Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV

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Der hl. Nazarius

†um 304 Mailand

(Fest: 12. Juni)

Römischer Märtyrer, der auf Bitten seiner Eltern währen der Neronischen Verfolgung (60-64) nach Mailand ausweicht. Im Kerker ermutigt er die beiden Märtyrer Gervasius und Protasius. Mit seinem Schüler Celsus, den er tauft, wirkt er in Gallien. Verfolgt und ins Meer geworfen, entsteigen beide unversehrt. Nazarius kehrt nach Mailand zurück und wird 68 enthauptet. Der Mailänder Bischof und Kirchenvater Ambrosius soll am 12. Juni 395 seinen unversehrten Leichnam gefunden und in die Apostelbasilika vor der Porta Romana in Mailand (San Nazaro) übertragen haben.

Nach anderer Überlieferung wurde Nazarius, ein Soldat des römischen Heeres, während der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletianus 304 enthauptet. Zuvor soll er in Italien, Gallien und Trier als Glaubensbote gewirkt haben. Sein Begleiter war ein Junge namens Celsus, der mit ihm zusammen ermordet wurde.

Nazarius wird meist dargestellt als bärtiger Mann mittleren Alters, zusammen mit Celsus als Junge. Beide sind häufig als Soldaten zu sehen. Attribute: Palme, Schwert. Früheste westliche Darstellung in San Celso, Mailand.

Am 11. Juli 765 wurde die Nazariusreliquie in Anwesenheit der Grafen Cancor von Oberrheingau und Warin vom Lobdengau von Metz nach Lorsch übertragen. Abt Chrodegang von Lorsch hatte von Papst Paul Leiber von heiligen Märtyrern erbeten, um zu deren Ehren von ihm erbaute Klosterkirchen weihen zu können. So brachte Willehar, Bischof von Sion, am 15. Mai 764 die Leiber der Heiligen Nazarius, Nabor und Gorgonius nach Gorze. Nach Jahresfrist ließ er den heiligen Gorgonius in die Kirche von Gorze bringen, den heiligen Nabor in die von St. Avold, während er den heiligen Nazarius für das Kloster Lorsch bestimmte.

Im Besitz der Reliquien eines Heiligen zu sein, war für ein Kloster die sichere Garantie eines raschen ökonomischen Aufstiegs. Nazarius wurde als persönlich präsent gesehen, als Rechtsperson, als der eigentliche Eigentümer der Abtei, die nach dem Tode Chrodegangs (766) in den Besitz seines Bruders Gundeland überging. Nicht der Abt und sein Konvent waren also die Begünstigten, wenn jemand dem Heiligen etwas schenkte, sondern der Heilige selbst.

Am 5. Juli 774 wurde im Codex Laureshamensis erstmals eine Kirche in Handschuhsheim ("Kirche des hl. Nazarius") erwähnt. 778 schenkte Hartradus einen Teil einer Hube in Handschuhsheim, wo die Nazariuskirche erbaut ist ("petiolam ubi basilica sancti Nazarii in eadem villa constructa est") dem hl. Nazarius. Am 28. Februar 782 schenkten Rupert und Hado aus Neuenheim dem hl. Nazarius einen Weingarten. 782/790 schenkte der Priester Erlebalt, Pfarrer in Eppelheim und Wieblingen, seinen Grundbesitz dem hl. Nazarius. 1266 wurde die (wahrscheinlich seit den Bränden von 1090 oder 1247 verlorengegangene) Nazariusreliquie in Lorsch wiederaufgefunden.

Um 1200 wird das Nazariuspatrozinium in Handschuhsheim abgelöst. 1267 ist erstmals der heilige Vitus als Patron in der Gemarkung genannt.

In der ältesten Kirche des Neckartals, der Ersheimer Kapelle bei Hirschhorn, zum ersten Mal 1345 urkundlich erwähnt, sind Celsus und Nazarius in den Patrozinien vereint.

Literatur:

Christian Burkhart, Pankratius – Vitus – Georg. Die Kirchenheiligen von Dossenheim und Handschuhsheim. Dossenheim 2014

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