Heidelberger Geschichtsverein e.V. HGV
Eugen Joseph Fehrle
*7. August 1880 Stetten, Amt Engen
†8. Mai 1957 Heidelberg (auf dem Friedhof in Handschuhsheim begraben)
Altphilologe, Volkskundler, Universitätsprofessor, Politiker
Mitglied der NSDAP und der SS
Herausgeber der Oberdeutschen Zeitschrift für Volkskunde und der „Bausteine zur Volkskunde und Religionswissenschaft“
Vater: Johann Fehrle, Hauptlehrer
Mutter: Martina, geb. Wick
1900: Abitur in Konstanz
1900 -1907: stud. klassische Philologie, Religionswissenschaft und Germanistik an der Universität Heidelberg
1907: wird mit der Arbeit "Die kultische Keuschheit im Altertum" zum Dr. phil. promoviert
1908: Lehramtsexamen
1909-1918: Lektor für Griechisch und Latein an der Universität Heidelberg
1910: Privatdozent in Heidelberg
1910: Heirat mit Erna, geb. Küster (1892–1950) (zwei Töchter, ein Sohn)
1913: Habilitation in Heidelberg für Klassische Philologie
1914: Kriegsdienst bei der Infanterie, zuletzt als Leutnant der Reserve
1919: apl. Professor für klassische Philologie
1923: Italienreise, Bekanntschaft mit dem Faschismus
1926: Lehrauftrag für Volkskunde
1926: Mitherausgeber der Zeitschrift "Volk und Rasse"
1927-1943: Herausgeber und Schriftleiter der Oberdeutschen Zeitschrift für Volkskunde (Bühl, Baden : Konkordia AG 1.1927 - 17.1943; damit Ersch. eingest.) ZDB https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/NAQCC6TCXYGAC7P4EVBGRAOMHA3VJIXK https://de.wikisource.org/wiki/Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde
1931: Mitglied der NSDAP
4. März 1933: „Die deutsche Geisteswelt für Liste 1. Erklärung von 300 deutschen Universitäts- und Hochschullehrern“ erscheint im Völkischen Beobachter. Die Erklärung enthält einen Wahlaufruf für die Reichstagswahlen vom 5. März 1933 zugunsten der NSDAP unter dem Reichskanzler Adolf Hitler. (u.a. von Eugen Fehrle und Friedrich Endemann unterzeichnet)
1933: Ministerialrat im badischen Kultusministerium, Leiter der Hochschulabteilung
1934: o. Professor der deutschen Volkskunde
16. Januar 1937: Aufruf zur Gründung einer Vereinigung der Freunde der Heimatkunde in Heidelberg, unterzeichnet von Universitätsprofessor Dr. Eugen Fehrle, Ratsherr der Stadt Heidelberg, Leiter der Lehrstätte für Deutsche Volkskunde in Heidelberg, Heinrich Landfried, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Mannheim, Karl Lindinger, Ratsherr der Stadt Heidelberg, Kreisobmann der DAF, Dr. Carl Neinhaus, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg, Universitätsprofessor Dr. Ludwig Paul Schmitthenner, Ratsherr der Stadt Heidelberg, Badischer Staatsminister, Wilhelm Seiler, Kreisleiter des Kreises Heidelberg der NSDAP, Stadtoberschulrat.
1938: Mitglied der SS. Direktor des Deutschen Seminars der Universität Heidelberg.
