Heidelberger Geschichtsverein e.V.                                                                                                                  HGV

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Karl Ludwig Hampe

*3. Februar 1869 Bremen

14. Februar 1936 Heidelberg (beigesetzt auf dem Bergfriedhof, Grab aufgelassen, Grabstein jetzt auf dem Friedhof Neuenheim, Grab Hampe-Ebler)

Historiker, Mediävist

Monarchist (bis 1918)

Vater: Eduard Hampe, Buch- und Musikalienhändler

Ehefrau: Gertrud Martha Charlotte (Lotte) Hampe geb. Rauff (1883-1950) (5 Kinder)

Tochter: Lisa Hampe (31. 1. 1914-20. 2. 2007, Grafikerin, verh. mit Edzard Hobbing)

Sohn: Hermann Hampe (1. 6. 1904–13. 2. 1970, Oberbaurat)

Wohnhaus bis 1914: Blumenthalstraße 13

Wohnhaus ab 1. 8. 1914: Werderplatz 12 (Nachbar von Albert Fraenkel, Blumenthalstraße 21)



1880-1888: Altes Gymnasium in Bremen. Sein Schulfreund ist Fritz Schumacher (1869-1947), später Architekt, Stadtplaner und Hochschullehrer, Oberbaudirektor in Hamburg, Mitbegründer des Deutschen Werkbundes, Förderer der neuzeitlichen Backstein-Bauweise in Norddeutschland) https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Schumacher Hampe macht Schumacher zum Paten seines Sohnes Hermann (1904–1970) . (Dank an Jakob Mitzlaff, Bremen)

1888: stud. Germanistik und Geschichte in Bonn, Nationalökonomie in Berlin

1893: Mitarbeiter bei den Monumenta Germaniae Historica. Wird in Berlin promoviert.

1898: Habilitation in Bonn. Außerordentlicher Professor.

1903-1934: Heidelberg, Professur für mittelalterliche Geschichte und historische Hilfswissenschaften

1907: Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg

1913-1914: Bau des Doppelhauses Werderplatz 12/Blumenthalstraße 21 (Architekt: Gisbert Freiherr von Teuffel; während der Bauzeit verkauft Hampe den nördlichen Teil des Hauses an Prof. Albert Fraenkel)

1914-Sommer 1915: Hilfstätigkeit als Träger bei Verwundetentransporten in Heidelberg

24. September 1914: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Bei der Besichtigung der Lazarette durch Großherzogin Hilda neulich hat sie an alle die stereotype Frage gerichtet: ´Wo sind Sie verwundet?`(sie ist ja so äußerst schwerfällig). Sie wollte dabei Schlacht und Ort wissen. Ein biedrer Landwehrmann soll aber geantwortet haben: ´Am Aarsch, Königliche Hoheit!`. ´So? Wo ist denn das?´Offensichtlich hielt sie es für einen Berg oder dergleichen.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 129)

23. Januar 1915: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Man hat allmählich starkes Bedürfnis nach Nachrichten, die den Krieg seinem Ende näher bringen. Wie endlos kann er sich so hinziehen“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 190)

12. Februar 1915: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „[Der kriegsdienstleistende Historiker Friedrich Jürgen Heinrich] Baethgen ist früh angekommen, aber nur auf achttägigen Urlaub, um mir hier zu helfen, da in Tournai nicht das mindeste zu tun ist. Es ist das eine ganz verfehlte Anlage. Die Heidelberger haben sich darauf versteift, etwas zu machen, was ihren Namen trägt, und haben sich offenbar auch zu sehr gesträubt, nach dem Osten zu gehen. Nun ist die ganze Verbandsstation beschäftigungslos und schluckt nur Geld. Baethgen sagt, er habe die ganze Zeit hindurch nur einen einzigen Verband angelegt und den an sich selbst, als er sich beim Holzhacken verletzt habe. Sie hätten berechnet, daß jeder Verband etwa auf 300 Mark komme!“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 198)

