Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Carl Bosch

*27. August 1874 Köln

26. April 1940 Heidelberg

Chemiker

Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei

Vater: Carl Friedrich Alexander Bosch, (1843-1904, Kaufmann in Köln)

Onkel: Robert August Bosch (1861-1942, Industrieller, Stuttgart)

Ehefrau: Else Bosch , geb. Schilbach (*1880)





1893: Schulabschluß an der Oberrealschule in Köln, danach praktisches Jahr bei der mit dem väterlichen Betrieb in Geschäftsverbindung stehenden Marienhütte in Kotzenau bei Liegnitz/OS

1894: Studium des Maschinenbaus und des Hüttenwesens an der TH Charlottenburg

1896: Studium der Chemie an der Universität Leipzig. Mitglied der Burschenschaft Cimbria.

1898: Promotion in Leipzig

1899: Eintritt als Chemiker in die Badische Anilin- und Sodafabrik Ludwigshafen

1910: technische Ausgestaltung des Haberschen Verfahren zur Synthese des Ammoniaks (NH3) aus den Elementen Stickstoff und Wasserstoff

1911: Prokurist der BASF

1913: Inbetriebnahme der ersten großen Syntheseanlage. Das Haber-Bosch-Verfahren ist besonders für die deutsche Kriegsproduktion von Salpeter von Bedeutung.

1914: stellv. Direktor der BASF

1914: bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs stellt Fritz Haber sein Institut der preußischen Heeresverwaltung zur Verfügung. Seine Arbeit ermöglicht es den Mittelmächten, trotz der alliierten Blockade des chilenischen Stickstoffs Explosivwaffen herzustellen. Haber fördert den Einsatz von Gaswaffen.

1916: wohnt in Heidelberg

1917: Direktor der BASF

1919: Vorstandsvorsitzender der BASF

21. September 1921, 7.32 Uhr: Detonation im Stickstoffwerk-Werk der BASF in Oppau. Zwei Explosionen von etwa 400 Tonnen Ammoniumsulfatnitrat (schwerstes Industrie-Unglück der deutschen Geschichte, 561 Tote, 1977 Verletzte. Noch in 75 km Entfernung zum Unglücksort beschädigen die Detonationen Gebäude. Im 13 km entfernten Wormser Dom gehen alle mittelalterlichen Buntglasfenster zu Bruch. Im 25 km entfernten Heidelberg werden Dächer abgedeckt, eine Straßenbahn springt aus den Schienen. Die Explosion ist noch in Frankfurt zu hören. Oppau wird fast völlig dem Erdboden gleich gemacht. Fast alle in Oppau lebenden Menschen werden obdachlos. Ausgelöst wird die Katastrophe durch gezielt eingesetzte, bis dahin als sicher geltende Auflockerungssprengungen innerhalb des zur Verklumpung neigenden Düngers), Carl Bosch, der sich zu diesem Zeitpunkt in seiner Villa (?) in Heidelberg befindet, wird durch das Rappeln der Fenster und die sich bildende Rauchwolke alarmiert und eilt sofort zum Oppauer Werk. Es wird berichtet, dass er mit dem entstandenen Chaos in vorbildlicher Weise umging, aber kurze Zeit nach der Trauerfeier körperlich zusammenbrach und danach mehrere Monate nicht mehr in Erscheinung trat.

1922: Bau der Villa Bosch in Schlierbach, Schloß-Wolfsbrunnenweg 31 (heute Sitz der Tschira-Stiftung) – Ernennung zum Ehrensenator der Universität Heidelberg

2. Dezember 1925: Gründung der "Interessengemeinschaft Farbenindustrie" (I.G. Farben AG) durch Fusion der BASF mit den Firmen Hoechst, Bayer, Agfa, Cassella, Chemische Fabrik vorm. Weiler-ter Meer, Chemische Fabrik Kalle und Griesheim-Elektron zum größten Chemiekonzern der Welt. Carl Bosch wird Vorstandsvorsitzender der I.G. Farbenindustrie AG.

1926: Carl Bosch wird Generaldirektor der I.G. Farbenindustrie AG.

