Heidelberger Geschichtsverein e.V.
Elisabeth Adelheid Hildegard von Thadden
*29. Juli 1890 Mohrungen/Ostpreußen
†8. September 1944 Berlin-Plötzensee Grab im Park der Thadden-Schule
Lehrerin, Mitglied des Solf-Kreises
Vater: Dr. jur. Adolf von Thadden (1858-1932), Gutsbesitzer, königlich preußischer Landrat des Kreises Greifenberg, Mitglied des pommerschen Provinz-Landtags, Vorsitzender des Verbands pommerscher Landkreise
Mutter: Ehrengard von Gerlach (1868-1909)
Halbbruder: Adolf von Thadden (1921-1996), Politiker
wächst auf dem pommerschen Gut Trieglaff (Kreis Greifenberg, heute Trzygłów, Woiwodschaft Westpommern) auf
Berlin, Tätigkeit in der Sozialen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Ost, absolviert Kurzkurse in Sozialer Arbeit an der von Alice Salomon gegründeten Sozialen Frauenschule
April 1921: übernimmt die Stelle einer Erziehungsleiterin im Kinderdorf Heuberg auf der Schwäbischen Alb
März 1925: Percy Ernst Schramm (1894-1970) heiratet Ehrengard von Thadden, die Schwester Elisabeths von Thadden
1926: pachtet das leerstehende Wieblinger Schloß und gründet den Verein Evangelisches Landerziehungsheim Wieblingen e. V. als Schulträger
April 1927: eröffnet im Wieblinger Schloß das evangelische Landerziehungsheim für Mädchen Schloß Wieblingen („Schloß-Schule“)
E. von Thadden schreibt im November 1933: „Die Landerziehungsheime haben mehr Möglichkeiten als andere Schulen, durch die Erziehung der deutschen Jugend zu deutschen Volksgenossen, zu vollbewußten Gliedern des nationalsozialistischen Staates, das neue Deutschland mitbauen zu helfen […] Schon der Gemeinschaftsgedanke schließt Disziplin und Führerbegriff in sich. Das geht bis zur direkten Ausbildung von Führernaturen durch die Ämter der Klassenältesten, Zimmerältesten und Helfer der Schulgemeinde.“
September 1939 bis Ostern 1941: verlegt einen Großteil des Schulbetriebs nach Tutzing am Starnberger See
Juli 1941: Elisabeth von Thadden verläßt Heidelberg
1. August 1941: Eröffnung der staatlichen „Schule Schloß Wieblingen - Oberschule für Mädchen- Deutsche Heimschule" (Leiter: Prof. Philipp Leibrecht)
September 1941: Tätigkeit im Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes und als DRK-Schwesternhelferin in Berlin
10. September 1943: der sogenannte Solf-Kreis wird von dem Gestapo-Spitzel Paul Reckzeh denunziert. In der Folge werden 76 Menschen aus dem Solf-Kreis verhaftet und etliche zum Tode oder zu Gefängnisstrafen verurteilt.
Dezember 1943: Elisabeth von Thadden läßt sich nach Meaux (Frankreich) zur Bewirtschaftung des dortigen Soldatenheims versetzen
13. Januar 1944: Elisabeth von Thadden wird in Meaux verhaftet
Juli 1944: Elisabeth von Thadden wird vom Volksgerichtshof unter Präsident Roland Freisler zum Tode verurteilt
8. September 1944: Elisabeth von Thadden wird in Berlin-Plötzensee gehängt
7. Januar 1946: Neugründung des Realgymnasiums Wieblingen (heute Elisabeth-von-Thadden-Schule)
3. Juni 1949: Trauerfeier in der Kreuzkirche Wieblingen mit Urnenbeisetzung im Park der Thadden-Schule (Predigt: Hermann Maas)
12. September 1998: Einweihung des Elisabeth-von-Thadden-Platzes (an der alten katholischen Kirche Wieblingen, bis 1966 Bauernhof Zimmermann, Benennung auf Initiative der Elisabeth-von-Thadden-Schule; Redner: Prof. Dr. Rudolf von Thadden, Göttingen)
Grab im Park der Thadden-Schule
>Elisabeth-von-Thadden-Schule (Wieblingen)
>Elisabeth-von-Thadden-Platz (Wieblingen)
>Ludwig Merz, Marie Baum, Hermann Maas, Adolf Nieden (Pfarrer der Kapellengemeinde)
Literatur:
Manfred Berger, Thadden, Elisabeth von, in: Hugo Maier (Hg.), Who is who der Sozialen Arbeit. Freiburg 1998, S. 588 f.
