Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Fritz Löhner (Künstlername: Beda) eigtl. Fritz Löwy

*24. Juni 1883 Ústí nad Orlicí (Wildenschwert/Ostböhmen)

†4. Dezember 1942 KZ Auschwitz-Monowitz

Jurist, Schriftsteller, Rechtsanwalt

1888: Wien

erster Präsident des SC Hakoah Wien (ha-Koach Winah, ‚die Kraft Wien‘, jüdischer Sportverein in Wien, 1909 gegründet, zur Zeit der Ersten Republik einer der stärksten Fußballvereinen Österreichs)

Vizepräsident des österreichischen Schriftstellerverbandes



1905: wird an der Universität Wien zum Dr. jur. promoviert

1915: verfaßt den Text zu dem Kriegsschlager "Rosa, wir fahr’n nach Lodz" (Musik: Artur Marcell Werau)

1925: Friedrich Raimund Vesely komponiert unter seinem Künstlernamen Fred Raymond das dreistrophige Marschlied "Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren". Die Worte dazu dichten die Librettisten Fritz Löhner (unter seinem Künstlernamen Beda) und der Filmregisseur Ernst Neubach (1900-1968, "Ein Lied geht um die Welt", "In einer kleinen Konditorei").

29. April 1927: die Wiener Volksoper führt in Wien das dreiaktige Singspiel Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren von Bruno Hardt-Warden und Fritz Löhner-Beda auf

1928: Librettist von Franz Lehars Operette "Das Land des Lächelns"

13. März 1938: wird verhaftet und ins KZ Dachau verbracht, dann nach Buchenwald

Oktober 1942: KZ Ausschwitz-Monowitz. Wird dort von Josef Windeck (Funktionshäftling, 1903-1977) erschlagen.



1996: die Stadt Heidelberg bringt am ehm. Badischen Hof in der Hauptstraße eine Gedenktafel für das Lied und seinen Schöpfer an, die von den Chören der Stadt gestiftet worden war.

29. Juli 2014: eine Gedenktafel zum „Heidelberg-Lied“, jertzt mit den Namen der beiden Texter, Ernst Neubach und Fritz Löhner-Beda, wird an ihrem neuen Standort auf der Neuenheimer Seite der Alten Brücke in unmittelbarer Nähe zum Liebesstein von Bürgermeister Dr. Joachim Gerner enthüllt (vgl. 1996)

9. November 2022: „Nach der offiziellen Gedenkfeier lud die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zu einer Gedenkstunde im Haus der Begegnung, mit Gesang, Klavier- und Zitherspiel und einem Auftritt des Chors der jüdischen Kultusgemeinde. Besonders freute sich Organisator Stefan Osterwald, Gemeindereferent der katholischen Kirche, über die jungen Gesichter: In diesem Jahr nahmen Schüler der Elisabeth-von-Thadden-Schule an der Veranstaltung teil. Sie trugen ein Gedicht von Inge Auerbach vor, die als Kind ins Konzentrationslager Theresienstadt kam. Eine andere Schülergruppe stellte Fritz Löhner-Beda vor. Der Österreicher ist der bisweilen eher unbekannte Autor der inoffiziellen Hymne der Stadt: „Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren“. 1938 wurde er ins KZ Buchenwald deportiert, 1942 kam er nach Auschwitz, wo er ermordet wurde. Heute erinnert nur eine kleine Gedenktafel gegenüber dem Liebesstein an ihn. Am Schluss ihrer Präsentation äußerten Clara, Celeste und Afra daher einen Wunsch: „Warum benennen wir nicht eine Straße oder einen Platz nach Löhner-Beda?“ Der ACK-Delegierte Helmut Haas pflichtete ihnen bei und erinnerte: „Der Platz, auf dem der Liebestein steht, hat übrigens noch keinen Namen.“ (RNZ vom 11. 11. 2022, S. 5)



Zeugnisse:

