Heidelberger Geschichtsverein e.V.           HGV

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Hermann Durlacher

*1893 Münzesheim/Baden

1942 Auschwitz

Lehrer



Studium am Lehrerseminar Heidelberg

1912: Lehrer in Heidelberg

1914-1918: Frontsoldat

1918: als Unterleutnant der Reserve entlassen

1920: Lehrer an der Volksschule in der Plöck/Sandgasse („Hindenburgschule“)

1. März 1923: Heirat mit Martha Fischer

1924: Geburt des Sohnes Walter Julius

1927: Geburt des Sohnes Ludwig

Wohnung: Plöck 34, dann Hauptstraße 121

Vorsitzender des Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, Sektion Heidelberg

1933: Beurlaubung vom Schuldienst

Sommer 1935: Stadtschulrat Wilhelm Seiler schließt die jüdischen Kinder vom Unterricht an den Heidelberger Volksschulen aus

September 1935: Durlacher unterrichtet die jüdischen Kinder an der Pestalozzischule (Landhausstraße)

9./10. November 1938: während der Pogromnacht wird das Klassenzimmer von der SA zerstört, Schüler und Lehrer dürfen nicht in die Schule zurückkehren. Durlacher wird festgenommen und in den „Faulen Pelz“, am Abend ins Konzentrationslager Dachau gebracht. Als er am 10. Januar 1939 zurückkehrt, nimmt er den Unterricht in einem Privathaus (Bunsenstraße 3) wieder auf (vermutlich bis zur Deportation).

26. Juli 1939: die zwei Söhne der Familie Durlacher, Ludwig und Walter Julius Durlacher, kommen mit einem Kindertransport nach England

22. Oktober 1940: mit den meisten Heidelberger Juden werden Hermann Durlacher und seine Frau ins Lager Gurs (Pyrénées-orientales) verschleppt

November 1940: das Eigentum der Familie Durlacher (und anderer Deportierter) wird in Heidelberg öffentlich versteigert

April 1941: Durlacher wird von seiner Frau getrennt und ins Lager Les Milles (Bouches du Rhône) transportiert

13. August 1942: Durlacher wird nach dem Osten transportiert, wahrscheinlich nach Auschwitz, dort ermordet

4. September 1942: Martha Durlacher wird über das Camp Rivesaltes (Pyrénées-orientales) nach dem Osten transportiert und vermutlich in Auschwitz ermordet

Walter Durlacher kehrt nach dem Krieg nach Heidelberg zurück und lebt in Mannheim (†2006)

13. September 2001: Gedenkstunde und Enthüllung einer Gedenktafel zur Erinnerung an Hermann Durlacher an der Landhausschule (Weststadt)



Literatur:

Eric Gaber, Histoire vraie. Aus dem Französischen von Ulrike Gaber. Mit einer Nachbemerkung von Ingrid Moraw, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 21 (2017), S. 222


Norbert Giovannini und Frank Moraw (Hrsg.): Erinnertes Leben. Autobiographische Texte zur jüdischen Geschichte Heidelbergs. Heidelberg 1998 (passim, besonders S. 136)

Norbert Giovannini, Claudia Rink, Frank Moraw, Erinnern, Bewahren, Gedenken. Die jüdischen Einwohner Heidelbergs und ihre Angehörigen 1933-1945. Biographisches Lexikon mit Texten. Hg. vom Förderkreis Begegnung. Heidelberg 2011

Norbert Giovannini, in: Norbert Giovannini (Hg.), Ingrid Moraw, Reinhard Riese und Claudia Rink, Stille Helfer. Eine Spurensuche in Heidelberg 1933-1945. Heidelberg 2019, S. 243-256

Norbert Giovannini, Wie der Nazi-Terror auch in Heidelberg eskalierte. Von der Pogromnacht 1938 bis zur Deportation nach Gurs, in: RNZ, 22. 10. 2020, S. 3

Norbert Giovannini, Briefe der Familie Durlacher 1939-1942, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 26 (2022), S. 231-242

Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. IV/1999, SS. 227, 233

Frank Moraw, Steine sollen reden, in: RNZ, 19. 10. 2004

http://www.stolpersteine-heidelberg.de/familie-durlacher.html