Heidelberger Geschichtsverein e.V.

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Caroline Rudolphi (Carolina Christiana Louisa Rudolphi)

*24. August 1753 Magdeburg

15. April (am zweiten Ostertag) 1811 (auf dem Friedhof der Providenzkirche begraben)

Dichterin, Erzieherin

Vater: Pädagoge an der Mädchenschule des Potsdamer Waisenhauses

Mutter: Friederike Christine Rudolphi (Familie von Röpert)



wächst in Potsdam auf

1763: Tod des Vaters

1778-1783: Erzieherin in Trollenhagen (bei Neubrandenburg)

1778: Caroline Rudolphi übernimmt die Erziehung von fünf Töchtern der Familie von Röpert in Trollenhagen


1783: gründet in Trittau (Holstein) das Erziehungsinstitut für junge Desmoiselles

1784: Billwerder (bei Hamburg)


1785: gründet in Hamm (bei Hamburg) ein Erziehungsinstitut für Mädchen

August 1803: verlegt wegen der Teuerung in Hamburg ihr Institut nach Heidelberg (Hauptstraße 86, ab 1811: Märzgasse 20). Kontakt zu Achim von Arnim, Sophie Mereau, Clemens Brentano und Johann Heinrich Voß. Einige ihrer Gedichte werden in "Des Knaben Wunderhorn" veröffentlicht. Schreibt ihre Erfahrungen mit Kindern 1807 in einem Briefroman ("Gemälde weiblicher Erziehung") nieder. In der Vorrede beschreibt sie den Grundgedanken ihrer Erziehung: „Lasset unsere Kinder Menschen werden und hindert sie nicht, sondern seid ihnen liebreich förderlich zur besseren Erhaltung ihrer Anlagen“.

Juli 1804: Clemens Brentano siedelt nach Heidelberg über


31. Oktober 1806: Sophie Brentano (36) stirbt bei der Geburt ihres 4. Kindes (Tochter) in Heidelberg und wird mit dem Kind auf dem St. Anna-Kirchhof beerdigt

März 1807: Brentano löst seinen Haushalt in Heidelberg auf und geht nach Kassel. Mit Brentano bleibt Rudolphi nach seinem Weggang von Heidelberg in Kontakt, denn sie hatte seine Stieftochter, Hulda Mereau (1796-1832), nach dem Tod der Mutter in ihre Obhut genommen.


1811: Nachfolgerin ist ihre Mitarbeiterin Emilie Heins (* 5. März 1776 oder 1778 in Hamburg; † 3. Februar 1831 in Heidelberg). Emilie Heins, jüngste Tochter des Hamburger Kaufmanns Bernhard Andreas Heins, wird im Alter von 16 Jahren als Waise in das Mädchenbildungs-Institut von Caroline Rudolphi in Hamm bei Hamburg aufgenommen. Dort bildet sie sich nach der eigentlichen Schulzeit durch praktische Mitwirkung zur Erzieherin aus. Im Jahr 1803 nimmt sie am Umzug des Instituts nach Heidelberg teil und erfüllt bereits Aufgaben einer Gehilfin Rudolphis. Nach dem Tod von Rudolphi entschließt sich Emilie Heins, die Bildungseinrichtung zunächst in kleinerem Umfang fortzuführen. Sie gibt ihr aber in den folgenden zwanzig Jahren eine weitere Blütezeit, von 1816 an zusammen mit ihrer Schwester Elise Bartholomay (1773 in Hamburg; † 27. Februar 1843 in Heidelberg), die auch in Hamburg von Caroline Rudolphi ausgebildet worden war.

18. August 1829: Zum Institutsjubiläum wird den Schwestern Heins und Bartholomay von der Stadt Heidelberg ein Ehrendiplom des Stadtmagistrats und der Bürgerschaft überreicht. Das noch erhaltene Dokument würdigt die Verdienste von Caroline Rudolphi, Emilie Heins und Elise Bartholomay und bezeugt die gesellschaftliche Bedeutung des Bildungsinstituts für Heidelberg.


3. Februar 1831: Emilie Heins stirbt nach längerer Krankheit. Das Institut besteht bis etwa 1840 unter Elise Bartholomay weiter.





9. März 2011: Caroline Rudolphi (1753-1811). Eine Pionierin der Mädchenbildung in Heidelberg (Ausstellung, Kurpfälzisches Museum)



Veröffentlichungen:

Karoline Rudolphi, Der Karoline Rudolphi sämtliche Gedichte. Wien [u.a.] 1805 [G 7503-5]

Caroline Rudolphi, Gemälde weiblicher Erziehung. Heidelberg 1807 [Reprint 1998, Beas-Ed., Lage 1998. (Quellen und Schriften zur Geschichte der Frauenbildung; 10) ((99 C 2935::1))

Caroline Rudolphi, Schriftlicher Nachlaß von Caroline Rudolphi (hg. von Abraham Voss) [Mit dem Portrait der Verfasserin]. Heidelberg 1835 [G 7503]



Literatur:

Herbert Derwein, „Die Krone Heidelbergs“. Ein Erinnerungsblatt für Caroline Rudolphi, in: Heidelberger Fremdenblatt 2/1957, S. 2-5

Christine Dreesen, Monika Schuch, Susanne Himmelheber, „Gedanken über die Liebenswürdigkeit der Frauen“ Mädchenerziehung in Heidelberg, in: Carl-Ludwig Fuchs, Susanne Himmelheber (Hg.): Biedermeier in Heidelberg 1812-1853. Heidelberg 1999, S. 200ff.

