Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Eberhard Georg Otto Freiherr von Künßberg

*28. Februar 1881 Porohy/Galizien

3. Mai 1941 Heidelberg (nach Operation)

evangelisch

österreichischer Jurist, Professor, Rechtshistoriker, Volkskundler

Großvater: Uso von Künßberg (1810-1875), Jurist

Vater: Ulrich von Künßberg (1847-1923), Forstmeister

Mutter: Julie Thekla geb. Mrozowski (1855-1885)

Bruder: Konrad von Künßberg

seit 1910 verh. mit Dr. phil. Katharina (Käthe) Freifrau von Künßberg geb. Samson (Zoologin, 5. 5. 1883 Cottbus-27. 10. 1978 Heidelberg, 1908 promoviert; 5 Kinder, leben in der Emigration) http://uwind.mpiwg-berlin.mpg.de/en/fm13-dab-detail-en/84

Tochter: Dietlinde von Künßberg, verh. Reisig

Sohn: Ekkehard von Künßberg (Kuenssberg, 1913-2000), Arzt in Schottland https://en.wikipedia.org/wiki/Ekkehard_von_Kuenssberg (Sohn: Professor Nick Kuenssberg, co-founder and president of the Royal College of General Practitioners, dessen Tochter: Laura Kuenssberg, *1976, BBC's Political Editor)



1899-1904: stud. Jura in Wien

1904: Promotion zum Dr. jur. in Wien („Der Wald im deutschen Bergrecht“)

1904/05: stud. zwei Semester in München

1905: wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Archiv des Deutschen Rechtswörterbuchs, Dienstort Heidelberg (Arbeitgeber: Preußische Akademie der Wissenschaften)

1910: Habilitation für Rechtsgeschichte in Heidelberg („Über die Acht in der älteren deutschen Rechtssprache“). Erhält den preußischen Roten Adlerorden verliehen und erhält die badische Staatsangehörigkeit.

1910: Heirat mit Dr. phil. Katharina (Käthe) Freifrau von Künßberg geb. Samson (1883-1978) https://de.wikipedia.org/wiki/Katharina_von_K%C3%BCn%C3%9Fberg http://uwind.mpiwg-berlin.mpg.de/en/fm13-dab-detail-en/84

1915: gründet in Heidelberg die erste deutsche Einarmschule, die er bis Dezember 1918 leitet

Mai 1915: der einarmige Géza Graf Zichy zu Vásonykeö (1849-1924), ungarischer Pianist und Komponist, besucht die „Einarmigenschule“ in Heidelberg

1916: a.o. Professor Heidelberg

3. Januar 1917: der Rechtshistoriker Richard Schröder (*1838), Leiter des Deutschen Rechtswörterbuchs, stirbt in Heidelberg

1917-1940: von Künßberg wird wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Rechtswörterbuchs (Nachfolger von Richard Schröder), Dienstort: Augustinergasse 9

1924: Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften

1928: Professor der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin

1929: o. Honorarprofessor Heidelberg

Wohnung 1929: Blumenthalstraße 27

Oktober 1937: von Künßberg trägt in Marianne Webers Akademischer Geselligkeit über Rechtserinnerung und vergessenes Recht vor

1941: Nach dem Tod ihres Mannes Eberhard Freiherr von Künßberg hat Katharina von Künßberg jahrelange Verfolgungen zu erdulden und entkommt der Deportation nur dank des solidarischen Verhaltens anderer Hochschullehrer (Dekan der Juristischen Fakultät Heidelberg, Eugen Ulmer). Später wird sie von ihrer Haushälterin Marie Geiser versteckt

1942: Katharina von Künßberg erhält die Aufforderung, "sich für einen Transport nach Osten vorzubereiten"

1947: Katharina von Künßberg ist Gründungsmitglied des Deutschen Frauenrings, Gründerin und Präsidentin der Ortsgruppe Heidelberg der Deutschen Vereinigung von Hochschulfrauen (DAB)

1. Oktober 1948: Gründung des Deutsch-Amerikanischen Frauenklub/German-American Women´s Club. Erste Präsidentin: Dr. phil. Katharina Freifrau von Künßberg

1961: Gründung der Eberhard-Freiherr-von-Künßberg-Stiftung durch die Gesellschaft der Freunde der Universität Heidelberg e. V.

9. Februar 2010: Verleihung des Freiherr Eberhard von Künßberg Preises an Dr. Susan Richter für ihre Dissertation "Fürstentestamente in der frühen Neuzeit" im Institut für geschichtliche Rechtswissenschaft

21. März 2019: Katharina von Künßberg (1883-1978) (Vortrag von Prof. Dr. Klaus-Peter Schroeder, Universitätsarchiv, Akademiestraße 4)

November 2020: Benennung des „Katharina-von-Künßberg-Platz“ im Hospital Quartier in Heidelberg-Rohrbach



>Eberhard-Freiherr-von-Künßberg-Stiftung der Gesellschaft der Freunde der Universität Heidelberg e. V. (gegründet 1961)



>Leopold Perels, Honorarprofessor der Rechtswissenschaft, nach Gurs deportiert



Nachlaß: Forschungsstelle für Rechtssprache, Rechtsarchäologie und Rechtliche Volkskunde, Zürich



Zitat:

Er verhalf der Rechtssprachforschung zum Durchbruch und begründete einen neuen Wissenschaftszweig: die Rechtliche Volkskunde. Er führte damit fort, was Jacob Grimm im 19. Jahrhundert begonnen hatte, und kann als der letzte große Germanist im umfassenden Sinne Jacob Grimms bezeichnet werden.“ (http://www.zvab.com/basicSearch.do?anyWords=Eberhard+Freiherr+von+K%FCn%DFberg%2C+Rechtliche+Volkskunde+&author=&title=&check_sn=on)