10. März 1915: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Daß übrigens die Haltung der deutschen Frauen in den niederen Ständen nicht von viel Verständnis für die Lage zeugt, dafür gibt es manche neue Belege. Kurz bevor hier in Heidelberg Ende letzter Woche die Brotmarken für vier Wochen ausgegeben wurden, haben sich die Leute noch Waschkörbe voll Brot gekauft, so daß am Montag die Bäcker ihren Kunden für Marken überhaupt nichts zu liefern vermochten. Das nennt man Brotsparen.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 209)

25. Juli 1915: Karl Hampe trägt sich im Eisernen Buch im Garten des Museums ein („Durchhalten im Geiste des August 1914“) (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 258)

11. August 1916: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Ich begreife nicht, wie Militärs und andre noch immer glauben. vor Weihnachten könne der Krieg zu Ende gehen. Der Mut der Feinde ist letzthin doch stark erfrischt. Der Friede könnte für uns jetzt so wenig erfreulich sein, daß man ihn gar nicht wünschen kann: denn die letzten Eindrücke wirken frischer als alle unseren früheren Siege und Eroberungen“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 426)

6. Dezember 1916: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Soeben Abends wird die Nachticht verkündet, daß Bukarest genommen ist. Es ist ein weltgeschichtlicher Moment. Man empfindet die Freude, die ganz Deutschland durchzuckt! Welch ein Eindruck für die Welt. Man fühlt sich wieder einmal auf dem Gipfel und wird hoffentlich nicht nochmals zurückgedrängt!“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 472)

6. August 1917: Karl Hampe schreibt im Heidelberger Tageblatt: „Woran fehlt es in Heidelberg, wenn bei Siegesnachrichten die Fahnen sich nur vereinzelt und schüchtern herauswagen, erst am nächsten Tage etwas zahlreicher werden und nun durch zähes Ausharren nachholen, was sie an Pünktlichkeit versäumt haben... Mangelt es der Heidelberger Bürgerschaft wirklich an freudigem Stolz auf die Heldentaten ihrer Söhne im Felde? (...)““ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 580)

20. November 1917: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Etwas Trostloses hat jetzt ein Gang durch die abendliche Stadt. Aus der Universität tritt man in aegyptische Finsternis. Selbst die Hauptstraße ist ganz spärlich beleuchtet. Manche Leute gehen mit Taschenlaternen, die aber bei der schlechten Fabrikation oft nur wenige Tage dauern. Turmuhren schlagen nicht mehr. Die Fenster der Elektrischen sind blau gestrichen wegen Fliegergefahr. In Straßenschmutz zu treten, darf man nicht ängstlich sein. Das Meiste, was man in Läden haben möchte, existiert nicht mehr. (...)“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 620)

25. März 1918: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Die Fortdauer unserer großen Erfolge im Westen versetzt in einen starken Erregungszustand. Die Entscheidung des Weltkrieges scheint damit wirklich gefallen. Das Vorrücken geschieht unaufhaltsam (...) Es ist über die Maßen herrlich.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 671)

10. Juli 1918: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Im ganzen sollten doch mehr Mädchen für solche [haus]wirtschaftliche Betätgigung sich ausbilden als studieren“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 710)

15. September 1918: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Die Handschuhsheimer Bauern schwimmen in Geld. Als eine Versammlung des `Vaterländischen Abends´ im `Bachlenz´ jetzt in Frage stand, weil dort kein Bier war, wurde [der Theologe H. G. W. von] Schubert versichert, auch bei Wein würde es knüppelvoll werden. Aber von Opferfreudigkeit merkt man wenig.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 739)

15. Oktober 1918: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Die Grippe wütet jetzt sehr startk. Alle städtischen Schulen haben [bis 4. November] geschlossen; allein das Gymnasium macht wieder weiter, da der Direktor wieder seine Extratour tanzen muß“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 758)

20. Oktober 1918: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Die städtische Bevölkerung steht gegenwärtig noch mehr unter dem Eindruck der bösartigen Grippe als unter dem der großen Niederlage. Der Dienstboten- und Pflegermangel, die Überfüllung der Kliniken erhöhen die Not.(...) Dabei scheuen sich die meisten Menschen, in solche Grippewohnungen zu gehen, als seien es Pesthöhlen.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 761)

