Heidelberger Geschichtsverein

www.haidelberg.de

Stefan George

*12. 7. 1868 Büdesheim am Scharlachberg (heute zu Bingen)

4. 12. 1933 Minusio bei Locarno (Klinik Muralto)

Dichter



1882: Gymnasium Darmstadt

1888: Abitur

1888-1891: Reisen durch Europa. London, Montreux, Paris.

22. Oktober 1889-1891: stud. in Berlin deutsche und romanische Philologie

1890: „Hymnen“ (Gedichte)

1890-1892: in Paris Kontakt mit dem Kreis der französischen Symbolisten (Rimbaud, Verlaine, Mallarmé)

1891: stud. in Wien, trifft Hugo von Hofmannsthal (1874-1929)

10. Januar 1892: gesteht Hugo von Hofmannsthal (17) brieflich seine Liebe

1892: Freundschaft mit Ida Coblentz (1870-1942, verh. Dehmel)

1892-1919: gibt die „Blätter für die Kunst“ heraus

Oktober 1893: studiert drei Semester in München

1897: „Das Jahr der Seele“ (Gedichte)

1900: zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück und baut an seinem eigenen, auf geistiger Führerschaft und elitärem Kunstbegriff fußenden Mythos, in dem ihn seine Freunde, die er gleich Jüngern im sogenannten George-Kreis um sich schart, bestärken

1901: München

1902: erste Begegnung mit dem 14jährigen Gymnasiasten Maximilian Kronberger, dessen Erleben für ihn zum zentralen Ereignis wird, aus dem er den Mythos „Maximin“ schafft

1902: Kontakt zu der Antifeministin Anna Schellenberg

15. April 1904: Maximilian Kronberger stirbt

1909/1930: Heidelberg (wohnt zunächst in der Pension Neuer, Schloßberg 49; dann Villa Lobstein, Schloßberg 55, von 1912-1922 zeitweise in der Pension Friedau, Gaisbergstraße 16a, dann Molkenkurweg 1, "Schwartz`sche Villa")

1. Juni 1909: Besuch auf Stift Neuburg mit Karl Wolfskehl (Erlebnis im Spukzimmer)

18. Mai 1910: "Kometenfest" auf Stift Neuburg mit Karl Wolfskehl (18./19. Mai 1910: größte Annäherung des Halleyschen Kometen an die Erde)

14. August 1910: Stift Neuburg, Brief von Alexander von Bernus

15./16. September 1910: Begegnung mit Percy Gothein (1896-1944) auf der Neckarbrücke

17. September 1910: Max Weber besucht George

11.-13. Dezember 1910: Stift Neuburg

Mai 1013: Heidelberg (Pension Neuer, Schloßberg 49)

20. Juni 1914: Aufführung von Shakespeares „Wie es Euch gefällt“ des Kreises um Edgar Salin im Wald beim Königstuhl

Juli-20. August1915: Pension Friedau, Gaisbergstraße 16a, Mittagstisch mit Max Weber

1919: die letzte Folge der „Blätter für die Kunst“ erscheint

7.-9. Juni 1919: Pfingsttreffen bei Stefan George in der Villa Lobstein (Schloßberg 55) (Percy Gothein, Ernst Glöckner, Woldemar Graf Uxkull-Gyllenband (1898-1939), Erich Boehringer, Ernst Gundolf, Ernst Morwitz, Ludwig Thormaehlen, Berthold Vallentiin, Albrecht von Blumenthal)

Juni 1923: Molkenkurweg 1, Besuch von Caroline und Alexander von Stauffenberg

1926: Friedrich Gundolf heiratet Elisabeth (Elli) Agnes Salomon (1893–1958)

28. August 1927: Georges erste offizielle Ehrung als Lyriker durch die Stadt Frankfurt am Main. (Erstmalige) Verleihung des mit 10.000 RM dotierte Goethe-Preises im sogenannten „Staatssaal“ des Goethehauses. Stefan George zeigt sich zunächst unbeeindruckt, lehnt den Preis ab und nimmt ihn erst nach öffentlichem Drängen an.

12. Juli 1931: Friedrich Gundolf (*20. Juni 1880) stirbt in Heidelberg (auf dem Bergfriedhof begraben)

1933: George kehrt von einem Schweiz-Aufenthalt nicht nach Deutschland zurück. Lehnt die ihm angetragene Präsidentschaft der Preußischen Akademie für Dichtkunst ab.

