Heidelberger Geschichtsverein e.V.
Hermann Wilhelm Salomon-Calvi
*15. Februar 1868 Berlin (als Hermann Wilhelm Salomon)
†15. Juli 1941 Ankara (Staatsbegräbnis, begraben auf dem nach Plänen des deutschen Architekten Martin Elsaesser erbauten städtischen Friedhof Cebeci Asri Mezarlığı http://www.goethe.de/ins/tr/ank/prj/urs/geb/res/fri/deindex.htm)
Geologe, Geh. Hofrat, Hochschullehrer für Stratigraphie und Paläontologie
Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
ausgezeichnet mit dem Orden vom Zähringer Löwen, Ehrenbürger der Stadt Heidelberg
Ehrenmitglied des Naturhistorisch-Medizinischen Vereins (von 1856) zu Heidelberg
Ehrenmitglied des Oberrheinischen Geologischen Vereins (von 1871)
Mitglied des Deutschen Ostmarkenvereins (von 1894)
Mitglied des Alldeutschen Verbands (von 1891)
Vater: Adolf Salomon, Fabrikant (1826-1896 aus Körlin/Pommern)
Mutter: Hulda geb. Potocky-Nelken (1837-1892)
besucht das kgl. Wilhelms-Gymnasium (Berlin-Tiergarten)
1886: studiert in Zürich, Berlin und Leipzig
1890: Promotion zum Dr. rer. nat. an der Universität Leipzig bei Ferdinand Zirkel mit der Arbeit: "Geologische und petrographische Studien am Monte Aviolo im italienischen Anteil der Adamellogruppe"
1891-1893: stud. in Zürich und München
1892: konvertiert vom Judentum zum römischen Katholizismus
1. Juli 1893: Heirat mit Rosalina (Rosalie) Calvi (1869-1914) aus Edolo (Prov. Brescia) (auf dem Bergfriedhof Heidelberg begraben), 4 Kinder
1893-1896: Assistent und Privatdozent an der Universität Pavia
1894: Geburt der Tochter Hulda (Ina Gottfried, +1979)
1897: Privatdozent an der Universität Heidelberg. Assistent bei Harry Rosenbusch (1836-1914).
1897: habilitiert sich bei Harry Rosenbusch in Berlin mit einer Arbeit über „Alter, Lagerungsform und Entstehungsart der periadriatischen granitisch-körnigen Massen“
1897: lehrt an der Universität Heidelberg
1898: Geburt der Tochter Hildegard
1899: zum a.o. Professor ernannt
1900: Geburt des Sohnes Hellmuth
1901: ao. Prof. für Stratigraphie (=Schichtenkunde) und Paläontologie (=Wissenschaft von den Lebewesen und Lebewelten der geologischen Vergangenheit) der Universität Heidelberg
1902: wohnt Seegartenstraße 4
1902: Geburt des Sohnes Otto
1908: Harry Rosenbusch (1836-1914) geht in Pension
1908: Professor für Geologie und Paläontologie. Direktor des neugegründeten Geologisch-Paläontologischen Instituts der Universität Heidelberg
1911-1912: Bau der Villa Albert-Ueberle-Weg 2 (Architekt: Franz Sales Kuhn)(heute: Institut für Theoretische Astrophysik)
1912: Verleihung des Ritterkreuzes 1. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen
1912: legt dem OB Karl Wilckens den Plan einer möglichen Erschließung einer Thermalquelle vor. 1913 beginnen die Bohrungen (vgl. 14. August 1918)
1913: Verleihung des Titels Geheimer Hofrat
1913: wird zum Ordinarius ernannt. Leitet bis 1934 das Geologisch-Paläontologische Institut. Lehnt Rufe nach Hannover, Leipzig und München ab.
1916: Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
1916: Hält einen Vortrag über "Bodenbeschaffenheit und Kriegsführung im Westen" im Rahmen der "Vaterländischen Volksabende" im "Schwarzen Schiff" (Neuenheim)
14. August 1918: die Bohrung der Thermalquelle bei der Bergheimer Mühle erreicht bei einer Tiefe von 998 Metern eine 27 Grad „warme und ausreichend kräftige Quelle“ ("Lieselotte-Quelle")
1. Oktober 1918: Dekan der Naturwissenschaftlich-Mathematischen Fakultät der Universität Heidelberg
1919: lehnt einen Ruf nach München ab
1919: Wahl zum korrespondierenden Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
1919: Wahl zum Mitglied des Engeren Senats
Juni 1923: nimmt nach dem Tod der Ehefrau (1914) zusätzlich den Mädchennamen seiner Frau an und nennt sich von nun an Wilhelm Salomon-Calvi. Wohnt Schloß-Wolfsbrunnenweg 17.