Elisabeth-von-Thaddenschule Heidelberg-Wieblingen 1927-1987. Annäherung an eine 60jährige Schulgeschichte. Heidelberg 1987
75 Jahre Elisabeth-von-Thaddenschule 1927-2002, Heidelberg 2002
Markus Geiger, in: Norbert Giovannini (Hg.), Ingrid Moraw, Reinhard Riese und Claudia Rink, Stille Helfer. Eine Spurensuche in Heidelberg 1933-1945. Heidelberg 2019, S. 83-86
Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser A; Bd. 25, S. 519, Bd. 117 der Gesamtreihe. Limburg 1998
Norbert Giovannini (Hg.), Ingrid Moraw, Reinhard Riese und Claudia Rink, Stille Helfer. Eine Spurensuche in Heidelberg 1933-1945. Heidelberg 2019
Irmgard von der Lühe, Elisabeth von Thadden. Ein Schicksal unserer Zeit. Düsseldorf-Köln 1966
Irmgard von der Lühe, Eine Frau im Widerstand. Elisabeth von Thadden und das Dritte Reich. Freiburg 1983
Ludwig Merz. Heimatforscher und Lehrer 1908-2003. Festschrift zum 100. Geburtstag. hg. vom Stadtteilverein Neuenheim. Heidelberg 2008, S. 11f.
Almut Agnes Meyer, Elisabeth von Thadden (1890-1944) - Pädagogin aus christlichem Geist im Konflikt mit dem Nationalsozialismus, in: Gerhard Schwinge (Hg.), Lebensbilder aus der evangelischen Kirche in Baden im 19. und 20. Jahrhundert. Bd. V, hg. von Gerhard Schwinge (Sonderveröffentlichungen des Vereins für Kirchengeschichte in der ELK in Baden). Ubstadt-Weiher u.a. 2007, S. 473–495
Almut Agnes Meyer, Kontinuität und Neuanfang. Das erste Jahrzehnt der Elisabeth-von-Thadden-Schule nach der Eröffnung 1946. o.O., o.J. [2015] (rez.: Norbert Giovannini, in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 21 (2017), S. 292f.)
Almut Agnes Meyer, in: Claudia Rink, in: Norbert Giovannini (Hg.), Ingrid Moraw, Reinhard Riese und Claudia Rink, Stille Helfer. Eine Spurensuche in Heidelberg 1933-1945. Heidelberg 2019, S. 143-149
Maria Müssig, Die Bedeutung des „Evangelischen Landerziehungsheims Schloß Wieblingen“ innerhalb der Bildungs- und Schullandschaft Heidelbergs am Ende der Weimarer Republik (1927-1933) und während der NS-Zeit (1933-1941). Heidelberg 2003
Matthias Riemenschneider, Jörg Thierfelder (Hg.), Elisabeth von Thadden. Gestalten – Widerstehen – Erleiden. (Reihe: Edition Zeitzeugen). Karlsruhe 2002
Martha Schad, Frauen gegen Hitler. Schicksale im Nationalsozialismus. München 2001, S. 145 ff.
Günther Weisenborn: Der lautlose Aufstand. Hamburg 1953
http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_von_Thadden_(Widerstandsk%C3%A4mpferin)
Elisabeth von Thadden hat als Internatsleiterin teilweise "widerständig" gehandelt: sie verweigerte die Zusammenarbeit mit dem Wieblinger evangelischen Pfarrer Johannes Bähr (1880-1958) , sie holte den "stadtbekannten Judenfreund" Pfarrer Hermann Maas (1877-1970) in die Schule, sie nahm jüdische Kinder auf, die an staatlichen Schulen nicht mehr genommen wurde, sie machte sich Gedanken machte über die Zeit nach der Niederlage Deutschlands.