Karl Philipp Kayser, Aus gärender Zeit. Tagebuchblätter des Heidelberger Professors Karl Philipp Kayser aus den Jahren 1793 bis 1827 mit 10 Abbildungen nach zeitgenössischen Bildern von Friedrich Rottmann. Herausgegeben von Franz Schneider. Karlsruhe 1923, S. 59, 72f.

Elke Kleinau, Christine Mayer, Caroline Rudolphi - Gemälde weiblicher Erziehung (1807); Amalia Holst - Über die Bestimmung des Weibes zur höhren Geistesbildung (1802); Betty Gleim - Erziehung und Unterricht des weiblichen Geschlechts (1810), in: Dies. (Hg.): Erziehung und Bildung des weiblichen Geschlechts. Eine kommentierte Quellensammlung zur Bildungs- und Berufsbildungsgeschichte von Mädchen und Frauen, Bd. 1, Weinheim 1996, S. 70-84

Gudrun Loster-Schneider, "Laß mir doch / Manch kleines Liedchen glücken, / Das weiche Schwesterseelen einst / An ihren Busen drücken". Zur Lyrik der 'Erzieherin' Caroline Rudolphi, in: Johann Friedrich Reichardt und die Literatur. Komponieren, korrespondieren, publizieren. Hg: Walter Salmen. Hildesheim, Zürich, New York 2003, S. 271-290

Gudrun Perrey, Das Leben der Caroline Rudolphi (1753-1811). Erzieherin – Schriftstellerin – Zeitgenossin. Heidelberg 2010 – Rezension von Karin Buselmeier in Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Jg. 15 (2011), S.   291f.

Ursula Reichert, Musik in Heidelberg. Die Zeit der Romantik, in: [Susanne Himmelheber, Barbara Böckmann (Red.)], Musik in Heidelberg 1777-1885. Eine Ausstellung des Kurpfälzischen Museums der Stadt Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität. Heidelberg [1985], S. 61f.

Otto Rüdiger, Caroline Rudolphi. Eine deutsche Dichterin und Erzieherin, Klopstocks Freundin. Hamburg 1903 [F 7347-6]

Mecklenburg-Strelitz, Beiträge zur Geschichte einer Region. Friedland i. Mecklenburg 2001

Ilona Scheidle, Die Mädchenschulgründerin Caroline Rudophi (um 1750 – 1811) – ein „weiblicher Sokrates“, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 11 (2006/2007), S. 41-55

[Armin Schlechter], 'Ein Knab auf schnellem Roß'. Die Romantik in Heidelberg. Ausstellungskatalog / Universitätsbibliothek Heidelberg. Bearb. von Armin Schlechter unter Mitwirkung von Martina Rebmann. (Schriften der Universitätsbibliothek; Bd. 7) Heidelberg 2006, S. 61

http://www.mvweb.de/kulturportal/index.phtml?showdata-111&Instanz=172&Datensatz=50&SpecialTop=7

Armin Schlechter, Die Romantik in Heidelberg. Brentano, Arnim und Görres am Neckar. Nachwort von Andreas Barth. Heidelberg 2007, S. 50

Friedrich Heinrich Christian Schwarz, An die Pflegetöchter der Verfasserin, in: Caroline Rudolphi, Gemälde weiblicher Erziehung, erster Theil. Heidelberg 1815


Gerhard Schwinge, „freundlich und ernst“ Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Theologieprofessor und Pädagoge in Heidelberg 1804-1837 und die Heidelberger Gesellschaft seiner Zeit. (Archiv und Museum der Universität Heidelberg, Schriften, Band 11). Ubstadt-Weiher 2007

Ernestine Voss, Erinnerungen an Emilie Heins. Bonn 1831 [Universitätsbibliothek Heidelberg]

Ernestine Voß, Aufsätze von Ernestine Voß, darin: "An die Kinder der Emilie Heins", o. O. 1837


Axel E. Walter, Ernestine Voß. Eine Dichterfrau und Schriftstellerin der Spätaufklärung. Mit einer Edition ausgewählter Schriften. Johann-Heinrich-Voß-Gesellschaft (Voß-Materialien, Bd. 2). Eutin 2016




http://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/rhein/hd/km/kdm/11/03a.htm (Kurpfälzisches Museum, Kunstwerk des Monats, März 2011, Ehrenurkunde für Emilie Heins und Elise Bartholomay, vom 18. August 1829)


https://de.wikipedia.org/wiki/Caroline_Rudolphi

https://de.wikipedia.org/wiki/Emilie_Heins