Heidelberger Geschichtsverein e.V.
Gustav Radbruch
*21. November 1878 Lübeck
†23. November 1949 Heidelberg (auf dem Bergfriedhof begraben, Litera Wald B 526)
Jurist, Politiker, Neukantianer, Sozialdemokrat
Ehrenmitglied des Deutschen Juristentags
Dr. phil. honoris causa der Universitäten Heidelberg und Göttingen
Mitglied des Badischen Staatsgerichtshofs
Ehefrau: Lydia Radbruch geb. Schenk (1888-1974)
Sohn; Anselm (†1942)
stud. Rechtswissenschaft in München, Leipzig, Berlin (dort v.a. bei dem Strafrechtslehrer Franz von Liszt)
1902: Promotion
1903: Habilitation in Heidelberg
16. Dezember 1903: Antrittsvorlesung an der Universität Heidelberg
1906: Lehrbeauftragter an der Handelshochschule Mannheim
1910: Professor in Heidelberg. Befreundet mit Guido Leser, Ernst Blass, Karl Jaspers.
1913: Teilnahme am Begräbnis August Bebels in Zürich
1914: Professor in Königsberg
1914/1918: freiwilliger Kriegsdienst
1918: Mitglied der SPD
1920: Professor in Kiel
1920-1924: MdR (SPD)
26. Oktober 1921-1922, 1923: Reichsjustizminister (Zulassung von Frauen zu den Justizämtern, Novelle des Jugendgerichtsgesetzes, Vorrang der Geldstrafe vor der Freiheitsstrafe)
1926-1933: o. Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Heidelberg
5. Mai 1933: wird seines Amtes als Professor enthoben
1935: wohnt Friesenberg 1a (Nachbar von Marie Baum, 1874-1964)
1935-1936: Studien am University College in Oxford
März 1939: Unfalltod der Tochter Renate Radbruch
1942: Sohn Anselm fällt bei der Schlacht um Stalingrad
5. April 1945: politisch unbelastet gebliebene oder im dritten Reich entlassene Professoren ("Dreizehnerausschuß"- Karl Heinrich Bauer, Ernst Engelking, Alfred Weber, Karl Jaspers, Gustav Radbruch, Hans Schaefer, Renatus Hupfeld, Walter Jellinek, Wolfgang Gentner, Martin Dibelius, Karl Freudenberg, Alexander Mitscherlich, Johannes Hoops) bemühen sich um eine baldige Wiedereröffnung und um eine geistige sowie personelle Erneuerung der Universität Heidelberg http://www.uni-heidelberg.de/studium/journal/2010/07/neubeginn.html
1945: erhält seine Professur zurück (bis 1948)
1946: Dekan der Juristischen Fakultät
1946: Gründung der studentischen Vereinigung Friesenberg im Hause Gustav Radbruchs und Marie Baums, Friesenberg 1 a
1948: emeritiert (Nachfolger: Eberhard Schmidt, 1891-1977)
1948: Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
September 1950: in einem Ferienheim bei Heidelberg findet ein Internationales Arbeiter- und Studententreffen statt. Veranstalter sind die Studentenvereinigung Friesenberg, die VHS Heidelberg, sowie Heidelberger Arbeiter und Intellektuelle (>Marie Baum, Marianne Weber, Gustav Radbruch, Alexander Rüstow)
1. Dezember 1956: laut Heidelberger Tageblatt wird der Platz in Neuenheim, in dem die heutige Berliner Straße, die Blumenthalstraße und die Gundolfstraße einmünden, durch den Gemeinderat Radbruchplatz benannt
1977: Gründung der Gustav-Radbruch-Stiftung
12. Dezember 1983: das Gustav-Radbruch-Haus des Studentenwerks (Heumarkt 3) wird seiner Bestimmung übergeben http://www.studentenwerk.uni-heidelberg.de/de/node/98
13. Juli-10. Oktober 2002: Gustav Radbruch, 1878-1949. Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts zwischen Rechtswissenschaft und Politik (Ausstellung im Universitätsmuseum Heidelberg)
Zitat:
„Das Recht will nicht nur wertende Norm, sondern wirkende Macht sein.“
>Gustav-Radbruch-Platz (Neuenheim)
>Radbruchhaus des Studentenwerks (Heumarkt 3)
Gedenktafel für Gustav Radbruch im Radbruchhaus
Nachlaß: Universitätsbibliothek Heidelberg
Veröffentlichungen:
Gustav Radbruch, Einführung in die Rechtswissenschaft. 1910
Gustav Radbruch, August Bebels Totenfeier, in: Heidelberger Neueste Nachrichten, 21. August 1913. Nachdruck in: Nachtrag und Gesamtregister, Gesamtausgabe, Band 20, Heidelberg 2003, S. 45 ff.
