Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Rudolf Sillib

(1869-1946)

aus Mannheim

Historiker, Nationalökonom, Bibliothekar



1893: Volontär an der Universitätsbibliothek Heidelberg, dann Kustos

1894-1900: wohnt Theaterstraße 9

um 1900: wohnt Leopoldstraße 53a

1901: läßt sich von Fritz Hirsch eine Villa in der Kußmaulstraße 10 bauen

1902: wohnt Kußmaulstraße 10

1908-1912: ehrenamtlicher Pfleger der Kunst- und Altertumsdenkmale für den Amtsbezirk Heidelberg, ehrenamtlicher Konservator der Städtischen Sammlungen (Nachfolger: Karl Lohmeyer)

1909/1910: Bau der Villa Bergstraße 110 (Architekt: Franz Sales Kuhn, 1973 zerstört)

2. September 1916: Ludolf Krehl schreibt aus Montmédy/Lothringen an seine Frau: „So einen schönen Kreis ernster älterer Männer und Frauen, wie ihn doch meine Eltern in Leipzig hatten, wird es in Heidelberg kaum geben. Das Heidelberg war immer zu Badestadt-artig. Wir sind vielleicht etwas zu anspruchsvoll in bezug auf die Übereinstimmung der gesamten Anschauungen, und wenn man in Heidelberg etwas aufpaßt, so findet sich doch wohl auch eine kleine, aber völlig genügende Zahl angenehmer Leute: Koehlers, Sillibs, Frommels, Schuberts, Ernsts, die Männer Kossel, Wagemanns, Thomas`. Es sind schließlich doch manche, die zu uns passen, und von denen wir etwas haben können. Auch der Theologe Dibelius gehört dazu.“

1. April 1922-31. Mai 1934: Direktor der Universitätsbibliothek Heidelberg (Nachfolger von Jakob Wille)

1928-1935: Schriftleiter der ZGO

23. März 1929: kauft um 25.000 RM aus privaten Spenden auf einer Auktion bei Karl Ernst Henrici in Berlin aus dem Nachlaß Achim von Arnims in Wiepersdorf den handschriftlichen Teil des Quellenmaterials, aus dem Des Knaben Wunderhorn entstand (246 Briefe, über 2000 Lieder und Sinnsprüche)

31. Mai 1934: beendet den Dienst als Direktor der Universitätsbibliothek Heidelberg (Nachfolger: Karl Preisendanz)

1973: die Villa Bergstraße 110 wird zerstört und durch ein Mehrfamilienhaus aus Fertigbetonteilen ersetzt





Zitat:


"Unter Sillibs Ägide wurden der Umsetzung nationalsozialistischer Politik keinerlei Widerstände entgegengestellt, da er sich, wie etliche Indizien erweisen, offensichtlich mit den Zielen der neuen Machthaber identifizierte." (Wolfgang U. Eckart, Volker Sellin, Eike Wolgast et al. (Hg.), Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus. Heidelberg 2006, S. 98)



Veröffentlichungen:

Rudolf Sillib, Zur Geschichte der großen Heidelberger (Manesseschen) Liederhandschrift und anderer Pfälzer Handschriften, in: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse, Bd. XII, Jg. 1921

Rudolf Sillib, Der heilige Berg bei Heidelberg. (Vom Bodensee zum Main; 11) Karlsruhe 1920, 21925 [Dek Sill] [A 2657-6-2]

Rudolf Sillib, Baden. Das Land, seine Entwicklung, seine Zukunft. Heidelberg 1925

Rudolf Sillib, Die Heidelberger Universitätsbibliothek, in: Erwin Stein (Hg.), Monographien deutscher Städte. Darstellung deutscher Städte und ihrer Arbeit in Wirtschaft, Finanzwesen, Hygiene, Sozialpolitik und Technik. Bd. XXVIII: Heidelberg. Berlin 1928, S. 70-75

Rudolf Sillib, Das Hakenkreuz in der Manessischen Liederhandschrift, in: ZGO, Bd. 87 / NF 48 (1935) S. 426

Rudolf Sillib, Karl Lohmeyer, Heidelberg (Stätten der Kultur 36). Leipzig 1927



Literatur:

Benedikt Bader, Die Villa Krehl als architektonischer Knotenpunkt. Ein Beitrag zur Baugeschichte von Heidelberg. in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 28 (2024), S. 211-230, hier: 224f.

Dagmar Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932. Berlin 1986, S. 255

Wolfgang U. Eckart, Volker Sellin, Eike Wolgast et al. (Hg.), Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus. Heidelberg 2006, S. 97ff.


Friedrich Lautenschlager, Rudolf Sillib (1869-1946). Ein Gedenkblatt, in: ZGO 97 NF 58 (1949), S. 349-356

Karl Lohmeyer, Erinnerungen „Dem Süden zu“ Eine Wanderung aus alten rheinisch-fränkischen Bürgerhäusern nach dem Land jenseits der Berge. Heidelberg 1960, S. 254 et passim