Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Johann Andreas von Traitteur

*30. Juli 1752 Philippsburg

†20. Januar 1825 Bruchsal

ab 1790 Edler von Traitteur

kaiserl. und Reichs-Ingenieur-Oberstlieutenant, kurpfälzischer Major, wirklicher Administrations-Rath, Rhein-Baudirecteur, Obristwachtmeister

Professor der Civil- und Militärbaukunst sowie der praktischen Geometrie, Professeur du Genie auf der Universität zu Heidelberg

Mitglied der Freimaurerloge Carl zur Eintracht in Mannheim

Vater: Johann Adam Traitteur, fürstbischöflich speyerischer Hofrat und Amtmann aus Maikammer

Mutter: Eva Elisabeth Durass aus Weyher/Pfalz (Heirat am 20. Mai 1749 in Philippsburg, 6 Kinder)

Bruder: Carl Theodor von Traitteur (1756–1830, Jurist, Bibliothekar, Hofhistoriograph), Jakob von Traitteur

(1.) Ehefrau: Anna Maria Walther aus Langenbrücken (Heirat am 23. September 1777 in Ubstadt, kinderlos)



17. November 1772: studiert Rechtswissenschaft an der Universität von Heidelberg, dann am Collége de St. Louis in Metz

1779-1781: hält Vorlesungen über Geometrie

1781: Kurfürst Carl Theodor ernennt ihn zum Geistlichen Administrationsrat und Baukommissar

Juli 1784: erster unbemannter Ballonflug in der Pfalz (Leimersheim) durch Johann Andreas von Traitteur (GLA, Ab. 65/1043)

17. Oktober 1784: erster bemannter Ballonflug in der Pfalz (Burrweiler) („Im Schatten des Teufelsberges riß sich der Heißluftballon um halb vier Uhr wie von unsichtbaren Kräften gehoben in die Höhe. 85 Minuten blieb der Ballon in der Luft und stieg bis zu einer Höhe von ca. 9.000 Metern auf. Bei Elmstein ging er dann endlich nieder. Herr Tretter wurde fortan als "denkwürdiger, größter Kenner der Aerostatik in ganz Europa" gerühmt.“). Auf die Versuche mit Heißluftballons bezieht sich ein damals populärer Spottvers:

Herr Tretter, Herr Tretter,
der Luftballon stoßt wedder.
Hätt'er unne nei(n) geblooße
Wär'er owe nit angestooße.

(oder)

Herr Tretter, Herr Tretter,
De Luftballon schlagt wedder.
Hätt' er unne meh uffgeblose,
Wär' er owwe nit angestoße.

9. Dezember 1784: Ernennung zum Professor der "Civil- und Militärbaukunst sowie der praktischen Geometrie" an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg

1785: übernimmt Planung und Leitung des Umbaus in Zusammenhang mit der Verlegung der Universitätsbibliotheksräume innerhalb der Heidelberger Universität

1786: Doktor, und Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg

1786: Verantwortlicher bei den Restaurierungsarbeiten in der Aula der Universität Heidelberg

1787: baut das Barockhaus Ecke Haspelgasse/Fischmarkt 4 für seine Bedürfnisse im Louis-Seize-Stil um

14. September 1790: wird mit seinen Brüdern Jacob, Conrad und Karl Theodor Traitteur von Kurfürst Karl Theodor in München in den Reichsritterstand mit Namensergänzung Edler von Traitteur erhoben

1790: Plan einer Quellwasserleitung von Rohrbach nach Mannheim (Streckenverlauf etwa: Rohrbach - Pleikartsförsterhof - Eppelheim - Friedrichsfeld - Seckenheim - Mannheim)

20. November 1790: hält in der Redoute in Mannheim eine öffentliche Vorlesung, in der er der Bevölkerung den Plan zum Bau der Wasserleitung darstellt

1790: Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg

1790/91: Rektor der Universität Heidelberg

3. Mai1791: Vertrag zwischen Traitteur und der Gemeinde Rohrbach betreffend den Bau der Wasserleitung. Darin verpflichtet sich Traitteur, durch Anlegen mehrerer „Spünder“ der Gemeinde den Zugang zum gegebenenfalls benötigten Löschwasser zu ermöglichen.

