Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Max Freiherr von Waldberg

*1. Januar 1858 Jassy, Fürstentum Moldau

6. November 1938 Heidelberg (Tod durch Krebsleiden) (Grab auf dem Bergfriedhof, Abt. D)

Vater: Moses Freiherr von Waldberg (1833-1901), Kaufmann, Bankier, Politiker, Wohltäter, jüdischer Gelehrter (1875 von Kaiser Franz Joseph in den Ritterstand erhoben)

Mutter: Anna von Waldberg, geb. Kahané (1831-1892)

Onkel: Samuel Waldberg (1821-1906), Rabbiner

Bruder: Dr. jur. Julius Freiherr von Waldberg (1852-1905; verh. mit Helena (Hella) Luisa Bertha Kubinzky, Vater von Alexander von Waldberg und Anna Maria Bertha Harvey (Freiin von Waldberg, "Ninette", 14. 5. 1893 Wien, +August 1986 Heidelberg, wohnhaft Moltkestraße 12, begraben in Wien))

Ehefrau: Freifrau Violetta von Waldberg, geb. Platschek (16. 10. 1877-10. 4. 1942)



[4. Oktober 1875: Gründung der Franz-Josephs-Universität in Czernowitz]

1877: Matura am Staatsgymnasium in Czernowitz (Bukowina)

1877: stud. in Wien, Czernowitz und Berlin

11. März 1881: wird an der Franz-Josephs-Universität in Czernowitz aufgrund seiner Dissertation "Studien zu Lessings Stil in der hamburgischen Dramaturgie" promoviert

1882-1884: studiert deutsche Philologie in Berlin

1884: Habilitation mit Die galante Lyrik bei Joseph Strobl

1888: außerordentlicher Professor in Czernowitz

15. Februar 1889: Waldberg bittet die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg, ihn unter Erlaß der üblichen Habilitationsbedingungen als Privatdozenten für Neuere Deutsche Sprache und Literatur zu übernehmen (am 13. März 1889 vom badischen Ministerium der Justiz, des Kultus und des Unterrichts genehmigt)

24. Dezember 1889: Beförderung zum ao. Prof. (Neuere deutsche Literaturgeschichte) der Universität Heidelberg (Wohnung: Leopoldstraße 22)

21. Dezember 1897: Heirat in Wien mit Violetta Platschek (16. 10. 1877-10. 4. 1942) (Wohnung: Sophienstraße 13)


1897: gründet mit Josef Schick die Reihe "Litterarhistorische Forschungen"


14. Dezember 1899: Prof. Max Freiherr von Waldberg hält für die Jahresversammlung des Schloßvereins den Vortrag "Goethes Zeichnung des gesprengten Schlossturms in Heidelberg"

nach 1900: Übertritt zum protestantischen Glauben

1903: kauft von Heinrich Klose die Villa Mönchhofstraße 12 als Wohnhaus

27. Februar 1908: o. Honorarprofessor an der Universität Heidelberg

1909: Gründung der Vereinigung der Honorarprofessoren, a.o. Professoren und Privatdozenten der Universität Heidelberg

1910: Auszeichnung mit dem Ritterkreuz 1. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen

1911: Habilitation von Friedrich Gundolf in Heidelberg mit „Shakespeare und der deutsche Geist“. Promotor: Max von Waldberg.

26. Juni 1915: Enthüllung des Kreuzes in Eisen und Übergabe des Eisernen Buches im Garten der Städtischen Sammlungen. Bei der Eröffnungsfeier nehmen als Ehrengäste die Spitzen der militärischen, staatlichen und städtischen Behörden teil, darunter als Vertreter der Universität Prorektor Johannes Bauer. Es sprechen Oberbürgermeister Ernst Walz sowie Dr. iur. Eugen von Jagemann. Die Weiherede spricht Freiherr von Waldberg, der das Eiserne Buch gestiftet hatte. http://www.uni-heidelberg.de/presse/news/2110reichert.html

9. September 1916: Waldberg wird mit dem Badischen Kriegsverdienstkreuz ausgezeichnet

17. Juni 1918: Waldberg wird mit dem Preußischen Verdienstkreuz für Kriegshilfe ausgezeichnet

Oktober 1920: Friedrich Gundolf erhält ein persönliches Ordinariat für Neuere deutsche Literatur an der Universität Heidelberg mit dem Privileg, weder lehren noch prüfen zu müssen

18. November 1921: stud. phil. Joseph Paul Goebbels aus Rheydt/Niederrhein macht Rigorosum bei Max von Waldberg, Hermann Oncken (Neuere Geschichte), und Carl Neumann (Neuere Kunstgeschichte) (Dissertation: „Wilhelm von Schütz als Dramatiker. Ein Beitrag zu Geschichte des deutschen Dramas der Romantischen Schule“) (Note: rite superato = „ausreichend“)

9. Juli 1926: Waldberg übergibt sein Haus an das Land Baden gegen eine Leibrente und lebenslängliche Nutznießung

20. August 1926: Waldberg vermacht seine Bibliothek (ca. 5.000 Bände) als Schenkung nach seinem Tode der Universitätsbibliothek Heidelberg

6. Oktober 1929: Waldberg wird zum Vorsitzenden das Akademischen Lesehalle (Augustinergasse 15) gewählt

[22. Dezember 1929: Volksentscheid gegen den Young-Plan scheitert]

12. April 1933: Waldberg wird entsprechend dem" Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" in den Ruhestand versetzt. Waldberg verzichtet auf seine Lehrveranstaltungen "um unliebsames Aufsehen zu vermeiden und der Universität und Fakultät Schwierigkeiten zu ersparen". Die für das SS 1933 angekündigte Vorlesung "Lessings Leben und Werke" und die Übung "Barocklyrik" finden nicht statt.

