Heidelberger Geschichtsverein e.V.
Girolamo Zanchi (Hieronymus Zanchius)
*2. Februar 1516 Alzano (bei Bergamo)
†19. November 1590 Heidelberg (in der Peterskirche begraben)
reformierter Theologe italienischer Herkunft
Vater: Francesco Terenzi Zanchi, Anwalt und Geschichtsschreiber
1531: Eintritt in die Kongregation der regulierten Augustiner-Chorherren in Bergamo
1541: wird nach Lucca entsandt. Dort wird er von Peter Martyr Vermigli in das Studium der Kirchenväter eingeführt und erhält einen Einblick in die Schriften der deutschen und schweizerischen Reformatoren
1550: Flucht aus Italien, da der Ketzerei verdächtig und unter Beobachtung der Inquisition. Zehn Monate Aufenthalt in Genf, wo er die Vorlesungen und Predigten Calvins hört.
1553-1563: Professor für Altes Testament an der Akademie in Straßburg
November 1563: Prediger in Chiavenna als Nachfolger des Reformators Agostino Mainardi
1564: Aufnahme in die evangelisch-rätische Synode
1567: gibt das Pfarramt auf
1568: wird von Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz als Theologieprofessor nach Heidelberg berufen. Hält Vorlesungen über Dogmatik, nimmt neben Zacharias Ursinus die erste Stelle ein. „Mit dieser Berufung begann für Zanchi die fruchtbarste Periode seiner wissenschaftlichen Arbeit. Schon sehr bald hat er sich einen hervorragenden Ruf als Theologe erworben und wurde in ganz Europa als Gutachter in Fragen der Lehre und der Kirchenzucht herangezogen. Nach dem Tode Friedrichs und dem Regierungsantritt seines Sohnes Ludwig, der sich zum Luthertum bekannte, verlor Zanchi wie die anderen reformierten Professoren ihre Stelle und er wurde von dessen reformierten Bruder, dem Pfalzgrafen Johann Casimir von Pfalz-Lautern als Professor an die Hohe Schule nach Neustadt a. d. Haardt berufen. Dort übernahm er die Professur für Neues Testament. Hier wirkte er bis zu seinem Tode.“ (Erich Wenneker 1998)
23. Dezember 1572: der reformierte Pfarrer Johannes Sylvanus wird auf dem Heidelberger Marktplatz öffentlich wegen Häresie ("Arianische Verschwörung" gegen das Trinitätsdogma) und Hochverrat ("Konspiration mit den Türken") geköpft.
1576: Kurfürst Ludwig VI. führt in der Pfalz das lutherische Bekenntnis wieder ein und entfernt reformierte Prediger-Professoren von der Universität. Diese flüchten nach Neustadt/Hardt
1581: verfaßt eine Harmonia confessionum fidei
12./22. Oktober 1583: Kurfürst Ludwig VI. stirbt in Heidelberg. Pfalzgraf Johann Casimir, Bruder Ludwigs VI., Regent ("Administrator") und Vormund für den neunjährigen Friedrich (IV.) führt wieder die calvinisch-reformierte Lehre wieder in der Pfalz ein. "Als die reformierten Professoren nach dem Tode Ludwigs wieder nach Heidelberg zurückkehrten, verzichtete Zanchi wegen seines Alters auf eine Rückkehr.“ (Erich Wenneker 1998)
9. November 1590: stirbt während eines Besuches in Heidelberg und wird in der Peterskirche beigesetzt
„Zanchi stand in seiner Theologie der Calvins und Bullingers sehr nahe. Seine wissenschaftliche Arbeit lag vor allem auf dem Gebiet der Erforschung des Alten Testaments. Daneben gehört er zu den wichtigsten Vertretern des Aristotelismus im 16. Jahrhundert. Er hinterließ zahlreiche Schriften, die nur teilweise im Druck erschienen sind. Seine Söhne und Schwiegersöhne begannen bald nach seinem Tode mit der Sammlung seiner Werke und Briefe, die 1619 unter dem Titel »Zanchii Omnia Opera Theologica« im Jahre 1619 in Genf erschien.“ (Erich Wenneker 1998)
Literatur:
Renate Neumüllers-Klauser (Bearb.), Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg. (Die deutschen Inschriften, 12. Heidelberger Reihe, 4) Stuttgart 1970, Nr. 429
Erich Wenneker, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band XIV (1998), Spalten 339-343 http://www.bautz.de/bbkl/z/zanchi.shtml
https://de.wikipedia.org/wiki/Girolamo_Zanchi
vgl. Zacharias Ursinus, Johannes Sylvanus, Jacob Curio, David Pareus, Jean-Jacques Boissard