Juli 1939: das 1938 gegründete Institut für Fränkisch-Pfälzische Landes- und Volksforschung der Universität Heidelberg wird unter dem geänderten Namen Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde eröffnet (Geschäftsführer 1942-1945: Eugen Fehrle)
1940: wohnt in der Landfriedstraße 3
1944: Sturmbannführer SS, Prorektor der Universität Heidelberg
1945: aus dem Amt entlassen. Im Spruchkammerverfahren als „Aktivist“ und „Nutznießer“ eingestuft
3. 7. 1945-23. 5. 1947: Internierungshaft
1950: emeritiert
Zitat:
„Adolf Hitler hat uns das Gefühl der Verbundenheit aller Deutschen durch ihr gemeinsames Volkstum mit seinen Taten wieder lebendig gemacht“ (Oberdeutsche Zeitschrift für Volkskunde 14. Jahrgang. 1940 H. 1/3)
Wertung:
„Ganz selbstverständlich ergab sich schließlich für Fehrle aus der Propaganda für die Flurnamensammlung die für den Nationalsozialismus, der ja seine Wurzeln zutiefst im deutschen Volkstum versenkt weiß. Da geschah es dann etwa bei Schulungskursen, daß Fehrle unter den vielen sozialdemokratisch verseuchten Referenten und Lehrern jene erkannte, die gleich ihm der „neuen Lehre“ anhingen. In Diskussionen konnte er manchen nicht nur für die Flurnamensammlung, sondern auch für die großen Ziele der Partei gewinnen“ (Herbert Derwein, Die badische Flurnamensammlung als Werk Eugen Fehrles, in: [Eugen Fehrle] Beiträge zur Flurnamenforschung. Festschrift für Eugen Fehrle zum 60. Geburtstag dargebracht. Hg. von Herbert Derwein. Karlsruhe 1940, S. 7)
"Der größte Lump und Feigling unter den Universitätsführern" (Fritz Ernst, Tagebuch, 10. April 1945, zitiert nach Martin Krauß, Die Aufzeichnungen von Fritz Ernst zum Kriegsende in Heidelberg 1945, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins Nr. 29 (2025), S. 226
>Lili Fehrle-Burger
Veröffentlichungen:
Eugen Fehrle, Heimatkunde in der Schule. (Heimatblätter "Vom Bodensee zum Main"; 8) 2. Aufl. Karlsruhe 1923
Eugen Fehrle, Die Großherzöge Friedrich I. und Friedrich II. und das badische Volk. Karlsruhe 1930
Eugen Fehrle, Otto Wacker, in: Oberdeutsche Zeitschrift für Volkskunde, 14. Jg., Heft 1/2, 1940, S. 1/2 (Nachruf)
Literatur:
Peter Assion, Eugen Fehrle (1880-1957), in: Badische Biographien. Neue Folge. Band I. Stuttgart 1982, S.112-114
Peter Assion, „Was Mythos unseres Volkes ist“. Zum Werden und Wirken des NS-Volkskundlers Eugen Fehrle, in: Zeitschrift für Volkskunde 81 (1985), S. 220-244
Herbert Derwein, Die badische Flurnamensammlung als Werk Eugen Fehles, in: [Eugen Fehrle] Beiträge zur Flurnamenforschung. Festschrift für Eugen Fehrle zum 60. Geburtstag dargebracht. Hg. von Herbert Derwein. Karlsruhe 1940, S. 5-9 [Universitätsbibliothek Heidelberg: E 2761=10/1]
Wolfgang U. Eckart, Volker Sellin, Eike Wolgast et al. (Hg.), Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus. Heidelberg 2006, S. 355ff., 402
Christian Peters, Arno Weckbecker, Auf dem Weg zur Macht. Zur Geschichte der NS-Bewegung in Heidelberg 1920-1934. Dokumente und Analysen. (Nachdruck) Heidelberg o.J., S. 275
Folker Reichert, Wissenschaft und „Heimatfront“. Heidelberger Hochschullehrer im Ersten Weltkrieg, in: Armin Kohnle, Frank Engehausen (Hg.), Zwischen Wissenschaft und Politik, Studien zur deutschen Universitätsgeschichte, Festschrift für Eike Wolgast zum 65. Geburtstag. Stuttgart 2001, S. 497
Clara Schlichtenberger, Die Ordnung der Welt. Die Sammlungs-Grammatik Victor Goldschmidts, des Gründers der völkerkundlichen Sammlung der Von-Portheim-Stiftung in Heidelberg, und die seiner Kuratoren (Univ., Diss., 1996) Tübingen 1997 [UBH: 98A3136], S. 183ff. et passim
https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Fehrle