16. November 1924: Grundsteinlegung zum Kurhaus des Radium-Solbad auf dem Vangerowplatz (Architekt: Franz Sales Kuhn, 1928 eröffnet)
1924/25: Dekan der Naturwissenschaftlich-Mathematischen Fakultät der Universität Heidelberg
1926: Insolvenz der Bad-Heidelberg-AG
1. Mai 1926: Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Heidelberg
1928: Ölgemälde von Werner von Pigage (1888-1958, hängt heute im Rektorat)
1930-1933: Vorsitzender der Geologischen Vereinigung
1930/31: Dekan der Naturwissenschaftlich-Mathematischen Fakultät der Universität Heidelberg
18. Januar 1933: Reichsgründungsfeier in der Aula der Universität Heidelberg. Festredner: Wilhelm Salomon-Calvi ("Bedeutung der Bodenschätze und Bodenformen für Deutschlands politische, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung")
15. Februar 1933: Rektor Willy Andreas gratuliert S.-C. zum Geburtstag
April 1933: wird von seiner Stellung als Ordinarius an der Heidelberger Universität durch das Rektorat beurlaubt
2. Mai 1933: Ansprache von S.-C. an die Studenten der Dienstags-Vorlesung
1933: wird "stillschweigend" aus der Liste der Ehrenbürger gestrichen
21. Juni 1934: S.-C. teilt dem Rektor der Universität Heidelberg mit, er habe einen Ruf als Ordinarius nach Ankara erhalten
1934: verzichtet auf seinen Lehrstuhl und nimmt einen Ruf an die Land- und Forstwirtschaftliche Hochschule in Ankara an. Dort baut er das Geologische Institut und eine moderne zentrale Wasserversorgung auf. - Die Nationalsozialisten setzen Dr. Julius Ludwig Wilser (1888-1949), ao. Prof. an der Universität Freiburg /Br., als Nachfolger in Heidelberg ein.
31. Dezember 1935: Entzug der Lehrbefugnis
15. Juli 1941: stirbt im Alter von 73 Jahren in Ankara (Staatsbegräbnis auf dem nach Plänen des deutschen Architekten Martin Elsaesser (1884-1957) erbauten städtischen Friedhof Cebeci Asri Mezarlığı http://www.goethe.de/ins/tr/ank/prj/urs/geb/res/fri/deindex.htm)
14. August 1951: der Trinkpavillon des Radium-Solbads wird im Stadtgarten eröffnet
8. Januar 1953: Wiedereröffnung des Kurbetriebs des Radium-Solbad
1957: die Heilquelle in Bergheim versiegt durch Fremdwassereinbruch
25. Februar 1960: endgültige Stillegung des Badebetriebs des Radium-Solbad
1964: der 1951 eröffnete Trinkpavillon des Radium-Solbads im Stadtgarten wird zerstört und durch eine Brunnenanlage ersetzt
25. April 1993: Eröffnung der Ausstellung zum 125. Geburtstag von Prof. Dr. Wilhelm Salomon-Calvi in Heidelberg
2019: Ausstellung zu Wilhelm Salomon-Calvi im Universitätsmuseum
>Gedenktafel am früheren Gebäude des Geologischen Instituts, Hauptstraße 52 (Haus zum Riesen)
>Familiengrab im Bergfriedhof Heidelberg (Abt. Y). Inschriften auf dem Granitfindling:
Selig sind
die reinen Herzens sind
Rosalina
Salomon-Calvi
geb zu Edolo 8. III 1869
gest zu Heidelberg 15. X 1914
Wilhelm Salomon-Calvi
geb 15. II 1868 starb
fern der Heimat in Ankara
am 15. Juli 1941
Ehrenbürger der Stadt Heidelb.