12. Juli 1933: Reichspropagandaminister Joseph Goebbels inszeniert seinen 65. Geburtstag

4. 12. 1933: George stirbt in Minusio bei Locarno (Klinik Muralto) im Beisein einiger Jünger. Diese vernichten einen Teil des Nachlasses.



6. Juli 2011, 20 Uhr: „Der Georgekreis in Heidelberg“ (Vortrag von Hans-Martin Mumm, Offener Arbeitskreis Stadtgeschichte des HGV)

29. September 2011, 19.30 Uhr: Zwischen Wandervogel, George-Kreis und Sozialismus - Emil Henk und Theodor Haubach (1918-1925) (Vortrag von Hans-Martin Mumm, Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberger Geschichtsverein e. V.)

10., 17. und 24. Juni 2018, 11.00 Uhr: Stadtgeschichte im Gehen. Stefan George und sein Kreis. - Michael Buselmeier und Hans-Martin Mumm führen in drei Touren zu Stefan Georges Stätten in Heidelberg und denen seiner Anhänger und Kritiker.


14. Juni 2018, 18.15−19.45 Uhr: Theodor Haubach und Emil Henk. Zwei Georgeaner im Widerstand gegen Hitler (Vortrag von Hans-Martin Mumm, Friedrich-Ebert-Gedenkstätte) (Vortragsreihe: Stefan George 1868–1933. Dichtung – Kreis – Politik)


29. Juni 2018, 19 Uhr : ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG „WER JE DIE FLAMME UMSCHRITT .“ STEFAN GEORGE IM KREIS SEINER HEIDELBERGER TRABANTEN im MUSEUM HAUS CAJETH. EINFÜHRUNG: Prof. Dr. Wulf D. von Lucius: "Stefan George und die Bücher". KONZEPTION DER AUSSTELLUNG: Thomas Hatry, Antiquar, Hans-Martin Mumm, Vorsitzender des Heidelberger Geschichtsvereins, Stadtrat. ÖFFNUNGSZEITEN DER AUSSTELLUNG: Mo.–Fr. 11.30–17 Uhr, Sa. 11.30–15 Uhr. Öffentliche Führungen durch die Ausstellung nach Bekanntmachung oder Vereinbarung. Eintritt: 4,- €, ermäßigt 3,- €




Zitate von George:


"Wenn Sie wüßten, wie langweilig Deutschland damals [vor dem 1. Weltkrieg] war, Das kann man sich heut gar nicht mehr vorstellen". (George zu Edith Landmann, September 1916)]


"Von mir aus führt kein Weg zur Wissenschaft" (Heidelberg 1920)



Zitate über George:

Ein Heidelberger Student bekundet: "1919, kurz nach der roten Novemberrevolte geschah es, daß ein Heidelberger Universitätslehrer vor meist noch feldgrauen Studenten eine Vorlesung über Goethe begann. Der Hörsaal war voller Menschen, das akademische Viertel überschritten. Der Dozent indessen zögerte. Sein Blick war auf die Tür gerichtet, als ob er jemanden erwarte. Und in der Tat: während die Ungeduldigen schon mit den Füssen zu scharren begannen, öffnete sich die Tür. Ein Mann trat herein, mit weißem Haupthaar und einem Antlitz nicht aus unserer Zeit. Die Macht seiner Erscheinung, die Reinheit, die ihn umgab, teilte sich den jungen Menschen des Schützengrabens in einer so packenden Weise mit, daß plötzlich ein allgemeines Schweigen entstand. Die Meisten erhoben sich und ehrten so in feierlicher Ergriffenheit den Dichter STEFAN GEORGE.." Quelle: http://www.george-kreis.de/publikationen.htm

"Er sieht abschreckend und häßlich aus, wie das böse Princip, oder wie ein giftiger Pilz" (Ricarda Huch, nach Karlauf 2007, S. 315)

(...) Wenn der Stefan George`sche Kreis ohnedies alle Merkmale der Sekten-Bildung an sich trug - damit übrigens auch das spezifische Charisma einer solchen -, so ist die Art und Weise des Maximin-Cultus schlechthin absurd, weil sich von dieser Erlöser-Inkarnation mit aller Gewalt nichts aussagen läßt, was seine Göttlichkeit für Andre, als diejenigen, die ihn persönlich kannten, irgendwie glaubhaft machen könnte. George ´s, Wolfskehls, Gundolf`s Maximin-Gedichte sind der klarste Beweis dafür, ich brauche das kaum zu begründen. (...) Diese Leute sind, scheint es, bereits nur allzu „erlöst“ - und daher bleibt als einziges noch mögliches Ziel: das Streben nach Selbstvergottung, nach dem unmittelbaren „Genuß“ des Göttlichen in der eignen Seele. (...)“ (Max Weber an Dora Jellinek, Heidelberg, 9. Juni 1910, abgedruckt, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V., Nr. 14 (2010), S. 220-222)