1935: Entzug der Lehrbefugnis

31. Dezember 1935: Versetzung in den Ruhestand

6. November 1938: Waldberg stirbt in Heidelberg

24. April 1939: Violetta von Waldberg zieht aus dem Hause Mönchhofstraße 12 aus. Sie wohnt Moltkestraße 12 in der Familienpension von Helene Brandner (*1889, +August 1975, Nachruf in RNZ, 12. 8. 1975).

10. April 1942: Ehefrau Freifrau Violetta von Waldberg (Moltkestraße 12) begeht Selbstmord, als ihre Deportation nach Theresienstadt bevorsteht. "In der Nacht vor ihrem Freitod verbrannte sie alles, was noch von ihrem Mann an Forschungsmaterial und Korrespondenz übrig geblieben war" (Olha Flachs, Waldberg, 2016, S. 101)



Schriften:

Studien zu Lessings Stil in der Hamburgischen Dramaturgie. Berlin 1882 (Zugl. Diss. Universität Czernowitz, 1881)

Die deutsche Renaissance-Lyrik. Berlin 1888

Goethe und das Volkslied. Berlin 1889

Der empfindsame Roman in Frankreich. Teil I: Die Anfänge bis zum Beginne des XVIII. Jahrhunderts. Straßburg/Berlin 1906

Studien und Quellen zur Geschichte des Romans. Band I: Zur Entwicklungsgeschichte der „schönen Seele“ bei den spanischen Mystikern. Berlin 1910

[Max von Waldberg, Hermann Oncken, W. Windelband], Die Universität Heidelberg ihren Angehörigen im Felde - Weihnachten 1917. [Heidelberg] 1917

Max von Waldberg, Goethes Zeichnung des gesprengten Schloßthurms in Heidelberg, in: Mittheilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses. Hrsg. vom Heidelberger Schloßverein, Band IV, Heft 2. Heidelberg (Karl Groos) 1896



Literatur:

Dorothea Bergstraesser, Die Bibliothek des Germanisten Max Freiherr von Waldberg (1858 - 1938) und die Universitätsbibliothek Heidelberg. Zum Verhältnis von Gelehrtenbibliothek und öffentlicher Bibliothek im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert. [Wiesbaden] 1979

Reinhard Düchting, Zur Erinnerung an Max von Waldberg, in: RNZ, 31. 12. 1971

Wolfgang U. Eckart, Volker Sellin, Eike Wolgast et al. (Hg.), Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus. Heidelberg 2006

Olha Flachs, Max Freiherr von Waldberg (1858–1938). Ein Beitrag zur Geschichte der Germanistik. (Mattes) Heidelberg 2016 (geb., 417 S., 48,00 € [D], ISBN 978-3-86809-109-0) Niemand hat die Lehre und die Erforschung der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft an der Universität Heidelberg so nachhaltig geprägt wie der hier zwischen 1889 und 1933 wirkende Literarhistoriker Max Freiherr von Waldberg (1858–1938). Als der erste offiziell angestellte Dozent für die Neuere Deutsche Literaturgeschichte hat Waldberg maßgeblich zur Konstituierung und Systematisierung dieser noch nicht fest etablierten Disziplin an der Ruperto Carola beigetragen. Wie kein anderer Vertreter der Neugermanistik hat Waldberg während seiner 44-jährigen Tätigkeit in Heidelberg eine Reihe von renommierten Wissenschaftlern ausgebildet und dabei nicht weniger als 136, zum großen Teil bahnbrechende und richtungsweisende, Dissertationen betreut – damit steht er nicht nur in der Geschichte der Heidelberger Germanistik ohne Beispiel. Seinerseits ist Waldberg Autor und Herausgeber von für die deutsche sowie europäische Barock- und Romanforschung grundlegenden und bis auf diese Tage nicht überholten Arbeiten. Schließlich hat er durch Schenkung seiner privaten bibliophilen Sammlung die Bestände der Heidelberger Universitätsbibliothek mit zahlreichen seltenen Drucken aus der neueren deutschen und romanischen Literatur bereichert. http://www.mattes.de/buecher/literatur_und_interpretation/978-3-86809-109-0.html

Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. V/2000, 304f., Nr. 26 (2022), S. 128

Christa-Huberta Kemmer, Mönchhofstrase 12 – ein Ort, der nachdenklich stimmt, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins 18 (2014), S. 194-196

Christoph König (Hg.), Internationales Germanistenlexikon 1800-1950. Berlin/New York 2003, Bd. 3, S. 1977f.

Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten. Heidelberg 1992, S. 146f.

Gerhard Sauder, Positivismus und Empfindsamkeit. Erinnerung an Max von Waldberg, in: Euphorion 65/1971, S. 402-404

Gerhard Sauder, Goebbels in Heidelberg, in: Karin Buselmeier et al. (Hg.), Auch eine Geschichte der Universität Heidelberg. Mannheim 1985, S. 307-314

Verführt und verraten. Jugend im NS. Kurpf. Museum. 1995, S. 119

http://digital.cjh.org/view/action/singleViewer.do?dvs=1504982576512~768&locale=de&VIEWER_URL=/view/action/singleViewer.do?&DELIVERY_RULE_ID=6&frameId=1&usePid1=true&usePid2=true (Porträt)