Im Oktober 1942 kommt Löhner-Beda nach Auschwitz. Am 4. Dezember besichtigen Direktoren der IG Farben die Produktionsstätte, als ihnen zwei Häftlinge entgegenkommen. Einer der Direktoren zeigt auf den sich dahinschleppenden Fritz Löhner: "Der Jude dort könnte auch etwas rascher arbeiten." Das war das Todesurteil. Am nächsten Tag wird Fritz Löhner-Beda erschlagen. Quelle: http://www.ivvdn.de/antifa/0005/08.htm

„Un jour, deux détenus de Buna, le docteur Raymond van den Straaten et le docteur Fritz Löhner-Beda, accomplissaient leur tâche, lorsque vint à passer un groupe de dignitaires d'IG-Farben en visite à l'usine. Un des directeurs désigna d'un geste le docteur Löhner-Beda et dit à son compagnon SS : «Ce cochon de Juif pourrait travailler un peu plus vite (Diese Judensau könnte auch rascher arbeiten).» Un autre directeur entendit cette remarque : «S'ils sont incapables de travailler, expédiez-les à la chambre à gaz (Wenn die nicht mehr arbeiten können, sollen sie in der Gaskammer verrecken)!» L'inspection finie, le docteur Löhner-Beda fut extrait de l'équipe de travail, battu et bourré de coups de pied jusqu'au moment où, mourant, il fut abandonné à un de ses camarades pour périr à IG-Auschwitz.“

Quelle: http://perso.wanadoo.fr/d-d.natanson/economie.htm



Veröffentlichungen:

Getaufte und Baldgetaufte (1909)

Wie man sich trefft im Ampezzotal (1916)



Opernlibretti:

Friederike (1928)

Das Land des Lächelns (1929)

Giuditta (1932)

Polnische Hochzeit

Die Blume von Hawaii

Schön ist die Welt

Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren (1927, dreiaktiges Singspiel von Ernst Neubach, Bruno Hardt-Warden und Fritz Löhner-Beda)



Lieder:

Ausgerechnet Bananen

"Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren"

Was machst Du mit dem Knie, lieber Hans?

O Mädchen, mein Mädchen

Oh, du lieber Augustin, alles ist hin https://www.youtube.com/watch?v=lHBc9RF1QB0

Dein ist mein ganzes Herz! (aus: Das Land des Lächelns, 1929) https://www.youtube.com/watch?v=PpIhjTnxjyI

Buchenwald-Lied (Text: Fritz Löhner-Beda und Ernst Neubach; Melodie: Hermann Leopoldi) https://www.youtube.com/watch?v=1iFOhLkYBgc

http://claudet.club.fr/GhettosCamps/Camps/LeopoldiBuchenwaldLied.html

Weitere Quellen:

http://www.culturall.com/neudeggergasse/Veranstaltungen/loehner.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Windeck



Literatur:

Günther Schwarberg, „Dein ist mein ganzes Herz“. Die Geschichte von Fritz Löhner-Beda, der die schönsten Lieder der Welt schrieb, und warum Hitler ihn ermorden ließ. Göttingen 2000 Rezension: Hans-Martin Mumm, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 6/2001

Sonja Staar, Österreicher im Konzentrationslager Buchenwald. Fritz Löhner-Beda, Wilhelm Kurtz, Paul Morgan, Fritz Grünbaum, Jura Soyfer, in: Herbert Arlt/Klaus Manger (Hg.), Jura Soyfer (1912-1939) zum Gedenken. St. Ingbert 1999

Volker Oesterreich, Steiler Aufstieg, jäher Fall. Das Schicksal von Fritz Löhner-Beda im KZ – Uraufführung in Karlsruhe (Besprechung des Stücks von Charles Lewinsky, Freunde, das Leben ist lebenswert, Uraufführung im Badischen Staatstheater Karlsruhe, Januar 2002), in: Rhein-Neckar-Zeitung, 19. Januar 2002

Eugen Holl, Paul Schick, Stadthymne, Heimatlied und Gassenhauer. Das Dichter-Terzett J. V. v. Scheffel, Albert Ludwig und Fritz Löhner-Beda, in: Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim 2005, S. 107-113

Jürgen Brose, Der Ernst war's, nicht der Fritz  - Ein Nachtrag zu Fritz Löhner-Beda und dem Heidelberg-Lied, in Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim 2006, S. 101