Heidelberger Geschichtsverein e.V.
Alfred Sohn-Rethel
*4. Januar 1899 Neuilly-sur-Seine bei Paris
†6. April 1990 Bremen
Sozialwissenschaftler und Philosoph
als Sohn einer Malerfamilie geboren
1908-12: lebt als Pflegekind in der Familie des Düsseldorfer Großindustriellen Erich Poensgen
1912: Rückkehr zu seiner Familie, die nach Berlin übergesiedelt ist; verläßt Berlin wegen Konflikt mit seiner Familie
1917: Abitur am Johanneum zu Lüneburg
1917-23: Studium in Darmstadt (Chemie), Heidelberg und Berlin (Philosophie, Ökonomie, Geschichte und Soziologie)
1920: mit Ernst Bloch in Heidelberg befreundet
1923-26: Aufenthalt in Bositano/Capri, wo er mit Adorno, Benjamin und Bloch zusammentrifft
1928: Promotion in Heidelberg mit einer Dissertation in Nationalökonomie über die Grenznutzenlehre bei Emil Lederer („In seiner Dissertation kritisiert er die Theorie des Grenznutzens als eine "petitio principii", da diese Richtung den "Zahl"-Begriff stillschweigend voraussetzt. Seine theoretischen Fragestellungen und Theorieansätze sowie sein geistiger Hintergrund weisen eine Verwandtschaft mit dem Denken der Kritischen Theorie auf.“)
1929-31: Heilaufenthalt in Davos wegen Lungenerkrankung
1931-36: durch Erich Poensgen vermittelte Tätigkeit beim Mitteleuropäischen Wirtschaftstag
1936: Emigration aus Deutschland nach Luzern
1936-37: in Paris entsteht der Text "Zur Liquidierung des Apriorismus", mit dem er sich erfolglos beim "Frankfurter Institut für Sozialforschung" bewirbt
ab 1937: einjähriges Stipendium in England (London, Birmingham)
1940-41: Internierung als Immigrant in London
1943: Einziehung zum Zivildienst
bleibt auch nach 1945 in England, da er mittlerweile mit einer jüdischen Engländerin verheiratet ist, die sich kein Leben in Deutschland vorstellen kann
1950-1951: das Werk "Geistige und körperliche Arbeit" entsteht (in englischer Sprache verfaßt, erst 1970 veröffentlicht)
bis 1969: Französischlehrer an einer englischen Schule
1972-76: Gastprofessor in Bremen
1976-78: Vorbereitung einer englischen Ausgabe seiner Texte in Birmingham
seit 1978: Professor in Bremen
6. April 1990: stirbt in Bremen
(Quelle: Johanneum Lüneburg)
Seine Bedeutung besteht in seiner eigenwilligen Übertragung von Kategorien der marxschen politischen Ökonomie auf erkenntnistheoretische Fragestellungen, die einerseits den herkömmlichen Ökonomismus der marxschen Lehre, andererseits die weitgehend idealistisch bestimmte Erkenntnis- und Bewußtseinsphilosophie in Frage stellt. (Brockhaus)
Veröffentlichungen:
Geistige und körperliche Arbeit. Zur Theorie der gesellschaftlichen Synthesis (1970)
Warenform und Denkform (1978)