Heidelberger Geschichtsverein e.V.                                                                                                                  HGV

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Fritz Haber

*9. Dezember 1868 Breslau

29. Januar 1934 Basel (begr. auf dem Friedhof Hörnli)

Chemiker



1886: Abitur in Breslau. Beginnt eine kaufmännische Ausbildung in Hamburg, die er bald wieder abbricht.

1886/1887: stud. Chemie in Berlin

1887: stud. Chemie in Heidelberg (bei Robert Bunsen)

1888: dient als Einjährig-Freiwilliger beim Feldartillerie-Regiment in Breslau

1889: stud. an der TH Charlottenburg

1891: wird an der TH Charlottenburg bei Carl Liebermann promoviert ("Über einige Derivate des Piperonals")

1892: Konversion zum evangelischen Christentum. Universität Jena.

1894: Assistent des Chemikers Hans Bunte an der Technischen Hochschule Karlsruhe

1896: Habilitation an der Technischen Hochschule Karlsruhe

1898: außerplanmäßiger Professor für Technische Chemie an der Technischen Hochschule Karlsruhe

1901: heiratet die 1900 promovierte Chemikerin Clara Immerwahr (1870-1915)

1902: Geburt des Sohnes Hermann Haber

1906: Ordinarius für physikalische und Elektro-Chemie an der Technischen Hochschule Karlsruhe

1908-1913: Zusammenarbeit mit der BASF. Seine Forschungen ergeben die Grundlagen zum professionellen Aufspalten des Erdöls in seine Bestandteile wie Dieselöl, Benzin und Paraffin.

1910: technische Ausgestaltung und Patentierung des Haberschen Verfahren zur Synthese des Ammoniaks aus den Elementen durch Carl Bosch (1911 Prokurist der BASF)

1911: Haber wird Leiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem und o. Honorarprofesor für Physikalische Chemie an der Universität Berlin

1913: Inbetriebnahme der ersten großen Syntheseanlage der BASF. Das Haber-Bosch-Verfahren ist besonders für die deutsche Kriegsproduktion von Salpeter von Bedeutung.

1914: bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs stellt er sein Institut der preußischen Heeresverwaltung zur Verfügung. Seine Arbeit ermöglicht es den Mittelmächten, trotz der alliierten Blockade des chilenischen Stickstoffs Explosivwaffen herzustellen. Er fördert den Einsatz von Gaswaffen.

4. Oktober 1914: Aufruf von 93 deutschen Wissenschaftlern, Künstlern und Schriftstellern „An die Kulturwelt!“ („Manifest der 93“, „Protest gegen die Lügen und Verleumdungen, mit denen unsere Feinde Deutschlands reine Sache in dem ihm aufgezwungenen schweren Daseinskampfe zu beschmutzen trachten (...) Es ist nicht wahr..., veranlaßt von Heinrich Löhlein, verfaßt von Ludwig Fulda), in dem die Vorwürfe der Kriegsgegner bestritten werden und zur Solidarisierung mit dem deutschen Volk aufgerufen wird. Unter den Unterzeichnern sind Adolf von Baeyer, Richard Dehmel, Philipp Lenard, Hans Thoma, Wilhelm Trübner, Fritz Haber, Max Halbe, Karl Vossler, Wilhelm Windelband, Wilhelm Wundt, Friedrich von Duhn, Max Liebermann, Franz von Stuck, Hermann Sudermann, Gerhart Hauptmann, Adolf von Harnack. http://de.wikipedia.org/wiki/Manifest_der_93

22. April 1915: erster großer Chemie-Angriff der Geschichte. Deutsche Truppen lassen bei Ypern unter Aufsicht von Haber Chlorgas abblasen.

Mai 1915: Habers Frau Clara Immerwahr leidet unter seiner Beteiligung an der Kriegsführung und nimmt sich das Leben

13. Juli 1917: erster Angriff mit Senfgas gegen die Briten unter Aufsicht von Haber

1917: Haber heiratet seine 2. Frau Charlotte Nathan (Tochter: Eva Charlotte Haber, Sohn: Fritz Haber. 1927: Scheidung)

Sommer 1919: Haber reist in die Schweiz

November 1919: Rückkehr nach Deutschland

1919: Haber erhält für die Synthese von Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff (Haber-Bosch-Verfahren, Voraussetzung für die Herstellung von Kunstdünger und Munition) rückwirkend den Nobelpreis für Chemie von 1918. Die Siegermächte nehmen daraufhin die Anklage als Kriegsverbrecher zurück.

