Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Ernst Troeltsch

*17. Februar 1865 Haunstetten bei Augsburg

1. Februar 1923 Berlin

Theologe, Philosoph, Politiker

Mitglied der Burschenschaft Uttenruthia Erlangen



1891: Privatdozent in Göttingen

1892: ordentlicher Professor für Systematische Theologie in Bonn

1894: ordentlicher Professor für Systematische Theologie in Heidelberg

1897: lernt in Heidelberg Max Weber kennen

1901: Heirat mit Marta Fick

1904: der Theologe Adolf Deißmann und der klassische Philologe Albrecht Dieterich gründen den interdisziplinären Eranos-Kreis zur Erörterung vor allem religionswissenschaftlicher Fragestellungen. Zu den Gründungsmitgliedern gehören auch Max Weber, Ernst Troeltsch, Georg Jellinek, Eberhard Gothein, Erich Marcks und der Ökonom Karl Rathgen. Der Eranos-Kreis tagt von 1904 bis 1909 regelmäßig. Nach seiner Auflösung wechselt der Ort der Zusammenkünfte und Diskussionen in das heutige Max-Weber-Haus, in dem von 1910 an Max Weber und Ernst Troeltsch wohnen.

20. August-19. November 1904: Reise nach Amerika (mit Max und Marianne Weber)

31. August–5. September 1908: III. Internationaler Kongreß für Philosophie in Heidelberg (anwesend u.a. Ludwig Klages, Benedetto Croce, Ernst Troeltsch, Otto Meyerhof, Leonard Nelson, Emile Boutroux, Wilhelm Windelband)

1910: wohnt in der Villa Czerny (Ziegelhäuser Landstraße 23), dann in der Villa Fallenstein (Ziegelhäuser Landstraße 17)

1912: korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften

2. August 1914: Große Vaterländische Kundgebung in der Stadthalle (Aufgerufen hatte dazu am Tag vorher der Senat der Universität. Redner: Oberbürgermeister Ernst Walz, Prorektor Eberhard Gothein, der Historiker Hermann Oncken, Ernst Troeltsch („Nach Erklärung der Mobilmachung“))

1914: Troeltsch dient am Lazarett in der Sandgasse

3. November 1914: „Unser Volksheer“, Rede von Ernst Troeltsch in der vaterländischen Versammlung im Nibelungensaal zu Mannheim (Schlußwort: „Wir halten durch bis zum Ende, das uns Rettung und sicheren Frieden bringen wird“)

9. Juli 1915: die Delbrück-Dernburg-Petition an Reichskanzler Bethmann Hollweg in Reaktion auf die Seeberg-Adresse tritt für einen Verständigungsfrieden ein (wird von 140 Hochschullehrern und Intellektuellen unterzeichnet, darunter Max Weber, Alfred Weber, Adolf von Harnack, Ernst Troeltsch)

März 1915: ordentlicher Professor für Philosophie in Berlin

1915: der Elsässer Friedrich Eduard Schneegans (1867-1942), Professor der Romanistik an der Universität Heidelberg seit 1900, gibt seine Professur auf und emigriert in die Schweiz, was als Eklat gewertet wird

4. Dezember 1917: Mitgründer des Volksbundes für Freiheit und Vaterland in Berlin (gegen die Deutsche Vaterlandspartei)

3. Februar 1919: einige Nationalliberale, darunter Max von Baden, Robert Bosch, Paul Rohrbach, Max Weber, Friedrich Meinecke, Ernst Troeltsch, Lujo Brentano und Conrad Haußmann, gründen eine „Arbeitsgemeinschaft für Politik des Rechts“ („Heidelberger Vereinigung“). Sie versucht die Schuldfrage wissenschaftlich zu klären und will die Schuldanteile und Völkerrechtsverletzungen von einem Schiedsgericht untersuchen lassen. Sie verbindet dies mit Kritik an der Deutschlandpolitik der Ententemächte und bekämpfte deren angebliche „Kriegsschuldlüge“ noch vor Abschluss des Versailler Vertrags. Eine vierköpfige Delegation der Vereinigung soll die alliierten Kriegsschuldthesen im Auftrag des Auswärtigen Amtes zurückweisen und übergibt dazu in Versailles eine „Denkschrift zur Prüfung der Kriegsschuldfrage“ (auch „Professoren-Denkschrift“ genannt).