1793: erwirbt das Gebäude des ehemaligen Jesuitengymnasiums in der Schulgasse/Augustinergassse 15 (1827 von seiner Frau an die Universität Heidelberg verkauft, heute Seminarienhaus)

3. Januar 1795: Im Oberdorf von Rohrbach bricht ein Brand aus. Da das Löschwasser im Bach wegen der Traitteurschen Bauten nicht zugänglich ist, schlagen die Löschmannschaften kurzerhand zwei Türen zu einem der Wasserspeicher ein. Dafür fordert Traitteur Schadensersatz in Höhe von 271 fl., der Taxwert der zwei abgebrannten Häuser belief sich auf 436 fl. Traitteur wird abgewiesen mit der Begründung, Traitteur habe sich im Vertrag von 3. 5. 1791 verpflichtet, durch Anlegen mehrerer „Spünder“ der Gemeinde den Zugang zum Löschwasser zu sichern. Allerdings muß die Gemeinde die beiden Türen auf ihre Kosten wiederherstellen.

19. Oktober 1795: der österreichische Befehlshaber Graf von Wurmser belagert Mannheim. Als die Österreicher die französische Besatzung in Mannheim angreifen, versucht Traitteur Graf von Wurmser zu bewegen, die Stadt zu schonen. Die zur Exekution bestimmten Bürger werden freigekauft.

22. November 1795: der französische General Montaigu kapituliert mit seiner Garnison und übergibt Graf von Wurmser die Stadt Mannheim

1798: Abbruch der Bauarbeiten an der Traitteur'schen Wasserleitung wg. Streitigkeiten, Krieg und Geldmangel

17. April 1798: Anna Maria Walther stirbt

10. Juni 1798: Johann Andreas Traitteur begründet in „Die Waserleitungen von Mannheim...“ in der „Vorrede an die Bürger von Mannheim“, warum die Wasserleitung von Rohrbach nach Mannheim auf halbem Wege steckenblieb

21. Juni 1798: Heirat (2.) mit Maria Anna Augusta Janner (auch Jonner) „von Stolzenberg“ in Heidelberg (6 Kinder)

24. Dezember 1803: Niederlegung der Professur an der Universität Heidelberg

1799: Traitteur kauft das Gelände des ehemaligen kurfürstlichen Bau- und Holzhofs am Neckarufer beim Zeughaus und legt einen Obstgarten an (vgl. Derwein 1940 Nr. 1070)

1804: Traitteur kauft das Haus in der Schulgasse 6, baute es um und nutzt es als Salzspeicher, Wohnhaus und Theater

1812: Traitteur erwirbt die Saline in Bruchsal, die er bereits 1799 gepachtet hat

1809: Erwerb des südwestlichen Teils des ehemaligen Jesuitenkollegs (Schulstraße/Seminarstraße), den er zu Mietwohnungen umbauen will

1821: Traitteur vermietet den ehemaligen Klostertrakt des Jesuitenkollegs an den Fuhrmann Michael Panzer





>Traitteurstraße (Mannheim, Schwetzingerstadt)

>Traitteurweg (Heidelberg-Rohrbach, 1978)



Veröffentlichungen:

J. A. de Traitteur, Kaiserl. und Reichs-Ingenieur-Oberstlieutenant, churpfälzischen Major, und Professeur du Genie auf der Universität zu Heidelberg, wirklichen Administrations-Rath, und Rhein-Baudirecteur..., Die Waserleitungen von Mannheim, wovon eine das Quellwasser aus dem Gebirg bei Rohrbach, die andere das Wasser aus Leimbach bei Schwetzingen beiführen...... 1798 (mit zahlr. Abb. + Karte der Wasserleitung!)



Literatur:

Dagmar Drüll: Traitteur, Johannes Andreas von, in: Heidelberger Gelehrtenlexikon. Bd. 1: 1652–1802. Heidelberg 1991, S. 156–158.

Karl Heinz Frauenfeld, Johannes Andreas von Traitteur, in: Badische Heimat 53,3 (1973), S. 325-330

Karl Heinz Frauenfeld, Chronik von Rohrbach. 1200 Jahre. 766 bis 1966. Anlage zu Ruperto Carola, XVII. Jg., Bd. 38 (Dez. 1965)

Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. V/2000, S. 28

Renate Ludwig, Einhard Kemmet, Barocker Wasserbau im archäologischen Befund. Die Traitteur‘sche Wasserleitung in Eppelheim, in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2013. Stuttgart 2014

Wolfgang G. Nestler, Rohrbach: die Bach, das Wasser und der Wasserturm, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsverein Nr. 21 (2017), S. 95-101

Ludwig Schmidt-Herb, Die „Traitteur‘sche Wasserleitung“ – Trinkwasser von Rohrbach nach Mannheim. Das Projekt, sein Ingenieur und die Umstände, an denen es letztlich scheiterte, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 20 (2016), S. 129-149



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