Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV
Wilhelm Furtwängler
*25. Januar 1886 Schöneberg bei Berlin
†30. November 1954 Ebersteinburg bei Baden-Baden (begraben auf dem Bergfriedhof Heidelberg)
Dirigent, Komponist, preußischer Staatsrat (bis 1938)
Vater: Adolf Furtwängler (Professor für Archäologie)
Mutter: Adelheid Furtwängler geb. Wendt (1862-1944, lebt seit 1930 in Heidelberg)
Ehefrau: Elisabeth Furtwängler
Tochter: Adelheid Furtwängler, Malerin
Schwester: Märit Furtwängler-Scheler (1912-1924 mit Max Scheler verheiratet)
1905: erste Stelle am Stadttheater Breslau
1915-19: Erster Kapellmeister am Nationaltheater Mannheim
1922-28: Leiter des Gewandhausorchesters Leipzig
1922-45, 1950ff.: Leiter der Berliner Philharmoniker
1927-1930: Leiter der Wiener Philharmoniker
1928: Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg
1929: Ehrenbürger von Mannheim
Juni 1933: von Göring zum Ersten Kapellmeister der Berliner Staatsoper ernannt
Juli 1933: von Göring zum Preußischen Staatsrat ernannt (-1938)
Herbst 1933: zum Vizepräsidenten der Reichsmusikkammer ernannt
Januar 1934: von Göring zum Direktor der Berliner Staatsoper ernannt
1934: Leiter der Berliner Philharmoniker
11. und 12. März 1934: dirigiert die Uraufführung der Sinfonie „Mathis der Maler“ von Paul Hindemith
19. August 1934: bekundet durch seine Unterschrift unter den Aufruf der Kulturschaffenden, daß er zu des Führers Gefolgschaft gehört
4. Dezember 1934: gibt aus Protest gegen das Aufführungsverbot von Hindemiths Oper „Mathis der Maler“ seine Ämter als Staatsoperndirektor, Leiter des Berliner Philharmonischen Orchesters und Vizepräsident der Reichsmusikkammer auf
28. Februar 1935: wird von RM Goebbels empfangen und erklärt, es habe ihm völlig ferngelegen, mit dem Hindemith-Artikel „in die Leitung der Reichskunstpolitik einzugreifen“; diese werde „auch nach seiner Auffassung selbstverständlich allein vom Führer und Reichskanzler und dem von ihm beauftragten Fachminister bestimmt“
10. April 1935: RK Adolf Hitler empfängt Wilhelm Furtwängler auf dessen Ersuchen in der Reichskanzlei
April 1935: Wiederaufnahme seiner öffentlichen Tätigkeit, allerdings nur beim Berliner Philharmonischen Orchester, weil für die Staatsoper bereits Clemens Krauss vorgesehen war
1938: Dirigent der Salzburger Festspiele
Juni 1939: mit der Leitung der Wiener Philharmoniker betraut
Dezember 1939: wird von Gauleiter Josef Bürckel zum Bevollmächtigten für das gesamte Musikwesen der Stadt Wien ernannt.
November 1940: dirigiert in Prag ein Konzert zur Neueröffnung des „Deutschen Theaters“
März 1944: dirigiert in Prag ein Konzert zum fünften Jahrestag des Protektorats Böhmen und Mähren
1945-1947: Berufsverbot in Deutschland. Lebt in Clarens/Schweiz
1952: Leiter der Berliner Philharmoniker
1952: Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik
4. Dezember 1954: Staatsbegräbnis auf dem Bergfriedhof Heidelberg, Trauerfeier in der Heiliggeistkirche
Sein Grab auf dem Heidelberger Bergfriedhof wird von einer Steinplatte mit dem Vers aus 1. Kor. 13,13 bedeckt: Nun aber bleibt Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei. Aber die Liebe ist die Größte unter ihnen. Neben ihm ruhen seine Mutter und seine Schwester Märit Furtwängler-Scheler, die 1912-1924 mit Max Scheler verheiratet war.
>Furtwänglerstraße (Handschuhsheim)
Zeugnis:
„Er war kein Nazi, aber er hatte nicht den Mut, Nein zu sagen“. (Lisel Lewin-Kassewitz, Generalsekretärin der Heidelberger Festspiele 1926-1929, in: Rhein-Neckar-Zeitung, 11. September 2001, S. 3)
Paul Erdmann, Standhalten oder weichen? Der Rotary Club Heidelberg und seine Nachbarclubs im Nationalsozialismus, Stuttgart 1922 (unveröffentliches. Manuskript, Festschrift, 261 Seiten, Download im pdf-Format: https://memorial-rotary.de/dokumente/390 )
Fritz Ernst, in: Ruperta Carola XIV Bd 31, Juni 1962, S. 30-40
Heidelbergs Abschied von Wilhelm Furtwängler. Ein Rückblick auf den 4. Dezember 1954, in: Heidelberger Amtsanzeiger, 31. Dezember 1954, S. 3ff.
Klaus Lang, Wilhelm Furtwängler und seine Entnazifizierung. Aachen 2012
Klaus Lang, Elisabeth Furtwängler – Mädchen mit 95 Jahren. (Verlagsort?). 2008 – Rezension: RNZ, 9. 2. 2008
Wulf D. von Lucius, Uwe Johannes Lützen, Michael Stolleis (Hg.), Saxo-Borussia, Dir gehör' ich! 200 Jahre Corps Saxo-Borussia zu Heidelberg 1820–2020. Heidelberg 2020, S. 132f.
Georg Poensgen, Zum ersten Todestag von Wilhelm Furtwängler, in: Ruperto Carola 7. Jg., Nr. 18, Dezember 1955, S. 200f.
Ruperto Carola 6. Jg. Nr. 17, Juni 1955, S. 9ff.
Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten. Heidelberg 1992, S. 61ff.
Eberhard Straub, Die Furtwänglers. Geschichte einer deutschen Familie. München 2007
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Furtw%C3%A4ngler