1931: Carl Bosch erhält mit Friedrich Bergius (1884-1949) für die Entwicklung chemischer Hochdruckverfahren (Kohlehydrierung) den Nobelpreis für Chemie

1932: Stiftung zum Bau eines zoologischen Gartens in Heidelberg

Mai 1933: persönliche Begegnung mit RK A. Hitler auf dessen Einladung

November 1933: Bosch schreibt, daß „zum ersten Male seit dem Kriege eine deutsche Regierung nicht nur Versprechungen macht, sondern auch handelt“ ("Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg")

Dezember 1933: der „Benzin-Vertrag“ mit der Regierung verpflichtet die I.G. Farbenindustrie AG, ihre Anlage zur Kohlehydrierung auszubauen

20. November 1934: Eröffnung des Kurpfälzischen Tiergartens Heidelberg

1935: Bosch gibt auf Druck des NS-Regimes seinen Chefposten im Vorstand der I.G. Farben an den Wehrwirtschaftsführer Hermann Schmitz (NSDAP) ab. Er übernimmt als Nachfolger des verstorbenen Carl Duisberg den Vorsitz des Aufsichtsrats und des Verwaltungsrats des I.G. Farben-Konzerns.

29. Januar 1935: die von Max Planck geplante Gedächtnisfeier für Fritz Haber (1868-1934) wird verboten, nur zugelassen als private und interne Feier der KWG im Harnack-Haus zu Berlin (u.a. mit Otto Hahn, Max Planck, Lise Meitner, Richard Willstätter, Carl Bosch)

1937: Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (Nachfolger von Max Planck)

1938: zum Wehrwirtschaftsführer ernannt



1951: die Robert-Bosch-Straße in Heidelberg wird nach Carl Bosch umbenannt

1967: der Süddeutsche Rundfunk übernimmt die Villa Bosch (Schloß-Wolfsbrunnenweg 31) und richtet dort das Studio Heidelberg ein

1978: 150 Jahre Gewerbeschule Heidelberg. Die Gewerbeschule I erhält den Namen Carl-Bosch-Schule

3. April 1984: Enthüllung einer Gedenktafel für Carl Bosch in der Carl-Bosch-Schule

1994: Klaus Tschira übernimmt die Villa Bosch vom SDR und baut sie um

15. Mai 1998: Gerda Tschira eröffnet das Carl-Bosch-Museum im ehemaligen Garagenhaus im Schloß-Wolfsbrunnenweg 46 www.museum.villa-bosch.de

Dezember 2002: die Tiefgarage unter der Boschwiese (77 Stellplätze auf 7 Ebenen) in Schlierbach wird eingeweiht

31. März 2015: Klaus Tschira (* 7. Dezember 1940 in Freiburg im Breisgau), Mitgründer des Softwareunternehmens SAP, stirbt in Heidelberg





>Carl-Bosch-Straße (Weststadt, 1951)

>Carl-Bosch-Museum (Schlierbach, Schloß-Wolfsbrunnenweg, 1998) www.museum.villa-bosch.de

>Carl-Bosch-Schule (1978, früher: Gewerbeschule I)




Literatur:

Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. V/2000, 322f.

Jutta Kißener, Carl Bosch. Chemiker, Unternehmer, Wahlheidelberger, in: Peter Blum (Hg.), Pioniere aus Technik und Wirtschaft in Heidelberg. (Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Heidelberg; 12). Aachen 2000, S. 156-168

Karl Heinz Knörr, Schlierbach. Geschichte und Geschichten. Heidelberg 1999, S. 26ff., 29ff.

Ulrike Kohl, Die Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus. Max Planck, Carl Bosch und Albert Vögler zwischen Wissenschaft und Macht (Pallas Athene, Bd. 5). Stuttgart 2002

Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten. Heidelberg 1992, S. 232

saw., Carl Bosch: der geniale, traurige Erfinder, in: RNZ, 27. 4. 2010

Dietrich Stoltzenberg, Fritz Haber, Carl Bosch und Friedrich Bergius – Protagonisten der Hochdrucksynthese, in: Chemie in unserer Zeit, Band 33, 1999



http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BoschCarl/ (Deutsches Historisches Museum)

www.museum.villa-bosch.de Carl-Bosch-Museum Heidelberg, Schloß-Wolfsbrunnenweg 46