Gustav Radbruch, Ansprache am 24. 9. 1930 in Baden-Baden, wieder veröffentlicht in: Ruperta Carola, Bd. 28, 1960, S. 17 [Laudatio auf Camilla Jellinek, anl. der Verleihung der Ehrendoktorwürde der juristischen Fakultät der Universität Heidelberg]
Gustav Radbruch, Gestalten und Gedanken. 1944
Gustav Radbruch, Goethe. Straßburger Promotions-Thesen, in: Ruperto Carola 6. Jg. Nr. 17, Juni 1955, S. 55-61
Gustav Radbruch, Der innere Weg. Aufriß meines Lebens. Stuttgart 1951
Hermann Maas, Gustav Radbruch (Hg.), Den Unvergessenen. Opfer des Wahns 1933 bis 1945. Heidelberg 1952 [B4439 257/=140]
Literatur:
Dagmar Drüll (Hg.), Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803–1932. Berlin, Heidelberg, Tokio 2012, S. 212
Stefan Grote, Gustav Radbruch und Gustav Friedrich Hartlaub. Eine Gelehrtenfreundschaft in finsterer Zeit, in: Neue Juristische Wochenschrift 11 (2016), S. 755-759
Stefan Grote, Eine Gelehrtenfreundschaft in finsterer Zeit. Gustav Radbruch und Gustav Friedrich Hartlaub, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 21 (2017), S. 149-160
Arthur Kaufmann, Gustav Radbruch. Rechtsdenker, Philosoph, Sozialdemokrat. München 1987
Martin D. Klein, Demokratisches Denken bei Gustav Radbruch. 2007
Lars Kluge, Eine Lichtgestalt des deutschen Rechtswesens. Ausstellung über Leben und Werk des Rechtsphilosophen Radbruch, in: Rhein-Neckar-Zeitung, 18. Juli 2002
Joachim Perels, Sozialistische Rechtspolitik im Angesicht der Konterrevolution: Reichsjustizminister Gustav Radbruch, in: Kritische Justiz. 2005, S. 407 ff.
Fritz Quoos, Der Rechtsphilosoph wurde Reichsjustizminister (Serie Städtische Ehrengräber, 12), in: RNZ, 25. 9. 2007
Friederike Reutter, Heidelberg 1945–1949. Zur politischen Geschichte einer Stadt in der Nachkriegszeit. 1994
Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten. Heidelberg 1992, 234f.
Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof im Wandel der Zeit. 2008, S. 225f.
[Armin Schlechter (Bearb.)], Gustav Radbruch, 1878-1949. Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts zwischen Rechtswissenschaft und Politik. Katalog zur Ausstellung im Universitätsmuseum Heidelberg 13. Juli-10. Oktober 2002 (Archiv und Museum der Universität Heidelberg, Schriften 6, hg. von Werner Moritz, bearb. von Armin Schlechter). Ubstadt-Weiher 2002 - Rezension: Gerhard Layer, in: Hierzuland 1/2003
Hans-Peter Schneider, Gustav Radbruch (1878–1949): Rechtsphilosoph zwischen Wissenschaft und Politik. in: Kritische Justiz (Hg.): Streitbare Juristen: Eine andere Tradition. Baden-Baden 1988, S. 295 ff.
Martin Schumacher (Hg.), M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Düsseldorf 1994
Julia Scialpi, Dem Geist verpflichtet in schöpferischem Sinn. Richard Benz (1884-1966). Eine Biographie. (Phil. Diss.). Heidelberg 2009, S. 225
Manfred Stange (Bearb.) Nachlassverzeichnis Gustav Radbruch (1878-1949). Wissenschaft und politisches Wirken. Heid. Hs. 3716. Bearb. von Manfred Stange. Für den Druck überarbeitet von A. Schlechter, Heidelberg 2001 (Schriften der Universitätsbibliothek Heidelberg 3).
Birgit Vézina, Die „Gleichschaltung“ der Universität Heidelberg im Zuge der nationalsozialistischen Machtergreifung. Heidelberg 1982
http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Radbruch
http://de.wikipedia.org/wiki/Radbruchsche_Formel
http://library.fes.de/pdf-files/do/04242.pdf (Reichsjustizminister)