Heidelberger Geschichtsverein e.V.

www.haidelberg.de

Johann Heinrich Voß

*20. Februar 1751 Sommersdorf/Mecklenburg

29. März 1826 Heidelberg (begraben auf dem St. Anna-Kirchhof, umgebettet auf den Bergfriedhof)

Dichter, Übersetzer, Altphilologe

wächst als Nachkomme einer ehemals leibeigenen Familie in ärmlichen Verhältnissen auf

befreundet u.a. mit Heinrich Christian Boie, Ludwig Christoph Heinrich Hölty, Gottfried August Bürger und den Brüdern Stolberg

Vorbilder: Matthias Claudius und Friedrich Gottlieb Klopstock



1759-65: Stadtschule in Penzlin

1766-69: Lateinschule in Neubrandenburg

1769-72: Hofmeister in Ankershagen

1772: Studium der Theologie, klassischen Philologie und Philosophie an der Universität Göttingen; Namensgeber und ältester Begründer des "Göttinger Hains"

1774: Reise nach Hamburg (Klopstock), Wandsbek (Claudius) und Flensburg (Verlobung mit Marie Christine Ernestine Boie, Schwester Christian Boies) https://de.wikipedia.org/wiki/Ernestine_Vo%C3%9F

1775: Christian Boie, Herausgeber des "Göttinger Musenalmanachs", überläßt Voß dessen Redaktion. Umzug nach Wandsbek

1776-1800: Herausgabe des Hamburger Musenalmanachs im Selbstverlag

15. Juli 1777: Heirat mit Marie Christine Ernestine Boie (31. Januar 1756 Meldorf/Schleswig-10. Mai 1834 Heidelberg). Fünf Söhne:

Friedrich Leopold Voß (*12. Juli 1778 Wandsbeck, †25. Oktober 1782 Eutin)


Heinrich Voß (*29. Oktober 1779 Otterndorf, †20. Oktober 1822 Heidelberg) Professor für Philologie in Heidelberg


Wilhelm Voss (*29. April 1781 Otterndorf, †24. Oktober 1840 Eutin) Arzt in Eutin


Hans Voß (*26. Juni 1783 Eutin, †4. Oktober 1849 Freiburg) Architekt in Freiburg


Abraham Sophus Voß (*12. Februar 1785 Eutin, †13. November 1847 Düsseldorf) Altphilologe und Pädagoge in Rudolstadt und Düsseldorf



1777-79: Arbeit an der Odyssee-Übertragung

1778: Rektor der Lateinschule in Otterndorf (Niederelbe)

1779: Geburt des Sohnes Heinrich Voß (†1822)

1781: eine Übersetzung von Homers Odyssee in hexametrischem Versmaß von Johann Heinrich Voß erscheint

1782-1802: Rektor der Lateinschule in Eutin, Residenz des Herzogs von Oldenburg

12. Februar 1785: Geburt des Sohnes Abraham Sophus Voß in Eutin (Hauslehrer im Institut von Caroline Rudolphi, Pädagoge und Übersetzer, † 13. November 1847 in Düsseldorf)

1786: Hofrat

1792: Hymnus an die Freiheit. Nach der Melodie der Marseillaise

1793: Übersetzung der Ilias publiziert

1802: Pensionierung auf eigene Bitte. Umzug nach Jena, dort Privatdozent bis 1805

17. Juli 1805: Voß (54) wird von Kurfürst Karl Friedrich von Baden mit einem Ehrensold (1000 fl.?) an die Universität Heidelberg berufen (ohne Lehrverpflichtung). Wohnt im „Riesen“ (Hauptstraße 52)

1807: Voß kauft die alte Anatomie an der Plöck bei der Sandgasse als Wohnhaus. Er will das Haus für 2000 Gulden kaufen, als Clemens Brentano davon erfährt und aus böser Laune 400 Gulden mehr bietet (Anlaß für die Entzweiung zwischen Voß und den Romantikern?) - Bruch mit Creuzer

1808: Voß wird als auswärtiges Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen

25./26. November 1808: im Morgenblatt für gebildete Stände erscheint eine Rezension von Band II und III von Des Knaben Wunderhorn von Johann Heinrich Voß

1814: Voß wird als auswärtiges Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen

1818-29: Übersetzung von Shakespeares Schauspielen (zus. mit Abraham und Heinrich Voß)

20. Oktober 1822: Sohn Heinrich Voß (*1779) stirbt in Heidelberg

Kurz vor seinem Tod erhält J. H. Voß einen amtlichen Tadel, verbunden mit der Drohung, ihm gegebenenfalls den Ehrensold zu entziehen, nachdem Carl Daub (1765-1836) und Georg Friedrich Creuzer (1771-1858) sich bei der Regierung in Karlsruhe beschwerten.

29. März 1826: Johann Heinrich Voß stirbt nach Schlaganfall in Heidelberg (begraben auf dem St. Anna-Friedhof)

November 1875: die Gebeine von A. F. J. Thibaut (+1840) und J. H. Voss werden vom Sankt-Anna-Friedhof auf den Bergfriedhof transferiert und nebeneinander beigesetzt (Nachbildung des Familiengrabmals mit der Widmungsinschrift der Witwe Ernestine Voß; Litera D 348-349 und D 350-351; Inschrift: „Hier ruht seit dem 1. April 1826 nächst dem vorausgegangenen lieben Sohn Heinrich das, was der Erde angehört von Johann Heinrich Voß, geboren den 20. Februar 1751 / Diesen Stein setzte Ernestine Voß, die 49 Jahre seine treue Lebensgefährtin war. Hier wird auch ihr Staub ruhen.“

3. November 1875: Der Gemeinderat der Stadt Heidelberg beschließt, eine Straße in Bergheim Voßstraße zu nennen



Bildnis:

Porträt Johann Heinrich Voß, 1826, von Jakob Wilhelm Roux (1771-1830)



Zitat von Voß:

"Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang/ Der bleibt ein Narr sein Lebenlang/ Sagt Doktor Martin Luther." - Johann Heinrich Voß, nach Büchmann 1964, S. 129

Stand und Würde“

Der adlige Rat:/ Mein Vater war ein Reichsbaron/ Und Ihrer, war, ich meine....?/ Der bürgerliche Rat: / So niedrig, daß, mein Herr Baron,/ Ich glaube, wären Sie sein Sohn,/ Sie hüteten die Schweine.



Zitate über Voß:

An litterarischem Scherze ist Heidelberg reich. Selten vergeht ein Tag ohne eine Begebenheit für die beiden Parteien Voß und Anti-Voß.“ (Achim von Arnim an Goethe, 1808)

Voß ist hier der wahre Hausteufel der Universität, der nichts tut als Samen der Zwietracht streut und keinen Freund hat als etliche Schmarotzer seines Tisches und etliche Pflastertreter, die ihm Klatschereien zutragen, allgemein verachtet und verhaßt selbst bei denen, die ihn hierher gebracht haben wie Thibaut.“ (August Boeckh an David Schulz, 16. April 1809)

Nun stand er groß und schlank mit apollinischem Anstand, mit dem Lächeln des Frühlings auf seiner offenen Stirn vor mir – und als er meine Hand drückte und mich freundlich willkommen hieß, erschien er mir als einer der schönsten Männer, die ich auf dieser Welt gesehen habe.“ (Jens Baggesen, 1764–1826)





Veröffentlichungen:

Die Leibeigenschaft (1775)

Luise. Ein ländliches Gedicht in drei Idyllen (1783/1784) http://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/18Jh/Voss/vos_lui1.html

Wie ward Fritz Stolberg ein Unfreier? beantwortet von Johann Heinrich Voß, in: Sophronizon oder unpartheyisch-freymüthige Beiträge zur neueren Geschichte, Gesetzgebung und Statistik der Staaten und Kirchen. Hg. von H. E. P. Paulus. Frankfurt 1819. Heft 3, S. 1-113

Antisymbolik (1826)

Sämmtliche poetische Werke, hg. von Abraham Voß. Leipzig 1835



Literatur:

