Heidelberger Geschichtsverein e.V.

www.haidelberg.de

Alfred Seitz

*10. Februar 1903 Mannheim

15. September 1942 Stuttgart (hingerichtet)

Mechaniker

Mitglied der SPD

seit 1936 als OP-Pfleger am Krankenhaus Rohrbach (heute: Thorax-Klinik)

Vater: Johann Seiitz (1872-1907), Schmied

Mutter: Margaretha geb. Koch (1871-1941)

Ehefrau: Käthe Seitz geb. Brunnemer (1894-1942)

wohnt Karlsruher Straße 46



1929: Heirat mit Käthe geb. Brunnemer in Mannheim

1931-1932: Ausbildung zum Krankenpfleger am Städtischen Klinikum in Mannheim. Danach in Karlsruhe.

1936: OP-Pfleger am Tuberkulosekrankenhaus Rohrbach, wo er rasch zum Oberpfleger aufsteigt

April 1936: Heidelberg

22. Juni 1941 (Angriff auf die Sowjetunion): Gespräch zwischen Georg Lechleiter, Jakob Faulhaber, Gustav Süß und Käthe und Alfred Seitz in der Karlsruher Straße 46

September 1941: die Widerstandsgruppe um den Mannheimer Schriftsetzer Georg Lechleiter gibt die illegale Zeitung „Der Vorbote. Informations- und Kampforgan gegen den Hitler-Faschismus“ heraus, zunächst in einer Auflage von 60-70 Exemplaren, die sich auf ca. 200 Exemplare erhöht

10. Februar 1942: die Widerstandsgruppe wird (von Gustav Süß) verraten. Käthe Seitz, Philipp Brunnemer und Hilde Janssen werden verhaftet.

ab 26. Februar 1942: Georg Lechleiter, Alfred Seitz und weitere 30 Mitglieder der Widerstandsgruppe werden in Mannheim und Heidelberg verhaftet

14. Mai 1942: Beginn der zweitägigen Hauptverhandlung gegen 14 Beschuldigte in der Strafsache Georg Lechleiter und andere wegen Vorbereitung zum Hochverrat vor dem 2. Senat des Volksgerichtshofes im Gerichtsgebäude des Mannheimer Schlosses unter Vorsitz des Vizepräsidenten des Volksgerichtshofes Karl Engert. Das Gericht geht über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus und verurteilt alle 14 Angeklagten zum Tod durch das Fallbeil.

Hermann Cuhorst ist in Stuttgart Vorsitzender des Sondergerichts und des 1. Strafsenats des Oberlandesgerichts. Das zweite „Lechleiter-Verfahren“ wird in seinen Zuständigkeitsbereich abgegeben.

15. September 1942: Hinrichtung von Käthe Seitz, ihres Vaters Philipp Brunnemer und von Alfred Seitz sowie 12 weiterer Mitglieder der Lechleiter-Gruppe in Stuttgart

21. Oktober 1942: In einem zweiten Prozess vor dem OLG Stuttgart werden fünf Personen (darunter Albert Fritz) zum Tode verurteilt und am 24. Februar 1943 in Stuttgart hingerichtet. Weitere Mitglieder der Widerstandsgruppe, darunter Hilde Janssen, werden zu mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt und kommen erst 1945 wieder in Freiheit.

Die Namen der am 15. September 1942 und am 24. Februar 1943 in Stuttgart ermordeten Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer lauten: Käthe Seitz, Alfred Seitz, Philipp Brunnemer, Georg Lechleiter, Jakob Faulhaber, Ludwig Moldrzyk, Rudolf Langendorf, Rudolf Maus, Robert Schmoll, Johann (Hans) Kupka, Anton Kurz, Max Winterhalter, Daniel Seizinger, Eugen Sigrist, Albert Fritz, Ludwig Neischwander, Henriette Wagner, Bruno Rüffer und Richard Jatzek. In Gestapohaft werden vor Prozessbeginn Johannes (Hans) Heck, Fritz Grund und Willi Probst ermordet.

Die Leichen von Alfred Seitz und Käthe Seitz werden mit denen von 8 weiteren Mitgliedern der Widerstandsgruppe an die Anatomischen Institute der Universitäten Heidelberg und Tübingen als Übungsmaterial für Studenten übergeben.



1947: Hermann Cuhorst und Karl Engert werden bei den Nürnberger Prozessen angeklagt. Cuhorst wird freigesprochen. Gegen Engert kann aus gesundheitlichen Gründen nicht weiterverhandelt werden. Die Spruchkammer in Stuttgart sorgt dafür, daß Cuhorst bis Ende 1950 eine Freiheitsstrafe verbüßt und nie wieder ins Richteramt zurückkehren kann.

22. Juli 1950: Beisetzung von 27 hingerichteten Widerstandskämpfern, deren Leichen die NS-Justiz der Anatomie der Universität Heidelberg zur Verfügung gestellt hatte, in einem Ehrengrab auf dem Bergfriedhof.

5. Juni 1951: Errichtung einer Gedenkstätte am Südausgang des Bergfriedhof für die 27 hingerichteten Widerstandskämpfer (Inschrift: „Den hier ruhenden Opfern nationalsozialistischer Justiz zum ehrenden Gedenken“)

1975: der 1928 benannte Rudolf-Stratz-Weg in Neuenheim wird in Seitzstraße umbenannt

22. September 2016: in der Seitzstraße (Neuenheim) werden Legendenschilder angebracht, die auf das Schicksal der Widerstandskämpfer Alfred und Käthe Seitz hinweisen



>„Alfred-Seitz-Preis“ für Pflegende der Heidelberger Thoraxstiftung (2019)



Literatur:

Michael Ehmann, OP-Pfleger, Pazifist und mutiger Widerstandskämpfer. Zum 120. Geburtstag von Alfred Seitz – Er arbeitete im Krankenhaus Rohrbach und war Mitglied der „Lechleiter-Gruppe“, in: Rhein-Neckar Zeitung | Heidelberger Nachrichten, 10. Februar 2023, Seite 5

Michael Ehmann, "Um 5.04 Uhr war das Urteil ohne Zwischenfall vollstreckt". Zum Gedenken an Alfred Seitz, Mitglied der Lechleiter-Widerstandsgruppe, zum 120. Geburtstag, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 28/2024, S. 129-142

Dieter Fehrentz, Hans-Martin Mumm, Das Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Justiz auf dem Bergfriedhof, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, VII (2002), S. 271-291

Norbert Giovannini (Hg.), Ingrid Moraw, Reinhard Riese und Claudia Rink, Stille Helfer. Eine Spurensuche in Heidelberg 1933-1945. Heidelberg 2019, S. 57f.

Helga Knaute-Meyer, Die „Vorboten“ der Demokratie wurden hingerichtet, in: RNZ, 17. 11. 2007

Max Oppenheimer, Der Fall Vorbote. Zeugnisse des Mannheimer Widerstandes. Frankfurt 1969

Fritz Salm, Im Schatten des Henkers. 1973 (über den Arbeiterwiderstand in Mannheim)

Stolpersteine in Heidelberg 2010-2015. Hg. von der Initiative Stolpersteine Heidelberg. Redaktion: Joachim Maier, Renate Marzolff, Ingrid Moraw, Claudia Rink. Kurpfälzischer Verlag Heidelberg. Heidelberg 2017, S. 38ff. http://www.stolpersteine-heidelberg.de/index.html

http://www.derpunker.de/aktuell.html#stolpersteine

http://www.stolpersteine-heidelberg.de/kaethe-alfred-seitz.html



>Seitzstraße (Neuenheim, bis 1975: Rudolf-Stratz-Weg)