Veröffentlichungen:

Stefan George Friedrich Gundolf. Briefwechsel. Hg. von Robert Boehringer. München, Düsseldorf 1962



Literatur:

Achim Aurnhammer, Wolfgang Braungart, Stefan Breuer, Ute Oelmann (Hg.), Stefan George und sein Kreis. Ein Handbuch. Band 3. Berlin/New York 2012

Alexander von Bernus, Wachsen am Wunder. Heidelberger Kindheit und Jugend. Heidelberg 1984, S. 236-238, 242-245

Ernst Blass, Über den Stil Stefan Georges. Heidelberg 1920

Stefan Breuer, Das Syndikat der Seelen. Stefan George und sein Kreis, in: H.Treiber/K.Sauerland (Hg.): Heidelberg im Schnittpunkt intellektueller Kreise. Opladen 1994, 328-375

Michael Buselmeier, Man macht alles nur mit Fanatismus! Stefan Georges Freundeskreis in und um Heidelberg. Ein Essay, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 23 (2019), S. 99-116


Michael Buselmeier, Man macht alles nur mit Fanatismus! Anmerkungen zu Freundeskreis Stefan Georges in und um Heidelberg. Warmbronn 2019


Jürgen Egyptien, Stefan George auf Stift Neuburg. 2009

Jürgen Egyptien, Stefan George. Dichter und Prophet. Darmstadt [2018] [2018 A 4054] https://sezession.de/58603/juergen-egyptien-stefan-george-dichter-und-prophet

Christophe Fricker (Hg.), Krise und Gemeinschaft. Stefan Georges "Der Stern des Bundes". Frankfurt am Main 2017

Johannes Fried, Zwischen "Geheimem Deutschland" und "geheimer Akademie der Arbeit". Der Wirtschaftswissenschaftler Arthur Salz, in: Barbara Schlieben u. a. (Hg.), Geschichtsbilder im George-Kreis: Wege zur Wissenschaft, Göttingen 2004, S. 249–302

Eckhart Grünewald, Ernst Kantorowicz und Stefan George. Beiträge zur Biographie des Historikers bis zum Jahre 1938 und seinem Jugendwerk „Kaiser Friedrich der Zweite“. Wiesbaden 1982 (Frankfurter historische Abhandlungen, Band 25)

Elisabeth Gundolf, Zwei Vorträge: Meine Begegnungen mit Rainer Maria Rilke und Stefan George – Stefan George und der Nationalsozialismus. Vorwort von Lothar Helbing Gundolf und Elli. (Castrum Peregrini 69. Presse). Amsterdam 1965


Thomas Hatry, Hans-Martin Mumm, „Wer je die flamme umschritt ..“ Stefan George im Kreis seiner Heidelberger Trabanten. Eine Ausstellung zur Erinnerung an den 150. Geburtstag des Dichters. Ausstellungskatalog, Museum Haus Cajeth, 2.7.−26.9.2018, Kurpfälzischer Verlag. Heidelberg 2018 (Rez. Michael Buselmeier, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins Nr. 24 (2020), S. 269ff.)

Emil Henk, Die Tragödie des 20. Juli 1944. Ein Beitrag zur politischen Vorgeschichte. Heidelberg 1945 (2. erw. Auflage 1946) [B 4439-257-179]

Theodor Heuss, Dank und Bekenntnis. Gedenkrede zum 20. Juli 1944. Tübingen 1954

Dora Jellinek, Stefan George. Vortrag, gehalten am 22. Januar 1910 im lyrischen Seminar zu Heidelberg, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V., Nr. 14 (2010), S. 210-220

Thomas Karlauf, Stefan George. Die Entdeckung des Charisma. München 2007 – Rezension: RNZ, 15. 9. 2007; Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein 13, 2009

Thomas Karlauf, Stauffenberg. Porträt eines Attentäters. München 2019

Kai Kauffmann, Stefan George. Eine Biographie, Castrum Peregrini N.F. Bd. 8. Wallstein Verlag 2014