Frank Baudach, Günter Häntzschel (Hg.), Johann Heinrich Voß (1751-1826). Beiträge zum Eutiner Symposium im Oktober 1994. (Eutiner Forschungen, Bd. 5). Eutin 1997

Frank Baudach, Ute Pott (Hg.), Ein Mann wie Voß... 2. Ausstellung der Eutiner Landesbibliothek...zum 250. Geburtstag von Johann Heinrich Voß. Bremen 2001

Karl Berchtold, Gedenkblatt für den „alten Voß“. Homer-Übersetzer und Poet Johann Heinrich Voß starb vor 150 Jahren in Heidelberg, in: Heidelberger Amtsanzeiger, Nr. 13, 26. 3. 1976, S. 3 [mit Foto Haus Voß gegenüber der Peterskirche, dreigeschossig, ein Dachgeschoß]

Klaus Berthel, Roland Bärwinkel, Lernt ihr erst fühlen in diesem Frühling...Die Heidelberger Romantiker und ihre Fehde mit Johann Heinrich Voß und dem Stuttgarter „Morgenblatt für gebildete Stände“ (1806-1810), in: Historische Bestände der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek zu Weimar, Beiträge zu ihrer Geschichte und Erschließung. München u.a. 1992, S. 139-167

Joseph Görres, Johann Heinrich Voß und seine Todesfeier in Heidelberg. Straßburg 1826

Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V., Nr. 14 (2010), S. 20f., 238, 240

Patrick Heinstein, Klassikrezeption im romantischen Milieu (Teil II). Die Beziehungen der Familie Friedrich Schillers nach Heidelberg 1810-1826. Mit zwei dokumentarischen Anhängen: Charlotte von Schiller an Prinzessin Caroline von Mecklenburg-Schwerin (1810) und Charlotte von Schiller „Erinnerungen an Heidelberg“ (1815), in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Jg. 15 (2011), S. 87ff.

Wilhelm Herbst, Johann Heinrich Voß. Bd. 2/2. Leipzig 1876

Karl Philipp Kayser, Aus gärender Zeit. Tagebuchblätter des Heidelberger Professors Karl Philipp Kayser aus den Jahren 1793 bis 1827 mit 10 Abbildungen nach zeitgenössischen Bildern von Friedrich Rottmann. Herausgegeben von Franz Schneider. Karlsruhe 1923

Bernard Georg Kellermann, Friedrich Leopold Grafen zu Stolbergs kurze Abfertigung der langen Schmähschriften des Hofrats Voß wider ihn, Hamburg 1820

Ulrich Kronauer, Carl Gustav Jochmann und Heidelberg. Eine Spurensuche, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 26 (2022), S. 211ff.


Friedrich Lautenschlager, Die Berufung des Philosophen Jakob Friedrich Fries und des Dichters Johann Heinrich Voß von Jena nach Heidelberg, in: ZGORh 89, 1937, S. 142

Hans-Martin Mumm, Zur Lage des jüdischen Friedhofs des Mittelalters, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein 13, 2009, S. 149ff.

Heinrich Eberhard Gottlob Paulus, Lebens- und Todeskunden über Johann Heinrich Voß. Am Begräbnistag gesammelt für Freunde. Heidelberg 1826

Christoph Prignitz, Johann Heinrich Voß und die Zeit http://www.oldenburgische-landschaft.de/index.php?nv=790&a_id=24

Ulfert Ricklefs, Polemische Textproduktion. Bemerkungen zum Literaturstreit der Gruppe um Voss mit den Romantikern, in: Friedrich Strack (Hg.), 200 Jahre Heidelberger Romantik, Heidelberg 2008 (=Heidelberger Jahrbücher 51/2007), S. 343 – 367

Volker Riedel (Hg.), Beiträge zu Werk und Wirken von Johann Heinrich Voss (1751–1826) (Federlese 1). Neubrandenburg 1989

Caroline Rudolphi, Schriftlicher Nachlaß von Caroline Rudolphi (hg. von Abraham Voss) [Mit dem Portrait der Verfasserin]. Heidelberg 1835 [G 7503]

Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten. Heidelberg 1992, 127f..