30. Oktober 1920: die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft wird auf Initiative von Fritz Haber und Friedrich Schmidt-Ott gegründet, der ihr erster Präsident wird. (1929 wird der Name in „Deutsche Gemeinschaft zur Erhaltung und Förderung der Forschung“, kurz "Deutsche Forschungsgemeinschaft", geändert)

1920-1926: Habers Projekt, die deutsche Kriegsschuld durch Gewinnung von Gold aus Meerwasser zu decken, führt nicht zum Erfolg.

8. Mai 1925: Gründung des Japan-Instituts in Berlin mit der Unterstützung von Fritz Haber als „Institut zur wechselseitigen Kenntnis des geistigen Lebens und der öffentlichen Einrichtungen in Deutschland und Japan (Japan-Institut) e. V.“

1926: Reise nach Japan

Dezember 1926: Eröffnung des Japan-Instituts mit Unterstützung Adolf von Harnacks in den Räumen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Berliner Schloss

1927: Scheidung der 2. Ehe

30. April 1933: Haber bittet Kultusminister Rust, ihn ab 1. Oktober 1933 als Direktor des KWI und als Ordinarius der Universität Berlin in den Ruhestand zu versetzen

8. Juni 1933: Kultusminister Rust bestätigt Habers Gesuch

August 1933: Haber reist nach England (Universität Cambridge), wo man ihn als "Vater des Gaskriegs" nicht gerade freundlich empfängt

Januar 1934: Reise nach Basel

29. Januar 1934: Haber stirbt in Folge eines Herzschlages in Basel



29. Januar 1935: die von Max Planck geplante Gedächtnisfeier für Haber wird verboten, nur zugelassen als private und interne Feier der KWG im Harnack-Haus zu Berlin (u.a.mit Otto Hahn, Max Planck, Lise Meitner, Richard Willstätter, Carl Bosch)

nach 1945: das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin wird in "Fritz-Haber-Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie" umbenannt



>Carl Bosch



Zitat:

"Die Leistung des Lehrers mißt sich an der Denkfähigkeit, die er beim Schüler entwickelt" (Fritz Haber)



Literatur:

Jo Angerer, Chemische Waffen in Deutschland. Darmstadt 1985

Jörg Albrecht, Brot und Kriege aus der Luft, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 41/2008, S. 77

Ute Deichmann, Dem Vaterlande – solange es dies wünscht, in: Chemie in unserer Zeit, Jg. 30/1996, Hf. 3, S. 141–149


Magda Dunikowska, Ludwig Turko, Fritz Haber – ein verfemter Gelehrter, in: Angewandte Chemie. Eine Zeitschrift der Gesellschaft Deutscher Chemiker, Jg. 123/2011, Hf. 43, S. 10226–10240


Adolf-Henning Frucht, Joachim Zepelin, Die Tragik der verschmähten Liebe, in: Mannheimer Forum 1994/95. München 1995

Adolf-Henning Frucht, Fritz Haber und die Schädlingsbekämpfung während des 1. Weltkrieges und in der Inflationszeit, in: Dahlemer Archivgespräche. Band 11, 2005, S. 141-158

Ralf Hahn, Gold aus dem Meer. Die Forschungen des Nobelpreisträgers Fritz Haber in den Jahren 1922-1927. Diepholz 1999

Erna und Johannes Jaenicke, Haber, Fritz Jacob, in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7. Berlin 1966, S. 386-389

Jüdisches Leben in Baden 1809 bis 2009. 200 Jahre Oberrat der Israeliten Badens. Festschrift, hg. von dem Oberrat der Israeliten Badens. Ostfildern 2009, S. 239ff.

Fabian Obergföll, Wissenschaftler in Krieg und Frieden, in: Ruprecht, Dezember 2000

David Rennert, Tanja Traxler, Lise Meitner. Pionierin des Atomzeitalters. Salzburg, Wien 2018


Fritz Stern, Fünf Deutschland und ein Leben. Erinnerungen. München 2007

Dietrich Stoltzenberg, Fritz Haber, Chemiker, Nobelpreisträger, Deutscher, Jude. Weinheim 1998


Dietrich Stoltzenberg, Fritz Haber, Carl Bosch und Friedrich Bergius – Protagonisten der Hochdrucksynthese, in: Chemie in unserer Zeit, Band 33, 1999


Margit Szöllösi-Janze, Fritz Haber. 1868-1934. Eine Biographie. München 1998



http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Haber

The Man Who Killed Millions and Saved Billions (Veritasium) https://www.youtube.com/watch?v=QQkmJI63ykI