Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Johann Steinwert von Soest


(eigentlich Johann Grumelkut)


*1448 Unna (Westfalen)


2. Mai 1506 Frankfurt am Main


Sänger, Dichter, Arzt, Übersetzer



Vater: Rotscher (Roger) Grumelkut (Steinmetz, †1451)


Mutter: Wendel Husselin



1457: Singschüler am Patroklusstift in Soest


1460: Sänger in der Hofkapelle Herzog Johanns I. von Kleve-Mark (1419-1481)


Brügge


Capellon im Stift Hardenberg (Overijssel)


Succentor (Kirchenmusiker) in Maastricht an der Kollegiatskirche Unserer lieben Frau


wird in Köln von Hermann, dem Propst von St. Gereon, einem Sohn des Landgrafen von Hessen, abgefangen und an Ludwig II. von Hessen an den Kasseler Hof weiterempfohlen. Wirkt dort als Sangesmeister.


1471: Nach dem Tod des Landgrafen Ludwigs II. von Niederhessen (1438-8. November 1471) zieht Johann Steinwert nach Heidelberg, wo er die Leitung der Kantorei am Hof von Kurfürst Friedrich I. (1425-1476) übernimmt


1472/73: Kurfürst Friedrich I. gründet eine höfische Sängerei („Capelley“; Sängermeister: Johann Steinwert von Soest)


1476-1490: Medizinstudium. Wirkt danach in Worms und Frankfurt am Main, wo er sich 1500 niederläßt, als Stadtarzt.


um 1480: Abschluß der Übersetzung des Limburg-Romans aus dem Flämischen. Er widmet sie dem Kurfürsten Philipp (1448-1508).







Werke:


Die Kinder von Limburg. Manfred Klett (Hg.). Ed. nach Cod. Pal. Germ. 87, Wien 1975 (Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie 1974, 4)


Dy gemeyn bicht von 1483, ‚ein gereimter Beichtspiegel in fast 1200 deutschen Versen‘ (Die deutsche Literatur vom späten Mittelalter bis zum Barock. Erster Teil. Das ausgehende Mittelalter, Humanismus und Renaissance, 1370–1520, von Hans Ruppich. Zweite Auflage neu bearbeitet von Hedwig Heger. Beck, München 1994, S. 63)


Wy men wol ein statt regyrn sol, damytt sy lang bestendig blyb (1495)


Libellus salutis (1493)


Eyn Spruchgedicht zu lob und eer der Statt Franckfortt (1501)


Verteidigung der unbefleckten Empfängnis Mariens (1502)


Autobiographie (um 1505)




Literatur:


Rita Schlusemann, Schöne Historien: Niederländische Romane im deutschen Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Berlin/Boston 2016


Klaus Pietschmann, Steven Rozenski, Singing the Self: the Autobiography of the fifteenth-century German singer and composer Johannes von Soest. In: Early Music History. Bd. 29 (2010), S. 119–159


Rita Schlusemann, Das ir begyr wolt halten reyn. Zur Rezeption des „Limborch“-Romans bei Johann von Soest. In: Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik. Bd. 47 (1997), S. 175–196


Martina Backes, Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im 15. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Gönnerforschung des Spätmittelalters (= Hermaea. Bd. 68). Tübingen 1992


Horst Brunner, Johann von Soest, Willibald Pirckheimer – zwei Fallstudien. In: Walter Haug, Burghart Wachinger (Hg.), Autorentypen (= Fortuna Vitrea. Bd. 6). Tübingen 1991, S. 89–103


Hartmut Beckers, Frühneuhochdeutsche Fassungen niederländischer Erzählliteratur im Umkreis des pfalzgräflichen Hofes zu Heidelberg um 1450/80. In: Elly Cockx-Indestege, Frans Hendrickx (Hg.), Miscellanea Neerlandica. Band 2, Löwen 1987, S. 237–249


Helmut Birkhan, Die Entstehung des Limburg-Romanes des Johann von Soest und seine Aktualität. In: Studien zur deutschen Literatur des Mittelalters, Rudolf Schützeichel (Hg.), Bonn 1979, S. 666–686


Gesa Bonath, Johann von Soest. In: Verfasserlexikon. 2. Ausgabe. Teil 4, 1983, Sp. 744–755


Gesa Bonath, Horst Brunner, Zu Johanns von Soest Bearbeitung des Romans „Die Kinder von Limburg“ (1480). In: Wolfgang Harms, L. Peter Johnson (Hg.), Deutsche Literatur des späten Mittelalters. Berlin 1975, S. 129–152


Ralph Frenken, Kindheit und Autobiographie vom 14. bis 17. Jahrhundert: Psychohistorische Rekonstruktionen. Oetker-Voges, Kiel 1999, S. 275–296


Heinz-Dieter Heimann, Wy men wol eyn statt regyrn sol. Didaktische Literatur und berufliche Schreiben des Johann von Soest, gen. Steinwert (= Soester Beiträge. Bd. 48). Soest 1986


Rudolf Jung, Soest, Johann Steinwert v. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig 1892, S. 540 f.


Karl Obser, Kleine Mitteilungen zur Geschichte Heidelbergs, Johann von Soest. Zur Pflege des Gesanges und der Musik am Pfälzer Hofe, in: Neues Archiv für die Geschichte der Stadt Heidelberg und der rheinischen PfalzBand VIII (1910), S. 180


Rainer Rudolf, Johannes Steinwert von Soest. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 568


Jürgen Schläder, Johann von Soest. Sängermeister und Komponist. In: Heinz-Dieter Heimann (Hg.), Von Soest – aus Westfalen. Wege und Wirkung abgewanderter Westfalen im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Paderborn 1986, S. 25–43


Walther Karl Zülch, Johann Steinwert von Soest. Der Sänger und Arzt (1448–1506). Frankfurt am Main 1920. Darin Eyn Spruchgedicht zu lob und eer der Statt Franckfortt


Deutsche Literatur. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hg.), Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 4. Altenburg 1858, S. 885–917