Gisela Schmidt-Dumont
geb Gottfried-Calvi
15. 9. 1919 - 9. 12. 1973
Franz Johannes
28. 12. 1914
Ina Gottfried-Calvi
23. 6. 1894 - 17. 12. 1979
>s.a. Alfred Hettner (1859-1941)
Veröffentlichungen:
Wilhelm Salomon, Die Erbohrung der Heidelberger Radium-Sol-Therme und ihre geologischen Verhältnisse, in: Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse, 14/1927, S. 1-105
Wilhelm Salomon-Calvi, Heidelbergs Landschaft und Untergrund, in: Erwin Stein (Hg.), Monographien deutscher Städte. Darstellung deutscher Städte und ihrer Arbeit in Wirtschaft, Finanzwesen, Hygiene, Sozialpolitik und Technik. Bd. XXVIII: Heidelberg. Berlin 1928, S. 11-29
Literatur:
H. Bagusche, Erinnerung an Professor Salomon-Calvi, in: Heidelberger Fremdenblatt 3 (1958), S. 8
Eike Michael Brunnengräber, "Unser Vertrauensmann für indische Angelegenheiten in Heidelberg“: Professor Wilhelm Salomon-Calvi, das Auswärtige Amt und die Arbeit unter indischen Studenten zur Zeit des Ersten Weltkriegs, in: Interdisziplinäre Zeitschrift für Südasienforschung 4/2018, S. 24-45
Dagmar Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803-1932. (Hg. Rektorat der Ruprecht-Karls-Universität-Heidelberg). Berlin Heidelberg Tokio 2012
Wolfgang U. Eckart, Volker Sellin, Eike Wolgast et al. (Hg.), Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus. Heidelberg 2006, S. 1181ff. et passim
Festschrift Wilhelm Salomon-Calvi zum 65. Geburtstag gewidmet von seinen Schülern (=Geologische Rundschau 23a) Berlin 1933
Karl Hampe, Denkschrift über Mißstände, vornehmlich baulicher Art, an der Heidelberger Universität und ihren einzelnen Instituten / K. Hampe; S. Bettmann; W. Salomon-Calvi. -
Heidelberg: Braus, 1925. - 32 S. ((F 2160-10-5))
Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. V/2000, 55ff., 73
Heidelberger Köpfe. Die Professorenporträts von Dénes v. Szebeny. Ausstellung im Universitätsmuseum Heidelberg, 28. Oktober 2004 - 23. Januar 2005. Texte von Carsten Juwig und Reinhard Düchting. Heidelberg 2004, S. 62
Andreas Hoppe, Wilhelm Salomon-Calvi (1868-1941) Geologe in Heidelberg und Ankara. (Jüdische Miniaturen, hg. von Hermann Simon, Bd. 334). (Hentrich & Hentrich Verlag) Leipzig 2025
Renate Marzolff, Leontine und Victor Goldschmidt. Heidelberg 2007
Gabriel Meyer, Texte zur Ausstellung zu Wilhelm Salomon-Calvi im Universitätsmuseum. Februar 2019 (Neujahrsblatt 2019 des Freundeskreis für Archiv und Museum der Universität Heidelberg e.V.)
Hans-Martin Mumm, Die Erschließung der Thermalquelle und der Bau des Radium-Solbads. 1912 bis 1928,in: Heidelberg. Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins, Nr. 5 (2000), S. 55-76
Dorothee Mussgnug, Die vertriebenen Heidelberger Dozenten. Zur Geschichte der Ruprecht-Karls-Universität nach 1933, Heidelberg 1988, S. 73-75, 143f.
Max Pfannenstiel, Letzte Erinnerung an Wilhelm Salomon-Calvi (1868-1941), in: Geologische Rundschau 35 (1), S. 43-45
Max Pfannenstiel, ZUm Gedächtnis an Wilhelm Salomon-Calvi, in: Ruperto Carola 10. Jg., 23, S. 3-6
Max Pfannenstiel, Gedenkrede auf Wilhelm Salomon-Calvi - der Gelehrte und sein Werk, in: Ruperto Carola 20. Jg., 43/44 (1968), S. 284-260
E. Ruppel, Als Ehrenbürger in die Emigration. Professor Salomon-Calvi ist unvergessen - Verdient um die Erbohrung der Radium-Sol-Quelle, in: RNZ, 20. Augst 1984
Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten. Heidelberg 1992, S. 220
Julia Scialpi, "Wunderquelle und Jugendbrunnen". Das Radium-Solbad in Bergheim, in: Jo-Hannes Bauer, Hans-Martin Mumm (Hg.), 1250 Jahre Bergheim 769-2019. (Kurpfälzischer Verlag) Heidelberg 2019, S. 81-94
Joseph Walk (Hg.), Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918-1945, hg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. München 1988
Salomon Wininger, Große jüdische National-Biographie. Nendeln 1979 (Nachdruck der Ausgabe Czernowitz 1925)
Adolf Wurm, Wilhelm Salomon-Calvi ((Nachruf)) in: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 102 Heft 1 (1950), S. 141-146
http://www.schweizerbart.de/papers/zdgg/detail/102/49355/WILHELM_SALOMON_CALVI_
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Salomon-Calvi
http://www.diplom.de/Emigration-deutscher-Wissenschaftler-Tuerkei-1933-1945/2121.html?tm_campaign=473&utm_source=google&utm_medium=scholar&utm_campaign=Google%2Bscholar^