31. Oktober 1918: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Die Ereignisse jagen sich. Die Stimmung erinnert an die von 1848, nur daß die furchtbare äußere Lage hinzutritt. Aber es ist ja fast schon so weit, daß allenthalben die Leitenden den Kopf in den Sand stecken, jeder demokratischen Forderung zustimmen und das andersdenkende Bürgertum sich in zaghaftes Schweigen hüllt.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 766)

15. Januar 1919: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „Antisemitische Agitation der Rechten und philosemitische Inschutznahme ist hier jetzt in Heidelberg an der / Tagesordnung. Mich ekelt Beides an. Die Deutschnationalen und Demokraten sind eben die beiden Parteien, deren Bestand schwankt und die sich gegenseitig Wähler abwendig machen können. Daher wird der Wahlkampf zwischen ihnen schärfer, als gut ist“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 819f.)

3. Februar 1919: Karl Hampe schreibt in seinem Tagebuch: „(...) nachher Mittelstraß, der die ganze Kriegszeit gesund überstanden hat und glänzend aussieht, wie die meisten heil zurückgekehrten Kriegsteilnehmer. (...) Mittelstraß war höchst angenehm berührt von der patriotischen Stimmung in Heidelberg gegenüber anderen Teilen Deutschlands.“ (Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004, S. 827)

1921/22: Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg

1924/25: Rektor der Universität Heidelberg

1933: Antrag auf vorzeitigen Ruhestand

läßt sich zum SS 1934 emeritieren (Nachfolger 1935 Günther Franz, seit 1933 Mitglied der NSDAP, im WS 1936/37 nach Jena versetzt; 1937: Fritz Ernst)



Veröffentlichungen:

Karl Hampe, Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. 1909

Karl Hampe, Treitschke in London, in: Internationale Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik 10,7 (1. April 1916), Sp. 865-872

Karl Hampe, Herrschergestalten des deutschen Mittelalters. 1927

Karl Hampe, Das Hochmittelalter. Geschichte des Abendlandes von 900 bis 1250. 1932

Karl Hampe, Karl der Große und Widukind. 1934

Karl Hampe (Hg.), Karl der Große oder Charlemagne? 1935

Karl Hampe (1869-1936), Selbstdarstellung. Mit einem Nachwort hg. von Hermann Diener (Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse 1969,3). Heidelberg 1969

Karl Hampe, Kriegstagebuch 1914-1919. Hg. von Folker Reichert und Eike Wolgast. München 2004 (Rezension: Rhein-Neckar-Zeitung, 24. 8. 2004)



Literatur:

Michael Braun, Von „Nagelspenden“ und „Brennesselgemüse“ - Heidelberg im ersten Weltkrieg in den Erinnerungen des Mittelalter-Historikers Karl Hampe - Demnächst als Tagebuch, in: RNZ, 20. 8. 2002

Wolfgang U. Eckart, Volker Sellin, Eike Wolgast et al. (Hg.), Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus. Heidelberg 2006, S. 491ff.


Roland Hampe, Karl Hampe 1869-1936. Selbstdarstellung. Mit einem Nachwort hg. von Hermann Diener. Vorgelegt am 10. Mai 1969 von Roland Hampe. (Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften). Heidelberg 1969

Hermann Jakobs, Geschichteschreiben als Erzählvorgang. Zum 50. Todestag von Karl Hampe am 14. Februar 1986, in: Ruperto-Carola Jg. 38 H. 74 (1986), 127-129

Folker Reichert, Gelehrtes Leben. Karl Hampe, das Mittelalter und die Geschichte der Deutschen. (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften; 79). Göttingen 2009 [2009 A 8836]

Folker Reichert, Der Heidelberger Bergfriedhof als Ort der Erinnerung an Max Weber, in: Ingo Runde (Hg.), Heike Hawicks (Hg.), Max Weber in Heidelberg. Beiträge zur digitalen Vortragsreihe an der Universität Heidelberg im Sommersemester 2020 anlässlich des 100. Todestages am 14. Juni 2020. (Heidelberger Schriften zur Universitätsgeschichte, Band: 11) 1. Auflage. (Winter) Heidelberg 2022, S. 348

Gerd Tellenbach, Karl Hampe, in: ZGORh 89, 1937, S. 225

https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Hampe_(Historiker)


(Danke für Informationen an Thomas Hampe, 2017)