heidelberg, Sonderveröffentlichung 18, Hg. Peter Blum). Ubstadt-Weiher 2008, S. 146-149

[Reinhold Zundel], Reinhold Zundel: Stationen – Eine Ausstellung des Stadtarchivs Heidelberg [Broschüre zur Ausstellung]. [Heidelberg 2008]

http://de.wikipedia.org/wiki/Reinhold_Zundel