Robert M. Kempner, Das Urteil im Wilhelmstrassen-Prozeß. Schwäbisch Gmünd 1950

Karlhans Kluncker, Percy Gothein. Humanist und Erzieher. Das Ärgernis im George-Kreis (Castrum Peregrini 171-172). Amsterdam 1986

Robert E. Lerner, Letters by Ernst Kantorowicz concerning Woldemar Uxkull and Stefan George, in: George-Jahrbuch. Band 8, 2010, S. 157–174

Gert Mattenklott, Bilderdienst. Ästhetische Opposition bei Beardsley und George. (Habilitationsschrift) 1970

Frank Moraw, Neues zur „Entdeckung des Charisma“. Dora Jellineks Seminararbeit weckt Max Webers Interesse an Stefan George, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V., Nr. 14 (2010), S. 189-194

Hans-Martin Mumm, „Die sieghafte Jugend der Neckarfluren“. Die Pension Friedau, Gaisbergstraße 16a, als Ort Stefan Georges und des Georgekreises, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Jg. 15 (2011), S. 127-143

Hans-Martin Mumm, Theodor Haubach und Emil Henk. Zwei Georgeaner im Widerstand gegen Hitler, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 23 (2019), S. 117-136


Robert E. Norton, Secret Germany. Stefan George and his Circle. 2002

Ute Oelmann, Ulrich Raulff (Hg.), Frauen um Stefan George (Castrum Peregrini NF 3). Göttingen 2010

Ulrich Raulff, Kreis ohne Meister. Stefan Georges Nachleben. Eine abgründige Geschichte. München 2009

Edgar Salin, Um Stefan George. Erinnerung und Zeugnis. 1948. Zweite, neugest. u. wesentl. erw. Aufl.. München; Düsseldorf 1954 [G 6883-22-154 B]

Stephan Schlak, Der motorisierte Percy Gothein. Anmerkungen zu einem bewegten Fall im George-Kreis, in Barbara Schlieben u.a. (Hg.), Geschichtsbilder im George-Kreis. Wege zur Wissenschaft. Göttingen 2004, S. 33!-343

Barbara Schlieben u.a. (Hg.), Geschichtsbilder im George-Kreis. Wege zur Wissenschaft. Göttingen 2004

Korinna Schönhärl, Wissen und Visionen. Theorie und Politik der Ökonomen im Stefan George-Kreis. Berlin 2009

Hans-Jürgen Seekamp, Stefan George, Leben und Werk. Eine Zeittafel / H.-J. Seekamp ; R. C. Ockenden ; M. Keilson. Amsterdam (Castrum Peregrini) 1972

Alexander Stauffenberg, Der Tod des Meisters. Zum zehnten Jahrestag. München 1945

Friedrich Thiel, Vier sonntägliche Strassen. A study of the Ida Coblenz problem in the works of Stefan George. New York u. a. 1988

Jan Wiele, Die Stunde zwischen Musel und Gundel. Eine erstaunliche Heidelberger Ausstellung zur Wirkungsgeschichte Stefan Georges, in: FAZ, 16. 8. 2018, S. 9 http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/heidelberger-ausstellung-zur-wirkungsgeschichte-von-stefan-george-15739615.html

Peter Zimber, Der große Meister und seine ergebenen Jünger, in: RNZ, 22. 1. 2008

Web:

http://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_George

http://www.idgr.de/lexikon/bio/g/g.html (Informationsdienst gegen Rechtsextremismus)

http://www.stefan-george-gesellschaft.de/ (Stefan-George-Gesellschaft)

http://www.uni-duisburg.de/FB3/GERM/projekte/projgrimm/george/geore.htm (Kurzbio)

http://www.bingen.de/kultur/stefan_george/stefan_george.htm (Kurzbio)

http://www.faz.net/s/Rub1DA1FB848C1E44858CB87A0FE6AD1B68/Doc~EE58C2EF6A5A04A03AFEB5DF1772E8054~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_feuilleton (Thomas Karlauf, Stefan George. Die Entdeckung des Charisma. 2007)

http://www.faz.net/s/Rub1DA1FB848C1E44858CB87A0FE6AD1B68/Doc~E6AB9B646E6E940DF8D5751CB24E30CC1~ATpl~Ecommon~Sspezial.html?rss_aktuell (Thomas Karlauf, Stefan George. Die Entdeckung des Charisma. 2007)