[Armin Schlechter], 'Ein Knab auf schnellem Roß'. Die Romantik in Heidelberg. Ausstellungskatalog / Universitätsbibliothek Heidelberg. Bearb. von Armin Schlechter unter Mitwirkung von Martina Rebmann. (Schriften der Universitätsbibliothek; Bd. 7) Heidelberg 2006, S. 25ff., 88

Armin Schlechter, Die Romantik in Heidelberg. Brentano, Arnim und Görres am Neckar. Nachwort von Andreas Barth. Heidelberg 2007, S. 139ff.

Friedrich Strack (Hg.), 200 Jahre Heidelberger Romantik. Mit Beiträgen zahlreicher Fachwissenschaftler. (Heidelberger Jahrbücher. 51/2007). Berlin, Heidelberg 2008

Gerhard Schwinge, Creuzers Symbolik und Mythologie und der Antisymbolikstreit mit Voß sowie dessen Kryptokatholizismusvorwurf, in: Frank Engehausen, Armin Schlechter, Jürgen Paul Schwindt (Hg.), Friedrich Creuzer 1771-1858. Philologie und Mythologie im Zeitalter der Romantik (Begleitband zur Ausstellung in der Universitätsbibliothek Heidelberg 12. Februar - 8. Mai 2008). hg. von Frank Engehausen, Armin Schlechter und Jürgen Paul Schwindt. (Schriften / Archiv und Museum der Universität Heidelberg, 12) Ubstadt-Weiher 2008, S. 73-88

Friedrich Tiedemann, Einige Worte am Grabe Johann Heinrich Voss gesprochen am 1. April 1826. Heidelberg 1826

Ernestine Voss, Erinnerungen an Emilie Heins. Bonn 1831 [Universitätsbibliothek Heidelberg]

Ernestine Voß, Beilage. Aus dem Leben von Johann Heinrich Voß. Mitteilungen von Ernestine Voß, in: August Sauer, Der Göttinger Dichterbund. Erster Teil: Johann Heinrich Voß. Berlin und Stuttgart, o.J.


Ernestine Voß, Aus dem Leben von J. H. Voß, Mitteilungen von Ernestine Voß (Hg. Ludwig Bäte). Göttingen o. J. [1922]


Axel E. Walter, Ernestine Voß. Eine Dichterfrau und Schriftstellerin der Spätaufklärung. Mit einer Edition ausgewählter Schriften. Eutin: Johann-Heinrich-Voß-Gesellschaft 2016. (Voß-Materialien, Bd. 2) http://www.voss-gesellschaft.de/vm2-info1.htm

Eike Wolgast, Die Universität Heidelberg zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in: Frank Engehausen, Armin Schlechter, Jürgen Paul Schwindt (Hg.), Friedrich Creuzer 1771-1858. Philologie und Mythologie im Zeitalter der Romantik (Begleitband zur Ausstellung in der Universitätsbibliothek Heidelberg 12. Februar - 8. Mai 2008). hg. von Frank Engehausen, Armin Schlechter und Jürgen Paul Schwindt. (Schriften / Archiv und Museum der Universität Heidelberg, 12) Ubstadt-Weiher 2008, S. 9-24

Links:

http://home.nordwest.net/mueller/text4_w.htm "Voß contra Stolberg" - Vom Bruch einer Freundschaft in der Goethe-Zeit. (Vortrag vor der Goethe-Gesellschaft in der Landesbibliothek Oldenburg am 13. Juli 1999)

http://www.knerger.de/schriftsteller_6/schriftsteller_7/schriftsteller_8/schriftsteller_9/schriftsteller_10/schriftsteller_11/schriftsteller_12/hauptteil_schriftsteller_12.html Grab von Johann Heinrich Voß

www.voss-gesellschaft.de Johann-Heinrich-Voß-Gesellschaft e.V., c/o Eutiner Landesbibliothek, Schlossplatz 4, 23701 Eutin


https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Vo%C3%9F