"Über die politische Einstellung (…) ist zu berichten, daß er vor dem Umschwung werbend für die nationalsozialistischen Gedanken eingetreten ist, und sich jedenfalls immer als guter Deutscher gezeigt hat. Seit der Judengesetzgebung ist er, auf Grund seiner Ehe mit einer Jüdin, zurückhaltender geworden." (Prof. Dr. h. c. Ernst Krieck, 1937-1938 Rektor der Universität Heidelberg, nach: Wolfgang U. Eckart, Volker Sellin, Eike Wolgast et al. (Hg.), Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus. Heidelberg 2006, S. 276)



Veröffentlichungen:

Eberhard von Künßberg, Der Wald im deutschen Bergrecht. 1904

Eberhard von Künßberg, Acht. Eine Studie zur älteren deutschen Rechtssprache. Weimar 1910

Richard Schröder, Eberhard Freiherr von Künßberg (Bearb.), Deutsches Rechtswörterbuch. Wörterbuch der älteren deutschen Rechtssprache. Bd. 1ff. Weimar 1914ff.

http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/geschich.htm (Geschichte des Deutschen Rechtswörterbuchs)

http://grimm.adw-goettingen.gwdg.de/wbuecher/index.php?7

http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/

Eberhard von Künßberg und die Lehrer der Heidelberger Einarmschule, Einarm-Fibel. Ein Lehr- Lese- und Bilderbuch für Einarmer. Mit Unterstützung des Badischen Landesausschusses für Kriegsinvalidenfürsorge herausgegeben. Karlsruhe 1915, 5. Aufl. 1946

Richard Schröder, Eberhard Otto Georg von Künßberg. Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte. 6. Aufl. Leipzig 1919

Eberhard von Künßberg, Hans Fehr, Rechtsbrauch und Kinderspiel. Untersuchungen zur deutschen Rechtsgeschichte und Volkskunde. Heidelberg 1920, 2. Aufl. 1952

Eberhard Freiherr von Künßberg, Flurnamen und Rechtsgeschichte, in: ZRG GA 51, 1931, S. 93

Eberhard Freiherr von Künßberg, Der Sachsenspiegel. Bilder aus der Heidelberger Handschrift. Heidelberg 1934

Eberhard Freiherr von Künßberg, Rechtliche Volkskunde (Volk Grundriß der deutschen Volkskunde in Einzeldarstellungen, Bd. 3) Halle 1936

Eberhard Freiherr von Künßberg, Flurnamen und Rechtsgeschichte. Weimar 1936

Eberhard Freiherr von Künßberg, Der Sachsenspiegel. Bilder aus der Heidelberger Handschrift. Insel-Bücherei Nr. 347. Leipzig

Eberhard von Künßberg, H. Wassen, Fibel für Einarmige und Ohnhänder. Ein illustriertes Lehr- und Lesebuch. 5. Auflage. Karlsruhe 1946



Literatur:

Dagmar Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932. Berlin 1986, S. 152 f.

Wolfgang U. Eckart, Volker Sellin, Eike Wolgast et al. (Hg.), Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus. Heidelberg 2006, S. 275ff., 311 et passim


Hans Fehr, Eberhard Freiherr von Künßberg, in: ZRG GA 62, 1942, S. XLIII

Norbert Giovannini (Hg.), Ingrid Moraw, Reinhard Riese und Claudia Rink, Stille Helfer. Eine Spurensuche in Heidelberg 1933-1945. Heidelberg 2019

Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 14 (2010), S. 199

Katharina Holger, Vom langsamen Aufstieg der Frau. Dr. Katharina Freifrau von Kuenssberg erzählt aus ihrem Leben. Heidelberg 1973, 1979 [Institut für geschichtliche Rechtswissenschaft Heidelberg]

Renate Klauser, In memoriam Eberhard Freiherr von Künßberg, in: Ruperto Carola XIII. Jg., Bd. 29, Juni 1961, S. 98f.

Adolf Laufs, Eberhard Freiherr von Künßberg, in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13. Berlin 1982, S. 226f.

Lentze, Künßberg, Eberhard Frh. von, in: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 4. Wien 1969, S. 327

Frank Moraw, Heidelberg – Theresienstadt – Heidelberg. Zur letzten Deportation aus Heidelberg im Februar 1945, S. 91–120 in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, 13/2009, S. 94, 109ff.

Rotes Kreuz Heidelberg (Hg.), Heidelberger Soldatenbüchlein für Feld und Lazarett - Zum 60. Geburtstag unseres Großherzogs. Heidelberg 21917, S. 41

Ruth Schmidt-Wiegand, Eberhard Freiherr von Künssberg. Werk und Wirkung. Berlin[u.a.] 1982

Rene Schorsch, Eberhard Georg Otto Freiherr von Künßberg (1881-1941). Vom Wirken eines Rechtshistorikers. (Rechtshistorische Reihe 405). Bern, Berlin, Bruxelles, Frankfurt/M. 2010

Klaus-Peter Schroeder, Eine Universität für Juristen und von Juristen: Die Heidelberger Juristische Fakultät im 19. und 20. Jahrhundert. Tübingen 2010, S. 393-399

Klaus-Peter Schroeder, „Sie haben kaum Chancen, auf einen Lehrstuhl berufen zu werden.“ Die Heidelberger Juristische Fakultät und ihre Mitglieder jüdischer Herkunft (Heidelberger Rechtswissenschaftliche Abhandlungen 16), Verlag Mohr-Siebeck, Tübingen 2017 (Rez. Christian Jansen, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins Nr. 24 (2020), S. 266f.)

http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~cd2/drw/geschich.htm (Geschichte des Deutschen Rechtswörterbuchs)

http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_von_K%C3%BCn%C3%9Fberg

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