1919-1921: Mitglied der verfassunggebenden preußischen Landesversammlung (DDP)

1919-1922: Unterstaatssekretär für evangelische Angelegenheiten im preußischen Kultusministerium



>Gedenkstätte für Alfred Weber und Ernst Troeltsch in der Villa Fallenstein (Ziegelhäuser Landstraße 17)



Veröffentlichungen:

Ernst Troeltsch, Die Absolutheit des Christentums und die Religionsgeschichte. 1902

Ernst Troeltsch, Nach Erklärung der Mobilmachung. Rede gehalten bei der von Stadt und Universität einberufenen vaterländischen Versammlung am 3. August 1914. Heidelberg 1914

Ernst Troeltsch, Unser Volksheer. Rede, gehalten am 3. November 1914 in der vaterländischen Versammlung im Nibelungensaale zu Mannheim. Heidelberg 1914 [B 2529-213]

Ernst Troeltsch, Deutscher Glaube und deutsche Sitte in unserem großen Kriege. Berlin [1914] (Kriegsschriften des Kaiser-Wilhelm-Dank; 9) [B 2529-120::6/7]

Gertrud Freiin von le Fort (Hg.), Ernst Troeltsch, Glaubenslehre. Nach Heidelberger Vorlesungen aus den Jahren 1911 und 1912, 1925



Literatur:

Steffen Bruendel, Volksgemeinschaft oder Volksstaat. Die „Ideen von 1914“ und die Neuordnung Deutschlands im Ersten Weltkrieg. Berlin 2003

Hans-Georg Drescher, Ernst Troeltsch und Paul de Lagarde, in: Mitteilungen der Ernst-Troeltsch-Gesellschaft 3, 1984, S. 95-115

Ulrike Duchrow, Mythos Heidelberg und der aufkommende Nationalsozialismus in "Kranz der Engel" von Gertrud von le Fort, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, hg. vom Heidelberger Geschichtsverein Nr. 28/2024, S. 101-118

Friedrich Wilhelm Graf, Ernst Troeltsch. Theologe im Welthorizont. München 2022 (Rez. Frank Engehausen, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, hg. vom Heidelberger Geschichtsverein Nr. 28/2024, S. 306)

Philipp W. Hildmann, „Die immer quälender werdende Last des Schulsacks“. Zur Rezeption Ernst Troeltschs in Erich Kästners früher Publizistik, in: Literatur in Bayern. Vierteljahresschrift für Literatur, Literaturkritik und Literaturwissenschaft, Bd. 83 (2006), S. 51–55

Peter Hoeres, Der Krieg der Philosophen. Die deutsche und britische Philosophie im Ersten Weltkrieg. 2004

Trutz Rendtorff, Troeltsch, Ernst, in: Theologische Realenzyklopädie, 34 (2002), S. 130–143

Horst Renz (Hg.), Ernst Troeltsch. (Rezension: Reinhard Düchting in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtvereins 8 (2003/2004))

Ingo Runde (Hg.), Heike Hawicks (Hg.), Max Weber in Heidelberg. Beiträge zur digitalen Vortragsreihe an der Universität Heidelberg im Sommersemester 2020 anlässlich des 100. Todestages am 14. Juni 2020. (Heidelberger Schriften zur Universitätsgeschichte, Band: 11) 1. Auflage. (Winter) Heidelberg 2022

Wolfgang Schluchter, Friedrich Wilhelm Graf (Hg.), Asketischer Protestantismus und der „Geist“ des modernen Kapitalismus. Max Weber und Ernst Troeltsch. Tübingen 2005

Gustav Schmidt, Ernst Troeltsch, in: Hans-Ulrich Wehler Deutsche Historiker, Band 3, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1972

Christoph Strohm, Nach hundert Jahren. Ernst Troeltsch, der Protestantismus und die Entstehung der modernen Welt, in: Archiv für Reformationsgeschichte. Bd. 99 (2008), S. 6-35

Klaus-Gunther Wesseling, Ernst Troeltsch, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Bautz, Herzberg 1997, Sp. 497–562

http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Troeltsch